Althusmann im Wald, der keiner mehr ist

Bernd Althusmann bei Ahlshausen.

Es hätte ein fast ebenso schattiger Termin sein können wie zuvor auf seiner Sommertour in der Tropfsteinhöhle in Bad Grund: Niedersachsens CDU-Vorsitzender Bernd Althusmann besuchte gestern den Wald bei Ahlshausen. Doch diesen Wald gibt es seit dem 18. Januar nicht mehr. Sturmtief  „Friederike“ hat ihn mit Orkanböen binnen weniger Stunden vernichtet, zahllose Bäume umgeknickt, weit mehr als 100.000 Festmeter Holz an Schaden angerichtet. Und so brennt ohne Schatten die Mittagssonne bei 30 Grad auf die Gruppe aus Christdemokraten, Forstleuten und Waldbesitzern, die mit dem Trecker-Anhänger durch die einstigen Waldgebiete fahren. Althusmann ist beeindruckt. „Ich kann mir die Situation jetzt besser vorstellen“, sagt er. Damit bringt der Wirtschaftsminister in der SPD/CDU-Koalition in Hannover ziemlich exakt das auf einen Punkt, was Sommerreisen von Politikern sein sollen: Ein Ausflug raus aus den Plenarsälen, aus den abgeschlossenen Käseglocken, hinein ins wirkliche Leben, sich in die Lage der Menschen vor Ort versetzen. Althusmann unternimmt seine Sommertour zwar offiziell als CDU-Landesvorsitzender, aber natürlich nimmt er ebenso als Wirtschaftsminister die Sorgen und Bitten der Betroffenen mit in die Landeshauptstadt, in sein Ministerium und in die Landesregierung.

Bernd Althusmann (l.) unterwegs in den Waldgebieten mit Vertretern der örtlichen Forstbesitzer und der CDU.

Vor allem geht es selbstverständlich um den Wald, der keiner mehr ist. Aber auch Themen wie die absolut unzureichende Mobilfunk- und Internetverbindung in der Einbecker Ortschaft notiert der 51-jährige Politiker in Ahlshausen in seinen imaginären Block. Dort landen aber vor allem die Probleme, die nach „Friederike“ für die örtlichen Waldbesitzer entstanden sind. Das abgeknickte Holz muss jetzt mit einem Mal aus den Waldflächen abtransportiert werden. Das dauert, inzwischen sind allerdings dafür größere Lkw zugelassen. Das belastet die Waldwege. Das sorgt zwar für einen einmaligen Einnahmeeffekt (wobei die Holzpreise auch durch das große Angebot in den Keller rauschen), dem aber dann auf Jahrzehnte keine Holzernte mehr folgt. Weil es mindestens eine Generation dauern wird, bis dort überhaupt wieder nennenswerter Wald stehen wird, aus dem man Bäume ernten kann. Wodurch die Forstgenossenschaften keine Ausschüttungen an die Besitzer mehr leisten können. Hilfen für die Waldbesitzer sind also notwendig. Althusmann erfährt, dass der Bahnhof Kreiensen für den Abtransport immens wichtig ist und länger gebraucht wird, als dies die Bahn mal gedacht und deshalb Bauarbeiten dort auf der Strecke angesetzt hatte. Grundsätzliches, aber auch viele interessante Details aus der Praxis landen im Notizblock des Politikers: Beispielsweise, dass für die ab Herbst anlaufende Aufforstung die Bäume knapp werden. Wer gefördert werden will, muss „heimische Baumarten“ anpflanzen. Die gibt es aber nicht mehr in der Menge, die man benötigen würde, weshalb die Waldbesitzer gerne auf andere verträgliche Arten ausweichen möchten, schildern Hermann Beismann als zuständiger Landesförster, Stefan Wrisberg und Christoph Bretschneider als Vertreter der Forstgenossenschaften Opperhausen und Ahlshausen, sowie Dr. Bernd von Garmissen als Vertreter der Forstbetriebsgemeinschaft Südhannover.

„Die Notwendigkeit von Hilfen ist mir nochmal deutlich geworden“, sagt Althusmann am Ende des Besuchs. Wenn seine für Forsten zuständige Ministerkollegin und Parteifreundin Barbara Otte-Kinast in Hannover nach dem Sommer nochmal auf das Thema Waldschäden durch Sturmtief Friederike kommt, weiß Bernd Althusmann aus eigener Anschauung schon Bescheid.

