
Sie ist ein schönes Haus, wenn nicht gar das schönste in Einbeck: die Villa des Kommerzienrates August Stukenbrok. In dem Jugendstil-Baudenkmal am Ostertor mit beeindruckender Schönheit in Architektur und Ausstattung weht seit vielen Jahren Musik durch die Luft. Die Mendelssohn-Musikschule, einst städtisch, seit 2006 die eines Trägervereins, sieht sich als Bildungseinrichtung und -partner – und möchte Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen mehr beibringen als Klavier, Cello oder Ukulele. Doch die Zukunft ist nicht gewiss.
Die Stadt muss ihren Vertrag mit dem Trägerverein der Mendelssohn-Musikschule im Sommer dieses Jahres mit zweijähriger Frist zum 31. Juli 2016 kündigen. Schuld ist der Zukunftsvertrag mit dem Land Niedersachsen, der der Stadt zwar mit einem Mal viel Geld für die Entschuldung gebracht hat, allerdings auch die Verpflichtung, so genannte freiwillige Ausgaben deutlichst zu reduzieren. Und Kultur ist, leider, immer noch zu sehr als freiwillig definiert.
Es ist also die (höchste) Zeit für kreative Lösungen, wie die ab 2017 dann fehlenden 70.000 Euro in der Mendelssohn-Musikschule kompensiert werden können, damit der Verein sein Musikangebot aufrechterhalten kann. Im Zukunftsvertrag wurde vereinbart, die Betriebs- und Unterhaltskosten der früheren Stukenbrok-Villa weiter aus städtischen Mitteln zu zahlen. Doch was nutzt ein schönes Haus, selbst das schönste, wenn es leer stehen würde, wenn die Musik verstummen würde?
Der Kulturausschuss hat sich gestern bei einem Ortstermin in der alten Villa umgeschaut, die elf Unterrichtsräume sowie den Konzertsaal besichtigt, sich auch interessiert im Keller umgesehen. Viel mehr als ein Lob-Konzert mit Solidaritätsadressen mehrerer Ausschussmitglieder ist in der anschließenden Aussprache über die Besichtigung noch nicht entstanden. Das allerdings ist vor den demnächst in ihre heiße Phase gehenden Finanzberatungen schon viel mehr als nichts.
