Sommertour mit Zwischenstopp im Freibad

Das kühle Nass glitzert in der Sommersonne, die schon gegen Mittag vom Himmel brennt. Doch die SPD-Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt (Gillersheim) ist an diesem Tag ihrer Sommertour nicht zum Schwimmen im Einbecker Freibad. Obwohl: „Da hat man ja doch Lust“, sagt sie beim Blick aufs 21 Grad temperierte Schwimmerbecken, das Abkühlung versprechen würde. Aber die Politikerin hat die Station ihrer sommerlichen Rundreise durch den Wahlkreis ausgesucht, um sich mit dem örtlichen Energieversorger über aktuelle Themen und die derzeitige Situation steigender Energiepreise auszutauschen. Die Stadtwerke mit ihren Kernaufgaben Strom, Gas und Wasser für die Menschen in Einbeck und umzu bereitzustellen, betreiben das Freibad und das Hallenbad. „Wir stecken unsere Dividende in die Bäder“, räumt Geschäftsführer Bernd Cranen ein. „Aber es wird nicht leichter, sich das Schwimmbad zu leisten.“ Damit ist die kleine Gesprächsgruppe mitten in der aktuellen Diskussion über Energieversorgung, Verfügbarkeit von Erdgas und den durch neue Umlagen belasteten Energiepreisen. Zum Zeitpunkt des Gesprächs gab es erst erste Vorabmeldungen über die Höhe der Gasumlage.

Im Gespräch (v.l.): Stadtwerke-Prokurist Christian Mönckemeyer, Geschäftsführer Bernd Cranen, Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt und Landtagskandidat René Kopka.

Wobei die SPD-Bundestagsabgeordnete schon findet, dass das Schwimmbad bei den Stadtwerken gut aufgehoben ist. Natürlich seien Bäder eine kommunale Aufgabe des Gemeinwohls, aber eher eine freiwillige als eine verpflichtende. Und die kommunalen Stadtwerke hätten durch ihre Gewinne in anderen Bereichen die Möglichkeit, dieses Schwimmbad-Angebot vor Ort zu erhalten, wo andernorts längst kommunale Bäder geschlossen sind. Aber im Wettbewerb unter den Stadtwerken habe man es als Unternehmen mit Bädern schwerer gegenüber Stadtwerken ohne Bäder, beleuchtet Geschäftsführer Bernd Cranen die andere Seite der Medaille. SPD-Landtagskandidat René Kopka betont die Wichtigkeit eines Schwimmbades für die Infrastruktur, durch die Kinder und Jugendliche vor Ort schwimmen lernen können, auch in der Schule. Die Nachfrage nach Schwimmkursen ist groß, bestätigt Cranen.

Der Stadtwerke-Geschäftsführer wünscht sich in der aktuellen Diskussion über Energieeinsparungen einheitliche Regelungen. Bundesweite Regelungen werde es aber eher nicht geben, meint die SPD-Bundestagsabgeordnete. Es sei auch sinnvoller, sich gemeinsam vor Ort abzusprechen. So könne man beispielsweise vermeiden, dass in einer Region alle Schwimmbäder geschlossen würden, um Energie einzusparen.

Am Rande des Gesprächs am Beckenrand vereinbarten Stadtwerke und Bundesabgeordnete, miteinander im Gespräch zu bleiben. Für sie seien Infos direkt von der Quelle immer wichtig, betonte Frauke Heiligenstadt. Die Abgeordnete dankte dem gesamten Team der Stadtwerke für dessen Arbeit in Sachen Strom, Gas und Wasser. Diese werde vielzu oft als selbstverständlich hingenommen.

Sommerreise mit Zwischenstopp im Freibad (v.l.): Stadtwerke-Prokurist Christian Mönckemeyer, Geschäftsführer Bernd Cranen, Bundestagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt und Landtagskandidat René Kopka.

Krisenstab im Rathaus ermittelt: Wo kann die Stadt Energie einsparen?

Auch gut zwei Wochen nach der Ankündigung der Bürgermeisterin in der Ratssitzung, einen Energie-Krisenstab eingesetzt zu haben, ist die Stadt Einbeck noch in der Recherche- und Prüfphase, wo Energie wie Strom und Gas eingespart werden kann. Konkrete Maßnahmen sind bislang nicht umgesetzt – außer im Freibad die Temperatur abzusenken. Zur Begründung für die Verzögerung nannte heute Bürgermeisterin-Vertreter Dr. Florian Schröder die Ferienzeit. Einige Ideen müssten auch erst noch mit der Politik besprochen werden.

