Dasseler Bürgermeisterkandidaten auf dem Feuerwehr-Prüfstand

Ein Termin bei der Feuerwehr ist für einen Kommunalpolitiker immer wichtig. Brandschutz ist nicht nur Pflichtaufgabe einer Kommune, die Unterstützung der ehrenamtlichen Brandschützer ist auch Pflichtaufgabe von Kommunalpolitikern. Erst recht, wenn sie gewählt werden wollen. Alle drei Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Dassel haben sich jetzt dem Feuerwehr-Stadtkommando vorgestellt, also Vertretern aller Ortsfeuerwehren im Stadtgebiet: Elias Kreuzinger (27) von der CDU, Michael Spallek (36) von der FDP und Einzelbewerber Sven Wolter (29), der von der SPD unterstützt wird.

Stadtbrandmeister Harald Sehl (l.), Bürgermeister-Stellvertreter Volker Fuchs mit den drei Kandidaten Elias Kreuzinger, Sven Wolter und Michael Spallek.

Die Feuerwehr als zur Neutralität verpflichtete Institution setze bewusst auf eine zentrale Veranstaltung mit allen Kandidaten, auch um einem Wahlkampftourismus vorzubeugen, sagte Stadtbrandmeister Harald Sehl. Das Stadtkommando, das mit seinen Feuerwehrkameraden im gesamten Stadtgebiet von Dassel für den operativen Bereich der Gefahrenabwehr verantwortlich ist, mochte von den Kandidaten erfahren, wie sich diese künftig die Arbeit der Feuerwehren vorstellen. Strukturen, Feuerwehrbedarfsplan, finanzielle Ausstattung, Fahrzeugkonzept und Beschaffungen, Stärkung des Ehrenamtes – das waren die Stichworte, auf die sich die drei Kandidaten vorab vorbereiten konnten und zu denen sie Stellung nehmen sollten. Am Ende des 90-minütigen Gesprächs im Dorfgemeinschaftshaus Wellersen war – wenig überraschend freilich – klar, dass alle drei sich hinter die Feuerwehr stellen und als gewählte Bürgermeister für sie eintreten wollen. Das wurde von den Kandidaten mal mehr, mal weniger ausführlich formuliert.

Die Strukturen für einen flächendeckenden Brandschutz im Stadtgebiet von Dassel aufrechterhalten wollen alle drei Kandidaten. Wichtig seien Ortskenntnisse und schnelle Hilfe, „die kann keine Zentralisierung leisten“, sagte Spallek, „eine Zentralisierung wäre irrsinnig“, sagte Kreuzinger. Zusammenschlüsse von Ortswehren seien allein freiwillig Thema, „wenn die Initiative von ihnen kommt“, sagte Wolter den Feuerwehr-Führungskräften. Dann lasse sich auch über eine Fusionsrendite sprechen. Bei einem Feuerwehrbedarfsplan waren Kreuzinger und Wolter vorsichtig, ihnen ist eine bedarfsorientierte direkte Investition lieber, denn auch die Erstellung eines Plans koste Zeit und Aufwand und damit Geld. Spallek steht einem Feuerwehrbedarfsplan positiv gegenüber: „Finde ich super“, sagte er, in die Zukunft zu denken sei wichtig. Ausreichende Finanzmittel den Feuerwehren bereitstellen wollen alle drei Kandidaten, auch bei sinkenden Einnahmen der Kommune. Allerdings, das betonten alle Kandidaten ebenfalls, müsse sich ebenso die Feuerwehr den finanziellen Zwängen der Kommune stellen. „Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit gilt auch für die Feuerwehr“, sagte Wolter. Er werde aber mit Augenmaß und der Mehrheit im Stadtrat die Bedarfe berücksichtigen. Die Bedeutung des Ehrenamtes in der Feuerwehr betonten alle drei Bürgermeister-Kandidaten. „Wer ein Haus hat, sollte auch in der Feuerwehr sein“, sagte Spallek. Attraktiver könne das Ehrenamt vielleicht noch mit einer Ehrenamtskarte gemacht werden. Die könnte sich auch Wolter vorstellen, allerdings nur, wenn es mit ihr auch Vergünstigungen in Dassel gebe. Er betonte ebenso wie Kreuzinger die gesellschaftliche Funktion der Feuerwehr für den sozialen Zusammenhalt in der Region. „Der Dienst muss Spaß machen“, sagte Kreuzinger, Feuerwehr sei Kameradschaft und Gemeinschaftsgefühl, dieses gelte es schon frühzeitig in Kinder- und Jugendfeuerwehren zu vermitteln.

Die drei Kandidaten Elias Kreuzinger, Sven Wolter und Michael Spallek (v.l.)
Die drei Bürgermeisterkandidaten für Dassel beim Feuerwehr-Stadtkommando.

Der Dritte im Bunde

Die FDP in Dassel schickt bei der Bürgermeisterwahl in der Sollingstadt auch einen Mann ins Rennen: Michael Spallek (36) ist der dritte junge Kandidat im Bunde der Bewerber um die Nachfolge von Gerhard Melching (SPD), der nicht wieder kandidiert. Wie die Freien Demokraten erst heute offiziell mitteilen, haben sie Michael Spallek bereits im Mai bei der Mitgliederversammlung des FDP-Ortsverbandes Dassel einstimmig für die Bürgermeisterwahl am 12. September nominiert. Der 36-Jährige ist stellvertretender Vorsitzender, Mitglied der FDP seit 2017. Die FDP Dassel stellt am kommenden Sonnabend, 12. Juni, in Wellersen die Kandidatenlisten zur Kommunalwahl auf und will in diesem Zusammenhang die Nominierung von Michael Spallek zum Bürgermeisterkandidaten durch Wahl bestätigen, teilte die Partei am heutigen Sonntag Nachmittag mit.

Michael Spallek (36) möchte Bürgermeister in Dassel werden. Foto: FDP
Michael Spallek (36) möchte Bürgermeister in Dassel werden. Foto: FDP

Michael Spallek ist neben dem von der SPD unterstützten Sven Wolter (29) und dem von der CDU nominierten Elias Kreuzinger (27) der dritte Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Dassel. Der 36-Jährige FDP-Bewerber lebt seit seiner Geburt in der Sollingstadt, nach eigenen Angaben seit 35 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in der Erholungsheimstraße. Von der Krabbelgruppe im Gemeindehaus, dem Kindergarten und der Grundschule in Dassel führte ihn sein Bildungsweg über die damalige Orientierungsstufe bis zum Schulabschluss an der Rainald-von-Dassel-Schule. Nach der Bundeswehr folgte eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker in Einbeck und eine darauf folgende Weiterbildung zum Fahrlehrer in Braunschweig. 2018 ließ sich Michael Spallek in Hamburg zum Systemisch-Konstruktivistischen Einzel- und Teamcoach im Management ausbilden.

„Unsere schöne Stadt, mit ihren 17 Ortsteilen im Herzen von Deutschland gelegen, ist der beste Ort, den ich mir zum Arbeiten und Leben vorstellen kann“, wird Spallek in der Pressemitteilung der FDP zitiert. Der Fahrlehrer möchte mit seiner Kandidatur für das Bürgermeisteramt politische Verantwortung für die Stadt Dassel mit ihren Bürgerinnen und Bürgern übernehmen. „Denn wer seine Heimat liebt, der gestaltet sie mit“, sagt der Kandidat zu seinen Beweggründen, sich am 12. September zur Wahl zu stellen.

Michael Spallek engagiert sich bei der FDP auf verschiedenen Ebenen der Kommunal- und Landespolitik. Neben seinem Amt im Ortsverband ist der 36-Jährige Mitglied im FDP-Kreisvorstand sowie Mitglied im liberalen Mittelstand. In den Landesfachausschüssen seiner Partei für Umweltpolitik und Wirtschaft, Arbeit und Verkehr setzt sich Spallek seit Jahren für Themen ein, die er auch immer mit Blickrichtung Dassel sehen möchte. „Viele Weichen für die Kommunen werden schon in Hannover gestellt, und auch die Entscheidungen auf Kreisebene haben einen direkten Einfluss auf die Gestaltung in Dassel“, lässt sich Spallek zitieren. „Es ist daher wichtig, die verschiedenen Ebenen zu kennen und zu nutzen, um eine bestmögliche Ausgangsposition für ganz konkrete Belange in Dassel zu schaffen. Als
Beispiel sei hier die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge genannt, für die ich mich als freier Demokrat auch auf Landesebene im Fachausschuss einsetze.“

Bei aller Digitalisierung dürfe man nicht vergessen, in verschiedenen Bereichen auch analoge Lösungen noch einige Jahre vorzuhalten, mahnt der FDP-Mann. „Das hat sich doch deutlich bei der Impfkampagne gezeigt, bei der man sich über ein Internetangebot des Landes auf eine Warteliste setzen lassen konnte, und dann gerade in der höchsten Priorisierungsstufe vielen älteren Mitbürgerinnen und Mitbürgern der Zugang erschwert war. Sei es durch fehlende Netzanbindung oder aufgrund der Tatsache mit den nötigen digitalen Vorgängen noch nicht genug vertraut zu sein.“ Daher sei er auch über die Lösung der ortseigenen Impfkampagne in Dassel begeistert gewesen, bei der Senioren sowohl für einen Termin angerufen als auch direkt ein Fahrdienst angeboten wurde.

