Wer was warum an der Bahnsteigkante sagte

Er hatte das letzte Wort bei der kleinen Eröffnungsveranstaltung auf dem Bahnsteig: Karl-Heinz Rehkopf (85), Gründer des Oldtimermuseums am Tiedexer Tor. Der Eröffnungszug, der die neue Haltestelle BBS/PS-Speicher am Mittag erreichte, war nicht die erste regelmäßige Regionalbahn am Starttag, zwei fuhren schon am Morgen, pünktlich getaktet zum Schulbeginn an den Berufsbildenden Schulen um 7.55 Uhr. Wie alle sechs werktäglichen Zugpaare, die jetzt regelmäßig montags bis freitags von Einbeck-Mitte auf den Ilmebahn-Gleisen der Stadtbahn bis BBS/PS-Speicher verkehren, hat der RB86 am PS-Speicher rund eine halbe Stunde Aufenthalt, bevor es retour gen Mitte geht. Ungefähr die Hälfte dieser Zeit nahm sich Stifter Karl-Heinz Rehkopf – um zu gratulieren, aber auch für kritische Worte. Wenn man an der ausschließlich werktäglichen Taktung der Verbindungen nicht schnell etwas ändere, sei das Unterfangen zum Scheitern verurteilt, meint Rehkopf.  

Eröffnung der neuen Haltestelle BBS/PS-Speicher.

Zuvor hatten die Sprecherin der Geschäftsführung der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG), Carmen Schwabl, DB-Regionalleiter Torsten Reh, Landkreis-Dezernent Jan-Christopher Linck und Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek kurz gesprochen.

Dr. Sabine Michalek.
Carmen Schwabl.

Ziel der LNVG sei, durch vertretbaren Einsatz den größtmöglichen Nutzen für den Fahrgast zu erzielen, machte Geschäftsführerin Carmen Schwabl deutlich. Die Regionalisierungsmittel, aus denen das Nahverkehrsangebot zwischen Ems und Elbe zu finanzieren ist und über die zurzeit mit dem Bund wieder intensiv diskutiert wird, sollen so effektiv wie möglich eingesetzt werden. Hilfreich für die Verlängerung der Verbindung um gut einen Kilometer seien die bisherigen Wendezeiten der Züge in Einbeck-Mitte, die jetzt zur Weiterfahrt genutzt werden. Ohne eine Mitfinanzierung durch den Landkreis Northeim zur besseren Anbindung seiner BBS wäre das jedoch nicht möglich gewesen, sagte Schwabl. Für einen dauerhaften Betrieb seien noch einige Investionen auf dem neuen Streckenabschnitt notwendig, etwa bei der Brücke über das Krumme Wasser. „Diese Investionen sind nur zu rechtfertigen, wenn die Verlängerung einen Mehrwert bietet“, sagte Schwabl. Um diesen auszuloten, habe man den dreijährigen Probebetrieb begonnen. „Jetzt liegt es an den Schülern und den Einbecker Bürgern.“ DB-Manager Torsten Reh schloss sich diesem Appell, möglichst zahlreich die neuen Schienenverbindungen zu nutzen, gerne an. „Zeigen wir es allen, dass sich diese Probe auch lohnt“, sagte Reh. „Das wäre schön.“ Auch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek freute sich über den Probebetrieb, insbesondere für die BBS-Schüler, für Einbecker, die in der Nähe der neuen Haltestelle wohnen, und auch für die, die wochentags den PS-Speicher besuchen. Die Ilmebahn habe schon vor der Reaktivierung der Bahntrasse mit dem Bau des 40 Meter langen Bahnsteigs für einen touristischen Betrieb „ein weitsichtiges Investment“ getätigt, sagte Michalek. Für den Namenskompromiss bei der Haltestellenbezeichnung dankte sie dem CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Müller aus Braunschweig, der angeregt durch ähnliche Beispiele in seiner Heimatstadt die Namenskombination ins Spiel gebracht hatte, die bei der LNVG auf wohlwollende Zustimmung gestoßen sei, sagte Michalek.

Karl-Heinz Rehkopf auf dem Bahnsteig.

Karl-Heinz Rehkopf überbrachte die Glückwünsche der Beschäftigten, des Beirats und des Kuratoriums des PS-Speichers zu der ganz besonderen Leistung aller Akteure, allen voran der Ilmebahn. Es sei das Kunststück gelungen, die eigentlich schon auf Verschrottung wartenden Schienen wieder zu beleben. „Dieser Tag ist ein guter Tag für Einbeck, für die BBS und den PS-Speicher“, sagte Rehkopf. Er betonte mehrfach, auch im Namen seiner Frau Gabriele, heute als Stifter zu sprechen, „nicht als Sprachrohr des PS-Speichers, dessen Leitung innig mir und uns geraten hat, zu lauschen, als Zaungäste dabei zu sein, zu schweigen und sich still zu freuen“. Vermutlich wollte Rehkopf mit seinem Hinweis auf seine Rolle als Stifter die Geschäftsführung des PS-Speichers schützen. Denn natürlich ist es bei jeder Silbe „sein“ PS-Speicher, für den er spricht, der sich nicht von ihm trennen lässt (was ja auch widersinnig wäre, immerhin ist es die Ausstellung seiner gestifteten Oldtimer-Sammlung und seine Gründung).

