Neustädter Kirchplatz: Warten auf den Gutachter

Die letzten kurzen Schneeschauer des Winters gehen in diesen ersten Frühlingstagen auf dem Neustädter Kirchplatz nieder, der größten innerstädtischen Baustelle in Einbeck. Der Baustelle ohne Bauarbeiten seit vielen Monaten, die an manchen Stellen eher wie ein großes Baustofflager aussieht. Eigentlich sollten im Winter alle Aufgaben erledigt werden, die vor der Fortsetzung der Arbeiten zu erledigen waren: ein so genanntes selbstständiges Beweisverfahren für den Baugrund, der nicht ordnungsgemäß hergestellt worden war. Eigentlich. Denn passiert ist seit der Vergabe an einen Gutachter durch das Landgericht Göttingen im November: nichts. Nach Ablauf der dreimonatigen Frist habe der beauftragte Gutachter sich für befangen erklärt, sagte heute Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Sie hat den Verwaltungsausschuss vergangene Woche über den aktuellen Sachstand informiert. Das Baugrund-Gutachten, das für die Fortsetzung der Bauarbeiten unbedingt erforderlich ist, rückt damit in weite Ferne, wann es vorliegen wird, kann zurzeit niemand genau sagen. „Das ist für uns alle unerquicklich und sehr unbefriedigend“, sagt die Verwaltungschefin. Jeder Tag Stillstand koste Geld.

(c) Foto: Frank Bertram
Nichts passiert seit Monaten: Baustelle Neustädter Kirchplatz, März 2023.

Der vom Landgericht Göttingen in dem selbstständigen Beweisverfahren für ein möglicherweise folgendes Schadensersatzverfahren beauftragte Gutachter hat sich für befangen erklärt, weil er als Professor an der TU Clausthal arbeitet. Und dort ist seit Jahresbeginn der ehemalige Fachbereichsleiter für Bauen und Stadtentwicklung der Stadtverwaltung Einbeck, Joachim Mertens, Dezernatsleiter der Technischen Verwaltung. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek sagte, Mertens habe der Stadt versichert, mit dem Gutachter keinen Kontakt gehabt zu haben und den nicht zu kennen. Die Stadt Einbeck hat das geprüft und sieht entsprechend eine Befangenheit nicht für gegeben. Wie das die Gegenseite in dem Beweissicherungsverfahren empfindet, ist der Stadt bislang nicht bekannt, die Frist zur Äußerung sei bereits abgelaufen, sagte Michalek. Die Stadt muss sich in dem Verfahren eines externen Rechtsbeistandes bedienen, weil am Landgericht Anwaltszwang besteht und das nicht einfach so Justiziar Dr. Florian Schröder übernehmen kann. Was alles noch komplexer macht.

Klar ist: Bevor nicht der Sachverständige den Baugrund untersucht hat, um gutachterlich Beweise zu sichern und zu klären, wer dafür verantwortlich ist, dass der Boden nicht ausreichend verdichtet wurde, können auf dem Areal des Neustädter Kirchplatzes keine Arbeiten stattfinden. Auch nicht an anderen Stellen des Platzes. Man habe da alle Möglichkeiten geprüft und wieder verworfen, sagte Sachgebietsleiter Matthias Zaft. Ein Aktionismus nutze nicht, schade eher.

Falls nun auch die Gegenseite eine Befangenheit nicht gegeben sehen sollte, bekommt der Gutachter Zeit für sein Gutachten. Man spreche da eher von Monaten und könne sich nur in Geduld üben und abwarten, sagte die Bürgermeisterin. Ein gänzlich neuer Gutachter ist keine Lösung, die einen Zeitvorteil verschafft, denn unabhängig davon, dass dieser erst vom Landgericht förmlich bestellt werden muss, hat dieser Sachverständige dann die vorgeschriebenen drei Monate Zeit für sein Gutachten. Schlimmstensfalls geht also der Sommer 2023 ins Land, bevor wieder ein Bauarbeiter auf der Fläche zu baggern beginnt.

Das Beweisgutachten ist unbedingt notwendig, um die Fördergelder für den Neustädter Kirchplatz nicht zu gefährden. Es lässt sich auch nicht einfach so darauf verzichten, will man sich später die Möglichkeit einer Schadensersatzklage erhalten. Nach dem abgeschlossenen Beweisverfahren tritt übrigens zunächst der nächste Baugrund-Gutachter auf den Plan, der im Auftrag der Stadt dann unverzüglich einen Sanierungsvorschlag unterbreiten soll, wie der Boden wieder belastbar wird.

Alles, was schief gehen kann, geht auch schief – man fühlt sich beim Neustädter Kirchplatz mittlerweile unwillkürlich an „Murphys Gesetz“ erinnert. Die Baustelle im Herzen der Stadt kommt einfach nicht aus den Schlagzeilen. Zuletzt waren die enormen Kostensteigerungen und die haushalterischen Probleme mit einem Nachtragshaushalt geheilt worden; Verfahren und Abläufe innerhalb der Stadtverwaltung wurden per Dienstanweisungen verändert. Dass bei 6,3 Millionen Euro – die zuletzt genannte Zahl der Gesamtkosten – das Ende der finanziellen Fahnenstange erreicht sein wird, glaubt angesichts aktuell ständig steigender Baupreise niemand. Richtig sparen kann man bekanntlich nicht mehr, da für die meisten Arbeiten bereits die Aufträge erteilt worden sind. Dennoch dürfte nochmal alles auf den Prüfstand kommen, was noch irgendwie einzusparen ist. Und seien es nur die Baumpflanzen.

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Touristische Herausforderung: Eine der neuen digitalen Infosäulen steht direkt an der Baustelle des Neustädter Kirchplatzes. Vielleicht lässt sich aber an der Baustelle wenigstens ein Hinweis anbringen, warum auf dieser Baustelle nicht gebaut wird. Das irritiert nicht nur Einbeck-Besucher.

Carl Philipp Nies leitet Stadtmuseum und neues Sachgebiet Kultur der Stadt Einbeck

Carl Philipp Nies wird neuer Kultur-Sachgebietsleiter der Stadt Einbeck und damit auch Leiter des Stadtmuseums Einbeck. Der 46-Jährige löst zum 1. Juni den bisherigen Museumschef Marco Heckhoff ab, der Anfang März die Leitung des Fachbereiches Bürgerservice übernommen hatte. Bis dahin leitet Heckhoff das Sachgebiet noch kommissarisch.

Carl Philipp Nies verfügt laut einer Mitteilung der Stadt Einbeck über entscheidende Qualifikationen für die Modernisierung des musealen Bereiches. Er habe einschlägige Erfahrungen in den Themen Museumsentwicklung, Bürgerpartizipation, Mitarbeiterführung und der Schaffung von Förderkulissen, heißt es. Der Verwaltungsausschuss des Einbecker Rates hatte Nies am 1. März zum Sachgebietsleiter benannt.

Carl Philipp Nies hat in Bonn und Berlin Geschichte und Germanistik studiert. Nach seinem Abschluss (Magister Artium) absolvierte er ein wissenschaftliches Volontariat am Historischen Museum Hannover und war im Anschluss für verschiedene Museen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen tätig (Museum Hameln, Stadtmuseum Schloss Wolfsburg, Stadtmuseum Borken, Historisches Museum Hannover). Darüber hinaus sammelte Nies auch Erfahrungen als Projektleiter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Braunschweig Stadtmarketing GmbH und als freier Mitarbeiter des Museumsverbandes Niedersachsen und Bremen (MVNB). Von 2015 bis 2020 war Carl Philipp Nies wissenschaftlicher Mitarbeiter und Leiter des Förderprogramms „Stadtgefährten – Fonds für Stadtmuseen“ bei der Kulturstiftung des Bundes. Aktuell ist er Direktionsreferent für Museumsentwicklung und bürgerschaftliche Beteiligung am Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig.

Mit der Nachfolge-Besetzung der Museumsleitung ist eine größere Personalrochade auf der Leitungsebene der Einbecker Stadtverwaltung fürs Erste abgeschlossen. Zwei von drei Fachbereichen haben neue Leiter bekommen, außerdem sind im Fachbereich Bürgerservice die Sachgebiete neu zugeschnitten worden, aus bisher fünf sind jetzt drei Sachgebiete geworden.

Jörg Mönnig, bisher Leiter des Sachgebietes Soziales, Jugend, Migration, ist nun stellvertretender Fachbereichsleiter und Leiter des Sachgebietes Sicherheit und Ordnung in Nachfolge des verstorbenen Thomas Eggers. Wer das neu geschnittene Sachgebiet Bildung, Familie, Soziales leiten wird, ist noch offen, im aktuellen Organigram ist die bisherige Sachgebietsleiterin Schulen und Sport, Ayla Henne, nicht mehr genannt. Die bisher selbstständigen Sachgebiete Stadtbibliothek und Museum sind zu einem Sachgebiet Kultur zusammenlegt worden, das der neue Museumschef leitet.

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Carl Philipp Nies. (c) Foto: Amrei Flechsig

Smart-City-Musterhaus: Inspirationen und Innovationen?

Smart City? Was ist das denn eigentlich? Das Musterhaus „Denk!Mal“ jedenfalls ist Kernstück des Projekts, das Einbeck auf dem Weg in die Zukunft und Digitalisierung voranbringen will – auch finanziell: Rund 35 Prozent der Projektmittel von insgesamt 4,6 Millionen Euro für Smart City entfallen auf die beiden denkmalgeschützten Häuser in der Knochenhauerstraße 2-4. Dort soll bei einer denkmalkonformen Sanierung vor allem auch gezeigt werden, was heutzutage technisch möglich ist, was innovativ oder experimentell ist, gerade bei der technischen Gebäudeausstattung. Deswegen ist es ja ein Musterhaus, bei dem schon während der Planungs- und Bauphase, aber auch später alles transparent geschieht und gezeigt und dokumentiert wird. Diese Transparenz führte im jüngsten Ausschuss für Tourismus und Wirtschaftsförderung ein wenig zu Diskussionen, die es immer wieder dann gibt, sobald fachlich mehrere Ausschüsse des Rates für ein Thema zuständig sind oder sich zuständig fühlen.

Die Fassade des einstigen „Arkadengang“ am Haus Nummer 4 wird geschlossen.

Smart City ist fachlich an die Wirtschaftsförderung angekoppelt, deshalb auch die Präsentation der Planungen und Pläne im zuständigen Fachausschuss. Doch während Architektin Barbara Müller aus Duderstadt und Nachhaltigkeitsmanagerin Alena Ronnenberg von der Einbecker Stadtverwaltung so ihre Entwürfe präsentierten, von modernen Eisspeichern für die Energieversorgung und von den Problemen berichteten, die Türabsätze und Schwellen für die Räume in den Obergeschossen in punkto Barrierefreiheit und Deckenhöhe ergeben, wurde der Konflikt der Politik immer greifbarer: Ein öffentlich gefördertes Gebäude, in dem Büros der Stadt und Wohnungen entstehen sollen, das nicht beispielsweise über einen Fahrstuhl barrierefrei erreichbar sein wird – darf es so etwas geben? Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) war „entsetzt“, wie sie sagte, sie habe eine „riesengroßes Problem damit, wenn es keine Barrierefreiheit gibt“. Arbeitsplätze der öffentlichen Verwaltung müssten doch für jeden zu erreichen sein. Und auch Alexander Kloss (parteilos) war mulmig dabei, welches Vorbild die Stadt Einbeck gebe, wenn sie Musterwohnungen schaffe, die nicht für jeden mustergültig erreichbar seien.

Architektin Barbara Müller verteidigte ihre Pläne, die Räume in den beiden Gebäuden würden es einfach nicht hergeben, die Schieflagen der Flächen, die Schwellen auszugleichen, weil die Raumhöhe darunter extrem leiden würde. Über einen Fahrstuhl habe man lange nachgedacht, ihn letztlich verworfen, er könnte aber im Innenhof an die Fassade gebaut werden.

Ausschussvorsitzender Dirk Heitmüller (SPD) machte das Dilemma deutlich: Am Alten Rathaus baue die Stadt einen Fahrstuhl, was einige kritisierten, hier baue man jetzt keinen Fahrstuhl, was offenbar nun auch wieder nicht richtig sei. Um die Fragen des Bauens solle sich ohnehin der Fachausschuss für Bauen und Stadtentwicklung kümmern. Der wird sich letztlich die Frage stellen und beantworten müssen: Wird jedes alte Haus überall für jeden erschlossen werden können? Nicht technisch, sondern wirtschaftlich vertretbar. Und: Kann öffentliche Verwaltung in solche Häuser einziehen, wenn die Antwort auf die erste Frage Nein lautet? Und schließlich: Darf Smart City mit seinem Musterhaus Vorbild werden, Inspirationen geben? Keine andere geförderte Smarty-City-Kommune hat ein solches Beispielhaus, in dem auch mal verwegene Gedanken gedacht werden dürfen müssen. Sonst kann man es gleich lassen.

In der Knochenhauerstraße 2 ist bereits ein Fahrrad-Parkhaus vorbereitet.
(c) Architektin Barbara Müller, Duderstadt
So soll die Fassade der zwei Häuser zur Knochenhauerstraße hin einmal aussehen, die Öffnungen des Arkadengangs in Nummer 4 werden geschlossen. (c) Architektin Barbara Müller, Duderstadt

Wird der „Einbecker Zehner“ digital?

So forsch, wie Einbeck Marketing das offenbar möchte, wird sich der „Einbecker Zehner“ vermutlich nicht digitalisieren lassen. Im Ausschuss für Tourismus und Wirtschaftsförderung jedenfalls stieß Geschäftsführerin Rebecca Siemoneit-Barum nicht gerade auf Euphorie, als sie über die seit 2018 existierende Einbecker Regionalwährung berichtete und ankündigte, wie Einbeck Marketing den Zehner aus Papier in Zukunft in das neue digitale regionale Bonus-Punkte-System simplyLocal integrieren will. „Wir brauchen jetzt einen Relaunch, das System ist da, die Technik zukunftsweisend“, sagte Siemoneit-Barum. Die reine papierhafte Währung solle digitaler und damit auch nachhaltiger werden. Der „Einbecker Zehner“ ist nur noch bis Jahresende gültig, seit Jahresbeginn werden bereits deshalb keine neuen Scheine mehr ausgegeben.

Exakt 13.261 „Einbecker Zehner“ im Wert von 132.610 Euro seien in den vergangenen Jahren an die Frau und den Mann gebracht worden, gut 10.000 wurden wieder entwertet (weil eingelöst), rund 2800 sind noch im Umlauf, etwa 6700 könnten (theoretisch) noch ausgegeben werden. Die Regionalwährung sei damit hinter ihren Erwartungen geblieben, sei kein Erfolgsmodell und nicht mehr zeitgemäß, meinte Siemoneit-Barum. Es gebe einen hohen Verwaltungsaufwand, die Kassensystem in Geschäften würden zunehmend digitalisiert. In das Bonussystem von simplyLocal aus Bad Gandersheim soll der „Einbecker Zehner“ nun integriert werden, die Währung brauche dringend mehr Annahmestellen. Bis zum Sommer müssten sich mehr Händler finden, sonst werde es schwierig für eine (digitale) Zukunft, sagte sie.

Die Ausschussmehrheit fühlte sich von diesen Informationen offenkundig überfahren. Fragen nach offenbar ja schon im Aufsichtsrat von Einbeck Marketing entschiedenen Optionen in die simplyLocal-Richtung, motiviert durch KWS und Brauhaus, dementierte die EMG-Geschäftsführerin zwar. Klaus-Reiner Schütte (SPD) sprach sich jedoch für Mut, Willen und Überzeugungskraft für eine zweite Edition des „Einbecker Zehner“ aus. Diesen nach dem Vorbild der österreichischen Partnerstadt Wieselburg einzuführen, sei damals eine politische Entscheidung gewesen. „Und sie war richtig“, sagte Schütte. „Deshalb wäre auch für eine Abschaffung eine politische Entscheidung notwendig.“ Er kritisierte, dass man von Einbeck Marketing jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt werde. „Sie hätten im vergangenen Jahr darauf hinweisen müssen.“ Der Ausschuss sprach sich dafür aus, in Wieselburg Erfahrungen einzuholen, wie dort mit digitalen Überlegungen der Währung umgegangen werde. Zu beschließen gab es für den Tourismus- und Wirtschaftsförderung-Ausschuss ohnehin nichts: Auf der Tagesordnung standen ausschließlich Mitteilungen.

Abschied aus dem Rathaus nach 48 Jahren: Arnd Severidt geht in den Ruhestand

Er hat in all der Zeit eine beeindruckende Bandbreite und nahezu sämtliche Themen der Kommunalverwaltung bearbeitet, sich mit Verkehrsschauen und Abbrennverboten genauso beschäftigt wie mit Kita-Gebührensatzungen oder der Beschaffung von Feuerwehrfahrzeugen. Von den „großen“ Themen wie der Aufnahme von Flüchtlingen, Umbau von Haus der Jugend und Jugendgästehaus oder Corona ganz zu schweigen. Insgesamt fast 48 Jahre lang war Arnd Severidt im Dienst der Allgemeinheit tätig, bei der Gemeinde Kreiensen und zuletzt bei der Stadt Einbeck im Rathaus beschäftigt, zuletzt als Fachbereichsleiter Bürgerservice, der das Ordnungsamt ebenso umfasste wie Soziales, Jugend, Schule, Sport und Kultur. Zum 1. März ist der 65-Jährige in den Ruhestand gegangen, doch zu Beginn der Ratssitzung konnte Severidt nochmal kurz vorne in der Reihe der Fachbereichsleiter sitzen. „Eigentlich dürfte ich das ja nicht“, lächelte Arnd Severidt. „Du musst hier sitzen, hier hast Du immer gesessen“, habe man darauf entgegnet und bestanden, den Abschied vorn aus der ersten Reihe zu erleben, erzählt der Neu-Ruheständler.

Abschied mit Präsent (v.l.): Dirk Heitmüller, Dr. Sabine Michalek, Arnd Severidt, Dirk Ebrecht.

Zu Beginn der Sitzung des Einbecker Stadtrates wurde Arnd Severidt offiziell von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek verabschiedet. Im Kollegenkreis hatte sie das wenige Stunden zuvor schon einmal getan. „Der freundliche Strauß an Worten hört sich beim zweiten Mal noch genauso gut an“, dankte Arnd Severidt. Der große Bahnhof im Stadtrat sei für ihn eine große Ehre. Und die vielen Aufgaben, die große Bandbreite der Themen, das sei stets alles nur gemeinsam mit den vielen Kolleginnen und Kollegen gegangen, betonte Severidt. Es sei immer sein Anspruch gewesen, eine gute Zusammenarbeit mit den gewählten Vertretern im Rat zu realisieren. Die „Gemengelage“, wie er das nannte, zwischen Rat und Verwaltung müsse stimmen, dann führe das zu guten Entscheidungen, könne die Verwaltung die Beschlüsse gut umsetzen. Das habe ihm Spaß gemacht, und deshalb gebe es eben dieses eine weinende Auge bei ihm. Er sei aber sicher: „Das weinende Auge wird kleiner.“ Severidt dankte für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit und verabschiedete sich: „Ich sag‘ dann mal Tschüss!“

Mit Arnd Severidt verlässt einer der letzten leitenden Rathausmitarbeiter das Haus, der noch aus der ehemaligen Gemeinde Kreiensen kommt. Severidt hat die Fusion vor mehr als zehn Jahren mit verhandelt. „Er war immer offen, sich für Verwaltungsmodernisierung einzusetzen und den Weg in die Digitalisierung zu gehen“, sagte Dr. Sabine Michalek in ihrer Laudatio zum Abschied. Noch 2023, also kurz vor seiner Pensionierung, habe er mit neuen Aufgaben begonnen, beispielsweise die personelle Aufstockung der Wohngeldstelle vorangetrieben oder sich um den Zivilschutz gekümmert, der eine immer stärkere Rolle spiele. „Was ich in den vergangenen zehn Jahren unserer Zusammenarbeit schätzen gelernt habe an Arnd Severidt ist seine hohe fachliche und menschliche Kompetenz“, sagte die Bürgermeisterin. „Ich schätze seine ruhige, umsichtige und vorausschauende Art, er hat ein hohes Verantwortungsgefühl, er hat nie ‚Dienst nach Vorschrift‘ gemacht.“ Die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus hatten ein großes Vertrauen in Arnd Severidt gesetzt, ebenso wie sie, sagte Michalek. „Er war ein sehr geschätzter Kollege im ganzen Haus.“

„Immer wenn ein Urgestein der Verwaltung sich verabschiedet, reisst das ein besonders tiefes Loch, und die Fußstapfen für die Nachfolger sind dann besonders groß“, sagte die Rathauschefin. „Aber Herr Severidt wäre nicht Herr Severidt, wenn er sich nicht frühzeitig um einen guten Übergang gekümmert hätte.“ Seinem Nachfolger Marco Heckhoff stehe er bei Bedarf weiterhin zur Verfügung, sagte Michalek.

Zum Abschied gab’s von den Kollegen aus dem Rathaus einen praktischen Beitrag zur Motorradausrüstung für den begeisterten Zweiradfahrer aus Ahlshausen. Die Führungsebene habe das ergänzt: um einen Reiseführer über Motorradtouren im Harz. „Er kann dann in Ruhe eine strategische Reiseplanung machen, bei einer guten Tasse grünen Tee, den er so sehr schätzt“, sagte Michalek.

42 Jahre haben sie gemeinsam in Rat und Verwaltung agiert: Fraktionschef Frank-Dieter Pfefferkorn (Greene) von der BlGfE (l.) und der in den Ruhestand gegangene Arnd Severidt in der Stadtratssitzung.

Wenn der Kreistag in Einbeck tagt…

Als der Northeimer Kreistag im August 2019 letztmals in Einbeck im Forum der Berufsbildenden Schulen tagte, war der marode Sitzungssaal im Kreishaus der Grund. Der ist zwar immer noch marode, mittlerweile wird nicht allein der Saal erneuert, sondern das gesamte Kreishaus umfangreicher saniert. Erstmals seit der Pandemie fand eine Sitzung in Einbeck statt. An dem jüngsten Treffen des Kreistages im BBS-Forum, das wieder als Hybridsitzung organisiert war, nahmen 46 von 51 Kreistagsabgeordnete teil, aber nur 29 waren persönlich anwesend, die Übrigen hatten sich online zugeschaltet. Krankheitsbedingt nahm Kreistagsvorsitzende Frauke Heiligenstadt (SPD) zwar online an der Sitzung teil, hatte die Sitzungsleitung aber ihrem Stellvertreter Günther Kelter (CDU) in Präsenz überlassen.

Mitreißende Themen hatte der Kreistag am Freitag nicht zu entscheiden, viele Formalia waren zu klären, Gremien um oder neu zu besetzen. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel ließ jedoch bereits zu Beginn der Sitzung bei ihrem Bericht über wichtige Angelegenheiten aufhorchen: Der Landkeis Northeim kehrt in seinen Kfz-Zulassungsstellen zu der Software zurück, die bis Ende 2022 im Einsatz war. Wie die Landrätin erläuterte, habe es nach der Umstellung zum 1. Januar auf das neue, von den Kommunalen Diensten Göttingen (KDG) ausgewählte Fachverfahren „VOIS.Kfz“ viele Probleme gegeben. „Es läuft bis heute nicht fehlerfrei“, sagte sie. Die Bearbeitungszeiten seien gestiegen, fehlerfreies Arbeiten sei durchweg nicht möglich. Der Landkreis habe teilweise seine Zulassungsstellen wegen Softwareproblemen sogar komplett schließen müssen, was zu einer hohen Unzufriedenheit bei Kunden und Mitarbeitern geführt habe. Sie habe sich deshalb vom Kreisausschuss ermächtigen lassen, das Vertragsverhältnis wieder zu kündigen und zum bisherigen „OK.Verkehr“ zurückzukehren. Über einen geregelten Ausstieg aus der gerade erst installierten neuen Software habe sie bereits vergangene Woche Gespräche geführt. Der Landkreis Göttingen mit der KDG werde sich dem Ausstieg anschließen, sagte Klinkert-Kittel.

Löblich war zwar, dass die Kreishaus-Chefin sich bei ihrem 13-seitigen Bericht, wie selbst ankündigte, auf wenige Themen beschränkte, die sie mündlich in der Sitzung vortrug (unter anderem auch noch die Terminankündigung des 50-jährigen KVHS-Jubiläums am 1. September in der Stadthalle Northeim). Allerdings hätte die Landrätin ihr Versprechen („Der Bericht wird ihnen zeitgleich in voller Gänze zur Verfügung gestellt“) dann auch umsetzen müssen. Bis Montag Mittag war das Dokument leider nicht öffentlich einsehbar… und erst nach mehrfacher Intervention ist es inzwischen online.

Der Kreistag hat in der Einbeck-Sitzung außerdem im Regionalen Raumordnungsprogramm (RROP) die Ziele und Grundsätze, wie sich Siedlungs- und Versorgungsstrukturen im Landkreis Northeim künftig entwickeln dürfen, einstimmig neu gefasst. Das RROP wird zurzeit überarbeitet. Im Oktober sollen die jetzt beschlossene Fassung noch einmal öffentlich ausgelegt und die Bürger beteiligt werden. Für Änderungen am ursprünglichen Entwurf hatten sich sowohl SPD als auch CDU-FDP-Die Unabhängigen im vergangenen Sommer ausgesprochen. Nun sollen alle Ortschaften und nicht nur die so genannten zentralen Orte weitere (Neubau-) Entwicklungsmöglichkeiten bekommen, wobei ein sparsamer Flächenverbrauch und der Vorrang der Innenentwicklung gelten soll. Joachim Stünkel (CDU) lobte die Zusammenarbeit mit der Verwaltung in diesen Fragen. Das stärke die kommunale Selbstverwaltung. Auch André Neubauer (SPD) dankte für den gemeinsamen Konsens. Es sei nun gut gelöst, dass sich kleinere Orte ebenfalls entwickeln können. Positiv sah er die geschaffene Möglichkeit, dass im Bereich der Autobahn 7 im RROP gemeindeübergreifende Vorranggebiete für industrielle Anlagen und Gewerbe festgelegt werden. Norbert Nissen (Grüne) freute sich über die festgeschriebenen Baulückenkataster in den Städten und Gemeinden, die einer Entwicklung entgegen wirken sollten, dass Orte sich immer weiter nach außen ausdehnen „und im Inneren stürzen dann die Häuser ein – das kann’s natürlich nicht sein“.

Kontroverse Debatten gab es in der jüngsten Sitzung des Northeimer Kreistages zu mehreren Anträgen der AfD-Fraktion. Vor allem die Forderung der AfD nach „Ortsterminen in Flüchtlingsunterkünften des Landkreises“, welche den Kommunalpolitikern die Möglichkeit geben sollten, die Lage zu beurteilen und „sich über mögliche Missstände zu informieren“, führte dazu, dass sich der Kreistag mit großer Mehrheit entschied, nicht weiter über diesen Antrag in einem Ausschuss zu sprechen. „Nichtbefassung“ nennt sich das im Politikdeutsch. Befasst haben sich die Politiker dann mit dem Thema allerdings trotzdem – direkt im Kreistag.

Es sei „frech, schamlos und unverschämt“, Missstände zu suggerieren und durch die Unterkünfte wie durch einen Zoo hindurch gehen zu wollen, ärgerte sich CDU-Fraktionsvorsitzende Beatrix Tappe-Rostalski. Offenbar wie früher bei den Menschenschauen bei Hagenbeck, ergänzte Tom Hendrik Becker (FDP). Die Kreisverwaltung habe alle Kreistagsabgeordneten frühzeitig und ausführlich über die Lage der Flüchtlinge aus der Ukraine informiert, habe vorbildlich gehandelt. SPD-Fraktionschef Uwe Schwarz nannte den Antrag einen „massiven Verstoß gegen die Menschenwürde“, der für das Menschenbild der AfD spreche. AfD-Fraktionsvorsitzender Maik Schmitz empfand vor allem die Verbindung zu Hagenbecks Menschenschauen eine Frechheit und verbale Entgleisung: „Ich bin erzürnt.“ Man sei von der Verwaltung zwar informiert worden, möchte sich aber selbst gerne ein Bild vor Ort machen. Auf Landesebene sei so etwas alles möglich, sogar mit Medienbegleitung. „Wer verwehrt Ihnen denn, mit Flüchtlingen in Kontakt zu kommen“, fragte Grünen-Fraktionsvorsitzende Karen Pollok die AfD-Vertreter. Wenn sie einmal freundlich anklopfen würden, könnten solche Gespräche sicherlich entstehen.

Zuvor hatte der Kreistag mit großer Mehrheit gegen die drei AfD-Stimmen die Landrätin beauftragt, für eine stärkere Demokratieförderung zunächst eine Bestandsaufnahme der im Landkreis vorhandenen Initiativen und Maßnahmen zu erarbeiten, welche extremistischen und extremen Strömungen entgegen wirken. Das bereits bestehende Programm „Demokratie leben!“ soll mit mehr Geld ausgestattet werden. AfD-Fraktionschef Maik Schmitz hatte die Ablehnung seiner Fraktion damit begründet, dass zu wenig auf den Bereich des Linksextremismus und des Islamismus geschaut werde. Es gelte doch, jegliche extremistischen Bestrebungen zu ächten, dazu zählte Schmitz auch die „durchgeknallten Klimaterroristen“, wie er die so genannte Letzte Generation nannte. Außerdem habe zu dem Thema die AfD den Antrag zuerst gestellt, bemerkte Andreas Jakob (AfD), doch das werde von den anderen Fraktionen nicht beachtet: „Ihr und die Medien könnt ja alle so weitermachen, uns ausgrenzen und beschimpfen etc., ist definitiv nicht zielführend, auch für Euch nicht. Wir werden dann in der nächsten Wahl hier und im Stadtrat mit ein paar mehr bodenständigen AfDlern auftreten“. Der Antrag jedoch denke vom falschen Ende her, schlage sofort konkrete Aktionen und Handlungen vor, kritisierte Christian Krug (SPD). Vorher müsse aber über einige Dinge grundsätzlich gesprochen werden, um Parallelstrukturen zu vermeiden und vorhandene Ressourcen zu bündeln, meinte auch Hans-Dietmar Kreitz (CDU). Karen Pollok (Grüne) dementierte, dass Anträge der AfD einfach so weggewischt würden, die AfD operiere oftmals jedoch mit falschen Begrifflichkeiten. Sie sprach sich bei der Demokratieförderung für den Austausch vorhandener Akteure aus, gemeinsam die Demokratie im Landkreis voranzubringen: „Wir wollen alle Demokraten an einen Tisch bekommen.“

(c) Foto: Frank Bertram
Erstmals seit der Pandemie tagte der Kreistag am Freitag im BBS-Forum in Form einer hybriden Sitzung, mehr als ein Dutzend Kreistagsmitglieder nahmen online teil.