Foto: FDP Dassel
Der Bürgermeisterkandidat im Kreise seiner Parteifreunde des FDP-Ortsvorstandes Dassel (v.l.): Marcel Bufi, Dieter Böhlke, Michael Spallek, Hans-Martin Glasing, Nicole Langer und Helmut Hesse. Foto: FDP Dassel

Gestalten, nicht verwalten

Dassel hat die Wahl: Am 12. September wird in der Sollingstadt ein neuer Bürgermeister gewählt, Amtsinhaber Gerhard Melching (SPD) kandidiert nicht wieder. Und seit heute ist klar, dass die Wahlberechtigten eine Auswahl haben werden. Nach Sven Wolter (29), der von der SPD unterstützt wird, geht mit Elias Kreuzinger ein fast Gleichaltriger ins Rennen um den Spitzenjob im Rathaus, der von der CDU nominiert wird. Der 27-jährige gebürtige Schwabe ist einstimmig vom Vorstand der Christdemokraten vorgeschlagen worden und soll im Juni bei einer Mitgliederversammlung offiziell aufgestellt werden. 2014 war für die CDU noch der Einbecker Marc Hainski ins Rennen gegangen.

Möchte Bürgermeister in Dassel werden: Elias Kreuzinger, hier auf dem Hof Ilmeaue in Dassel.

Elias Kreuzinger soll nach dem Willen der Christdemokraten Dassel aus bekannten Pfaden auf neue Wege bringen, sagte heute Stadtverbandsvorsitzender Joachim Stünkel bei der Vorstellung des Kandidaten auf dem Hof Ilmeaue. Der blicke nach vorn und schaue nicht auf alte Grabenkämpfe. Dass Kreuzinger bislang so gut wie keine kommunalpolitische Erfahrung hat, sei eher ein Vorteil, meint Stünkel, so könne er unbefangen an die Sache herangehen.

Elias Kreuzinger (27).

Elias Kreuzinger reklamiert für sich einen Gestaltungswillen. Der sei stärker als das reine Verwalten. „Dassel entfaltet sich noch nicht so wie es sein könnte“, sagt der Kandidat, der seit 2013 Mitglied der Jungen Union ist, aber nicht der CDU. Es gelte, schlummernde Potenziale zu heben und Chancen für einen neuen Schwung zu nutzen. Dassel dürfe sich nicht abhängen lassen.

Geboren in Göppingen in Baden-Württemberg („Wie Jürgen Klinsmann“) lebt Elias Kreuzinger erst seit kurzem in Dassel. Im Bundestag lernte er seine heutige Ehefrau Franzi (28) kennen und lieben, die aus Dassel vom Golze-Hof an der Ilmeaue stammt. So kam der 27-Jährige auch mit dem Sollingort in Berührung. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft in München, Heidelberg und Göttingen hat sich der werdende Vater mit seiner Frau nun bewusst für Dassel als Lebensmittelpunkt für die junge Familie entschieden. Die Sorgen und Nöte junger Menschen und junger Paare auf dem Land möchte Kreuzinger in der Blick nehmen, dabei aber auch Wissen und Erfahrung der älteren Generation nutzen.

Nach dem Abitur verbrachte Elias Kreuzinger ein halbes Jahr in Australien und leistete Bundesfreiwilligendienst. Zwischen seinem Bachelor- und Masterstudium war der Konrad-Adenauer-Stipendiat für ein Jahr freiwillig Wehrdienstleistender. Inzwischen ist der 27-Jährige, der noch auf seine Abschlussnote des Masterstudiums wartet, Projektmanager in einem Start-up in Kiel und gleichzeitig als Hilfskraft am Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden beschäftigt. „Beides lässt sich vom Homeoffice in Dassel aus prima vereinbaren“, erzählt Kreuzinger über die Vorteile der Digitalisierung.

Er habe sich auch deshalb gegen eine Parteimitgliedschaft entschieden, weil er ein Bürgermeister für alle sein möchte. Der CDU stehe er zwar nah, aber es gebe auch einige Aspekte, die er eher mit anderen Parteien teile. „Mir geht es um Dassel und konkrete Vorhaben und Projekte, nicht um Parteiprogramme“, sagt Elias Kreuzinger. „Gerade aufs diplomatische Aushandeln verschiedener Ansichten im Stadtrat habe ich Lust.“

Die Dasseler CDU steht hinter Elias Kreuzinger als Bürgermeisterkandidat, hier in der Mitte mit Ehefrau Franzi.

SPD: Kaum möglicher Wahlkampf verhinderte Erfolg

Ein kaum möglicher Wahlkampf mit erschwerten Bedingungen in der Corona-Pandemie und das anhaltende bundespolitische Meinungstief der SPD haben nach Auffassung der Einbecker Kernstadt-SPD einen Erfolg bei der Bürgermeisterwahl in Einbeck verhindert. Das schreiben die beiden Vorsitzenden Rita Moos und Peter Traupe in ihrem Weihnachtsbrief an die Mitglieder.

Vor diesem Hintergrund sei das Ergebnis von Dirk Heitmüller von mehr als 43 Prozent in der Bürgermeister-Stichwahl durchaus positiv zu bewerten, schreiben die Sozialdemokraten. Es stelle eine gute Ausgangslage für die Kommunalwahl am 12. September 2021 dar. „Viele Menschen in Einbeck bekennen sich zu unserer Partei und unseren Ideen. Sie werden wir nicht enttäuschen.“

Mit Dirk Heitmüller habe die SPD „einen sehr sympathischen und im Umgang mit den Menschen gewinnenden Kandidaten gehabt“, schreiben Traupe und Moos. „Wir hätten uns keine andere Person für diese Kandidatur vorstellen können, die so offen und ehrlich mit den Menschen in unserer Stadt umgeht.“ Es habe gute Gründe für einen Wechsel im Rathaus gegeben, das Ziel aber habe die SPD nicht erreicht.

Die Vorsitzenden bedanken sich bei Dirk Heitmüller und allen Mitgliedern, die sich auf unterschiedliche Art und Weise und entsprechend ihrer Fähigkeiten in die Wahlkampagne zur Bürgermeisterwahl eingebracht haben. Einen Wahlkampf in der üblichen Form habe es wegen Corona nicht geben können, schreiben die Vorsitzenden. Großveranstaltungen seien ebenso wenig möglich gewesen wie ein intensiver Kontakt mit den Wählerinnen und Wählern bei Begehungen, Info-Ständen und anderen möglichen Aktivitäten.

2021 ist nicht nur das Jahr der Kommunalwahl, die Kernstadt-SPD wird auch ihre Doppelspitze verlieren. Künftig soll Rita Moos durch eine Veränderung in der Führungsstruktur allein die Abteilung führen, kündigen die Sozialdemokraten an. Peter Traupe soll neuer stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender werden, neben dem Vorsitzenden Marcus Seidel. Bei der dafür notwendigen Versammlung sollen auch die Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft durchgeführt werden, die im ablaufenden Jahr wegen der Pandemie verschoben werden mussten.

Bürgermeisterwahl: Das Rennen nimmt Fahrt auf

Rund drei Wochen vor der Bürgermeisterwahl in Einbeck am 1. November nimmt das Rennen um den Chefsessel im Rathaus an Fahrt auf. Die Zahl der Mitteilungen, die die drei Kandidierenden produzieren und in die Redaktionen schicken, nimmt jedenfalls deutlich zu, ebenso wie die Terminankündigungen, die Kandidaten persönlich bei ihren Touren zu treffen. Von den Aktivitäten der drei auf den Social-Media-Kanälen ganz zu schweigen. Da wird über den Gartenzaun gesprochen, beim Kaffee die Meinung gesagt oder Gulaschsuppe gegessen. Und Plakate sind nun auch von allen drei Bewerbern im Stadtbild zu sehen. Eine Momentaufnahme.

„Schnack mit Sabine“: Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek stellte bei einer CDU-Versammlung ihr Programm vor. Links Vorsitzende Beatrix Tappe-Rostalski.

Richtig große Veranstaltung gibt es Corona-bedingt eigentlich keine in diesem Wahlkampf vor der Bürgermeisterwahl, allenfalls wenige mittelgroße. Sabine Michalek hatte zum Schnack bei einer Gulaschsuppe im Saal des „Panorama“ geladen, Dirk Heitmüller sorgte auf dem Salinenplatz in Sülbeck für Musik und hatte Umweltminister Olaf Lies zur Diskussion im „Landhaus Greene“ zu Gast. Das war’s dann bislang auch schon. Auffällig ist, dass die Amtsinhaberin auf Ministergrößen aus ihrer politischen Heimat CDU zur Unterstützung bislang verzichtet. Dirk Heitmüller hatte bereits den Ministerpräsidenten, den Bundestagsvizepräsidenten und nun noch den Umweltminister bei sich zu Gast. Auch Claudius Weisensee bietet bislang keinen großen Namen seiner Partei. Er verzichtet ebenso auf die strapaziöse Tour durch alle 46 Ortsteile, wissend, dass das als spät eingestiegener Kandidat terminlich ohnehin kaum noch sinnvoll leistbar wäre. In vielen Dörfern ist er dennoch präsent, nur halt nicht in allen.