Rehkopf erinnerte noch einmal an die bei den meisten gottlob längst in Vergessenheit geratene Aufregung eines Stiftungsratsmitgliedes aus Berlin, der in einem Leserbrief und in der Folge nach einer Mitgliederversammlung der Förderfreunde sogar in einer Resolution an den Stadtrat den Namen PS-Speicher für die neue Haltestelle gewürdigt sehen wollte. „Einige Personen besonders der Einbecker Behörden“, so Rehkopf, könnten dies bis heute noch nicht verzeihen. „Er bittet mich, für seine deutlichen zum Teil drastischen Formulierungen, die er für notwendig hielt, durch mich hier und heute um Entschuldigung zu bitten.“ Auch wenn es nicht zur freudigen Eröffnungsstimmung passe, möchte er festhalten: Ausschließlich durch die Initiative des Stiftungsratsmitglieds und dessen mutigen Einsatz sei der Name „PS-Speicher“ auf das Haltestellen-Schild gekommen. „Er müsste Dankschreiben bekommen von BBS und PS-Speicher.“

Dass er vom werktäglichen, vor allem auf die BBS zugeschnittenen Probeverkehr nichts hält, machte Karl-Heinz Rehkopf unmissverständlich deutlich: „Als Einbecker Bürger und rechnender Kaufmann muss ich Ihnen als Mitverantwortlicher des PS-Speichers sagen, dass ich deshalb leider vom Scheitern dieser grandiosen Idee nach der Probezeit von drei Jahren überzeugt bin.“ Denn die Frequenz sei während der Woche derart gering, dass es eine spätere Erweiterung „nach meiner festen Überzeugung“ niemals geben werde. Nur ein Drittel der Besucher des PS-Speichers komme werktags, viele Schüler besuchten die BBS nur an einem Tag in der Woche, in den Ferien komme gar keiner. Rehkopf schlug deshalb vor innerhalb der nächsten Monate darüber nachzudenken, ob es nicht wenigstens zur Hauptbesuchszeit des PS-Speichers von März bis Oktober einen ganzwöchigen Betrieb geben könne.

Das Dilemma für diese neue Haltestelle ist kein profanes. Denn die Bahnstrecke dorthin ist nun einmal keine Privatbahn, sondern eine durch Steuergeld finanzierte öffentliche Bahnlinie. Für diese gibt es Kriterien und Regeln. Vieles von dem, was Rehkopf sagte, klang für mich – pardon – reichlich rechthaberisch und an diesem Tag zudem deplatziert. Aber die Frage muss durchaus erlaubt sein zu stellen, warum ein mutmaßlich großer Frequenzbringer für die verlängerte Bahnverbindung beim Probebetrieb nahezu außen vor gelassen wird. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Möglichkeit, am Wochenende regelmäßig Züge fahren zu lassen. Und wenn die dann zu wenige Fahrgäste nutzen, weil sie beispielsweise zu einem Automobil-Museum lieber mit dem Auto fahren möchten, dann könnte man nach der Probezeit wenigstens fundiert sagen: Lohnt nicht.

P.S.: Die viel geschmähte Fichtestraße, deren Verlängerung der Bahnsteig an der neuen Haltestelle ist und nach der ursprünglich auch der Haltepunkt benannt werden sollte, wurde übrigens nicht wie Karl-Heinz Rehkopf mutmaßte, nach der Baumart benannt (dann müsste sie auch Fichtenstraße heißen), sondern nach dem Erzieher und Philosophen Johann Gottlieb Fichte (1762-1814), der neben Hegel als wichtiger Vertreter des Deutschen Idealismus gilt. Anders als bei der Raiffeisenstraße, die im PS-Speicher-Gelände aufging, wohnen an der Fichtestraße weiterhin Einbecker Bürger.

Youtube-Video (c) Frank Bertram
Der RB 86 überquert das Tiedexer Tor in Richtung Haltestelle BBS/PS-Speicher.

MdB und Oldtimerfan Carsten Müller setzte sich für Haltestellennamen „PS-Speicher“ ein

Ein Bahnhaltepunkt direkt vor den Toren des PS-Speichers in Einbeck sollte dann auch nach dem Oldtimermuseum benannt werden, das längst zum Anziehungspunkt vieler Menschen geworden ist: Dafür hat sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Carsten Müller aus Braunschweig stark gemacht. Lange Zeit war „Fichtestraße“ der von der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) favorisierte Titel des Haltepunkts, benannt nach der Straße, in die der Bahnsteig übergeht. In der Lokalpolitik war immer klar, dass dieser wahrscheinlich im Dezember ans Liniennetz gehende Bahnhalt den PS-Speicher im Namen tragen sollte. Trotzdem kam es kürzlich zu emotionalen Eruptionen, die letztlich friedlich mit dem Kompromiss-Titel der Haltestelle „BBS Einbeck/PS-Speicher“ endeten.

CDU-Bundestagsabgeordneter Carsten Müller. Foto: Tobias Koch

Hinter den Kulissen setzte sich auch MdB Carsten Müller für den Namen PS-Speicher ein. „Der PS-Speicher ist ein echter Tourismusmagnet und eine Frischzellenkur für Einbeck, deshalb ist es auch mehr als gerechtfertigt, wenn der öffentliche Personennahverkehr die Menschen genau dort hinleitet – und das geht am Besten, wenn die Haltestelle ganz eindeutig auf den PS-Speicher hinweist“, sagte Müller.

Müller ist seit 2014 Vorsitzender des von ihm 2009 mitbegründeten Parlamentskreises Automobiles Kulturgut. Der 52-Jährige hatte im Gespräch mit der LNVG auf zwei Beispiele in seiner Heimatstadt Braunschweig verwiesen. Hier tragen die Haltestellen Holzhof und Am Wassertor den Zusatz „Volkswagenhalle“.

