Planungen für Altes Rathaus: Um was es eigentlich geht

Worum geht es eigentlich? Manche, die in jüngster Zeit über die Umbaupläne für das Alte Rathaus diskutieren oder dazu ihre Meinung sagen, sollten diese Frage zunächst für sich und dann auch gerne für die Öffentlichkeit ehrlich beantworten, bevor sie die seit Jahren laufende Debatte mit ihren Beiträgen weiter bereichern. Ich könnte hier und jetzt sofort ein paar Antworten auf die Frage nennen, möchte aber zunächst ein paar Informationen beisteuern, die für eine zivilisierte Diskussion wichtig sein könnten, bei der jeder seine Meinung sagen kann, die Meinung des anderen toleriert und am Ende Mehrheiten entscheiden. Vielleicht gilt es einfach auch mal zu akzeptieren, dass andere Menschen mehr wissen und mehr können als andere und eventuell als man selbst?  

Die Rathaushalle in Einbeck soll eine moderne Veranstaltungstechnik bekommen.

Ein gläserner Fahrstuhl, der alle Geschosse vom Keller bis zum Obergeschoss des Alten Rathauses barrierefrei erschließen soll, steht in ähnlicher Bauweise seit kurzer Zeit an der Westseite der Pestalozzi-Grundschule. Ist wichtig für eine inklusive Beschulung der Kinder. Niemand hatte dort Einwände, einen solchen Fahrstuhl an der Fassade des inzwischen auch mehr als 100 Jahre alten Schulgebäudes anzubauen. Wer eine barrierefreie Beschulung verhindert, kann sich eines Proteststurms ziemlich gewiss sein, und zwar zu recht. Warum gilt die Akzeptanz nicht ebenso für das erste Haus in Einbeck, das Wohnzimmer der Stadt, das Historische Rathaus mit seinen identitätsstiftenden drei Türmen und einer Rathaushalle, in der jeder an Veranstaltungen teilnehmen können soll? Nach dem Stadtbrand von 1540 war das Rathaus eines der ersten Häuser, das die stolzen Einbecker wieder aufgebaut haben. Heute könnte man durchaus manchmal den Eindruck bekommen, dass es nach einem Stadtbrand als letztes dran wäre. Und dabei außerdem nichts kosten dürfte. Und vor allem eine Toilette haben müsste.

Ein Fahrstuhl, wie er seit vergangenem Jahr an der Pestalozzi-Grundschule (Foto) angebaut ist, soll auch am Alten Rathaus entstehen.

Der Fahrstuhl ist auf der Hallenplan-Seite des Alten Rathauses geplant, also nicht vor dem Rathaus mit den drei Türmen auf dem Marktplatz. Es ist schade, dieses hier überhaupt betonen zu müssen, aber einige scheuen auch Unwahrheiten nicht, um die Diskussion in ihre Richtung zu beeinflussen. Der Aufzug soll nicht direkt an die Fassade gebaut werden, sondern mit ein wenig Abstand freistehend, eben gerade weil er nicht das historische Gebäude optisch zu negativ beeinflussen soll. Die gotische Fensteröffnung, vor der er dann stehen wird, soll er nur teilweise verdecken. Von einer Verschandelung der Fassade kann keine Rede sein. Eher ist eine Auffrischung der gesamten Fassade nach der Innensanierung ohnehin dringendst notwendig, wie jeder sehen kann, der aktuell einmal mit offenen Augen vor und hinter dem Rathaus stand. Anstatt sich in endlosen Debatten zu verzetteln, die längst mit breitester demokratischer Mehrheit entschieden sind (im September sollen die Arbeiten beginnen, das Geld steht im Haushalt bereit), wäre es zukunftsgerichtete Politik, sich bereits heute mit der Fassaden- und Fenstersanierung zu beschäftigen. Einige machen das ja auch. Einige andere schreien lieber Skandal.

Bei einem Ortstermin in dieser Woche erläuterte Baudirektor Joachim Mertens die Rathaus-Pläne dem neuen Behindertenbeauftragten Ulrich Neumann (2.v.r.) sowie den Fachausschuss-Vorsitzenden Eunice Schenitzki und Andreas Fillips (r.)

