Rebecca Spaunhorst ist die neue Smart-City-Koordinatorin der Stadt Einbeck

Rebecca Spaunhorst ist die neue Smart-City-Koordinatorin der Stadt Einbeck. „Einbeck ist sicher nicht die erste Stadt mit der Idee, aber jetzt schon meine Liebste“, sagt die 30-Jährige. „Ich koordiniere, manage, unterstütze, helfe, und ich tröste, organisiere, fördere und fordere“, beschreibt Spaunhorst ihren Job. Die Stadt Einbeck war beim Smart-City-Förderprogramm des Bundes als eines von wenigen Mittelzentren im ländlichen Raum ausgewählt worden; der Vertrag mit dem ersten Koordinator wurde nach nur wenigen Wochen aufgelöst. Seit Mai ist nun Rebecca Spaunhorst im Amt und hält die Fäden für Einbecks nachhaltig gestaltete Zukunft in den Händen. Erstes Ziel ist zu ergründen, was sich die Menschen in Einbeck überhaupt wünschen, wie Einbeck ökologisch, ökonomisch und sozial für die nächsten Jahre aufgestellt werden soll.

Baut ihr Netzwerk in Einbeck auf: Smart-City-Koordinatorin Rebecca Spaunhorst.

„Requirements Engineering“ heißt das im smarten Businessenglisch, das die Koordinatorin zwar beherrscht, aber eigentlich gar nicht mag. Und so nimmt Rebecca Spaunhorst derzeit lieber die an sie herangetragenen Anforderungen für das fünf Jahre laufende Projekt auf, sortiert diese und fügt die ersten Bausteine in eine Zukunftsstrategie ein. Und die muss nach fünf Jahren nicht enden, Rebecca Spaunhorst peilt zehn Jahre an. Was bedeutet Smart City für Einbeck? „Es bedeutet Leben. Digital. Nahbar. Versorgt sein. Nachhaltigkeit. Lernen. Sozial sein. Einkaufen. Gemeinsam bereit sein für die Zukunft. Miteinander und Füreinander. Eben Einbeck“, bringt es Spaunhorst auf den Punkt.

Die Smart-City-Koordinatorin (SmaCK) webt außerdem an ihrem Netzwerk in der für sie neuen Stadt. Viele aktive Netzwerker kommen dabei schon von sich aus auf sie zu. Geboren im Kreis Vechta im oldenburgischen Münsterland, lebt die 30-Jährige heute mit ihrer Familie in Bad Harzburg. Von dort pendelt sie fast täglich nach Einbeck. Ihr Mann ist Arzt und arbeitet im Klinikum Braunschweig, pendelt dorthin. In ihrer knappen Freizeit wandert die Mutter einer eineinhalb Jahre alten Tochter gerne im Harz, engagiert sich ehrenamtlich beim Kunstkarrussell in Bad Harzburg für die Nachhilfe bei Migrantinnen und Migranten und bei der „Bücherheimat“, einer Mitmach-Buchhandlung.

Zuletzt war Rebecca Spaunhorst nach ihrem Abschluss im Studiengang Technisches Innovationsmanagement (M. Eng.) an der Hochschule Harz in Wernigerode als Teamleiterin in einem wissenschaftlichen Forschungsprojekt tätig. Schon hier gehörte zu ihren Aufgaben, sich komplexen technologischen Themen zu nähern und diese zu verstehen und verständlich zu machen, zwischen Wissenschaft und Praxis zu vermitteln. 

„Alle sollen sich beteiligen und mit entscheiden können“ – das ist das Ziel. Rebecca Spaunhorst möchte mit Transparenz gemeinsam mehr schaffen, als es allein je möglich wäre. Gleichzeitig weiß sie um die Wichtigkeit eines „Erwartungsmanagements“, denn nicht alles, was vorgeschlagen wird, ist umsetzbar. Oder nicht in wenigen Jahren umsetzbar. Das Projekt endet zwar nach fünf Jahren, aber dann hört ja Einbecks Zukunft nicht auf, die Strategie darf ruhig weiter weisen. Und ebenso soll nicht alles lange bis zur fertig vorliegenden Strategie abgewartet, sondern schneller umgesetzt werden, „Quick win’s“ nennt Spaunhorst das, in Teilprojekten wie beispielsweise bei LED-Beleuchtung oder anderen Energieeinsparmöglichkeiten.