Der Parlamentskreis Automobiles Kulturgut im Deutschen Bundestag (PAK) wurde im Mai 2009 als fraktionsübergreifendes Gremium gründet. Ziel ist es, historische Fahrzeuge als automobiles Kulturgut in Deutschland zu erhalten. Unter dem Motto „Agieren statt reagieren“ treffen sich nach eigenen Angaben regelmäßig rund 70 Mitglieder aus Politik, Wirtschaft, Medien, Verbänden und der Oldtimerszene, um sich gegenseitig auszutauschen, Problematiken im Bereich Oldtimer frühzeitig zu erörtert und Lösungen zu suchen. Maßgebliches Ziel des PAK ist es, historische Fahrzeuge als Kulturgut auf den Straßen weiterhin erlebbar zu halten.

2017 nahm Carsten Müller an der PS-Rallye mit diesem Amphibienfahrzeug teil. Archivfoto Bertram
Bei der PS-Rallye 2017 diskutierte Carsten Müller MdB (2.v.l.) mit Ulrich Krämer, Vorsitzender des ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, Peter Schneider, Vorsitzender des Bundesverbandes für Clubs klassischer Fahrzeuge (DEUVET) unter der Moderation des Publizisten und Analysten Carl-Christian Jancke über die „Zukunft der Mobilität“. Archivfoto Bertram

Neuer Bahnhaltepunkt BBS Einbeck/PS-Speicher soll noch dieses Jahr in Betrieb gehen

Am neuen Bahnhaltepunkt der Regionalbahn 86 im Westen Einbecks unweit des PS-Speichers sollen noch in diesem Jahr, spätestens aber zum Fahrplanwechsel im Dezember, regelmäßig Züge verkehren. Darüber informierten die Verantwortlichen laut einer Mitteilung der Kreisverwaltung gestern im Kreistag-Ausschuss für Wirtschaft und Kreisentwicklung. Der Landkreis Northeim habe sich „kürzlich“ mit der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) darauf geeinigt, dass die neue Haltestelle künftig „BBS Einbeck / PS.Speicher“ genannt wird, hieß es. Dies war einer der zuletzt noch offenen Punkte gewesen, die es mit der LNVG zu klären galt und die in Einbeck jüngst für politische Wallungen gesorgt hatte.

Haltepunkt am PS-Speicher. Archivfoto

„Die Verhandlungen mit der zuständigen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) hinsichtlich der Reaktivierung der Bahnstrecke sind positiv verlaufen. Alle Signale stehen nach den vielen Gesprächen auf Grün“, lautet das Fazit von Jan-Christopher Linck, Dezernent für Kreisentwicklung beim Landkreis Northeim. „Durch die Reaktivierung der Streckenführung wird die verkehrliche Anbindung im Schienenpersonennahverkehr gestärkt und den Schülerinnen der naheliegenden BBS Einbeck sowie Pendlerinnen, Touristinnen und Besucherinnen des PS.Speichers eine kostengünstige, schnelle und klimafreundliche Mobilitätsalternative zum Individualverkehr angeboten“, erklärte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel laut einer Pressemitteilung des Kreishauses.

Ziel sei es, noch in diesem Jahr mit dem Betrieb der neuen Teilstrecke von Einbeck-Mitte bis zum PS-Speicher zu starten. „Nach aktuellem Planungsstand streben wir an, den Streckenabschnitt für den Zugverkehr spätestens zum Fahrpanwechsel am 11. Dezember 2022 freizugeben“, wird Dieter Sandmann, Bereichsleiter Infrastruktur bei der LNVG, aus der Ausschusssitzung zitiert. Der Betrieb der Strecke sei zunächst für einen dreijährigen Probebetrieb vorgesehen. Nach eineinhalb Jahren solle das Vorhaben überprüft werden. Partner im Projekt sind neben dem Infrastrukturbetreiber, der Ilmebahn GmbH, die für die Ertüchtigung der Strecke zuständig ist, die DB Regio als Eisenbahnunternehmen sowie der ZVSN als ÖPNV-Aufgabenträger, heißt es in einer Presseinfo der Kreisverwaltung von heute.

Bahnstrecke zwischen PS-Speicher und Hotel Freigeist. Archivfoto

Vorsicht an der Bahnsteigkante: Viel Lärm um nichts

Viel Lärm um nichts – dieser Titel der Shakespeare-Komödie könnte einem durch den Kopf gehen, wer das politische Schauspiel betrachtet, das dieser Tage die Förderfreunde des PS-Speichers aufzuführen versuchen. In den Hauptrollen: Der markige Leserbrief eines Kuratoriums-Mitgliedes des Oldtimermuseums und eine durch die Verlesung des ausführlichen Briefentwurfs aufgeputschte Mitgliederversammlung, die sich am Ende zu einer „Resolution“ an den Einbecker Stadtrat verleiten lässt. Einstimmig. Das „Happy end“ folgte wenige Tage später gestern in der Sitzung des Stadtrates, in der das Thema nur wenige Minuten einnahm, weil ja immer schon und auch in Zukunft alle das wollen, was jetzt einige noch einmal mit forschen Worten meinten fordern zu müssen: Der Haltepunkt zwischen Hotel und Museum soll natürlich „PS.Speicher“ heißen.

Besonders interessant war allein, wie wohl das Drehbuch zu der Geschichte entstanden ist. Das wurde deutlich, als Dr. Peter Lange im Namen von 748 Förderfreunden des PS-Speichers den dürren Resolutionstext an die Bürgermeisterin und den Ratsvorsitzenden überreichte. Denn Lange sagte, wie die Oldtimerfreunde aufmerksam geworden seien auf das Thema: Durch ein Pressefoto, bei dem Bürgermeisterin, Landrätin und Ilmebahn-Geschäftsführer jeweils Schilder in die Kamera halten, auf denen „Fichtestraße“ als Name des Haltepunkts steht. „Welchen Eindruck konnten wir daraus gewinnen?“, fragte Lange den versammelten Stadtrat.

