Jetzt einstimmig: Grundschule Dassensen/Holtensen wird geschlossen

Sondersitzung des Schulausschusses.
Sondersitzung des Schulausschusses in der Geschwister-Scholl-Schule Einbeck.

Ich könnte es kurz machen. So kurz wie die Schulausschuss-Sondersitzung gewesen ist. Exakt 37 Minuten dauerte die Veranstaltung in der Geschwister-Scholl-Schule. Bis zur Entscheidung des einzigen Tagesordnungspunktes waren es sogar nur 27 Minuten. Dann war einstimmig (!) beschlossen, dass die Grundschule Dassensen/Holtensen zum 1. August 2014 geschlossen wird, die Kinder aus den betroffenen Dörfern dann in der Südstadt die Geschwister-Scholl-Schule besuchen werden. Lediglich die beiden Elternvertreter im Ausschuss haben sich enthalten. CDU, FDP, Grüne und jetzt auch SPD und GfE waren für die Schließung. Das war ja im Mai noch anders.

Damit könnte dieser Blog-Beitrag beendet sein. Denn neue Argumente habe ich heute nicht gehört, lediglich die bekannten wurden noch einmal ausgetauscht, Zweifel daran, dass dafür eine eigene Sitzung notwendig war, habe ich hier und andernorts jüngst mehrfach geäußert. Wiederholungen langweilen nur.

Aber ich möchte keinesfalls diejenigen enttäuschen, die sich in öffentlicher Sitzung über Drückeberger-Vorwürfe nicht nur der CDU, sondern eines freien Journalisten ärgerten, und die mich in ihren Redebeiträgen direkt angesprochen haben und zu Protokoll gaben: „Ich bin schon gespannt auf die Berichte morgen in Facebook“, sagte Margrit Cludius-Brandt (SPD). Daher folgen dann doch noch ein paar Zeilen. Nicht bei Facebook, sondern hier im Einbecker Politikblog.

Wenn eine Schule geschlossen wird, müssen selbstverständlich viele Dinge berücksichtigt werden, müssen die betroffenen Eltern mit ihren Kindern und die Lehrer eingebunden werden. Sind Gespräche notwendig. Viele Gespräche. Auch in den betroffenen Orten – von den Politikern, die den Schließungsbeschluss erläutern müssen, vielleicht gar rechtfertigen sollen, warum sie so abstimmen (müssen). Weil es keine Alternative gibt, weil die Kinder fehlen, weil die Eltern mit den Füßen abgestimmt haben. Da kann man natürlich auf die in der Politik häufig gebrauchte Formulierung zurück greifen, „alle Beteiligten mitnehmen“ zu wollen.

Doch das passiert längst, schon seit Wochen, und es wäre kein Jota anders passiert, wenn der Rat im Mai beschlossen hätte, zu schließen. Aber das, auch das hat Margrit Cludius-Brandt deutlich gesagt, wäre „nicht unser Verständnis von Politik und Demokratie“: mit zwei Tage vor der Ratssitzung bekannt geworden neuen, zu niedrigen Schülerzahlen, mit nicht in die Sitzung vorab eingebrachten Schließungsbeschlussvorlagen, sondern erst solchen, die in der Sitzung formuliert wurden.

Die Schulleiterinnen der Grundschule und der Geschwister-Scholl-Schule, die die Kinder ab 2014 besuchen werden, und die Lehrer gehen den Weg schon, aus beiden Schulen das Beste mit auf den künftigen Weg zu nehmen. Es gibt Ideen einer Schulwanderung von Dassensen zur Scholl-Schule, im Herbst gibt es eine erste gemeinsame Deutsch-Fortbildung der Kollegien. Außerdem werden nun noch die Eltern und Lehrer mit der Stadt sprechen, welches die Folgen und Auswirkungen ganz konkret sein werden, beispielsweise für die 1. Klasse, die in diesem Sommer in die Grundschule kommt und die ab 2014 dann in Einbeck unterrichtet wird.

Sondersitzung des Einbecker Schulausschusses am 20. Juni 2013.
Sondersitzung des Einbecker Schulausschusses am 20. Juni 2013.

Vielleicht lassen sich „meine“ Kritiker auch mal hier auf eine Diskussion ein, davon lebt nicht nur ein Blog, sondern auch die Demokratie. Vielleicht bleibt es aber ja auch dabei, unverrückbar auf der Position zu verharren, „wir würden jederzeit wieder so handeln“, wie Margrit Cludius-Brandt formulierte. Das wäre schade. Aber selbstverständlich auch okay.

Ein Kommentar zu „Jetzt einstimmig: Grundschule Dassensen/Holtensen wird geschlossen

  1. Achim Wenzig: Das was jetzt passiert ist, war doch schon vor vielen Jahren absehbar. Ich kann mich noch gut erinnern, als die damaligen Dorfkinder von der Geschwister Scholl Schule auf die umliegenden Dorfschulen geschickt worden. Diese Schuleinzugsreform muss jetzt 13-14 Jahre her sein. Viele Betroffene haben sich vehement dagegen gewehrt u.a. auch meine Familie. Meine Kinder, vor allem meine Tochter (mein Sohn war schon älter) ist damals in Einbeck in den Kindergarten gegangen und hatte da ihren Freundeskreis. Dann sollte sie, mitten in der Grundschulzeit, nach Holtensen zur Schule. Sie war todunglücklich. Aber der entscheidende Punkt war, dass damals schon absehbar war das die Dorfschulen auf lange Sicht keine Zukunft hatten. Der demographische Faktor sprach damals schon eine klare Sprache. Das wollte man im damaligen Rat der Stadt Einbeck aber nicht hören. Außerdem war die Geschwister Scholl Schule damals eine verlässliche Grundschule, die in Holtensen nicht. Für berufstätige Eltern ist das aber ein Muss. Wir haben uns damals übrigens erfolgreich dagegen gewehrt. Meine Tochter blieb auf der Geschwister Scholl Schule. Nicht das ich falsch verstanden werde. Ich hab nichts gegen Dorfschulen. Schon gar nichts gegen die in Holtensen. Wir haben Freunde in Holtensen und sind sehr oft dort. Und eigentlich hätte das auch gut gepasst, aber die Vorraussetzungen stimmten damals nicht. Und wie gesagt. Wir als Elternvertreter haben damals schon den Finger gehoben und gesagt das die Dorfschulen spätestens in 10 Jahren in Frage gestellt werden.Übrigens gab es damals auch viele Anfeindungen und Polemik in der Auseinandersetzung. U.a. nach dem Motto: Ihr wollt eure Kinder in der Stadt auf Schule schicken, weil ihr in der Zeit einkaufen könnt. Aber das ist Geschichte! Wir haben leider recht gehabt. Mich überrascht die Entwicklung nicht. Nur das rumgeeiere ging mir auf die Nerven. Das die Politiker der betroffenen Dörfer für ihre Schulen kämpfen ist legitim. Aber irgendwann muss man sich entscheiden, auch wenn die Entscheidung nicht angenehm ist. Man kann es eben nicht allen recht machen.

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