Welches sind die Probleme vor Ort? Das lässt sich CDU-Vorsitzender und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (Mitte, ohne Hut) in Ahlshausen von Vertretern der Forst, Waldbesitzer und der CDU erläutern.

Kein Wald mehr da bei Ahlshausen, mehr als 100.000 Festmeter Holz Schaden.

Sommer in der Politik

Günter Kleinhans zeigte beim Auftakt des SPD-Projektsommers seine Bienenvölker in Stroit.

Günter Kleinhans (links) zeigte beim Auftakt des SPD-Projektsommers seine Bienenvölker in Stroit.

Für die SPD dankte Peter Traupe (r.) den Imkern Liesel und Günter Kleinhans für die Informationen.

Für die SPD dankte Peter Traupe (r.) den Imkern Liesel und Günter Kleinhans für die Bienen- und Honig-Informationen.

Sommer ist in der Politik, wenn Ministerpräsidenten, Fraktionschefs, Parteivorsitzende oder anderweitige Amtsträger durchs Land reisen und an der Basis vorbei schauen. Sommer ist in der Politik, wenn die Parlamente und Gremien nicht mehr tagen und die Termine in den Kalendern überschaubar werden. Ferienzeit eben. Die Einbecker SPD gibt sich seit Jahren bodenständig und bürgernah und veranstaltet ihren Projektsommer – nicht nur in Wahlkampfzeiten. Dafür kommen auch keine Partei-Promis vorbei, sondern die lokalen Genossen schauen sich mit Interessierten verschiedene Projekte, Organisationen oder Firmen vor Ort an. Jeder, der mag, kann dabei sein und auch einmal hinter so manche Kulissen schauen. Start war jetzt bei Schwarz-Gelben: In Stroit schaute die Einbecker SPD beim Imker vorbei. Günter und Liesel Kleinhans „herrschen“ zusammen über 50 Bienen-Völker. Wie die Bienen aktuell drauf sind, wann sie warum wohin fliegen, welche Probleme und Krankheiten es gibt – das alles erfuhren die Teilnehmer der ersten Projektsommer-Veranstaltung hautnah. Kleinhans ist Vorsitzender des Imkervereins Einbeck. Jeweils dienstags um 18 Uhr geht es bis zum Sommerferienende weiter: Nach einem Besuch in den Räumen des Münsterflohmarkts am 4. August steht am 11. August der Aussichtsturm im Fokus. Der Förderverein Kaiser-Friedrich-Turm informiert über die aktuelle Lage. Kürzlich ist im Fachausschuss ein Gutachten vorgelegt worden, das Sanierungskosten in Höhe von rund 200.000 Euro aufruft. Treffpunkt für eine Wanderung zum Turm ist der Parkplatz „An den Teichen“. Am 18. August gibt es Gelegenheit, das Haus des Jugendrotkreuzes im Borntal kennenzulernen. Der Stadtjugendring Einbeck wird sich am 25. August auf dem Gelände in Rotenkirchen vorstellen. Zum Abschluss des diesjährigen Projektsommers thematisieren die Sozialdemokraten am 1. September die Reaktivierung der Bahnstrecke von Einbeck-Mitte nach Salzderhelden. Der „Ilmeblitz“-Triebwagen fährt vom PS-Speicher nach Salzderhelden und zurück zum Betriebshof der Ilmebahn GmbH. Einbecks SPD-Chef Marcus Seidel hatte jüngst bei einer Mitgliederversammlung darüber informiert, dass es auch im Umfeld des Einbecker Bahnhofs Veränderungen geben müsse, sobald die Bahntrasse für regelmäßigen Personennahverkehr reaktiviert worden ist. Zu Pendlerparkplätzen und der Lage sowie Gestaltung des Omnibusbahnhofs habe die SPD-Ratsfraktion bereits eine entsprechende Initiative gestartet, hieß es. Auch darüber werden die SPDler näher informieren.

Beatrix Tappe-Rostalski, Uwe Schünemann, Margrit Cludius-Brandt, Hans-Martin Kuhlmann, Heidrun Hoffmann-Taufall, Dr. Sabine Michalek, Dr. Olaf Städtler, Björn Thümler, Dr. Florian Schröder, Jochen Beyes.

Beatrix Tappe-Rostalski, Uwe Schünemann, Margrit Cludius-Brandt, Hans-Martin Kuhlmann, Heidrun Hoffmann-Taufall, Dr. Sabine Michalek, Dr. Olaf Städtler, Björn Thümler, Dr. Florian Schröder, Jochen Beyes.