Dr. Peter Lange (l.) überreicht im Namen der Förderfreunde PS-Speicher die Resolution an Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Ratsvorsitzenden Frank Doods.

Ja, möchte man antworten: Den Eindruck hätte man durch ein schlichtes Telefonat erhellen können. Statt sich in Gedankengebilden von Mutmaßungen und Halbwahrheiten zu verlieren, hätte die schlichte Recherche ergeben, dass der Name „Fichtestraße“ bei dem Projekt schon seit Monaten der Arbeitstitel der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) ist, die letztlich von der Reaktivierung der verlängerten Schienenverbindung durch Einbeck bis zum PS-Speicher zu überzeugen gewesen ist. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die LNVG zu fragen, nach welchen Kriterien denn Namen für Haltestellen ausgesucht werden. „Grundsätzlich orientiert sich die Namensgebung von Bahnhöfen in Deutschland am Ortsnamen, gegebenenfalls (bei mehreren Stationen) nach Stadtteilen, Himmelsrichtung oder Straßennamen“, erläutert Pressesprecher Dirk Altwig. „Ziel sollte stets sein, dass bei der Namensfestlegung ein auf Dauer angelegter Bezug zur Lage der Station hergestellt wird.“ Die Namensgebung sei keinesfalls bereits beschlossen, über sie sollte im Kreise derer befunden werden, die über die Verlängerungsstrecke sprechen, das sind unter anderem der Landkreis und der Zweckverband ZVSN. Altwig: „Diesen Gesprächen wollen wir nicht vorgreifen.“ Mit anderen Worten: Der Stadtrat, an den die Resolution gerichtet ist, benennt gar nichts. Und: Es ist überhaupt kein großes Problem, wenn sich unter anderem der Landkreis, die Stadt, der ZVSN und eigentlich alle einig werden oder schon sind, die Haltstelle am PS-Speicher auch PS-Speicher zu nennen. Hätte man also wissen können. Hätte dann aber natürlich zu keinem Drehbuch gereicht.

Die großen Ratsfraktionen hatten sich inhaltlich schon im Vorfeld zu dem Thema positioniert. CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht mochte indes den am Tag der Ratssitzung veröffentlichten Leserbrief des Kuratoriumsmitgliedes aus Berlin nicht so stehen lassen, denn dieser sei offenbar in Unkenntnis geschrieben worden und ziehe unklug den PS-Speicher völlig unnötigerweise in ein negatives Licht. Tonalität und Niveau gefalle ihm in dem Brief überhaupt nicht, einige Formulierungen seien unverschämt. „Ich erwarte eine Entschuldigung“, forderte Ebrecht. „So geht das gar nicht.“  

Der Text der auf der Mitgliederversammlung der Förderfreunde einstimmig beschlossenen „Resolution“ lautet übrigens:

Wir bitten den Rat der Stadt Einbeck nachdrücklich, die Haltestelle am PS.Speicher nicht Fichtestraße, sondern wie folgt zu benennen: PS.Speicher. Beim PS.Speicher als gemeinnützige Initiative handelt es sich bekanntermaßen um ein Leuchtturmprojekt, das eine überregionale Bedeutung erworben und bereits erheblichen Mehrwert für die Bürger der Stadt Einbeck generiert hat. Für die auswärtigen Besucher ist der vorgeschlagene Name ein wichtiger Orientierungspunkt, der für sich alleinstehen sollte.

Resolution der Förderfreunde PS-Speicher e.V. vom 12. März 2022.

Kreistag: SPD stellt zwei Anträge zum ÖPNV auf Schienen und Straßen

Mit zwei Anträgen zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) startet die SPD-Kreistagsfraktion in die neue Wahlperiode und in dieses Jahr. Die Sozialdemokraten beantragen zum einen, dass sich der Northeimer Kreistag zum Erhalt und Ausbau weiterer Schienenhaltepunkte im Landkreis bekennen soll. Zum anderen hat die SPD-Fraktion gegenüber der Landrätin deutlich gemacht, dass sie im Landkreis Northeim Angebote des Bedarfs- und Anrufverkehrs für erforderlich hält. Schon 2018 habe es hier mit dem EcoBus eine Pilotphase gegeben, passiert sei seitdem nicht mehr viel. Der ÖPNV soll mit Systemen der Bündelung von Fahrtanfragen (Ridepooling) flächendeckend attraktiv und flexibel verfügbar gemacht werden, um Bedienungslücken zu schließen, die sonst nur mit dem privaten Auto zu bewältigen wären. Vielleicht, so schlagen die Sozialdemokraten in ihrem Antrag vor, könnte zur Landesgartenschau ein entsprechender Shuttleservice als Referenzprojekt vielleicht auch zwischen den Lagas in Bad Gandersheim und Höxter eingerichtet sein.

2018 wurde der EcoBus getestet. Archivfoto

SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Schwarz erinnert daran, dass schon 2018 mit der Pilotphase des so genannten EcoBus ein System des Bedarfs- und Anrufverkehrs (On-Demand-Verkehr) im ÖPNV in einigen Gemeinden in Südniedersachsen getestet worden sei, unter anderem in Bad Gandersheim und Kalefeld. Leider liege den Gremien der Landkreise in Südniedersachsen eine Evaluierung dieser Pilotphase auch nach fast vier Jahren weiterhin nicht vor. Die beteiligten Kommunen hätten sich jedoch positiv geäußert. Das Forschungsprojekt EcoBus wurde damals von den beiden Aufgabenträgern Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen (ZVSN) und Regionalverband Großraum Braunschweig als Kooperationspartner fachlich begleitet, Fahrgäste wurden nach ihren Erfahrungen befragt. Durch die Kooperation mit dem Göttinger Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation (MPIDS) wollten beide für den ÖPNV zuständigen Aufgabenträger neue Erkenntnisse für den Nahverkehr in der Fläche gewinnen. Landrätin Astrid Klinkert-Kittel gilt als EcoBus-Botschafterin der ersten Stunde mit Projektstart 2014, damals war sie noch Bürgermeisterin von Nörten-Hardenberg. Ende 2018 hatte es Zoff gegeben, weil das MPIDS bereits Ergebnisse des Versuchs veröffentlicht hatte, ohne dass diese mit den Auftraggebern abgestimmt waren, wie diese damals beklagten.