Momentan kümmert sich Rebecca Spaunhorst noch allein um die Smart City Einbeck. Doch drei Stellen sind für das Projekt ausgeschrieben, in den nächsten Wochen finden hier die Bewerbungsgespräche statt, nach dem Sommer geht’s dann in die Vollen. Gesucht werden ein Smart-City-Botschafter, der sich um die Bürgerbeteiligung analog und digital kümmert, ein Smart-City-Projektmanager, der die einsortierten Projekte konkret umsetzt, sowie ein Smart-City-Citymanager, der das Bindeglied zur regionalen Wirtschaft und zur Einbeck Marketing GmbH bildet, der Veranstaltungen und Weiterbildungen anbieten und die Digitalkompetenz unter anderem im Einzelhandel steigern soll.

Einbeck hält zusammen: Umfrage-Ergebnisse mit teils überraschenden Werten

Einbeck hält zusammen – und zwar deutlich stärker als vergleichbare Mittelstädte oder auch stärker als durchschnittlich in Niedersachsen. Und die Menschen fühlen sich mit Einbeck verbunden, nicht ganz so stark wie mit Niedersachsen oder Deutschland insgesamt, aber deutlich stärker als mit der Europäischen Union. Diese und weitere vor allem regional spezifische Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 3300 zufällig ausgewählte Personen aus Einbeck präsentierte jetzt Maike Simmank vom Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI). Sie sprach bei einem Rücklauf von 1100 Fragebögen von einer sehr guten Ergebnisqualität der Befragung, die Teil des Kooperationsprojekts „Regionalpanel“ ist, das im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) durchgeführt wird.

(c) Soziologische Forschungsinstitut Göttingen.

Besonders positiv haben die Befragten das Angebot an Schulen und Kinderbetreuung (55 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden) sowie die ärztliche Versorgung (58 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden) und die Apotheken am Wohnort bewertet (89 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden).  Kritischer sehen die Einbecker das Freizeitangebot speziell für Ältere (79 Prozent neutral bis sehr unzufrieden), die Sauberkeit im öffentlichen Raum (72 Prozent neutral bis sehr unzufrieden) oder bezahlbaren Wohnraum (71 Prozent neutral bis sehr unzufrieden). Nachschärfen werde man bei Begriffsdefinitionen, diese seien manchmal zu unspezifisch formuliert, etwa bei „Freizeitangebote für Ältere“, räumte Maike Simmank selbstkritisch ein.

Unter den abgefragten „Bauprojekten“ mit den besten Beurteilungen schnitt die Errichtung einer Toilette am Bahnhof Kreiensen am Besten ab, 48 Prozent sahen das als sehr gut, 40 Prozent als gut an. Auch dass Straßenbegleitgrün bienenfreundlich gestaltet wird, sahen 42 Prozent als sehr gut, 38 Prozent als gut an. Die Sanierung und den barrierefreien Umbau des Alten Rathauses bewerten 23 Prozent als sehr gut, 55 Prozent als gut.

(c) Soziologische Forschungsinstitut Göttingen.

Bei der Abfrage nach Kommunikationsmedien aus dem Rathaus wurde deutlich, dass viele Angebote offenbar unbekannt sind, beispielsweise die Sprechstunde der Bürgermeisterin oder das E-Paper „Rathaus intern“ der Stadtverwaltung oder auch die Einwohnerfragestunden bei Ausschuss- und Ratssitzungen. Die Website der Stadt Einbeck beurteilen knapp 39 Prozent als gut, drei Prozent gar als sehr gut, 29 Prozent sahen sie neutral, wobei zum Zeitpunkt der Befragung noch die alte Version der Internetpräsenz online war. Mittlerweile gibt es eine neue Seite.

Bei den „Regionalpanel“-Ergebnissen gelte zu berücksichtigen, dass die Altersgruppe über 65 Jahren überrepräsentiert sei unter den 1100 Teilnehmenden, während die Gruppe der bis 39 Jahre alten Personen unterpräsentiert ist, sagte Maike Simmank. Die Befragung hat von Februar bis März 2021 stattgefunden. Es wurden 3300 zufällig ausgewählte Personen aus Einbeck zur Teilnahme eingeladen, ein Drittel nahm dann auch tatsächlich teil, etwa gleich viele Frauen wie Männer.

