Kloss-Antrag: Damit die Einbecker Feuerwehr helfen kann, wenn ein Elektroauto brennt

Die Zahl zugelassener Elektrofahrzeuge steigt. Doch wenn ein solches Auto brennt, kann die Feuerwehr nur mit speziellen Mitteln helfen, einfaches Wasser oder Schaum genügt nicht. Für die März-Sitzung des Einbecker Stadtrates hat der parteilose Ratsherr Alexander Kloss jetzt beantragt, spezielle Hilfsmittel anzuschaffen, mit der die Feuerwehren der Stadt Einbeck bei Gefahrenlagen mit Elektrofahrzeugen sicherer, schneller und unabhängiger eingreifen können. Außerdem fordert er ein regelmäßiges Budget für Schulungsmaßnahmen, die die veränderte Fahrzeugtechnologie aus seiner Sicht künftig erforderlich macht. Im Ergebnis wünscht sich Kloss eine deutliche Reduzierung der Risiken für die Rettungskräfte bei Gefahrenlagen mit Elektrofahrzeugen und die Möglichkeit, dass die Einbecker Wehren künftig schneller und unabhängiger bei entsprechenden Einsätzen reagieren können.

Alexander Kloss.

Mit seinem Antrag wagt sich Ratsherr Alexander Kloss (parteilos), der neu im Ausschuss für Feuerwehr und Katastrophenschutz ist, erstmals thematisch auf das komplexe Feld der Feuerwehren und des kommunalen Brandschutzes. Sein umfangreiches Papier hat Kloss nach eigenen Angaben mit der Einbecker Feuerwehrspitze zuvor abgestimmt. Für Kloss ist es nur eine Frage der Zeit, bis das erste Elektrofahrzeug vor Ort in Brand gerät und abgelöscht werden muss. Das Löschen brennender oder das Sichern und Bergen verunfallter E-Mobile stellt die Rettungskräfte dabei vor diverse Herausforderungen. Die Batteriezellen können sich in einer Kettenreaktion immer weiter entzünden, wobei zum Teil hochgiftige Gase entstehen. Dazu kommt das Problem, brennende Fahrzeuge in engen Tiefgaragen oder Parkhäusern kaum bewegen zu können.

Während der Landkreis Northeim bereits in die Anschaffung spezieller Löschdecken investiert und zwei dieser Hightech-Hilfsmittel in Bad Gandersheim und Northeim stationiert hat, verfügt die Stadt Einbeck bislang noch nicht über eine derartige Ausrüstung, schreibt Alexander Kloss in seinem Antrag. Er beantragt in seinem Schreiben an Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, dass die Stadtverwaltung zunächst in enger Abstimmung mit dem Stadtkommando der Feuerwehr den Bedarf von Hilfsmitteln und Werkzeugen zur Löschung brennender bzw. verunfallter Elektrofahrzeuge ermittelt. Als Beispiele nennt er die vom Landkreis angeschafften Löschdecken oder die so genannte E-Löschlanze der Firma Murer Feuerschutz, die im Einbecker Ortsteil Greene ihren Sitz hat.

Besonderen Wert legt Ratsherr Alexander Kloss in seinem Antrag darauf, dass die fachliche Auswahl der geeigneten Ausstattung durch die Verantwortlichen der Einbecker Feuerwehr erfolgt und eng mit dem Stadtkommando abgestimmt wird, was angeschafft werden soll. Er regt in seinem Antrag konkret an, mindestens die Schwerpunktfeuerwehr in der Kernstadt, idealerweise aber auch alle Stützpunktwehren im Einbecker Stadtgebiet mit den entsprechenden Rettungsmitteln auszustatten. Die Kosten für diese Maßnahme sind zusätzlich im Haushalt bereitzustellen; eine Anschaffung sollte nach seiner Empfehlung schnellstmöglich erfolgen. Gleiches gilt für einen Satz Fahrzeugroller/Autolifte, mit dem die Rettungskräfte ein brennendes Fahrzeug gegebenenfalls auch in einer Tiefgarage oder auf einem engen Parkplatz schnell manövrieren können.

Alexander Kloss, der im Stadtrat mit der FDP die Gruppe „Liberal und klar“ bildet, hofft auf eine breite Unterstützung seines Antrags. Seinen Antrag hat er nach eigener Darstellung im Vorfeld eng mit Einbecks Stadtbrandmeister Lars Lachstädter sowie dem Ortsbrandmeister der Kernstadt, Frank Schwarz, abgestimmt. Beide hätten den Antrag ausdrücklich begrüßt, schreibt Kloss in einer Presseinformation. Bei dem Gespräch mit beiden habe er auf Nachfrage erfahren, dass es bislang in Niedersachsen kaum Referenten gebe, die zu dem Thema „Brandschutz bei Elektrofahrzeugen“ Schulungen abhalten. Um zu der Gesamtthematik Know-how aus anderen Regionen Deutschlands abfordern zu können, bedarf es laut Kloss zusätzlicher Haushaltsmittel für Schulungsmaßnahmen. Auch diesen Punkt greift der parteilose Ratsherr in seinem Antrag auf. Die Anfangsinvestition schätzt Kloss auf 5000 Euro für die Löschdecke und vier Fahrzeugroller; für Schulungsmaßnahmen, die sich mit neuen Herausforderungen für die Rettungskräfte durch veränderte Mobilitätskonzepte (Elektromobilität, Brennstoffzellen, Gasfahrzeuge, Wasserstoff, E-Fuels etc.) befassen, sollen jährlich 3000 Euro im städtischen Haushalt zusätzlich veranschlagt werden.

Nachtrag 17.03.2022: Der Stadtrat hat den Antrag gestern in den entsprechenden Fachausschuss zur weiteren Beratung überwiesen. Zuvor warfen Vertreter von CDU, SPD und BlGfE Kloss Populismus vor. „Der Antrag ist Nonsens“, sagte Horst Jürgens (CDU), der Vorsitzende des Feuerwehrausschusses, die Feuerwehren seien materiell und personell gut aufgestellt, auch für Elektrofahrzeuge. Dirk Ebrecht (CDU) sagte, hier solle ein nicht zugelassenes Löschmittel beschafft werden. „Mach‘ mal einen Grundlehrgang und werde aktiv“, riet Ebrecht, selbst aktiver Feuerwehrmann in Stroit, Alexander Kloss. Auch Marcus Seidel (SPD), ebenfalls aktiver Feuerwehrmann, warnte davor, nicht zugelassene Löschmittel zu beschaffen. Durch einen bereits beschafften Wechsellader sei die Feuerwehr für solche Brandfälle bereits gut vorbereitet. Frank-Dieter Pfefferkorn (BlGfE) sagte in Richtung Kloss, die Feuerwehr tauge nicht zur persönlichen Profilierung. Man sei bereits im regelmäßigen Austausch mit der Feuerwehrspitze. Alexander Kloss war enttäuscht nach der Diskussion, er habe gar kein nicht-zugelassenes Löschmittel vorgeschlagen, offenbar lese die Mehrheit seine detailliert ausgearbeiteten Anträge nicht richtig.

Wenige Tagesordnungspunkte später nahm der Stadtrat einstimmig als Spende unter anderem von der Firma Murer Feuerschutz aus Greene eine Löschlanze zur Löschung von Elektrofahrzeugen im Wert von rund 4714 Euro an. Eingeworben war die Spende am 24. Februar – nach dem von Kloss gestellten Antrag.