An der Gleichstellung arbeiten

Simone Engelhardt.
Simone Engelhardt.

Man möchte ihr Selbstbewusstsein für den neuen Job wünschen. Denn einfach dürfte der Spagat zuweilen nicht werden: Während sich Simone Engelhardt vormittags als neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Einbeck völlig selbstständig für gleiche Lebensperspektiven von Frauen und Männern stark machen kann und dabei auf keinen Vorgesetzten hören muss, kümmert sich die 49-Jährige nachmittags im Rathaus wie in den vergangenen Jahren um die Ortsräte und Ortschaften von H wie Haieshausen bis V wie Vogelbeck – und ist dabei natürlich ihrem Fachbereichsleiter unterstellt. Der Stadtrat hat sich für eine interne Lösung bei der 20-Stunden-Stelle der Gleichstellungsbeauftragten entschieden: für Simone Engelhardt, die seit 25 Jahren bei der Stadtverwaltung arbeitet, nach ihrer Ausbildung in der Bundeswehrverwaltung im Einbecker Rathaus schon Ordnungsamt, Sozialamt und Personalamt durchlaufen hat. „Die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten bietet für mich die Möglichkeit, kreativ zu gestalten und eigene Ideen in einer Form zu verwirklichen, die ich bis jetzt noch nicht kannte“, sagt die 49-Jährige. „Laut Gesetz sind Männer und Frauen gleichgestellt, doch die Wirklichkeit sieht häufig anders aus.“ Ihre Aufgabe sieht Simone Engelhardt vorrangig darin, Vorurteile abzubauen, an Veränderungen mitzuwirken, sich für neue Ideen einzusetzen und so darauf hinzuarbeiten, die Chancen und Lebensperspektiven von Frauen und Männern zu verbessern.

Wie können Beruf und Familie vereinbart werden? Die seit 25 Jahren verheiratete Mutter einer Tochter (21) und eines Sohnes (19) kennt eine Reihe der Herausforderungen persönlich, mit denen sich Familien auseinandersetzen müssen. „Ich möchte gerade junge Familien ermutigen, selbstbewusst ihren eigenen Weg zu finden“, sagt Engelhardt. „Es sollte für junge Mütter keinen Grund geben, sich für die  Entscheidung zu rechtfertigen, neben der Kindererziehung zu arbeiten oder sich ausschließlich um die Familie zu kümmern.“ Letztendlich sei dies eine sehr persönliche Entscheidung, bei der nur die Betroffenen über Richtig und Falsch entscheiden könnten. Simone Engelhardts Tochter Sarah beendet in diesem Jahr ihre Ausbildung zur Krankenschwester, Sohn Jonas ist seit Oktober für ein Jahr Freiwilligendienst in einer sozialen Einrichtung für Kinder und Jugendliche in Vietnam. Privat entspannt die neue Gleichstellungsbeauftragte gerne beim Kochen oder bei der Gartenarbeit.

Verwaltungsintern will Simone Engelhardt am entstehenden Gleichstellungsplan der Stadtverwaltung mitarbeiten und unter anderem darauf achten, dass Frauen und Männer in den verschiedenen Arbeitsbereichen gleich berücksichtigt werden. Zwar hat die Stadt Einbeck eine Bürgermeisterin, alle Fachbereichsleiter in der Führungsebene darunter sind jedoch Männer. In der Stadtverwaltung geht es aufgrund der tariflichen Vorgaben nicht um das Thema Lohngerechtigkeit, denn sowohl die Besoldung als auch das Entgelt folgen klaren tariflichen Bestimmungen, die abhängig von Ausbildung und Familiensituation sind, aber niemals vom Geschlecht der Betreffenden. Dennoch sieht Engelhardt auch hier Ansatzpunkte z.B bei Stellenbesetzungen und der Frage, wie die Anforderungen von Familie und Beruf zu vereinbaren sind.

Außerdem hat die neue Gleichstellungsbeauftragte damit begonnen, Kontakte zu Einrichtungen, Verbänden und Interessengruppen aufzunehmen, die sich schon seit Jahren für die Interessen für Familien und Gleichberechtigung einsetzen, um herauszufinden, wo Berührungspunkte sein können. An die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Einbeck kann sich jeder Bürger wenden, der sich aufgrund seines Geschlechts benachteiligt fühlt. Simone Engelhardt steht während ihrer Sprechzeiten (Montag bis Donnerstag, 10 bis 12 Uhr) und nach Vereinbarung als Ansprechpartnerin für alle Fragen der Gleichstellung im Neuen Rathaus zur Verfügung, berät und vermittelt: 05561 916 113 oder E-Mail gleichstellung@einbeck.de