Anfang kommenden Jahres geht die „Regionalpanel“-Umfrage in die zweite Runde, um durch die Vergleichsdaten Entwicklungen und Veränderungen sichtbar machen zu können. Bundesweit haben über 12.000 Menschen aus zwölf Kommunen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Nordrhein-Westfalen an der Befragung teilgenommen. Zu den teilnehmenden Orten gehören neben Einbeck und vergleichbaren Kommunen wie Merseburg, Gladbeck und Passau auch Großstädte wie Hannover, Ingolstadt und Magdeburg oder deutlich kleinere Gemeinden wie Willebadessen im Kreis Höxter oder Eisdorf im Harz. Besonders ist der multidisziplinäre Zugang aus wissenschaftlichen Fachdisziplinen Soziologie (Halle und Göttingen), Sozialpsychologie (Bielefeld) und Kulturgeographie (Hannover). Ziel des „Regionalpanel“ ist die mengenmäßige Untersuchung von Zusammenhängen zwischen sozialen Räumen und regionalen Unterschieden von gesellschaftlichem Zusammenhalt im Zeitvergleich. „Einbeck ist kein Ausreißer, weder negativ noch positiv“, bilanzierte Simmank.

Mehr Details hier zum Download.

(c) Soziologische Forschungsinstitut Göttingen.

Vor Ratssitzung: Ergebnisse der Befragung „Was hält uns zusammen?“ werden präsentiert

Mehr als 1100 Bürgerinnen und Bürger haben im Frühjahr 2021 an der Befragung „Was hält uns zusammen?“ der Stadt Einbeck und des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen (SOFI) teilgenommen und das nachbarschaftliche Zusammenleben, Infrastrukturen sowie lokale Bauprojekte in Einbeck bewertet. Ergebnisse dieser Befragung werden am kommenden Mittwoch, 22. Juni, um 16 Uhr in der Multifunktionshalle am Kohnser Weg im Vorfeld der öffentlichen Stadtratssitzung in Einbeck allen Interessierten vorgestellt. Jeder kann dabei sein.

Laut einer Pressemitteilung haben die Befragten besonders positiv das lokale Angebot an Schulen und Kinderbetreuung sowie die ärztliche Versorgung und die Apotheken am Wohnort bewertet. Gute Noten erhalten auch die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, die Sport- und Außenaktivitäten sowie die Versorgung für Pflegebedürftige. Kritischer sehen die Einbecker allerdings das Freizeitangebot speziell für Ältere, die Sauberkeit im öffentlichen Raum, den bezahlbaren Wohnraum sowie die Internetverbindung, heißt es in der Vorabmitteilung. Auch Veränderungen lassen sich in der Befragung erkennen: Während sich die Zufriedenheit mit Sauberkeit und bezahlbarem Wohnraum in den letzten Jahren verschlechterte, haben sich die Internetverbindung wie auch das Mobilitätsangebot mit Bus und Bahn verbessert. Diese sowie weitere Analysen zum Leben und Zusammenhalt in Einbeck und wie die Stadt im regionalen Vergleich abschneidet, zeigt die Auswertung der Befragung. Diese und andere Ergebnisse der Befragung „Was hält uns zusammen?“ werden von Maike Simmank, Andreas David Schmidt und Berthold Vogel vorgestellt und mit Blick auf die Resultate für Einbeck diskutiert.

Die Umfrage ist Teil des Kooperationsprojekts „Regionalpanel“, das im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) durchgeführt wird. Das FGZ ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Institut, das in zehn Bundesländern angesiedelt ist und unter anderem die regionale Vielfalt gesellschaftlichen Zusammenhalts in Deutschland untersucht. Bundesweit
haben über 12.000 Menschen aus zwölf Kommunen in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Bayern und Nordrhein-Westfalen an der Befragung teilgenommen. Zu den teilnehmenden Orten gehören neben Einbeck auch Großstädte wie Hannover, Ingolstadt und Magdeburg oder deutlich kleinere Gemeinden wie Willebadessen im Kreis Höxter oder Bad Grund im Harz.