Dirk Heitmüller (l.) spricht auf dem Salinenplatz in Sülbeck, da war noch Sommer. Neben ihm begrüßt Abteilungsvorsitzender Andreas Filipps die Gäste.

Statt großer „Kundgebungen“ können die Wählerinnen und Wähler wie selten zuvor direkt und persönlich mit den drei Kandidaten sprechen. Dirk Heitmüller hat die Gartenzaun-Plauderei seiner Parteifreundin, der Bad Gandersheimer Bürgermeisterin Franziska Schwarz, für gut befunden und adaptiert, zieht mit anderen Sozialdemokraten und Dackel Rudi durch die Straßen der Kernstadt und die Ortschaften und führt „Gespräche über den Gartenzaun“. Auf solche persönlichen Begegnungen setzt auch Sabine Michalek, die sich nach ihrer Radtour durch die Dörfer und die Kernstadtviertel nun auf einen Kaffee mit einigen Menschen verabredete. Zum Auftakt saß sie mit Rebecca Siemoneit-Barum zusammen, und es dürfte kein Zufall sein, dass die Schauspielerin und Zirkus-Tochter in diesem Gespräch mitteilte, sie komme zurück nach Einbeck. Das ist eigentlich die Karte, die Claudius Weisensee spielen will: Einer, der auszog, um zurückzukehren.

Das plakatiert Weisensee jedenfalls medienwirksam auf seine Werbewände und erzählt dieses „Narrativ“, wie das im Politiksprech neuerdings immer so unschön heißt. Er war bei den Plakaten zweiter Sieger, denn Herausforderer Dirk Heitmüller von der SPD hatte da längst seine Wahlposter überall an den Laternen platziert. Die Bürgermeisterin war lange zurückhaltend in der Plakatfrage, erst am vergangenen Wochenende waren die ersten brombeerfarbenen Großflächen-Transparente von ihr zu sehen. Mit einem interessanten Detail übrigens: Die Einzelbewerberin firmiert auf den Bannern als „Kandidatin der CDU“ – eine Zuschreibung, die sie eigentlich bislang konsequent vermieden hatte.

Seit dieser Woche ist auch die Briefwahl gestartet, die ersten Stimmen sind im Neuen Rathaus schon eingeworfen in die Urne – mit Abstand und Mund-Nase-Schutz. Unterlagen kann jeder Stimmberechtigte hier online beantragen. Aktuell sind insgesamt 25.839 Wahlberechtigte im Wählerverzeichnis gelistet.

Wahlplakate der drei Bürgermeister-Kandidaten Dirk Heitmüller, Dr. Sabine Michalek und Dr. Claudius Weisensee in drei verschiedenen Größen.

Im Video: Fragen an die drei Bürgermeisterkandidaten

Drei Kandidaten stellen sich zur Wahl bei der Bürgermeisterwahl in Einbeck am 1. November. Im Video antworten sie auf meine Fragen. Die Filme sind sortiert in der Reihenfolge, wie die Kandidaten auf dem Wahlzettel stehen.

Dr. Sabine Michalek (53), Bürgermeisterin, ist Einzelbewerberin, wird von der CDU unterstützt.

Dr. Sabine Michalek.

Dirk Heitmüller (51), Mediaberater, ist der Kandidat der SPD.

Dirk Heitmüller.

Dr. Claudius Weisensee (40), Oberregierungsrat, ist der Kandidat der FDP, der von Bündnis 90/Die Grünen, „Gemeinsam für Einbeck“ (GfE) und Bürgerliste Kreiensen unterstützt wird.

Dr. Claudius Weisensee.

Auch GfE/Bürgerliste unterstützen Weisensee

Auch „Gemeinsam für Einbeck“ (GfE) und Bürgerliste Kreiensen unterstützen Bürgermeisterkandidat Dr. Claudius Weisensee. Das hat GfE-Vorsitzender Georg Folttmann heute auf meine Anfrage erklärt. Gestern Abend hatten sich alle drei Bürgermeisterkandidaten einer Urwahl bei einer Mitgliederversammlung im Hotel „Panorama“ in Einbeck gestellt. Bislang hatte Weisensee bereits die Unterstützung der FDP und der Grünen. Vor acht Jahren hatte die GfE noch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek unterstützt.

Die GfE und die Bürgerliste Kreiensen hatten Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, SPD-Kandidat Dirk Heitmüller und Dr. Claudius Weisensee (FDP/Grüne) eingeladen, sich persönlich und ihr Wahlprogramm bei einer Mitgliederversammlung zu präsentieren. Nach den jeweiligen Vorstellungen und Fragerunden haben sich die anwesenden Mitglieder der GfE und der Bürgerliste Kreiensen zunächst in einem offenen Wahlgang dafür entschieden, überhaupt einen Bürgermeisterkandidaten bzw. eine Bürgermeisterkandidatin zu unterstützen, berichtete Folttmann.

Anschließend wurde darüber abgestimmt, dass es vor den zwei angesetzten geheimen Wahlgängen keine Aussprache mehr im Plenum geben soll. Die Mitglieder wollten sich bewusst ohne Einflussnahme der Fraktionen oder des Vorstands entscheiden, erläuterte Folttmann. In zwei geheimen Wahlgängen wurde Dr. Claudius Weisensee mit großer Mehrheit der anwesenden Mitglieder beider Wählergemeinschaften gewählt. Nach meinen Informationen waren zuletzt Weisensee und Michalek in der Stichwahl.

Der Vorsitzende der GfE, Georg Folttmann, bedankte sich bei allen drei Kandidaten, sich einer Urwahl der Wählergemeinschaften gestellt zu haben. Besondere Anerkennung verdiene die Tatsache, dass man sich überhaupt um das Amt des Bürgermeisters der Stadt Einbeck bewerbe, erklärte er. In Zeiten stetig zunehmender unqualifizierter Angriffe auf Kommunalpolitiker – insbesondere in Online-Medien – sei dies eine außerordentliche Belastung für die Kandidaten und ihre Familien; dies verdiene den Respekt und eine hohe Wertschätzung der Einbecker Bürgerschaft, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der GfE/BL. Bürgerliste-Vorsitzender Frank-Dieter Pfefferkorn erklärte, dass die Politik der Wählergemeinschaften auch künftig ausschließlich an der Sache orientiert ausgerichtet werde.

Hat jetzt die Unterstützung von FDP, Grünen und GfE/Bürgerliste: Dr. Claudius Weisensee.

Grüne unterstützen FDP-Bürgermeisterkandidat Weisensee

Die Einbecker Grünen unterstützen die Bürgermeisterkandidatur von FDP-Mann Dr. Claudius Weisensee und rufen zu seiner Wahl auf. Entsprechende Informationen hat die Partei bestätigt. Im Einbecker Stadtrat bilden Grüne und FDP bereits seit Jahren eine Gruppe. Die Grünen sind optimistisch, mit Weisensee als Bürgermeisterkandidat einen politischen Wandel in Einbeck für eine zukunftsfähige, lebenswerte Stadt anzustoßen.

Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen hatte sich bemüht, einen eigenen Kandidaten zu finden. Drei qualifizierte Persönlichkeiten hätten jedoch abgelehnt, heißt es. Daraufhin hat der Ortsverband Dr. Sabine Michalek, Dirk Heitmüller und Dr. Claudius Weisensee zu Gesprächen eingeladen. Nur FDP-Kandidat Weisensee sei bereit gewesen, auf die wichtigsten Anliegen der Einbecker Grünen einzugehen und hatte diese in sein Programm bereits aufgenommen, heißt es. Dabei handelt es sich insbesondere um eine Reduzierung der Flächenversiegelung, den Wegfall der Straßenausbaubeiträge und um die Genehmigung von Windkraftanlagen an besonders windgünstigen Standorten außerhalb der ausgewiesenen Flächen.

Die Grünen halten Dr. Claudius Weisensee „politisch für sehr qualifiziert“, wie sie es ausdrücken. Auch mit Blick auf die Leitung der Verwaltung sei er äußerst kompetent. Weisensee ist Jurist, der sich im Verwaltungsrecht theoretisch und praktisch auf den verschiedenen Ebenen sehr gut auskenne, meinen die Grünen. Sein Job am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erschließe ihm einen bundesweiten Horizont, heißt es von den Grünen.

