Interesse an der Lücke?

Die Giebelwand zum Nachbarhaus Nummer 28 ist jetzt nach dem Abriss mit Folie verlattet.
Die Giebelwand zum Nachbarhaus Nummer 28 ist jetzt nach dem Abriss mit Folie verlattet.

Wer hat Interesse an der (größer gewordenen) Lücke? Und will sie bebauen? Nachdem das ursprüngliche Verfahren nach dem teilweisen Einsturz des Gebäudes Altendorfer Straße 26 umgehend gestoppt worden war, ist die Interessen-Abfrage für das knapp 500 Quadratmeter große Areal der Parzellen 26 und 24 jetzt wieder neu gestartet. Bis zum 18. Oktober 2016 bittet die Stadt Einbeck potenzielle Investoren, ihr Interesse zu bekunden; am 28. Juli um 10 Uhr findet eine Ortsbesichtigung statt. Die Grundstücke Altendorfer Straße 24 und 26 befinden sich im Eigentum des Sanierungstreuhänders DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG der Stadt Einbeck. Auffällig an den auf der Website der Stadt bereitgestellten Unterlagen ist, dass der teilweise Einsturz des Hauses Nummer 26 am Nachmittag des 11. Juni 2016 mit keiner Zeile erwähnt wird, es sogar nüchtern und schlicht nur heißt: „Das Grundstück Altendorfer Straße 26 ist unbebaut“. Das ist es erst seit dem 28. Juni 2016. Warum wird das öffentlich intensiv diskutierte Ereignis mit wochenlanger Straßensperrung nicht thematisiert? Würde das Investoren abschrecken? Ich glaube kaum. Denn jeder clevere Interessent wird vorher sowieso erst einmal googeln. Auf dem bereitgestellten neuen Lageplan ist das Gebäude 26 einfach mit einem Kreuz durchgestrichen. Und der Verkehrswert für den Verkauf hat sich auf 55.500 Euro deutlich erhöht (vorher 37.500 Euro). Ich bleibe gespannt, ob sich unter den gestellten Prämissen mögliche Investoren finden, die nicht nur Geld, sondern auch Planungs- und Nutzungsideen investieren möchten. Und die entweder die Auflagen akzeptieren (Keller-Denkmale erhalten) oder mit dem Denkmalschutz für alle Seiten tragbare Kompromisse schließen können.

Es bleiben Fragen offen, die noch zu beantworten sein werden: Wie konnte es überhaupt zu dem Einsturz kommen, der zum Abriss führte? Wer hat da wann nicht ausreichend aufmerksam reagiert? Bei der Übernahme des Grundstücks von privat muss es doch wohl eine förmliche Übergabe gegeben haben, bei der hätte auffallen müssen, wenn die Dachfolie nicht mehr oder nicht mehr ausreichend Schutz für das marode Gebäude geboten hat. Man muss gar nicht von Schuld sprechen, wohl aber von Verantwortung. Für die Stadt als Eigentümerin müssen die gleichen Maßstäbe gelten wie für jeden privaten Eigentümer, der wahrscheinlich längst ein Bußgeld oder anderen Ärger am Hals hätte, wenn das Haus in seinem Eigentum so zusammengerutscht wäre. Wer zahlt eigentlich den Abriss und was kostet den Steuerzahler das? Oder sollen die Kosten durch den höheren Verkehrswert vom künftigen Besitzer kassiert werden? Das sind alles Fragen, die hoffentlich nicht nur ich allein stelle, sondern die sich auch die Politik vornimmt aufzuwerfen – selbst wenn die Gremien im Sommer nicht tagen. Und auch, wenn die Kommunalwahl naht. Oder vielleicht gerade deshalb. Falls die Politiker stumm bleiben: Fragen Sie am Infostand einer Partei doch mal nach…

Die Lücke in der Altendorfer Straße ist größer geworden. Jetzt startet eine neue Interessen-Abfrage.
Die Lücke in der Altendorfer Straße ist größer geworden. Jetzt startet eine neue Interessen-Abfrage.