Die Befragung hat von Februar bis März 2021 stattgefunden. Es wurden 3300 zufällig ausgewählte Personen aus Einbeck zur Teilnahme eingeladen. Anfang 2023 geht die Befragung zu bekannten, aber auch neuen Themen rund um den Zusammenhalt in Einbeck in die zweite Runde, kündigten Stadt Einbeck und SOFI an.

Einbeck, vom Hasenjäger aus gesehen. Archivfoto/Symbolbild.

Artern und Einbeck: Neue Beauftragte mit neuen Ideen

Es kann ein Neustart sein im 30. Jahr der Wiedervereinigung und der Städtepartnerschaft zwischen Einbeck und Artern: Nach ersten ausschließlich telefonischen und digitalen Kontakten wegen der Corona-Pandemie haben sich jetzt die beiden neuen Partnerschaftsbeauftragten aus Einbeck und Artern persönlich getroffen – auf quasi halbem Wege in Göttingen. Bei diesem Gedankenaustausch haben Alexander Kloss (Einbeck) und Frank Meyer (Artern) drei Ideen herausgefiltert, an denen sie in den nächsten Monaten weiterarbeiten wollen.

Seit diesem Jahr sind sowohl in Einbeck als auch in Artern neue Partnerschaftsbeauftragte aktiv. Der Stadtrat hat Ratsherrn Alexander Kloss (parteilos) gewählt, die Stadt Artern hat den Beigeordneten Frank Meyer (SPD) bestimmt.

Bei ihrem ersten persönlichen Treffen unter Beachtung der geltenden Hygienevorschriften haben sich Kloss und Meyer auf drei Themen verständigt, die sie in den nächsten Monaten anstoßen wollen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Einbeck. Das erste persönliche Treffen sollte der Auftakt einer vertrauensvollen, herzlichen Zusammenarbeit sein, sind sich Kloss und Meyer einig. Gegenbesuche in den jeweiligen Partnerstädten sollen im kommenden Jahr stattfinden, wenn die Infektionslage dieses hoffentlich wieder zulässt. Zudem haben sich beide verständigt, möglichst den jeweils anderen zu bedeutenden Stadtfesten oder sonstigen wichtigen Anlässen durch die Rathäuser einladen zu lassen.

Da eine Städtefreundschaft immer vom Generationen übergreifenden Austausch und der Begeisterung junger Menschen daran lebt, soll ein Schwerpunkt die gegenseitige Begegnung von Schülern und Jugendlichen beider Städte sein. Die Finanzierung der Beförderungskosten stellt die Schulen vor eine große Herausforderung. Das aktive Einwerben von Sponsorengeldern ist hier ein erster Lösungsansatz, dem sich die beiden Partnerschaftsbeauftragten nun widmen wollen. Den zweiten Fokus möchten sie auf der Vernetzung der Kunst- und Kulturszenen beider Städte legen. Sowohl in Artern als auch in Einbeck gibt es Interesse an gegenseitigen Ausstellungen. Das Ziel ist hier, Kontakte zu vermitteln und Netzwerke miteinander zu verknüpfen. Der dritte Punkt beschäftigt sich mit der Musik. Das in Artern und weit über die Kyffhäuserregion hinaus bekannte Schalmeienorchester soll auch die Einbecker mit seiner außergewöhnlichen Musik begeistern. Überlegt werden Auftritte beispielsweise beim Eulenfest oder bei Schützenumzügen.

Die Partnerschaftsbeauftragten Frank Meyer (Artern, links) und Alexander Kloss (Einbeck) bei ihrem Treffen in Göttingen. Foto: privat

Knochenloyal in den Ruhestand

Abschied im Northeimer Kreistag: Dr. Hartmut Heuer und Ehefrau Anne mit Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (l.).

