Stadtmuseum: Vergangenheit braucht aktualisierte Zukunft

Die Vergangenheit benötigt eine aktualisierte Zukunft: Eine Arbeitsgruppe aus allen Fraktionen des Stadtrates wird in den nächsten zwölf Monaten zusammen mit der Verwaltung an einer Zukunftskonzeption für das Stadtmuseum Einbeck arbeiten. Das hat der Ausschuss für Kultur, Schule und Sport in seiner jüngsten Sitzung nach vorheriger Ortsbesichtigung der Räumlichkeiten am Steinweg einstimmig beschlossen. Museumsleiter Marco Heckhoff hatte der Politik in der Sitzung Impulse gegeben, welche Fragen aus seiner fachlichen Sicht geklärt werden müssten – jetzt, nachdem das „Wissensquartier“ keine politische Zukunft mehr hat.

Die aus dem 16. Jahrhundert stammenden Fachwerkgebäude des Stadtmuseums Auf dem Steinwege sind zweifellos repräsentative Räume für ein Museum, das sich mit der Geschichte Einbecks beschäftigt. Aber sie bedeuten auch diverse Schwierigkeiten: Es gibt nur kleine Zimmer, sowohl für Ausstellung als auch für Büros, keiner von ihnen ist barrierefrei erreichbar. Moderne Ausstellungsräume, in die jeder hineinkommen kann, wären nur mit hohen Investitionen in den bestehenden Gebäuden herzustellen. Die Ausstellung ist überholungsbedürftig, als letzter größerer Bereich kam die Fahrradabteilung hinzu – vor gut 15 Jahren. Heckhoff wünscht sich weniger Texttafeln, mehr Interaktionsmöglichkeiten. Und eine Konzentration auf die Kernthemen der Einbecker Geschichte, zudem keine Doppelungen: Der Blaudruck beispielsweise könnte gut in der Blaudruckerei am Möncheplatz selbst gezeigt werden, hier würde ein kurzer Hinweis im Stadtmuseum genügen. Was dem Museumsleiter ferner fehlt, ist ein „roter Faden“ durch die Ausstellung, zudem eine Kompaktversion für eilige Besucher. Auch die Wirtschaftsgeschichte seit 1800 oder die großen Stadtbrände, wichtige Einschnitte der Stadtentwicklung, kommen bislang gar nicht vor. Und schließlich gebe es viele „kluge Köpfe“ in der gesamten Einbecker Stadtgeschichte, die bisher gar nicht gewürdigt werden, was aber geschehen sollte.  

Marco Heckhoff macht deutlich, dass eine moderne, zeitgemäße Ausstellung flexible Gestaltungsmöglichkeiten bieten sollte – auch, aber nicht nur für Sonderausstellungen. Da eigne sich ein großer Raum, der flexibel geteilt werden könne, oftmals besser als mehrere kleine Räume. Ausstellungsräume und Magazin/Depot müssten zudem nicht zwingend an einem Standort untergebracht sein, es könnten auch verschiedene Orte sein. Die gut für Besucher erreichbar sind, die gleichsam eingebunden werden in die kulturelle und soziale Landschaft der Stadtgesellschaft, die außerschulischer Lernort und Räume mit Aufenthaltsqualität sind. Ein Museum, sagt Heckhoff, sei heute mehr Ort für Freizeitgestaltung, weniger ein Ort der ausschließlichen Wissensvermittlung. Fakten könne sich heute jeder schnell auf sein Smartphone googeln.

Und so kristallisiert sich die Standortfrage zum wichtigsten und grundlegenden Kriterium für ein Zukunftskonzept. Sie ist Basis, auf der weitere Entscheidungen fußen. Sowohl physisch wie auch psychisch barrierefreie Räume gilt es zu finden. Wie gesagt könnten Magazin und Depot an einem gänzlich anderen Ort untergebracht werden als die Ausstellungsräume. Und selbst die müssten sich nicht auf einen Ort konzentrieren. Ein zentral erreichbares Stadtmodell (aus Bronze) draußen, verbunden mit einer Ausstellung historischer Meilensteine der Stadtgeschichte, wären auch gut gleichsam touristisch und für Geschäftskunden großer Firmen nutzbar.

Klar ist, dass etwas passieren muss. Marco Heckhoff, der seit gut eineinhalb Jahren in Einbeck ist: „Ich habe eine Verantwortung dem Haus gegenüber, auch gegenüber den Mitarbeitern.“

Weniger Vitrinen und Texttafeln, mehr zum Anfassen für die Besucher: Museumsleiter Marco Heckhoff.

Ein Kommentar zu „Stadtmuseum: Vergangenheit braucht aktualisierte Zukunft

  1. Einbeck braucht zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren zusätzliche Versammlungsräume und Ausstellungsflächen. Der PS-Speicher ist der kulturelle Leuchtturm Einbecks. Diese einmalige Sammlung findet über Landesgrenzen hinaus Beachtung und Anerkennung. Diese Stiftung müssen wir mit Dankbarkeit und höchster Wertschätzung konzentriert unterstützen, wo es nur geht. Auch unser Museum ist beachtenswert, bedeutend.
    Darüber hinaus braucht Einbeck bei voller Unterstützung der bestehenden Firmen und Erhalt von Arbeitsplätzen noch mehr zusätzliche innovative Arbeitsplätze durch Hilfe bei den „START UPs“ und Werbung und Mithilfe bei der Ansiedlung von Gewerbebetrieben. Dazu gehören Bereitstellung von Flächen für Handwerk, Handel und Industrie und gegebenenfalls zu Beginn Erleichterung durch geringere Gewerbe- und Grundsteuer. So wie Magdeburg sich INTEL „an Land gezogen“ hat, so sollte auch Einbeck an-gemessen lukrative Angebote für Unternehmer unterbreiten. Das ist meines Erachtens vorteilhafter als das Vorzeigen eines renovierten alten Rathauses mit gläsernem Fahrstuhl!
    Darüber hinaus muss Einbeck alles nur Erdenkliche für die Bildung der Kinder von der Kita, Kindergärten bis hin zu allen Schulen tun. Auch eine noch bessere Fortbildung der Erwachsenen sollte ein Ziel sein. Gut ausgebildete Menschen sind Einbecks Kapital. Die Anschaffung von den neusten Computern und den besten Programmen für alle Schüler und diesbezüglich hochqualifizierte Lehrkräfte werden Einbeck nach vorne bringen und nicht zusätzliche museale Ausstellungsflächen und Tagungsräume. Diese Ausgaben können wir uns zurzeit nicht leisten! Die Feuerwehren und auch die Rettungsdienste bis hin zum Bürgerspital verdienen dagegen unsere höchste Aufmerksamkeit und Unterstützung.
    Für das denkmalgeschützte Rathaus und auch für die denkmalgeschützte Ratswaage besteht Bestandsschutz, welcher durch unser Grundgesetz abgesichert ist. Der Bestandsschutz kann allerdings bei umfassenden Umbauten, Renovierungen und Umnutzung des Gebäudes verlören gehen. Daher VORSICHT! So einen Vorteil gibt man doch nicht leichtsinnig aus der Hand.

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