Der westlichste Eingang vom Rathausinnenhof ist offensichtlich zu schmal und eng für eine Rollstuhlnutzung. Selbst mit ein wenig Umbauten wären Rollstuhl- und Rollator-Nutzer dann auch „nur“ auf der Ebene der Rathaushalle angelangt. Sobald dort die Blase drückt, müsste das aktuell vorhandene WC im Obergeschoss genutzt werden. Ohne Fahrstuhl mit Rollstuhl unerreichbar, auch der ins Spiel gebrachte Plattformlift scheint mir da eine allzu wacklige Konstruktion zu sein, die zudem Rettungswege beeinträchtigt? Und wer stattdessen Rollstuhlfahrern allen Ernstes empfehlen will, eine mutmaßlich zur Verfügung stehende barrierefreie Toilette in der Sparkassen-Passage nutzen zu können, sollte einmal über das unwürdige Signal nachdenken, das damit an Menschen mit Beeinträchtigungen gesandt wird. Sie können während einer Veranstaltung in der Rathaushalle wieder aus dem Hintereingang über den Hallenplan bis zur Sparkasse gelangen, und von dort dann wieder zurück? Die Pause oder der Vortrag ist während dieser Zeit längst vorbei! Und was ist eigentlich, wenn es regnet und schneit? Pech gehabt?

Worum geht es also eigentlich? Einigen geht es um eine populistische persönliche Profilierung. Vor allem denen, die dieses weit von sich weisen. Anderen geht es darum, alte politische Rechnungen zu begleichen. Und wieder anderen geht es offenbar immer und zuallererst nur um ein Klo. Und für manche gilt alles drei. Das Alte Rathaus bekommt seinen Fahrstuhl nicht, um ein barrierefreies WC zu bauen! Der Aufzug soll das Gebäude barrierefrei erschließen. Damit jeder Mensch, der es möchte, dort hinein kommt. Für Veranstaltungen. Für Hochzeiten. Für manches andere. Irgendwann auch mal wieder für öffentliche Rats- und Ausschusssitzungen. An denen manche Diskutierende noch nie teilgenommen haben. Der Fahrstuhl ist nicht allein dafür gedacht, um aufs Klo zu können, wer in der City unterwegs ist. Das Rathaus als größte Einbecker Toilette mit drei Türmen kann ja wohl nicht ernsthaft jemand wollen. Auf dem Neustädter Kirchplatz wird in Kürze ein barrierefreies WC entstehen, in der Maschenstraße gibt es schon eines, auch die Sparkasse wird irgendwann ihr WC wieder kundenfreundlich öffnen und Lösungen gegen Vandalismus und Verschmutzung finden. Was aber nicht möglich sein wird, ist in der Altstadt alle 100 Meter eine barrierefreie Toilette zu bauen. Selbst, wenn es ja genügend Leerstand gibt.

Innenhof des Alten Rathauses, links die Fenster des Trauzimmers, im Hintergrund der Durchgang zum Hallenplan.

Kreis-Sanierungskonzept für Einbecker Wilhelm-Bendow-Theater?

Der Bauausschuss des Kreistages soll ein Sanierungskonzept für das Wilhelm-Bendow-Theater in Einbeck in Auftrag geben. Ein entsprechender Beschlussvorschlag ist für die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Gremiums am kommenden Dienstag (25. Mai) nachgereicht worden. Die Landrätin soll beauftragt werden, das Sanierungskonzept erstellen zu lassen, um einen zukunftsfähigen Veranstaltungsbetrieb zu gewährleisten, wie es heißt. Die Kosten für das Konzept sind im Haushalt vorhanden. Wie hoch der Sanierungsbedarf konkret ist und wie hoch entsprechend die Kosten für eine Sanierung, wird erst das Konzept ergeben.