Außerdem verfügt der Bewerber nach Aufassung der Grünen über sehr gute und genaue Kenntnisse der Verhältnisse in Einbeck, da er hier von der ersten Klasse bis zum Abitur zur Schule gegangen sei, mehrere Jahre im Rat der Stadt Einbeck und im Kreistag gewesen sei und sich auch hier am Ort beruflich betätigt habe. Die Grünen halten ihn zudem für vertrauenswürdig, weil sie weiland in der Koalition CDU/FDP/Grüne („Jamaica-Koalition“) mit ihm gute Erfahrungen gemacht hätten.

Dr. Claudius Weisensee (40) war bei einer Versammlung der Freien Demokraten vergangenen Freitag in geheimer Wahl mit 13 Ja-Stimmen offiziell zum FDP-Bürgermeisterkandidat gewählt worden, es gab eine Enthaltung und eine Gegenstimme. Der 40-Jährige betonte gegenüber den Mitglieder der FDP laut Pressemitteilung, er wolle Gräben zwischen den politischen Lagern überwinden und mit einem umfangreichen Programm ein Angebot für alle machen. Der FDP-Vorstand hatte den Verwaltungsjuristen vorgeschlagen.

Nachtrag 15.09.2020: FDP-Bürgermeisterkandidat Dr. Claudius Weisensee hat sich bei den Grünen für die erklärte Unterstützung inzwischen persönlich bedankt. Er gab bei dem Treffen einen Ausblick auf die kommenden Wahlkampfwochen und die Themen, die er im „Wettstreit der Ideen“ zu setzen gedenke. Seit gemeinsamen „Jamaika“-Tagen im Stadtrat (2006 bis 2011) passe die Chemie zwischen Bündnis 90 / Die Grünen und Freien Demokraten in Einbeck, heißt es in einer Pressemitteilung. Als GGG oder bilden die Vertreter der beiden Parteien im Stadtrat eine Grün-Gelbe-Gruppe. Gemeinsamkeiten gebe es beim Thema Straßenausbaubeiträge, für deren Abschaffung die Gruppe plädiert. Weisensee erklärte, er wolle „die politischen Gräben in Einbeck zuschütten und wählbar für alle sein“. Ein Lagerdenken sei ihm fremd. Es gebe viele Aufgaben, die unabhängig von der politischen Farbenlehre angegangen werden müssten: Lebenswichtig sei der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und des Klimas, für den auch die lokale Ebene einen Beitrag leisten müsse. Das Erscheinungsbild der Stadt müsse sich verbessern, damit der Einkaufsbesuch in der Innenstadt ein Erlebnis bleibe. Die Integration der Neu-Einbecker müsse gelingen und die Stadt und ihre Ortschaften müssten für Rückkehrer attraktiver werden, heißt es in der Pressemitteilung.

Grüne und FDP v.l. Ute Helmke, Manfred Helmke, Marion Christ, Dr. Claudius Weisensee, Maurice Christ, Günter Rönpagel, Dietmar Bartels und Dr. Marion Villmar-Doebeling. Foto: FDP Einbeck

Sie hat Lust auf Zukunft

Jetzt ist auch die Titelverteidigerin ins Rennen um die Spitzenposition im Einbecker Rathaus eingestiegen, hat gestern ihr Wahlprogramm offiziell vorgestellt. Wobei sich die Bürgermeisterin selbst lieber als „Erste unter Gleichen“ sieht. „Ich hab‘ Lust auf Zukunft“, lautet der Slogan von Dr. Sabine Michalek für die Wahl am 1. November. Ihre Website, die sie als zentral für ihren Wahlkampf sieht, ist ganz im Brombeer-Ton gehalten. Vieles habe sie seit 2013 gemeinsam mit vielen Menschen anschieben können, positive Veränderungen seien sichtbar. „Wir sind auf dem richtigen Weg, ich kann auf Erfolge zurück greifen und habe gezeigt, dass ich’s kann.“ Dr. Sabine Michalek bewirbt sich voller Überzeugung bei der Bürgermeisterwahl am 1. November um eine weitere Amtszeit im Einbecker Rathaus. Sie sagt aber auch heute bereits: 2026 werde sie dann definitiv nicht ein weiteres Mal antreten.

„Sabine on tour“: Mit dem Fahrrad ist die Bürgermeisterin unterwegs in den 46 Ortschaften.

Dr. Sabine Michalek kandidiert bewusst wieder wie schon vor acht Jahren als Einzelbewerberin. „Bürgermeister ist kein parteipolitisches Amt“, sagt die 53-Jährige. Die CDU bleibe ihre politische Heimat und unterstütze auch ihre Kandidatur. Mit den Grünen habe sie ebenso Unterstützungsgespräche geführt, genauso wie mit der GfE, die Mitglieder von „Gemeinsam für Einbeck“ entscheiden am 22. September darüber, ob sie einen Kandidaten unterstützen wollen. Die Grünen werden sich in den nächsten Tagen äußern.

Wahlkampf unter Corona-Bedingungen ist nicht einfach, aber so gut es geht möchte Dr. Sabine Michalek mit den Menschen vor Ort ins persönliche Gespräch kommen. Online-Talks etwa via Skype oder bei Instagram hat sie bislang nicht geplant, telefonisch steht sie jeden Montag zwischen 20 und 21 Uhr unter einer speziellen Telefonnummer zum Gespräch bereit. Sie will lieber in persönlichen Gesprächen erläutern, was sich seit ihrem Amtsantritt vor inzwischen sieben Jahren bewegt hat und welche Pläne sie für die nächsten fünf Jahre im Bürgermeisteramt hat. Seit einer Woche ist die 53-Jährige an den Wochenenden außerhalb der Dienstzeit unterwegs, „Sabine on tour“: Die passionierte Radfahrerin besucht die 46 Einbecker Ortschaften. Im Anhänger dabei hat sie alkoholfreie Erfrischungen aus der Bierstadt, corona-konform in verschlossenen Flaschen und mit Info-Anhängern versehen. Für jeden dieser abgegebenen Anhänger spendet Michalek 1 Euro für den Wiederaufbau des Salzderheldener Salinen-Förderturms und die Aktion „Alarmstufe Rot“ des Vereins Stadtpartie.

Erster Stopp der zweiten Tour am kommenden Sonntag, 6. September, ist Holtershausen. Dort wird sich Sabine Michalek von 10.45 bis 11.30 Uhr am Holzkreuz, Auf der Mönchelieth, aufhalten. Den nächsten Stopp wird sie von 12 bis 12.30 Uhr vor der Fahrzeughalle der Feuerwehr in Naensen machen. In Stroit wird sie sich von 12.45 bis 13.15 Uhr vor der ehemaligen Bäckerei Mataika aufhalten. An der „Einheitseiche“ in Brunsen hält sie von 13.30 bis 14 Uhr. In Voldagsen wird sie von 14.15 bis 14.45 Uhr am Ortsausgang Richtung Hallensen, pausieren. Dann geht es weiter nach Hallensen, wo ein Stopp von 15 bis 15.30 Uhr auf dem Hof Hermann Kass, Hallensen 17, geplant ist. Von da geht es weiter nach Wenzen zum „Dorfplatz“ Hillebach / B 64. Dort wird Sabine Michalek von 15.45 bis 16.15 anhalten. Die letzte Station der zweiten Tour ist in Bartshausen auf dem Hof Jörg Buschbohm-Helmke, Birkenfeld 1, von 16.45 bis 17.15 Uhr geplant.

Persönliche Gespräche, wenn auch corona-konform mit Abstand: Darauf setzt die passionierte Radfahrerin bei ihrer „Sabine on tour“, hier in Ahlshausen.

Zwei weitere Gesprächsformate hat Dr. Sabine Michalek in Planung, neben Infoständen auf dem Marktplatz in kleiner Besetzung im Oktober. Die Bürgermeisterin bietet den Bürgern an, sich individuell mit ihr zum Kaffee zu verabreden, jeweils bei den Menschen vor Ort. Als einzige „Großveranstaltung“ mit maximal 50 erlaubten Teilnehmern gibt es am 21. September „Auf nen Schnack mit Sabine“ Informationen und Gulaschsuppe im Hotel Panorama.

Auf ihrer neuen Website präsentiert sich Sabine Michalek persönlich, ohne privat zu werden. Die 53-Jährige beschreibt sich abseits der Politik als Kulturbegeisterte, Gartenfreundin und Familienmensch, der den ehrlichen Austausch im Freundeskreis schätzt. Besucher der Seite können erfahren, dass Gartenarbeit für die promovierte Gartenbauwissenschaftlerin Ausgleich zum Bürgermeisterin-Job ist, der zwar bereichernd, aber auch fordernd und anstrengend sein kann. Und dass Musik mit ihrer Violine Sabine Michalek gleichermaßen ermöglicht, vom Alltag abzuschalten und Kontakte zu knüpfen. Das Titelfoto der Rubrik „Familienmensch“ zeigt schön, dass Ehemann Wolfgang und die Söhne Lorenz und Kilian sie zwar tragen und unterhaken, dass sie aber selbst nicht gerne im Vordergrund stehen.