Die SPD berichtet jetzt von einem weiteren positiven Beispiel aus dem Jahr 2019: dem On-Demand-Dienst „Flexa“ im Leipziger Norden. Die digitale Plattform sei (wie beim EcoBus) mit Unterstützung des Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen entwickelt worden. In diesem Pilotprojekt sei ein echtes dynamisches System der Bündelung von Fahrtanfragen intermodal mit den Linienverkehren verknüpft worden. Das bedeutet, erläutert SPD-Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe, dass der Fahrgast eine Route aus dem Flexa-Bediengebiet zu irgendeinem Punkt im gesamten Gebiet des dortigen Verkehrsverbundes per App oder über ein Callcenter anfragen kann und dann in Abhängigkeit von den Fahrplänen der Linienverkehrsmittel und der aktuellen Verfügbarkeit der Flexa-Kleinbusse eine durchgängige Verbindung angezeigt bekomme. Mit dem Flexa-Fahrzeug werde dann zu einer der sechs Verknüpfungshaltestellen gefahren, wo dann auf andere Systeme zur Weiterfahrt umgestiegen werden könne. Dabei werde die Umsteigezeit an diesen Knotenpunkten so kundenfreundlich wie möglich gehalten, so dass sich eine attraktive Reisekette aus einer Hand ergebe. Das Pilotprojekt muss laut SPD offenbar so gut funktioniert haben, dass die Marke „Flexa“ danach in den Echtbetrieb übergangen ist.

Die Sozialdemokraten haben deshalb beantragt, dass der Kreistag eine Notwendigkeit so genannter On-Demand-Verkehre im Landkreis Northeim und in angrenzenden Bereiche feststellen solle. Der ÖPNV soll mit Systemen der Bündelung von Fahrtanfragen so genannte Bedienungslücken schließen. Damit könne mehr Menschen Zugang zu emissionsreduzierter oder -freier Mobilität angeboten werden, wünscht sich die SPD. Als erster Schritt soll nach Vorstellung der SPD die Landrätin in Kooperation mit dem Zweckverband Verkehrsverbund Südniedersachsen (ZVSN) mit der Durchführung eines Workshops beauftragt werden, in welchem die Realisierbarkeit so genannter On-Demand-Verkehre (Bedarfsverkehre) im Landkreis Northeim erörtert werden soll. Mit den Verantwortlichen der Landesgartenschau Bad Gandersheim 2023 soll ferner geprüft werden, inwieweit ein Bedarfs- oder Anrufsystem, beispielsweise das EcoBus-System, als Shuttledienst bei der Laga in Bad Gandersheim und/oder auch als Verbindung zwischen den beiden Landesgartenschauen in Höxter und Bad Gandersheim eingesetzt werden könnte.

Hatten im Juni 2018 das Band zum Start des EcoBus-Projekts durchschnitten (v.l.): Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, der damalige Landesbeauftragte Matthias Wunderling-Weilbier, Bürgermeister Jens Meyer (Kalefeld), Max-Planck-Institut-Direktor Prof. Stephan Herminghaus und Bürgermeisterin Franziska Schwarz (Bad Gandersheim). Archivfoto

In mehreren Regionen des Landkreises gibt es laut Pressemitteilung der SPD-Kreistagsfraktion den Wunsch, stillgelegte Bahnhaltepunkte zu reaktivieren und den dort lebenden Menschen die Möglichkeit anzubieten, aus Klimaschutzgründen den Individualverkehr durch den Umstieg auf den SPNV zu ersetzen. Den Sozialdemokraten sind dazu die Stadt Moringen, die Einbecker Ortschaft Naensen und die Uslarer Ortschaft Verliehausen bekannt. Wie Fraktionschef Uwe Schwarz und Fraktionsgeschäftsführer Peter Traupe betonten, werde sich die SPD im Northeimer Kreistag für diese Anliegen einsetzen. Sie möchte deshalb die Landrätin beauftragen, sich bei der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) für diese Anliegen einzusetzen.

Es gibt laut SPD mehrere den Landkreis Northeim kreuzende Schienenverbindungen, auf denen Schienengebundener Personennahverkehr (SPNV) angeboten wird. Dazu zählen neben der Nord-Süd-Strecke zwei Ost-West-Verbindungen, die Oberweserbahn und die Stichbahn nach Einbeck. Die Strecken verbinden Unter-, Mittel- und Oberzentren durch entsprechende Haltepunkte. Viele Grundzentren würden jedoch momentan ohne entsprechenden Verkehrshalt gestreift. Die dortigen Menschen müssten deshalb vielfach auf dem Weg zur Arbeitsstelle oder zur Erledigung persönlicher Angelegenheiten den mobilen Individualverkehr nutzen. Das wollen die Sozialdemokraten mit ihrem Antrag ändern, schreiben sie in ihrer Pressemitteilung.