Der bauliche Zustand des Wilhelm-Bendow-Theaters sowie dessen technische Anlagen seien „in die Jahre gekommen“ und noch aus der Zeit des Baus in den 1970-er Jahren, heißt es. Die vorhandene raumlufttechnische Anlage könne derzeit technisch nur noch als reine Belüftungsanlage genutzt werden, erläutern die Experten des Kreishauses. Die installierte Klimatisierung sei vor etwa 25 Jahren „wegen des exorbitanten Energieverbrauchs und technischer Ausfälle stillgelegt“ worden. Anforderungen des Brandschutzes seien gewachsen. Raumakustik und Behaglichkeit für die Besucher seien zu verbessern. Auch die künftige Entwicklung und die Anforderungen an Events und Veranstaltungen seien zu berücksichtigen, schreibt die Kreisverwaltung. „Diese Herausforderungen erfordern anspruchsvolle Lösungen und müssen objektbezogen analysiert und bewertet werden.“ Das Sanierungskonzept soll, wenn dies der Ausschuss in Auftrag gibt, dem Bauausschuss anschließend zur weiteren Beratung vorgelegt werden.

Eingang zum Wilhelm-Bendow-Saal mit Gemälde von Wilhelm Bendow. Archivfoto: Frank Bertram

Nachtrag 25.05.2021: Der Kreis-Bauausschuss hat in seiner Hybrid-Sitzung das Sanierungskonzept einstimmig in Auftrag gegeben. Laut Landrätin Astrid Klinkert-Kittel seien für das Konzept rund 30.000 Euro notwendig. Man habe sich entschieden, die schlechte Lüftungssituation im Saal nicht separat anzugehen, sondern eingebunden in ein Gesamtkonzept für eine Sanierung, sagte die Kreishaus-Chefin.

Baudenkmal-Liste zeigt gewaltigen Sanierungsstau

Sie ist eine Liste, die Sorgen machen muss. Und jeder weiß, dass diese bereits vor einigen Wochen erstellte Auflistung längst nicht alle baufälligen Gebäude in Einbeck enthält, sondern nur einen Teil. Einen vermutlich kleinen Teil. Sozusagen die Top 19 besonders sanierungsbedürftiger Baudenkmale – vom Fachwerkhaus über den Pulverturm bis zum Rathaus. Die Bauverwaltung hat diese Liste als Auftrag aus einem SPD-Antrag in einer Prioritäten-Reihenfolge zusammengestellt. Baudirektor Joachim Mertens bemerkte dazu, dass diese Prioritäten natürlich nicht in Stein gemeißelt seien, nur eine Richtung angeben sollen und veränderbar seien.

Baudenkmal-Sorgenkinder: Häuser Münsterstraße 10 an der Ecke zur Wolperstraße und im Hintergrund der „Schusterkrug“.

Auf Platz 1 der Liste steht ein Objekt, in dem sich bereits etwas tut, um das Baudenkmal zu erhalten: Das Haus Knochenhauerstraße 2, im städtischen Eigentum, soll in unmittelbarer Nähe zum Eicke’schen Haus nicht nur ein Fahrrad-Parkhaus für Touristen und Einbecker werden, sondern auch im Rahmen der Smart-City-Bewerbung zu Ehren kommen. In Verbindung mit der benachbarten Hausnummer 4 (Privatbesitz) in der Knochenhauerstraße könnten hier Wohnungen mitten in der City entstehen.

Mit Platz 2 der Liste beginnen dann aber die Sorgenkinder, bei denen sich noch keine Lösungen abzeichnen, und von denen hier nur exemplarisch einige erwähnt seien. Die komplette Liste steht unten zum Download bereit. Das Gebäude Altendorfer Straße 13, das ehemalige Hotel Zur Traube, „hat heute einen enormen Sanierungsstau“, schreibt die Stadt Einbeck. Vor allem habe die „Sanierung“ in den 1990-er Jahre eher weitere Schäden beschert als geholfen.

Auch Platz 3, wie die „Traube“ in Privatbesitz, macht immer größere Sorgen: Die gesamte Anlage von Münsterstraße 10 an der Ecke zur Wolperstraße wird als „stark gefährdet“ eingeschätzt. Dieses Beispiel verdeutlicht eine weitere Problematik: Mehrfach habe sich die Hofstelle mit mehreren Gebäuden, eine der letzten dieser Art in der Innenstadt, in städtischem Besitz befunden, sei dann aber in der Hoffnung auf Sanierung mehrfach privatisiert worden, schreibt die Stadt. Erfolglos. Seit fünf Jahrzehnten habe sich die Sanierungsbedürftigkeit nun massiv aufgestaut. Statische Probleme seien offensichtlich, schreibt die Bauverwaltung in der Liste und vergleicht das Gebäude mit der dramatischen Situation des Eicke’schen Hauses Ende der 1990-er Jahre. „Die notwendigen Maßnahmen sind so umfangreich, dass ein privater Eigentümer nicht in der Lage ist, eine durchgreifende Sanierung durchzuführen“, heißt es in der Liste. Fördergelder, städtisches und privates Engagement seien dringend erforderlich.