Breuker-„Vorgänge“: CDU-Kreisvorstand mahnt wortreich, bleibt aber zaghaft

Eine weitere CDU-Ratsfraktion gründen zu wollen und dies öffentlich anzukündigen, ohne dass dieser Schritt zuvor beschlossen wurde und die formalen Voraussetzungen durch die mutmaßlich Beteiligten gegeben waren, ist bei der CDU kein massiv parteischädigendes Verhalten. Jedenfalls sieht das der Northeimer CDU-Kreisvorstand so. Am Freitag Abend hat er sich in einer Videokonferenz mit „den Vorgängen in Einbeck“ beschäftigt, wie CDU-Kreisvorsitzender David Artschwager am Sonntag in einer ausführlichen Stellungnahme mitteilte. Der Fall sei damit abgeschlossen. Ergebnis: Gegen Helmar Breuker wird kein Parteiausschlussverfahren angestrengt, er darf in CDU bleiben, aber keine Parteiämter mehr bekleiden. Ordnungsmaßnahmen gegen Breuker werden vorbereitet. Auf das Amt des stellvertretenden CDU-Kreisvorsitzenden verzichtete Breuker laut Artschwager bereits freiwillig mit sofortiger Wirkung.

Was die Kreis-CDU in ihrer Mitteilung Vorgänge oder Vorkommnisse in der CDU Einbeck nennt, war der Versuch des im Dezember aus der CDU-Ratsfraktion ausgeschlossenen Ratsmitglieds Helmar Breuker, mit einem anderen Ratsherrn eine neue, zweite CDU-Gruppierung im Stadtrat zu gründen. Dieser Vorstoß jedoch war ein Alleingang Breukers. Der von ihm als weiteres neues Fraktionsmitglied Genannte war darüber nur allgemein, jedoch nicht konkret orientiert, fiel aus allen Wolken und dementierte das von Breuker vorgetäuschte Einverständnis umgehend. Ein Austritt aus der CDU-Ratsfraktion war von dem Genannten nicht formal erklärt worden.

Helmar Breuker sieht darin bis heute unwidersprochen einen „Verrat“. Was starker Tobak, jedoch bis dato in einem Facebook-Post von Breuker vom 26. Februar nachlesbar ist. Breuker wörtlich: „Man gut, dass es Protokolle, Mails und letztlich Zeugen gab, welche die Wahrheit wissen.“ Vorgelegt hat er diese bislang öffentlich nicht, schreibt lediglich, „die zur Einsicht berechtigten CDU-Mitglieder“ wüssten Bescheid.

CDU-Kreisvorsitzender David Artschwager. Foto: privat

In der aktuellen Stellungnahme des CDU-Kreisvorsitzenden heißt es: „Wichtig ist mir hier noch einmal klarzustellen: Es geht konkret nicht um die Frage der Toleranz gegenüber von nicht durch den ‚Mainstream‘ getragenen Meinungen! Hier sind wir offen und akzeptieren selbstverständlich nicht nur jede auf dem Boden des Grundgesetzes fußende und mit unseren christlich-demokratischen Grundwertenden korrelierende Meinung, sondern empfinden ein reichhaltiges Meinungsspektrum als bereichernd“, erklärte David Artschwager. Ebenso wenig wolle man Breukers jahrelange gute Arbeit für die CDU in Abrede stellen, diese sei grundsätzlich unstreitig, meint Artschwager. In dem vorliegenden Fall gehe es darum, „dass mit uns und den weiteren Betroffenen unabgestimmt ein Vorgang in die Öffentlichkeit gebracht wurde, der geeignet sein könnte, unsere Glaubwürdigkeit als CDU vor Ort zu beschädigen“, erklärte Artschwager in der Stellungnahme des CDU-Kreisvorstandes.  Mit den erfolgten Beschlüssen über das weitere Vorgehen sei der konkrete Vorfall mit ausreichenden Konsequenzen verfolgt worden: „Für uns als Kreisverband ist mit Abstimmung der Ordnungsmaßnahmen gegen Herrn Breuker dieser Fall abgeschlossen. Es wird Zeit, dass wir uns den Sachthemen, als Kreisverband primär dem Thema Bildung, widmen und uns nicht weiter mit Personalproblemen in Einbeck herumschlagen müssen. Ich wünsche mir eindringlich von allen Verantwortungsträgern, dass sich Indiskretionen und persönliche Diffamierungen nicht wiederholen“, formuliert CDU-Kreisvorsitzender David Artschwager. „Für uns gilt es jetzt, uns der Arbeit für die Bürgerinnen und Bürger zu widmen, statt uns nur mit uns selbst zu beschäftigen“.

Wie sehr die Kreis-CDU auch die Berichterstattung dirigieren möchte, zeigt eine unmittelbar nach der Kreisvorstandsitzung am Freitag Abend an die Presse verschickte E-Mail Artschwagers, in der er die Medien bat, die offizielle Stellungnahme des Kreisverbandes abzuwarten, „da sie die einzige legitimierte Stellungnahme des Kreisverbandes ist“. Es habe im Übrigen keinen Antrag des Stadtverbandes auf einen Parteiausschluss gegeben.

Ob Breuker nun auch nicht mehr stellvertretender CDU-Vorsitzender des Stadtverbandes Einbeck ist, blieb zunächst offen. Ohnehin soll es noch in diesem Monat Neuwahlen bei einer Mitgliederversammlung der Einbecker CDU geben. Keine Zweifel lässt Breuker daran, sein Ratsmandat behalten zu wollen: Für die nächste Sitzung des Stadtrates hat er einen Antrag zu Kita-Gebühren eingereicht. Auf Facebook schreibt er heute nach der Entscheidung des Kreisvorstandes: „Und damit schließt sich hoffentlich das für alle Betroffenen unangenehme Kapitel.“

Nachtrag 06.03.2023, 14:01 Uhr: Wie CDU-Kreischef David Artschwager auf meine Nachfragen mitteilte, habe Breuker bereits gegenüber dem Stadtverbandsvorstand in Einbeck seinen Rücktritt vom Amt des stellvertretenden Vorsitzenden erklärt. Bei den Ordnungsmaßnahmen, über die der CDU-Kreisvorstand in seiner nächsten Sitzung beschließen will, handelt es sich um den Zeitraum der Aberkennung der Fähigkeit zur Wahl für Parteiämter. Der Enthebung von Parteiämtern sei Breuker durch seine Verzichte zuvor gekommen. Da für diese nächste Kreisvorstandssitzung penibel Fristen einzuhalten sind, wird das Treffen laut Artschwager vermutlich in circa vier bis sechs Wochen stattfinden.

Helmar Breuker.
Ratsherr Helmar Breuker (CDU).

Stadtwald macht der Politik wieder mehr Spaß

Der Stadtwald hat bekanntlich mehrere Funktionen: Erholung, Sport, Ruhe, Märchen – aber er ist eben auch Wirtschaftswald, in dem Bäume gefällt werden und dieses Holz vermarktet wird. Wenn im Fachausschuss für Klimaschutz und Nachhaltigkeit wie in dieser Woche beim Blick auf die Forstwirtschaftsjahre 2022 und 2023 von Kalamitäten, Vorratsaufbau, Zukunftsbäumen und Bedrängern oder von Naturverjüngung die Rede ist, sind oftmals die Experten von Hiebsatz und Einschlagsmengen unter sich. Früher ein deutlicher Verlustbringer, macht der insgesamt 565 Hektar große Einbecker Stadtwald auf der Hube, seit 2020 vom Forstamt Moringen und Stadtförster Jonas Fürchtenicht und seinem Team bewirtschaftet, nach meinem Eindruck in der Ausschusssitzung der lokalen Politik wieder deutlich mehr Spaß. Zwar steht noch immer ein Minus in den Bilanzen, aber dieses ist deutlich geringer geworden. Und die Richtung der Entwicklung stimme, wie Vertreter der großen Fraktionen einig waren.

Im Jahr 2022 sind im Einbecker Stadtwald 2488 Festmeter Holz eingeschlagen worden, vor allem (2140 Fm) Buchenholz. 16 Prozent des Einschlags sind auf Dürre zurückzuführen. Das solle aber nicht irritieren, sagte Stadtförster Jonas Fürchtenicht im Fachausschuss, er kenne andere Wälder, in denen dieser Anteil bei über 70 Prozent liege. Im aktuellen Forstjahr sind insgesamt 3440 Festmeter vorgesehen, bis dato sind bereits 1320 Fm eingeschlagen, berichtete der Förster. Damit komme man auch wieder deutlich näher an den seit 2018 geltenden so genannten jährlichen Hiebsatz von 3900 Fm heran. Nicht immer könne aber soviel Holz eingeschlagen werden wie geplant oder gefordert, beispielsweise warte er für den Einbecker Wald seit November auf den Einsatz eines Harvesters, diese Spezialgeräte seien momentan sehr schlecht zu bekommen, weil diese Dienste sehr gefragt seien, sagte Fürchtenicht.

2022 hat die Stadt Einbeck mit dem Stadtwald rund 160.000 Euro eingenommen, vor allem durch Holzverkauf (126.000 Euro), dieser ist übrigens auch online möglich (hier über das Forstamt Moringen). Dem stehen Ausgaben von rund 105.000 Euro gegenüber, wodurch sich ein rechnerisches Plus von 55.000 Euro ergibt. Berücksichtigt in dieser Rechnung sind zwar schon die 35.000 Euro, die das Forstamt Moringen für die Bewirtschaftung erhält, allerdings nicht die Personalkosten. Wenn alles jenes berücksichtigt wird (also z.B. auch die Reparaturen von Schutzhütten, die Personalausgaben beim städtischen Personal), bleibt unterm Strich für den städtischen Haushalt ein Minus von rund 50.000 Euro übrig. Im aktuellen Forstjahr 2023 rechnet der Stadtförster mit Einnahmen von 237.000 Euro und Ausgaben von 135.000, wodurch sich bereits ein rechnerisches Plus von rund 102.000 Euro ergibt, am Ende (in der Haushaltsbilanz) dürfte zumindest eine rote Null nahe sein.

Die Stadt Einbeck wird per Ratsbeschluss voraussichtlich im März eine Förderung nach dem so genannten klimaangepassten Waldmanagement beantragen. Die Empfehlung hat der Ausschuss einstimmig gegeben. Stadtförster Jonas Fürchtenicht sieht die geforderten Bedingungen als erfüllbar an, wie er ausführlich erläuterte. Der Förderantrag sei zwar „bürokratisch, aber machbar“, wie er sagte, er habe für andere Wälder bereits solche Anträge gestellt. Wenn der Stadtwald Einbeck sämtliche zwölf aufgestellten Kriterien erfüllt, und das tue er, können im ersten Jahrzehnt bis zu 52.000 Euro pro Jahr beantragt werden. Im zweiten Jahrzehnt, sobald „nur“ noch Kriterium 12 zu erfüllen ist und gefördert wird, könnten immer noch bis zu 2644 Euro pro Jahr geltend gemacht werden, berichtete die Förster. Insgesamt kommen in 20 Jahren damit rund 550.000 Euro an Förderung zusammen. Das Kriterium 12 sieht vor, dass auf fünf Prozent der Waldfläche eine für 20 Jahre aus der Nutzung genommene natürliche Waldentwicklung stattfinde. Der bereits vorhandene und ausgewiesene „Märchenwald“ ist mit 37,7 Hektar sogar bereits heute größer als die in dem Förderprogramm für das zweite Jahrzehnt geforderten 26,4 Hektar.

Seit November können Waldbesitzer die Förderung „Klimaangepasstes Waldmanagement“ beantragen. Ziel sind Klimaschutz und Anpassung der Wälder an den Klimawandel. Nur klimaresiliente Wälder seien dauerhaft in der Lage, neben CO2-Bindung auch die anderen Ökosystemleistungen (z. B. Schutz der Biodiversität, Erholung der Bevölkerung, Erbringung von weiteren Gemeinwohlleistungen sowie die Rohholzbereitstellung) zu erfüllen, erläuterte Fürchtenicht.

Weitere Kriterien, die bei der Förderung zu berücksichtigen sind, ist unter anderem ein Vorrang für die Naturverjüngung, sofern klimaresiliente, überwiegend standortheimische Hauptbaumarten in der Fläche auf natürlichem Wege eingetragen werden und anwachsen. Außerdem sollen Stadien der natürlichen Waldentwicklung und Wälder insbesondere aus Pionierbaumarten bei kleinflächigen Störungen zugelassen werden. Die Buche wachse im Schatten der Birke beispielsweise besser. Ein weiteres Kriterium ist der Verzicht auf Kahlschläge. Die Vielfalt an Totholz sowohl stehend als auch liegend und in unterschiedlichen Dimensionen und Zersetzungsgraden soll erhöht werden. Weiteres Kriterium der Förderung ist Kennzeichnung und Erhalt von mindestens fünf Habitatbäumen oder Habitatbaumanwärtern pro Hektar, welche zur Zersetzung auf der Fläche verbleiben. Auf Düngung und Pflanzenschutzmittel soll verzichtet werden, fordert das Förderprogramm. Das alles erfülle man bereits.

(c) Foto: Frank Bertram
Holzstapel im Einbecker Stadtwald auf der Hube.

Nachtrag 16.03.2023: Der Stadtrat hat den Antrag für Klimaangepasstes Waldmanagement einstimmig beschlossen.

Wo bald das Fahrrad-Gründach steht, führte einst der Dreckgraben aus der Stadt

Nicht nur der Winter mit kurzzeitigem Schnee und Frost hat die kleine Baustelle am südlichen Möncheplatz, wo der Hören auf das Rosental mündet, zwischenzeitlich ausgebremst. Auch die Fundamente für die zwei Säulen der dort entstehenden neuen Fahrradabstellanlage mussten ein wenig umgeplant werden und sollen nun wenige Meter versetzt entstehen, um die historischen Mauern des einstigen Dreckgrabens nicht zu zerstören. Bei archäologischen Grabungen waren diese von Stadtarchäologe Markus Wehmer gefunden und freigelegt worden. „Die archäologische Denkmalpflege muss in Einbeck immer mitgedacht werden“, sagte Fachbereichsleiter Jens Ellinghaus am Freitag bei einem Ortstermin. Die Mauern können erhalten bleiben, werden „in situ“ in der Erde an Ort und Stelle gesichert, damit auch in Jahrzehnten spätere Generationen noch im Boden die Geschichte lesen können. Wenige Meter daneben werden nun die Fundamente für das Fahrrad-Gründach gegossen, werden die vorhandenen Kommunikationsleitungen verlegt und schließlich der Platz gepflastert.

Bis spätestens Mitte Mai entsteht auf dem südlichen Möncheplatz, einer rund 200 Quadratmeter großen Fläche, die den einst „Schmiedeplan“ genannten Platzbereich umfasst, eine neue Fahrradabstellanlage mit begrüntem Dach und sieben Bügeln für insgesamt 14 Fahrräder, die unter dem Dach abgestellt werden können. Das Dach kann mit seinen knapp 30 Quadratmetern etwa 750 Liter Niederschlagswasser zurückhalten und auf dem Gründach verdunsten lassen, wodurch das Mikroklima verbessert wird, erläuterten Sachgebietsleiter Matthias Zaft und der Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauen, Jens Ellinghaus. Außer dem Dach wird auf dem gepflasterten Platz ein Ladestellenschrank mit 13 Schließfächern aufgestellt, in dem Fahrrad-Akkus von E-Bikes kostenlos aufgeladen werden können. Die Schließfächer sollen eine smarte Zugangsmöglichkeit erhalten, niemand soll mehr irgendwo Schlüssel abholen müssen. Außerdem wird auf dem Platz eine weitere digitale Infostele aufgestellt, schließlich kommen noch zwei Sitzbänke und ein Papierkorb zu dem Ensemble hinzu. Insgesamt sind für die Baumaßnahme rund 125.000 Euro kalkuliert, die Kosten werden bis auf die Pflasterung (etwa 30.000 Euro) zu 90 Prozent über das Förderprogramm React-EU finanziert, mit der wirtschaftliche und soziale Folgen der Corona-Pandemie abgefedert werden sollen. Das Pflaster passt sich an das bereits auf dem Möncheplatz verwendeten Muster an.

(c) Foto: Frank Bertram
An den freigelegten Überresten des gemauerten Dreckgrabens am „Schmiedeplan“/Ecke Rosenthal (v.l.): Pierre Haendel, Marcel Überall, Bauamtsleiter Jens Ellinghaus, Stadtarchäologe Markus Wehmer und Sachgebietsleiter Matthias Zaft.

Über den „Schmiedeplan“ führte der von der Langen Brücke hinter der Hausbebauung des westlichen Möncheplatzes verlaufende Dreckgraben, über den in Zeit vor der Kanalisation die Abwässer aus der Stadt gelangten. Nach dem Stadtbrand von 1540 waren die Dreckgräben mit Steinen gemauert und im 17. und 18. Jahrhundert nochmals verbreitert worden. Erst nach der bis 1897 entstandenen Kanalisation in Einbeck wurden die Dreckgräben zugeschüttet, verfüllt neben Erde unter anderem mit (wahrscheinlich defekten) Gegenständen aus Porzellan, Ton- oder Glasgefäßen, deren Überreste die Archäologie nun wieder fand. Der längste Dreckgraben führte aus dem Norden über das Petersilienwasser immer zwischen den Häusern hindurch über den Schmiedeplan und über die Dreckgraben genannte Straße direkt an der Stadtmauer (heute Rosental) aus der Stadt wieder heraus in den Mühlenkanal. Anhand der historischen Stadtpläne und anderer Quellen hat Stadtarchäologe Markus Wehmer die Entwicklung des Schmiedeplan-Dreckgrabens durch die Jahrhunderte genau dokumentieren können. Zeitweise war der kleine Platz bebaut, zeitweise Gartenland. Erst als nach 1843 die Stadtmauer abgebrochen wurde, die heutige Grimsehlstraße als neue Ausfallstraße entstand und die moderne Kanalisation gebaut wurde (Ende 19. Jahrhundert), war der Dreckgraben überflüssig geworden und wurde verfüllt – was heutige Archäologen zu Funden verhilft.

Die Reinigung der Dreckgräben war wie die Reinhaltung der Brunnen in der Stadt eine Pflichtaufgabe der so genannten Nachbarschaften, von denen es mehrere im Stadtgebiet gab und die jeweils mehrere Straßenzüge umfassten. Im Bereich des Rosentals sollte der Dreckgraben laut einer Polizeiverordnung von 1573 jeden Pfingstsonnabend geflutet und anschließend gereinigt werden, hat Stadtarchäologe Markus Wehmer herausgefunden. In späteren Jahrhunderten seien diese Pflichten zunehmend vernachlässigt worden, wie das zahlreiche Fundmaterial aus der Grabenfüllung verrate, sagt er. Dementsprechend habe es früher entlang der Dreckgräben auch gerochen.

(c) Foto: Frank Bertram
Im ehemaligen Dreckgraben hat Stadtarchäologe Markus Wehmer „historischen Müll“ gefunden, u.a. diese Fläschen, Teller- und Schüsselscherben aus dem 19. Jahrhundert.
(c) StAE Stadtarchiv Einbeck
Stadtplan von 1873 mit Hausnummern. Ausschnitt (c) StAE Stadtarchiv Einbeck
(c) Foto: Frank Bertram
Nach 1540 wurden die Dreckgräben gemauert.

Geschwister-Scholl-Schule: Lehrschwimmbecken war drei Monate lang nicht nutzbar

Das gut drei Monate lang gesperrte Lehrschwimmbecken in der Geschwister-Scholl-Schule kann ab kommenden Montag (27. Februar) wieder genutzt werden. Das sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek heute auf Anfrage. Die Vereine und Schulen als Nutzer seien darüber heute informiert worden. Die Stadt ist Trägerin der Grundschule in der Südstadt, in der sich das Becken befindet. Das Schwimmbecken war seit dem 24. November gesperrt, weil Legionellen im Beckenwasser festgestellt worden waren.

Die Sperrung vor einem Vierteljahr wurde durch das Gesundheitsamt des Landkreises Northeim veranlasst. Woher die Legionellen kamen, wurde gefunden, die betroffene Leitung geschlossen. Dann habe man das Beckenwasser erneuert, erläuterte Sachgebietsleiterin Ayla Henne. Eine erneute Beprobung habe jedoch neue, erhöhte Messwerte aufgewiesen, die durch das Gesundheitsamt und das Landesgesundheitsamt überprüft worden seien. Dies habe ergeben, dass eine eingesetzte Chemikalie im Bereich der Filterung nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielt habe. Hier habe man nachgebessert, was die Werte nunmehr wieder normalisiert habe.

Zu den finanziellen Auswirkungen der rund drei monatigen Sperrung kann die Stadt Einbeck aktuell noch keine Auskunft geben, Rechnungen liegen bisher noch nicht vor. Sicher sei aber bereits der Ausfall der Nutzungsgebühren der Vereine für diesen Zeitraum, die das Lehrschwimmbecken ebenso wie Schulen intensiv nutzen. 2015 hatte es bereits politische Debatten über eine neue Filteranlage gegeben.

(c) Foto: Frank Bertram
Eingang zur Geschwister-Scholl-Schule in Einbeck.

„Christdemokratische Ratsgruppe Einbeck“: Breuker kündigt zweite CDU-Fraktion an

Gibt es in Zukunft zwei Fraktionen der CDU im Einbecker Stadtrat? Der im vergangenen Jahr aus der CDU-Fraktion ausgeschlossene Ratsherr Helmar Breuker (CDU) kündigte am Dienstag Abend jedenfalls eine neue Gruppierung an, die er zusammen mit dem CDU-Ratsherrn Dr. Andreas Kroll bilden will: die „Christdemokratische Ratsgruppe Einbeck“ (CRE). Zu diesem Schritt habe man sich im Vorstand des CDU-Stadtverbandes entschlossen, erklärte Breuker per Pressemitteilung, Kreis- und Landespartei seien darüber informiert. Breuker ist stellvertretender CDU-Vorsitzender in Einbeck und ebenso Vize im Kreisverband. Mittlerweile hat sich allerdings herausgestellt, dass weder Stadtverband-Vorstand noch Kreisvorsitzender von dem Schritt vorab wussten.

Update 22.02.2023, 21:04 Uhr

Während Helmar Breuker auch auf Nachfrage noch beteuert, die Bekanntgabe sei mit Dr. Kroll abgestimmt und dieser sei aus Solidarität zu ihm aus der Fraktion ausgetreten, betonte Dr. Andreas Kroll am Mittwoch Abend mir gegenüber eindeutig, er sei nicht aus der CDU-Ratsfraktion ausgetreten! Die Mitteilung zu der neuen Fraktion sei von Breuker allein verfasst worden und von ihm, Dr. Kroll, „nicht freigegeben und schon gar nicht mit mir abgestimmt“ worden. Er sei sauer. Beruflich sei er momentan sehr eingespannt und habe momentan nicht die Zeit für Kommunalpolitik.

Frühere Version:

Gänzlich überraschend kommt ein solcher Schritt für Beobachter nicht. Helmar Breuker hatte im Landtagswahlkampf intensiv Wahlkampf für den damaligen CDU-Kandidaten Dr. Andreas Kroll gemacht, der von ihm geführte Stadtverband sah sich enger und häufiger an der Seite des letztlich nicht erfolgreichen Landtagskandidaten Kroll als die Fraktion, das war für jeden offensichtlich.

Dennoch sind nach der heutigen Ankündigung einige Fragen offen (und von mir bei den Beteiligten aktuell angefragt): Ist Dr. Andreas Kroll aus der CDU-Ratsfraktion ausgetreten? Oder ebenfalls ausgeschlossen worden wie Breuker? Was sagt der Kreisvorsitzende David Artschwager zu der Entwicklung in Einbeck? Ihn sah man zuletzt häufig an der Seite Breukers und Krolls. Was sagt die CDU-Ratsfraktion und ihr Vorsitzender Dirk Ebrecht zu dem Schritt? Ist die neue Fraktion CRE schon im Rathaus angemeldet worden oder erfahren es Verwaltung und Politik aus den Medien?

Update, hier die ersten Antworten: Laut CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht ist Dr. Andreas Kroll bislang nicht aus der CDU-Ratsfraktion ausgetreten, eine förmliche schriftliche Erklärung liege ihm nicht vor, und in zwei Fraktionen gleichzeitig könne niemand sein. Die neue CRE hat ihre Fraktionsgründung am Dienstag Vormittag per Mail im Rathaus angezeigt, dort geht man bislang von einer rechtmäßigen Gründung aus. CDU-Kreisvorsitzender David Artschwager war nach eigenen Angaben bislang nur allgemein über die Pläne informiert, er habe keine konkreten Angaben zu Konstellation und Zeitpunkt gehabt. In den Gesprächen sei den Beteiligten klar gemacht worden, dass die Kreis-CDU das Thema als einen „Einbeck-spezifischen“ Vorgang ansehe, der auf Institutionen und deren Konstellation in der Kreis-CDU keinen Einfluss habe, erklärte Artschwager. Er persönlich finde diesen Vorgang ziemlich beachtenswert und hoffe, dass nun in der CDU Einbeck wieder Einigkeit einkehre und der Fokus auf inhaltliche Arbeit gelegt werde. Der Kreisvorsitzende: „Dafür haben uns die Bürgerinnen und Bürger ihr Vertrauen geschenkt, dem wir uns auch alle würdig erweisen müssen. In Ausführung dessen ist für stadtverbands-/ stadtratsfraktionsinterne Grabenkämpfe kein Platz!“

Helmar Breuker hat übrigens gegen seinen Rauswurf nach der Eilentscheidung des Verwaltungsgerichts Göttingen keine weiteren juristischen Mittel eingeleitet, wie er mir gegenüber sagte. In Revision beim OVG zu gehen habe er abgelehnt, „zumal politisch Fakten geschaffen und das persönliche Verhältnis zerstört sind“, wie Breuker sagte. Leider hätten die eher allgemeinen Begründung ausgereicht, „um den Wählerwillen auszuhebeln“.

Nach einem Jahr fraktionsinternen Streit wollen sich Breuker und Kroll nach eigenen Angaben wieder Inhalten widmen. Helmar Breuker: „Wir wollen parteiintern und -extern einen neuen Arbeitsstil entwickeln. Rats- und Fraktionsarbeit, abgesehen von nicht-öffentlichen Themen, ist für uns kein geschlossenes System. Wir laden alle Interessierten ein, uns zu begleiten.“ Bewusst habe man sich mit dem Namen der Gruppierung an die Mutterpartei CDU angelehnt. Zu deren Werten bekennen sich die beiden Ratsherren ausdrücklich und setzen auch deswegen auf Eigenständigkeit, wie Breuker schreibt. Dr. Andreas Kroll wird in der Mitteilung mit den Worten zitiert: „Wir sind auf den Listen der CDU angetreten und werden die Inhalte des Wahlprogramms und den Wunsch unserer Wählerinnen und Wähler in den Rat tragen. Dem fühlen wir uns verpflichtet.“

Sich einer anderen, bestehenden Ratsgruppe anzuschließen, kam für beide nach eigener Darstellung nicht in Frage. Aber man sei bei allen politischen Gruppierungen gesprächsbereit, wenn es um die Umsetzung politischer Inhalte gehe, schreiben sie und kündigten für die nächste Stadtrat-Sitzung einen ersten Antrag zur Staffelung der Kita-Gebühren an.

(Aktualisiert 22.02.2023, 16:32 Uhr)

CDU-Ratsherr Helmar Breuker vor der Sitzung des Stadtrates am 7. Dezember in der Multifunktionshalle. Links Dr. Andreas Kroll (CDU).

Konzept vorgelegt: Wie soll sich die Alte Domäne Greene in die Zukunft entwickeln?

Sie prägt die Ortschaft, ist ihr Zentrum. Greene ohne Domäne ist kaum vorstellbar. Aber die großen Gebäudekomplexe der historischen Vierflügelanlage aus dem beginnenden 18. Jahrhundert im Herzen der Einbecker Ortschaft wollen auch in Zukunft sinnvoll genutzt werden. In den vergangenen neun Monaten hat deshalb eine Arbeitsgruppe gemeinsam mit Planern an einem Entwicklungskonzept für die Alte Domäne Greene gearbeitet. Der Stadtentwicklungsausschuss hat dieses 73-seitige Papier nun nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern sieht es auch einstimmig als gut geeignete Grundlage für weitere Planungen, bis September/Oktober soll ein Zeitplan für das schrittweise realisierbare Vorhaben aufgelegt werden. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagte Klaus-Reiner Schütte (SPD), der viel Lob für die konstruktive Arbeit der Arbeitsgruppe hatte und dafür plädierte, die AG auch an der weiteren Planung eng zu beteiligen. Zumal in der AG sämtliche aktuellen Nutzer der Gebäude vertreten sind, die ihre Interessen somit unmittelbar weiterhin einbringen können.

Aktuelle Nutzer der Alten Domäne sind die Freiwillige Feuerwehr, die Außenstelle des Kommunalen Bauhofs der Stadt Einbeck, der Schützenverein mit einer Schießanlage, der Heimatverein mit dem Heimatmuseum sowie dem Standesamt, die Agravis Bauservice GmbH, der Lebensmittelladen „Ihr Frischmarkt“, ein Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft, eine Hausarztpraxis sowie eine Physiotherapiepraxis.

Insgesamt 20 Nutzungs- und Sanierungsvorschläge werden in dem Entwicklungskonzept detailliert vorgestellt, das sich als Skizze mit ersten Konzeptideen sieht. Am Ende raten die Planer zu der Variante, die einen Tausch der Flächen von Feuerwehr und Bauhof vorsieht, der beiden so genannten Ankernutzer. Vor allem die Feuerwehr benötigt in den nächsten Jahren dringend größere Hallen für größere Fahrzeuge. Notwendig wird während der Umbauzeit eine Übergangslösung. Außerdem müsste der Bauhof nach dem Tausch mit 30 Prozent weniger Fläche auskommen. Sollte sich der Bauhof deshalb dagegen entscheiden, am Standort Domäne zu bleiben, könnten die Gebäudeteile zu kleinen Wohnungen umgebaut werden, vorhandene Dachgeschosse könnten zusätzlich ausgebaut werden. Der Betreiber eines nahen Seniorenheimes habe hier auch bereits Interesse am „betreuten Wohnen“ angemeldet, hieß es.