Mehr Haltepunkte des Schienenverkehrs im Landkreis Northeim wünscht sich die SPD. Archivfoto

Wenn erst der Zug bis zur Sachsenbreite fährt…

Bei seinem Besuch bei der Ilmebahn GmbH machte SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller sozusagen eine Reise von der Realität in die Zukunft. Während mit der Reaktivierung der Bahnstrecke bis Einbeck-Mitte die Fahrgastzahlen die Erwartungen deutlich übertreffen, gehört am Endpunkt Sachsenbreite unweit des Klapperturms noch viel Phantasie dazu, sich auf dem Maisacker einen Holzladeplatz und vielleicht sogar einen Park&Ride-Pendlerparkplatz vorzustellen. Beides ist in komplizierter, langwieriger Planung, informierte Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel gemeinsam mit Aufsichtsratsvorsitzender Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Ilmebahn-Prokurist Dr. Hartmut Heuer.

Ein Foto an der Sachsenbreite mit SPD-Kandidat Dirk Heitmüller.

Bis zum Bahnkilometer 7,72 machte sich Dirk Heitmüller am Bahnhof Einbeck-Mitte, auf dem Betriebshof der Ilmebahn sowie am Haltepunkt Fichtestraße am PS-Speicher kundig über den Sachstand mehrerer Projekte. Am Bahnhof Einbeck-Mitte wurde dem Salzderheldener Ortsbürgermeister bestätigt, dass die reaktivierte Strecke sehr gut angenommen werde, die Zahlen über den Erwartungen liegen. Deutlich sogar. Gerne würde die Ilmebahn auch noch, vor allem im nahen Winter, ihr Bahnhofsgebäude für Zugreisende öffnen, man zögere aber ob der zahlreichen Beschmierungen und Vandalismus-Ereignisse in jüngster Zeit auf dem Bahnsteig-Areal, schilderten Geschäftsführer Christian Gabriel und Prokurist Dr. Hartmut Heuer unisonso. Vielleicht lasse sich in Verbindung mit den laufenden Planungen der ZOB-Umgestaltung eine Unterstand-Lösung für beide Seiten finden und gleichzeitig Doppelstrukturen vermeiden.

Dirk Heitmüller an der grünen Ilmebahn-Lok.

Auf dem Betriebshof der Ilmebahn erfuhr der SPD-Bürgermeisterkandidat, dass dort drei Mechaniker und ein Meister in der Werkstatt arbeiten, die 30 Busse und zwei Lokomotiven warten. Die Ilmebahn würde gerne weitere moderne Diesel-Hybrid-Busse anschaffen, das Problem sei bei Gesamtkosten von 246.000 Euro und einer 40-Prozent-Förderung der verbleibende hohe Eigenanteil, informierte Gabriel seinen Gast.

Auf dem Bahnsteig Fichtestraße zwischen PS-Speicher und Hotel Freigeist (v.l.): Dirk Heitmüller, Christian Gabriel, Astrid Klinkert-Kittel, Dr. Hartmut Heuer.

Begründete Hoffnung macht sich die Ilmebahn, in Zukunft einige Züge bis zum bestehenden Haltepunkt Fichtestraße am PS-Speicher durchfahren lassen zu können. Die Strecke dafür ist jedenfalls bereits ausgerüstet. Die bislang eher ablehnende Landesnahverkehrsgesellschaft beginne auch umzudenken. Ende September habe man die nächsten Gespräche, sagte Ilmebahn-Aufsichtsratschefin Astrid Klinkert-Kittel, man könne vorsichtig optimistisch sein. Heute stehen einige Zugverbindungen länger in Einbeck-Mitte, diese Züge könnte man auch stattdessen bis Fichtestraße weiterfahren lassen. Es müssten ja gar nicht alle Züge durchfahren, aber morgens und mittags zur Schulzeit der nahen BBS Einbeck und am Wochenende für den PS-Speicher würde ein durchgehendes Schienenangebot bis zur Fichtestraße gut nachgefragt, ist Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel sicher.

Auf dem Bahnsteig Einbeck-Mitte (v.l.): Andreas Filipps, Peter Traupe, Dirk Heitmüller, Christian Gabriel, Dr. Hartmut Heuer (verdeckt) und Astrid Klinkert-Kittel.

Bahn-Signale bis BBS

Die Einbecker Innenstadt-Bahnstrecke (hier am Neuen Rathaus) soll wieder regelmäßig befahren werden, der RB 86 bis zur BBS und zum PS-Speicher verkehren.

Damit das Signal wieder auf Grün springt, sendet die SPD ein politisches Signal: Wie schon ähnlich im Einbecker Stadtrat auf ihre Initiative hin im April einstimmig beschlossen, haben die Sozialdemokraten jetzt im Northeimer Kreistag einen Antrag eingebracht, damit die bereits technisch dafür modernisierte Innenstadt-Bahnstrecke der Ilmebahn in Einbeck regelmäßig bis zum PS-Speicher von der Deutschen Bahn AG bedient wird. Dafür sollen sich die Landrätin und die hiesigen Landtagsabgeordneten bei der Landesnahverkehrsgesellschaft für eine Aufnahme des Haltepunktes am PS-Speicher in den Fahrplan der Regionalbahn 86 einsetzen, um die Reaktivierung des Schienenpersonennahverkehrs in Einbeck zu vervollständigen, wie es in der Beschlussvorlage heißt.

