

Die einen hatten nicht mit den jeweiligen anderen gerechnet. Überraschung am Nachmittag also. Während die Einbecker CDU mit der Geschäftsleitung einen Termin für eine Betriebsbesichtigung vereinbart hatte, war die SPD auf den Betriebsrat zugegangen. Und da Kettenproduzent Renold in Juliusmühle ein effizientes Unternehmen ist, fanden sich Christdemokraten und Sozialdemokraten zum gleichen Termin in bunter Reihe in der erst jüngst aufwändige sanierten Villa wieder. In zwei Gruppen ging’s dann für die interessierten Kommunalpolitiker gut zwei Stunden lang durch die Fabrik, ausgestattet mit Sicherheitsschuh-Kappen, Warnwesten und Gehörschutz. In zwei politisch gemischten Gruppen. CDU und SPD bekamen einen Einblick in die Produktion der traditionsreichen Kettenfabrik, sahen Hochgeschwindigkeitspressen, Vergütungsanlagen, Einsatzöfen, Kaltfließpressen und auch Robotertechnik, die in Juliusmühle selbst entwickelt wurde. 400 Mitarbeiter arbeiten aktuell am Standort, darunter sind 24 Auszubildende, hinzukommen noch die Dependancen Uslar und Gronau. Juliusmühle ist weltweites Testzentrum der Renold-Gruppe für Rollen- und Flyerketten. Renold Einbeck, bis vor einigen Jahren noch unter dem Namen Arnold & Stolzenberg bekannt, produziert insgesamt acht Millionen Einzelteile bzw. 25.000 Meter Kette pro Tag. Dafür werden 60 Tonnen Stahl am Tag verbraucht, das sind drei bis vier Lkw. Rund 1000 Tonnen Rohmaterial hat die Fabrik auf Lager; etwa 500 Kilometer Kette liegen im Fertiglager in Uslar in den ehemaligen Ilse-Werken bereit.
Derzeit fährt Renold in Juliusmühle sieben Tage 24-Stunden-Schichten, man könnte sagen, die Fabrik brummt – und stößt räumlich an ihre Kapazitäten. Jährlich investiert das Unternehmen am Standort. Die 2012 bestandene Gefahr der Standortschließung ist gebannt worden, auch indem Mitarbeiter auf Teile ihres Gehalts verzichteten. Jetzt will Renold in Einbeck expandieren. „Wir wollen hier bauen“, sagt Detlef Ragnitz, der seit ein paar Monaten Interims-Werksleiter in Juliusmühle ist. Die konkreten Pläne für das Millionen-Investment sind noch nicht fertig, aber die Kommunalpolitiker erfuhren unter anderem, dass der heute durch das 20.000 Quadratmeter große Produktionsgelände führende nicht mehr benötigte Seitenkanal der Ilme zugeschüttet werden soll. Die Ilme fließt bereits um die Fabrik herum.
Nachtrag 30.11.2016: Der Stadtentwicklungsausschuss des Einbecker Stadtrates hat die notwendigen Änderungen des Flächennutzungsplans und des Bebauungsplanes für die Ausbaupläne der Firma in Juliusmühle einstimmig auf den Weg gebracht und den so genannten Aufstellungsbeschluss gefasst; jetzt werden die Pläne öffentlich ausgelegt und Träger öffentlicher Belange beteiligt. Das öffentliche Planungsverfahren wird sich voraussichtlich bis September 2017 hinziehen. Die Pläne für den Umbau erstellt Renold selbst. Insgesamt will das Unternehmen rund zehn Millionen Euro am Standort Einbeck investieren, sagte gestern Werksleiter Detlef Ragnitz in der Ausschusssitzung.