Das Ehrenmal für die Einbecker Soldaten, die im Ersten Weltkrieg getötet wurden – es sorgt seit Generationen für Diskussionen. Schon seine Entstehung hat Geschichte geschrieben. Nur einmal im Jahr steht das Ehrenmal im Fokus: Wenn am Volkstrauertag die Bürgermeisterin (oder der Bürgermeister) für die Stadt einen Kranz niederlegt. Im Einbecker Stadtrat hatte Ratsherr Albert Eggers (CDU) in dieser Woche den ungepflegten Zustand der Anlage nördlich des Carl-Diem-Weges bemängelt. Ich habe mir das heute Vormittag einmal angesehen.

Über die Häufigkeit des Rasenschnitts kann man trefflich unterschiedlicher Auffassung sein. Extensiv nennen das wohl die Naturfreunde. Eher lieblos erschienen mir die Absperrungen der teils sehr maroden Treppen. Mal mit Absperrungen, an einer anderen Treppe steht etwas unmotiviert eine Absperrbake verloren, die letztlich nichts absperrt. Zwei Kränze mit Schleifen, einer von der Stadt Einbeck, der andere vom Volksbund Kriegsgräberfürsorge, liegen dort vermutlich seit dem jüngsten Volkstrauertag Mitte November unverändert in Regen und Sonne, Kälte und Hitze. Entsprechend sehen die Gestecke aus.
Was soll werden mit dem Ehrenmal? Keine einfach zu beantwortende Frage, aber auf jeden Fall eine, über die sich Politik einmal gemeinsam mit Verwaltung und Gesellschaft Gedanken machen sollte. Das kann heikel werden, ja, und es kann zum politischen Minenfeld werden, denn niemand will eine Heldenverehrung. Aber während an anderen Denkmalen mehr oder weniger ausführliche, große wie kleine Informationstafeln über Entstehung und Sinn informieren, ist beim Ehrenmal Fehlanzeige. Gedanken darüber wären imgrunde ein gutes Thema für Kulturpolitiker, der zuständige Fachausschuss des Stadtrates in Einbeck trifft sich das nächste Mal am 9. Juli. Und wenn es um Baufragen geht: der Bauausschuss kommt am 2. Juli zusammen.

Über das aus Kalk-Bruchstein gebaute Ehrenmal südlich des Knickebrink mit seiner nur aus der damaligen Zeit zu verstehenden Inschrift „Allen, die für Deutschland starben, zum ehrenden Gedächtnis. Die dankbare Stadt Einbeck“ wird seit seiner Entstehung diskutiert. In den 1920-er Jahren begannen die Planungen, der Entwurf einer großflächigen Anlage stammt von Regierungsbaurat Friede, einem gebürtigen Einbecker. Doch erst frisst die Inflation 1923 und dann die Weltwirtschaftskrise 1929 die finanziellen Mittel einer Sammlung für den Bau. Zunächst blieb es bei einer 1927/28 begonnenen halbfertigen Anlage. Dann kamen die Nationalsozialisten an die Macht, besetzten das Thema, erklärten sich zum Sachwalter des nationalen Anliegens und ließen den Reichsarbeitsdienst das Gelände als eine überdimensionierte Anlage mit Aufmarschflächen auf ursprünglich fünf Terrassen innerhalb weniger Monate vollenden (auf den unteren befinden sich seit den 1950-er Jahren Tennisplätze). Mit viel Pathos und Nazi-Prunk wurde das Ehrenmal vom preußischen Kulturminister und Gauleiter Dr. Bernhard Rust am 10. September 1933 eingeweiht. Doch das Ehrenmal blieb dennoch unvollendet. Denn ursprünglich sollten in den Nischen auf Marmortafeln die Namen der 309 Toten aus dem Ersten Weltkrieg festgehalten werden. Doch es gab kurz vor der Einweihung Streit, weil dann auch die fünf Namen der Gefallenen aus der jüdischen Gemeinde hätten erwähnt werden müssen. Der Kompromiss: nichts tun, es wurden letztlich gar keine Namenstafeln montiert.