Inhaltlich hat Sabine Michalek sieben Standpunkte in ihrem Wahlprogramm auf ihrer Website formuliert und jeweils aufgelistet, was sie erreicht und was sie vor hat. Aus der Fülle der Themen von Wirtschaft über Familie und Bildung bis zur Infrastruktur hier mal nur ein paar Beispiele: Die Wirtschaftsförderung und Einbeck Marketing möchte Michalek noch besser verzahnen und für das dringliche Thema Leerstandmanagement in der Innenstadt die Position eines City-Managers schaffen. Nach Ende des Zukunftsvertrages 2021 will die Bürgermeisterin auch wieder mehr in die Bereiche Tourismus und Kultur investieren, die bislang unter den Sparzwängen litten. Sie möchte weiter mehr Krippenplätze schaffen, um die steigende Nachfrage befriedigen zu können. Auch weitere Kita-Gebäude müssten modernisiert werden. Mit dem Projekt „Pimp your town“ möchte Michalek Jugendliche stärker für Kommunalpolitik interessieren. Michalek räumt selbstkritisch ein, bei der Reaktivierung der Bahnstrecke anfänglich skeptisch gewesen zu sein. Heute könne man sagen, dass die Bahnstrecke sich lohne, die Fahrgastzahlen liegen deutlich über den Erwartungen. Deshalb müssten in Zukunft auch Züge bis zum PS-Speicher/BBS durchfahren. Michalek möchte stärker auf die Wasserstofftechnologie als Antriebstechnik setzen, den geplanten ZOB zur Mobilitätszentrale weiterentwickeln, an der nicht nur Züge und Busse halten, sondern jeder auch beispielsweise E-Bikes leihen kann. Die neuen Eigentümer des Einbecker Bürgerspitals möchte Michalek unterstützen, für einen Neubau Fördermittel zusammen zu tragen. „Ich bin sehr zuver­sichtlich, dass wir mittel­fristig auch hier erfolg­reich sein werden“, sagt die Bürgermeisterin als Kandidatin. Bürgerschaftliches Engagement liege ihr am Herzen, möchte sie weiter fördern, ihre Idee eines Bürgerpreises möchte sie weiter verfolgen. Nicht nur aktuell gelte es dabei, die Freiwilligen Feuerwehren zu unterstützen. Michalek: „Das, was sie leisten, ist mit Geld nicht zu bezahlen, aber mit Anerkennung und dem zur Verfügung gestellten ausreichenden Material.“

Kandidiert wieder bei der Bürgermeisterwahl in Einbeck am 1. November: Dr. Sabine Michalek, hier vor der Skulptur „Mobilität“ von Hans-Werner Kalkmann am PS-Speicher.

Wenn erst der Zug bis zur Sachsenbreite fährt…

Bei seinem Besuch bei der Ilmebahn GmbH machte SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller sozusagen eine Reise von der Realität in die Zukunft. Während mit der Reaktivierung der Bahnstrecke bis Einbeck-Mitte die Fahrgastzahlen die Erwartungen deutlich übertreffen, gehört am Endpunkt Sachsenbreite unweit des Klapperturms noch viel Phantasie dazu, sich auf dem Maisacker einen Holzladeplatz und vielleicht sogar einen Park&Ride-Pendlerparkplatz vorzustellen. Beides ist in komplizierter, langwieriger Planung, informierte Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel gemeinsam mit Aufsichtsratsvorsitzender Landrätin Astrid Klinkert-Kittel und Ilmebahn-Prokurist Dr. Hartmut Heuer.

Ein Foto an der Sachsenbreite mit SPD-Kandidat Dirk Heitmüller.

Bis zum Bahnkilometer 7,72 machte sich Dirk Heitmüller am Bahnhof Einbeck-Mitte, auf dem Betriebshof der Ilmebahn sowie am Haltepunkt Fichtestraße am PS-Speicher kundig über den Sachstand mehrerer Projekte. Am Bahnhof Einbeck-Mitte wurde dem Salzderheldener Ortsbürgermeister bestätigt, dass die reaktivierte Strecke sehr gut angenommen werde, die Zahlen über den Erwartungen liegen. Deutlich sogar. Gerne würde die Ilmebahn auch noch, vor allem im nahen Winter, ihr Bahnhofsgebäude für Zugreisende öffnen, man zögere aber ob der zahlreichen Beschmierungen und Vandalismus-Ereignisse in jüngster Zeit auf dem Bahnsteig-Areal, schilderten Geschäftsführer Christian Gabriel und Prokurist Dr. Hartmut Heuer unisonso. Vielleicht lasse sich in Verbindung mit den laufenden Planungen der ZOB-Umgestaltung eine Unterstand-Lösung für beide Seiten finden und gleichzeitig Doppelstrukturen vermeiden.

Dirk Heitmüller an der grünen Ilmebahn-Lok.

Auf dem Betriebshof der Ilmebahn erfuhr der SPD-Bürgermeisterkandidat, dass dort drei Mechaniker und ein Meister in der Werkstatt arbeiten, die 30 Busse und zwei Lokomotiven warten. Die Ilmebahn würde gerne weitere moderne Diesel-Hybrid-Busse anschaffen, das Problem sei bei Gesamtkosten von 246.000 Euro und einer 40-Prozent-Förderung der verbleibende hohe Eigenanteil, informierte Gabriel seinen Gast.

Auf dem Bahnsteig Fichtestraße zwischen PS-Speicher und Hotel Freigeist (v.l.): Dirk Heitmüller, Christian Gabriel, Astrid Klinkert-Kittel, Dr. Hartmut Heuer.

Begründete Hoffnung macht sich die Ilmebahn, in Zukunft einige Züge bis zum bestehenden Haltepunkt Fichtestraße am PS-Speicher durchfahren lassen zu können. Die Strecke dafür ist jedenfalls bereits ausgerüstet. Die bislang eher ablehnende Landesnahverkehrsgesellschaft beginne auch umzudenken. Ende September habe man die nächsten Gespräche, sagte Ilmebahn-Aufsichtsratschefin Astrid Klinkert-Kittel, man könne vorsichtig optimistisch sein. Heute stehen einige Zugverbindungen länger in Einbeck-Mitte, diese Züge könnte man auch stattdessen bis Fichtestraße weiterfahren lassen. Es müssten ja gar nicht alle Züge durchfahren, aber morgens und mittags zur Schulzeit der nahen BBS Einbeck und am Wochenende für den PS-Speicher würde ein durchgehendes Schienenangebot bis zur Fichtestraße gut nachgefragt, ist Ilmebahn-Geschäftsführer Christian Gabriel sicher.

Auf dem Bahnsteig Einbeck-Mitte (v.l.): Andreas Filipps, Peter Traupe, Dirk Heitmüller, Christian Gabriel, Dr. Hartmut Heuer (verdeckt) und Astrid Klinkert-Kittel.

Ein politischer Rückkehrer

Angeblich war der Ort ja reiner Zufall, die politische Symbolik aber war an diesem Spätsommertag unübersehbar. Die FDP stellte ihren Kandidaten für die Bürgermeisterwahl auf dem Dohrenberg vor, mit Panoramablick auf Heldenburg, Salzderhelden und auch Einbeck. Und als Dr. Claudius Weisensee dann auch noch von der FDP-Vorsitzenden Dr. Marion Villmar-Doebeling ein Blumenbukett mit einer großen Sonnenblume überreicht bekam und man weiß, dass der Naturerlebnisraum Dohrenberg ein Herzensprojekt von GfE-Grandseigneur Albert Thormann ist und Weisensee bei ihm anschließend zur Weinprobe war, dann ist das politische Angebot des FDP-Kandidaten an die Grünen und „Gemeinsam für Einbeck“ offenkundig. Die Parteien wollen über ihre Unterstützung in den nächsten Tagen entscheiden.

Claudius Weisensee mit Verlobter Adriana Rodrigues und den symbolträchtigen Blumen.

Seine Kandidatur hat frischen Wind in die beginnende Positionierung der Bewerber um das Bürgermeisteramt in Einbeck gebracht, ohne Zweifel. Die FDP sieht in Claudius Weisensee einen politischen Rückkehrer, der nach ersten beruflichen Erfahrungen andernorts nun wieder in seine Heimatstadt kommt, in der er aufgewachsen ist, auch politisch. Und der nach einem politischen Ausflug zur SPD („Das war nicht die beste Idee meines Lebens“) nun wieder zurückkehrt und bei der FDP Politik machen möchte, wie schon in den vergangenen 24 Jahren. Er habe sich im Februar massiv geärgert, dass Lindner, Kubicki & Co. die Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) mit Stimmen der AfD nicht sofort verdammten. Spontan ist Weisensee deshalb damals bei den Freien Demokraten ausgetreten. Weil er sich schon immer als sozialliberal sieht und auch familiär eher sozialdemokratisch geprägt war, wurde Weisensee Mitglied bei der SPD. Er sei dort in Karlsruhe freundlich aufgenommen worden, habe aber schnell gemerkt, dass seine politische Heimat doch die FDP sei und sei wieder bei den Sozialdemokraten ausgetreten. In den nächsten Tagen ist der 40-Jährige dann zurück bei den Freien Demokraten.