„Wir müssen jetzt Vorsorge treffen, um im Winter vorbereitet zu sein“, wird Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek in einer Pressemitteilung des Rathauses zitiert. „Jeder jetzt eingesparte Kubikmeter Gas oder jede nicht verbrauchte Kilowattstunde Strom hilft uns in der kalten Jahreszeit.“ Der gemeinsam mit den Stadtwerken eingesetzte Energiekrisenstab der Stadtverwaltung unter Leitung der Bürgermeisterin identifiziert „kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs“, heißt es in der Mitteilung: Die Maßnahmen reichten von der (Neu-) Definition der Dauer der Heizperiode über die Festlegung von Maximaltemperaturen für unterschiedliche Arten von Räumen, das Abschalten des Warmwassers für Handwaschbecken bis hin zum Ersetzen von Dauerbeleuchtung durch Bewegungsmelder, der Senkung von Wassertemperaturen in den Schwimmbädern, einer möglichen Abschaltung der Nachtbeleuchtung öffentlicher Gebäude oder auch der Straßenbeleuchtung. Bei all diesen Maßnahmen werden Sicherheits- und Hygieneaspekte ebenso wie rechtliche und gesundheitliche Anforderungen geprüft, teilte das Rathaus mit. Weiterhin werden Öl- und Flüssiggastanks befüllt, Heizungsanlagen gewartet und hydraulische Abgleiche durchgeführt.

Einige Maßnahmen würden auch bereits mit der Politik diskutiert, heißt es, ohne Einzelheiten zu nennen. Ein Energiespartag zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden sei geplant, erklärte die Verwaltung, ohne einen Termin zu erwähnen. Mittel- und langfristig werden daneben die bereits seit Jahren laufenden baulichen und technischen Verbesserungen an der Gebäudeinfrastruktur fortgesetzt, etwa in Form der Erneuerung von Heizungs-Anlagen und Steuertechnik, Wärmedämmung, Tausch von Fenstern, verstärkte Nutzung von Photovoltaik und Umstellung auf stromsparende LED-Beleuchtung. Wo möglich werden bestehende Planungen hinsichtlich Gasheizungen überdacht und aktualisiert, heißt es in der Mitteilung aus dem Neuen Rathaus.

Temperaturregler für Heizung. Symbolfoto.

Der FDP-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Christian Grascha kritisierte heute, dass es im Northeimer Kreishaus kein Sofortprogramm gebe, sich auf die drohende Energiekrise einzustellen. Der Einbecker hatte dieses vor gut zwei Wochen gefordert und eine entsprechende Anfrage an die Landrätin gestellt. „Während viele Bürgerinnen und Bürger sich zurzeit viele Gedanken machen, wie sie den Energieverbrauch reduzieren, herrscht in der Kreisverwaltung offenbar ‚business as usual'“, ärgert sich der FDP-Politiker. Die Landrätin sei gefordert, endlich ein Sofortprogramm mit konkreten Maßnahmen zur Energieeinsparung vorzulegen. Andere Kommunen seien hier viel weiter. „Als öffentliche Hand haben wir schließlich eine Vorbildfunktion“, erklärte Grascha, der auch Vorsitzender der Fraktion FDP/Unabhängige im Northeimer Kreistag ist. Auf die Frage, ob es ein Sofortprogramm des Landkreises gebe, habe Landrätin Astrid Klinkert-Kittel geantwortet, dass die Hausmeister in den Schulen aufgefordert worden seien, alle nicht nötigen Geräte vom Stromnetz zu trennen. „Das ist eine schlichte Selbstverständlichkeit. Wenn überhaupt kann das nur ein Baustein von vielen Maßnahmen sein. Was ist das Einsparungsziel? Was sind die wesentlichen Maßnahmen, die ergriffen werden? Welche Investitionen bzw. Wartungen können beispielsweise vorgezogen werden etc.? Hier meldet die Landrätin offenbar Fehlanzeige“, ärgert sich Grascha.

Freies Parken für Steckdosen-Autos

Elektroautos sollen bald kostenfrei parken dürfen.

