Grüne zeigen Flagge

Karen Pollock, Jörg Wolkenhauer, Volker Ruwisch.
Karen Pollok, Jörg Wolkenhauer, Volker Ruwisch.

Die Grünen im Landkreis Northeim schicken einen eigenen Kandidaten in die Landratswahl am 22. September. Am Abend haben die Mitglieder in einer Wahlkreisversammlung im Moringer Ortsteil Thüdinghausen den Kreistagsfraktionsvorsitzenden der Grünen, Jörg Wolkenhauer, zu ihrem Landratskandidaten gewählt. Der 53-Jährige erhielt 16 der 20 anwesenden Stimmen; es gab drei Nein-Stimmen und eine Enthaltung. „Er ist offen und ehrlich, durch und durch grün – und er hat Verwaltungserfahrung“, hatte Fraktionskollege Jens Hampe den Kandidaten vorgeschlagen. Und er überzeuge durch seine zuverlässige Art und Weise, ergänzte Kreisvorstandssprecher Volker Ruwisch. Der 53-jährige Northeimer (verheiratet, drei Kinder, zwei Enkel) wurde einstimmig von Fraktion und Vorstand nominiert.

Jörg Wolkenhauer, studierter Agraringenieur, arbeitet im niedersächsischen Landwirtschaftsministerium, war dort bis vor vier Jahren in der EU-Zahlstelle für die Verteilung von europäischen Fördergeldern in Höhe von 1,3 Milliarden Euro an 50.000 Betriebe in Niedersachsen zuständig. Heute kümmert sich der Ministerialrat in Hannover im Haus des Grünen-Landwirtschaftsministers Christian Meyer um Stallbauten.

Jörg Wolkenhauer sieht den jüngst gestoppten Fusionsprozess der Landkreise in Südniedersachsen, der erst den Weg für die Landratswahl frei gemacht hatte, noch nicht am Ende, sondern nur zunächst um fünf bis sieben Jahre verschoben. Der demografische Wandel werde dazu zwingen, die Probleme des ländlichen Raumes in den Griff zu bekommen. Bereits bei der Pressekonferenz im März, als das Scheitern der Fusionsgespräche öffentlich wurde, hatte Wolkenhauer eine eigene Landratskandidatur der Grünen angekündigt. „Wir müssen Flagge zeigen, ich möchte das Beste für den ländlichen Raum erreichen, der Landkreis darf nicht abgehängt werden“, sagte der Grünen-Landratskandidat. Die Grünen hätten seit Jahren für eine Kreis-Fusion in Südniedersachsen gekämpft. „Und dass das schief gegangen ist, hängt mit Wickmann zusammen“, zeigte der Kandidat klare Kante gegenüber dem Mitbewerber. In den vergangenen Jahren habe man vertrauensvoll mit der SPD im Kreistag zusammen gearbeitet, „aber es gab auch Querschüsse“, sagte Wolkenhauer. Der heutige Landrat Michael Wickmann presche gerne voran – und ändere dann innerhalb von 14 Tagen seine Ziele.

Jörg Wolkenhauer bekam das Votum der Wahlkreisversammlung der Grünen in seinem Heimatort Thüdinghausen.
Jörg Wolkenhauer bekam das Votum der Wahlkreisversammlung der Grünen in seinem Heimatort Thüdinghausen.

Für Jörg Wolkenhauer war die Wahlkreisversammlung ein Heimspiel. Der gebürtige Thüdinghäuser, der seit über 15 Jahren bei den Grünen ist, wurde in der Gaststätte nominiert, die früher einmal Wolkenhausers Gasthof hieß. Und wer die Einladung zur Versammlung richtig deuten konnte, der wusste auch schon vor dem Wahlgang, wohin die Reise personell gehen dürfte, selbst wenn kein Kandidaten-Name auf der Tagesordnung stand. Wolkenhauer war der einzige Kandidat, der bei den Grünen zur Wahl stand. Die aus dem Mitgliederkreis spontan vorgeschlagene Kreisvorstandssprecherin Karen Pollok erklärte vorab, sie stehe für eine Wahl nicht zur Verfügung.