Konzept vorgelegt: Wie soll sich die Alte Domäne Greene in die Zukunft entwickeln?

Sie prägt die Ortschaft, ist ihr Zentrum. Greene ohne Domäne ist kaum vorstellbar. Aber die großen Gebäudekomplexe der historischen Vierflügelanlage aus dem beginnenden 18. Jahrhundert im Herzen der Einbecker Ortschaft wollen auch in Zukunft sinnvoll genutzt werden. In den vergangenen neun Monaten hat deshalb eine Arbeitsgruppe gemeinsam mit Planern an einem Entwicklungskonzept für die Alte Domäne Greene gearbeitet. Der Stadtentwicklungsausschuss hat dieses 73-seitige Papier nun nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern sieht es auch einstimmig als gut geeignete Grundlage für weitere Planungen, bis September/Oktober soll ein Zeitplan für das schrittweise realisierbare Vorhaben aufgelegt werden. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen“, sagte Klaus-Reiner Schütte (SPD), der viel Lob für die konstruktive Arbeit der Arbeitsgruppe hatte und dafür plädierte, die AG auch an der weiteren Planung eng zu beteiligen. Zumal in der AG sämtliche aktuellen Nutzer der Gebäude vertreten sind, die ihre Interessen somit unmittelbar weiterhin einbringen können.

Aktuelle Nutzer der Alten Domäne sind die Freiwillige Feuerwehr, die Außenstelle des Kommunalen Bauhofs der Stadt Einbeck, der Schützenverein mit einer Schießanlage, der Heimatverein mit dem Heimatmuseum sowie dem Standesamt, die Agravis Bauservice GmbH, der Lebensmittelladen „Ihr Frischmarkt“, ein Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft, eine Hausarztpraxis sowie eine Physiotherapiepraxis.

Insgesamt 20 Nutzungs- und Sanierungsvorschläge werden in dem Entwicklungskonzept detailliert vorgestellt, das sich als Skizze mit ersten Konzeptideen sieht. Am Ende raten die Planer zu der Variante, die einen Tausch der Flächen von Feuerwehr und Bauhof vorsieht, der beiden so genannten Ankernutzer. Vor allem die Feuerwehr benötigt in den nächsten Jahren dringend größere Hallen für größere Fahrzeuge. Notwendig wird während der Umbauzeit eine Übergangslösung. Außerdem müsste der Bauhof nach dem Tausch mit 30 Prozent weniger Fläche auskommen. Sollte sich der Bauhof deshalb dagegen entscheiden, am Standort Domäne zu bleiben, könnten die Gebäudeteile zu kleinen Wohnungen umgebaut werden, vorhandene Dachgeschosse könnten zusätzlich ausgebaut werden. Der Betreiber eines nahen Seniorenheimes habe hier auch bereits Interesse am „betreuten Wohnen“ angemeldet, hieß es.

Den größten Sanierungsbedarf hat das Amtshaus. Hier müssen nicht nur Dachstuhl und Fassade angefasst werden; Teile der Fassade lösen sich, weshalb der Außenbereich des Kindergartens bereits abgesperrt werden musste. Das historische Gebäude ist außerdem nicht barrierefrei, ein neuer Fahrstuhl könnte hier abhelfen und den vorhandenen Treppenlift ersetzen. Das Dachgeschoss ist momentan aus Brandschutzgründen nicht nutzbar, hier könnte aber Wohnraum entstehen. Auch eine öffentliche WC-Anlage wäre möglich. Dann wäre auch die Domänenanlage touristisch nutzbar.

Der Innenhof, der heutzutage vor allem zum Parken genutzt wird, könnte teilweise ebenso als Wohnmobilstellplatz genutzt werden, schlägt das Konzept vor. Der Frischmarkt wünscht sich, ein Café einrichten zu können. Alle Nutzer klagen über eine schlechte verkehrliche Erreichbarkeit, obwohl der Komplex direkt an der Bundesstraße liegt: Für Verkehrsteilnehmer, welche die B 64 von Kreiensen kommend in Richtung Einbeck befahren, ist die Alte Domäne erst auf der Höhe der Einmündung Steinweg sichtbar. An dieser Stelle ist jedoch ein Rechtsabbiegen in den Steinweg nicht zulässig. Auch gibt es dort keinerlei Halte- oder Parkmöglichkeiten. Für nicht ortskundige Verkehrsteilnehmer sei die Domäne damit nur unter Schwierigkeiten zu erreichen, heißt es im Konzeptpapier.

Das Entwicklungskonzept empfiehlt auch bei grober Wirtschaftlichkeitsbetrachtung diejenige Variante, welche die Domäne aufwertet, neue Interessengruppen anspricht und damit eine voraussichtlich deutliche Belebung des Standortes vorsieht. Rund sieben Millionen Euro sind dafür überschlägig kalkuliert. Zumal eine Minimalvariante, die nur die dringendsten baulichen Erfordernisse und vor allem energetische Sanierung vorsieht, nicht wesentlich günstiger wäre (mindestens fünf Millionen Euro). Von der ursprüngliche Idee, auf dem Domäne-Areal ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu etablieren, haben sich Planer und Arbeitsgruppe schnell verabschiedet. Denn für ein MVZ wäre ein weiterer, neu zu besetzender Hausarztsitz notwendig. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) stuft Greene im Planungsbereich Einbeck jedoch als „überversorgt“ ein, ein freier Arztsitz im Bereich der Hausärztlichen Versorgung steht aktuell nicht zur Verfügung. Zudem würdigt das Konzept, dass die vorhandene Arztpraxis einer weiteren skeptisch gegenübersteht, und möchte vermeiden, mit einem Mal ganz ohne Hausarzt dazustehen. Möglich wäre aber die Ansiedlung eines Facharztes.

Und dann ist da noch die Idee, den „Greener Korn“ wieder zu brennen. Das vorhandene Brennrecht der ehemaligen Branntweinbrennerei könnte wieder genutzt werden, der meist aus Weizen gebrannte „Greener Korn“ könnte wieder aufleben. Der „Greener Korn“ könnte nach Auffassung der Konzeptplaner einen gewinnbringenden Wirtschaftsbereich darstellen und zur Attraktivierung des Standortes beitragen.

(c) Foto Heimatverein Greene
Ein Luftbild der Domäne Greene ziert das Titelblatt der Studie. Rechts oben verläuft die B64, links ist der Bolzplatz zu sehen. (c) Foto: Heimatverein Greene

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