Den größten Sanierungsbedarf hat das Amtshaus. Hier müssen nicht nur Dachstuhl und Fassade angefasst werden; Teile der Fassade lösen sich, weshalb der Außenbereich des Kindergartens bereits abgesperrt werden musste. Das historische Gebäude ist außerdem nicht barrierefrei, ein neuer Fahrstuhl könnte hier abhelfen und den vorhandenen Treppenlift ersetzen. Das Dachgeschoss ist momentan aus Brandschutzgründen nicht nutzbar, hier könnte aber Wohnraum entstehen. Auch eine öffentliche WC-Anlage wäre möglich. Dann wäre auch die Domänenanlage touristisch nutzbar.

Der Innenhof, der heutzutage vor allem zum Parken genutzt wird, könnte teilweise ebenso als Wohnmobilstellplatz genutzt werden, schlägt das Konzept vor. Der Frischmarkt wünscht sich, ein Café einrichten zu können. Alle Nutzer klagen über eine schlechte verkehrliche Erreichbarkeit, obwohl der Komplex direkt an der Bundesstraße liegt: Für Verkehrsteilnehmer, welche die B 64 von Kreiensen kommend in Richtung Einbeck befahren, ist die Alte Domäne erst auf der Höhe der Einmündung Steinweg sichtbar. An dieser Stelle ist jedoch ein Rechtsabbiegen in den Steinweg nicht zulässig. Auch gibt es dort keinerlei Halte- oder Parkmöglichkeiten. Für nicht ortskundige Verkehrsteilnehmer sei die Domäne damit nur unter Schwierigkeiten zu erreichen, heißt es im Konzeptpapier.

Das Entwicklungskonzept empfiehlt auch bei grober Wirtschaftlichkeitsbetrachtung diejenige Variante, welche die Domäne aufwertet, neue Interessengruppen anspricht und damit eine voraussichtlich deutliche Belebung des Standortes vorsieht. Rund sieben Millionen Euro sind dafür überschlägig kalkuliert. Zumal eine Minimalvariante, die nur die dringendsten baulichen Erfordernisse und vor allem energetische Sanierung vorsieht, nicht wesentlich günstiger wäre (mindestens fünf Millionen Euro). Von der ursprüngliche Idee, auf dem Domäne-Areal ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu etablieren, haben sich Planer und Arbeitsgruppe schnell verabschiedet. Denn für ein MVZ wäre ein weiterer, neu zu besetzender Hausarztsitz notwendig. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) stuft Greene im Planungsbereich Einbeck jedoch als „überversorgt“ ein, ein freier Arztsitz im Bereich der Hausärztlichen Versorgung steht aktuell nicht zur Verfügung. Zudem würdigt das Konzept, dass die vorhandene Arztpraxis einer weiteren skeptisch gegenübersteht, und möchte vermeiden, mit einem Mal ganz ohne Hausarzt dazustehen. Möglich wäre aber die Ansiedlung eines Facharztes.

Und dann ist da noch die Idee, den „Greener Korn“ wieder zu brennen. Das vorhandene Brennrecht der ehemaligen Branntweinbrennerei könnte wieder genutzt werden, der meist aus Weizen gebrannte „Greener Korn“ könnte wieder aufleben. Der „Greener Korn“ könnte nach Auffassung der Konzeptplaner einen gewinnbringenden Wirtschaftsbereich darstellen und zur Attraktivierung des Standortes beitragen.

(c) Foto Heimatverein Greene
Ein Luftbild der Domäne Greene ziert das Titelblatt der Studie. Rechts oben verläuft die B64, links ist der Bolzplatz zu sehen. (c) Foto: Heimatverein Greene

Stadt: Neue Bahnhofstoiletten in Einbeck-Mitte und Kreiensen sollen im März fertiggestellt sein

Wie steht’s eigentlich um die entstehenden neuen Toilettenanlagen an den Bahnhöfen in Einbeck-Mitte und Kreiensen? Was lange Zeit als eine nicht enden wollende Geschichte erschien, soll im März enden. Wie Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek heute auf meine Anfrage mitteilte, werden die beiden im Bau befindlichen WC-Anlagen im nächsten Monat fertiggestellt und damit nutzbar. Beide Toiletten verfügen über ein behindertengerechtes WC, ein Urinal und einen Wickeltisch.

Foto: Frank Bertram
Baustelle des neuen WC am Bahnhof Einbeck-Mitte.

Im Bahnhofgebäude Einbeck-Mitte hatten zeitweilig Lieferschwierigkeiten bei der Außentür die Arbeiten verzögert. In dieser Woche aber konnte diese Tür eingebaut werden. Die Abbruch- und Rohbauarbeiten sowie die Rohinstallation der Technik waren bereits zuvor erfolgt. Innenausbau und die Fertiginstallation können erst erfolgen, wenn mit Tür die für die folgenden Gewerke notwendige Temperatur gesichert werden kann. Das ist jetzt gegeben. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich Ende März abgeschlossen. Der Kostenrahmen von 90.000 Euro wird laut Stadtverwaltung eingehalten.

Auch am Bahnhof Kreiensen laufen die Bauarbeiten für eine öffentliche Toilette innerhalb des Gebäudes. Bauherr ist hier der Bahnhofseigentümer Sohoco GmbH, nicht die Stadt, die das WC lediglich mietet. Der Mietvertrag ist abgeschlossen. Derzeit werden die Installationsarbeiten für Heizung, Lüftung und Sanitär sowie Elektro und die Trockenbauarbeiten vorgenommen. Die Maßnahme soll nach Auskunft des Bauherrn voraussichtlich Mitte März beendet sein, informiert die Stadtverwaltung.

Foto: Frank Bertram
Eingangstür (rechts) zum neuen WC am Bahnhof Einbeck-Mitte.

Neuer Fachbereichsleiter Jens Ellinghaus im Einbecker Rathaus gestartet

Nach gut einem Monat Vakanz hat die Einbecker Stadtverwaltung wieder einen Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen: Jens Ellinghaus hatte heute im Rathaus seinen ersten Arbeitstag und wurde von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek in seinem Dienstzimmer im zweiten Obergeschoss des Neuen Rathauses begrüßt. An einer ersten Leitungsrunde hat Ellinghaus teilgenommen, außerdem an einem 25-jährigen Dienstjubiläum einer Kollegin. In den nächsten Tagen muss sich der 31-Jährige nun in die aktuellen Themen und Projekte seines Fachbereichs einarbeiten, die Gegebenheiten vor Ort kennenlernen, das Büro für sich einrichten. Mitte Februar folgen die ersten öffentlichen Ausschusssitzungen, in denen sich der Nachfolger von Joachim Mertens persönlich vorstellen – und vor allem erstmal viel zuhören wird. Im Dezember war Ellinghaus im Stadtrat online zugeschaltet.

Zuletzt war Jens Ellinghaus in den vergangenen zwei Jahren als Stadtbaurat der Leiter des Bauamtes bei der Großen Kreisstadt Kulmbach in Bayern. Von 2012 bis 2015 hatte er das Bachelorstudium Freiraumplanung an der Hochschule Osnabrück und von 2015 bis 2018 den Masterstudiengang Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar absolviert, bevor er im Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in Hannover das technische Referendariat durchlaufen hat. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek freut sich, dass es der Stadt Einbeck gelungen ist, auf dem hart umkämpften Markt des hochqualifizierten technischen Personals erfolgreich gewesen zu sein. Der 31-Jährige hatte sich unter fünf Mitbewerbern durchgesetzt. Jens Ellinghaus ist gespannt auf die neue Tätigkeit in Einbeck. Durch die Rückkehr nach Niedersachsen, wo er aufgewachsen ist, könne er nun in Einbeck seine Vorliebe für historische Altstädte umsetzen.

Foto: Frank Bertram
Jens Ellinghaus wird von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek im Rathaus begrüßt.

Campingplatz: Vorgeschlagenes Grundstück am Reinserturm liegt im Überschwemmungsgebiet

Das von der Ratsgruppe „Liberal und klar“ ins Spiel gebrachte Grundstück am Reinserturm für einen Campingplatz liegt im Überschwemmungsgebiet von Ilme und Rebbe. Eine Realisierung dort ist damit nahezu ausgeschlossen. Wie Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek auf meine Anfrage mitteilte, habe man im Rathaus die von der FDP/Kloss-Gruppe eingereichten Informationen zu dem vorgeschlagenen Grundstück geprüft, ob es sich als Campingplatz eignet. Das jetzt vorliegende Ergebnis ist eindeutig: „Ein Bauleitplanverfahren dürfte erfahrungsgemäß angesichts des ausgewiesenen Überschwemmungsgebietes an dieser Stelle scheitern“, machte die Rathauschefin deutlich. Darüber habe sie auch die Ratsgruppe informiert.

Das Rathaus bleibt auch bei der Auffassung, vor der Grundstückssuche die Anforderungen potenzieller Investoren kennen zu müssen. „Dann kann die Verwaltung leichter passende Grundstücke anbieten“, erklärte Michalek. Andersherum sei es schwieriger. Die Nähe zu einem bestehenden Wohnmobilstellplatz wäre von Vorteil, aber auch gute infrastrukturelle Anbindung (sanitäre Einrichtungen in der Nähe oder ohne großen Aufwand zu errichten, Strom- und Trinkwasseranschlüsse, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe, Internetzugang über WLAN möglich) sowie ein landschaftlich attraktives Umfeld seien Kriterien, die der Stadtverwaltung genannt worden seien. Michalek: „Wir sind gerade dabei, potenzielle Investoren anzusprechen.“

Das in Rede stehende Areal (laut Stadt rund 8140 Quadratmeter groß) sei ein Gebiet, das laut Baugesetzbuch dem so genannten Außenbereich zuzuordnen sei, sagte die Bürgermeisterin auf meine Anfrage. Der Flächennutzungsplan stelle dort eine Fläche für die Landwirtschaft dar. Michalek: „Es handelt somit nicht um eine Baufläche.“ Der überwiegende Teil der beiden Flurstücke liege überdies im vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiet von Ilme und Rebbe. Michalek: „Eine Bebauung ist daher grundsätzlich ausgeschlossen.“

Nach § 10 BauNVO sind laut Stadtverwaltung Campingplätze nur in entsprechend ausgewiesenen „Sondergebieten, die der Erholung dienen“ zulässig. Da dieses am geplanten Standort nicht gegeben sei, wäre eine solches Vorhaben derzeit nicht zulässig. Wolle man das Vorhaben realisieren, wäre bei der Projektentwicklung für einen Investor kostenpflichtig der Flächennutzungsplan zu ändern und ein Bebauungsplan aufzustellen. Diese planungsrechtlichen Anforderungen für einen Campingplatz gelte es unbedingt bei der weitere Suche zu beachten.

Die Bürgermeisterin räumte auf meine Anfrage zudem mit einer Falschinformation auf: „Die Stadtwerke spielen mit dem Gedanken, den gut genutzten Wohnmobilstellplatz auf eigenen Flächen zu erweitern. Dass sie damit automatisch als Investor für einen Campingplatz ausscheiden, kann man daraus nicht folgern. Das ist sicher auch eine Frage des potenziellen Grundstücks.“ Die FDP/Kloss-Gruppe hatte bei ihrem Grundstücksvorschlag eine Nachricht im jüngsten Fachausschuss anders interpretiert, sich im Gegenteil gar als Initiator des Stadtwerke-Engagements gesehen.

Foto: Frank Bertram
Einfahrt zum Wohnmobilplatz der Stadtwerke Einbeck am Schwimmbad.
Das potenzielle Campingplatz-Grundstück am Reinserturm. Foto: Liberal und klar / Kloss

Campingplatz: „Liberal und klar“ schlägt Standort am Reinserturm vor

Nach dem Aus für den Standort am Hubeweg überhalb des Schulzentrums hat die Ratsgruppe „Liberal und klar“ für einen neuen Campingplatz in Einbeck jetzt ein Areal am Reinserturm südlich der Kernstadt vorgeschlagen. Die Ratsmitglieder Marlies Grascha und Hilmar Kahle (beide FDP) sowie Alexander Kloss (parteilos) haben sich am Reinserturm ein rund 9000 Quadratmeter großes Grundstück angesehen, das durch seine Lage ideale Voraussetzungen für einen Zelt- und Campingplatz biete, wie es in einer Presseinformation der FDP/Kloss-Gruppe heißt.

Foto: Liberal und klar
Hilmar Kahle (FDP), Grundstückseigentümer Herbert Richter, Marlies Grascha (FDP) und Alexander Kloss (parteilos) auf dem rund 9.000 Quadratmeter großen Areal am Reinserturm. Foto: Liberal und klar

Eigentümer Herbert Richter erläuterte den drei Kommunalpolitikern bei einem Rundgang die Örtlichkeiten, zu denen auch noch massive Gebäude einer früheren Geflügelfarm zählen und die im Zuge einer Nutzungsänderung möglicherweise zu notwendigen Sanitäranlagen umgebaut werden könnten. Die Mitglieder von „Liberal und klar“ haben ihre bei dem Besuch gewonnenen Erkenntnisse nach eigener Aussage bereits an die Stadtverwaltung weitergeleitet; nun planen die drei Ratsmitglieder die Ansprache möglicher Investoren. FDP/Kloss hatten einen Campingplatz beantragt, der neben Flächen für Zelte und Wohnanhänger auch Möglichkeiten für Mobilheime, so genannte Tiny Houses, berücksichtigen soll. Die Suche nach einem Campingplatz ist ein zentraler Baustein des gemeinsamen Gruppenvertrages zwischen der FDP und dem parteilosen Ratsherrn Alexander Kloss.

In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Tourismus und Wirtschaftsförderung war der Antrag kurz Thema. Mehr dazu soll es beim nächsten Treffen am 14. März zu berichten geben. Die Verwaltung hatte lediglich erklärt, dass bevor wie beantragt eine Übersicht geeigneter Flächen für einen Campingplatz auf dem Gebiet der Kernstadt Einbeck erarbeitet werde, sollte zunächst die Investoren- und Betreibersuche durchgeführt werden. In dem Zusammenhang sollten Investoren und Betreiber auch ihre Anforderungen an einen Platz darlegen. Die Wirtschaftsförderung hat nach eigener Aussage bereits Gesprächstermine vereinbart.

Überrascht war die FDP/Kloss-Gruppe von der im Ausschuss bekannt gemachten Nachricht der Verwaltung, dass die Stadtwerke ihren Wohnmobilstellplatz am Schwimmbad erweitern wollen und daher als Investor für einen Campingplatz nicht zur Verfügung stünden. „Das Engagement der Stadtwerke zeigt, welches Potenzial wir mit unserem Antrag aufgezeigt haben“, erklärte Gruppensprecher Alexander Kloss.  Gemeinsam mit Marlies Grascha (FDP) und Hilmar Kahle (FDP) möchte er allerdings künftig in Einbeck auch immer stärker nachgefragte Flächen für Zelte und Tiny Houses sowie für Wohnanhänger schaffen. Diese Zielgruppen legten eher Wert auf eine Lage im Grünen bei gleichzeitiger guter Verkehrsanbindung an die Innenstadt, sind sich die drei Ratsmitglieder sicher. Der Reinserturm ist unmittelbar an die B3-Umgehungsstraße angebunden.

Goetheschule: Stadt Einbeck bereitet sich auf den Fall der Fälle vor

Noch ist im Kreistag keine Entscheidung dazu getroffen worden. Und vor 2025 steht für einen Umbau bzw. Ausbau oder aber gar kompletten Neubau der Goetheschule Einbeck an einem anderen Standort gar kein Geld im Kreishaushalt. Aber weil weiterhin diese zwei Varianten auf dem Tisch liegen, die in den zuständigen Kreisgremien zuletzt beraten worden sind und für die die Kreisverwaltung zurzeit verschiedene Optionen prüft, möchte die Stadt Einbeck auf alle Fälle vorbereitet sein. Deshalb hat der Verwaltungsausschuss der Stadt Einbeck in dieser Woche laut Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek beschlossen, die Stadtverwaltung zu beauftragen, mit dem Landkreis Northeim über eine mögliche Nachnutzung des Goethegymnasiums zu sprechen und mehrere Alternativen zu entwickeln.

Kreis- und Stadtverwaltung sind ohnehin in der Sache miteinander im Gespräch, weil es für die Variante eines Schulneubaus am anderen Standort darum geht, geeignete und zur Verfügung stehende Flächen zu ermitteln, die möglichst bereits in öffentlicher Hand sind. Ob es dazu in der nächsten Sitzung des Kreis-Bauausschusses am 1. März bereits erste Ergebnisse gibt, ist aktuell offen, eine Entscheidung dürfte es freilich in keinem Fall bereits im März geben. Die Entscheidung ist nicht allein aus finanziellen Gründen keine leichte, eher eine sehr emotionale, die vor allem auch eine sehr lebhafte öffentliche Diskussion erwarten ließe. Vor allem bei der Überlegung, die Goetheschule an einem anderen Standort komplett neu zu bauen und dorthin umzuziehen. 1908 ist der Altbau eingeweiht worden, seitdem haben Generationen von Schülern dort gelernt, haben viele dort ihr Abitur gemacht, die heute an Entscheidungs- und/oder Einflusspositionen sitzen. Sie werden keinesfalls mit leichter Hand „ihre“ traditionsreiche Schule, den so markanten und stadtbildprägenden Bau an der Schützenstraße aufgeben. Zumal auch die Schulleitung zuletzt versichert hatte, die so genannte integrierte Lage der Schule mitten in der Stadt habe viele Vorteile, beispielsweise die nahen Sportstätten.

Zuletzt konzentrierte sich die Diskussion auf die Varianten, entweder die 1955/1968 errichteten Anbauten der Goetheschule komplett abzureißen und an der gleichen Stelle einen neuen Anbau zu errichten, oder aber die komplette Schule an einem noch zu findenden neuen Standort neu zu bauen. Beides wurde mit rund 21,5 Millionen Euro kalkuliert, die Preise stammen aber aus dem vergangenen Sommer, seitdem dürften sie kaum gesunken sein. Außerdem: Mit gut drei Jahren Planungs- und Bauzeit ist in jedem Fall zu rechnen. Beim Ersatzneubau eines Anbaus an gleicher Stelle steht auf jeden Fall ein Umzug ins Haus, muss für knapp zwei Jahre eine Interimsschule gesucht bzw. mit Containern an noch zu findender Stelle geplant werden, denn der Schulhof würde dafür nicht ausreichen.

Der Einbecker Stadtrat möchte mit dem jüngsten Beschluss des VA vorbereitet sein, falls es im Kreis zu einer Entscheidung kommen sollte, die Goetheschule am heutigen Standort aufzugeben. Denn bei der Abgabe der Schulträgerschaft 2009 von der Stadt an den Landkreis sind Rückgabe-Klauseln vereinbart worden, durch die unter Umständen die Schulgebäude wieder an die Stadt Einbeck zurückfallen würden. Und die müsste sich dann nicht nur deshalb Gedanken darüber machen, wie die zahlreichen Räume der Schule künftig genutzt werden können, weil die Gebäude an prominenter Stelle in Einbeck liegen. Es gibt allerdings keine Rückübertragungsautomatik, die Stadt könnte die Schulgebäude auch ablehnen. Insgesamt geht es ohnehin nicht allein um die Gebäude (Alt- und Neubauten) an der Schützenstraße, sondern auch um die Außenstelle an der Ecke Langer Wall/Seminarstraße.

Welche touristischen Einbeck-Produkte es in diesem Jahr geben soll

Einbeck bekommt einen so genannten Krimi-Trail, eine Stempelpass-App und ein eigenes Memory-Spiel mit Einbeck-Motiven. Das hat der Verwaltungsausschuss des Stadtrates beschlossen und damit eine vorherige Empfehlung des Ausschusses für Tourismus und Wirtschaftsförderung bestätigt, berichtete Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek auf Anfrage. Der Fachausschuss hatte aus acht Vorschlägen die drei Produkte ausgewählt, die jetzt in den touristischen Marketingplan 2023 aufgenommen werden. Einbeck Tourismus hat eigene oder aber auch an die Touristiker herangetragene Ideen für die Weiterentwicklung des touristischen Produktportfolios mit Verkauf in der Tourist-Information. Doch nicht alle diese Ideen können umgesetzt werden, schon gar nicht gleichzeitig, weshalb die Ausschussmitglieder um Mithilfe bei den Prioritäten gebeten wurden.

Das Einbeck-Memory ist relativ kurzfristig umsetzbar. Es eignet sich als Gedächtnisspiel für Groß und Klein, für Einheimische wie für Touristen gleichermaßen als Mitbringsel. Die 30 ausgewählten Sehenswürdigkeiten als Motive des „City-Memo Einbeck“ reichen vom Till-Eulenspiegel-Brunnen über das dreitürmige Alte Rathaus und das Brodhaus bis zur Einbecker Brauerei und den PS-Speicher.

Die Stempelpass-App ist ebenso kurzfristig realisierbar. Der Stempelpass ist ein interaktiver Stadtführer, mit dem man die Sehenswürdigkeiten eigenständig besichtigen kann, geeignet unter anderem für Individualreisende. Durch die Karten- und GPS-Navigation in Verbindung mit so genannten Augmented-Reality-Funktionalitäten („Erweiterte Realität“) lässt sich Kulturelles und Historisches spielerisch und unterhaltsam erleben. Interaktives Lernen und so genannte Gamification-Elemente werden bei der App auf dem Handy für Jung und Alt kombiniert. Die App ist in drei unterschiedllich umfangreichen Modi erhältlich, neben einer einmaligen Gebühr von bis zu 7500 Euro sind jährliche Wartungskosten von bis zu 2000 Euro fällig.

Krimi-Trails sind eine Mischung aus Outdoor-Escape-Game und (Krimi-)Schnitzeljagd. Ausgerüstet mit dem Smartphone, der Krimi-Akte und einem Haftbefehl-Code ermitteln hier die Teilnehmer in einem fiktiven Kriminalfall, der extra anhand der Geschichte von Einbeck erstellt wird. Die Teilnehmer erlangen neue Indizien und Beweise, indem sie Rätsel vor Ort lösen, und gehen dabei durch die Innenstadt. Stadtgeschichte wird spielerisch in die Rätsel, Beweise und Indizien eingebracht. Bis ein Krimi-Trail Einbeck umgesetzt ist, dürften mehrere Monate vergehen. Es fallen Erstellungskosten von 3.200 Euro und jährliche Betreuungskosten von 800 Euro an.

Keine Mehrheit fanden bei den Kommunalpolitikern eine Christbaumkugel mit wechselnden Einbeck-Motiven, eine Einbeck-Version des Monopoly-Gesellschaftsspiels, ein Pixi-Buch „Ein Tag in Einbeck“, ein Einbeck-Wimmelbuch sowie ein neuer Marco-Polo-Reiseführer von Einbeck. Diese Ideen werden nun zunächst nicht weiter verfolgt.

Smart City: Einbeck zukunftsfest zu machen bedeutet, gemeinsam aktiv zu werden

Das Modellprojekt Smart City läuft seit einem Jahr. Was hat sich seitdem getan? Wie ist der aktuelle Sachstand? Was steht als Nächstes an? Und was ist eigentlich Smart City? Und wer? Das alles und noch viel mehr haben die Mitglieder der Fachausschusses für Tourismus und Wirtschaftsförderung bei ihrer jüngsten Sitzung von Projektkoordinatorin Rebecca Spaunhorst erfahren. Zuvor konnten sie sich in den neuen zentralen Räumen von Smart City am Marktplatz umschauen – im „EIN.Lebens.Raum“. Morgen (19. Januar) ab 18 Uhr wird Dirk Heitmüller (SPD) als Vertreter des Verwaltungsausschusses im Projektbeirat von Smart-City-Koordinatorin Rebecca Spaunhorst interviewt. Und wie immer bei Smart City kann sich jede und jeder einbringen, an dem Abend beispielsweise live auf dem Instragram-Account von Smart.City.Einbeck Fragen stellen. Oder per E-Mail an smartcity@einbeck.de.

Bei der Jahresbilanz von Smart City im Fachausschuss appellierte Rebecca Spaunhorst an alle, sich bei dem Projekt einzubringen, mitzumachen. Smart City sei für Einbeck die Möglichkeit, auf dem Weg der Digitalisierung das kulturelle Erbe und die Identität zu erhalten und zukunftsfest zu machen. Dafür müssten aber eben möglichst viele aktiv werden, denn das Smart-City-Team könne und wolle nur das umsetzen, was Einbeck will. Was sich die Einbeckerinnen und Einbecker wünschen. In den Räumen am Marktplatz (Eingang Sparkassenpassage) ist das Team verlässlich montags und mittwochs von 9 bis 13 Uhr anzutreffen. Und Interessierte seien immer willkommen Anregungen zu geben, wenn das Büro besetzt ist. Die ersten spontanen Besucher habe es schon gegeben, freute sich Spaunhorst. „Das war für uns ein toller Moment.“

Noch bis Ende Juni wird die so genannte Zukunftsstrategie geschrieben, die dann der Stadtrat beschließt. Anfang Februar bekomme jeder nochmal die Möglichkeit, an ihr mitzuschreiben. Vom Mitmachen lebt auch der Smart-City-Tag am 13. Mai. Als nächste Veranstaltungen nannte Rebecca Spaunhorst einen Abend für Vereine am 16. Februar im „EIN.Lebens.raum“, einen Energiespartag am 5. März, einen „Tag der Erde“ am 22. April und die Beteiligung von Smart City am Fachwerktag am 28. Mai. Ein Teilprojekt ist schließlich auch das digitale Denkmal-Musterhaus in der Knochenhauerstraße 2-4. Dort sollen historische Bausubstanz und moderne Technik und Methoden zusammenfinden. Bis Ende Februar sollen die letzten Fragen der Statik geklärt sein, dann folgt der Bauantrag, kündigte Spaunhorst an. Entstehen sollen mehrere Wohnungen, darunter eine Musterwohnung, in der transparent sichtbar gezeigt werden kann, wie Digitalisierung und Denkmalschutz zusammenfinden können.

Foto: Frank Bertram
Ortstermin des Fachausschusses für Tourismus und Wirtschaftsförderung in den Smart-City-Räumen am Marktplatz.
Imagefilm von Smart City bei Instagram.
Interview mit Dirk Heitmüller bei Smart City.

SPD/CDU-Gruppe: Bündnis hält auf jeden Fall bis zum Ende der Wahlperiode 2026

Die SPD/CDU-Gruppe im Einbecker Stadtrat will sich bei ihrer politischen Arbeit nicht in eine Richtung drängen und instrumentalisieren lassen, sondern ihren Kurs der konzentrierten Sachpolitik für Einbeck unbeirrt fortsetzen. Das sagten Vertreter der Ratsmehrheit jetzt bei einem Pressegespräch im „Brodhaus“. Die Chemie zwischen den Personen und bei den Themen stimme zwischen Sozialdemokraten und Christdemokraten – wider Erwarten gut und oftmals zum eigenen Erstaunen. Viele Jahre habe man im Gegeneinander Energie verschwendet. So, wie es seit gut einem Jahr in der SPD/CDU-Gruppe laufe, geräuschlos, vertrauensvoll und planbar, sei man zufrieden, sagte CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht. „Sehr sogar“, ergänzte SPD-Mann Marcus Seidel. SPD-Fraktionschef Dirk Heitmüller prognostizierte, das Bündnis werde auf jeden Fall bis zum Ende der Wahlperiode 2026 halten. Und auch, wenn Kritiker einer „Großen Gruppe“ das anders verkaufen wollten: SPD und CDU vereinigten die Wählerstimmen der großen Mehrheit der Einbecker Wählerinnen und Wähler, sagten die Kommunalpolitiker.

Eine so stabile Mehrheit wie die von SPD und CDU sei in der aktuellen Lage wichtiger denn je, hieß es. Im Einbecker Stadtrat mit seinen zurzeit acht verschiedenen Fraktionen und Einzelratsmitgliedern wäre eine wechselnde Mehrheitssuche bei vielen Themen zwar politisches Tagesgeschäft, für eine stabile und nachhaltige Haushaltspolitik jedoch sehr hinderlich, meinte SPD-Zahlenexperte Marcus Seidel. In den vergangenen Jahren habe man nicht gespart, wie das landläufig immer gesagt werde. Sondern es sei vieles schlicht verschoben und verzögert und damit leider nicht gelöst worden. Eine Fortsetzung davon wäre deshalb alles andere als generationengerecht, sagte Seidel. Der Haushalt 2023 der Stadt Einbeck sei keinesfalls katastrophal und enthalte auch kein einziges „Prestigeprojekt“, wie Kritiker fälschlicherweise meinten und als „Mythen“ verbreiteten. „Wer das sagt, hat nichts verstanden.“ Und auch durch Wiederholung werde es nicht besser. Die SPD/CDU setze auf fakten- und zahlenbasierte Politik, nicht auf gefühlte Wahrheiten. Populistische Politik sei nicht sachdienlich. Nur mit einer soliden Haushaltspolitik könne man die in Zukunft zur Entscheidung auf die Ratspolitik zukommenden Millionen-Themen wie beispielsweise Sanierung/Erneuerung der Stadionsporthalle, Neubau von Feuerwehrhäusern oder Zukunft/Standort des Stadtmuseums stemmen. Große Bauprojekte wie die beschlossene neue Kita Deinerlindenweg seien heute in der Wirtschaftskrise inflationsbedingt fast vier Mal so teuer wie vergleichbare Kindertagesstätten noch vor Jahren gewesen seien. Im Vergleich zu anderen Nachbarkommunen könne sich Einbeck das leisten, weil in den vergangenen Jahren Rücklagen gebildet worden seien.

Dem jüngsten Vorstoß der FDP/Kloss-Gruppe, die Geschäftsordnung des Rates so zu ändern, dass alle Anträge in Ausschüssen beraten werden müssen und nicht mehr bereits bei der Einbringung im Rat scheitern können, erteilte die SPD/CDU-Gruppe eine deutliche Absage – wegen rechtlicher Bedenken und weil hinter Anträgen wenigstens ein Mindestmaß an inhaltlicher Substanz stecken sollte. Marcus Seidel hat sich einmal die Mühe gemacht, alle im Stadtrat seit Ende Juni 2020 (und damit seit dem Austritt Alexander Kloss‘ aus der SPD-Fraktion) beratenen Anträge aufzulisten. Insgesamt 40 kommen da zusammen, und einzig bei vier Anträgen war direkt im Rat bereits Schluss, die weit überwiegende Zahl sei in Fachausschüssen beraten worden. Neben den jüngsten AfD-Anträgen scheiterte ein SPD-Antrag nach kommunaler Dauergrabpflege direkt im Stadtrat, außerdem ein von der damaligen Gelb-Grünen-Gruppe (Grüne/FDP) gestellter Antrag, die Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) abzuschaffen.

