Dann kämpf‘ mal schön…

Bernd Althusmann (l.) mit örtlichen CDU-Vertretern im Gewächshaus bei KWS, rechts Forschungsleiter Dr. Jürgen Schweden.

Bei seinem letzten KWS-Besuch war Bernd Althusmann noch niedersächsischer Kultusminister. Das war 2011, und der CDU-Politiker hat bei dem Einbecker Saatzuchtunternehmen den Schulpreis verliehen. Seitdem ist eine Menge passiert, auch politisch. Jetzt ist Althusmann, der nach der Wahlniederlage 2013 einige Zeit in Südafrika der Politik adé gesagt hatte, seit wenigen Monaten Landesvorsitzender der niedersächsischen Christdemokraten und möchte am 14. Januar 2018 nächster Ministerpräsident werden. In dieser Woche informierte sich Bernd Althusmann in Einbeck im Rahmen seiner „Frühlingstour“ beim weltweit in 70 Ländern agierenden Saatguthersteller. Und hörte viel zu. Der Besuch war verhältnismäßig kurzfristig zustande gekommen, nachdem Althusmann in Hannover KWS-Vorstandschef Dr. Hagen Duenbostel getroffen hatte. „Dann kämpf‘ mal schön“, verabschiedete sich der CDU-Spitzenkandidat beim örtlichen CDU-Landtagskandidaten Joachim Stünkel in Richtung Lüneburg, wo am Abend die Bundesverteidigungsministerin auf den CDU-Mann wartete. Der Lüthorster nahm’s mit Humor. Er weiß aus langer Landtagserfahrung, dass es im Landkreis viele Unternehmen gibt, die es politisch zu hegen und pflegen gilt, wie Althusmann forderte. Mit in der Entourage der Altmann-Visite bei KWS dabei waren neben den örtlichen Christdemokraten auch Vize-Kreisvorsitzender und Landwirt Dr. Bernd von Garmissen (Dassel-Sievershausen), der Stünkel bei der Nominierung unterlegen war, sowie der Northeimer CDU-Landtagskandidat Lukas Seidel und an der Spitze der Kreisvorsitzende und CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne.

CDU-Landesvorsitzender Bernd Althusmann (l.), hier mit KWS-Forschungsleiter Dr. Jürgen Schweden (r.), KWS-Vorstandschef Dr. Hagen Duenbostel (Mitte) und CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Roy Kühne (ganz links).

Bernd Althusmann war beeindruckt: „Ich habe viel gelernt“, sagte der CDU-Landesvorsitzende nach seinem Besuch bei der KWS. Er hatte sich unter anderem über modernste Züchtungsmethoden, das „Genome Editing“, informiert. Diese Methoden erlauben laut KWS schnellere und präzisere Pflanzenzüchtung. Das Unternehmen gab dem Politiker mit auf den Weg, dass die Genome-Editing-Methoden differenziert bewertet werden sollten. Methoden, die ohne Transfer von artfremden Genen auskommen, sollten regulatorisch wie traditionelle Züchtungsverfahren und nicht wie Gentechnik eingestuft werden, erklärte KWS-Forschungsleiter Dr. Jürgen Schweden. „Das ist eine sehr sensibel zu führende Diskussion, bei der Ängste und Sorgen ernst zu nehmen sowie Pro und Contra abzuwägen sind“, plädierte Bernd Althusmann.

Um auf dem globalen Markt mithalten zu können, sei für ein Unternehmen wie KWS mit seinem Hauptsitz in Niedersachsen eine Forschungsfreiheit auch und gerade bei den modernsten Züchtungsmethoden wichtig, erfuhr Althusmann. Immer schwieriger werde es, Mitarbeiter für das Forschungszentrum am Standort Einbeck zu gewinnen, weil in Deutschland zum Beispiel anders als in den USA Feldversuche nur unter hohen Auflagen möglich seien, erklärte Dr. Jürgen Schweden. KWS beschäftigt in Einbeck rund 1400 Mitarbeiter, davon etwa die Hälfte im Bereich Forschung.