Elektroautos sollen bald kostenfrei parken dürfen.

Elektroautos sollen auf allen Parkplätzen in Einbeck künftig kostenlos parken dürfen. Dieser Antrag der SPD-Fraktion liegt dem Stadtrat am Mittwoch (8. Februar) zum Beschluss vor, der Fachausschuss hatte im Dezember bereits grünes Licht gegeben und zugestimmt. Einzig Dr. Reinhard Binder (FDP) war dagegen, eine solche Änderung sei kontroproduktiv, hatte er damals erklärt. Vorgesehen ist, dass Fahrer von E-Autos (die am E-Kennzeichen erkennbar sein müssen) auf allen Parkplätzen kostenfrei parken können, und zwar mit Parkscheibe, weil auch für E-Autos nur die zulässige Höchstparkdauer auf den jeweiligen Stellplätzen erlaubt ist. Die Regelung soll zunächst bis Ende 2020 so gelten. In Deutschland gibt es laut Stadtverwaltung derzeit etwa 30.000 Fahrzeuge, die die Gebührenbefreiung erhalten könnten. Nach Angaben des Landkreises Northeim (Stand Oktober 2016) sind für den Bereich der Stadt Einbeck 14 Elektrofahrzeuge, 31 Hybrid-Benzin-Elektrofahrzeuge und 1 Hybrid -Benzin-Elektrofahrzeug, das extern aufladbar ist, zugelassen und fallen damit unter die Möglichkeit der Gebührenbefreiung. Die Mindereinnahmen aus Parkgebühren schätzt die Stadt Einbeck wegen der relativ geringen Zulassungszahlen aktuell auf jährlich 600 Euro. Diese toleriert laut Verwaltung auch der Zukunftsvertrag, der normalerweise eine Kostendeckung vorgibt und Einnahmeverzichte unterbindet. Wenn die Stadt Einbeck das gebührenfreie Parkens für Elektrofahrzeuge einführt, macht sie damit von einer bundesgesetzlichen Ermächtigung Gebrauch, mit der Anreize für den Einsatz von Elektrofahrzeugen geschaffen werden sollen.

Nachtrag 09.02.2017: Der Stadtrat hat die Befreiung für E-Autos mehrheitlich beschlossen, bei sechs Gegenstimmen aus FDP, AfD und GfE sowie vier Enthaltungen. Dr. Reinhard Binder (FDP) blieb dabei, der Antrag sei „unnütz und populistisch“, dadurch werde der Kauf eines Elektrofahrzeuges nicht attraktiver gemacht. Dietmar Bartels (Grüne) entgegnete, die Parkgebühr-Befreiung sei zwar nur ein kleiner Baustein, „aber wir müssen jede Kleinigkeit unterstützen“.

Politiker-Praxistest bestanden

Die SPD-Ratsmitglieder Eunice Schenitzki und Gitta Kunzi mit ihren VW e-up! auf dem Marktplatz.

Die Ratsmitglieder Eunice Schenitzki (links) und Gitta Kunzi mit ihren VW e-up! auf dem Einbecker Marktplatz.

Politiker müssen über viele Dinge entscheiden, beispielsweise über den für eine Akzeptanz der Elektrofahrzeuge zwingend notwendigen Ausbau der Elektro-Infrastuktur mit öffentlich zugänglichen Ladesäulen. Und damit die Kommunalpolitiker wissen, worüber sie entscheiden, sollen sie selbst einmal am Steuer solcher mit Strom betriebener Autos sitzen, den Alltag mit dem E-Mobil mehrere Tage lang in der Praxis testen. Autotausch nennt sich die Aktion, die die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg gemeinsam mit dem Amt electric und in Kooperation mit dem Verkehrs-Club Deutschland, Landesverband Niedersachen, sowie dem Naturschutzverband Niedersachsen initiiert hat. Peter Traupe, der Vorsitzende des Kreistages, hat den weißen VW-Elektroflitzer schon im Alltag ausprobiert. Andere werden folgen. Für den Herbst ist eine große Veranstaltung für die Öffentlichkeit geplant, in die Kommunalpolitiker über ihre Erfahrungen berichten können.