Auf Sommerreise durchs Land hatte sich kürzlich auch der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion gemacht. Björn Thümler (44) informierte sich dabei in Einbeck über das Modell Bürgerspital. Wie die Einbecker ihr Krankenhaus wieder flott bekommen haben – dieses Modell interessierte den CDU-Politiker aus Berne/Unterweser. Landespolitiker der SPD, Grünen und FDP waren vor dem Oppositionsmann bereits im Hause. Begleitet wurde Thümler vom Leiter der von der CDU-Landtagsfraktion initiierten Ideenwerkstatt Südniedersachsen, Uwe Schünemann (Holzminden), die im Einbecker Brauhaus-Keller ihren Start hatte. Der Ideenwerkstatt gehört auch die Einbecker Bürgermeisterin an. Das Einbecker Bürgerspital sucht zurzeit verstärkt nach politischem Rückenwind, möchte insbesondere von der Landespolitik fair und gleichberechtigt behandelt werden, wenn es um Sanierungsmittel für die Bauunterhaltung geht. „Wir erhoffen uns politische Unterstützung“, sagte Treuhänder Jochen Beyes. „Wir brauchen ein Signal, es muss etwas passieren, sonst reiten wir einen toten Gaul“, ergänzte der medizinische Geschäftsführer Dr. Olaf Städtler. Die Bausanierung sei über den laufenden Betrieb nicht zu erwirtschaften, sie belaste aber die sehr gute medizinische Entwicklung der Klinik. Björn Thümler würdigte den Mut der Bürger für das „Einbecker Modell“, das sei beispielhaft und könnte eventuell auch in anderen Landesteilen Schule machen, wenn die Rahmenbedingungen vergleichbar seien. Das Land Niedersachsen habe Verantwortung, die Kliniken bei der Bausanierung auszustatten, doch der Topf sei leer und auch nicht ausreichend groß, kritisierte der CDU-Politiker. Hier gelte es auch, neue Wege zu finden, beispielsweise wie bei einem Modell aus Baden-Württemberg, bei dem das Land die Kredittilgung übernehme.

Eingeladen zu dem Termin hatte Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek; auch die SPD-Fraktionsvorsitzende Margrit Cludius-Brandt war dabei. Meine Bitte, den Sanierungsstau in dem mehr als 44 Jahre alten Gebäude doch auch einmal sichtbar werden zu lassen, indem sich beispielsweise die Besuchergruppe entsprechende Baumängel fürs Foto anschaut, wurde leider abschlägig beschieden. Wobei Björn Thümler durchaus dazu bereit gewesen wäre. Und so gab es lediglich das obligatorische Gruppenfoto vor dem Eingang. Sommer ist, wenn Politiker in die Kamera lächeln möchten. Lächeln ist ja gesund.

Stolz aufs Schmuckstück

Dr. Roy Kühne mit Mitarbeitern vor dem PS-Speicher.

Dr. Roy Kühne (Mitte) mit seinen Mitarbeitern und Parteifreunden vor dem Eingang zum PS-Speicher.

