
Sein Besuch dauerte länger als einen Espresso: Christian Dürr, FDP-Fraktionschef im Landtag in Hannover und Spitzenmann seiner Partei für die Bundestagswahl, schaffte in der neuen Einbecker Kaffeerösterei am Marktplatz auch noch einen Latte Macchiato. Und nahm sich die Zeit zu begründen, warum die FDP „nach vier Jahren Bildungsurlaub“, wie der 40-Jährige sagte, als erneuerte Partei wieder in den Bundestag gehöre: „Die Menschen sind der langweiligen Bräsigkeit der Großen Koalition überdrüssig.“ Beschämend sei es beispielsweise, dass es in der vergangenen Legislaturperiode „trotz breitester Mehrheiten“ im Parlament nicht geschafft worden sei, ein zukunftsfähiges Einwanderungsgesetz zu verabschieden. Wie man der demografischen Entwicklung begegne, werde jedoch den Wohlstand der Zukunft in Deutschland entscheiden. Keine Frau bekomme schließlich heute sieben Kinder… Digitalisierung sei ein weiteres entscheidendes Zukunftsthema, betonte Christian Dürr beim Kaffee mit den örtlichen FDP-Kandidaten Nicole Langer (Bundestag), Christian Grascha und Dr. Marion Villmar-Doebeling (Landtag). Deutschland sei hier Entwicklungsland, sagte Dürr, schaute auf sein Handy und sah „Kein Netz“. Bei seiner Fahrt aus Ganderkesee über die A7 nach Einbeck habe er maximal Edge-Empfang gehabt, für eine der wichtigsten Autobahn-Magistralen beschämend, wohingehend während seines Urlaubs auf Mallorca das LTE-Netz fast flächendeckend gewesen sei, berichtete Dürr. Gerade Startup-Unternehmen benötigten jedoch eine gute digitale Infrastruktur für ihre Existenzgründungen.


Alexander Pohl, Inhaber der vor wenigen Wochen am Marktplatz gestarteten Einbecker Kaffeerösterei, berichtete Christian Dürr von seiner Existenzgründung. Und dann durfte der in der Kaffeestadt Bremen aufgewachsene FDP-Mann auch mal selbst an die 17.000 Euro teure Maschine: Was beim Espresso zu beachten ist, wie fest das Kaffeepulver ins Sieb gepresst und wie heiß und mit welchem Druck das Wasser gesteuert werden sollte, um den idealen kleinen Schwarzen in die Tasse zu zaubern, zeigte Alexander Pohl. Acht Sorten hat das neue Unternehmen, das der gebürtige Einbecker mit seinem Partner Andreas Berndt von der Hannoverschen Kaffeemanufaktur aufbaut und über den er die Bohnen importiert, aktuell im Sortiment, zwischen 40 und 50 Kilo gerösteten Kaffee verkaufe er zurzeit pro Woche, was wenige Wochen nach dem Start schon mehr als erwartet sei. Ziel seien einmal zehn Tonnen pro Jahr, sagte Alexander Pohl im Gespräch mit Christian Dürr. In Kürze wird die Einbecker Kaffeerösterei ihren Online-Shop starten, in Planung sind auch Seminare und Genussreisen vor Ort, bei denen die Besucher alles über Herkunft und Röstverfahren lernen können. Bald soll es den Einbecker Kaffee außerdem auch in ausgewählten Lebensmittel-Märkten in der Region geben. Alexander Pohl, der zuletzt fünf Jahre lang Vertriebsleiter Gastronomie in der Region bei der Einbecker Brauhaus AG war, strebt außerdem an, die Einbecker Kaffeespezialitäten auch ausgesuchter Gastrononomie und Hotellerie anzubieten. Insgesamt hat der Existenzgründer 85.000 Euro investiert und mehr als ein Jahr lang am Konzept gefeilt, sich viele andere Röstereien angeschaut, erfuhr FDP-Mann Christian Dürr bei seinem Besuch. Allein rund 25.000 Euro kostet die Röstmaschine, in der die Kaffeebohnen je nach Wetterlage circa 20 Minuten bei 190 Grad schonend in Ruhe durchrösten. „Cool“, begeisterte sich Christian Dürr fürs Kaffee-Geschäft, wollte viele Details wissen. Falls es also mit dem Mandat nichts werden sollte am 24. September…