Althusmann informierte sich außerdem über die Saatgutproduktion, für die KWS bis 2019 seine Zuckerrüben-Saatgutaufbereitung ausbaut und ingesamt dafür etwa 41 Millionen Euro am Standort Einbeck investiert. Die 5600 Quadratmeter große Logistikhalle an der Ecke Grimsehlstraße/Otto-Hahn-Straße steht bereits. Bei der Saatgutaufbereitung gaben KWS-Vertreter dem Besucher aus Hannover unter anderem auch Sorgen vor dem Verbot des Insektizids Neonikotinoide mit auf den Weg, einem bewährten Beizmittel im Zuckerrübenanbau. Ein Verbot durch die EU-Kommission hätte Auswirkungen auch auf die Saatgutaufbereitung bei KWS, erfuhr Althusmann.

Althusmanns Eintrag ins Gästebuch bei KWS: Alles erdenklich Gute für eine erfolgreiche Zukunft der KWS.

Wer macht was im neuen Stadtrat?

Der Stadtrat hatte in seiner ersten Sitzung eine Fülle von Personalentscheidungen zu treffen: Wie viele Ausschüsse sollen gebildet werden, welche Ratsmitglieder arbeiten in welchem Fachausschuss mit, wer wird in welche Aufsichtsräte gewählt? Die genauen Einzelheiten und Namen sind dem Ratsinformationssystem Allris zu entnehmen. Die Anzahl der Fachausschüsse und deren thematischen Zuschnitte blieben leider unverändert, ich hatte ja hier schon beschrieben, dass und warum ich für weniger plädiert hatte. Aber die normative Kraft des Faktischen war offenbar stärker. Schließlich muss bei Politik auch immer berücksichtigt werden, dass es nicht allein um die Sache geht, sondern auch um die Vergabe von Posten (was fast jeder Kommunalpolitiker jetzt erbost dementieren wird, was schon fast eine Bestätigung ist). Der Stadtrat hat also unverändert neun Fachausschüsse, hinzu kommen die Betriebsausschüsse für Stadtentwässerung (neuer Vorsitz: Dirk Heitmüller, SPD) und für den Kommunalen Bauhof (unverändert Vorsitzender Marcus Seidel, SPD). Bis auf den Feuerwehr-Ausschuss (Horst Jürgens, CDU), Kernstadt (Rolf Hojnatzki, SPD), den Ausschuss für Stadtentwicklung (Andreas Filipps, SPD) sowie bei Bauen und Umwelt (Willi Teutsch, CDU) gibt es mehrere neue Vorsitzende. Dies sind bei Finanzen Frank-Dieter Pfefferkorn (Bürgerliste), Kultur Walter Schmalzried (CDU), Personal Dr. Reinhard Binder (FDP), Jugend und Soziales René Kopka (SPD), Schule Beatrix Tappe-Rostalski (CDU). Bis auf Tappe-Rostalski, die auf Antje Sölter folgt, die jetzt stellvertretende Bürgermeisterin ist, erfolgen die neuen Vorsitze, weil die Vorgänger nicht mehr dem neuen Rat angehören. Im Aufsichtsrat der Stadtwerke sind mit Rolf Hojnatzki (SPD) und Carsten Pape (CDU) zwei Neulinge, Ulrich Minkner (SPD) saß bereits in diesem Gremium. Minkner ist auch weiterhin Vertreter des Stadtrates im Aufsichtsrat der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft (EWG). In den Aufsichtsrat der Einbeck Marketing GmbH entsendet die Stadt ab dem 1. Januar 2017, also nach der Umstrukturierung, nur noch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und KWS-Vorstandssprecher Dr. Hagen Duenbostel.

Für Forschungsfreiheit

Pflanzentechnologie erlernen, das kann man an der BBS in Einbeck - auch das lernte Thomas Oppermann bei seinem jüngsten KWS-Besuch.

Pflanzentechnologie erlernen, das kann man an der BBS in Einbeck – auch das lernte Thomas Oppermann bei seinem jüngsten KWS-Besuch.