Mit vielen guten Wünschen ist der Erste Kreisrat des Landkreises Northeim, Dr. Hartmut Heuer (67), vom Kreistag in den Ruhestand verabschiedet worden. Der gebürtige Einbecker war 32 Jahre beim Landkreis Northeim beschäftigt. „Das war nie nur ein Job, das war eine Lebensaufgabe“, sagte Heuer. Der seiner Heimatstadt nach dem Jura-Studium in Göttingen immer verbunden gebliebene Einbecker war 1986 als Leiter des Rechtsamtes in der Kreisverwaltung gestartet, seit 1993 war er dort Kreisdirektor, was seit 1996 Erster Kreisrat genannt wurde. Stets bescheiden und unaufdringlich sei er, würdigte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel den Wahlbeamten. Seinen Ruhestand zum 31. Juli 2018 habe Heuer weit hinausgezögert, schon 2013 sei dieser möglich gewesen, zuletzt habe sie ihn noch einmal gebeten, seinen Erfahrungsschatz während ihrer ersten Zeit als Landrätin einzubringen. Dr. Hartmut Heuer habe drei Hauptverwaltungsbeamte in seinen 32 Jahren im Northeimer Kreishaus erlebt und allen loyal zur Seite gestanden, sagte die Landrätin. „Besonders die zweieinhalb Jahre, in denen ich es selbst war“, merkte Heuer humorig-trocken an. Ein Jahr musste Heuer als Kreishaus-Chef ran, nachdem Oberkreisdirektor Ralf-Reiner Wiese ging und noch kein eingleisiger Nachfolger da war, eineinhalb Jahre war Heuer faktischer Chef während des langen Ausscheidens von Landrat Michael Wickmann.

„Wir werden sie vermissen“, sagte Heiner Hegeler für die CDU-Fraktion. Ruhig und stets freundlich und verbindlich habe er sich für seinen Landkreis Northeim eingesetzt. „Ich kann mir den Landkreis ohne ihn nicht vorstellen“, sagte Uwe Schwarz für die SPD-Fraktion über den baldigen Ruheständler. Alle in der Kreispolitik habe Heuer „knochenloyal“ und überparteilich aus einer neutralen Position heraus beraten. Der Erste Kreisrat habe „alle roten OKD und Landräte am Leben erhalten und die schwarzen Brüder und Schwestern beraten“, sagte Schwarz. Dem zum 1. August gewählten Nachfolger Jörg Richert hinterlasse Hartmut Heuer ziemlich große Fußspuren.

„Mit ihrem Lob haben sie mir meinen Eintritt in den Ruhestand ein bisschen leichter gemacht“, dankte Dr. Hartmut Heuer. Drei Mal sei er einstimmig in seine Position gewählt worden, er danke für dieses große Vertrauen. Er habe sich immer als Mittler und dabei stets den Menschen im Vordergrund gesehen. In strittigen Fragen habe er sich versucht in die Situation beider Seiten zu versetzen – und es bei wichtigen Entscheidungen immer so gehalten, eine Nacht darüber zu schlafen. Viele Anekdoten könnte er aus mehr als drei Jahrzehnten im Kreishaus erzählen, merkte Heuer an. „Aber da verweise ich auf meine Memoiren.“

Applaus im Stehen im Kreistag für den scheidenden Ersten Kreisrat Dr. Hartmut Heuer.

Einbecker Schilder

Hinweis auf Einbeck und seinen PS-Speicher an der Autobahn. Foto (c): Kulturstiftung Kornhaus

Hinweis auf Einbeck und seinen PS-Speicher an der Autobahn. Foto (c): Kulturstiftung Kornhaus

Wer sich seit ein paar Tagen auf der Autobahn 7 der Bier- und Fachwerkstadt Einbeck nähert, weiß einmal mehr, wo er abbiegen sollte: Auf den PS-Speicher, die seit mehr als einem Jahr zum Publikumsmagneten avancierte Oldtimer-Erlebnisausstellung im alten Kornhaus, weisen an der A7-Abfahrt Northeim-Nord aus beiden Fahrtrichtungen große, grüne Schilder hin. Eine fast vierjährige Antrags- und Realisierungszeit sei notwendig gewesen, um das Autobahnschild zu bekommen, hieß es dazu aus der Kulturstiftung Kornhaus, der Trägerin des PS-Speichers. Das richtige Gespräch zur passenden Zeit mit den geeigneten Leuten war sicherlich auch nicht hinderlich. Nun weisen zwei Schilder an der Autobahn aus Richtung Norden und aus Richtung Süden auf Einbeck hin. Seit Jahren gibt es bereits ein ähnliches Hinweisschild auf die Bier- und Fachwerkstadt Einbeck. Wer von Norden kommend der Abfahrt Northeim-Nord zustrebt, findet aktuell aber keinen Hinweis-Geber auf die Northeimer Seenplatte. Nur zwei Schilder mit Einbeck-Hinweisen. Hat Northeim schon aufgegeben? Mag die Autobahn auch näher an der Kreisstadt liegen, ohne Flüsterasphalt und Lärmschutz ist die Northeimer Seenplatte ja auch nur noch halb so schön. Doch das ist nicht die Ursache, zumal aus Richtung Süden das grüne Autobahn-Schild mit „Northeimer Seenplatte“ auf diese unverändert hinweist. Nur aus Richtung Norden nicht, hier soll das Blechschild bei einem Verkehrsunfall zu Schaden gekommen sein. Vor einger Zeit schon. Und irgend jemand soll vergessen haben, es wieder aufzustellen…

