Wie soll der abgebrannte Turm der Saline Salzderhelden wieder aufgebaut werden? Dazu gab es einen Architektenwettbewerb mit einem Siegerentwurf, der im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung morgen präsentiert wird. Dort soll nach Beteiligung des Ortsrates dann auch entschieden werden, wie es an der Saline weiter gehen wird. Bislang unbekannt ist ein Entwurf, der einen Wiederaufbau des Bohrturms mit einer Aussichtsgalerie vorsieht. Ein Beitrag zur Diskussion.

Klaus Ochsendorf hat sich am Architektenwettbewerb mit einem eigenen Entwurf beteiligt. Der erfahrene Diplom-Ingenieur und Architekt konnte sich mit seinem Plan im Wettbewerb nicht durchsetzen. Das sieht der Einbecker sportlich. Er hat sich jedoch abseits der Forderungen des Wettbewerbs (u.a. kein Original-Wiederaufbau) und seines dort eingereichten Beitrags noch einmal hingesetzt und hat einen weiteren Planungsentwurf erstellt, den bisher nur wenige kennen. Die bevorstehende Entscheidung sollte jedoch in Kenntnis aller vorhandenen Möglichkeiten getroffen werden, findet Ochsendorf.
Dieser Entwurf sieht einen Bohrturm aus Holz vor, der bestiegen werden kann und der eine Aussichtsgalerie in gut 20 Metern Höhe hat. Ochsendorf hat Fotos von einer Drohne aus etwa dieser Höhe aus der Position direkt über dem Bohrloch machen lassen, die zeigen, welche Aussicht man von der Galerie haben könnte ins Leinetal, auf den Polder, auf Salzderhelden. Ein solcher Turm könnte einen touristischen und kulturellen Wert erlangen, ist der Planer sicher. Auch Naturbeobachter könnten großen Nutzen aus einem Aussichtsturm ziehen. Ochsendorf hat den Turm so konzipiert, dass die Besucher im Besucherzentrum nicht von den Nutzern des Aufgangs zum Turm berührt werden. Zur Ausichtsgalerie gelangt man über eine externe Außentreppe und dann innerhalb des Turmes.
Selbstverständlich wäre ein solcher Turm teurer als die aktuell in Rede stehende Summe von knapp 300.000 Euro. Etwa 725.000 Euro hat der Diplom-Ingenieur und Architekt für seinen Aussichts-Salinenturm errechnet.



Ein in der EM leider nicht veröffentlichter Leserbrief von mir:
In der städtischen Beschlussvorlage 2021/0725 geht es darum, welcher von vier eingereichten Vorschlägen lokaler Architektenbüros zur Wiederbelebung des bekannten technischen Denkmals verwirklicht werden soll. Dabei muss es sich nach meinem Empfinden besonders um den Ersatz des durch Brand-stiftung vernichteten Bohrturms II handeln – einem der bekanntesten Wahr-zeichen der Gegend und einem Schatz für alle, die sich für die spannende Geschichte der Technik in unserer Region interessieren.
Im städtischen Originaldokument heißt es dazu: „Da ein originalgetreuer Ersatzbau des Bohrturms II aus denkmalpflegerischer Sicht jedoch nicht wünschenswert ist, wurden Ende August 2021 vier Architekturbüros mit Vorentwürfen für einen Neubau beauftragt, um frische Ideen für eine Neuinterpretation des Ensembles zu erhalten.“ Nicht wünschenswert?!!
Leider schweigt sich das Dokument darüber aus, welche mit „denkmalpfle-gerischer Kompetenz“ ausgestattete Juroren zu dieser höchst verblüffenden Beurteilung gekommen sind. Und natürlich erst recht darüber, mit welchen Argumenten sie zu dieser absurden Bewertung wohl gekommen sein könnten. Fakt ist: Natürlich ist ein Ersatzbau des Bohrturms II höchst wünschenswert, weil er das technische Herzstück der Anlage darstellt und weil ein historisches Ensemble wie die Saline es wert ist, möglichst dicht am Originalzustand erhalten statt zu einer Mischung aus Disneyland und Peep Show degradiert zu werden! Der siegreiche Entwurf des Büros Cortnum kommt dieser Kritik schon sehr weit entgegen!
Dass die vielen Ehrenamtlichen es verdient haben, ihre mühsam geretteten und dann in vielen Arbeitsstunden wieder betriebsfähig gemachten antiken Maschinen in deren authentisch nachgebauter Umgebung der staunenden Öffentlichkeit vorführen zu können, ist ein weiteres wichtiges Argument für einen Ersatzbau des Bohrturms II. Die Idee, den „neuen alten“ Bohrturm mit einer Aussichtsplattform zu erweitern, finde ich großartig.
Offenbar ist es unerlässlich, unserer Stadtregierung und den sie tragenden Parteien noch intensiver als bisher auf die Finger zu schauen und mit Nach-druck korrigierend einzugreifen. Dieses Mal trifft es Salzderhelden, wo gerade wieder einmal etwas gewaltig schief läuft. Das müssen wir uns nicht gefallen lassen!
Bernd Koch