
Seit dem Durchbruch einer Zwischendecke am Sonnabend und durch ein Schaufenster geschlagene Fachwerkbalken war es zu erwarten, seit heute Abend ist es Fakt: Das marode Fachwerkhaus in der Altendorfer Straße 26 neben der mit Containern gefüllten Brandlücke wird abgebrochen. „Ein Abriss ist unumgänglich“, sagte Bauamtsleiter Frithjof Look am Abend im Bauausschuss des Stadtrates. Heute fiel nach mehreren Begutachtungen durch Experten der Denkmalpflege, Bauaufsicht und des Gebäudemanagements der Stadtverwaltung die Entscheidung, im Rathaus liegen bereits zwei Angebote für einen Abbruch vor. Morgen werden die Anlieger informiert, die Straße bleibt bis Ende Juni gesperrt. Und bei aller Wertschätzung von Denkmalschutz mit Augenmaß: Der Abriss des schon lange leer stehenden Hauses, das bei dem Großbrand vor vier Jahren massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde und seitdem kein Dach mehr hat, war imgrunde schon längere Zeit alternativlos. Wer hätte das Grundstück bei der kürzlich gestarteten (und seit gestern aufgehobenen) Interessenabfrage erworben mit der Auflage, dass die Fassade aber erhalten werden muss, obwohl das Gebäude als einsturzgefährdet klassifiziert war? Das hätte nicht nur die Kosten nach oben getrieben, sondern auch die baulichen Möglichkeiten, beide Grundstücke gemeinsam zu überplanen, unangemessen eingeschränkt. Eine Frage bleibt indes spannend: Wie hat es so weit überhaupt kommen können, dass vermutlich eingedrungenes Wasser den Lehm und die Balkenkonstruktion so feucht hat werden lassen und das Gebäude immer morscher wurde – letztlich durch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen. Detlef Martin (SPD) stellte heute im Bauausschuss die entscheidende Frage: wer denn für die Überwachung der Dachfolie zuständig gewesen sei? Die ist, das hat die Feuerwehr am Sonnabend bei ihrer Sondierung von der Drehleiter bestens sehen können, nicht mehr überall dicht, zurückhaltend formuliert. Die Zuständigkeit obliege dem Eigentümer, die Bauaufsicht habe da nur begrenzte Möglichkeiten einzuschreiten, antwortete Frithjof Look auf die Frage des SPD-Ratsherrn. Dietmar Bartels (Grüne) hakte noch mal nach: Wer denn Eigentümer sei? Seit dem vergangenen Herbst ist das die Stadt Einbeck, so die Antwort. Spätestens bei der Übergabe des Gebäudes hätte es doch also auffallen müssen, dass die Folie nur noch begrenzt schützt, oder? Eigentum verpflichtet.

Nachtrag 14.06.2016, 22.10 Uhr: Der Abriss beginnt laut Bauamtsleiter Frithjof Look am Mittwoch (15. Juni 2016) und wird voraussichtlich bis Monatsende dauern. Der Auftrag wurde am Dienstag erteilt. Das Fachwerkgebäude abzureißen sei insbesondere durch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen unumgänglich, erklärte Look in einer Presseinformation am Dienstag Abend. Am Montag haben die Untere Denkmalschutzbehörde und das Gebäudemanagement das Objekt mehrfach besichtigt und begutachtet – das alles in Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalschutz.
Nachtrag 17.06.2016: Der Abriss schreitet gut voran, laut Bauamtsleiter Frithjof Look liegt er im Zeitplan. Der kontrollierte
Abbruch des Gebäudes werde regelmäßig durch Mitarbeiter der im Rathaus zuständigen Sachgebiete (Untere Bauaufsichtsbehörde, Untere Denkmalbehörde, Gebäudemanagement) begleitet, um die Maßnahmen zu überwachen und auch etwaige Schäden an den Nachbargebäuden zu begutachten, heißt es in einer neuen Presseinformation. Bereits seit Sonnabend (11. Juni 2016) werde kontinuierlich das direkte Nachbargebäude Altendorfer Straße 28 durch die zuständigen Mitarbeiter der Stadt Einbeck in Augenschein genommen, die Außenwand von Innen und vom Dachboden aus begutachtet. Look: „Dabei sind keine Mängel aufgefallen, die die Standsicherheit der Außenwand beeinflussen würden.“ Die Bewohner wurden und werden über die aktuellen Maßnahmen am Nachbarhaus regelmäßig informiert, Mitarbeiter der Stadt stehen den Bewohnern darüber hinaus für Fragen zur Verfügung, erklärte der Bauamtsleiter.

Nachtrag 30.06.2016: Die Altendorfer Straße ist seit dem späten Nachmittag des 28. Juni wieder für den Verkehr freigegeben, der Abriss abgeschlossen. Zuletzt war die Giebelwand zum Nachbargebäude Nummer 28 mit Folie versehen worden.