Der Teamspieler

Angekommen in Einbeck: Florian Frank Geldmacher (29), neuer Geschäftsführer der Einbeck Marketing GmbH.

Angekommen in Einbeck: Florian Frank Geldmacher (29), neuer Geschäftsführer der Einbeck Marketing GmbH.

Diese Botschaft hörte nicht nur die Bürgermeisterin gerne: Am ersten Arbeitstag in seinem neuen Job formulierte der neue Geschäftsführer der Einbeck Marketing GmbH, Florian Geldmacher, seinen Willen, in den Stadtrat-Ausschüssen präsent zu sein, in denen Einbeck Marketing beratene Stimme hat (sein Vorgänger glänzte hier meist durch Abwesenheit), sowie seine (freilich selbstverständliche) Bereitschaft mit allen politischen Kräften in Einbeck zu sprechen. Der 29-Jährige konnte es kaum erwarten, im Eicke’schen Haus seinen Posten anzutreten („Ich freue mich auf die Herausforderung“), als motiviert habe ich ihn schon vor Amtsbeginn erlebt und auch hier beschrieben. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek kennt Geldmacher bereits aus seiner früheren Tätigkeit als Wirtschaftsförderer in Hann.Münden, hatte mit ihm fachlichen Austausch bei mehreren Veranstaltungen. Mit Hann.Münden verbindet Einbeck schließlich das Fachwerk-Fünfeck. Bis zu ersten inhaltlichen Aussagen wird der Neue noch etwas Zeit benötigen, zunächst muss er sich ins Tagesgeschäft einfuchsen und die handelnden Akteure in der Stadt kennenlernen. Sich selbst sieht er als Teamspieler, bei der Einbeck Marketing GmbH gebe es ein starkes, gut abgestimmtes zehnköpfiges Team. Und das möchte der studierte Betriebswirtschaftler Florian Geldmacher mit konsequenter Haushaltsführung bei allen Projekten wieder auf eine Erfolgsspur führen. „Wir können es uns nicht leisten, den einen oder anderen Fehler nochmal zu machen“, sagt er.

Wie er an den Job bei Einbeck Marketing gekommen ist? „Ich hab’s einfach probiert und mich beworben“, sagt Geldmacher. Er habe die Stellenausschreibung gesehen, den Wunsch gehabt, mehr Verantwortung zu übernehmen: „Man will ja vorankommen.“ Und bei den zwei Bewerbungsgesprächen in Einbeck sei er offenbar gut angekommen, lächelt der 29-Jährige. Bis zu seiner Heirat Ende Juli in Göttingen, bei der er den Namen (Geldmacher über Geldmacher: „Ein prägnanter Name“) seiner aus Alfeld stammenden Ehefrau angenommen hat, hieß er Florian Wieske. Noch lebt Florian Geldmacher in Friedland, wenn sich nach halbjähriger Probezeit zu beiderseitiger Zufriedenheit alles entwickele, werde er selbstverständlich nach Einbeck umziehen.