Der Vorwurf, dass die SPD/CDU-Gruppe mit ihrer großen Mehrheit im Stadtrat undemokratisch alles machtarrogant wegblocke und „unterpflügt“, sei seit Beginn dieses Bündnisses und bis heute unvermindert falsch, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Dirk Ebrecht. Es sei die Gruppe aus SPD und CDU gewesen, die bei der Konstituierung der Gremien im November 2021 bewusst auf maximale Ausschussgrößen gesetzt habe, um den kleinen Fraktionen und Einzelratsmitgliedern Teilhabe zu ermöglichen. Man habe freiwillig Ausschussvorsitze und Aufsichtsratsposten und auch eine Stellvertretende-Bürgermeisterin-Position an die kleinen Fraktionen wie BlGfE und Grüne abgetreten.

Pressegespräch der SPD/CDU-Gruppe (v.l.): Klaus-Reiner Schütte, Dirk Heitmüller, Dirk Ebrecht, Heinz-Hermann Wolper, Marcus Seidel.

FDP/Kloss: Anträge sollen auf jeden Fall im Ausschuss beraten werden

Die erste kommunalpolitische Wortmeldung im neuen Jahr 2023 kommt von der dreiköpfigen Ratsgruppe „Liberal und klar“: Kurz vor dem traditionell besonders bei der FDP wichtigen Dreikönigstag hat Gruppensprecher Alexander Kloss (parteilos) im Namen seiner Gruppierung einen Antrag zur Änderung der Geschäftsordnung des Stadtrates gestellt. Die FDP/Kloss-Gruppe möchte erreichen, dass eingereichte Anträge vor allem von Einzelratsmitgliedern, aber auch von kleinen Fraktionen und Gruppen auch wirklich die Fachausschüsse erreichen und die inhaltlichen Vorstöße nicht schon bei der Einbringung im Stadtrat stecken bleiben.

Die „Liberal und klar“-Ratsmitglieder Marlies Grascha und Hilmar Kahle (beide FDP) sowie Alexander Kloss (parteilos) haben nach eigenen Angaben nach den Erfahrungen in der Dezember-Ratssitzung beschlossen, mit dem jetzt gestellten Antrag auf Änderung der Ratsgeschäftsordnung der Bürgermeisterin ihr Unverständnis und ihre Sorge darüber mitzuteilen, dass durch die aktuelle Ratsmehrheit immer wieder Anträge schon bei deren Einbringung im Rat zerredet oder gar abgelehnt würden – ohne, dass die zuständigen Fachausschüsse dazu beraten könnten. Aus Sicht der FDP/Kloss-Gruppe sind die kleinen Parteien die Leidtragenden dieser Situation und ebenso die Einzelpersonen im Rat, für die dort rechtlich die einzige Möglichkeit besteht, ihre Ideen und Vorschläge einzubringen. Im Dezember waren zwei Anträge der AfD-Fraktion direkt im Rat gescheitert, weil die Mehrheit diese inhaltlich für bereits erledigt ansah. Als er daraufhin auf die Tatsache hingewiesen habe, dass es viele Jahre im Rat üblich gewesen sei, Anträge zumindest im Fachausschuss zu besprechen, sei ihm gleich eine Nähe zur AfD unterstellt worden, erklärte Kloss. Er betonte auf meine Nachfrage, dass seine Gruppe „keinesfalls der AfD die Steigbügel halten“ wolle. Aus seiner Sicht müssen Demokraten sich dieser Partei aber mit Argumenten und Solidarität gegenüber den Schwächeren in der Gesellschaft entgegen stellen. Reine Verhinderungstaktik, wie in der Dezember-Ratssitzung, erzeuge seiner Meinung nach eher noch mehr Solidarität mit dieser Partei.

Im bunten Einbecker Stadtrat gibt es mittlerweile drei Einzelratsmitglieder: Das ist neben Alexander Kloss auch noch Tanja Fischer, die nach ihrem Austritt bei den Linken ebenfalls wie Kloss parteilos ist, sich aber mit der Grünen-Fraktion in der Gruppe „Grüne+“ zusammengeschlossen hat. Und schließlich Helmar Breuker, den die CDU-Fraktion ausgeschlossen hat, der aber weiterhin CDU-Mitglied ist.

Bis zur nächsten Sitzung des Stadtrates am 15. März soll nach dem Willen der FDP/Kloss-Gruppe von der Verwaltung ein Formulierungsvorschlag erarbeitet werden, welcher künftig verhindern soll, dass im Rat eingebrachte Anträge von Einzelpersonen, Fraktionen oder Gruppen ohne Aussprache in einem Fachausschuss abgelehnt werden können. Wie eine solche Beratungsautomatik juristisch zu fassen sein soll, gilt bislang als offen – ebenso, ob sie überhaupt mehrheitsfähig ist Rat ist. Fraktionen und Gruppen können auch in Ausschüssen direkt Anträge stellen, Einzelratsmitglieder müssen ihre Anträge im Rat stellen, da sie ohne Gruppen-/Fraktionsanschluss in Ausschüssen lediglich Rede-, aber kein Stimmrecht haben (Grundmandat).

Die FDP/Kloss-Gruppe bittet in ihrem Schreiben an die Bürgermeisterin außerdem um baldmöglichste Umsetzung des im Sommer von der Rathauschefin vorgeschlagenen moderierten Prozesses für mehr Fairness und Miteinander, den die SPD/CDU-Gruppe angeregt hatte. „Damit künftig wieder alle von den Einwohnerinnen und Einwohnern gewählten Ratsmitglieder gemeinsam und miteinander die Interessen der Bevölkerung vertreten können und sich der menschliche Umgang im Rat früheren Zeiten annähert“, begründet die FDP/Kloss-Gruppe in ihrem Schreiben. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek erklärte auf meine Anfrage heute, dass die Vorbereitungsarbeiten für ein „Demokratieprojekt“ bereits von ihr auf den Weg gebracht seien, man aber zunächst noch weitere Gespräche führen müsse, bevor sie damit an die Öffentlichkeit gehen könne. Die fortdauernden Spannungen innerhalb des Stadtrates möchte Michalek zunächst getrennt von diesem Projekt bearbeiten, in dem es vor allem darum gehen soll, was konkret gegen die Bedrohungen der Zivilgesellschaft getan werden kann. „Wie wir hier vorgehen können, würde ich gerne vertraulich mit den Fraktionsvorsitzenden und dem Ratsvorsitzenden erarbeiten. Und der Weg bzw. der Prozess müsste dann von allen auch akzeptiert und mit gegegangen werden und vertraulich ablaufen.“

Nachtrag 16.03.2023: Der Stadtrat hat den Antrag gestern bei 6 Ja-Stimmen (FDP/Kloss, AfD, Breuker) und 3 Enthaltungen (Grüne) mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Antrag sei nicht fair und sachlich begründet, gab Marcus Seidel (SPD) zu Protokoll. Es verbessere nicht das Ratsklima, wenn jeder Antrag ohne Diskussion in den jeweiligen Fachausschuss überwiesen werde. Rede und Gegenrede und am Ende eine Mehrheitsentscheidung sei eine elementare Säule der parlamentarischen Demokratie, das gelte auch gerade in kommunalen Parlamenten. Seidel untermauerte seine Worte noch einmal mit einer Auswertung von Ratsanträgen seit Spätsommer 2020. Von den 40 Anträgen seien in elf Sitzungen lediglich vier Anträge direkt in der Ratssitzung abgelehnt worden, also zehn Prozent. Darunter sei übrigens auch ein SPD-Antrag gewesen.

Agenda 2023

Die Kommunalpolitik in Einbeck und in der Region hat sich in die Weihnachtspause verabschiedet, der Jahreswechsel steht bevor. Bis hinein in den Januar bleibt den Akteurinnen und Akteuren nun Zeit, einmal durchzuatmen, auf die vergangenen Monate zurück zu schauen und dann wieder einen geschärften Blick nach vorn zu werfen. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind spürbar bis auf die Ebene der lokalen Politik – und damit sind hier jetzt weniger die Herausforderungen durch die geflüchteten Menschen gemeint, sondern die wirtschaftlichen Folgen, die Preissteigerungen bei Baukosten, die sinkenden Steuereinnahmen und die Inflation oder die unterbrochenen Lieferketten, welche Planungen für Projekte heutzutage oftmals zu Weissagung werden lassen. Bei vielen Dingen ist nur Fahren auf Sicht möglich. Doch auch in so dunklen Zeiten muss hin und wieder das Fernlicht eingeschaltet werden. Für den Blick nach vorn, weit nach vorn – bis zum Horizont. Ich wage diesen hier seit vielen Jahren schon mit der Agenda, diesmal für 2023. Sie soll wieder Anregungen und Denkanstöße geben, Lese- und Diskussionsstoff für die politische Tagesordnung des nächsten Jahres bieten.

Nicht nur ich hatte vor einem Jahr die (berechtigte) Hoffnung, dass die Bauarbeiten auf dem Neustädter Kirchplatz Ende 2022 abgeschlossen sind. Dass sie das nicht sind, kann jeder sehen. Ich habe ausführlich darüber berichtet, woran das liegt. Bei der Debatte über den 2. Nachtragshaushalt, der die Probleme haushalterisch korrigiert hat, hätte öfter der Begriff „alternativlos“ fallen können. Denn das ist er, der Weiterbau. Und die meisten haben auch kapiert, dass ein sofortiger Stopp aller vorgesehener Arbeiten oder eine Mineralgemisch-Platzgestaltung keine Alternativen sind, weil eben die meisten Aufträge bereits erteilt sind. Sie können nicht storniert werden. Das Geld ist ausgegeben. Die Fehler sind gemacht. Und die Bürgermeisterin hat sich zur Verantwortung bekannt. Mehrere neue Dienstanweisungen und ein Risikomanagement sollen sicherstellen, dass es ein solches Desaster nicht nochmal bei Großprojekten geben kann. Wer die Anmerkungen des Landkreises als Kommunalaufsicht für den 2. Nachtragshaushalt sorgfältig liest, entdeckt bei allem Lob für die schnell ergriffenen Gegenmaßnahmen eine deutliche gelbe Karte. „Die im Rahmen dieser Projektierung entstandenen bauplanerischen, finanz- und kommunalrechtlichen Unstimmigkeiten gilt es Ihrerseits unter Einbindung Dritter und der gewählten Vertreter transparent aufzuarbeiten“, heißt es dort. Auf diese Aufarbeitung freut sich auch die Öffentlichkeit. Sobald es dazu erste Informationen gibt, werde ich gerne darüber berichten.

Stadtentwicklung ist niemals abgeschlossen. Eine Stadt verändert sich ständig. Der Mann, der im Februar als Fachbereichsleiter für diese Themen neu im Einbecker Rathaus startet, erbt nicht allein den Neustädter Kirchplatz mit seinen Problemen. Er übernimmt einige Projekte, die sein zum Jahresende ausscheidender Vorgänger Joachim Mertens „nicht zu Ende führen konnte“, wie das sachlich bei der Verabschiedung hieß. Doch das ist normal, Stadtentwicklung ist im wahrsten Wortessinne Entwicklung der Stadt. Und die hört niemals auf. Jens Ellinghaus (31), der neue Fachbereichsleiter, hat ab Februar 100 Tage Zeit, sich in Einbeck und seine aktuellen und neuen Themen einzuarbeiten. Mitte Mai, noch vor Himmelfahrt, muss er wissen, wohin die Reise gehen soll. Dann muss er den Überblick haben auch bei den weiteren großen Bauprojekten, ich nenne hier mal nur den Rathausumbau oder den Hotelneubau an der Hannoverschen Straße. Wobei diese Projekte ja schon laufen. Viel spannender wird’s beim Thema Denkmalschutz, bei Druckerviertel und Traube-Quartier. Um nur mal ein paar Beispiele zu nennen.

Im kommenden Jahr gibt es keinen Wahltermin. Zumindest keinen geplanten. Das kann vorteilhaft sein, weil niemand auf eine Wahl direkt schielen und sich profilieren muss. Dass es einige trotzdem tun, ist eine andere Sache. Selbstverständlich werden auch im neuen Jahr Menschen eine Rolle spielen, (gewählte) Personen in öffentlichen Ämtern bzw. in Stellen mit öffentlicher Wirkung. Wer in der Öffentlichkeit agiert, muss es sich gefallen lassen, dass über ihn oder sie gesprochen wird. Oftmals werden sie oder er mit öffentlichem Geld, unser aller Steuermitteln bezahlt. Dann hat die Öffentlichkeit einen Anspruch zu erfahren, was diejenigen so tun.

Namen sind Nachrichten, das habe ich schon früh in der journalistischen Ausbildung gelernt. Einer, der zum Jahreswechsel die Seiten wechselt, ist Christian Grascha. Okay, er tut das nicht freiwillig, nach 14 Jahren im Landtag war im November nach der verlorenen Landtagswahl für die FDP dort Schluss mit Berufspolitik. Der MdL a.D., der noch vor gut einem Jahr die Ampel-Koalition in Berlin mit verhandelt hat, hat nun eine „Anschlussverwendung“ gefunden, wie das sein Parteifreund Philipp Rösler vor zehn Jahren so unschön den „Schlecker-Frauen“ zugerufen hatte. Der 44-jährige gelernte Finanzwirt aus Einbeck-Salzderhelden wird neuer Chef der IHK in Göttingen. Eine berufliche Herausforderung, von der wir vermutlich noch lesen werden. Und als ehrenamtlicher Politiker im Kreistag bleibt Christian Grascha ja ohnehin erhalten.

Neben der Ellinghaus-Berufung an die Spitze des Fachbereichs Bauen und Stadtentwicklung wurde zum Jahresende eine weitere Top-Personalie bekannt: Museumsleiter Marco Heckhoff wird ins Rathaus wechseln und dort dem Bereich Bürgerservice als Fachbereichsleiter vorstehen. Bürgerservice ist ein schöner Begriff für sozusagen einen Gemischtwarenladen kommunaler Themen: Dort verbinden sich öffentliche Ordnung und Sicherheit mit dem Antrag für einen neuen Personalausweis, mit den Kindergärten und Grundschulen in städtischer Trägerschaft und Museum und Bibliothek. Die Bürgermeisterin, der es frei steht, ihr Rathaus so zu organisieren, wie sie dieses für pragmatisch hält, hat den Generationswechsel auf der Führungsebene fortgesetzt. Wieder einmal wurde deutlich, dass die Rathauschefin bereit ist, dabei auch unkonventionelle Wege zu gehen. Das sollte die eine oder den anderen ermutigen, es bei passenden Stellen selbst einmal zu versuchen und sich zu bewerben. Dies ist eine gute Nachricht: In einer smarten Stadt werden Positionen nicht allein an Menschen vergeben, die streng nach Verwaltungslehrbuch aufsteigen.

Einen Wunsch habe ich beim Digitalisierungsprojekt „Smart City“. Und er wird offenbar auch schon erhört. Das Startjahr ist vergangen, Räume und Personal stehen parat. Jetzt aber muss es endlich konkreter werden. Erste gute Signale gab es bei einer Veranstaltung vor Weihnachten, wie Energie gespart und sinnvoll erzeugt werden kann. Hoffentlich nehmen noch mehr Leute an solchen Terminen teil. Hoffentlich wird das noch prominenter bekannt gemacht. Hier verbinden sich Bring- und Holschuld. Im Januar wird „Smart City“ im Fachausschuss seine Jahresbilanz vorlegen. Das sollte ursprünglich schon im Dezember passieren, aber der Sitzungstermin wurde krankheitsbedingt in den Januar verschoben. Da wird zu erfahren sein, dass es wohl im März konkrete Neuigkeiten zum digitalen Denkmal-Musterhaus in der Knochenhauerstraße geben soll. Und dass es offenbar einen 24-Stunden-Laden mit regionalen Produkten geben soll; hier könnte auch (wieder) eine Einbeck-App neu ins Spiel kommen, die das Bezahlen regelt.

Und dann habe ich da noch eine große Bitte für 2023: Ich wünsche mir weniger Rumpelstilzchen-Modus. In der Kommunalpolitik in Einbeck beginnt ein Umgangston um sich zu greifen, den Beobachter vor Jahren nur aus Bad Ganzandersheim kannten, weil es dort üblich war, sich verbal persönlich madig zu machen. Mittlerweile schauen Bad Gandersheimer ungläubig nach Einbeck. Keine gute Entwicklung. Daher: Weniger Ego und bitte verbal tiefer stapeln! In der Sache hart und deutlich streiten darf, nein soll aber natürlich sein. Wer eine andere Meinung hat, ist kein Gegner oder Feind, der bekämpft gehört, sondern lediglich jemand, der eine andere Meinung hat. Im politischen Wettstreit lässt sich vielleicht der eine oder die andere überzeugen, die Meinung zu ändern. Am Ende stehen Mehrheitsentscheidungen, die jeder akzeptieren sollte, auch wenn das manchmal schwerfällt.

In den aktuell so unvorhersehbaren Zeiten wird es vermutlich viel mehr als bislang kurzfristig auf die kommunalpolitische Tagesordnung schaffen. Auch im Jahr 2023 werden Sie davon dann im Einbecker Politikblog lesen.

Christian Grascha (FDP) geht zur IHK Göttingen

Christian Grascha geht zur Industrie- und Handelskammer nach Göttingen. Der 44-jährige bisherige Landtagsabgeordnete aus Salzderhelden wird ab ab dem 1. Januar 2023 die Geschäftsstelle Göttingen der IHK Hannover leiten. Das teilte die IHK heute mit. Grascha, der bei der Landtagswahl den Einzug in den Landtag verpasst hatte, weil die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, wird die bisherige Geschäftsstellenleiterin Nadia Mohseni (36) während ihrer Elternzeit vertreten. „Christian Grascha kennt die Region und ist in der südniedersächsischen Wirtschaft bestens vernetzt, wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit“, sagte IHK-Vizepräsidentin Birgitt Witter-Wirsam.

Die IHK-Geschäftsstelle Göttingen ist die größte von insgesamt sechs Geschäftsstellen der IHK Hannover. Sie betreut die Landkreise Göttingen und Northeim. „Mit Christian Grascha haben wir einen hoch qualifizierten und in der Region geschätzten Kollegen für unsere IHK in Südniedersachsen gewonnen“, erklärte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover. „Wir sind überzeugt, dass er wichtige Impulse für die Entwicklung des Wirtschaftsraumes geben wird.“ Die erste Gelegenheit, sich in neuer Funktion vorzustellen, wird Christian Grascha bereits am 11. Januar beim regionalen Jahresempfang der IHK Hannover in Göttingen haben. Die Veranstaltung kennt er viele Jahre, allerdings bisher als Gast und nicht als Gastgeber.

Wie steht’s eigentlich ums kommunale Leerstandsmanagement?

Womit beschäftigt sich eigentlich das in diesem Jahr begonnene Leerstandsmanagement der Stadt Einbeck? Das sollte eigentlich bereits Anfang November bei einem Pressegespräch erläutert werden. Der Termin wurde kurzfristig abgesagt. Nachdem ich jetzt vier Wochen später einmal im Rathaus nachfragte, wann der Termin denn nachgeholt werde, teilte die Stadt Einbeck mit, dass die im September gestartete Leerstandsmanagerin ihren Vertrag mit der Stadtverwaltung bereits Ende November wieder aufgelöst habe – aus gesundheitlichen Gründen. Die Wirtschaftsförderung ermittele derzeit den Sachstand des Projekts und suche nach Lösungsansätzen, wie es fortgeführt werden könne, hieß es. Die Stelle solle aber nicht neu besetzt werden. Denn das Förderprojekt endet bereits Ende März schon wieder – nach neun Monaten.

Davon hätten wahrscheinlich auch die Teilnehmer der Ausschusssitzung für Wirtschaftsförderung Anfang Dezember erfahren. Doch auch dieses Treffen musste aus Krankheitsgründen abgesagt und auf 12. Januar verschoben werden. Wie Wirtschaftsförderer Frank Seeger auf meine erneute Nachfrage zum Stand des Leerstandsmanagements mitteilte, seien bei dem Projekt zunächst die Leerstände erfasst worden. Parallel dazu sei die Ausschreibung und Vergabe der Software erfolgt. Zwischenzeitlich sei die kommunale Immobilien Plattform (KIP) für Einbeck an den Start gegangen. Die weiteren Projektschritte wie Pressetermin, Erstellung eines Flyers, Benachrichtigung der Eigentümer, Termine bzw. Gespräche mit wichtigen Akteuren (Makler, Bürgerinitiative Schlaufenster) seien jedoch bislang nicht durchgeführt worden.

Ziel des Förderprojekts mit einem Volumen von 100.000 Euro (zehn Prozent Eigenanteil bezahlt die Stadt) ist es, um die Attraktivität der Innenstadt zu verbessern einen Leerstand zu vermeiden oder leerstehende Immobilien wieder zu besetzen. Leerstand neu zu beleben sei nachhaltig und reduziere den Flächenverbrauch durch Neuversiegelung, heißt es dazu aus dem Rathaus. Durch den Aufbau und die Pflege eines digitalen Leerstandskatasters könnten innerörtliche Potenziale erfasst und genutzt werden. Mit Hilfe des digitalen Leerstandmanagements sollen leerstehende und leerfallende Immobilien erfasst und über Matchingfunktionen die Gesuche verwaltet und automatisiert mit den Leerstandsobjekten abgeglichen werden. Damit solle möglichst frühzeitig ein Neu- oder Nachvermietungsprozess sowie die nachhaltige Steuerung der Innenstadt ermöglicht werden. Die kommunale Immobilien Plattform KIP ermögliche eine suchmaschinenkonforme Implementierung von Immobilienangeboten, die von Eigentümern oder von ihnen beauftragten Personen (z.B. Leerstandsmanager, den es ja aber jetzt nicht mehr gibt) kostenfrei eingegeben werden können. Ein Leerstandsmelder ermögliche Nachnutzungsoptionen und Revitalisierungsmöglichkeiten frühzeitig zu aktivieren, bevor der physische Leerstand entstehe.

Einbecks Wirtschaftsförderer Frank Seeger prognostizierte, dass im Fachausschuss am 12. Januar weitere Aussagen zum Fortgang des Projekts getroffen werden können.

Nachtrag 24.01.2023: Laut Protokoll der Ausschusssitzung liegt der Stadtverwaltung bislang kein endgültiger Zuwendungsbescheid der NBank vor. Die Statusabfrage zum Antrag auf der Homepage der NBank zeige eine Bewilligung an, jedoch nur mit einem Betrag von circa 33.000 Euro. Weiterhin werde angezeigt, dass der am 13.12.2022 gestellte Änderungsantrag noch geprüft werde und sich zudem ein neuer Sachbearbeiter der NBank mit dem Antrag beschäftige. Es bleibe abzuwarten, was der Zuwendungsbescheid genau festlege. Ob damit eine Leerstandsmanagerin beschäftigt wurde, ohne einen Zuwendungsbescheid gehabt zu haben, bleibt zunächst offen. Das Thema soll in der nächsten Sitzung noch einmal Thema sein.

Stadtrat: AfD-Anträge direkt abgelehnt

Die ersten beiden in dieser Wahlperiode von der AfD-Fraktion eingebrachten Anträge sind direkt im Stadtrat gescheitert. Beide wurden erst gar nicht in die Fachausschüsse zur weiteren Beratung überwiesen, sondern direkt abgelehnt. Bei den von den AfD-Ratsherren Andreas Jakob (Iber) und Dirk Küpper (Negenborn) gestellten Anträgen ging es zum einen um Grundstückskäufe für einen geplanten Feuerwehrstützpunkt Süd sowie um die Einrichtung von so genannten Mitfahrbänken.

Abgewiesen wurden die Vorhaben, weil im Falle des neuen Feuerwehrstützpunktes, der gemeinsam mit einer Johanniter-Rettungswache zwischen Buensen, Dörrigsen, Iber und Strodthagen entstehen soll, die Planung bereits laufe, wie auch Antragsteller Andreas Jakob in seiner Begründung einräumte. Jakob ist jetzt auch Mitglied des Kreistages, nachdem Jens Kestner sein Mandat wegen Fortzug niederlegen musste. Es brauche also keines politischen Vorstoßes, befand die Mehrheit. „Erledigt durch Verwaltungshandeln“, sagte Marcus Seidel (SPD). Das Thema Mitfahrbänke habe bereits vor Jahren alle Ortsräte beschäftigt, es gibt sie auch, wie beispielsweise in Hullersen, bereits. „Da kommt er wohl nicht so oft hin“, sagte Dirk Heitmüller (SPD) zu Andreas Jakob. Die AfD wollte eine Förderung weiterer Mitfahrbänke im Rahmen der LEADER-Region prüfen lassen.

FDP/Kloss-Gruppensprecher Alexander Kloss beklagte, dass die AfD-Anträge nicht wenigstens, wie es jahrelange Tradition im Einbecker Rat bei Anträgen gewesen sei, in die Ausschüsse überwiesen würden. Seit zwei Jahren geschehe das immer wieder bei bestimmten Personen und das sei unfair, sagte Kloss und meinte damit zweifellos ebenso seine eigenen Anträge. „Das ist nicht in Ordnung, was hier passiert.“

Severidt-Nachfolge geklärt: Marco Heckhoff wird neuer Fachbereichsleiter Bürgerservice

Der aktuelle Leiter des Stadtmuseums Einbeck, Marco Heckhoff, wird neuer Fachbereichsleiter Bürgerservice im Einbecker Rathaus. Das sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek heute auf meine Anfrage. Der 39-Jährige folgt damit Arnd Severidt, der Ende Februar in den Ruhestand gehen wird und dessen Stelle für die Bereiche Sicherheit und Ordnung, Schulen und Sport, Soziales und Jugend und Migration sowie für Stadtmuseum und Stadtbibliothek seit August ausgeschrieben war. Heute hatte die Stadt Einbeck auch eine neue Stelle für die Leitung des Stadtmuseums auf ihrer Website ausgeschrieben. Heckhoff wechselt zum 1. März auf die neue Position, in der er Vorgesetzter seiner Nachfolge sein wird und auch künftig ein fachliches Auge auf die Fortentwicklung des Museums haben kann.

Auf die Stelle der Fachbereichsleitung hatten sich einige externe und interne Kandidaten beworben. Der Verwaltungsausschuss habe sich für Marco Heckhoff entschieden, sagte die Bürgermeisterin heute auf meine Anfrage. Heckhoff ist seit Januar 2021 in Einbeck, war vor knapp zwei Jahren Nachfolger von Dr. Elke Heege in der Museumsleitung geworden.

„Mit dem zweiten Wechsel einer Fachbereichsleitung innerhalb weniger Wochen wird der Generationswechsel bei der Stadtverwaltung im Frühjahr 2023 fortgesetzt“, erklärte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. „Dass sich mit Marco Heckhoff in einem starken Bewerberfeld ein interner Bewerber durchsetzen konnte, der keinen klassischen Verwaltungs-Werdegang hat und dadurch gewinnbringende neue Perspektiven beisteuert, freut mich sehr. Der im Jahre 2016 erfolgte grundlegende Umbau der Stadtverwaltung mit Einrichtung der drei heutigen Fachbereiche, den der bisherige Leiter Arnd Severidt für den großen Fachbereich Bürgerservice sehr souverän, unaufgeregt und nahbar gemanagt hat, ist abgeschlossen und das Team bestens eingespielt. Der Weg zu einer digital wie analog noch serviceorientierteren und resilienteren Verwaltung kann mit Herrn Heckhoff fortgesetzt werden.“

Die neue Leitung des Stadtmuseums ist bis zum 20. Januar öffentlich ausgeschrieben. Gesucht wird laut Stellenanzeige eine Bewerberin oder ein Bewerber, der/die ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Magister/Master) einer kulturgeschichtlichen Fachrichtung (etwa Geschichte, Archäologie, Museologie, Kulturmanagement) aufweisen kann. Eine Promotion ist erwünscht, mehrjährige Leitungserfahrung in einem Museum und/oder Gedenkstätte ebenso wie Erfahrung mit Aufgaben des Projekt- und Veranstaltungsmanagements, Projektplanung, Drittmittelakquise und Team-Koordination. Hinzu kommen die Fähigkeit zu analytischem und strukturiertem Vorgehen bei der Lösung komplexer Projekte sowie sehr gute Kenntnisse im Umgang mit neuen Medien und digitalem Lernen in Museen und anderen Kultureinrichtungen.

(Aktualisiert 15.12.2022)

Marco Heckhoff leitet seit Januar 2021 das Stadtmuseum. Archivfoto

Neustädter Kirchplatz: Sachverständige nutzen die Winterpause für Baugrund-Gutachten

Was passiert eigentlich auf dem Neustädter Kirchplatz, Einbecks wohl prominentester Baustelle im Herzen der Stadt? Und wann werden die Bauarbeiten dort fortgesetzt, wie vom Stadtrat per Nachtragshaushalt beschlossen? Der hereingebrochene Winter wird für die ausstehenden, notwendig gewordenen Gutachten genutzt. Die Hoffnung: mit dem Frühjahr können auf der Baustelle die Arbeiten wieder aufgenommen und dann abgeschlossen werden.

