
Neulich im Ausschuss für Kultur und Wirtschaftsförderung: Warum einer der größten Fachausschüsse des Stadtrates stets im kleinsten Raum des Rathauses tagen muss, hat sich mir noch nicht erschlossen. Diesmal waren gar nicht alle Ausschuss-Mitglieder zugegen, und trotzdem war das Tisch-Rund voll besetzt, war kein Stuhl mehr frei. Und die wenigen Besucher passten dann auch noch in Raum 107 des Neuen Rathauses. Dann kann die Luft auch schon mal dünn werden. Da war es gut, dass keine publikumsträchtigen Themen auf der Tagesordnung standen, die beispielsweise Musikschulvertreter – wie in der Vergangenheit schon öfter passiert – in Gruppenstärke anlockten. Imgrunde waren die meisten Tagesordnungspunkte dieses Mal lediglich zum Durchwinken. Eigentlich. Mitteilungsvorlagen eben. Umfangreiche Berichte aus den Bereichen Touristik, Museum, Bibliothek, Städtepartnerschaft, Wirtschaftsförderung, die die Politik zur Kenntnis nehmen soll. Alles lag schriftlich lange vor der Sitzung vor, wer es lesen mochte, konnte es lesen (das lohnt sich, es gibt interessante Details dort zu entdecken, alles für jeden zu finden im Ratsinformationssystem). Beispielsweise, dass ein Schwerpunkt der städtischen Wirtschaftsförderung zurzeit bei einem Projekt der Finalsa Beratungs- und Projektentwicklungsgesellschaft liegt, die im Bereich der Kolberger/Liegnitzer Straße in Einbeck ein Seniorenwohnstift bauen möchte; die mögliche Bettenanzahl im Pflegebereich wird zwischen 102 und 108 Plätzen in Einzelzimmern betragen, für ein betreute Wohnen sollen pro Gebäude etwa 18 barrierefreie Wohnungen einschließlich Penthousewohnungen in einer Größe zwischen 55 und 65 Quadratmeter entstehen, insgesamt also 36 Wohneinheiten. Oder dass es 2016 mit 65.338 Übernachtungen einen neuen Rekord gegeben hat.
Und wer dann von den Ausschuss-Mitgliedern noch Fragen stellen möchte in der Sitzung, kann das ja tun. Und tut dies ja auch. Wenn denn die Sitzung stringent so geleitet würde, dass Mitteilungsvorlagen lediglich zur Kenntnis zu nehmen sind, wäre es zeitsparend. Und nicht förmlich zu einer Diskussion über die Jahresberichte noch eingeladen würde. Spürbare Erleichterung war da zu vernehmen, als die langen Texte nicht auch noch vorgelesen werden sollten. Und wieder war die Sitzung trotzdem lang. Vielleicht helfen kürzere Tagesordnungen und häufigere Treffen der Ausschüsse. Ich habe Hoffnung. Der nächste Kulturausschuss trifft sich schon im Mai. Immerhin: Kein einziges Mal hat jemand im jüngsten Kulturausschuss zu der länglichen Anrede-Floskel „Herr Vorsitzender, Frau Bürgermeisterin, meine Damen und Herren“ angesetzt, bevor er sprechen wollte.