Erstaunlich widerspruchsfrei ging die erste Mitgliederversammlung des Vereins InitiativGemeinschaft nach Neusortierung der Einbeck Marketing GmbH über die Bühne. Mit der Versammlung hatte der Vorstand extra so lange gewartet, bis die neue Geschäftsführung im Amt ist, wie Vorsitzender Christoph Bajohr sagte, eigentlich sei man drei Monate über die Zeit. Als einer der beiden Gesellschafter hat die InitiativGemeinschaft (49 Prozent) ebenso wie die Stadt Einbeck (51 Prozent) und damit der Steuerzahler ein gutes Recht zu erfahren, wo das Geld bleibt, mit dem die GmbH gespeist wird. Bei der InitiativGemeinschaft sind das 50.000 Euro im Jahr. Und wie Schatzmeister Stefan Beumer bei der Mitgliederversammlung erläuterte, wird diese Summe nur durch eingeworbene Zusatzbeiträge von einigen Mitgliedern ermöglicht, die reinen Mitgliedsbeiträge beliefen sich 2014 gerade mal auf rund 47.000 Euro. Doch auch hierzu: keine erwähnenswerte Nachfrage. Nur die Aussage, dass Mitgliederwerbung und Solidarität mit dem Standort Einbeck dringend notwendig ist. Was die Mitglieder der InitiativGemeinschaft erfuhren: Alle Veranstaltungen von Einbeck Marketing in den vergangenen Monaten waren defizitär – vom Neujahrsempfang über den Osterklöben bis zum Eulenfest. So etwas kann nicht lange gut gehen, weiß selbst ein Nicht-Kaufmann.

Dass und wie das anders werden soll, erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende der GmbH, Rainer Koch, bei der Mitgliederversammlung der InitiativGemeinschaft. Man habe die Finanzen geordnet, Projektbudgets eingeführt, bestehende Defizite einer „langfristigen Lösung“ zugeführt, umschrieb er etwas undeutlich die zuletzt von den Grünen auf die Tagesordnung gesetzte mutmaßliche finanzielle Schieflage der GmbH.

Florian Geldmacher jedenfalls präsentierte sich bei der gut besuchten Mitgliederversammlung erfrischend, betonte auch hier das Teamspiel, das er im Eicke’schen Haus initiieren möchte. „Wir wollen zeigen, was wir tun“, sagte der 29-Jährige und meinte damit auch eine offene Gesprächskultur, die er mit seiner Mannschaft pflegen möchte. Die Einbeck Marketing GmbH erfülle schließlich wichtige Aufgaben für die Stadt Einbeck. Das ist ein richtiges, ein wichtiges Signal. An zwei gegebenen Versprechen werden die Mitglieder (und nicht nur die) den neuen Geschäftsführer messen: Er wolle ansprechbar und präsent in Einbeck bei Veranstaltungen sein.

Mit Spannung werde ich in den nächsten 100 Tagen beobachten, ob, wie und wie schnell sich der neue Geschäftsführer in seiner neuen Position freischwimmt, freischwimmen kann. Entscheidungen werde er in Absprache mit den Gesellschaftern Stadt und Verein treffen, sagte der 29-Jährige bei seiner Vorstellung gegenüber Journalisten. Er wird freilich nicht wegen allem nachfragen können. Die vier neuen Ausschüsse des Aufsichtsrates sollen dem Geschäftsführer als „Sparringspartner“ zum Austausch dienen, sagte der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Rainer Koch. Ein an Fäden geführter Geschäftsführer (an welchen auch immer) kann nur halb so effektive Arbeit leisten wie jemand, der Freiheiten für eigene Entscheidungen genießt. Einige Entscheidungsträger mögen hier als gebrannte Kinder ja das Feuer scheuen, doch es wäre ein falscher Weg, Florian Geldmacher unter Fehlern der Vergangenheit leiden zu lassen und jugendlichen Elan in Einbeck an falscher Stelle zu bremsen. Allen Beteiligten sollte klar sein, dass Einbeck Marketing nicht mehr allzu viele Freischüsse hat. „Die Einbeck Marketing GmbH muss jetzt liefern“, formulierte es der Vorsitzende der InitiativGemeinschaft, Christoph Bajohr. Richtig. Aber man muss Einbeck Marketing dann auch liefern lassen und darf der GmbH nicht die Speisekarte durch zu viele Küchenmeister diktieren wollen.

Bei der Vorstellung des neuen Geschäftsführers hat sich auch die über Wochen unerklärte spontan wirkende Ausschreibung einer halben Stelle für Standort-Marketing aufgeklärt: Christiane Folttmann (48) kümmert sich ab sofort darum, dass Einbecks Stärken noch stärker leuchten. Das Team im Eicke’schen Haus sei zwar vergrößert worden, finanziell gebe die GmbH aber jetzt weniger Geld für Personal aus, sagte Aufsichtsratschef Rainer Koch auf Nachfrage. Und welche Mitarbeiter für welche der unterschiedlichen Aufgaben bei Einbeck Marketing (Tourismus, Kulturring/Events, Stadtmarketing) zuständig sind, will die GmbH in Kürze auf der eigenen Website präsentieren.