Er ist unermüdlich unterwegs. Sobald seine Anwesenheit in Berlin nicht unbedingt erforderlich ist, weil Ausschüsse oder das Parlament tagen, tourt der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Roy Kühne durch seinen Wahlkreis, besucht die Menschen in ihrer Heimat. „Mein Wahlkreis ist ein Schmuckstück in der Mitte Deutschlands“, sagte der 47-Jährige bei seiner Sommertour. „Ich bin stolz, diesen Wahlkreis in Berlin vertreten zu dürfen und überall in Deutschland für eine Reise in die Region Northeim-Osterode-Goslar zu werben.“ Kühne, der seit 2013 MdB ist, ist Mitglied im Tourismus-Ausschuss des Parlaments. Mit seinen Mitarbeitern und Parteifreunden war der CDU-Kreisvorsitzende aus Northeim, der gerade vor einer Woche mit 94 Prozent in seinem Amt bestätigt worden ist, während der Sommertour auch zu Besuch im PS-Speicher in Einbeck, der vor einem Jahr eröffnet worden ist. Die Oldtimer-Ausstellung sei seit ihrer Eröffnung ein Magnet für jeden Motorsportfan und für alle Technik-Begeisterten, findet Dr. Roy Kühne. „Jeder, der in der Nähe von Einbeck ist, sollte unbedingt hier einen Stopp einlegen und sich das angucken“, ist Kühne nach einem Rundgang begeistert. Zur Geburtstagsfeier kann der 75.000 Besucher begrüßt werden; die Besucherzahl liegt damit deutlich über den prognostizierten 60.000 Besuchern im ersten Jahr. Dr. Roy Kühne: „Ich freue mich sehr für Einbeck, dass man durch den PS-Speicher solche wertvollen Schätze live erleben kann. Ich kann hier nur jedem aus dem Wahlkreis ans Herz legen, nach Einbeck zu kommen und sich die Ausstellung anzusehen – ein Tagestrip nach Einbeck lohnt sich. Und nach Fertigstellung des Hotels und Veranstaltungszentrums kann sich Einbeck zu einem kongress- und tourismuspolitischen Standort entwickeln.“ Für Oktober ist die Eröffnung des Hotels Freigeist Einbeck geplant, im September 2016 soll die PS-Halle für maximal 750 Besucher fertiggestellt sein, in der zur Eröffnung die Niedersächsischen Musiktage mit einem zum Thema passenden Konzert starten werden. Er habe gespürt, dass sein Wahlkreis nicht im demografischen Wandel stecken bleibe, erklärte Dr. Roy Kühne nach Abschluss seiner Sommertour. Mit Mut und mit persönlichem Einsatz engagierten sich Menschen, etwas für die Zukunft zu bewegen. „Ich unterstütze dies ausdrücklich und werbe weiterhin mit Nachdruck für unsere Region im Rahmen meines Mandates im Deutschen Bundestag.“ Die Tour geht weiter.

Wetten, dass Politiker Platten haben?

Falco, Thomas Anders, Frank Zander und Nino de Angelo an einem Tisch auf dem Hallenplan.

Falco, Thomas Anders, Frank Zander und Nino de Angelo an einem Tisch auf dem Hallenplan.

Ivan Rebroff im Interview mit NDR-Mann Ludger Abeln.

Ivan Rebroff im Interview mit NDR-Mann Ludger Abeln.

Kommunalpolitiker wetten ungern. Zumindest beim Ausgang der nächsten Wahl. Da sind sie überzeugt davon, dass natürlich ihre Partei sehr gut abschneidet und gewinnt: 40 Prozent plus X. Als der NDR bei seiner Sommertour durch Niedersachsen gestern in Einbeck Station machte, war bei den Protagonisten der Stadtwette die Politikerdichte relativ hoch. Sie wetten also doch.

Alles klar, Herr Kommissar? Falco alias Sabine Michalek mit Ludgern Abeln.

Alles klar, Herr Kommissar? Falco alias Sabine Michalek mit Ludgern Abeln.

Roger Whittaker liberal.

Roger Whittaker liberal.

Dass vergangene Woche ein bisschen vom Normalbetrieb unter die Räder gekommen ist, hat Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek offenbar erkannt und sich dafür auch entschuldigt. In ihrem wöchentlichen Newsletter bestätigt sie meine in der Freitagskolumne gemachte Beobachtung, dass einige Termine verschoben bzw. von ihr nicht wahrgenommen werden konnten. Im Auge habe ich ganz konkret ein Richtfest des Naturerlebnisraums Dohrenberg in Salzderhelden und die Premiere der Veranstaltungreihe „After Work Impulse“. Bei beiden Veranstaltungen war die Bürgermeisterin angekündigt, und sie habe auch zugesagt dabei zu sein, hieß es, das war sie dann aber nicht. Enttäuschte Gesichter waren die Folge.

Interessant wäre noch die Frage zu klären, was eine solche Sendung wie die gestern kostet und wer was bezahlt. Von Personalkosten für Mitarbeiter während der Vorbereitungswoche wollen wir mal nicht reden, aber die Anzeige der Einbeck Marketing GmbH in der heutigen Ausgabe der Sonntagszeitung in Einbeck mit dem Dank an mehrere Sponsoren legt den Schluss nahe, dass es wohl nicht allein der NDR war, der (Gebührenzahler-)Geld aufbringen musste, damit eine halbe Stunde Live-Fernsehen aus Einbeck gesendet wurde. Auch wenn ich gerne einräume, dass mit der Begleitberichterstattung in Radio, TV und Online mehr als 30 Minuten „Werbung“ bzw. Präsenz für Einbeck zusammen kommen.