Ein Leuchtturm für Salzderhelden?

Die Nacht zum 4. Juli 2020 gehört zu den dunkelsten Stunden in der Geschichte des Fleckens Salzderhelden, viele werden das lichterlohe Feuer nie vergessen: Der hölzerne Bohrturm der historischen Saline wurde ein Raub der Flammen, ein Wahrzeichen des Ortes brannte bis auf die Grundmauern nieder. Erhält Salzderhelden jetzt ein modernes Wahrzeichen durch einen Neubau, der an einen Leuchtturm erinnert? Im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung wird am 3. Februar der Siegerentwurf eines Architektenwettbewerbs näher vorgestellt; das Gremium soll eine Grundsatzentscheidung treffen, ob und wie weiter geplant werden soll.

Ziel des Architektur-Wettbewerbs, an dem sich vier Büros beteiligt hatten, war „frische Ideen für eine Neuinterpretation des Ensembles zu erhalten“, umschreibt es die Stadtverwaltung. Vorgegeben war die Maßgabe, dem Ort „Saline Salzderhelden“ durch einen modernen und zeitgemäßen Neubau mit entsprechender Materialität und Form einen eigenen, unverwechselbaren Ausdruck zu verleihen. Die Jury hat Mitte Dezember den Entwurf des Büros Cortnum (Einbeck-Salzderhelden) als Sieger gekürt. Die Jury bestand aus Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Ortsbürgermeister Dirk Heitmüller, Fachausschuss-Vorsitzenden Andreas Fillips, Heinz-Hermann Wolper (Ortsrat), Karl-Heinz Wessel vom Kulturförderkreis, Denkmalpflegerin Krimhild Fricke, Birgit Tatje (Stadt Einbeck) und Baudirektor Joachim Mertens.

Der neue leuchtende Turm, der wieder direkt über dem Bohrloch stehen soll, soll laut Entwurf des Ingenieurbüros Cortnum Form und Funktion neu interpretieren. Der einstige vierseitige Holzturm soll durch ein Stahlgerüst ersetzt werden, welches auf drei Säulen getragen werde. Mit Hilfe von Stahlseilen soll zwischen die Stahlkonstruktion eine transluzente, witterungsbeständige Membrane gespannt werden, die von Innen illuminiert werden kann, erläutert das Büro Cortnum den Entwurf. Die Stahlkontruktion ähnelt der Form eines rohen Salzkristalls. Neben seiner Schutz- und Beleuchtungsfunktion für den Innenraum der zwei Gebäudeteile zu Füßen des Turms soll der illuminierte Turm nachts mit seiner Strahlkraft als Lichtkunstobjekt fungieren. Über einen Funkknopf könnte ermöglicht werden, bei einer entsprechenden Spende den Turm für kurze Zeit zum Leuchten zu bringen. Die Steuerung könnte auch per App, E-Mail oder Telefon funktionieren, heißt es. Die Leuchtdauer und -farbe könnte sich dabei nach der Höhe der Spende richten. „So kann jeder für jeden sichtbar an einem Stück Geschichte von Salzderhelden teilhaben.“

Die Gebäudeversicherung des alten Bohrturms hat eine Gesamtentschädigungssumme in Höhe von 291.390 Euro berechnet und bis auf den Mehrwertsteueranteil an die Stadt Einbeck bereits ausgezahlt (256.000 Euro). Der Mehrwertsteueranteil wird von der VGH erst dann gezahlt, wenn die Stadt bis Ende 2023 entsprechende Projektrechnungen vorlegen kann. Das Büro Cortnum berechnet Baukosten für das Projekt in Höhe von rund 290.000 Euro brutto, womit zur Realisierung der Planung nach heutigem Stand noch etwa 58.000 Euro aus dem städtischen Haushalt zu finanzieren wären. Bei allem geben Planer und Verwaltung jedoch zu bedenken, dass es sich um eine grobe Kostenschätzung handelt und die Baukosten angesichts der aktuell schwierigen Marktlage im Bausektor noch einmal intensiv geprüft werden müssen. Die Verwaltung schlägt vor, die Planungen weiter voran zu treiben und das Projekt in den Investitionshaushalt für 2023 aufzunehmen. Fördermöglichkeiten sollen noch geprüft werden.

(c) Ingenieurbüro Cortnum
Entwurf des neuen Salinenturms. Abbildung: (c) Ingenieurbüro Cortnum

Ein Kommentar zu „Ein Leuchtturm für Salzderhelden?

  1. Was spricht eigentlich dagegen, den alten Bohrturm möglichst dicht am Originalzustand zu rekonstruieren, mit einem besseren Brandschutz auszustatten und für Besucher und Einheimische ein beliebig kombinierbares touristisches Programm aus diesen und anderen Bestandteilen zu machen?
    a) fachkundige Führung durch den PS-Speicher als Gruppe,
    b) Bohrturm in Slzdh und Anmerkungen zur Wirtschafts – und Technik-
    geschichte der Region durch einen Fachkundigen vor Ort
    c) Sülbeck ist übrigens ebenso sehenswert wie Slzdh!
    d) das Rückhaltebecken, seine Funktion für Nds und Anmerkungen zur Natur
    evtl. mit Führung durch einen Scout
    e) reservierte Stadtführung u/oder Besuch der Brauerei, Blaudruck, Senfmühle
    f) eine oder zwei Übernachtungen im Hotel oder auf dem Campingplatz neben
    dem Hallenbad, dem Jugendgästehaus (dort auch mehr für Schülergruppen)
    g) Ausarbeitung eines zielgerichteten Angebots für bestimmte Besucher-
    gruppen z.B. „Oldtimertage der VW-Käfer oder Trabi-Freunde“, Golfspieler…
    h) Werbung bei spezialisierten Reiseveranstaltern wie trendtours, Baumeister
    i) Einbeck braucht einen Fahrradverleih, vielleicht beim Minigolfplatz?
    j) Absprache der Geschäftsleute und Restaurants, dass in der Mittagszeit und
    an Montagen nicht überall „tote Hose“ herrscht
    j) „zünftige“ Hausmannskost in einem Landgasthaus oder sehr edel im Hasen-
    jäger o.ä.
    k) bei angemeldeten Gruppen Transportkapazitäten in Kleinbussen o.ä. bereit
    halten, um die Besucher ohne Zeit- oder Führerscheinverlust von Punkt A
    nach Punkt B zu bringen
    Ich halte den hier vorgestellten Vorschlag zum Bau eines „Leuchtturms“ für eine ebensolche Totgeburt wie die Idee, Einbeck mit völlig überzüchteten und zum Vandalismus geradezu einladenden „Solarbänken“ auszustatten. Oder einen Fahrstuhl mit unabsehbaren Folgen für die Statik und die Stabilität des traditionsreichen Hauses ins Alte Rathaus einzubauen. Das im Krieg zerstörte Leineschloss ist als Sitz des niedersächsischen Landtags ja schließlich auch nicht durch einen Plattenbau ersetzt worden.

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