Die Einbecker FDP-Mitglieder entscheiden über die Kandidatur formal am kommenden Freitag. Eine breite Zustimmung gilt jedoch als ausgemacht: Die FDP geht mit Dr. Claudius Weisensee ins Rennen, der Vorstand hat den 40-Jährigen schließlich als einzigen vorgeschlagen. Neben Amtsinhaberin Dr. Sabine Michalek (CDU) tritt bislang Dirk Heitmüller (SPD) bei der Direktwahl an. Bei beiden hatte die FDP überlegt, diese zu unterstützen, und sich nach den Gesprächen mit ihnen dann doch für einen eigenen Kandidaten und Dr. Claudius Weisensee entschieden, wie Einbecks FDP-Vorsitzende Dr. Marion Villmar-Doebeling sagte. 

Im Kandidatenfeld könne er eigene Akzente setzen, sagte Weisensee. Er bringe den Blick von Innen und Außen mit. Auch wenn er seit zehn Jahren nicht mehr hier lebe, sondern jetzt im fünf Autostunden entfernten Karlsruhe, sei er immer mit einem Auge und Ohr in Einbeck gewesen, „und mit dem Herzen sowieso“, sagte der 40-Jährige. Sein Ziel ist, zunächst in die Stichwahl zu kommen. „Ich möchte Bürgermeister werden“, macht er deutlich, für eine reine Zählkandidatur wäre er nicht zu haben gewesen, als ihn FDP-Kreisvorsitzender Christian Grascha im Juli angerufen hat. „Wir freuen uns, dass Claudius Weisensee zurückkehrt“, sagte Grascha. „Er ist einfach ein guter Typ.“ Er kenne ihn seit gemeinsamer Zeit bei den Jungen Liberalen vor 23 Jahren. Und er habe Weisensee nicht nur wegen seiner Verwaltungs- und Fachkompetenz gefragt, sondern weil er ein echtes Angebot für alle Bürger und alle politischen Lager des demokratischen Spektrums sei, mit seiner positiven Art Menschen zusammenführen und sich blockierende parteipolitische Grabenkämpfe beenden könne. Christian Grascha: „Für Einbeck ist seine Kandidatur eine echte Chance.“

Claudius Weisensee hat sein Wahlprogramm selbst geschrieben, möchte den Wahlkampf zu einem Wettbewerb der Ideen machen, wie Einbeck 2030 aussehen soll. „Eine Stadt, 46 Ortschaften, 37 Seiten, 719 Zeilen voller Ideen“, hat der Volljurist sein Programm überschrieben und bereits auf seiner Website hochgeladen.

Sich selbst wählen wird Claudius Weisensee nicht können. Der zurzeit als Oberregierungsrat in der Verwaltung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe arbeitende promovierte Verwaltungsjurist kann bis zur Wahl nicht mehr fristgerecht seinen Wohnsitz nach Einbeck verlegen, um hier selbst seine Stimme bei der Wahl abgeben zu können. Für den Wahlkampf hat der Bundesbeamte sich freimachen können, wird den gesamten Oktober in Einbeck sein, außerdem die zwei Wochen bis zur möglichen Stichwahl am 15. November. Im September werde er, wie schon zuletzt, an den Wochenenden in Einbeck weilen und für sein Ziel kämpfen. Auch wenn der Wahlkampf in Corona-Zeiten anders aussehen wird und viele Online-Angebote auch aus Karlsruhe möglich wären. Als bislang einziger Bürgermeisterkandidat hat Weisensee die Vorstellung seiner Kandidatur live bei Facebook ins Internet übertragen, die komplette Aufzeichnung ist dort weiterhin abrufbar.

„Ich möchte Bürgermeister werden“: Dr. Claudius Weisensee (r.) mit der Einbecker FDP-Vorsitzenden Dr. Marion Villmar-Doebeling und FDP-Kreisvorsitzenden Christian Grascha.

Das Rennen beginnt

Mit der Ankündigung der FDP-Kandidatur von Claudius Weisensee (40) als bislang dritten Bewerber ist Bewegung in den noch weitgehend in den Startlöchern stehenden Bürgermeisterwahlkampf gekommen. Nach Ende der Sommerferien startet das Rennen um den Chefsessel im Einbecker Rathaus. SPD-Herausforderer Dirk Heitmüller (51) tourt bereits seit einigen Tagen durch die Dörfer. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (CDU) lädt für Sonnabend zu einer ersten Radtour ein und möchte kommende Woche auch ihre Pläne vorstellen. Wer bis 2026 an der Einbecker Spitze steht, entscheiden die Wähler am 1. November.

Dass die FDP ihren Kandidaten Dr. Claudius Weisensee am Sonnabend ausgerechnet in Salzderhelden offiziell vorstellen will, dürfte kein Zufall sein. Ist doch SPD-Kandidat Dirk Heitmüller Ortsbürgermeister von Salzderhelden. Der Ort des Geschehens im Naturgebiet Dohrenberg könnte aber auch ein weiterer Hinweis darauf sein, wie sich die anderen Parteien bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 14. September verhalten.

Im eigenen Video auf seiner Facebook-Seite erklärt Bürgermeisterkandidat Dr. Claudius Weisensee, warum er von der FDP zur SPD und wieder zurück wechselt.

Die GfE („Gemeinsam für Einbeck“) wird nach den Worten ihres Vorsitzenden Georg Folttmann wohl keinen eigenen Kandidaten aufstellen und die Frage einer möglichen Unterstützung eines der anderen Kandidaten bei einer Mitgliederversammlung entscheiden.

Die mit der GfE im Stadtrat verbundene Bürgerliste Kreiensen will das ebenfalls in Absprache mit der GfE in einer Mitgliederversammlung entscheiden, in der sich alle Kandidaten vorstellen sollen. Ob es eine offizielle Unterstützung geben werde, sei aber noch offen, erklärte Frank-Dieter Pfefferkorn für die Bürgerliste.

Die Grünen wollen bei einer Ortsverbandsversammlung am 31. August entscheiden, wie sie sich verhalten wollen, teilte Dietmar Bartels für seine Partei mit.

Dr. Sabine Michalek. Foto: privat

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (CDU), die als Einzelbewerberin antritt, kündigte heute unter dem Motto „Sabine on Tour“ an, an den kommenden Wochenenden mit dem Fahrrad durch das gesamte Stadtgebiet zu fahren. Die erste Radtour soll gleichzeitig der Startschuss für ihren Wahlkampf sein. „Ich möchte in den kommenden zwei Monaten möglichst alle Ortsteile erreichen, um dort mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Natürlich unter strenger Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln, die uns die Corona-Pandemie im Moment auferlegt“, erklärte die 53-Jährige per Pressemitteilung.

Die erste Radtour führt in die Ortschaften Vogelbeck, Ahlshausen, Opperhausen, Rittierode und Salzderhelden. Den ersten Stopp wird Sabine Michalek von 13 bis 13.30 Uhr vor der Sporthalle in Vogelbeck machen. In Ahlshausen wird sie sich von 14 bis 14.30 Uhr am „Schwalbenhaus“, Ahlshäuser Lieth, aufhalten. Vor dem Gasthaus Tappe in Opperhausen, Schulstraße , hält sie von 15 bis 15.30 Uhr. In Rittierode wird sie von 16 bis 16.30 Uhr am Feuerwehrhaus, pausieren. Der letzte Halt der ersten Tour ist in Salzderhelden auf dem Hof Anne und Heinz-Hermann Wolper, Einbecker Straße 50, von 17 bis 17.30 Uhr geplant. 

An der bröselnden Heldenburg-Mauer

Er kennt die Heldenburg, natürlich. Thomas Oppermann ist in Edemissen aufgewachsen, dort vier Jahre lang zur Schule gegangen, hat 1975 an der Goetheschule Abitur gemacht. „Hier war ich bestimmt 100 Jahre nicht mehr“, entfuhr es dem Bundestagsvizepräsidenten dann auch eher im übertragenden Sinne, als er von seinem Parteifreund Dirk Heitmüller am Fuße der Burg begrüßt wurde. Es ging um die weitere Sanierung der Heldenburg, die Unterstützung des Bundes, aber natürlich ging es auch um die Bürgermeisterwahl in Einbeck.

Blick auf Salzderhelden: SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller (l.) im Gespräch mit Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD).
Vor der Burg-Kapelle, die ein Dach bekommen soll: Dirk Heitmüller (l.) mit Thomas Oppermann.

