Bestattungen: Gebühren sollen massiv steigen

Grabstein. Symbolfoto
Moderner Grabstein. Symbolfoto

Die Gebühren für Bestattungen auf Einbecker Friedhöfen sollen massiv steigen, teilweise um deutlich mehr als das Doppelte. Das sieht die Kalkulation (friedhofsgebuehren-kalkulation_neu_) für eine Änderung der Gebührensatzung vor, die dem Betriebsausschuss Kommunaler Bauhof des Stadtrates am 12. Januar zur Entscheidung vorliegt. Im November hatte eine Neuberechnung schon einmal dem Gremium vorgelegen, das aber damals noch Beratungsbedarf in den Ratsfraktionen sah und die Sache vertagte. Nun muss jedoch eine Entscheidung her, soll doch die neue Gebührensatzung möglichst (rückwirkend) zum 1. Januar 2017 in Kraft treten. Zwei Jahre lang hat das Friedhofswesen bereits ein Defizit von je fast 200.000 Euro erreicht, eine Gebührenerhöhung ist deshalb bei aller Kostensenkung unvermeidlich (und wahrscheinlich längst überfällig, um wenigstens wieder annähernd kostendeckend zu arbeiten). Die Gebühren-Steigerungen sind jedoch massiv, vor allem bei Urnenbestattungen will die Stadt mehr als das Doppelte an Gebühren als bislang verlangen. Die Gebühr für ein Urnenreihengrab soll von 525 auf 1115 Euro (+112 Prozent), für ein anonymes Urnenreihengrab gar von 480 auf 1050 Euro (+118 Prozent) steigen. Rund 80 Prozent aller Beisetzungen sind laut Stadtverwaltung heute Urnenbeisetzungen. Dies habe Mindereinnahmen für den Gebührenhaushalt zu Folge, weil der Aufwand vergleichsweise hoch ist. Bei (anonymen) Urnenbeisetzungen sind die Gebühren nicht so hoch wie bei Sargbestattungen. Bei diesen sollen beispielsweise die Gebühren (Reihengrab) von 1645 auf 2290 Euro „nur“ um 39 Prozent steigen. Einbeck hat insgesamt 43 Friedhöfe, 35 Friedhofskapellen und eine Friedhofsfläche von 284.000 Quadratmetern. Rechnerisch gibt es damit für je 750 Einwohner einen Friedhof. In Alfeld sind es rund 2500 Einwohner pro Friedhof, in Northeim sogar 4500 Einwohner pro Friedhof. Die „Friedhofsdichte“ wird in Einbeck als sehr ungewöhnlich und hoch gesehen, wobei der Vergleich ein wenig hinkt, denn weder Alfeld noch Northeim haben 46 Ortsteile (wie Einbeck). Und niemand wird ja wohl die Zusammenlegung von Friedhöfen auf den Dörfern wollen, nur weil die Kosten für selbstständige Friedhöfe zu hoch sind.

Nachtrag 12.01.2017: Der Betriebsausschuss Kommunaler Bauhof des Stadtrates hat heute einstimmig eine Gebührenerhöhung in der vorliegenden Höhe empfohlen, abschließend entscheidet der Stadtrat im Februar. Politiker aller Fraktionen gaben ihre Zustimmung zu der „unerfreulichen Steigerung“ (Marcus Seidel, SPD) „schweren Herzens“ (Ulrich Vollmer, CDU). Durch gesetzliche Vorgaben, wie kalkuliert werden müsse, gebe es keine Alternative zu dem Beschluss, Gebührenhaushalte müssten außerdem nun einmal kostendeckend sein. „Vielleicht hätten wir schon früher erhöhen müssen“, ärgerte sich Vollmer. Dann hätte man nicht so drastisch die Gebühren steigern müssen. Seidel wies darauf hin, dass der Trend zur Urnenbestattung mit all seinen Gebührenfolgerungen kein exklusives Einbecker Problem sei, sondern ein bundesweit zu beobachtendes Phänomen. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek warnte davor, die Gebühren nicht zu erhöhen. Jeder weitere Tag mit auflaufenden hohen Defiziten provoziere unter Umständen, dass die Gebühren von den Aufsichtsbehörden extern angepasst werden. Und dann könnten die Gebühren noch deutlicher steigen als jetzt kalkuliert. Eine neue Arbeitsgruppe soll nun mit dem Ziel gebildet werden, alle Friedhöfe mit ihren Kostenfaktoren genau unter die Lupe zu nehmen und Maßnahmen zu finden, wie die Kostenspirale aufgehalten werden kann. Unter Umständen könne 2018 bereits die Gebührenerhöhung wieder gedämpft werden, lautete heute eine stille Hoffnung.

Ein Kommentar zu „Bestattungen: Gebühren sollen massiv steigen

  1. Der Freibetrag, den das Sozialamt als Rücklage für die Beerdigungskosten laut § 90 SGB XII akzeptiert, beträgt 2.600 € und deckt somit, laut Sozialamt Northeim, sämtliche Kosten für Gebühren, Sarg, ggf. Urne, Bestatter, Grabschmuck, Trauerfeier usw.
    IMHO wird dieser Aspekt nicht ausreichend gewürdigt.
    Soll in Einbeck weiterhin ein menschenwürdiges Begräbnis möglich sein oder verscharren wir unsere Ahnen in Zukunft heimlich im Wald?

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