Straßenbelag bleibt ein Ärgernis

Er hatte schon in mehreren Sitzungen der Ratsgremien zu diesem Straßenbelag-Ärgernis nachgefragt, und so richtig zufriedengestellt haben nicht nur ihn die Antworten bislang nicht. Ratsherr Alexander Kloss (parteilos) hat deshalb jetzt die Bauverwaltung sowie den Justiziar der Stadt Einbeck schriftlich gebeten, den aktuellen Zustand aller von den jüngsten Sanierungsmaßnahmen betroffenen Straßen umfassend zu dokumentieren und von dem verantwortlichen Bauunternehmen zu fordern, die Mängel umgehend zu beheben. „Diese Schäden dürfen nicht zulasten des städtischen Haushalts und damit zulasten der Einbecker Bürger gehen“, meint Kloss.

Schadhafte Straßenbelagstellen und Pfützenbildung am Negenborner Weg, fotografiert nach dem Gewitterschauer am 11. August 2020 von Alexander Kloss. Foto: privat

Im Herbst 2019 hatte eine von der Stadt Einbeck beauftragte Baufirma mehrere Straßenoberflächen in der Kernstadt erneuert, beispielsweise in der Mühlenbergstraße, am Negenborner Weg und in der Kapellenstraße. Bereits nach wenigen Tagen hätten sich Risse und größere Abplatzungen in dem Belag gezeigt, der mittels einer Emulsion flüssig aufgebracht und anschließend mit Splitt verfestigt wurde, berichtet Stadtratsmitglied Alexander Kloss (parteilos). Seinerzeit habe er umgehend die Stadtverwaltung informiert, nachdem ihm von einem Einwohner ein durch die Schäden bedingter Unfall einer Radfahrerin bekannt wurde. Dass er selbst am Negenborner Weg wohne, habe mit seinem Engagement in dieser Sache nichts zu tun, betonte Kloss. Die Schäden zeigten sich auch beispielsweise in der Mühlenbergstraße an mehreren Stellen. „Möglicherweise sind auch noch weitere Straßen in den Ortsteilen betroffen“, vermutet er.

Das Bauamt der Stadt habe nach den ersten Arbeiten mit einer Begutachtung reagiert und habe für das Frühjahr 2020 eine Nachbesserung durch das beauftragte Unternehmen angekündigt. Mit Corona-bedingter Verzögerung erfolgte im Mai diese Reparatur auch. Nur wenige Tage nach den Bauarbeiten sei es allerdings wieder zu deutlich sichtbaren Verfärbungen gekommen, die auf eine Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit hindeuten, berichtet Alexander Kloss. Dieses sei an der Einmündung zur Wagnerstraße eindrucksvoll zu beobachten. Insbesondere am mittleren Teil des Negenborner Weges seien die Mängel gravierend, stellt Alexander Kloss fest, nahezu die gesamte Fahrbahn stadtauswärts sei betroffen. Außerdem habe die Baufirma die auch von anderen Anwohnern bereits mehrfach kritisierte gefährliche Mulde in Kurvenlage vor Haus Nr. 36 bzw. 38, in der sich nach jedem Regenschauer gefährlich viel Wasser sammelt und nur langsam versickert, nicht beseitigt, kritisiert er.

Eine Reaktion der Stadtverwaltung auf seine Bitte ist bislang nicht bekannt. Meine Anfrage bei der Stadt Einbeck dazu ist gestellt.