Rund 1,5 Millionen Euro sollen in den nächsten Jahren in die Heldenburg fließen, insgesamt in fünf Bauabschnitten. Für den ersten sollen möglichst noch in diesem Jahr die Arbeiten ausgeschrieben werden, hier soll die untere Stützmauer zu den Grundstücken am Heldenberg saniert werden. Bund und Land geben jeweils 175.000 Euro für diese Maßnahme. Oppermann konnte sich in Berlin für die Förderung einsetzen. Nun zeigte ihm Dirk Heitmüller am oberen Mauerteil, wie der Mörtel von den Mauern bröselt. „Die Heldenburg ist eine prägende Anlage, sie ist schon von weitem zu sehen“, sagte Oppermann, das habe er erst jetzt wieder bei der Anfahrt aus Richtung Stöckheim vor Augen gehabt. Die Heldenburg sei von großer Bedeutung, vermittele sie doch das Bewusstsein geschichtlicher Zusammenhänge, sagte der SPD-Politiker mit Wahlkreis in Göttingen. Deshalb sei auch eine Sanierung wichtig.

Beim geschichtlichen Wissen konnte SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller, der auch Vorsitzender des Fördervereins Heldenburg und Ortsbürgermeister in Salzderhelden ist, seinem Gast noch etwas auf die Sprünge helfen: Das Niedersachsen-Ross habe hier seinen Ursprung, berichtete Heitmüller. 1361 hat Herzog Albrecht I. erstmals ein nach links springendes Pferd als Wappensymbol verwendet. Von 1320 bis 1596 diente die Heldenburg der Welfenlinie von Braunschweig-Grubenhagen als Residenz.

Salzderhelden habe nichts mit Helden zu tun, auch das war Thomas Oppermann nicht mehr so präsent. Der Ortsname bedeute so viel wie Salzwerk am steilen Bergabhang, einer „helde“. Natürlich hatte Oppermann von dem zerstörenden Feuer der Saline gehört, erkundigte sich bei Heitmüller nach dem Sachstand von Ermittlungen und Aufbauplänen. Die Saline gehöre zur Identität des Ortes ebenso wie die Heldenburg, sagte Thomas Oppermann.

Schnell noch ein Handy-Foto vom Blick in Richtung Edemissen: Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) auf der Heldenburg.

Als finaler Sanierungsschritt bei der Heldenburg ist ein Dach auf der Burgkapelle geplant, auch dieses Vorhaben erläuterte Heitmüller Oppermann vor Ort und überreichte ihm die Nutzungsstudie und die aktuellste Buchveröffentlichung über die Heldenburg. Schon heute werde die Heldenburg von vielen Gästen besucht, berichtete Heitmüller, der auch selbst in historischem Gewande Führungen anbietet. Ein Dach über der Burgkapelle könne aber die Nutzung noch intensivieren, beispielsweise auch für Hochzeiten. Und eine Nutzung sei für die Anlage am Wichtigsten, um sie erhalten zu können.

Zum Abschluss tauschten sich Heitmüller und Oppermann zur bevorstehenden Bürgermeisterwahl in Einbeck aus. Der Kandidat schilderte seinen begonnenen Wahlkampf mit intensiven Bereisungen aller Ortschaften. Die Amtsinhaberin habe es ja leider bis heute nicht zu einer einzigen Ortsratssitzung in Salzderhelden geschafft, bedauerte er. Präsenz bei den Menschen sei wichtig, sagt der Kandidat, selbst unter schwierigen aktuellen Corona-Bedingungen, bei denen man den Bürgern ja noch nicht mal einen Kugelschreiber überreichen dürfe, ohne ihn zu desinfizieren. Thomas Oppermann nimmt Einbeck als eine Stadt mit einer guten Mischung zwischen Stadt und ländlicher Gegend wahr, das hätten nicht viele Orte vorzuweisen. Und nicht zuletzt dank PS-Speicher als Stadt auf dem aufsteigenden Ast. „Einbeck gehört zu den Hoffnungsträgern“, sagte der Bundestagsvizepräsident aus Göttingen. Durch die jetzt guten Zugverbindungen könnten Menschen, die in der Unistadt arbeiten, auch in der Umgebung von Einbeck wohnen und pendeln.

SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller wollte die ursprünglich bereits früher geplante Visite Oppermanns zwar am Liebsten als Infobesuch beim Förderverein Heldenburg verstanden wissen, dessen Vorsitzender er ist. Das wird jedoch schwierig, wenn im Gefolge mehr Sozialdemokraten zu sehen sind als Mitglieder des Fördervereinvorstandes.

Der Mörtel an der Mauer bröselt, zeigte Dirk Heitmüller (l.) seinem Besucher Thomas Oppermann.

Dr. Claudius Weisensee will Bürgermeister werden

Dr. Claudius Weisensee will Bürgermeister in Einbeck werden. Der 40-Jährige hat mir gestern Abend meine entsprechende Internet-Recherche bestätigt: Weisensee wird für die FDP bei der Bürgermeisterwahl am 1. November antreten. Offiziell soll seine Kandidatur am Sonnabend bekannt gegeben werden. Eine Woche später wollen die Mitglieder den Volljuristen nominieren. Damit gibt es jetzt neben Amtsinhaberin Dr. Sabine Michalek (CDU) und SPD-Mann Dirk Heitmüller drei Kandidaten bei der Bürgermeisterwahl in Einbeck.

Dr. Claudius Weisensee. Foto: privat

Claudius Weisensee ist in Einbeck aufgewachsen, hat hier 2001 an der BBS sein Abitur gemacht, anschließend seine Ausbildung zum Zeitungsredakteur. Danach hat er von 2006 bis 2010 Jura studiert und 2014 promoviert. Heute arbeitet der 40-Jährige als Oberregierungsrat in der Justizverwaltung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe. Claudius Weisensee war für die Freien Demokraten 2001/2002 Kreistagsabgeordneter, von 2006 bis 2010 in Einbeck Mitglied des Stadtrates, außerdem ab 2005 FDP-Ortsverbandsvorsitzender in Einbeck.

Im Frühjahr war Weisensee nach der Thüringen-Ministerpräsidentenwahl und der Reaktion seiner Partei darauf aus der FDP ausgetreten, was er selbst bei Facebook öffentlich machte. Zwischenzeitlich war Weisensee, der sich als sozialliberal verortet, nach eigenen Angaben bei der SPD eingetreten. Heute ist Claudius Weisensee parteilos, er wolle aber wieder in die FDP eintreten.

Er kandidiere mit vollem Einsatz und wolle gewinnen, sagte mir Weisensee. Den Wählerinnen und Wählern habe er eine Menge anzubieten, persönlich ebenso wie thematisch. Er freue sich auf einen intensiven Wahlkampf in den nächsten Wochen, für den er natürlich vor Ort präsent sein werde.

SPD-Bürgermeisterkandidat fordert mehr bezahlbaren Wohnraum

Mehr bezahlbaren Wohnraum in Einbeck fordert der Bürgermeisterkandidat der SPD, Dirk Heitmüller. Dafür zuständig sieht er die Einbecker Wohnungsbaugesellschaft (EWG), schreibt der 51-Jährige in einer aktuellen Stellungnahme. Kommunale Wohnungsbaugesellschaften seien die verlässlichen Partnerinnen der örtlichen Kommunalpolitik – bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums ebenso wie bei einer sozialen Stadtviertelentwicklung. „Dafür wurden kommunale Wohnungsbaugesellschaften gegründet“, erklärt Ratsherr Dirk Heitmüller. Gesellschafter der EWG sind die Stadt Einbeck, die Stadtwerke Einbeck und die Sparkasse Einbeck. Das Thema „Bezahlbare Wohnungen“ steht auch am Donnerstag auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungsausschusses; die SPD hatte zu Jahresbeginn bereits einen entsprechenden Antrag im Stadtrat gestellt, über den nun diskutiert werden soll.

Symbolfoto Baustelle, hier das ehemalige Waisenhaus in der Baustraße 2017.

Die EWG habe in der Vergangenheit zwar Wohnraum geschaffen, räumt Heitmüller ein. Für Menschen mit kleinem Geldbeutel seien die Mietpreise oftmals jedoch nicht erschwinglich. Und in Einbeck fehle gerade für Menschen mit niedrigem Einkommen bezahlbarer und möglichst auch barrierefreier Wohnraum, meint der SPD-Bürgermeisterkandidat. Dieser Wohnraum sollte nach den Vorstellungen von Heitmüller möglichst in der Nähe von Einkaufsgelegenheiten und Ärzten sowie mit Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) entstehen. „Von daher bietet sich neben der Kernstadt auch der Stadtteil Kreiensen für den sozialen Wohnungsbau an“, sagt Heitmüller.