Der Sozialdemokrat kennt KWS schon seit seinen Schülertagen in Edemissen: Damals habe auch er in den Ferien auf dem Feld „Rüben verzogen“, erinnert sich Thomas Oppermann. In Einbeck an der Goetheschule hat der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion sein Abitur gemacht. Bis heute ist Thomas Oppermann mit Einbeck verbunden: Er ist eines der Gründungsmitglieder des Vereins der Förderfreunde des PS-Speichers, dessen Vorsitzender der Aufsichtsratschef der KWS Saat SE, Andreas J. Büchting, ist. Man kennt sich, man duzt sich. Bei seinem jüngsten KWS-Besuch war Oppermann in Begleitung von rund zwei Dutzend Hauptstadtjournalisten. Nach einem Besuch des Weltkulturerbes Fagus-Werk in Alfeld (wo auch Schuhe von Oppermann in der Ausstellung zu sehen sind) stand tags darauf eine Brocken-Wanderung auf dem Programm der mehrtägigen Sommertour. Die Journalisten-Kollegen aus Berlin sorgten bei der 90-minütigen Visite bei KWS für eine höhere Twitter-Aktivität in Einbeck.

 

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Thomas Oppermann wünscht sich eine „rationale Debatte“ über moderne Methoden der Pflanzenzüchtung, wie er bei seinem Besuch sagte. „Die Forschungsfreiheit muss verteidigt werden, sie muss man Ihnen als Unternehmen lassen“, erklärte der 61-Jährige. KWS investiert rund 15 Prozent des Umsatzes jährlich in Forschung und Entwicklung – was dem Etat von zwei mittelgroßen Max-Planck-Instituten entspreche, sagte Thomas Oppermann. Der SPD-Politiker wünschte sich, dass der Saatguthersteller mit guten Forschungsergebnissen weiterhin an der Spitze liegen möge – und dabei keine unangemessenen Behinderungen ertragen müsse. Dass die KWS im strukturschwachen Bereich Einbeck und Südniedersachsen ihren Sitz habe und hier 1700 Mitarbeiter beschäftige, sei besonders wertvoll. Von KWS-Vorstandssprecher Hagen Duenbostel und dem Leiter Forschung & Entwicklung, Jürgen Schweden, ließ sich Oppermann über Züchtungsmethoden und die Saatgutproduktion informieren. Oppermann bestärkte das Unternehmen im  Bestreben nach mehr Transparenz bei der Etikettierung von Lebensmitteln. „Denn nur so wird dem Verbraucher klar, dass bereits bis zu 70 Prozent der Lebensmittel im Supermarkt in ihrer Entstehungskette mit Biotechnologie, also auch mit Gentechnik, in Berührung kommen“, erklärte KWS-Vorstandschef Hagen Duenbostel. Und das sei ja nichts Schlimmes. Bisher wüssten große Teile der Öffentlichkeit das nicht, sagte der 45-Jährige. Die Branche, aber auch die Politik habe eine wichtige Verantwortung, das Bewusstsein dafür zu schärfen.

Moderne Pflanzenzüchtung im Gewächshaus (v.l.): SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann, KWS-Vorstandsprecher Hagen Duenbostel und der Leiter Forschung & Entwicklung bei KWS, Jürgen Schweden.

Moderne Pflanzenzüchtung im Gewächshaus (v.l.): SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann, KWS-Vorstandsprecher Hagen Duenbostel und der Leiter Forschung & Entwicklung bei KWS, Jürgen Schweden.

Mobiler Ministerpräsident

Ministerpräsident Stephan Weil: Den Bierorden der der Karnevalsfreunde Einbeck hat er seit Januar dieses Jahres.

Ministerpräsident Stephan Weil: Den Bierorden der Karnevalsfreunde Einbeck hat er im Januar dieses Jahres erhalten.

