Tempo beim ZOB

Die Sanierung des Postgebäudes direkt neben dem heutigen ZOB hat begonnen.

Lange Zeit passierte nichts, mehrere Jahre lagen die Pläne für den Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Einbeck auf Eis. Weil die ursprünglichen Konzepte manchen zu teuer waren, weil für einige zu ambitioniert geplant worden war. Die Eröffnung der reaktivierten Bahnstrecke musste ohne neuen ZOB stattfinden, das sollte eigentlich anders sein. Jetzt scheint alles ganz schnell zu gehen: Die ZOB-Planungen stehen in einem heute nachgemeldeten neuen Tagesordnungspunkt für eine Sondersitzung des Einbecker Stadtrates, die am kommenden Mittwoch (23. Oktober, 18 Uhr, Altes Rathaus) stattfindet. Vor allem, um bei zwei anderen Projekten nicht bis Dezember warten zu müssen und Fristen einhalten zu können: Für eine weitere Krippengruppe in Iber und für die Umgestaltung des Kindergartens im Amtshaus Greene soll der Rat außerplanmäßige Ausgaben absegnen. Ebenso wie bei den ZOB-Planungen. Insgesamt geht es um 500.000 Euro, die laut Verwaltung komplett durch Mehrerträge aus Grundstückverkäufen gedeckt werden sollen. Da hat offenbar jemand bei Immobiliengeschäften gut verhandelt, dass diese halbe Million jetzt bei sonst ja immer knappen Kassen zur Verfügung steht.

Der ZOB und das Bahnhofsgebäude heute.

Beim ZOB kommt noch etwas hinzu: Bereits Ende Mai hatten Fach- und Verwaltungsausschuss des Stadtrates den Bebauungsplan Nr. 83 „Thiaisplatz – ZOB“ aufgestellt, vor allem um in ein Förderprogramm kommen zu können. Ein Antrag bei der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen ist inzwischen gestellt. Daraufhin hat sich Ende Juni die VFV Immobilien GmbH & Co. KG (Seesen) der Stadt Einbeck für den ZOB als Generalplaner angeboten. Die VFV saniert das von ihr 2017 erworbene ehemalige, denkmalgeschützte 1910 erbaute Postgebäude, lässt dort 17 Eigentumswohnungen im oberen Preissegment bis 2021 entstehen. Die VFV ist von der mit ihrer Einbecker Filiale direkt neben dem Postgebäude liegenden Volksbank mit den erfahrenen Immobilien-Entwicklern Bernd Frerichs und Dr. Gisbert Vogt (Bad Gandersheim) gegründet worden. Nachvollziehbar hat die VFV ein hohes Interesse daran, dass der laute ZOB vom einstigen Postgebäude mit seinen dann neuen Wohnungen weiter entfernt geplant wird. Das städtebauliche Umfeld solle sich positiv entwickeln, so der Wunsch. Ein neuer ZOB näher am Bahnhof wäre ein „Meilenstein“, heißt es.

Der Stadtrat hat nun zu entscheiden, ob er dieses Angebot annehmen will. Nach Prüfung ist man im Rathaus der Meinung, dass damit die Angelegenheit beschleunigt werden kann. „Die Übernahme der Planungen durch einen Generalplaner entlastet die Verwaltung bezüglich des Koordinierungs- und Abstimmungsaufwandes deutlich“, heißt es in der Vorlage für die Politik. Die Planungs- und Entscheidungshoheit der Stadt Einbeck über die Planung bleibe unberührt, betonen die Experten im Rathaus. In der Tat scheint diese „Fremdplanung“ gefahrlos zu sein und noch dazu ein wenig Tempo aus der freien Wirtschaft in die Sache zu bringen. Denn in Paragraf 4 des Städtebaulichen Vertrages, der zwischen Stadt und VFV geschlossen werden soll, heißt es laut Vertragsentwurf vom 10. Oktober: „Sollte sich die Stadt im Laufe des Verfahrens gegen die weitere Bearbeitung des Projekts entscheiden, so ist das Projekt beendet.“ Lediglich die ausgelegten Kosten muss die Stadt in jedem Fall bezahlen, erhält damit aber auch die Nutzungsrechte der Planungen. Bereitgestellt werden sollen 80.000 Euro.

Nachtrag 24.10.2019: Ganz so schnell geht’s jetzt offenkundig doch nicht mit dem Dauerthema ZOB. Genauso schnell wie der Tagesordnungspunkt auftauchte, siehe oben, war er gestern im Stadtrat auch wieder kurzfristig abgesetzt. Der vorher tagende Verwaltungsausschuss hatte noch ein paar Nachfragen, vor allem die Finanzierung betreffend, die so kurzfristig gerstern nicht zu klären waren. Nun wird sich voraussichtlich der Stadtrat in seiner Dezember-Sitzung mit dem Thema ZOB beschäftigen.

Nachtrag 04.12.2019: Einstimmig und ohne inhaltliche Debatte hat der Stadtrat heute dem städtebaulichen Vertrag mit der VFV Immobilien zugestimmt. Die Stadt lässt jetzt den neuen ZOB extern planen und hält dafür 100.000 Euro bereit; das sind 20.000 Euro mehr als ursprünglich geplant waren und offenbar die Sachfragen, die nach der Absetzung des Themas von der Sonderratssitzung noch geklärt werden mussten.