Im Bereich der ehemals vorhandenen Bebauung (Gemeindehaus, unterirdische WC-Anlage mit Trafo) ist bekanntlich der Baugrund nicht ordnungsgemäß hergestellt worden. Eine einvernehmliche Regelung konnte die Stadt Einbeck mit der für den Abbruch und die Untergrundherstellung beauftragten Firma nicht erzielen. Anfang August hat die Stadt daher die Einleitung eines selbstständigen Beweisverfahrens beim Landgericht Göttingen beantragt. Mit Beschluss des Landgerichts vom 17. November wurde der Sachverständige für das vorgesehene Gutachten ernannt und für die Vorlage des Gutachtens eine Frist von drei Monaten gesetzt. In welchem Zeitraum der Gutachter die Tätigkeiten ausführen wird, ist der Stadt aktuell nicht bekannt. Es könne also drei Monate dauern, es könne aber auch schneller gehen, erklärte Justiziar Dr. Florian Schröder auf meine Nachfrage. „Wir haben dem Gericht gegenüber wiederholt auf die Dringlichkeit hingewiesen.“ Das Gutachten wird also spätestens Anfang März vorliegen. Bis zum Abschluss der vor Ort erforderlichen Tätigkeiten durch den Gutachter wird es auf dem Neustädter Kirchplatz keine Arbeiten geben können, die Stadt geht laut Dr. Schröder aber davon aus, dass sie nach Abschluss der gutachterlichen Aufnahmen vor Ort wieder über die Fläche verfügt werden kann. Dann könne auch der von der Stadt Einbeck beauftragte Baugrund-Gutachter auf der Fläche tätig werden und unverzüglich seinen Sanierungsvorschlag unterbreiten. „Die erforderlichen Unterlagen wurden zur Vorbereitung bereits übergeben“, erklärte Dr. Florian Schröder.

Die gerichtliche Untersuchung betrifft den Bereich der ehemals auf dem Platz stehenden Gebäude und deren Abbruch mit der Verfüllung des Untergrundes. Die Arbeiten auf den verbleibenden Flächen sollen nur insgesamt aufgenommen werden, teilte die Stadt Einbeck mit. Im Bereich der Kirchenfundamente seien ebenfalls noch Gründungsarbeiten erforderlich, um die Standsicherheit herzustellen.

Dauerbaustelle Neustädter Kirchplatz. Archivfoto September 2022

Städtepartnerschaft mit Thiais: FDP/Kloss fühlt sich ausgegrenzt und erntet dafür scharfe Kritik

Weil er und die von ihm dominierte dreiköpfige Ratsgruppe „Liberal und klar“ nicht mit zur mehrtägigen Thiais-Programmbesprechung nach Straßburg fahren konnte, wittert Ratsherr Alexander Kloss (parteilos) eine bewusste, „unerträgliche“ Ausgrenzung einer unbequem gewordenen „Opposition“ beim Partnerschaftsaustausch mit dem französischen Vorort von Paris, wie er schreibt. Kloss mutmaßt, dass er und seine Mitstreiter in Ungnade bei der SPD/CDU-Gruppe sowie der Bürgermeisterin gefallen seien und sie deshalb nicht mitfahren dürften, wirft ihnen eine Zwei-Klassen-Mentalität im Stadtrat sowie Vetternwirtschaft und Günstlingspolitik vor. Das Echo der Angesprochenen ist deutlich.

Alexander Kloss wählt starke Wort für einen eigentlich Routine versprechenden Vorgang: das jährliche Treffen von Vertretern aus Einbeck und Thiais zur so genannten Programmbesprechung. Immer im Spätherbst bereiten sie das Programm des Austauschs für das folgende Jahr vor – in ihrer Freizeit wohlgemerkt. Alexander Kloss hat persönlich mehrmals in der Vergangenheit an diesen Treffen teilgenommen, damals war er noch Mitglied der SPD-Fraktion. Diesmal war er nicht dabei und ist sauer. Nach meinen Informationen hat es über das Thema auch in der Sitzung des Verwaltungsausschusses unmittelbar vor der Ratssitzung vergangene Woche mächtig Zoff gegeben.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hat in der jüngsten Sitzung des Stadtrates über die Programmbesprechung kurz schriftlich berichtet: „Die im Rahmen der Partnerschaft Thiais-Einbeck im Jahr 2023 stattfindenden Begegnungen wurden vom 24. bis 26. November gemeinsam mit jeweils einer Delegation aus Thiais und Einbeck in Straßburg erarbeitet und das Protokoll hierzu unterzeichnet.“ Auf letzteres sowie auf den persönlichen Austausch legen besonders die Franzosen seit Generationen sehr großen Wert. Das weiß eigentlich auch jeder, der sich ein paar Jahre lang in Einbeck mit Kommunalpolitik beschäftigt. Daher verwundert Alexander Kloss‘ Vorschlag, die angeblich 7000 Euro teuren Treffen künftig einzusparen und per Videokonferenz stattfinden zu lassen. Das würden die Franzosen vermutlich als Affront verstehen.

Kloss‘ Kernvorwurf: Für das diesjährige Besprechungstreffen in Straßburg seien die sechs Plätze in der Delegation nach politischem Proporz im Stadtrat zusammengestellt worden. Die Reisegruppe habe aus vier Personen aus der SPD/CDU-Gruppe bestanden, einer Person aus der Gruppe Grüne+ und einer Person aus der Fraktion Bürgerliste GfE.

Alexander Kloss: „Statt dann, wie es eigentlich guter demokratischer Stil wäre, alle sechs Fraktionen und Gruppen des Rates mit jeweils einer Person einzubeziehen, wählte man bewusst eine Sitzverteilung nach politischem Proporz. Das ist kein faires Miteinander und außerdem ziemlich undemokratisch.“ Sein Appell sei leider unerhört verhallt. Kloss wäre es also lieber gewesen, wenn neben seiner Gruppe auch noch ein Vertreter der AfD-Fraktion mit zum Partnerschaftsaustausch gefahren wäre.

In seiner Mitteilung sind noch weitere demokratietheoretisch interessante Formulierungen enthalten. Nicht nur, dass es in einem Selbstverwaltungsgremium wie dem Stadtrat (der bekanntlich wegen nicht gesetzgeberischer Funktion kein klassisches Parlament mit Regierung und Opposition ist) keine „in weiten Teilen schwache bis nicht vorhandene Opposition“, wie er schreibt, geben kann. Kloss attackiert auch die Bürgermeisterin unübersehbar deutlich: Sie habe noch am ehesten die Möglichkeiten, die unterschiedlichen Meinungen zusammenzuführen, profitiere aber offenbar lieber „von dem fragwürdigen und fragilen Konstrukt aus SPD und CDU, das man auch getrost als gigantische Wählertäuschung bezeichnen darf“. Das darf man. Das muss deswegen aber nicht richtig sein.

Bemerkenswert ist, dass Kloss in seiner Rundmail an die Menschen, denen er ein ernsthaftes Interesse an seiner kommunalpolitischen Arbeit unterstellt, die jede seiner Verlautbarungen begleitet, diesmal eine Passage hinzufügt, die es nicht in die Presseinfo geschafft hat. Kloss weitet seinen Blick schon auf 2026 – das Jahr, für das er erst jüngst keine Fördermittel beantragen wollte: „Für die Zeit nach der nächsten Kommunal- und Bürgermeisterwahl bleibt nur die große Hoffnung, dass die dann Gewählten ihre Verantwortung nutzen, um an vielen Stellen Gerechtigkeit wiederherzustellen und den vor allem in den letzten 12 Monaten entstandenen finanziellen Schaden zu behandeln. Allein die Wiederherstellung des ramponierten Image von Stadtverwaltungsspitze und Ratspolitik wird eine Mammutaufgabe und nicht in einigen Monaten zu schaffen sein.“ Das liest sich schon fast wie eine Bewerbungsrede für eine Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl 2026.

Kloss‘ Einschätzung zur Städtefreundschaft scheint sich zuletzt verändert zu haben. Auf seiner Website schreibt er aktuell: „Ich bin Träger der Goldenen Ehrenmedaille unserer französischen Partnerstadt für besondere Verdienste um die Freundschaft zwischen den beiden Städten und wurde außerdem von der Stadt Einbeck mit der Partnerschaftsmedaille ausgezeichnet. Viel wichtiger als diese Ehrungen sind mir jedoch die Begegnungen, die intensiven Gespräche, die gelebten Momente der Freundschaft und des gegenseitigen Respekts mit unseren Freunden aus den Partnerstädten.“

Ich habe die Bürgermeisterin und die Fraktionsvorsitzenden der an dem Treffen beteiligten Fraktionen um Stellungnahmen zu Kloss‘ Äußerungen und Vorwürfen gebeten. Hier die Antworten im O-Ton:

Bürgermeisterin

„Bestürzt, traurig und fassungslos habe ich die Pressemitteilung der Gruppe ‚Liberal und klar‘ zur Kenntnis genommen“, schreibt Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek in einer ausführlichen Stellungnahme. „Bestürzt weil neben einigem Richtigen so viel Unwahres geschrieben ist. Richtig ist: Die Städte Einbeck und Thiais pflegen seit über 60 Jahren eine intensive und herzliche Städtefreundschaft. Richtig ist auch, dass sich in der Regel im November Delegationen der beiden Stadträte wechselseitig in ihren Ländern empfangen, um die Austausche des kommenden Jahres zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern vorzubereiten – die so genannte Programmbesprechung. Verschwiegen wird, dass neben der Arbeit am Austauschprogramm des nächsten Jahres auch die langjährige Freundschaft zwischen den Mitgliedern beider Stadträte gepflegt wird und ein kulturelles Programm auf der Tagesordnung steht.

Falsch ist die Aussage, dass die Einbecker Delegation erstmals nach politischem Proporz besetzt wurde. Seit mindestens 2007 (soweit reichen die digitalen Protokolle im ALLRIS zurück) nahmen regelmäßig maximal 5 Ratsmitglieder neben amtierendem/r Bürgermeister bzw. Bürgermeisterin und maximal 3 weiteren Verwaltungsmitgliedern an den Programmbesprechungen teil – die Ratsmitglieder wurden dabei immer nach dem jeweiligen Proporz der jeweiligen Wahlperiode besetzt durch Benennung durch ihre jeweiligen Fraktionen oder Gruppen.

Das wurde Alexander Kloss auch durch die Verwaltung am 9.12.2022 so mitgeteilt. Im Übrigen hätte er es auch ohne diese Mitteilung wissen können, wurde er doch selbst von seiner damaligen Partei des Öfteren als Delegationsmitglied vorgeschlagen.

Traurig machen mich die in der Pressemitteilung daraus abgeleitete Schlussfolgerung einer vermeintlichen Ausgrenzung der Gruppe ‚Liberal und klar‘ und die Wortwahl des Gruppensprechers. Ab dieser Wahlperiode sind Mehrheitsverhältnisse im Rat bekanntlich sehr deutlich durch Bildung der Gruppe SPD/CDU. Deshalb hat die Verwaltung der Politik vorgeschlagen, die Anzahl der Ratsmitglieder der Einbecker Delegation auf sechs Ratsmitglieder zu erhöhen (plus Bürgermeisterin plus 1 Person aus der Verwaltung plus den Partnerschaftsbeauftragten für Thiais), um auch den kleineren (nicht allen!) Fraktionen oder Gruppen eine Teilnahme zu ermöglichen. Dieses Vorgehen wurde von allen Fraktionen oder Gruppen – außer der Gruppe ‚Liberal und klar‘ – so akzeptiert. Eine demokratische Mehrheitsentscheidung also. Weiterhin zeugt die Wortwahl des Gruppensprechers von Verbitterung und Enttäuschung eines Einzelnen über eine Mehrheitskonstellation im Rat, die nicht nach seinem Gusto ist, aber die Wählerinnen und Wähler im vergangenen Jahr so festgelegt haben. Wer sich dabei als Opfer stilisiert und glaubt, dabei Worte wie „Vetternwirtschaft“, „Günstlingspolitik“, „gigantische Wählertäuschung“ oder „zertrümmern“ verwenden zu müssen, bewegt sich meiner Ansicht nach mit hoher Geschwindigkeit an den Rand der demokratischen Gepflogenheiten und Umgangsformen.

Fassungslos macht mich schließlich der ‚Lösungsvorschlag‘. Ja, wir haben während der Pandemie alle die Vorzüge digitaler Kommunikationswege zu schätzen gelernt. Die Gruppe ‚Liberal und klar‘ fordert nun aber allen Ernstes, über Generationen gewachsene, persönliche Treffen einzustellen und durch eine Videokonferenz zu ersetzen. Zumindest der Gruppensprecher dürfte wissen, wie wichtig der französischen Delegation diese Programmbesprechung ist und wie sensibel dieses Thema in der Vergangenheit war und immer noch ist. Hier wird mit einer beispiellosen Gefühlskälte unter dem Deckmäntelchen der Gerechtigkeit und Transparenz gehandelt. Ich ziehe ein gesprochenes Wort an einem Tisch mit Blickkontakt zu allen Teilnehmenden einer Videokonferenz immer vor, wenn es sich um so ein wichtiges Thema wie den Erhalt einer Städtefreundschaft handelt.

Negiert wird durch die Gruppe ‚Liberal und klar‘ zudem der kulturelle Wert dieser Treffen: Wer einmal als Deutsche in der Nähe von Cherbourg am Strand der Landung der alliierten Truppen 1944 gestanden hat, wer einmal als Deutsche die Erhabenheit des Straßburger Münsters mit eigenen Augen sehen durfte oder wer gemeinsam mit unseren französischen Freunden das Brandenburger Tor durchschritten hat, den Grenzverlauf der Berliner Mauer abgegangen ist und ergriffen das Holocaust Memorial besucht hat, der weiß, dass eine Digitalkonferenz dies nie ersetzen kann, sondern dass nur Nähe, dass nur Freundschaft, dass nur persönliche Treffen den Frieden zwischen Menschen, Städten und Ländern sichern können.“

SPD

„Jahrelang war Alexander Kloss immer der Erste, der sich in die Mitfahrer-Listen eingetragen hat, wenn es um Treffen mit den Partnerstädten ging“, schreibt SPD-Fraktionsvorsitzender Dirk Heitmüller. „Jetzt sieht er sich einmal mehr in der Opferrolle. Zwei Drittel seines Antrages lamentiert er darüber, wie böse alle anderen zu ihm sind, um dann bockig zu fordern: ‚Wenn ich nicht mitdarf, soll gar keiner fahren.‘ Es zeigt einmal mehr, dass es ihm nicht um die Sache geht, sondern nur um seinen Vorteil. Es geht ihm auch nicht um harmonische Ratsarbeit, sondern vielmehr darum, wieder einmal zu versuchen, einen Keil zwischen Bürgermeisterin und der Mehrheitsgruppe im Rat zu treiben. Wie lange will die FDP dieses trotzige Verhalten noch stützen?“

CDU

„Wer in dieser Zeit die Notwendigkeit von intensiver deutsch-französischer und damit europäischer Partnerschaft und Freundschaft infrage stellt, handelt ohne jede Verantwortung“, schreibt CDU-Fraktionsvorsitzender Dirk Ebrecht. „Dass nun gerade Herr Kloss als derjenige Ratsherr, der an den allermeisten dieser Austausche teilgenommen hat, seinen Unmut just zu dem Zeitpunkt entwickelt, an dem er mal nicht mitfahren konnte, bedarf keines weiteren Kommentars. Dass zudem die Sorge um städtische Finanzen als Grund herhalten muss, wirkt dabei ebenso durchsichtig wie scheinheilig. Der Zusammenhalt und die Partnerschaft in Europa gehört intensiviert und gestärkt, das gilt auch und besonders für die jahrzehntelange Freundschaft zu unserer französischen Partnerstadt.“

Mertens sagt Tschüss im Stadtrat: Abschied nach vier Jahren in Einbeck

„Das waren vier turbulente und abwechslungsreiche Jahre, die mich haben wachsen lassen und für die ich auch sehr dankbar bin“: Mit diesen Worten hat sich Baudirektor Joachim Mertens im Stadtrat aus Einbeck verabschiedet. Der bisherige Fachbereichsleiter für Bauen und Stadtentwicklung, der im Januar 2019 zur Stadtverwaltung gekommen war, wechselt zur TU Clausthal. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek verabschiedete Mertens im Stadtrat jetzt offiziell.

Sie erinnerte an zahlreiche Projekte aus den vergangenen Jahren, die der Bauamtschef mit angeschoben und vorangebracht habe – neben dem Tagesgeschäft einer Bauverwaltung. Aus den Bereichen der Zukunftsthemen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und dem Erhalt des kulturellen Erbe nannte Michalek unter anderem die energetische Sanierung von Gebäuden (beispielsweise an Schulen oder im Bürgerhaus Kreiensen), das Solardachprogramm für denkmalgeschützte Häuser, der Neubau der Kita Münstermauer und den Abschluss der Bauarbeiten der Multifunktionshalle oder die Prioritätenliste Hochwasserschutz in Zusammenarbeit mit den Ortschaften. „Sie haben ihre Beiträge geleistet, um die Stadt Einbeck in diesen Themenfeldern gut aufzustellen und weiterzubringen.“

Einige Projekte müsse Mertens an seinen Nachfolger übergeben, weil sie noch nicht zuende geführt worden seien, etwa der Neustädter Kirchplatz oder die Saline Salzderhelden, aber auch die Machbarkeitsstudie Domäne Greene. Einige Projekte wie der Umbau des ZOB, der Ausbau von Marktstraße oder Tiedexer Straße, mit denen sich Mertens in den vergangenen Jahren beschäftigt habe, seien der Wirtschaftskrise nach Corona und dem Ukraine-Krieg zum Opfer gefallen und seien in der Priorität nach hinten geschoben worden, sagte Michalek.

In den vier Jahren seien viele Dinge bewegt worden, mit der Politik sei es nicht immer einfach gewesen, Mertens sei aber bei allen hektischen Themen und Diskrepanzen in Diskussionen immer sachlich geblieben, sagte CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht, der gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Dirk Heitmüller für die SPD/CDU-Gruppe ein weiteres Präsent überreichte: „Wir lassen Sie durchaus mit zwei weinenden Augen gehen.“

Nachfolger von Joachim Mertens wird zum 1. Februar Jens Ellinghaus. Der 31-Jährige war online zur Hybrid-Sitzung des Stadtrates zugeschaltet. „Ich bin gespannt auf die neue Tätigkeit in Einbeck“, sagte er. Eine neue Stadt und ein neues Umfeld kennenlernen zu dürfen sei für einen Planer immer etwas Besonderes. Ellinghaus freut sich auf seinen Start in Einbeck und die Rückkehr in den Norden, in Niedersachsen sei er aufgewachsen, habe schon vom Ratsvorsitzenden Frank Doods (in dessen Beruf als Staatssekretär) seine Ernennungsurkunde überreicht bekommen. „Ich habe einen Faible für historische Altstädte“, sagte der künftige Fachbereichsleiter, das sehe man auch schon an seinem Studium an der Bauhaus-Universität in Weimar oder zuletzt seiner beruflichen Station im fränkischen Kulmbach.

Kleines Wellness-Paket: Alkoholfreies Clausthaler Bier, ein Buch über 38 vergessene Pfade im Harz und von der SPD/CDU-Gruppe regionale Lebensmittel für den scheidenden Baudirektor Joachim Mertens (2.v.l.) von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek sowie den Fraktionschefs Dirk Heitmüller (SPD) und Dirk Ebrecht (CDU).

Künftiger CDU-Landesvorsitzender auf Weihnachtsmarkt-Visite in Einbeck

Auf der Tour zu seinen Parteifreunden quer durch Niedersachsen vor dem nächsten Landesparteitag ist der künftige CDU-Landesvorsitzende Sebastian Lechner heute auf dem Einbecker Weihnachtsmarkt zu Besuch gewesen. Dort wurde der 42-jährige vom Steinhuder Meer, der seit Oktober Fraktionschef der CDU im Landtag ist und im Januar außerdem zum CDU-Chef gewählt werden soll (er ist der einzige Kandidat), von einigen Christdemokraten aus Bezirk, Kreis und Stadt empfangen und begrüßt worden, darunter CDU-Bezirksvorsitzender Uwe Schünemann (Holzminden) und CDU-Kreisvorsitzender David Artschwager (Bad Gandersheim). Auch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (CDU) hieß ihren Parteifreund in Einbeck auf dem Marktplatz willkommen. Lechner war zwar nicht das erste Mal in Einbeck, jedoch das erste Mal in der historischen Innenstadt. Viel Lob erhielt nicht nur die Fachwerkstadt, sondern auch das Weihnachtsdorf, wo er beim Glühwein (mit und ohne Alkohol) mit Interessierten schnell ins Gespräch kam.

Heiße Getränke, heiße Themen? CDU-Landtagsfraktionschef Sebastian Lechner mit Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, in der Mitte der aus der CDU-Ratsfraktion ausgeschlossene Ratsherr Helmar Breuker, daneben CDU-Bezirksvorsitzender Uwe Schünemann.

Top-Thema war aber natürlich der Rauswurf von Ratsherr Helmar Breuker aus der CDU-Ratsfraktion. Breuker, der stellvertretender Stadtverband-Vorsitzender in Einbeck ist, begrüßte Sebastian Lechner ebenfalls bei dem kurzfristig anberaumten Besuchstermin. Lechner ist aktuell auch noch Generalsekretär seiner Partei in Hannover. Natürlich hatte er von der Personalie und Problematik gehört, wollte sich auf meine Nachfrage dazu jedoch noch nicht äußern, auch nicht zu einer möglicherweise erfolgenden Vermittlungsbemühung zwischen den streitenden Parteien durch ihn. „Ich muss mich erstmal einlesen“, wehrte Lechner einen Spontankommentar ab. Als Lektüre habe ich ihm auch meinen Blog empfohlen. Als sicher gilt, dass die Gespräche an den Unterständen beim Weihnachtsmarkt-Besuch nach dem offiziellen Fototermin auch die Causa Breuker berührt haben. Mehrere Vertreter aus dem Kreisvorstand und dem Vorstand des Stadtverbandes waren vor Ort, aus der CDU-Ratsfraktion Maren Root.

CDU-Besuch auf dem Weihnachtsmarkt: Gruppenfoto vor dem Rathaus. Vordere Reihe (v.l.): Jacqueline Emmermann, David Artschwager (CDU-Kreisvorsitzender Northeim), Sebastian Lechner MdL, Dr. Sabine Michalek, Tanya Warnecke (CDU-Kreisvorsitzende Holzminden), Elisabeth Mörlins, Petra Kersten, Yvonne Niemeyer. Mittlere Reihe (v.l.): Tobias Tessmer, Wilfried Wollenweber, Maren Root, Helmar Breuker, Anskar Lürig, Jan-Philipp Mühle, Stefan Baldus, Ines Schünemann, Joachim Prochnow. Hintere Reihe (v.l.): Frederic Otto, Niklas Hellmann, Uwe Schünemann (CDU-Bezirksvorsitzender).
Autogrammsammler Joachim Prochnow aus Kreiensen (im Hintergrund) erhielt natürlich auch von Sebastian Lechner eine Unterschrift, CDU-Kreischef David Artschwager (l.) diente gerne als Tischersatz.

Haushalt 2023: Von einer engen, ordentlichen Achterbahnfahrt in letzter Minute

Die Haushaltsdebatte im Einbecker Stadtrat hat noch einmal gut verdeutlicht und wie unter einem Brennglas vergrößernd gezeigt, wo zurzeit die gemeinsamen und die trennenden Linien im Rat verlaufen. Im Abstimmungsverhalten über das Zahlenwerk für 2023 wurde das mit der Entscheidung bei großer Mehrheit mit letztlich vier Enthaltungen der FDP/Kloss-Gruppe sowie Einzel-Ratsherr Helmar Breuker (CDU) nur bedingt deutlich. Ein Überblick.

  • SPD und CDU sind im Stadtrat nicht nur eine Gruppe, sondern sich auch in Etatfragen einig, bis hin zu Formulierungen. Gottseidank sei bei dem „Last-Minute-Haushalt“ durch die höheren Zuweisungen aus Hannover noch eine unerwartete positive Entwicklung eingeflossen, sagte Marcus Seidel (SPD). So liege das Minus jetzt lediglich noch bei rund 3,7 Millionen Euro. Durch die weise Haushaltspolitik der vergangenen Jahre und die hohen Rücklagen (19,8 Millionen) habe man nun trotz aller Krisen noch einen „sehr ordentlichen Haushalt“ hinbekommen, der sich im Vergleich zu umliegenden Städten wie etwa Northeim sehen lassen könne, sagte Dirk Ebrecht (CDU).
  • Der zwischen Enthaltung und Ablehnung unklar mäandernde, seine FDP/Kloss-Gruppe „Liberal und klar“ dominierende parteilose Ratsherr Alexander Kloss. Der erneut „teure unnötige Prestigeprojekte, die nicht gebremst werden“ kritisierte – ebenso, dass sich die SPD/CDU-Gruppe den Haushalt „schönrede“. Der erst eine Ablehnung des Haushalts „guten Gewissens“ ankündigte und dann ein paar Minuten später nach dem überdeutlichen Hinweis von Dirk Heitmüller (SPD) zum Thema „Druckerviertel“ eine Rolle rückwärts hinlegte, als Heitmüller ihm sagte, dass das Projekt gestorben sei, wenn man nicht heute Fördermittel beantragt. Kloss hatte keine Eile gesehen bei erst 2026 anstehenden Förderprojekten wie dem Quartier zwischen Möncheplatz und Lange Brücke, jetzt schon im Haushalt Vorkehrungen zu treffen. Im vor der Ratssitzung platzierten Sonder-Stadtentwicklungsausschuss hatte Hilmar Kahle (FDP) noch gegen die Fortschreibung des Förderprogramms ISEK (Integriertes Städtisches Entwicklungs- und Wachstumskonzept) gestimmt, weil er die Projekte „Traube“ und „Druckerviertel“ nicht mittragen wollte. Liberal und klar war das alles nicht.
  • Der neue Einzelkämpfer Helmar Breuker, der offenbar abweichende Meinung als Kompetenz kultivieren will. „Halb ertrunken ist auch ertrunken“, sagte er zum 3,7-Millionen-Defizit. Er stellte sich als Vertreter der Ortschaften außerhalb der Kernstadt dar, der in seiner Haushaltsrede gerne nochmal wieder die Trigger Neustädter Kirchplatz oder ZOB-Umgestaltung erwähnte, obwohl diese gar nicht Inhalt des 2023-er Haushalts sind. Dirk Heitmüller (SPD) handelte sich eine Ermahnung des Ratsvorsitzenden ein, als er auf Breukers Redebeitrag antwortete: Damit habe er sich spätestens heute bei ihm dafür qualifiziert, dass er ihn aus seiner Fraktion rausgeschmissen hätte.
  • Der wachsam bleibende Alt-Kreiensener Haushaltsmahner Frank-Dieter Pfefferkorn (BlGfE). Der sich wünscht, nach diesem „Haushalt der Achterbahnfahrt“ mit vielen Überraschungen in Zukunft mal wieder in aller Ruhe einen Haushaltsentwurf beraten zu können. Der enge Etat 2023 sei zwar so tragfähig trotz „Hypotheken“ beim Neustädter Kirchplatz, er wünsche sich aber weniger Notwendigkeiten, als Ehrenamtler am Abend vor der Ratssitzung noch ein 44-Seiten-Papier der aktuellsten Änderung durcharbeiten zu müssen.  
  • Die schweigsamen Grünen und die AfD. Die zum Haushalt inhaltlich gar nichts sagen.
  • Und die immer wieder mit Haushalt-Fakten aushelfende Bürgermeisterin, falls sich mal wieder jemand im Zahlengewirr zwischen ISEK, NKP und ZOB verirrte.

Beim Stellenplan hatte Frank-Dieter Pfefferkorn (BlGfE) noch einmal wie schon im Finanzausschuss moniert, dass der Bereich Öffentlichkeitsarbeit im Rathaus unnötig ausgeweitet werde. Das heutige Team sei ausreichend, um die Stadt in der Öffentlichkeit darzustellen – noch dazu, wo die Leitungsstelle hochgestuft werde. Schließlich weite man auch im Baubereich den Stellenplan nicht aus, obwohl auch hier Personalbedarf sei, meinte Pfefferkorn. Seinem Antrag, die zusätzliche halbe Stelle Öffentlichkeitsarbeit aus dem Plan zu nehmen, folgten am Ende nur seine Fraktion, die FDP/Kloss-Gruppe sowie die AfD-Fraktion. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek verdeutlichte, dass kommunale Öffentlichkeitsarbeit etwas anderes sei als die Veröffentlichung von Fotos der Bürgermeisterin in der Zeitung nach repräsentativen Terminen, wie dies Pfefferkorn insinuiert hatte. Nutzungsverhalten von Medien und die Geschwindigkeit habe sich gewandelt, hier müsse die Stadtverwaltung dem Rechnung tragen, es sei neben der Website und den Social-Media-Kanälen eine breite interne und externe Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Dafür brauche es Personal.

Einnahmen für den beschlossenen Haushalt 2023 der Stadt Einbeck. Es bleibt ein Defizit von 3,66 Millionen Euro. (c) Grafik: Stadt Einbeck

Verwaltungsgericht: Breuker-Ausschluss aus CDU-Fraktion war rechtmäßig

An der Sitzordnung im Stadtrat war es nicht zu erkennen, Ratsherr Helmar Breuker nahm wie immer in der letzten Reihe Platz, neben seinen Parteifreunden Dr. Andreas Kroll und Maren Root. Aber die CDU-Fraktion im Einbecker Stadtrat besteht nur noch aus neun Mitgliedern, nicht mehr aus zehn. Wie erst nach der abendlichen Sitzung des Rates bekannt wurde, hat das Verwaltungsgericht Göttingen am 7. Dezember in dem von dem 44-jährigen Edemissener angestrengten Eilverfahren einen einstweiligen Rechtsschutz abgelehnt und damit den Fraktionsausschluss für rechtmäßig erklärt (Az. 1 B 265/22). Der von der CDU-Fraktion beschlossene Rauswurf Breukers aus der Fraktion bleibt damit bestehen. Ob Helmar Breuker gegen die Entscheidung Beschwerde einlegen wird oder Klage erhebt, war zunächst nicht bekannt.

Helmar Breuker hatte sich gegen den von der Ratsfraktion beschlossenen Fraktionsausschluss vor dem Verwaltungsgericht Göttingen in einem Eilverfahren gewehrt und geltend gemacht, dass der Ausschluss gegen formelle Vorgaben verstoße und außerdem aus willkürlichen und nicht belegbaren Gründen erfolgt sei, um einen politische Konkurrenten zu verdrängen. Das Verhältnis zu einigen Mitgliedern der Fraktion sei von Anfang an belastet und u.a. im Falle von eigenen Meinungsäußerungen durch Drohungen geprägt gewesen. Die Angelegenheit sei besonders dringlich, weil durch den Fraktionsausschluss nun auch der Entzug von Sitzen in drei Fachausschüssen anstehe, führte Breuker an.