Dirk Heitmüller. Foto: SPD

Heitmüller möchte Versäumnisse der vergangenen Jahre beseitigen, wie er schreibt. Mit Blick auf Fördermöglichkeiten möchte der Bürgermeisterkandidat die kommunale Wohnungsbaugesellschaft mit einer raschen Umsetzung beauftragen. Dirk Heitmüller erwartet nach eigener Darstellung ein Konzept für eine Stadtentwicklung mit Perspektive. „Wichtig sind durchmischte Wohngebiete und Stadtviertel sowie Ortskerne, die den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum rasch decken“, schreibt Heitmüller. „Ich stehe für die Entwicklung eines Konzeptes für sozialen Wohnungsbau. Wohnraum muss bezahlbar sein, auch für Bürgerinnen und Bürger mit niedrigem Einkommen.“

Der Wohnungsmarkt für sozial Schwache wird abweichend von den Ausführungen im SPD-Antrag von der Verwaltung deutlich weniger problematisch gesehen. So heißt in den Beratungsunterlagen für die nächste Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses (27. August, 17 Uhr, Rathaushalle) in Reaktion auf den Antrag der sozialdemokratischen Ratsfraktion. Nach Einschätzung der Verwaltung gebe es für sozial Schwache in Einbeck eine insgesamt gute Versorgung mit preiswertem Wohnraum; Wohnungsmangel dürfte sich in diesem Sektor eher auf Einzelfälle beschränken, heißt es. Die Mietobergrenze betrage momentan 5,60 Euro pro Quadratmeter in den ersten drei Jahren nach Bezugsfertigkeit. Danach seien moderate Mieterhöhungen möglich (bis zu 2,5 Prozent in 15 Monaten). Nach Aussage der Einbecker Wohnungsbaugesellschaft ist das Mietniveau in Einbeck vergleichsweise niedrig (2018: etwa 5,15 Euro), schreibt die Stadtverwaltung. Die Nachfrage übersteige nicht das Angebot, es müssten keine Wohnungsinteressenten abgewiesen werden.

Die Nachfrage nach Sozialwohnungen sei gering, sozial Schwache fänden in der Regel ausreichend preiswerten Wohnraum, heißt es in der Stellungnahme der Einbecker Stadtverwaltung. Die Zahl der ausgestellten Wohnberechtigungscheine sei seit Jahren rückläufig, 2019 seien noch gerade acht „B-Scheine“ ausgestellt worden, im Jahr 2012 seien es mit 19 B-Scheinen noch mehr als doppelt so viele gewesen. Vier Eigentümer hätten außerdem Anträge auf Freistellung von der Belegungsbindung bewilligt bekommen, sodass der Wohnraum an nicht berechtigte Menschen vermietet werden konnte, berichtet die Stadt Einbeck.

Die SPD-Stadtratsfraktion hatte in ihrem Antrag hingegen von einem Anstieg des Mietpreises in den vergangenen vier Jahren um über neun Prozent gesprochen. Darüber hinaus seien viele Wohnungen aufwändig saniert worden, was zu einer weiteren Steigerung geführt habe, kritisieren die Sozialdemokraten. Es gebe zwar insgesamt noch verfügbare Wohnungen in Einbeck, der Mietpreis sei aber insbesondere für Empfänger von Alg II nicht „angemessen“ nach den Kriterien des entsprechenden Amtes. Alternative Wohnungen befänden sich mitunter in einem desolaten Zustand.

Bei Cappuccino und Einbecker Brauwasser

Morgens um 10 in Einbeck: Über den Marktplatz schlendert ein gut gelaunter Stephan Weil, winkt Leuten zu, die ihn erkennen. Der Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzende ist an diesem Vormittag auf Stippvisite in Einbeck, um den Bürgermeisterkandidaten seiner Partei im Wahlkampf für den 1. November zu unterstützen. Ein paar Tipps als ehemaliger Oberbürgermeister von Hannover hat er dann auch noch im Gepäck. Bei Cappuccino und Einbecker Brauwasser plaudert Weil mit Dirk Heitmüller und anderen SPD-Politikern in der Einbecker Kaffeerösterei von Alexander Pohl.

SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller (r.) mit Ministerpräsident Stephan Weil.

Doch die Gespräche drehen sich schnell um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft, auf Einzelhandel und Gastronomie in Einbeck. Dirk Heitmüller hatte den Ort der Begegnung vorgeschlagen, weil Kaffeeröster Alexander Pohl auch Kreisvorsitzender der Dehoga ist, des Hotel- und Gaststättenverbandes. Pohl registriert inzwischen wieder eine stärkere Frequenz, die „heißeste Phase des Jahrhunderts“ habe man durchlebt, als junges, knapp vier Jahre altes Unternehmen sei das schon haarig gewesen, sagt Pohl. Inzwischen schätzten aber viele Einbecker den Qualitätskaffee. Pohls Partner im Kaffee-Geiste, Andreas Berndt aus Hannover, kennt Stephan Weil schon seit dessen Zeit beim Einbecker Brauhaus und jetzt aus Hannover. Beim Brauhaus war Pohl auch vor seiner Kaffee-Selbstständigkeit beschäftigt. Das sei offenbar eine gute Wertschöpfungskette, erst Bier, dann Kaffee, scherzt der Ministerpräsident.

Dirk Heitmüller schildert Stephan Weil, wie Einbecker Einzelhändler in Zeiten von Corona gut zusammen gehalten haben. Beruflich als Mediaberater habe er bei den Aktionen ein starkes Gemeinschaftsgefühl erlebt, sagt der Bürgermeisterkandidat. Der Einzelhandel in Zukunft müsse stationären und Internet-Handel verbinden, sind sich Heitmüller, Pohl und Weil schnell einig. Corona habe Online-Shops von stationären Einzelhändlern durchaus beschleunigt, berichtet Heitmüller. Online dürfe die Ladenlokale jedoch nicht killen, das sei seine Sorge, sagt Stephan Weil. Touristisch habe der PS-Speicher Einbeck belebt, das merke man auf dem Marktplatz, aber auch in Hotellerie und Gastronomie ingesamt, sagt Alexander Pohl.

Einmal noch dieses Jahr werde er nach Einbeck kommen, verrät der Ministerpräsident, das habe er Karl-Heinz Rehkopf versprochen, bei einer der Depot-Eröffnungen des PS-Speichers dabei zu sein. Weil: „Ich bin ein echter Fans von ihm.“

Fotostopp vor dem Historischen Rathaus in Einbeck (v.l.): SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller, Ortsverein-Vorsitzender Marcus Seidel, Ministerpräsident Stephan Weil und SPD-Pressesprecher Peter Traupe.
Im Gespräch mit Alexander Pohl (Einbecker Kaffeerösterei, vorne): SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller, Ministerpräsident Stephan Weil und SPD-Ortsverein-Vorsitzender Marcus Seidel (v.r.)
Durch die Gasse zum Pfänderwinkel kam Ministerpräsident Stephan Weil mit SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller auf den Einbecker Marktplatz.

Burgenliebhaber Bürgermeisterkandidat

SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller hat seine Tour fortgesetzt und bei den Ortschaftsbereisungen auch Greene besucht. Dabei war eine Visite auf der Burg selbstverständlich. Zumal der Bürgermeisterkandidat Burgenliebhaber ist. In seinem Heimatort Salzderhelden bekleidet der 50-Jährige nicht nur das Amt des Ortsbürgermeisters, sondern ist auch Vorsitzender des Fördervereins Heldenburg. Mittelalterliche Geschichte gehört zu den Interessen des Kandidaten der Sozialdemokraten für die Wahl am 1. November.

(c) Frank Bertram
Blick auf Greene: SPD-Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller.

Auf der Greener Burg traf sich Dirk Heitmüller mit Ortsbürgermeister Frank-Dieter Pfefferkorn (Bürgerliste) und dem Vorsitzenden des Förderverein Greener Burg, Ernst Müller. Als Burgenfreund sind Heitmüller Dinge wie Instandhaltungskosten und der große Aufwand für die alten Gemäuer gut bekannt. Während die Heldenburg im Landesbesitz ist, gehört die Greener Burg der Stadt Einbeck. Dementsprechend ist die Stadtverwaltung auch erster Ansprechpartner gemeinsam mit dem Ortsrat und dem Förderverein, um die Liegenschaft für Besucher erlebbar zu halten. Die Herren konnten sich über Pflegearbeiten einer so großen Burganlage unterhalten und sich ebenso über Probleme durch Vandalismus austauschen. „Der Ausblick von der Burg hat mich wieder mal begeistert“, sagte Dirk Heitmüller nach einem Gang die Treppen hinauf auf den Turm.

Ob der SPD-Bürgermeisterkandidat bei seiner Tour auch die dritte Burg(ruine) im Stadtgebiet, Grubenhagen bei Rotenkirchen, besuchen wird, ist bislang noch nicht bekannt. Auf dem ausführlichen Besuchsprogramm in Greene standen Stopps bei den Unternehmen Agravis und Murer, Visiten im Amtspark am Kindergarten und an der historischen Lehmmauer sowie im Baugebiet am Löberfeld.

Wandschränke aus dem Jahr 1953 der damaligen Bundesländer für Petitionen des Verbandes der Heimkehrer und Kriegsgefangenen
Aussicht vom Turm (v.l.): Ratsherr Klaus-Reiner Schütte, Ortsbürgermeister Frank-Dieter Pfefferkorn, Bürgermeisterkandidat Dirk Heitmüller und Ernst Müller, Vorsitzender des Fördervereins Greener Burg.