Am 12. September sind Kommunalwahlen. Bis zum Wahltermin schreibe ich hier in einem Tagebuch jeden Tag alles auf, was mir im Zusammenhang mit den Kommunalwahlen an Besonderheiten auffällt, informiere über Termine, ordne Themen ein, kommentiere Vorgänge.
Der König ist tot, es lebe der König! Den Ausspruch kennen Sie, oder? Der Begriff des interregnum dürfte nur Feinschmeckern der Historie bekannt sein, deshalb möchte ich ihn kurz erklären: Als interregnum (lateinisch: Zwischenherrschaft) hat man früher in Monarchien die Zeit bezeichnet zwischen dem Abdanken oder Ableben eines Regenten und der Amtsaufnahme seines Nachfolgers, so erläutert das auch Wikipedia. Was hat das nun alles mit den Kommunalwahlen zu tun, hat jemand abgedankt? Nein, und es leben auch gottlob alle.
Ich habe mich an diesen Begriff nur gerade erinnert, als ich die Einladung zu einer Fachausschusssitzung des Einbecker Stadtrates gelesen habe. Der Umweltausschuss trifft sich am 2. September, also zehn Tage vor der Stadtratswahl, bei der auch die Zusammensetzung des Umweltausschusses neu entschieden wird. Wer setzt eine solche Sitzung deshalb wenige Tage vor einer Wahl an? Was soll da Sinnvolles heraus kommen außer heißer Wahlkampf-Luft?
Das liegt natürlich an den handelnden Personen, was sie daraus machen. Der Ausschussvorsitzende beispielsweise kandidiert nicht erneut. Er kann also mühelos eine völlig unparteiische, neutrale Sitzungsleitung gewährleisten. Eigentlich. Wirklich wichtige, mit Terminen versehene Themen habe ich auf der Tagesordnung nicht erkennen können, weshalb der Ausschuss eigentlich auch am 13. September hätte tagen können, dann wäre der Wahlkampf vorbei.
In der Zeit des interregnum, jetzt komme ich zu dem Begriff zurück, wird sogar eine Stadtratssitzung stattfinden. Am 22. September. Das ist aber unkritischer, weil ja dann die Stadtratswahlen vorbei sind und ein Bürgermeister in Einbeck nicht direkt gewählt wird, wofür eine Stichwahl hätte stattfinden können.
Und natürlich, werden jetzt einige schlaue Puristen einwenden wollen, gibt es in der Demokratie kein interregnum. Die Wahlperiode des alten Stadtrates endet am 31. Oktober, die des neuen beginnt am 1. November. Soweit die Theorie.

Ein toller Kommentar! Als jemand, der sich in der Geschichte vergleichsweise gut auskennt, erinnert mich diese sinnlose Aktivität an Aktionen, die von den jeweiligen, im warmen Nest sitzenden Propaganda-Abteilungen der Nazis als „siegreiche Frontbegradigungen“ oder später als „verbrannte Erde“ von vielen anderen umgelogen worden sind. Es scheint so, als ob bei einigen Einbecker Akteuren endlich so etwas wie die Götterdämmerung eingesetzt hat. Das soll jetzt allerdings irgendwie elegant übertüncht werden.
Aber wer zu spät aus dem selbst gewählten jahrelangen Koma aufwacht, den bestrafen (hoffentlich!) die Wähler und Wählerinnen!
Geht wählen, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger und lasst euch nicht länger am Nasenring durch die Manege führen! Manche Leute bezeichnen das auch als „versuchte Verarschung“. Wenn es der Wahrheitsfindung dient, bin ich gern in deutlicherer Sprache dabei.