Nachtrag 12.08.2020, 11:31 Uhr: Die Stadt Einbeck hat auf meine Anfrage umverzüglich reagiert und mir heute früh mitgeteilt, dass sie den folgenden Sachverhalt gestern auch bereits Ratsherrn Alexander Kloss mitgeteilt habe. Wie Thomas Kreykenbohm, Sachgebietsleiter Straßen- und Grünflächenmanagement im Rathaus, erläutert, sei es in der Tat so, dass die im Herbst 2019 ausgeführte Leistung der Oberfächenbehandlung mit Splitt von der Stadt Einbeck gerügt worden sei. Die Nachbesserung mit punktuellen Auffüllungen von Fehlstellen und einer kompletten Splittung der gerügten Straßen wurde laut Kreykenbohm dann im Mai 2020 ausgeführt. „Bei den derzeit extremen Temperaturen ist es in der Tat so, dass das bituminöse Bindemittel, in welches der Splitt eingestreut wird, an der Fahrbahnoberfläche ’schwitzt'“, schreibt Kreykenbohm. „Das sind insbesondere Bereiche in Kurven, vor und hinter Kreuzungen sowie bei dem hoch frequentierten Sparkassenparkplatz in der Mühlenbergstraße. Die Pfützenbildung hat allerdings nichts mit dem Splittverfahren zu tun, sondern mit der problematischen Gefällesituation der Straße. Hier wird an einer Lösung des Problems gearbeitet.“ Der jetzt vorhandene Zustand sei den enormen Temperaturen geschuldet „und stellt keinen Mangel dar“, erklärt Kreykenbohm. „Wenn jetzt bei den hohen Temperaturen auf der Stelle mittels Servolenkung gelenkt wird, werden die Splittkörner, durch die hohe Punktlast, auf der Stelle gedreht. Es entstehen die so genannten ‚Drehteller‘ auf der Fahrbahn, überwiegend vor Garagen und Zufahrten. Durch das Drehen wird die bituminierte Unterseite der Splittkörner an die Fahrbahnoberfläche gedreht. Das lässt sich jedoch nicht verhindern. Der Zustand wird sich erfahrungsgemäß nach dem Sommer legen.“ Die restlichen Fahrbahnbereiche seien so wie sie sein sollten. Kreykenbohm: „Die Oberflächen sind dicht, griffig und ausgemagerte Stellen sind aufgefüllt. Die verwendete Körnung des Splitts sowie das Bitumen sind in den Regelwerken vorgegeben und sie entsprechen diesen.“ Grundsätzlich entspreche das angewandte Verfahren der Oberflächenbehandlung den anerkannten Regeln der Technik. Die betroffenen Straßenbereiche werde die Stadt Einbeck auch weiterhin durch den Kommunalen Bauhof mit Sand abstreuen lassen, um dadurch das Bitumen zu binden. Das Bauverfahren wird laut Kreykenbohm von der Stadt Einbeck schon seit über 20 Jahren angewandt, und es habe sich nach einer gewissen Einfahrzeit bewährt. Es spreche derzeit nichts dagegen, dieses Verfahren auch weiterhin auf geeigneten Straßen anzuwenden. Thomas Kreykenbohm: „Die Oberflächenbehandlung ist letztendlich ein relativ günstiges Verfahren, um kleine Risse und Ausmagerungen in Fahrbahnoberflächen zu verschließen und die ‚Lebenserwartung‘ der Deckschicht um sechs bis acht Jahre zu verlängern. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Verfahren unter laufendem Verkehr ausgeführt werden kann. Wenn die oberste Asphaltdeckschicht, so wie von vielen Anliegern favorisiert, erneuert werden soll, dann kostet dieses mindestens das Fünffache im Vergleich zu einer Oberflächenbehandlung. Für die Unterhaltung der über 300 Kilometer Gemeindestraßen im Stadtgebiet würde das zur Verfügung stehende Budget dann noch weniger ausreichen.“ Wie der Sachgebietsleiter im Fachbereich Bauen weiter erklärte, wurden in der Kernstadt Einbeck 2019 die folgenden Straßen mit einer Oberflächenbehandlung mit Splitt versehen: Teilstück Negenborner Weg, Teilstück Kapellenstraße, Mühlenbergstraße, Gartenstraße, Butterbergsweg, Teilstück Kolberger Straße; in Kreiensen die folgenden Straßen: Sohreystraße, Wilhelm-Busch-Straße-Wilhelm-Raabe-Straße, Kantstraße; in Drüber die folgenden Straßen: Klapperweg, An der Schule, Buddelweg.“

Straßenbelag Ecke Negenborner Weg / Wagnerstraße, fotografiert von Alexander Kloss am 11. August 2020. Foto: privat
Straßenbelag Mühlenbergstraße, fotografiert von Alexander Kloss am 11. August 2020. Foto: privat
Straßenbelag Mühlenbergstraße, fotografiert von Alexander Kloss am 11. August 2020. Foto: privat