Da der Triebwagen der Regionalbahn 86 von Salzderhelden kommend nach der Ankunft im Bahnhof Einbeck-Mitte sowieso eine halbe Stunde Aufenthalt hat, kann diese Zeit auch für eine Fahrt zum Haltepunkt am Tiedexer Tor genutzt werden, meint die SPD-Kreistagsfraktion, die ihren Antrag zusammen mit ihrem Partner FDP/GfE stellt. Profitieren würde davon neben dem Oldtimer-Museum und dem benachbarten Hotel vor allem auch die Schüler der in unmittelbarer Nähe liegenden Berufsbildenden Schulen, die durch das breite Fächerspektrum der BBS aus weiten Teilen der Region stammen. Und mit dem in Planung befindlichen Haltepunkt an der Otto-Hahn-Straße (nahe KWS) würde die Regionalbahn 86 dann in der Einbecker Kernstadt drei Stationen bedienen und über den Bahnhof Einbeck- Salzderhelden weiterführende Ziele auf dem Schienenweg erreichbar machen. „Es wäre ein weiterer wichtiger Schritt bei der Reduzierung des Individualverkehrs und der strukturellen Stärkung des ländlichen Raums“, schreibt die SPD/FDP/GfE in ihrem Antrag. Der Auftrag hierzu müsse von der Landesnahverkehrsgesellschaft ausgehen, wobei es die Antragsteller-Fraktionen für sinnvoll erachten, wenn ähnlich wie der Rat der Stadt Einbeck auch der Kreistag sein Interesse an diesem Schritt bekundet. Eben ein Signal senden.

Nächster Halt…

Freie Fahrt für den neuen Haltepunkt am PS-Speicher (v.l.): Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Kulturstiftung-Kornhaus-Vorstand Holger Eilers, Stifter-Ehepaar Gabriele und Karl-Heinz Rehkopf sowie Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel und Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Minkner.

Freie Fahrt für den neuen Haltepunkt am PS-Speicher (v.l.): Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Landrätin Astrid Klinkert-Kittel, Kulturstiftung-Kornhaus-Vorstand Holger Eilers, Stifter-Ehepaar Gabriele und Karl-Heinz Rehkopf sowie Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel und Ilmebahn-Aufsichtsratsvorsitzender Ulrich Minkner.

Viele der 1800 Besucher bei der Eröffnung des PS-Depots im Otto-Hahn-Park im Osten Einbecks haben am Sonnabend die bequeme Anreise direkt vom PS-Speicher genutzt und sind einmal mit dem „Ilmeblitz“-Triebwagen der Ilmebahn GmbH quer durch die Stadt gefahren. Das Unternehmen hat gemeinsam mit der Kulturstiftung Kornhaus nach langer Planungs- und Genehmigungszeit den 40 Meter langen Haltepunkt-Bahnsteig zwischen dem PS-Speicher und dem Hotel Freigeist am Tiedexer Tor eröffnet. Für rund 80.000 Euro ist dort ein Außenbahnsteig gebaut worden, der kombiniert auch als Geh- und Radweg der benachbarten Fichtestraße genutzt wird. „Der Haltepunkt ist neben Ausstellung, Hotel Freigeist und bald der PS-Halle ein weiterer Baustein, der den neu entstandenen Stadtteil langsam komplett macht“, sagte Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek.

Gefördert wurde das Haltepunkt-Projekt am PS-Speicher von der Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises Northeim, da vorerst nur Tourismus-Sonderzüge dort abgewickelt werden sollen. Durch den Haltepunkt können größere Besuchergruppen direkt vom Netz der Deutschen Bahn AG bis vor die Tür des Oldtimer-Ausstellungshauses PS-Speicher fahren. „Mit dem Haltepunkt wird der PS-Speicher noch fortschrittlicher und überregional erschlossen und vernetzt“, freute sich Landrätin Astrid Klinkert-Kittel. „Die reaktivierte Bahnstrecke bis Salzderhelden rückt bald Einbeck wieder ein Stück näher an das nationale Schienennetz heran“, sagte der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus, Holger Eilers. „Das ist gut für Einbeck und für den PS-Speicher.“ Künftig wird an jedem ersten Sonnabend im Monat das PS-Depot für Besucher öffnen; vom Haltepunkt am PS-Speicher fährt dann der „Ilmeblitz“ dorthin. Für angemeldete Gruppen soll es einen ähnlichen Service geben – auch während der Woche, kündigte Eilers an.

Und wer weiß, deutete der Vorstand der Kulturstiftung Kornhaus an, vielleicht werde der neue Haltepunkt ja mal zum regulären Zuganschluss für Schüler der nahen BBS Einbeck, wenn erst wieder regelmäßig die Züge zwischen Göttingen/Salzderhelden und Einbeck-Mitte fahren… Auch Einbecks größter Arbeitgeber KWS baggert ja kräftig, einen Halt an der reaktivierten Bahnstrecke nach Salzderhelden zu bekommen…

Bei aller Euphorie für eine wieder regelmäßig genutzte Bahntrasse: Wenn der Zug zwischen Einbeck und Salzderhelden zu oft zwischenhält, ist der zeitliche Vorteil gegenüber dem Bus schnell wieder aufgebraucht. Außerdem dürften auch die öffentlich gemachten 600 Personen pro Werktag, die ab 2018 am Bahnhof Einbeck in den Zug ein- und aussteigen sollen, mit all den Infrastruktur-Überlegungen danach berechnet worden sein, dass nicht noch ein oder zwei andere stark frequentierte Zustiegmöglichkeiten zwischendrin geschaffen werden.

Haltepunkt: Lange geplant, schnell gebaut

Jetzt endlich im Bau: der Haltepunkt zwischen Hotel Freigeist (rechts) und PS-Speicher am Tiedexer Tor.

Jetzt endlich im Bau: der Haltepunkt zwischen Hotel Freigeist (rechts) und PS-Speicher am Tiedexer Tor in Einbeck.