Anmerkung: Nach der Gründung der Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft e.V. im April 2014 bin ich Mitglied in dem Verein geworden, um mich mit dem Standort Einbeck solidarisch zu erklären. Meine unabhängige Meinung berührt das nicht. Warum der Verein zum Beispiel nach über einem Jahr immer noch nicht offiziell im Vereinsregister eingetragen ist, wie Vorstandsmitglied (und Jurist) Michael Weisensee und Schatzmeister Stefan Beumer bei der Mitgliederversammlung sagten, ist mir schleierhaft.

Fachwerk-Fünfeck-Förderung

Aus Einbeck waren in Berlin Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Bauamtsleiter Frithjof Look dabei.

Aus Einbeck waren in Berlin Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (l.) und Bauamtsleiter Frithjof Look (5.v.l.) dabei, als die Urkunden an das Fachwerk-Fünfeck von Bundesministerin Barbara Hendricks (SPD) verliehen wurden. Foto: Büro Priesmeier/Kühne

Das Fachwerk-Fünfeck ist ein nationales Projekt des Städtebaus. Das haben die Städte Duderstadt, Einbeck, Hann.Münden, Northeim und Osterode jetzt sogar schriftlich, gestern gab’s dafür in Berlin die entsprechende Urkunde und die Glückwünsche sowie das Unterstützungsangebot der hiesigen Bundestagsabgeordneten Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD) und Dr. Roy Kühne (CDU), wie beide in einer gemeinsamen Pressemitteilung (Wortlaut: 20150520_PM49-ProjektFuenfeck (abgestimmt)) informierten. Bis Mitte 2017 stehen 800.000 Euro zur Verfügung, um das Kulturgut Fachwerk in den fünf Städten zu fördern. In Einbeck soll mit dem Projekt „Kulturmagistrale Tiedexer Straße“ eine neue Gestaltung der Fachwerk-Vorzeigestraße Einbecks bis zum baureifen Entwurf geplant werden (für die Realisierung sind weitere Fördergelder einzuwerben). Die „Kulturmagistrale“ soll außerdem dabei helfen, attraktive neue Nutzungen anzusiedeln, wie es heißt, um den von Leerstand geprägten (viele „Sch(l)aufenster“) städtebaulich wichtigen Fachwerk-Straßenzug mit neuem Leben zu versehen. Die Tiedexer Straße ist eine wichtige Verbindung zwischen Innenstadt und PS-Speicher, dem neuen Tourismus-Magnet in Einbeck.

Zum 1. Juli wird Gretje Bode (Diplom-Geografin; bislang Leiterin Stadtmarketing und Tourismus Vaihingen an der Enz) die für das Fachwerk-Fünfeck geschaffene Stelle der Fachwerkmanagerin antreten, PR/IT-Assistentin wird Juliane Hofmann (PR-Beraterin und Diplom-Geografin). Das Projektbüro befindet sich im Northeimer Rathaus am Scharnhorstplatz, kein Wunder daher, dass sich der Northeimer Bürgermeister Hans-Erich Tannhäuser überglücklich zitieren lässt: „Mit dem Projektbüro in Northeim werden wir für eine gute Umsetzung des Vorhabens und der Fördergelder sorgen.“ Darauf sollten die anderen Bürgermeister des Fünfecks, sollte Einbeck ganz genau achten. Ein Fünfeck hat fünf Ecken.

Über den Politikblog

Die „Drehscheibe“, das Magazin aus Lokalredaktionen für Lokalredaktionen der Bundeszentrale für politische Bildung, berichtet in der aktuellen Ausgabe 5/2015 auch über den Einbecker Politikblog. „Gegenseitige Korrektive“ heißt der Beitrag (PDF Drehscheibe), in dem es um das Verhältnis zwischen Lokalblog und Lokalzeitung geht. Dort komme (neben Journalisten aus anderen Städten) ich ebenso zu Wort wie die Kollegin der Einbecker Morgenpost. Ich freue mich über diese überregionale Aufmerksamkeit und fühle mich ermuntert, den Weg weiterzugehen.