Dem sind die Verwaltungsrichter in ihrem Beschluss nicht gefolgt, weil eine Abberufung aus Fachausschüssen keinen Nachteil darstelle und Fraktionen und Gruppen grundsätzlich darin frei seien, ihre Mitglieder zu benennen und dann auch wieder abzuziehen. Breuker könne sich auch nicht auf einen in der Wahlentscheidung zum Ausdruck kommenden Bürgerwillen in Bezug auf die Sitzverteilung nebst entsprechender Fraktionsgröße berufen, weil die Fraktionsbildung der Abgeordneten ohnehin freiwillig sei, stellten die Richter in ihrem fünfseitigen Beschluss fest. Es spreche „eine überwiegende Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Ausschluss (…) rechtmäßig“ sei, heißt es da wörtlich.

Auch dem Argument Breukers, zu der Sitzung, bei der er ausgeschlossen wurde, sei nicht fristgerecht eingeladen worden, folgten die Verwaltungsrichter nicht. Der Fraktionsausschluss am 9. November habe Breuker nicht überraschen können, weil dieser bereits Ende August Thema gewesen sei, er zudem am 8. Oktober die Möglichkeit zur Stellungnahme erhalten habe.

Und offenbar, argumentiert das Verwaltungsgericht, würden ja beide Seiten von einem nachhaltig gestörten Vertrauensverhältnis ausgehen und weiteren Einigungsversuchen keine Erfolgsaussichten geben. In einer Fraktion müsse aber eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich sein, das zu beurteilen werde in der Mehrheitsmeinung deutlich, Breuker auszuschließen. Willkürlich sei der Ausschluss nicht. Das Gericht habe den vorliegenden Unterlagen entnehmen können, dass es um grundlegende Fragen der Zusammenarbeit gehe und es hier erheblichen Dissens gebe, der nicht aufzulösen sei. Das beziehe sich auf interne Absprachen und wie diese gehandhabt würden, den Umgang mit Medien, das geschlossene Auftreten in der Öffentlichkeit sowie unangekündigtes und unabgestimmtes Abstimmungsverhalten. Das mittlerweile komplett entfallene Vertrauensverhältnis der CDU-Fraktionsmehrheit zu Breuker habe sich über Monate entwickelt und trotz diverser Gesprächsrunden über das Verständnis von Miteinander, Kollegialität, Wertschätzung und Vertrauen auch nicht mehr gebessert. Eine Möglichkeit zur weiteren konstruktiven Zusammenarbeit werde daher nicht mehr gesehen.

Es sei anerkannt, dass für den Fraktionsausschluss ein wichtiger Grund vorliegen müsse, der in einer nachhaltigen Störung des Vertrauensverhältnisses bestehen könne, schreiben die Verwaltungsrichter. Dabei komme der Fraktion ein gerichtlich nur eingeschränkt überprüfbarer Beurteilungsspielraum zu, erklärte das Verwaltungsgericht. Die von beiden Seiten geschilderte stark gestörte Zusammenarbeit werde auch durch die vorliegenden Protokolle der Fraktionssitzungen verdeutlicht, soweit dort mehrere Fraktionsmitglieder angekündigt hätten, die Fraktion zu verlassen, sofern es nicht zum Ausschluss Breukers komme, stellten die Richter fest.

Helmar Breuker (Mitte) mit Dr. Andreas Kroll (l.) und Maren Root (r.). Im Hintergrund CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht.

In der Ratssitzung hatte sich Helmar Breuker zu Wort gemeldet, als die Umbenennung der Ausschussbesetzungen auf der Tagesordnung stand. Einige in der CDU-Fraktion hätten offenbar Schwierigkeiten mit seiner Person, mit seiner Art der politischen Arbeit und wie man transparent und öffentlichkeitswirksam arbeite. Es gehe aber bei der Auseinandersetzung nicht nur um seine Person, sondern das sei „eine Systemfrage“, meint Breuker. Fraktionsentscheidungen hätten nach Auffassung der Fraktionsführung einstimmig zu sein, die Partei bleibe weitgehend ausgeschlossen. Es sei ein einzigartiger Vorgang, wenn sich ein Parteivorstand gegen den Ausschluss eines Fraktionsmitgliedes ausspreche, noch dazu wenn dieser der amtierende Vorsitzende der Einbecker CDU sei, sagte Breuker.

Es habe keine Gespräche zwischen Fraktionsvorsitz und Stadtverband gegeben. „In einer christlichen Partei geht es zunächst um das Miteinander, Konflikte sollten im Miteinander gelöst werden, und nicht durch Ausschluss“, sagte Breuker. Der sei nie eine Lösung. Er nannte erstmals konkrete Gründe, warum er seiner Meinung nach aus der CDU-Fraktion ausgeschlossen worden sei. Das sei sein Abstimmungsverhalten beim Neustädter Kirchplatz gewesen (Enthaltung beim 2. Nachtragshaushalt), seine öffentliche Positionierung beim Thema Löschlanze, für welche er gerügt worden sei. Und Breuker nannte einen Abend auf der Hube, von dem er jetzt erstmals ein Protokoll gesehen habe. Einzelheiten werde er sich ersparen auszuführen, weil diese möglicherweise strafrechtliche Tatbestände erfüllten, deutete der Ratsherr in öffentlicher Sitzung an, nannte jedoch keine konkreten Einzelheiten.

„Über allem thront ein Fraktionsvorsitzender, der in kleinen Zirkeln Entscheidungen trifft“, sagte Breuker. „Die Zusammenarbeit mit der SPD ist offenbar vertrauensvoller als mit der eigenen Mutterpartei.“ Die SPD habe von seinem Fraktionsausschluss früher erfahren als die CDU. In der CDU gebe es viele neue Mitglieder. „Diese jungen Leute stehen für einen anderen Politikstil, für Offenheit, für Transparenz, für Diskussion“, sagte Helmar Breuker. „Ich stehe für diejenigen Ratsmitglieder, die weiterhin Offenheit und Meinungsfreiheit auch in der Fraktion gelten lassen.“

Im Stadtrat hat die CDU-Fraktion die Ausschusssitze nach dem Ausschluss Helmar Breukers aus der Fraktion neu besetzen lassen – ein Beschluss des Rates, der bei sieben Gegenstimmen (Breuker, Kroll und Root von der CDU sowie FDP/Kloss und AfD) und einer Enthaltung (Petra Bohnsack, BlGfE) getroffen wurde. Für die CDU ist jetzt Dr. Olaf Städtler im Finanzausschuss, Antje Sölter im Feuerwehrausschuss, Heinz-Hermann Wolper im Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales. Den Sonderverwaltungsausschuss besetzt die SPD/CDU-Gruppe mit Nico Otunga (SPD). Breuker bleibt als fraktionsloser Ratsherr Mitglied im Finanzausschuss, allerdings nur mit Grundmandat, also ohne Stimmrecht.

Helmar Breuker hatte geheime Wahl für diesen Beschluss beantragt und wollte selbst gegen die von der CDU nominierten Ratsmitglieder antreten. Das lässt die Rechtslage jedoch nicht zu, weil es sich juristisch gesehen um keine Wahl handele, wie Justiziar Dr. Florian Schröder und Ratsvorsitzender Frank Doods (beide Verwaltungsjuristen) die gemeinsame Rechtsauffassung erläuterten. Die Sitzverteilung in den Ausschüssen ergebe sich nach den Mehrheitsverhältnissen, und dann erfolge nur noch eine Benennung der Personen durch Beschluss. In der Hybridsitzung des Rates wäre eine geheime Wahl nach Kommunalverfassung ohnehin unzulässig gewesen.

Beobachtern der Kommunalpolitik ist schon seit Monaten aufgefallen, dass sich Partei und Fraktion bei der CDU voneinander entfernt haben. Bis zum plötzlichen Tod der damaligen Parteivorsitzenden Heidrun Hoffmann-Taufall im Frühjahr war das weniger offensichtlich, weil diese als Ratsfrau immer auch moderierendes Bindeglied zwischen Stadtverband und Fraktion war und beide Gruppierungen zusammenhielt. Nach ihrem Tod jedoch wurde der Graben sichtbarer, der sich da offenbar seit längerem schon aufgetan hatte und sich vor allem im zwischenmenschlichen Bereich bewegt. Jeder, der wollte, konnte jedoch beim jüngsten Landtagswahlkampf in Einbeck auch sehen, dass Fraktion und Partei bei der CDU mittlerweile offenbar getrennte Wege gehen. Kandidat Dr. Andreas Kroll erhielt viel persönliche Unterstützung aus dem Stadtverband, weniger aus der Fraktion. Nur ein Beispiel: Als der Landesvorsitzende und CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann in Einbeck war, scharten sich um ihn Vorstandsmitglieder aus der Partei. Von der Fraktion war außer Helmar Breuker niemand zu sehen, und er ist kommissarisch auch Stadtverbandsvorsitzender. Breukers Naturell ist nicht die harmonische Moderation von Teams und Vermittlung bei Konflikten. Er ist eher ein – und auch das braucht Politik manchmal – Zuspitzer, ein sperriger und unbequemer Zeitgenosse. In Gruppen wie einer Fraktion geht es aber nunmal auch um Teamgeist und weniger Ego, ansonsten könnten ja alle 37 Ratsmitglieder ihr eigenes Ding machen und nach Tagesform abstimmen. So aber funktioniert Politik nicht. Auch Kommunalpolitik nicht. Abzuwarten bleibt, ob sich weitere Fraktionsmitglieder aus der Fraktion entfernen, speziell diejenigen, die beim 6:4-Ausschluss-Beschluss an Breukers Seite waren und Seite an Seite sitzen.

CDU-Ratsherr Helmar Breuker vor der Sitzung des Stadtrates am 7. Dezember in der Multifunktionshalle. Links Dr. Andreas Kroll (CDU).

Problematische Straßennamen in Einbeck: Umbenennen oder deren Geschichte erläutern?

Straßennamen werden zu Ehren von Menschen vergeben. Wenn jene sich nicht nach Flurbezeichnungen oder beispielsweise Fichten richten. Was aber ist, wenn die vor Jahrzehnten geehrte Person heutzutage nicht mehr als würdig angesehen wird, dass nach ihr ein Weg, eine Allee oder eine Straße benannt wird? Umbenennen, und zwar sofort? Oder mit Infotafeln erläutern, warum die Frau oder der Mann einmal zur Ehre eines Straßennamen gekommen ist? Auf diese Fragen gibt es keine schnellen und allgemeingültigen Antworten, wie ich bereits hier und hier geschrieben habe. Aber es gibt die gesellschaftliche Verpflichtung, darüber einmal in Ruhe und konstruktiv-kritisch zu diskutieren. Ich bin gespannt, ob das in den nächsten Monaten gelingt. Ob es nur schwarz-weiß („Haben wir nichts Wichtigeres zu tun?“) oder Bilderstürmerei gibt, oder ob eine Debatte mit mehreren Grautönen entstehen kann – nicht nur, aber auch in der Kommunalpolitik.

Bei der kritischen Durchsicht aller 130 nach Personen benannten Straßennamen im Gebiet der Stadt Einbeck und seiner Ortschaften nach Belastungen vor allem aus der Zeit des Nationalsozialismus sind vier Namen als besonders kritisch eingestuft worden. Museumsleiter Marco Heckhoff hat nach seinen Recherchen in den vergangenen Monaten und Bewertungen nach bestimmten zuvor aufgestellten Kriterien der Politik jetzt einen zehnseitigen Ergebnisbericht vorgelegt, der nach dem einstimmigen Willen des Kulturausschusses nun zunächst in den Fraktionen sowie mit den Anliegern der betroffenen Straßen diskutiert werden soll. Heckhoff betonte, dass seine Untersuchung keine wissenschaftliche im engeren Sinne sei, eine solche benötige wesentlich mehr Zeit und sei neben dem Tagesgeschäft nicht zu leisten. Aber die Prüfung genüge sehr wohl wissenschaftlichen Standards und beziehe sich auf neueste Forschungsergebnisse, sagte Heckhoff.

130 von insgesamt 796 Straßennamen sind nach Personen benannt, 98 davon in Einbeck, 32 in den Ortschaften. 35 der 46 Ortschaften haben keine nach Personen benannten Straßen. Weniger als 30 Prozent der meist nach dem Zweiten Weltkrieg verwendeten Namen von Frauen und Männern haben einen lokalen Bezug. Während es keine Personen aus der Zeit des Kolonialismus oder mit kritischem Bezug zur SED der DDR gibt, sind mehrere Straßen nach Menschen mit Verbindungen zum Nationalsozialismus benannt worden.

Museumsleiter Marco Heckhoff hat drei Kriterien bei seiner Überprüfung zugrunde gelegt, wie er im Kulturausschuss erläuterte. Neben einer einflussreichen Position in NS-Organisationen sowie politischem Aktivismus ist das ein öffentliches Bekenntnis zum NS-Regime und/oder die Verbreitung von NS-Ideologie, besonders Antisemitismus. Schließlich zählt ein persönliches Profitieren (nicht nur, aber auch materiell) durch eine Annäherung an das NS-Regime dazu, durch das andere Menschen im Sinne der nationalsozialistischer Herrschaftsverhältnisse geschädigt wurden. Auch entlastende Kriterien seien bei der Bewertung zu berücksichtigen, sagte der Museumsleiter und Historiker.

115 von 130 Personen-Straßennamen sind laut Heckhoff unkritisch. Elf Straßennamen ließen eine finale Bewertung beispielsweise wegen nicht ausreichender Quellen- oder Forschungslage nicht zu. Beispielsweise zum Musikpädagogen Fritz Jöde. Oder auch bei Hindenburg, Fritz Mackensen, Karl Burgsmüller oder Alfred Nobel.

Straßenname mit Geschichte in Andershausen. Archivfoto

„Vier Straßennamen erfüllen die aufgestellten Kriterien in einem Maße, dass eine Umbenennung diskutiert werden sollte“, sagte Heckhoff. Dieses sind

Dr.-Heinrichs-Straße in Andershausen: Benannt in den 1930er Jahren nach dem Nazi-Landrat Dr. Kurt Heinrichs, der als typischer Karrierist im Beamtensystem des Dritten Reiches bis ins Innenministerium aufgestiegen ist und vom NS-System (beruflich) maßgeblich profitierte, und der noch 1970 sein Nicht-Handeln in der Reichspogromnacht 1938 rechtfertigte.

Agnes-Miegel-Straße in Einbeck: Benannt 1961 in der Nordstadt in einer Umgebung von Uhland, Klopstock, Hölderlin oder Möricke. Die aus Ostpreußen stammende Schriftstellerin Agnes Miegel hat sich bereits 1933 öffentlich zum Nationalsozialismus bekannt („Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler“) und mit ihren antisemitischen Schriften eine zentrale Bedeutung für die Blut-und-Boden-Ideologie gehabt, von denen sie sich nach 1945 nie distanzierte. Zahlreiche Straßen und Schulen wurden in den vergangenen Jahren bereits umbenannt.

Carl-Diem-Weg in Einbeck: Benannt 1961 in der Nähe der Sportanlagen der Kernstadt. Carl Diem war Sportfunktionär vor und während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, wusste seit 1943 nachweislich vom Holocaust. Seit einer Biografie des Historikers Frank Becker sei der Antisemitismus Carl Diems und dessen Rolle im NS-Staat anhand zahlreicher Quellen gut belegt, sagte Heckhoff. Zahlreiche Kommunen hätten nach Diem benannte Straßen bereits umgewidmet.

Sohnreystraße in Kreiensen: Diese Straße erfüllt nur zwei der drei Kriterien. Heinrich Sohnrey habe zwar fremdenfeindliches und rassistisches Gedankengut verbreitet, habe eine bedeutende Rolle im Kontext der NS-Propaganda gespielt, Sohnrey sei aber kein NSDAP-Mitglied gewesen und habe keine einflussreiche Rolle im NS-System eingenommen. „Die Bewertung bleibt ambivalent“, sagte Heckhoff.

Die kritische Prüfung der Straßennamen war als zusätzlicher Auftrag entstanden, nachdem Ratsherr Alexander Kloss (parteilos) im Sommer 2020 eine Liste Einbecker Persönlichkeiten gefordert hatte, nach denen künftig neue Straßen benannt werden sollten. Auch diese Liste mit aktuell 39 Namen hat der Kulturausschuss zur weiteren Beratung verwiesen und will auf sie zurückgreifen. Heckhoff betonte, die Liste sei dynamisch, könne noch wachsen. Genannt werden in dem Papier beispielsweise ehemalige Bürgermeister und andere Politiker wie Lothar Urbanczyk (1903-1986; Landrat, Landtagsabgeordneter), Gerda Eisfeld (1909-2001; AWO) oder Wilhelm Dörge (1922-2017; Bürgermeister, Landtagsabgeordneter). Oder Unternehmer wie Otto Ammermann (1897-1979), Hans Feierabend (1921-1994), Adolf Reichenbach (1924-2003) oder Joachim Stadler (1926-2020). Oder Künstler und Sportler wie Kurt Hensel (1882-1948), Emil Reinecke (1933-2011) oder Richard Seiffert-Wattenberg (1874-1945). Oder Personen wie Werner Lüttge und Ernest Kaufman (wie Heinrich Keim beim Kriegsende 1945 in entscheidender Rolle aktiv), der frühere Geschichtsvereinsvorsitzende Horst Hülse (1934-1994) oder der prägende Fotograf Rudolf Lindemann (1904-2003). Aber auch Familien, die seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten in Einbeck Bedeutung haben, wie Ernst, Boden, Büchting, von Einem oder Wittram, stehen auf der Liste. Sollte sich der Stadtrat am Ende der Diskussion für eine Umbennenung von Straßen entscheiden, könnten Namen von dieser Liste verwendet werden. Zu berücksichtigen ist, dass Menschen fünf Jahre verstorben sein müssen, bevor einen Benennung möglich ist. Die Nachfahren-Familien sollten vorab einbezogen werden. Und auch in neuen Baugebieten, soweit vorhanden, könnten diese Namen die Ehren erhalten, ein Straßenname zu werden.

Windpark Holtensen-Hullersen entsteht: Ende 2023 sollen die neun Windräder Strom liefern

Im Ilmebecken südwestlich von Einbeck haben die Bauarbeiten für neue Windkraftanlagen begonnen. Zwischen den Ortschaften Holtensen, Hullersen und Dassensen werden in den nächsten Monaten neun 5-Megawatt-Windräder entstehen. Bauherr und Projektentwickler ist die SAB Windteam GmbH aus Itzehoe, die insgesamt rund 50 Millionen Euro investiert. Den symbolischen Spatenstich hat SAB jetzt gemeinsam mit Vertretern der Ortschaften, der Stadt Einbeck und der Grundeigentümer vorgenommen. Ende 2023 sollen die neun Windturbinen den ersten Strom erzeugen.

Carsten Hühne und Helge Ahrens (v.l.) mit den Teilnehmenden des Spatenstichs auf dem Acker von Henning Bode, wo Anlage 5 entsteht.

Mit dem Baustart ist ein zehn Jahre dauernder Marathonlauf durch Genehmigungs- und Planungsverfahren abgeschlossen, bei dem alle Beteiligten dabei geblieben sind. „Wir hatten uns das schneller vorgestellt und das Projekt stand auch mehrfach in Frage“, räumte Projektentwickler Helge Ahrens von SAB Windteam ein. Zuletzt hätten unterbrochene Lieferketten und die Inflation das Vorhaben vor große Herausforderungen gestellt, allein der Trafo für das notwendige Umspannwerk südlich der Windräder habe eine Lieferzeit von 20 Monaten. Ahrens dankte den Grundeigentümern für deren Geduld und Vertrauen in diesen schwierigen Zeiten. SAB erhält durch Veränderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) keine feste Vergütung für den erzeugten Strom mehr, sondern hat im Februar bei einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur den Zuschlag erhalten. Die Anlagen müssen danach spätestens im März 2024 in Betrieb genommen werden, was aktuell zu einem enormen Umsetzungsdruck führt. Für den Eingriff ins Landschaftsbild erhält der Landkreis Northeim von SAB einen Ausgleich in Höhe von knapp 700.000 Euro. SAB will außerdem Ausgleichsmaßnahmen wie Gehölz- und Staudenpflanzungen und so genannte Ablenkflächen für geschützte Greifvögel schaffen.

Carsten Hühne (r.) als Vertreter der Flächenpoolgemeinschaft erläuterte vor dem Spatenstich noch einmal den Planungen.

Wegen der kleinteiligen Flächenstrukturen in den Gebiet habe man schon vor zehn Jahren entschieden, dass die Grundeigentümer nur gemeinsam agieren könnten, sagte Carsten Hühne (Holtensen) als Vertreter der bereits Ende 2012 gegründeten Flächenpoolgemeinschaft aus rund 40 privaten Landeigentümern sowie den beiden damals noch selbstständigen Kirchengemeinden. „Das war richtungsweisend und visionär und zeigt, wie es funktionieren kann“, erklärte Hühne. Die 2013 vereinbarten Nutzungsverträge haben bereits Regelungen berücksichtigt, die erst 2023 in das EEG einfließen werden. Unter anderem verzichten die Eigentümer für mindestens 20 Jahre auf einen Anteil ihrer Nutzungsentgelte und stellen sie stattdessen den umliegenden Dörfern zur Förderung des sozialen und kulturellen Gemeindelebens zur Verfügung. Dafür wird aktuell ein Förderverein gegründet. Ortsräte, Vereine und auch einzelne Bürger können Vorschläge für gemeinnützige Projekte in den umliegenden Dörfern machen. Die jährliche Mitgliederversammlung des Vereins entscheidet, was gefördert werden soll.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek erinnerte an den langen Planungsprozess, in dem die Stadt Einbeck die 2019 beschlossene Ausweisung von Vorrangflächen mit Ausschlusswirkung letztlich selbst in der Hand behalten habe. Das habe, beispielsweise mit der großzügigeren 1000-Meter-Abstandsregelung zu Ortschaften im Flächennutzungsplan nach Bürgerprotest vor allem aus Dassensen, die Akzeptanz in der Bevölkerung ebenso gefördert wie es die aktive gemeinsame Herangehensweise der Grundstückseigentümer tue. „Die modernen Windmühlen werden das Landschaftsbild verändern, aber wenn wir die Energiewende ernst nehmen, dann müssen wir vor Ort anfangen“, sagte die Rathauschefin.

Im Windpark Holtensen-Hullersen werden neun Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 5,5 Megawatt gebaut. Jedes Windrad hat eine Nabenhöhe von 161 Metern und ist insgesamt 240 Meter hoch. Die überstrichene Fläche je Anlage beträgt knapp 20.000 Quadratmeter, was einer Fläche von zwei Fußballfeldern entspricht. Die Gesamtleistung des Windparks beträgt 49,5 Megawatt, die einen Jahresertrag von 80 Gigawattstunden Strom erzielen kann, das entspricht dem Durchschnittsverbrauch von mehr als 20.000 Vier-Personen-Haushalten. Die gesetzlich vorgeschriebene Nachtbeleuchtung an den Windrädern ist auf ein Minimum reduziert, die Warnlichter werden nur dann aktiviert, wenn sich ein Flugobjekt tatsächlich in der Nähe befindet.

Symbolischer Spatenstich für neun Windkraftanlagen bei Einbeck (v.l.): Thomas Kahle (Ortsbürgermeister Holtensen), Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Eunice Schenitzki (Ortsbürgermeisterin Hullersen), Projektentwickler Helge Ahrens (SAB Windteam) und Carsten Hühne (Flächenpoolgemeinschaft Holtensen-Hullersen), im Hintergrund einige Eigentümer der Grundstücke.

Mertens-Nachfolge steht fest: Jens Ellinghaus wechselt aus Kulmbach nach Einbeck

Hinter vorgehaltener Hand war die Rathaus-Personalie bereits seit einigen Tagen bekannt, heute hat die Stadt Einbeck offiziell mitgeteilt: Jens Ellinghaus wird neuer Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen in Einbeck. Der 31-Jährige löst Baudirektor Joachim Mertens ab, der zur Technischen Universität Clausthal wechselt. Die „Frankenpost“ Kulmbach hatte bereits vor einer Woche über das Versetzungsgesuch von Ellinghaus berichtet, da jedoch noch mit Hinweis auf „eine Stadt in Niedersachsen“. Diese steht mit Einbeck nun fest.

Jens Ellinghaus absolvierte von 2012 bis 2015 das Bachelorstudium Freiraumplanung an der Hochschule Osnabrück und von 2015 bis 2018 den Masterstudiengang Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar. Nach Durchlaufen des technischen Referendariats beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz ist er seit Januar 2021 als Stadtbaurat Leiter des Bauamtes bei der Großen Kreisstadt Kulmbach in Bayern. Zum 1. Februar 2023 wird Jens Ellinghaus nach Einbeck versetzt. Nach dem Beschluss des Verwaltungsausschusses Anfang November, sich aus fünf Bewerbungen für den 31-Jährigen zu entscheiden, war der Zeitpunkt der Versetzung noch zu besprechen. Auch in Kulmbach waren entsprechende Beschlüsse erst noch zu fassen.

Der neue Fachbereichsleiter soll sich in der nächsten hybriden Sitzung des Rates der Stadt Einbeck am 7. Dezember, an der er digital teilnehmen werde, kurz der Öffentlichkeit vorstellen, heißt es heute aus dem Rathaus. Der scheidende Baudirektor Joachim Mertens wird an dieser Ratssitzung ebenfalls teilnehmen und in diesem Rahmen von Rat und Verwaltung verabschiedet. Seinen Schreibtisch hat er bereits geräumt.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek lässt sich heute mit folgenden Worten zitieren: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, auf dem hart umkämpften Markt hochqualifizierten technischen Personals mit Herr Ellinghaus einen neuen Bau-Fachbereichsleiter zu gewinnen. Kulmbach ist mit Einbeck strukturell vergleichbar. Somit sind die Voraussetzungen sehr gut, dass Herr Ellinghaus seine in Bayern gewonnene berufliche Erfahrung für einen nahtlosen Übergang nutzen kann, der glücklicherweise auch zeitnah erfolgen wird.“ Im Januar wird der Fachbereich interimistisch geleitet.

Foto: Stadt Kulmbach
Jens Ellinghaus (31). Foto: Stadt Kulmbach

CDU-Ratsfraktion zum Breuker-Ausschluss: Vertrauensbasis komplett entfallen

Die CDU-Stadtratsfraktion hat heute erstmals ausführlicher Stellung genommen zum Ausschluss ihres Mitglied Helmar Breuker aus der Fraktion. Man nehme „angesichts der öffentlich vorgetragenen Vorhaltungen des Betroffenen Stellung“, erklärte Vorsitzender Dirk Ebrecht in einer Mitteilung. Es sei klar, dass ein Fraktionsausschluss weder leichtfertig noch kurzfristig oder gar willkürlich erfolgen könne. Vielmehr gebe es dazu einen langen zeitlichen Vorlauf, einzuhaltende Formalitäten und Fristen und vor allem ein gewissenhaftes Überdenken.

Im Zuge dieses Verlaufs habe es in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe von Gesprächen und Diskussionen mit dem nun Ausgeschlossenen zu dessen Verständnis von Vertrauen, Loyalität und kollegialer Zusammenarbeit gegeben, schreibt die CDU-Fraktion in ihrer Mitteilung. Zu einer tragfähigen Lösung habe dies jedoch nicht geführt, so dass schlussendlich der Ausschluss aus der Fraktion erfolgt sei. „Da auch der persönliche Schutzbereich betroffen ist, war und ist eine vertrauliche Behandlung verabredet worden.“ Zudem habe der Betroffene das Verwaltungsgericht Göttingen zur Bewertung der formalen Rechtmäßigkeit des Ausschlusses angerufen. Auch deshalb werde sich die CDU-Fraktion weiter an Vertraulichkeit und Rechtmäßigkeit halten, heißt es in der Stellungnahme. „Mit dem öffentlichen Agieren ist die für eine kollegiale Zusammenarbeit notwendige Vertrauensbasis nunmehr komplett entfallen. Helmar Breuker ist nicht mehr Mitglied der CDU-Fraktion.“

Breuker-Ausschluss beschäftigt Verwaltungsgericht

Der Ausschluss von CDU-Ratsherr Helmar Breuker (Edemissen) aus der CDU-Ratsfraktion beschäftigt das Verwaltungsgericht Göttingen. Sprecher Niklas Walleck bestätigte mir einen mittlerweile dem Gericht vorliegenden Eilantrag, mit dem sich Breuker gegen den Ausschluss wehrt. Dieser führe unter anderem die fehlende Geschäftsordnung der Fraktion zur Begründung an, dass der Ausschluss nichtig sei. Das Verwaltungsgericht hat nun die CDU-Fraktion um Stellungnahme gebeten. Ob über den Eilantrag bereits bis zur nächsten Sitzung des Einbecker Stadtrates am 7. Dezember entschieden worden ist, bleibt zunächst offen. Für die Anhörung gelten auch in Eilsachen entsprechende Fristen. Für eine dauerhafte Klärung der Angelegenheit liegt dem Verwaltungsgericht bislang noch keine Klage Breukers vor, sagte der Sprecher. Diese kann er aber immer noch nachschieben.

Unterdessen steht der Ausschluss von Breuker aus der CDU-Fraktion ungeachtet dessen auf der Tagesordnung des Stadtrates am 7. Dezember. Denn die Nachfolge in den Ausschüssen für Helmar Breuker muss geklärt werden, dem CDU-Mann bleibt dann lediglich noch ein Grundmandat (ohne Stimmrecht) in einem Ausschuss seiner Wahl. Breuker war bislang für die CDU-Fraktion Mitglied im Finanzausschuss, Ausschuss für Feuerwehr und Katastrophenschutz, Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales sowie im Sonderverwaltungsausschuss für die Konzessionsverträge, dafür gilt es nun Nachfolgen zu finden. Ob Helmar Breuker von der CDU auch aus dem Aufsichtsrat der Ilmebahn und der Zwecksverbandsversammlung der Sparkasse Einbeck abgezogen wird, ist noch offen. Bei der Sparkasse ist Breuker für Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek entsandt worden. Die Mitgliedschaft in der Verbandsversammlung erlischt, wenn die Voraussetzung der Entsendung nicht mehr besteht, heißt es dazu in den Regularien.