Die Ilmebahn hat mit den Bauarbeiten für einen Haltepunkt-Bahnsteig zwischen dem PS-Speicher und dem Hotel Freigeist am Tiedexer Tor begonnen; sie sollen je nach Witterung bis spätestens Ende März abgeschlossen sein, sagte Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel. An Kilometer 5,56 der Strecke zwischen Salzderhelden und dem Endpunkt Sachsenbreite entsteht für rund 80.000 Euro ein 40 Meter langer Außenbahnsteig, der kombiniert auch als Geh- und Radweg der Fichtestraße genutzt wird. Vorausgegangen war ein mehrjähriges, aufwändiges Planungs- und Genehmigungsverfahren für den neuen Haltepunkt. Finanziell gefördert wird das Projekt von der Kultur- und Denkmalstiftung des Landkreises Northeim, da vorerst nur Tourismus-Sonderzüge dort abgewickelt werden sollen. Durch den Haltepunkt können größere Besuchergruppen direkt vom Netz der Deutschen Bahn AG bis vor die Tür des PS-Speicher fahren. Bis Ende 2017 wird die Bahnstrecke zwischen Salzderhelden und Einbeck-Mitte für den regelmäßigen Schienenpersonennahverkehr reaktiviert. Bislang mussten die Fahrgäste von sporadischen Fahrten, etwa mit Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), immer über eine provisorische Trittleiter aus dem „Ilmeblitz“-Triebwagen aussteigen.

Provisorischer Tritt-Ausstieg, hier bei einer Fahrt im Jahr 2013. Archivfoto

Provisorischer Tritt-Ausstieg am PS-Speicher, hier bei einer Fahrt im Jahr 2013. Archivfoto

Das Oldtimer-Ausstellungshaus PS-Speicher in Einbeck öffnet ab dem 1. März übrigens auch am Dienstag für Besucher seine Türen. „Mit dem zusätzlichen Öffnungstag wollen wir der gestiegenen Nachfrage Rechnung tragen“, sagte Geschäftsführer Lothar Meyer-Mertel. Seit der Eröffnung im Juli 2014 haben bislang mehr als 140.000 Menschen den PS-Speicher im ehemaligen Kornhaus besucht – weitaus mehr als von den Ausstellungsmachern erwartet. Bislang war der Dienstag für angemeldete Gruppen sowie Schulklassen reserviert. Das neue Angebot wird sich nicht auf die anstehende Oldtimersaison beschränken, sondern ist dauerhaft geplant.

Da ist Zug drin…

Uwe Schwarz (SPD).

Uwe Schwarz (SPD).

In dem Thema ist scheint’s im Moment richtig Zug drin: Kaum hatte der Ortsrat „Auf dem Berge“ einstimmig beschlossen, einen Schienenhaltepunkt in Naensen zu beantragen, und gerade hatte der Grandseigneur der Einbecker Grünen, Dr. Ewald Hein-Janke, in mehreren Leserbriefen diese Tatsache gepriesen, da gibt auch der SPD-Landtagsabgeordnete Uwe Schwarz aus Bad Gandersheim ein Signal. Heute teilte der Zugfreund mit, dass er dem niedersächsischen Wirtschaftsminister und Parteifreund Olaf Lies einen Brief geschrieben habe. Inhalt: die Frage, wie realistisch eine Reaktivierung des alten Naensener Bahnhofs sei. Schwarz möchte wissen, ob Züge an dem alten Bahnhof heute überhaupt noch halten können und welcher Aufwand mit einer Reaktivierung des Haltepunktes verbunden wäre. „Die Gründe für diesen Wunsch sind nachvollziehbar, und auch die Mobilität im ländlichen Raum würde durch diese Maßnahme erheblich gesteigert werden, insbesondere auch das Zusammenwachsen der Gemeinde Kreiensen mit der Stadt Einbeck unterstützen“, erklärte der Landtagsabgeordnete heute per Pressemitteilung. Er unterstütze dieses Vorhaben.

Nicht nur Einbeck-Mitte strebt damit wieder eine Zuganbindung an, auch der an der West-Ost-Strecke liegende Ortsteil Naensen. Richtung Westen wären Holzminden und Paderborn wieder leichter erreichbar.

Der Ortsrat „Auf dem Berge“ hatte Ende September auf Antrag der SPD-Fraktion beschlossen, einen Antrag für Naensen zu stellen. Die Frist für eine Förderung in den nächsten fünf Jahren lief laut Ortsrat am 30. September ab. Die zunehmend älter werdende Bevölkerung gerade in den Ortschaften sei in der Mobilität benachteiligt, heißt es zu Begründung des gestellten Antrags. Mit der Einrichtung eines Schienenhaltepunktes in Naensen wäre eine Anschlussmöglichkeit nach Kreiensen zum Einkaufen, Ärzten, Apotheken u. a. Versorgungseinrichtungen gegeben. Der Bahnhof in Kreiensen biete zudem weitere Anschlussmöglichkeiten.

Nachtrag 23.10.2013: Nach einer Mitteilung des Wirtschaftsministeriums von heute soll die Reaktivierung von Haltepunkten so transparent wie möglich gestaltet werden – und im Verfahren einer Einzelfallentscheidung. Die Kommunen seien darüber informiert worden, welche Unterlagen für eine Prüfung benötigt werden und nach welchen Kriterien über eine Reaktivierung entschieden werde, erklärte das Wirtschaftsministerium in einer Presseinfo, ohne Details zu nennen. „Die Reaktivierung von Haltepunkten ist nicht so aufwendig wie die von Schienenstrecken. Wir haben uns deshalb entschieden, das für die Kommunen unkomplizierte und zügigere Verfahren der Einzelfallprüfung anzuwenden“, wird Wirtschaftsminister Olaf Lies zitiert. „Hieran sieht man, dass die Landesregierung es ernst meint mit Reaktivierungen.“