Auch die Einbecker Ratsmitglieder Eunice Schenitzki aus Hullersen und Gitta Kunzi aus Dörrigsen haben die Elektro-Fahrzeuge ein paar Tage gegen ihre Audi- und BMW-Autos getauscht. Und jetzt eine zufriedene Bilanz gezogen. Im Stadtverkehr und auf den kurzen Strecken im ländlichen Raum haben die beiden Ratsfrauen die VW e-ups! intensiv getestet. Bis nach Osterode hat das Elektroauto mühelos die Familie transportiert, und auch alle Enkelkinder konnten im schneeweißen VW mitfahren, erzählt Kunzi. Negatives haben beide im Fahralltag nicht entdeckt, höchstens eines: „Man muss sehr aufmerksam fahren, weil man den e-up! nicht hört“, sagt Eunice Schenitzki. Der Elektroantrieb ist nahezu lautlos. Schenitzki hat auch eine 82-jährige Nachbarin auf eine Spritztour mitgenommen, damit diese ihr erzählen kann, was sie von dem Auto hält: Total begeistert sei die gewesen, leise und komfortabel der VW e-up! Und auch die Einbecker Ordnungsamts-Mitarbeiter Lutz Rosenthal und Theo Strauß durften mit Schenitzkis Elektrotestauto mal eine Runde drehen, um ihre Erfahrungen ihren Vorgesetzten berichten zu können, erzählt Eunice Schenitzki. Vielleicht bekommen die beiden ja mal ein Elektrofahrzeug als Dienstwagen. Das, übrigens, hätten dann die Kommunalpolitiker zu entscheiden…

Elektromobilität sichtbar machen

Peter Traupe will Elektromobilität sichtbar machen.

Der Einbecker Kommunalpolitiker Peter Traupe will Elektromobilität sichtbar machen.

Man hört nichts. Zumindest keinen Motor. Nur den Wind als Fahrgeräusch. Das sind die ersten frischen Eindrücke von der ersten Fahrt mit einem VW up! mit Elektroantrieb. Peter Traupe, der Vorsitzende des Northeimer Kreistages, ist einer von sieben Kommunalpolitikern in Niedersachsen, der seit gestern als Erster die Elektromobilität testen darf. Insgesamt sind lam Ende landesweit 50 Politiker am Steuer. Autotausch nennt sich die Aktion, die die Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen-Wolfsburg gemeinsam mit dem Amt electric und in Kooperation mit dem Verkehrs-Club Deutschland, Landesverband Niedersachen, sowie dem Naturschutzverband Niedersachsen initiiert hat, um Kommunalpolitiker als lokale Entscheidungsträger für das Thema zu sensibilisieren. Zehn Tage lang bis 21. Juli darf Peter Traupe das weiße Fahrzeug nutzen. Der 54-jährige Einbecker, der als Justizbeamter in Göttingen arbeitet, soll den Wagen möglichst viel bewegen. Nicht nur, um einen möglichst umfangreichen persönlichen Eindruck gewinnen zu können. Sondern auch, um Elektromobilität auf den Straßen sichtbar zu machen, das wünschen sich die Initiatoren der Aktion. Hörbar ist der Elektromotor ja auch nicht.

Kabel zum Laden: Wo sonst Benzin in den Tank gezapft wird, ist der Steckdosenanschluss des e-Up .

Kabel zum Laden: Wo sonst Benzin in den Tank gezapft wird, ist der Steckdosenanschluss des e-Up .

Die Metropolregion will die politisch Verantwortlichen in den Kommunen zumindest zeitweise zu Elektromobilisten machen. „Durch den Erfahrungsgewinn versprechen wir uns praxistaugliche Entscheidungen“, sagte Geschäftsführer Raimund Nowak zum Start der Aktion in Hannover. Städte, Gemeinden und Landkreise könnten das Elektroautofahren attraktiver machen. Die Stadt und die Stadtwerke Einbeck haben bereits zwei VW e-up! -Fahrzeuge im Einsatz.

Außer Peter Traupe nehmen an der Aktion Autotausch die Kreistagspolitiker Jeanette Clement, Petra Kersten und Hartmut Demann teil. Die E-Fahrer auf Zeit verpflichten sich, am Ende der Aktion eine kleine, öffentliche Veranstaltung zu machen, um über die Erfahrungen mit den Elektroautos möglichst breitenwirksam zu berichten.