Fotoaktion: Was Ratsmitglieder zu Gewalt gegen Frauen sagen

Der 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen. Das Frauenforum, also alle weiblichen Ratsmitglieder mit der Bürgermeisterin, hat eine Fotoaktion mit Mitgliedern des Einbecker Stadtrates durchgeführt. „Wir sind der Auffassung, dass es gerade jetzt wichtiger ist als je zuvor, dass die Ratsmitglieder als gewählte Vertreter der Einbeckerinnen und Einbecker in ihrer Vorbildfunktion als Politikerinnen und Politiker ihre Haltung zum Thema Gewalt an Frauen und Mädchen verdeutlichen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Einbeck, Simone Engelhardt. „Die Ratsmitglieder waren sehr spontan bereit, im Vorfeld des Gedenktages ein persönliches Statement aufzuschreiben und sich mit diesem Statement fotografieren zu lassen, um die so wichtige Öffentlichkeit zu schaffen und die Haltung der Einbecker Politik zu verdeutlichen“, erklärt sie und bedankt sich bei allen Beteiligten für die Unterstützung. Die Fotos hat Angela Kröger von Fotogen vor der Hybrid-Sitzung im September angefertigt. Anschließend hatten alle online zugeschalteten Ratsmitglieder noch die Möglichkeit zu separaten Fototerminen erhalten, die Mehrzahl des Rates nahm an der Aktion teil.

Die meisten Ratsmitglieder beteiligten sich im Vorfeld der September-Sitzung an der Fotoaktion.

Der Gedenktag sei heute aktueller denn je, sagt Gleichstellungsbeauftragte Simone Engelhardt. Nicht nur sei es statistisch belegt, dass sich die Situation durch die Corona-Pandemie verschärft habe, auch viele geflüchtete Frauen und Mädchen hätten in ihrem Herkunftsland oder auf ihrer Flucht Gewalt erfahren, berichtet sie. Viele Frauen müssten tagtäglich erleben, wie Gewalt einen Großteil ihres Lebens bestimmt. Mehr als 35 Prozent der Frauen weltweit würden mindestens einmal im Leben Opfer sexueller oder physischer Gewalt, berichtet Engelhardt. In Deutschland betreffe dies jede vierte Frau. Statistisch gesehen seien das mehr als zwölf Millionen Frauen, unabhängig davon, woher sie kommen, wo sie leben, wie alt sie sind oder welchen sozialen Status sie haben. „Gewalt an Frauen ist kein privates, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem“, macht Simone Engelhardt deutlich. Jede Frau habe das Recht auf ein gewaltfreies Leben. Umso wichtiger sei es, Öffentlichkeit für das Thema zu schaffen und nachhaltig aufzuklären.

Angela Kröger von Fotogen fotografierte die Ratsmitglieder mit ihren Schildern, hier Petra Bohnsack. Organisiert hat die Einbecker Gleichstellungsbeauftragte Simone Engelhardt (2.v.l.).

Das Frauenforum Einbeck hat seit seiner Gründung immer wieder versucht, für dieses Thema zu sensibilisieren. Durch die Pandemie waren die Möglichkeiten in den beiden vergangenen Jahren sehr eingeschränkt. „Deshalb haben wir uns entschieden, 2022 neben der Teilnahme an der Fahnenaktion von ‚Terre des femmes‘ noch einmal die Brötchentütenaktion aus dem Jahr 2017 aufleben zu lassen“, sagt Engelhardt. In diesem Jahr beteiligen sich neben der Bäckerei Biel und dem „Mannamia“ auch der Verein Dorfleben in Immensen und der „Brötchenbursche“. In den Tagen um den 25. November werden hier die Brötchentüten mit dem Aufdruck „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ und der Telefonnummer des Hilfetelefons mit dem Brötchenkauf verteilt. Das Frauenforum bedankt sich bei den beteiligten Bäckereien für die Unterstützung.

  • Antje Sölter.
  • Marcus Seidel.
  • Klaus-Reiner Schütte.
  • Eunice Schenitzki.
  • Maren Root.
  • Ernst-Christoph Pralle.
  • Frank-Dieter Pfefferkorn.
  • Dietmar Bartels.
  • Marlies Grascha.
  • Carsten Pape.
  • Tanja Fischer.
  • Horst Nennmann.
  • Rita Moos.
  • Andreas Fillips.
  • Frank Doods.
  • Dr. Sabine Michalek.
  • Maurice Christ.
  • Detlef Martin.
  • Dirk Küpper.
  • Helmar Breuker.
  • Dr. Andreas Kroll.
  • Petra Bohnsack.
  • Alexander Kloss.
  • Dennie Klose.
  • Horst Jürgens.
  • Christine Jordan.
  • Andreas Jakob.
  • Manfred Helmke.
  • Dirk Heitmüller.

CDU-Stadtverband erkennt Breukers Fraktionsausschluss nicht an

Die CDU Einbeck hält das Verfahren des Fraktionsausschlusses des CDU-Ratsherrn Helmar Breuker für formell und substanziell nicht begründet und für parteischädigend. Das hat der CDU-Vorstand heute in einer von Dr. Andreas Kroll übermittelten Stellungnahme erklärt. Die CDU erkenne den Fraktionsausschluss des kommissarischen Stadtverbandvorsitzenden und stellvertretenden CDU-Kreisvorsitzenden Helmar Breuker nicht an. Die Abstimmung sei trotz anderslautender Absprachen mit der Partei erfolgt, heißt es in der Mitteilung des CDU-Vorstandes.

Die Partei bezweifelt die formelle Rechtmäßigkeit des Ausschlusses, sei doch die Einladung nicht nur gerade mal vier Tage vor der Sitzung offiziell den Fraktionsmitgliedern zugegangen. Sondern es sei darüber hinaus auch noch zuvor mit der Partei abgesprochen gewesen, sich mit dieser vor der Abstimmung zu verständigen und auseinanderzusetzen, schreibt der Vorstand der Einbecker Christdemokraten. Darüber hinaus habe die Stadtratsfraktion keine Geschäftsordnung beschlossen, mithin keine eigene geltende Rechtsgrundlage für die Bemessung der Rechtmäßigkeit interner Abstimmungen, wozu auch der Fraktionsausschluss zähle. Hier sei auf die allgemeinen Grundlagen zurückzugreifen, welche unter anderem eine Ladungsfrist von mindestens einer Woche vorsehe. Außerdem habe man bis jetzt seitens des CDU-Stadtverbandes Einbeck noch keine inhaltliche Ausformulierung der Gründe für den Ausschluss erhalten.

„Für einen Fraktionsausschluss muss man sich schon ganz schön was leisten. Das eigenverantwortliche Abstimmen oder eine andere als die Fraktionsmeinung zu vertreten, gehört bei uns als Christdemokraten definitiv nicht dazu“, heißt es in der Mitteilung des CDU-Stadtverbands. Der Antrag auf Ausschluss sei in keiner Weise substanziell begründet und es liege daher der Verdacht nahe, dass es sich hierbei um eine Willkürentscheidung einzelner handele. Vor diesem Hintergrund erklärt die CDU Einbeck, Helmar Breuker weiterhin als Fraktionsmitglied anzusehen. Man sei aber über die Art und Weise des Verfahrens entsetzt: „Nicht nur, dass wir als Partei keinerlei offizielle Information auf Initiative der Fraktion erhalten haben, noch dazu mussten wir den Ausschluss von Helmar Breuker durch die Medien erfahren. Ein solches Verhalten der Fraktion ist nicht nur arrogant, sondern schädigt uns als Partei nachhaltig in der Öffentlichkeit“, erklärte der CDU-Stadtverband Einbeck in dem Papier. Man werde weitere Schritte in diesem Fall prüfen.

CDU-Ratsfraktion schließt Helmar Breuker aus

Die CDU-Fraktion im Einbecker Stadtrat hat ihr Mitglied Helmar Breuker ausgeschlossen. Der 44-jährige Ratsherr aus Edemissen wehrt sich gegen diesen Beschluss, den er nicht einfach so hinnehmen werde, wie er heute sagte. „Die CDU-Stadtratsfraktion hat der Stadtverwaltung mitgeteilt, dass Helmar Breuker nicht mehr Mitglied der Fraktion ist“, bestätigte Fraktionschef Dirk Ebrecht den Ausschluss. Er mochte auch auf Nachfrage zu den Gründen nicht mehr sagen: „Wir haben vereinbart, den Vorgang nicht weiter zu kommentieren. Es gibt eben Dinge, die kommentieren sich praktisch selbst.“ Die bislang zehnköpfige CDU-Ratsfraktion bildet im Einbecker Stadtrat mit der SPD eine Gruppe.

Auch Breuker wollte sich zunächst nicht weiter zu den Gründen öffentlich äußern, er kündigte Rechtsmittel gegen den Ausschluss an. „Ich bin und bleibe in der Partei, der ich seit 25 Jahren angehöre. Gerade jetzt, wo einige Menschen meinen, aus eigenen machtpolitischen Interessen heraus der Partei Schaden zufügen zu müssen“, sagte Breuker. Er wisse die Partei und ebenfalls die Parteivorstände, denen er angehört, hinter sich: Helmar Breuker ist stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU, außerdem seit dem Tod der Vorsitzenden Heidrun Hoffmann-Taufall als ihr Stellvertreter faktisch amtierender Stadtverbandschef. „Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit sicher noch nicht gesprochen“, kommentierte Breuker heute auf Facebook.

Ratsherr Helmar Breuker (CDU). Foto: Fotogen

Karnevalsfreunde stürmen das Rathaus und übernehmen den Stadtschlüssel früher als bislang

Sie sind früh dran, die Narren der Gesellschaft der Karnevalsfreunde Einbeck. Zwei Jahre lang konnten sie nicht das Rathaus stürmen und den Schlüssel fordern, letztmals war das im Januar 2020 möglich, kurz vor Corona. Da wollten sie nun nicht lange zögern und bis zum Januar warten, sondern zogen die närrische Schlüsselübernahme auf dem Rathausbalkon gleich am Tag nach dem 11.11. durch. So war das allerdings auch schon vor einem Jahr gedacht, bis Corona wieder dazwischen regierte. „In den vergangenen zwei Jahren haben sich nicht nur einzelne Menschen verändert, nein, die ganze Welt hat sich leider verändert“, begrüßte Karnevalspräsident Henry Peter nach dem Umzug durch die Innenstadt auf dem Marktplatz sein Narrenvolk. „Umso wichtiger ist der Karneval in dieser Zeit,  damit wir ein Zeichen setzen können für Geselligkeit, für das Miteinander, für eine vernünftige Kommunikation untereinander und für Lebensfreude.“ Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und die Ratsmitglieder dürfen sich freuen, sie haben die närrische Schlüsselgewalt länger als bisher abgegeben, denn erst am 22. Februar mit Aschermittwoch ist wieder alles vorbei. Bis dahin regiert der Karneval in Einbeck.

Die Karnevalisten um Prinzessin Carina I. haben von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek den Stadtschlüssel übernommen.

Die Rathauschefin hatte das natürlich durchschaut und reimte im karnevalistischen Sinne: „Zu kapern den Schlüssel zur Macht, das wird jetzt ganz leicht, habt Ihr Narren gedacht? Im November ist die Bürgermeisterin noch mit dem Haushalt befasst, und bei den erschreckenden Zahlen ist regieren nur Last. Den Schlüssel bekommen wir somit im Handumdreh‘n, das wird ein Kinderspiel, Ihr werdet’s sehn.“ Doch ob sich die Karnevalsfreunde das gut überlegt haben, fragte sie. „Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr den Schlüssel wollt?“ – „Die Weltenlage lädt derzeit nicht dazu ein, fröhlich, ausgelassen und unbeschwert zu sein“, reimte Michalek weiter. „Dazu kommt in Einbeck des Neustädter Kirchplatz unendliche Geschicht‘, da ging die Politik mit mir zu Recht hart ins Gericht. Besser zu werden ist ganz klar meine Pflicht, dagegen wehre ich mich auch nicht.“

Wenn aber ein Bürger sie beschimpfe und öffentliche der Lüge bezichtige, gehe das aus ihrer Sicht deutlich zu weit, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek bei der Karnevalsveranstaltung. „Was muss einen wohlsituierten Menschen reiten, in einer Anzeige über einen anderen Menschen Unrat auszubreiten? Das muss auch ein Narr nicht versteh‘n, dennoch will ich nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen. Dem Nächsten mit Respekt begegnen, das sollte unser Anspruch sein, und auch wenn man and‘rer Meinung ist, macht man sein Gegenüber nicht klein. Wer glaubt, als Einziger im Besitz der Wahrheit zu sein, ist unfähig zum Dialog und letztlich allein“, sagte sie nachdenklich narhalesend. Und erhielt dafür Zwischenapplaus von den Zuhörenden auf dem Marktplatz.

Mahnende Worte bei der Schlüsselübergabe: Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek.

„Nur mit Menschen, die freundlich zueinander sind und auch zusammen lachen, können wir gemeinsam unsere Heimat noch viel schöner machen“, reimte die Bürgermeisterin. Deshalb wolle sie sich bei den Karnevalsfreunden nicht länger wehren und gebe den Schlüssel. Nun, mit dem eroberten Rathausschlüssel als Zeichen der Macht, dürfe der Karneval den Regierenden den Spiegel vorhalten und auch mit Spott nicht sparen. „Erfreut uns ab jetzt mit Humor und Heiterkeit, und vertreibt uns so manche Sorge in der dunklen Zeit“, sagte die Bürgermeisterin. Sie hoffe sehr, dass es den Karnevalsfreunden wieder gelinge, zu regieren die Stadt mit närrischem Plan, damit sie ausgeruht und beschwingt, „am besten einen fertigen Neustädter Kirchplatz und eine gefüllte Stadtkasse vorfinden kann“. Zaubern, entgegnete Präsident Henry Peter lachend, das könnten aber auch die Narren nicht.

„Für die Bürgermeisterin und alle Ratsherren heiß es nun, husch, husch, packt schnell Eure Sachen, bis zum Aschermittwoch könnt Ihr jetzt Urlaub machen“, reimte Kinderprinzessin Lena-Sophia I. Einige hatten das wohl schon gemacht, denn die politische Entourage der Verwaltungschefin vor dem Rathaus war dünn, bestand nur aus klaren, kantigen Liberalen und Genossen. „Die Welt tut sich gerade sehr schwer, deshalb muss wieder etwas Frohsinn her“, ergänzte Prinzessin Carina I. „Wir nehmen uns einfach mal wieder die Zeit, und setzen uns zusammen, mindestens zu Zweit. Genießen das Leben bei einem Bier, ohne Politik und schönen Gesprächen ohne Kritik. Wir sollten mal wieder über schöne Dinge sprechen, und dieses Trübsal einfach durchbrechen.“

Die Gesellschaft der Karnevalsfreunde Einbeck sammelt in dieser 75. Jubiläumssession bei ihren Veranstaltungen für ein Quad bei der Einbecker Feuerwehr, damit diese im Notfall im unwegsamen Gelände schneller vor Ort sein kann.

Baugebiet Deinerlindenweg: Erschließungsstraße freigegeben

Im neuen Baugebiet am Deinerlindenweg kann gebaut werden, die rund 230 Meter lange Erschließungsstraße für das rund 15.000 Quadratmeter große Areal am Mühlenkanal ist offiziell freigegeben. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, der Göttinger Geschäftsstellenleiter der Niedersächsischen Landgesellschaft (NLG), Frank Bauer, und EWG-Geschäftsführerin Birgit Rosenbauer haben gemeinsam das Band durchschnitten.

Freigabe der Straße im Baugebiet Deinerlinde (v.l.): EWG-Geschäftsführerin Birgit Rosenbauer, Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und NLG-Geschäftsstellenleiter Frank Bauer.

Eine so genannten Innenentwicklung, wie sie am Deinerlindenweg möglich wurde, sei meistens ein schwierigeres Unterfangen als bei Baugebieten am Ortsrand, sagte NLG-Geschäftsstellenleiter Frank Bauer, aber hier sei das gut und schnell gelungen. Auch, weil sich die Stadt an den Erschließungskosten finanziell beteiligt habe. Im Sommer 2020 hatte es umfangreiche archäologische Grabungen auf der Fläche gegeben. Anfang dieses Jahres habe die Erschließungsplanung begonnen, nachdem Ende 2021 der Bebauungsplan aufgestellt und beschlossen war. „Das dauert sonst eigentlich doppelt so lange“, dankte Bauer der Stadtverwaltung und der Ratspolitik. Da habe sicher auch die öffentlich-rechtliche Struktur der NLG im Unterschied zu anderen Investoren geholfen. Im März 2020 war der städtebauliche Vertrag mit der NLG als Entwickler des Areals abgeschlossen worden. Jetzt haben Stadtwerke, Stadtentwässerung, die Telekom mit Glasfaserleitungen sowie die Firma Schuchart das Baugebiet erschlossen, die Erschließungsstraße gebaut. Wann die ersten Häuser entstehen, ist angesichts der Lage auf dem Bausektor mit steigenden Zinsen und Preisen offen.

Rund 40 Prozent der Fläche gehen an die Einbecker Wohnungsbaugesellschaft (EWG), die vier Mehrfamilienhäuser entlang des Mühlenkanals bauen will. Die Planungen dafür laufen. Außerdem gibt es zwölf Bauplätze, von denen sechs bereits vergeben sind, wie NLG-Vertreter Frank Bauer sagte. Bei den übrigen sechs Plätzen ist er zuversichtlich, diese innerhalb eines Jahres verkaufen zu können. Ursprünglich hatte es 70 Interessenten für die Bauplätze gegeben, die ungewisse Lage habe diese Zahl schmelzen lassen. Ein erschlossener Quadratmeter kostet am Deinerlindenweg 150 Euro. Mehr bei der NLG im Internet.

Die etwa 230 Meter lange Erschließungsstraße des Baugebiets, im Hintergrund das ehemaligen Krankenhaus (Alloheim).

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek sieht für das Gebiet ein großes Potenzial, gerade auch durch seine Lage in Innenstadtnähe und am Mühlenkanal, über den in Zukunft eine Fußgängerbrücke in den Offiziersgarten die Wege für Fußgänger und Radfahrer zusätzlich verkürzen soll. „Hier entsteht ein neuer Stadtteil am Wasser“, sagte Michalek. Mit den EWG-Häusern sprechen man auch andere Zielgruppen an. Das neue Baugebiet dort, wo eins Stadtgärtnerei und Schwesternwohnheim des früheren Krankenhauses standen, sei Teil des schon 2015 beschlossenen größeren Rahmenplans Walkemühlenweg. Die Nähe zu Kita und Schulen sei ideal, ebenso zu Seniorenheimen. Und dass die Stadt Einbeck schnell und unkompliziert gearbeitet habe, wie dieses Frank Bauer gesagt hatte, „dieses Lob hören wir gerne“.

Rund 15.000 Quadratmeter groß ist das neue Baugebiet, das durch eine circa 230 Meter lange Erschließungsstraße bis zu einem Wendehammer befahren werden kann.

Änderungen bis zuletzt am Last-Minute-Haushalt

Dass der Haushalt 2023 der Stadt Einbeck am Ende von der Entwurfsversion, die die Bürgermeisterin im September vorgelegt hatte, abweichen wird, ist nicht nur üblich, sondern war imgrunde jedem Beobachter der kompakten Haushaltsberatungswoche der Fachausschüsse des Stadtrates mit teilweise zwei Sitzungen am Tag und mehreren kostspieligen Nachmeldungen klar (unter anderem Kita Deinerlinde). Dass der städtische Etat aber in diesem Haushaltsherbst offenbar so dermaßen mit aktueller Nadel gestrickt wird und der abschließende Finanzausschuss in seiner Haushaltssitzung jetzt noch nicht eine Endfassung empfohlen hat, sondern imgrunde nur einen Status Quo, ist dann doch ungewöhnlich. Bis zu Dezember-Sitzung des Stadtrates wird am Zahlenwerk geschraubt. Und zwar nicht nur in Nuancen.

Stand jetzt, erhöht sich das Haushaltsdefizit gegenüber dem ersten Entwurf um knapp eine Million auf 6,1 Millionen Euro. Die Rücklagen aus den Vorjahren können das Defizit zwar noch ausgleichen, aber wegen der veranschlagten Ausgaben und Investitionen in Höhe von aktuell knapp 12 Millionen Euro rechnet Kämmerer Christian Rohner damit, nach mehreren guten Jahren in 2023 erstmals wieder neue Kredite aufnehmen zu müssen. „Der Haushalt macht keinen Spaß in diesem Jahr“, seufzte der Kämmerer.

Einige der Unwägbarkeiten sind der politischen Großwetterlage mit ihren (steuerlichen) Auswirkungen bis hinunter auf die kommunale Ebene geschuldet. Energiepreise steigen auch für eine Stadt ebenso wie die allgemeinen Preise, hinzu kommen niedrigere Steuererwartungen. In diesem Jahr komme noch hinzu, sagte Kämmerer Christian Rohner, dass bis deutlich ins neue Jahr hinein keine verlässlichen Einkommenssteuerzahlen vorliegen werden, weil anders als sonst die steuerliche Bundesgesetzgebung noch nicht Gesetzeskraft hat. Kalkuliert wird konservativ.

Anderes jedoch bemängelten sowohl Finanzausschuss-Vorsitzender Frank-Dieter Pfefferkorn (BlGfE) als auch SPD-Haushaltsexperte Marcus Seidel als quasi von der Verwaltung  selbstverschuldet. Seidel nannte den Etat 2023 dann auch passend „Last-Minute-Haushalt“. Über den Stellenplan 2023 beispielsweise habe bislang noch kein demokratisch legitimiertes Gremium befunden, monierte Seidel, die Personalübersicht war im Finanzausschuss kein Thema (und wurde dementsprechend auch noch nicht beschlossen). Wohl aber legte Kämmerer Christian Rohner in seiner „Tischvorlage“ zur Ausschusssitzung neben anderen aktuellen Zahlen eine Personalerhöhung um drei halbe Stellen vor, insgesamt 236.000 Euro. Mit der Verdoppelung der bereits eingepreisten dreiprozentigen Tariferhöhung auf nun sechs Prozent sind das Mitarbeiter-Mehrkosten von rund 636.000 Euro. Im kommenden Jahr solle das mit dem Stellenplan anders werden, versprach Bürgermeisterin-Stellvertreter Dr. Florian Schröder. Besonders kritisiert wurde bei den drei neuen halben Stellen diejenige für Öffentlichkeitsarbeit (33.800 Euro). Schröder rechtfertigte die Ausweitung mit der Vielzahl von Kanälen, die gebündelt werden sollten, außerdem solle die Öffentlichkeitsarbeit nicht mehr wie heute dezentral organisiert werden. Pfefferkorn zeigte sich darüber wie auch Dirk Heitmüller (SPD) überrascht, er habe die gebildete Stabsstelle PBR (Public and Business Relations) als „PR-Ministerium im Hause“ verstanden und gedacht, dass mit dem heutigen Personalbestand die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt zu leisten sei, sagte Pfefferkorn. Viele der aktuellen neuen Gesichter seien dem Fördermittel-finanzierten Smart-City-Projekt geschuldet, informierte Schröder. Er sagte zu, dass in einer der nächsten Sitzungen des Finanzausschusses die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt noch einmal inhaltlich aufgeschlüsselt werden solle, wer was mache und welche Kosten dafür entstehen.

„Weniger mit Pathos, mehr mit Fakten“ an den Haushalt heranzugehen, werde für die ehrenamtlichen Ratspolitiker immer schwieriger, kritisierte Frank-Dieter Pfefferkorn (BlGfE). Zuvor hatte schon Marcus Seidel (SPD) bemängelt, dass es viele Änderungen auf den letzten Drücker gebe, ohne dass die Fraktionen sie vorberaten könnten. Der mehr als sieben Millionen Euro kostende Kita-Ersatzneubau Deinerlinde habe nicht im Bürgermeisterin-Entwurf gestanden, obwohl er für die Verwaltung als dringend notwendig hätte absehbar gewesen sein müssen. Erst im Fachausschuss sei man damit um die Ecke gekommen. Bis zum finalen Verwaltungsausschuss und Stadtrat rechnet Marcus Seidel beim Gesamthaushalt noch mit Veränderungen in sechsstelliger Größenordnung. Das sei für die Öffentlichkeit alles nur noch schwer nachvollziehbar und mache den Eindruck, vieles sei nicht bis zu Ende durchkalkuliert. Ihm sei bei dieser Besorgnis erregenden Entwicklung nicht an allen Stellen wohl dabei. Seidel prophezeite, man werde wohl bei einigen Projekten mit Nachtragshaushalten arbeiten müssen. Der Finanzausschuss beschloss dazu einstimmig bei Enthaltung von Alexander Kloss (parteilos), für den Abriss eines Feuerwehrgebäudes in Vogelbeck und Neubau eines Einstellplatzes mit Photovoltaikanlage zunächst nur 60.000 Euro Planungskosten vorzusehen, die eigentlich einzuplanenden 750.000 Euro aber auf einen ebensolchen Nachtragsetat zu verschieben. Der Gesamthaushalt als aktuell vorliegendes Zahlenwerk wurde vom Finanzausschuss am Ende einstimmig empfohlen, bei einer Enthaltung von Alexander Kloss (parteilos) für die FDP/Kloss-Ratsgruppe.

(Aktualisiert 10.11.2022, 07:45 Uhr.)

Versehentlich war in einer ersten Version jeweils von Gegenstimmen von Alexander Kloss die Rede, das war falsch, es waren Enthaltungen. Ich bitte um Entschuldigung.

Wer was warum an der Bahnsteigkante sagte

Er hatte das letzte Wort bei der kleinen Eröffnungsveranstaltung auf dem Bahnsteig: Karl-Heinz Rehkopf (85), Gründer des Oldtimermuseums am Tiedexer Tor. Der Eröffnungszug, der die neue Haltestelle BBS/PS-Speicher am Mittag erreichte, war nicht die erste regelmäßige Regionalbahn am Starttag, zwei fuhren schon am Morgen, pünktlich getaktet zum Schulbeginn an den Berufsbildenden Schulen um 7.55 Uhr. Wie alle sechs werktäglichen Zugpaare, die jetzt regelmäßig montags bis freitags von Einbeck-Mitte auf den Ilmebahn-Gleisen der Stadtbahn bis BBS/PS-Speicher verkehren, hat der RB86 am PS-Speicher rund eine halbe Stunde Aufenthalt, bevor es retour gen Mitte geht. Ungefähr die Hälfte dieser Zeit nahm sich Stifter Karl-Heinz Rehkopf – um zu gratulieren, aber auch für kritische Worte. Wenn man an der ausschließlich werktäglichen Taktung der Verbindungen nicht schnell etwas ändere, sei das Unterfangen zum Scheitern verurteilt, meint Rehkopf.  

Eröffnung der neuen Haltestelle BBS/PS-Speicher.

Zuvor hatten die Sprecherin der Geschäftsführung der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), Carmen Schwabl, DB-Regionalleiter Torsten Reh, Landkreis-Dezernent Jan-Christopher Linck und Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek kurz gesprochen.

Dr. Sabine Michalek.
Carmen Schwabl.

Ziel der LNVG sei, durch vertretbaren Einsatz den größtmöglichen Nutzen für den Fahrgast zu erzielen, machte Geschäftsführerin Carmen Schwabl deutlich. Die Regionalisierungsmittel, aus denen das Nahverkehrsangebot zwischen Ems und Elbe zu finanzieren ist und über die zurzeit mit dem Bund wieder intensiv diskutiert wird, sollen so effektiv wie möglich eingesetzt werden. Hilfreich für die Verlängerung der Verbindung um gut einen Kilometer seien die bisherigen Wendezeiten der Züge in Einbeck-Mitte, die jetzt zur Weiterfahrt genutzt werden. Ohne eine Mitfinanzierung durch den Landkreis Northeim zur besseren Anbindung seiner BBS wäre das jedoch nicht möglich gewesen, sagte Schwabl. Für einen dauerhaften Betrieb seien noch einige Investionen auf dem neuen Streckenabschnitt notwendig, etwa bei der Brücke über das Krumme Wasser. „Diese Investionen sind nur zu rechtfertigen, wenn die Verlängerung einen Mehrwert bietet“, sagte Schwabl. Um diesen auszuloten, habe man den dreijährigen Probebetrieb begonnen. „Jetzt liegt es an den Schülern und den Einbecker Bürgern.“ DB-Manager Torsten Reh schloss sich diesem Appell, möglichst zahlreich die neuen Schienenverbindungen zu nutzen, gerne an. „Zeigen wir es allen, dass sich diese Probe auch lohnt“, sagte Reh. „Das wäre schön.“ Auch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek freute sich über den Probebetrieb, insbesondere für die BBS-Schüler, für Einbecker, die in der Nähe der neuen Haltestelle wohnen, und auch für die, die wochentags den PS-Speicher besuchen. Die Ilmebahn habe schon vor der Reaktivierung der Bahntrasse mit dem Bau des 40 Meter langen Bahnsteigs für einen touristischen Betrieb „ein weitsichtiges Investment“ getätigt, sagte Michalek. Für den Namenskompromiss bei der Haltestellenbezeichnung dankte sie dem CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Müller aus Braunschweig, der angeregt durch ähnliche Beispiele in seiner Heimatstadt die Namenskombination ins Spiel gebracht hatte, die bei der LNVG auf wohlwollende Zustimmung gestoßen sei, sagte Michalek.

Karl-Heinz Rehkopf auf dem Bahnsteig.

Karl-Heinz Rehkopf überbrachte die Glückwünsche der Beschäftigten, des Beirats und des Kuratoriums des PS-Speichers zu der ganz besonderen Leistung aller Akteure, allen voran der Ilmebahn. Es sei das Kunststück gelungen, die eigentlich schon auf Verschrottung wartenden Schienen wieder zu beleben. „Dieser Tag ist ein guter Tag für Einbeck, für die BBS und den PS-Speicher“, sagte Rehkopf. Er betonte mehrfach, auch im Namen seiner Frau Gabriele, heute als Stifter zu sprechen, „nicht als Sprachrohr des PS-Speichers, dessen Leitung innig mir und uns geraten hat, zu lauschen, als Zaungäste dabei zu sein, zu schweigen und sich still zu freuen“. Vermutlich wollte Rehkopf mit seinem Hinweis auf seine Rolle als Stifter die Geschäftsführung des PS-Speichers schützen. Denn natürlich ist es bei jeder Silbe „sein“ PS-Speicher, für den er spricht, der sich nicht von ihm trennen lässt (was ja auch widersinnig wäre, immerhin ist es die Ausstellung seiner gestifteten Oldtimer-Sammlung und seine Gründung).