Die Tiedexer Straße ist mehrfach mit Häusern in der Liste vertreten. Und die Bemerkungen des Bauamtes lesen sich eindringlich. „Brandschutztechnisch bestehen große Defizite“ heißt es beispielsweise bei Hausnummer 27. Die beiden Gebäude Nummer 42 und 44 sind laut Bauverwaltung gute Beispiele für den Zustand vieler Fachwerkhäuser in Einbeck: Zur Vorderseite erscheinen die Häuser im guten Zustand, auf der Rückseite sieht das ganz anders aus.

Dringend notwendig sieht das Bauamt auch die Sanierung der Benser Straße 3, nicht zuletzt mit dem bald fertiggestelltem Umbau des Neustädter Kirchplatzes. Allerdings, und das macht ein weiteres Problem für Gebäude im Privatbesitz deutlich: „Die Eigentümerin entzieht sich jeder Kontaktaufnahme, scheint nicht erreichbar und ohne jegliches Interesse an ihrer Immobilie.“

Und selbst bei namhaften Besitzern kommt die Stadt offenbar mancherorts nicht weiter, wie beispielsweise bei Knochenhauerstraße 23. „Bisher konnte die Sparkasse nicht von einer Sanierung des Gebäudes überzeugt werden.“ Die Eigentümerin möchte das leer stehende Haus lieber abbrechen und Stellplätze schaffen, schreibt das Bauamt.

Baudenkmale Hullerser Straße 9 und 11 in Einbeck.

Die Häuserzeile Hullerser Straße 5-17 bereitet der Stadt auch große Sorgenfalten: „Die Sanierung des historischen Braudielenhauses Hullerser Straße 9 könnte, direkt an die Brauerei angrenzend, als Beispiel für Bier brauen im 16. Jahrhundert dienen. (…) Als Anlaufpunkt für Touristen könnte es ein Magnet werden, die Brauerei verfolgt aber andere Interessen.“

Richtig ist, dass die Liste besonders sanierungsbedürftiger Baudenkmale ohne den ursprünglichen SPD-Antrag, der keine Mehrheit gefunden hatte, nun keine unmittelbare Wirkung entfaltet, sondern eher in der Schublade zu verschwinden droht. Doch das muss und darf nicht so sein. Es wäre schließlich kein Problem, einen entsprechenden Folgeantrag zu stellen, der mit seinen Forderungen vielleicht auch etwas klarer formuliert sein und nicht zu viel auf einmal wollen sollte. Die Gewölbekeller sind durchaus ein eigenes Kapitel…

Ehemaliges Hotel Zur Traube in der Altendorfer Straße.

Stadtmauer und Storchenturm sollen saniert werden

Die historische Stadtmauer diesseits und jenseits des Storchenturms zwischen Benser Straße und Hullerser Straße soll saniert werden. Und zwar in einem Bauabschnitt, nicht in mehrere zeitliche Abschnitte unterteilt. Das hat der Stadtentwicklungsausschuss bei den Haushaltsberatungen für den städtischen Etat 2021 entschieden. Für die Arbeiten werden Gesamtkosten von knapp 600.000 Euro fällig.

Hägermauer, im Hintergrund der Storchenturm.

Joachim Dörge (CDU) hatte deshalb vorgeschlagen, den 161.000 Euro teuren Abschnitt zwischen Storchenturm und Hullerser Straße zu verschieben. Damit konnte er sich jedoch im Ausschuss nicht durchsetzen. „Beides gehört zusammen“, sagte Rolf Hojnatzki (SPD). „Das beste Stück unserer Stadtmauer wird zunehmend schäbig.“ Dagegen müsse man dringend etwas tun. Das Projekt sollte deshalb auch textlich sichtbarer im Haushaltsplan erscheinen, meinte Hojnatzki. Auch Baudirektor Joachim Mertens warb für einen einzigen Bauabschnitt. Es sei zu erwarten, dass dadurch bessere Ausschreibungsergebnisse zu erzielen seien. Außerdem sei es auch baulich günstiger, wenn eine Firma die gesamten Arbeiten durchführe.