Die Botschafter dieser Stadt kennt er schon, die kulinarischen jedenfalls. Und als ausgezeichneter Ordensträger ist er selbst ein Einbeck-Botschafter, als bekennender Biergenießer sowieso. Wenn da nicht immer dieser Gerstensaft aus der Landeshauptstadt wäre… Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), dem erst im Januar dieses Jahres der Bierorden des Einbecker Karnevals verliehen wurde und dem Bier, Bockwurst und Bockbiersenf aus Einbeck erst kürzlich geschmeckt haben, besucht am Freitag zwei Einbecker Leuchttürme. Der Regierungschef ist auf Sommerreise durch Niedersachsen, und auch „Leuchtturm“ klingt ja ein wenig nach Urlaub und Strand. Doch die Visite Weils dürfte (angesichts des Wetterberichts und des eng getakteten Programms) durchaus schweißtreibend werden.

Der Ministerpräsident eröffnet am Mittag den PS-Speicher im Kornhaus, die Erlebnisausstellung individueller Mobilität. Und eine Stunde später ist Weil beim nächsten Einbecker Leuchtturm zu Gast, wie die wirtschaftlichen Schwergewichte, die über die Stadt hinaus strahlen, gerne genannt werden: Bei der KWS soll sich der Gast aus Hannover unter anderem im Gewächshaus informieren. Irgendwie scheint der Ministerpräsident immer heißes Sommerwetter mitzubringen, wenn er in der Bierstadt ist. Bei seiner Sommerreise 2012, damals noch im Wahlkampf als Herausforderer, hatte er seinen Besuch im Einbecker Brauhaus bei 30 Grad zu absolvieren.

Vom Ministerpräsidenten wird bei der PS-Speicher-Eröffnung erwartet, dass er die hohe Bedeutung hervorheben wird, die in einem Flächenland wie Niedersachsen die Mobilität schon immer besessen hat. Schließlich ist zudem der
Fahrzeugbau mit seinen (auch in Einbeck beheimateten) Zulieferern die Schlüsselbranche der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg. Vor allem aber dürfte Stephan Weil, bevor er das offizielle Eröffnungsband vor nach Angaben der Staatskanzlei rund 800 geladenen Gästen durchschneiden wird, dem Stifter und Initiator des PS-Speichers, Karl-Heinz Rehkopf, für langjähriges, beharrliches und überaus erfolgreiches Engagement danken. Vier Jahre lang wurde am PS-Speicher geplant und gebaut, ab Freitag soll der Leuchtturm Licht senden und Menschen anziehen.

Eine runde Stunde ist der Regierungschef beim PS-Speicher eingeplant, bevor er sich mit Entourage vom Westen der Stadt in den Osten aufmachen wird: Bei der KWS Saat AG wird Stephan Weil kurz nach Mittag von Vorstandssprecher Philip von dem Bussche und Vorstand Hagen Duenbostel erwartet. Beide wollen laut Staatskanzlei dem Ministerpräsidenten den zurzeit entstehenden Neubau eines Forschungsgebäudes zeigen und ihm im Gewächshaus die züchterischen Aktivitäten des größten Arbeitgebers in Einbeck nahe bringen.

Bevor sich Stephan Weil übrigens um gespeicherte Pferdestärken in Einbeck kümmern wird, hat er sich bei seiner Sommerreise-Station zuvor über Elektromobiltät informiert. Weil besucht am Freitag Vormittag in Goslar den Energie-Campus, dort geht es unter anderem darum, Elektrofahrzeuge innerhalb von unter 30 Minuten von 0 auf 100 Prozent aufzutanken. Wenn das keine thematische Vorlage für Einbeck ist…

Bier-Botschafter: Barbara und Lothar Gauß, Stephan Weil, Sabine und Wolfgang Michalek.

Bier-Botschafter: Barbara und Lothar Gauß, Stephan Weil, Sabine und Wolfgang Michalek.

Botschafter-Besuch (v.l.): Carsten Ilsemann, Heiko Jörns, Stephan Weil, Kalle Eikenberg, Rainer Koch und Siegfried Kappey.

Botschafter-Besuch (v.l.): Carsten Ilsemann, Heiko Jörns, Stephan Weil, Kalle Eikenberg, Rainer Koch und Siegfried Kappey.