
Das wirft einige Fragen auf: Die Grünen im Landkreis Northeim haben für die Stichwahl am 6. Oktober eine Empfehlung für Landrat Michael Wickmann (SPD) ausgesprochen. Eine Kreismitgliederversammlung habe so entschieden. Das Ergebnis des ersten Wahlgangs und die knapp zehn Prozent für ihren Kandidaten Jörg Wolkenhauer werten die Grünen im Landkreis als „tollen Rückenwind für die Kreistagsarbeit“.
Die politischen Ziele der Sozialdemokraten passten inhaltlich besser zu dem, was Bündnis 90/Grüne auf Kreisebene umsetzen wollten, heißt es in einer Pressemitteilung. In der Wahlempfehlung taucht der Name des von von ihnen jetzt empfohlenen Kandidaten übrigens kein einziges Mal auf, immer ist nur vom „SPD-Kandidaten“ die Rede. Den Namen Michael Wickmann scheuen die Grünen offenbar. Warum eigentlich, wenn sie ihn jetzt zur Wahl empfehlen?
Der im ersten Wahlgang unterlegene eigene Landratskandidat, mit dem die Grünen Flagge gezeigt hatten, erklärt die Wahlempfehlung, warum die SPD besser passe, so: „Das wird auch in der konkreten politischen Diskussion und Entscheidungsfindung in der aus SPD und Grünen bestehenden Gruppe im Kreistag deutlich. Die Zusammenarbeit mit der SPD ist gut und wir möchten diese – unterstützt durch einen SPD-Landrat – zum Wohle des Landkreises erfolgreich weiter entwickeln.“ Jörg Wolkenhauer ist Fraktionschef der Grünen im Northeimer Kreistag.
Das lässt einen schon ein wenig ratlos zurück. Bei seiner Nominierung hatte Jörg Wolkenhauer noch gesagt, man habe zwar mit der SPD im Kreistag vertrauensvoll zusammen gearbeitet, aber es habe auch Querschüsse gegeben, die gescheiterte Kreisfusion mit Göttingen/Osterode habe Landrat Wickmann zu verantworten, der presche gerne mal voran. Das scheint die Grünen jetzt ja nicht mehr zu stören, wenn sie sich gewissermaßen auf weitere Vorprescher in den nächsten acht Jahren freuen.
Hat es überhaupt einen Grund gegeben, warum die Grünen einen eigenen Kandidaten aufgestellt und sich nicht gleich auf die Seite Wickmanns geschlagen haben, oder waren das nur Machtspiele? Den Landrat dürfte das selbst vielleicht am Meisten ärgern, denn ohne einen dritten Bewerber hätte er eventuell schon im ersten Durchgang die 50-Prozent-Hürde übersprungen, eine Stichwahl wäre überflüssig. Gänzlich unwahrscheinlich ist das nicht. Schließlich fehlten nur wenige Hundert Stimmen.
Falsch ist allerdings ein Rechenspiel, dass die Ergebnisse Wickmann+Wolkenhauer=Landrat im Ergebnis ergibt. Nicht jeder Grüne und Grünen-Wähler dürfte dem Schwenk seiner Partei mit Hurra zustimmen. Und dass überhaupt alle Wähler des 22. September am 6. Oktober erneut zur Urne schreiten, ist zu wünschen, gilt aber realistisch betrachtet als sehr unwahrscheinlich. Und ob sich Wähler überhaupt vorschreiben lassen, elegant als „Wahlempfehlung“ verpackt, wage ich auch zu bezeifeln. Am Ende gar könnten sich die Grünen machtpolitisch verzockt haben. Wenn nämlich der CDU-Kandidat gewinnt.