
Karoline Otte (l.) und Hans Harer (r.) von den Grünen mit den Landratskandidaten Dr. Bernd von Garmissen, Astrid Klinkert-Kittel und Jörg Richert bei der Mitgliederversammlung.
Akribisch hatten sich die Grünen vorbereitet. Den drei Landratskandidaten hatten sie einen umfangreichen Fragenkatalog mit zehn Fragen geschickt und auf ihre Bitte ausführliche, schriftliche Antworten von Dr. Bernd von Garmissen, Astrid Klinkert-Kittel und Jörg Richert erhalten. Das alles soll in den nächsten Tagen auf der Website des Grünen-Kreisverbandes online gestellt werden. Zu vier der zehn Fragen haben die zwei Dutzend anwesenden Grünen bei einer Mitgliederversammlung in Northeim den Kandidaten dann nochmal mündlich ergänzend auf den Zahn fühlen können. Wie halten die es mit der interkommunalen Zusammenarbeit mit anderen Landkreisen, wie kann sich der Landkreis für die Einhaltung des 1,5-Grad-Klimaschutz-Ziels engagieren, wie stehen die Kandidaten zur IGS als ersetzenden Schulform und was sollte sich im Landkreis beim Thema Mobilität bewegen? Aber auch andere Fragen ließen die Grünen-Vorstandsmitglieder Karoline Otte und Hans Harer in der Befragung zu. Ein wenig zu kurz kamen mir die Personen, die Kandidaten als Menschen. Das mag aber auch an den Grünen gelegen haben, die traditionell etwas gegen Personalisierungen haben. Das ist bei Persönlichkeitswahlen wie einer Landratswahl dann allerdings schwierig.
Wie politisch die jeweiligen Kandidaten als Landrat dann sein wollen, wollten die Grünen wissen. „Ich werde nicht der verlängerte Arm der CDU sein“, sagte CDU-Kandidat Dr. Bernd von Garmissen. „Ich bin ein unabhängiger Denker.“ Die SPD-Kandidatin Astrid Klinkert-Kittel, derzeit als Bürgermeisterin in Nörten-Hardenberg zur Neutralität angehalten, sieht ihren Job als Landrätin im Falle einer Wahl als Umsetzerin von politischen Mehrheiten und nicht ihrer eigenen Meinung, wie die Verwaltungsfachfrau sagte. Unabhängig will auch sie sein: „Die Gedanken sind frei.“ Jörg Richert sieht sich ebenfalls als neutraler Umsetzer, das sei der Job eines Hauptverwaltungsbeamten, des Landrates. Der von der FDP unterstützte parteilose Einzelbewerber gab sich wenig politisch, dafür aber durch seinen aktuellen Job als Fachbereichsleiter mit den Interna des Kreishauses bestens vertrauter Verwaltungsfachmann. Auch auf hartnäckiges Nachfragen blieb Richert dabei, er sei parteipolitisch neutral.
Das Fragenfeuerwerk sollte den Grünen dazu dienen, sich von den drei bei der Landratswahl am 28. Februar antretenden Kandidaten ein Bild zu machen, davon wie sie politisch ticken – und vielleicht einen der drei zu unterstützen. „Wir haben lange und ernsthaft gerungen“, sagte mir Grünen-Sprecher Hans Harer dann nach der anschließenden nicht-öffentlichen Debatte in der Mitgliederversammlung. Zu einer Wahlempfehlung haben sich die Grünen allerdings am Ende nicht durchringen können. Das ist für eine Partei, deren Fraktion mit der SPD gemeinsam seit Jahren die Mehrheitsgruppe im Northeimer Kreistag bildet, schon einigermaßen erstaunlich. Bei der jüngsten Landratswahl 2013 hatten die Grünen noch einen eigenen Kandidaten aufgestellt; Jörg Wolkenhauer erreichte im ersten Wahlgang knapp zehn Prozent der Stimmen. Bei der Stichwahl damals hatte eine Grünen-Wahlempfehlung mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Im Februar 2016 unterstützen die Grünen im Landkreis Northeim noch nicht einmal die Kandidatin ihres Kreistags-Gruppenpartners SPD, Astrid Klinkert-Kittel. Nicht durchsetzen konnten sich offenbar Stimmen, die gerne Jörg Richert unterstützen wollten. Das aber war wohl der Mehrheit aus Rücksicht auf den Koalitionspartner SPD nicht zu vermitteln. Und so bleibt den Grünen-Mitgliedern nur die eigene Überlegung, bei wem sie ihr Kreuz am 28. Februar machen. Ganz ohne Empfehlung.