
Ein Gefühl für den (schlechten) Zustand vieler Straßen in Einbeck haben viele. Die Stadtverwaltung lässt das Gefühl jetzt in Fakten umwandeln: In den nächsten Tagen erfasst ein Mitarbeiter des Thüringer Ingenieurbüros Lehmann & Partner im Auftrag der Stadt jede Straße in Einbeck und den 46 Ortsteilen – und zwar mit Hilfe eines orangefarbenen Busses voller Hightech.
An diesem Fahrzeug sind fünf Kameras und zwei Scanner angebracht, die eine Fülle von Daten ermitteln. Zwischen 30 und 40 Kilometer pro Tag schafft Messtechniker Marius Ciszak mit seiner IRIS (die Abkürzung steht für Integrated Road Information Scanner), insgesamt rund 300 Kilometer lang ist das Straßennetz der kommunalen Straßen. Bei bedecktem Himmel sind die Daten besser zu erfassen als bei Sonnenschein, bei Regen kann nicht gemessen werden.

Die Stadt Einbeck hat der Firma ein so genanntes Knoten-Kanten-Modell zur Verfügung gestellt. Auf dieser Grundlage weiß das Unternehmen, welche Straßen abzufahren sind. Ein GPS-System hilft, die Positionen zu bestimmen. Zu den ermittelten Daten gehören die Straßenabmessungen (Fahrbahnen, Nebenflächen wie Gehwege, so genanntes Begleitgrün) sowie Ausstattungen (Beläge, Einbauten, Verkehrszeichen). Zugleich werden die Zustandsdaten der Straßen wie Oberflächenschäden, Netzrisse und Unebenheiten mittels komplexer Lasertechnologie und speziellen Kameras erfasst. Der Laserscanner tastet die Straßenoberfläche etwa eine Million Mal pro Sekunde ab.

Die Daten werden dabei im fließenden Verkehr ermittelt, erläutert Frank Schulze, Kundenbetreuer bei Lehmann & Partner (Erfurt). „Wir holen die Straße ins Büro“, sagt der Diplom-Ingenieur. Denn neben vielen Daten erhält die Stadt auch so genannte Messbildfolgen, die mit den Kameras erstellt werden. Alle fünf Meter werden die Kameras am Bus synchron ausgelöst. Diese Vielzahl von entstehenden Fotos können in der Zukunft manche Ortstermine überflüssig machen, weil sich die städtischen Mitarbeiter die Straßenansichten per Mausklick auf den Bildschirm holen können, um sich in eine bestimmt Situation vor Ort zu versetzen.

Alle aufbereiteten Informationen wird die Stadtverwaltung nur für den internen Gebrauch verwenden, Autokennzeichen beispielsweise werden anonymisiert. Die Stadt Einbeck, die nach Mitteilung von Matthias Erdmann vom Straßen- und Grünflächenmanagement im Rathaus rund 120.000 Euro für diese Maßnahme ausgibt, erhält am Ende eine Vielzahl von Datensätzen, die in das Geoinformationssystem der Stadt eingearbeitet werden. Die Stadt kann auf Basis der ermittelten Zustandsdaten und farbiger Streckenbänder (grün, gelb, rot) den Handlungsbedarf auf einen Blick schnell erkennen und dann ein so genanntes Erhaltungsmanagement für Straßen erstellen. Damit sollen sich im Herbst dann auch die politischen Gremien befassen.