Rehkopf erinnerte noch einmal an die bei den meisten gottlob längst in Vergessenheit geratene Aufregung eines Stiftungsratsmitgliedes aus Berlin, der in einem Leserbrief und in der Folge nach einer Mitgliederversammlung der Förderfreunde sogar in einer Resolution an den Stadtrat den Namen PS-Speicher für die neue Haltestelle gewürdigt sehen wollte. „Einige Personen besonders der Einbecker Behörden“, so Rehkopf, könnten dies bis heute noch nicht verzeihen. „Er bittet mich, für seine deutlichen zum Teil drastischen Formulierungen, die er für notwendig hielt, durch mich hier und heute um Entschuldigung zu bitten.“ Auch wenn es nicht zur freudigen Eröffnungsstimmung passe, möchte er festhalten: Ausschließlich durch die Initiative des Stiftungsratsmitglieds und dessen mutigen Einsatz sei der Name „PS-Speicher“ auf das Haltestellen-Schild gekommen. „Er müsste Dankschreiben bekommen von BBS und PS-Speicher.“

Dass er vom werktäglichen, vor allem auf die BBS zugeschnittenen Probeverkehr nichts hält, machte Karl-Heinz Rehkopf unmissverständlich deutlich: „Als Einbecker Bürger und rechnender Kaufmann muss ich Ihnen als Mitverantwortlicher des PS-Speichers sagen, dass ich deshalb leider vom Scheitern dieser grandiosen Idee nach der Probezeit von drei Jahren überzeugt bin.“ Denn die Frequenz sei während der Woche derart gering, dass es eine spätere Erweiterung „nach meiner festen Überzeugung“ niemals geben werde. Nur ein Drittel der Besucher des PS-Speichers komme werktags, viele Schüler besuchten die BBS nur an einem Tag in der Woche, in den Ferien komme gar keiner. Rehkopf schlug deshalb vor innerhalb der nächsten Monate darüber nachzudenken, ob es nicht wenigstens zur Hauptbesuchszeit des PS-Speichers von März bis Oktober einen ganzwöchigen Betrieb geben könne.

Das Dilemma für diese neue Haltestelle ist kein profanes. Denn die Bahnstrecke dorthin ist nun einmal keine Privatbahn, sondern eine durch Steuergeld finanzierte öffentliche Bahnlinie. Für diese gibt es Kriterien und Regeln. Vieles von dem, was Rehkopf sagte, klang für mich – pardon – reichlich rechthaberisch und an diesem Tag zudem deplatziert. Aber die Frage muss durchaus erlaubt sein zu stellen, warum ein mutmaßlich großer Frequenzbringer für die verlängerte Bahnverbindung beim Probebetrieb nahezu außen vor gelassen wird. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Möglichkeit, am Wochenende regelmäßig Züge fahren zu lassen. Und wenn die dann zu wenige Fahrgäste nutzen, weil sie beispielsweise zu einem Automobil-Museum lieber mit dem Auto fahren möchten, dann könnte man nach der Probezeit wenigstens fundiert sagen: Lohnt nicht.

P.S.: Die viel geschmähte Fichtestraße, deren Verlängerung der Bahnsteig an der neuen Haltestelle ist und nach der ursprünglich auch der Haltepunkt benannt werden sollte, wurde übrigens nicht wie Karl-Heinz Rehkopf mutmaßte, nach der Baumart benannt (dann müsste sie auch Fichtenstraße heißen), sondern nach dem Erzieher und Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), der neben Hegel als wichtiger Vertreter des Deutschen Idealismus gilt. Anders als bei der Raiffeisenstraße, die im PS-Speicher-Gelände aufging, wohnen an der Fichtestraße weiterhin Einbecker Bürger.

Youtube-Video (c) Frank Bertram
Der RB 86 überquert das Tiedexer Tor in Richtung Haltestelle BBS/PS-Speicher.

Landrätin und Bürgermeisterin informieren sich in neuer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek haben sich vor Ort über die Lage in der neuen Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Einbeck informiert. Diese dritte Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises Northeim wird vom Ortsverband Einbeck der Johanniter-Unfall-Hilfe betrieben. Anfang Oktober konnten die ersten Flüchtlinge hier aufgenommen werden, teilte heute die Kreisverwaltung mit. Aktuell sind 25 Menschen in der Halle auf dem Jawoll-Gelände in Einbeck untergebracht.

In der neuen Gemeinschaftsunterkunft (v.l.) Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Fabian Hesse (zuständiger Mitarbeiter Landkreis Northeim) und Einrichtungsleiterin Beate Kellner (Johanniter-Unfallhilfe, Ortsverband Einbeck). Foto: Landkreis Northeim

Die Halle in Einbeck kann bei voller Belegung bis zu 110 Menschen aufnehmen, informiert der Landkreis. Um den Bewohnerinnen und Bewohnern eine gewisse Privatsphäre zu ermöglichen, wurden in der Halle Zelte aufgestellt, die in einzelne Räume separiert werden können. Duschen und Toiletten sind in Containern im Außenbereich aufgestellt. Eine Überdachung sorgt dafür, dass die sanitären Anlagen auch bei schlechtem Wetter trocken erreicht werden können.

„Der Zustrom von Menschen, die aus der Ukraine flüchten, ist weiterhin ungebrochen“, lässt sich Landrätin Astrid Klinkert-Kittel in der Mitteilung des Kreishauses heute zitieren. „Auch bei uns im Landkreis Northeim kommen regelmäßig geflüchtete Personen an. Ich bin froh, dass wir mit der Halle hier in Einbeck eine weitere Möglichkeit schaffen konnten, die Menschen schnellstmöglich unterzubringen.“ In der jüngsten Kreistagssitzung vor zwei Wochen hatte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel berichtet, dass in-zwischen 2071 geflüchtete Personen aus der Ukraine im Landkreis Northeim registriert seien. Die inzwischen drei Gemeinschaftsunterkünfte zur zentralen Unterbringung im Landkreis (BBS-Sporthalle Northeim, Sievershausen) seien zu 66 Prozent ausgelastet.

Während ihres Besuches in der Gemeinschaftsunterkunft wurden die Landrätin sowie die Einbecker Bürgermeisterin von Einrichtungsleiterin Beate Kellner geführt; beide dankten ihr sowie allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz.

Geflüchtete bleiben so lange in der neuen Gemeinschaftsunterkunft in Einbeck, bis sie in die dezentral bereitgestellten und angemieteten Wohnungen verteilt werden können. Nach wie vor werden vom Landkreis Northeim gemeldete Wohnungen besichtigt, bewertet, eingerichtet und entsprechende Verträge geschlossen, damit die Geflüchteten die Gemeinschaftsunterkünfte zügig verlassen können. Anfang Oktober hatte der Landkreis knapp 200 Wohnungen für die Unterbringung von Flüchtenden angemietet.

Wer helfen möchte und bereit ist, freien Wohnraum oder größere Immobilien zur Unterbringung geflüchteter Menschen zur Verfügung zu stellen, kann sich an folgenden Kontakt beim Landkreis Northeim wenden: Wohnungsakquise (Fachbereich Facility – Management) unter 05551 / 708794 oder per Email an wohnungssuche@landkreis-northeim.de. Telefonisch ist die Hotline Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr und Montag bis Donnerstag von 14 bis 16 Uhr erreichbar. Unter www.landkreis-northeim.de/ukrainehilfe finden sich außerdem weitere Infos rund um die Vermietung, wie zum Beispiel eine FAQ-Liste. Wohnraum kann auf der Seite auch jederzeit online gemeldet werden. Angebotener Wohnraum wird zunächst vom zuständigen Fachbereich erfasst und besichtigt. Vermieterinnen und Vermieter erhalten dann eine Rückmeldung, ob der Wohnraum geeignet ist. Sollte dies der Fall sein, wird ein Mietvertrag geschlossen und die Wohnung möbliert, sofern das erforderlich ist. Sobald möglich werden Geflüchtete direkt bei ihrer Ankunft im Landkreis Northeim vom Team der Flüchtlingssozialarbeit in die Wohnung gebracht oder Personen aus den Sammelunterkünften ziehen in die Wohnung ein.

In dieser Halle des Jawoll-Marktes ist die neue Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge entstanden.

Hanna Sievert wird erste Klimaschutzmanagerin in Einbeck

Hanna Sievert aus Hardegsen wird neue Klimaschutzmanagerin bei der Stadt Einbeck. Die 23-Jährige startet am 1. November auf der neu geschaffenen Stelle in der Stadtverwaltung und fungiert dann innerhalb des Rathauses, aber auch für alle Bürger als Ansprechpartnerin für die Planung und Umsetzung von Klimaschutzprojekten in Einbeck. Im jüngsten Fachausschuss für Klimaschutz und Nachhaltigkeit hat sie sich bereits vorgestellt.

Hanna Sievert hat nach ihrem Abitur in Moringen im Mai dieses Jahr ihr Bachelor-Studium der Geographie an der Georg-August-Universität Göttingen erfolgreich abgeschlossen. Während dessen konnte sie bereits Erfahrungen im Klimaschutzmanagement der Stadt Northeim sammeln. Hanna Sievert hat sich unter 14 Bewerbungen für die Position durchsetzen können. Die neue Stelle ist auf zunächst zwei Jahre befristet, kann um weitere drei Jahre verlängert werden. Hauptaufgabe der neuen Klimaschutzmanagerin sind Berechnungen von Szenarien und Potenzialen beim Thema Treibhausgase in Einbeck, außerdem soll sie ein Klimaschutzkonzept für die Stadt Einbeck erstellen.

Neue Klimaschutzmanagerin in Einbeck: Hanna Sievert. Foto: privat

„Salinen-Deckel“ für Neubau des Turms in Salzderhelden

In diesen Tagen ist in der großen Politik viel von Bremsen und Deckeln die Rede. Jetzt hat auch Salzderhelden seinen „Salinen-Deckel“. Denn der Bauausschuss hat in seinen Haushaltsberatungen fürs nächste Jahr beschlossen, dass der Neubau des Turms der Saline Salzderhelden maximal 500.000 Euro kosten darf, die Kosten im städtischen Etat also gedeckelt werden. Wenn der Bau teurer wird, muss dies über Spenden und Sponsoren oder über Förderungen bezahlt werden, die dem Kulturförderkreis genehmigt werden, entschied der Fachaussschuss des Stadtrates mehrheitlich bei einer Gegenstimme von Dietmar Bartels (Grüne) und einer Enthaltung von Hilmar Kahle (FDP).

Kurzzeitig stand das gesamte Projekt auf der Kippe, in 2023 realisiert werden zu können. Denn Vertreter von SPD und CDU zeigten sich von der aktuellen Kostenschätzung überrascht. Die nun kalkulierte Summe habe sich gegenüber dem Stand bei Vergabe des Planungsauftrages an das Ingenieurbüro Cortnum verdoppelt. Damals waren noch knapp 300.000 Euro veranschlagt, jetzt stehen unterm Strich – freilich mit reichlich Sicherheitspuffer – rund 615.000 Euro. Baudirektor Joachim Mertens begründete die Steigerung mit den nahezu explodierenden Baukosten, aktuell langen und unwägbaren Lieferzeiten und Problemen, an manche Materialien zu kommen, was im Februar noch nicht so absehbar gewesen sei. Dirk Heitmüller (SPD) monierte, dass damals im Architektenwettbewerb Entwürfe herausgefallen seien, weil sie zu teuer gewesen seien, jetzt sei man nahezu bei der Summe. „Sehr schade“ fand er es auch, dass er als Salzderheldener Ortsbürgermeister nicht in die kleine Arbeitsgruppe zur Detailplanung aus Ingenieurbüro, Stadtverwaltung und Kulturförderkreis hinzu gebeten und eingebunden worden sei.

Bei der Detailplanung seien Kubatur und Grundriss den Wünschen des Kulturförderkreises entsprechend angepasst, sodass nun Fördertechnik und Gebäudeplanung gut aufeinander abgestimmt seien, sagte Mertens. Die Grundfläche habe sich gegenüber der Wettbewerbsfassung um etwa vier Quadratmeter minimal erhöht. Neu ist eine schwarze Fassade: Auf die ursprünglich geplante karbonisierte Oberfläche (verkohltes Holz) wird verzichtet. Nun soll es eine vollständig schwarze, veredelte (geflammte) Oberfläche werden.

Die Kostenrechnung für den Salinenturm-Neubau ist komplex. Rund 291.000 Euro hat die Stadt als Versicherungssumme für den abgebrannten alten Salinenturm bereits erhalten. Es fehlen lediglich noch 35.000 Euro Mehrwertsteuer, die die Stadt von der Versicherung erst bekommt, wenn sie bis Ende 2023 entsprechende Projektrechnungen einreichen kann. Möglicherweise werde das nun knapp, gab Kämmerer Christian Rohner bei der von der SPD/CDU-Gruppe gewünschten Kostendeckelung zu bedenken. Zu der ermittelten Kostenschätzung in Höhe von 564.000 Euro kommen 22.000 Euro für bereits abgerechnete Vorleistungen (beispielsweise Reinigung des Geländes von Asbest-Rückständen nach dem Brand). Der Architektenwettbewerb schlägt mit 16.000 Euro zu Buche. Zu diesen rund 602.000 Euro hat die Stadt in ihrer Kalkulation für die Haushaltsberatungen noch einmal 12.000 Euro Sicherheitspuffer einberechnet, wodurch unterm Strich die Summe von 615.000 Euro stand. Auch wenn die Stadt bereits die Versicherungssumme erhalten hat, sollte zur Klarheit in den Haushalt 2023 die komplette Summe von 615.000 Euro eingestellt werden, was der Fachausschuss jetzt auf 500.000 Euro reduziert hat. Abschließend entscheiden Finanzausschuss und Stadtrat im November/Dezember über den Haushalt 2023. Möglicherweise sind bis dahin schon Sponsorenzusagen eingegangen, die Stadt selbst werde jedoch keinen Förderantrag mehr stellen, das müsse jetzt der Kulturförderkreis machen, der auch an ganz andere Töpfe herankomme, erläuterte der Ausschussvorsitzende Andreas Fillips.

So soll der neue Salinenturm in Salzderhelden jetzt aussehen. (c) Ingenieurbüro Cortnum.

Nachtrag 26.11.2022: Der Fachausschuss für Bauen und Stadtentwicklung hat einstimmig bei zwei Enthaltungen von Dirk Heitmüller (SPD) und Hilmar Kahle (FDP) empfohlen, den Entwurf aus dem Architektenwettbewerb aus Kostengründen nicht umzusetzen. Die Verwaltung hatte nach dem Deckel-Beschluss keine wesentlichen Einsparmöglichkeiten gefunden, deshalb waren der Politik die Kosten für das Projekt zu hoch. Die Versicherungssumme (291.000 Euro plus 35.000 Euro Mehrwertsteuer in 2023) und die im Haushalt bereits enthaltende Summe von 100.000 Euro müssten für eine Umsetzung ausreichen, hieß es, dafür sollen neue Vorschläge erarbeitet werden. Abschließend entscheidet der Stadtrat mit dem Haushaltsbeschluss.

Schulhöfe: Zwischen Streetworkern und Videoüberwachung

Wie die Schulhöfe an den Grundschulen der Stadt Einbeck zu Unterrichtsbeginn immer sauber und sicher sein können, soll jede Schule mit der Verwaltung individuell in einem Stufenplan absprechen. Das hat der Ausschuss für Schule, Kultur und Sport einstimmig beschlossen. Zuvor hatten die Kommunalpolitiker und Schulvertreterinnen darüber diskutiert, wie speziell nach Wochenenden der Schulhof frei von Glassplittern, Müll und Beschädigungen sein kann und welche Maßnahmen dafür ergriffen werden müssten. Die Initiative stammt von der Bürgerliste „Gemeinsam für Einbeck“ (BlGfE), die einen entsprechenden Ratsantrag „Sicherung der stadteigenen Schulhöfe nach Schulschluss“ gestellt hatte.

Ausgangspunkt für den Antrag waren Beschwerden der Elternvertretungen, dass es nach Schulschluss zu Vandalismus, Brandstiftung und anderen Ausschreitungen auf den Schulhöfen komme. Im Bereich der Grundschule am Teichenweg seien Einmalspritzen gefunden, die auf Drogenkonsum hinweisen würden. Darüber hinaus gebe es Müll und Glasscherben, Beschmierungen oder Beschädigungen an Spielgeräten. Ähnliche Situationen, speziell nach Wochenenden, schilderten in der Sitzung auch Vertreterinnen der Geschwister-Scholl-Schule.

Die Debatte im Schulausschuss bewegte sich zwischen der Forderung nach Videoüberwachung und der aufsuchenden Straßensozialarbeit zur Prävention. Dirk Strohmeyer, hinzugewählter Elternvertreter im Ausschuss und Vorsitzender der BlGfE, forderte eine Videoüberwachung, startend an der Teichenwegschule. Der Schulhof dort sei groß und habe viele Nischen. Zumindest solle der Bereich heller ausgeleuchtet werden, das schrecke ab. Ja, mehr Licht könnte eine Abschreckung sein, stimmte Dennie Klose (SPD) zu. Gegen Videoüberwachung wehrte sich Klose jedoch vehement, der es als unpraktikabel bewertete, stundenlange Videoaufnahmen auszuwerten, um dann eventuell mutmaßliche Täter zu erkennen – oder eben auch nicht. Was sei außerdem dann der nächste Schritt, fragte der Sozialdemokrat: die Videoüberwachung von Spielplätzen und Parks? Das könne keinesfalls die Lösung sein. Kloses Parteifreund Detlef Martin (SPD) appellierte, möglichst niedrigschwellig anzusetzen, beispielsweise mit Streetworkern als Prävention, mit vermehrten Streifen von Polizei und Ordnungsdienst der Stadt. Eine von Helmar Breuker (CDU) ins Spiel gebrachte Umzäunung von Schulhöfen widerspreche dem Ansatz von offenen, einladenden Schulen, sagte Martin. Außerdem, ergänzte Klose, dürfe man nicht die wenigen Räume auch noch dichtmachen, an denen sich Jugendliche noch frei bewegen könnten, es werde doch immer wieder richtigerweise gefordert, dass Kinder nicht nur vor Bildschirmen sitzen.

Für die Polizei bewerteten Dirk Schubert und Thomas Sindram vom Präventionsteam der Northeimer Polizeiinspektion die auch von der Stadtverwaltung gemachten Vorschläge auf den BlGfE-Antrag. Sie rieten dazu, den Kontrolldruck zu erhöhen, durch Nachbarn, Polizei, Ordnungsdienst und auch Straßensozialarbeit. Auch Bewegungsmelder für Beleuchtung könnten abschrecken und Vandalismus unter Umständen verhindern. Schubert appellierte an die Politik, einen Kosten-Nutzen-Vergleich anzustellen und zu überlegen, welche Investitionen sich lohnten, um eventuelle Schäden zu verhindern. Leider gebe es nicht mehr an jeder Schule einen ständig präsenten Hausmeister. Im vergangenen Jahr und in diesem Jahr bis Oktober habe es beispielsweise nur vereinzelte Anzeigen gegeben nach Beschädigungen und Straftaten. Um ein aussagekräftigeres Lagebild auf guter Datenbasis zu erstellen, sollten schneller Anzeigen erstattet werden, wenn es zu Taten komme. Nur dann könne Polizei ansetzen. Vor einer Videoüberwachung warnte das Polizei-Präventionsteam, hier seien mildere Mittel einzusetzen. „Ein Video allein verhindert keine schwere Straftat“, sagte Schubert. Und auch Zäune könnten überklettert werden. Kamera-Attrappen zur Abschreckung erteilte der Polizeivertreter wie schon die Stadtverwaltung eine klare Absage. Diese seien illegal und wirkungslos. Nach dem Grundsatz „eine deutsche Behörde lügt nicht“, verbietet sich laut Stadtverwaltung die Aufstellung von Hinweisschildern, wenn eine Videoüberwachung nicht vorgenommen wird. In einigen Landesdatenschutzgesetzen seien zwar Attrappen mit „abschreckenden Hinweisschildern“ gesetzlich verankert und somit erlaubt, in Niedersachsen jedoch nicht.

Die Schulhöfe der drei Kernstadt-Grundschulen (Teichenweg, Pestalozzi, Geschwister-Scholl-Schule) sind öffentlich zugänglich und stehen der Öffentlichkeit auch von etwa 16 Uhr bis 22 Uhr zur Verfügung, da diese außerhalb der Unterrichtszeiten öffentliche Spielplätze seien, Zugänge zu Turnhallen oder Durchgangswege. Unter anderem ist der Aufenthaltszeitraum durch den Paragraf 14 der Verordnung zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in der Stadt Einbeck geregelt. Ein entsprechendes Hinweisschild verweist auf diese Regelung, ebenso auf Verbote.

Am Zugang zum Schulhof der Teichenwegschule hängt dieses Hinweisschild mit Zeiten und Regeln.
Schulhof-Schild mit Verhaltensregeln und Verboten, hier das an der Geschwister-Scholl-Schule. Abbildung: Stadt Einbeck

Eine Kita ist eine Kita ist eine Kita

Eine Kindertagesstätte ist ein Zweckbau – einmal ganz nüchtern und ohne Emotionen betrachtet. Architekten mögen es verzeihen, aber nicht jeder Neubau einer Kita muss am Reißbrett komplett neu entstehen. Und nicht in jeden Bau müssen die neuesten Design-Ideen von Gebäudeplanern einfließen. Es gibt Vorschriften und Regeln, die einzuhalten sind, beispielsweise wie viele Quadratmeter pro Kind zur Verfügung stehen müssen, wie viele Toiletten und Waschräume, und welche Räume es aus pädagogischen Gründen geben sollte. Im Grunde aber kann jeder Kita-Neubau gleich oder wenigstens ähnlich aussehen, nur halt unterschiedlich groß, skalierbar sozusagen, je nachdem ob er für 20 oder für 50 Kinder errichtet wird, ob es zudem Räume für Krippennutzung für die ganz Jüngsten mit speziellen Anforderungen geben soll. Imgrunde war man auch schon mal so weit, denn die Kindergärten in Vogelbeck, an der Münstermauer und am Deinerlindenweg hatten Anfang der 1970-er Jahre das gleiche Design, die ähnliche Bauweise – die nun nach 50 Jahre an ihr Ende gekommen ist. Für die Kita in Vogelbeck und Münstermauer gibt es inzwischen Neubauten. Für die Deinerlinde ist jetzt ebenfalls einer notwendig. Die Stadtverwaltung möchte die Planungen dafür als Pilotprojekt und Modellrechnung durchführen, wie Kämmerer Christian Rohner im zuständigen Fachausschuss bei den Haushaltsberatungen erläuterte.

Getrieben werden die Überlegungen von einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, bei der Alternativen bei Baukosten, Betriebskosten und Finanzierung verglichen werden. Eine solche Berechnung werde mittlerweile auch gesetzlich gefordert, um grobe Projektierungsfehler zu vermeiden und Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit zum Zuge kommen zu lassen. Ein Problem aktuell sind die schwer zu kalkulierenden Baukosten. Und außer Acht zu lassen sind natürlich auch nicht die künftigen Bedarfe für Kita- und Krippenplätze im Gebiet der Stadt Einbeck. Und, ob die Stadt selbst plant oder die Planungen extern vergibt.

Vier Alternativen legte die Verwaltung der Politik vor. Betrachtet man die reinen Baukosten, wäre die Variante Abriss und Neubau einer Kita am gleichen Ort mit fünf Gruppen (davon drei Krippengruppen) mit rund 4,77 Millionen am vermeintlich Günstigsten, eine Variante in gleicher Größe aber Neubau Deinerlinde und zusätzlich Umbau am ehemaligen Hort nahe Münstermauer mit 8,7 Millionen am Teuersten. Als Favorit kristallisierte sich die Variante heraus, die zusätzlich zur Variante mit fünf Gruppen in Deinerlinde noch eine Erweiterung der Kita Opperhausen um eine Krippengruppe (30 Plätze) vorsieht sowie die dortige Trägerübernahme durch die Stadt (wodurch bei zwar steigenden Personalaufwendungen ein wegfallender jährlicher Zuschuss an den Träger in der bis 2044 ausgelegten Wirtschaftlichkeitsberechnung durchschlägt). Beim Kosten-Nutzen-Vergleich schnitt diese Variante gut ab, weil sie am Ende 110 Plätze ermöglicht, bei reinen Baukosten von 7,7 Millionen Euro. Und im Bereich Alt-Kreiensen gibt es laut Stadt eine hohe Nachfrage nach Krippenplätzen. Diese Deinerlinde-Möglichkeit empfahl der Ausschuss auch einstimmig, ob sie in den Haushalt 2023 passt, soll nach Beratungen in den Fraktionen der Finanzausschuss im November entscheiden. Bislang ist das Projekt im Etatentwurf 2023 mit seinem 5,4-Millionen-Defizit noch nicht enthalten.

In ersten Reaktionen im Fachausschuss wurden vor allem die bei einem Neubau der Kita Deinerlinde auf dem gleichen Grundstück anfallenden Nebenkosten für Archäologie in Höhe von geschätzten rund 240.000 Euro kritisiert. Dirk Ebrecht (CDU) störte sich an den Kosten und an der Unwägbarkeit, ob es bei der Summe bleibt. Er möchte geklärt wissen, ob es immer zwingend sei, archäologische Grabungen durchzuführen bzw. ab welcher Tiefe diese notwendig werden. Rita Moos (SPD) fragte, ob man bei diesen Grabungen angesichts der hohe Kosten nicht „mal Fünfe grade sein lassen“ könne und sich diese sparen könne, das lasse sich den Bürgern nicht mehr vermitteln. Dirk Heitmüller (SPD) bat angesichts der „schwindelig machenden Summen“ zu prüfen, ob es Fördermöglichkeiten gebe. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek machte hier wenig Hoffnungen, lediglich Krippenplätze würden bezuschusst.

Das 50 Jahre alte Gebäude für die Kita Deinerlinde soll einen Ersatzneubau erhalten.

Aktuelle Zahlen

Die Kindertagesstätten im Kita-Jahr 2022/2023 sind laut Einbecker Stadtverwaltung aktuell wir folgt belegt: Von 177 Krippenplätzen sind noch vier Plätze frei. Von 864 Kindergartenplätzen sind noch 38 Plätze frei. Von 20 Hortplätzen sind noch zwei Plätze frei. Für die vom Gesetzgeber als gleichwertige Alternative zur Krippenbetreuung aufgezeigte Betreuung in Kindertagespflege stehen im Bereich Einbeck nach Auskunft des Landkreises Northeim aktuell neun Tagespflegestellen mit insgesamt 41 Plätzen zur Verfügung, die sehr gut nachgefragt seien, erklärte die Stadt Einbeck.

Die Angebotssituation im Bereich Kindergarten und Hort ist daher laut Stadtverwaltung nach wie vor unkritisch, die Nachfrage könne zumindest im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bedient werden. Im Bereich der Krippenplätze sei jedoch trotz der im August 2022 hinzugekommenen Krippengruppe im Neubaus der Kita Münstermauer nahezu Vollbelegung zu verzeichnen.

Landtagswahl: René Kopka (SPD) holt sich den Wahlkreis Einbeck

Bei der Landtagswahl hat der Einbecker Sozialdemokrat René Kopka den Wahlkreis 18 Einbeck mit 38,28 Prozent der Erststimmen gewonnen. Er tritt damit als direkt gewählter Landtagsabgeordneter die Nachfolge von Uwe Schwarz an. Der Einbecker Christdemokrat Dr. med. Andreas Kroll schaffte es mit 27,74 Prozent nicht, gegen die SPD anzukommen.

Die ersten Reaktionen bei SPD und CDU im Wahlkreis Einbeck nach Schließung der Wahllokale waren angesichts des Ergebnisses erwartungsgemäß unterschiedlich.

Freude und Erleichterung bei der SPD im Wahlkreis Einbeck um den Kandidaten René Kopka.

Frohe Mienen bei den Sozialdemokraten: Sie konnten gemeinsam mit ihrem Kandidaten René Kopka von der ersten Prognose an jubeln und die weiteren eintreffenden Ergebnisse positiv kommentieren. „Ich habe mit einem guten Abschneiden gerechnet“, sagt Eunice Schenitzki, langjährige SPD-Ratsfrau in Einbeck. „Sofort, als ich die Ergebnisse gesehen habe, hatte ich ein gutes Gefühl.“ Ein engagierter Wahlkampf zahle sich offenkundig aus, der Kandidat habe immer ein Ohr für die Menschen gehabt und sei viel unterwegs gewesen, habe bei deren Anliegen zugehört. Peter Traupe, stellvertretender Ortsverein-Vorsitzender der Einbecker SPD und langjähriger Kreistagsabgeordneter, freut sich besonders, dass wieder ein Einbecker Sozialdemokrat den Wahlkreis in Hannover vertreten werde – der erste seit mehr als 40 Jahren nach Martin Wehner. Auch wenn noch nicht alle Stimmen ausgezählt seien, die Tendenz für die SPD im Wahlkreis sei früh klar gewesen. „Gute Sachpolitik wird honoriert“, sagt Traupe. Das gelte es anzuerkennen. Damit habe man sich auch von anderen Trends absetzen können. Erschreckend sei hingegen das Abschneiden der AfD im Wahlkreis.

Enttäuschte Gesichter bei der CDU im Wahlkreis Einbeck um Kandidaten Dr. med. Andreas Kroll.

Schon früh gingen dagegen die Mundwinkel bei den Christdemokraten in Einbeck nach unten. Gleich die erste landesweite Prognose ließ die Parteifreunde und Wahlhelfer um Kandidat Dr. med. Andreas Kroll enttäuscht zurück, die dann eintreffenden Ergebnisse aus dem Wahlkreis waren ein paar Minuten später auch kein Grund zum Jubel. „Ich hätte vermutet, dass es ein engeres Kopf-an-Kopf-Rennen im Wahlkreis gegeben hätte“, kommentierte der stellvertretende Einbecker CDU-Vorsitzende Helmar Breuker die ersten Zahlen. „So deutlich hätte ich den Abstand nicht erwartet“, sagte auch der CDU-Kreisvorsitzende David Artschwager aus Bad Gandersheim in einer ersten Einschätzung. Er spricht von einem „Abend der Überraschungen“, denn auch das hohe AfD-Ergebnis im Wahlkreis oder das Abschneiden des FDP-Direktkandidaten, der noch hinter den Grünen liegt, hätte er nicht so vermutet. Das werde man in Ruhe analysieren. „Wir haben alles gegeben, haben flächendeckend im größer gewordenen Wahlkreis gut mobilisieren können“, sagt Helmar Breuker. „Letztlich hat’s nicht gereicht.“

Vorläufiges Endergebnis Wahlkreis Einbeck.