Die Instandsetzung der Stadtmauer in diesem Abschnitt war ursprünglich von Walter Schmalzried (CDU) angeregt worden, dem der Verfall der historischen Mauer bei Spaziergängen immer wieder ins Auge gesprungen war.

Die Sanierung bildet nur haushalterisch zwei Abschnitte. Der Teil zwischen Benser Straße und Storchenturm liegt noch innerhalb des Sanierungsgebietes Neustadt-Möncheplatz des Städtebaulichen Denkmalschutzes und wird deshalb vom Bund und Land mit rund 290.000 Euro bezuschusst. Auch das für die Kostenschätzung und die Arbeiten notwendige Gutachten wird aus Fördermitteln bezahlt. Der Teil zwischen Storchenturm und Hullerser Straße liegt außerhalb dieses Gebietes, hier ist keine Förderung möglich.

Der Bau der steinernen Stadtmauer rund um die Altstadt wurde erstmals urkundlich im Jahr 1264 erwähnt. Eine Stadtbefestigung mit Graben, Erdwall und Stadtmauer gilt um 1300 als fertiggestellt. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nach Angaben der Stadthistoriker eine Länge von rund 2200 Metern und eine Höhe von etwa acht Metern.

Bei dem Gutachten eines Fachingenieurbüros für Naturstein wurden das Material und die Standsicherheit (Fehlstellen in Mauerwerk und Fugen, Schiefstellungen, Risse, mechanische Beschädigungen) untersucht und ein Sanierungsvorschlag entwickelt. Der Mauerabschnitt zwischen Storchenturm und Hullerser Straße zeigt starke Schädigungen durch Efeubewuchs, erklären die Fachleute: Der Mauer- und Fugenmörtel ist an vielen Stellen gerissen, es sind zahlreiche Mörtelfehlstellen vorhanden. Zur Hägermauer hin zeigt sich in Teilen eine starke Schiefstellung, die behoben werden muss, schreibt der Gutachter. Der Fugenmörtel sei in großen Teilen auszutauschen, die Steine müssten teilweise neu vermauert werden.

Der Storchenturm ist unten abgesperrt.

Bei der Sanierung enthalten ist auch der Storchenturm selbst. Er gilt als der einzige Turm der Stadtbefestigung, der noch in seiner Originalhöhe von etwa 22,50 Metern erhalten ist. Der ältere, untere Bauteil hatte nur eine Höhe von circa 8,50 Metern. Der Abort-Erker auf der Südseite des Turmes weist auf eine ehemalige Wohnnutzung hin. Im oberen Bereich des Turmes sind noch die punktförmigen Schäden durch die Kanonenkugeleinschläge der Beschießung von 1641 zu erkennen. Der Wehrgang führte im ersten Geschoss durch den Turm und ist noch heute an den vorhandenen Öffnungen zu erkennen. In den vergangenen Jahren lösten sich immer wieder Steine und Putz aus dem Mauerwerk und den Fugen. Zur Gefahrenabwehr wurden von der Stadt auf der Innenseite des Turmes Bauzäune aufgestellt. Nachdem das Erdgeschoss in dieser Form geschützt war, siedelten sich laut Stadtverwaltung im Jahr 2019 dort Uhus an, brüteten und zogen vier Jungvögel groß. Uhus sind standorttreue Vögel, auch 2020 wurden drei Jungvögel aufgezogen. Der Uhu steht unter Naturschutz, der innerstädtische Brutplatz gilt als absolut einmalig und erhaltenswert.

Storchenturm am Krähengraben. Archivfoto 2020

Kreistag weicht nach Einbeck aus

Der Northeimer Kreistag tagte heute im Forum der BBS Einbeck. Das Foto entstand während des Tagesordnungspunktes, der sich um den Jahresabschluss der Kreis-Sparkasse Northeim und die Entlastung des KSN-Verwaltungsrates dreht, bei dem die Landrätin und die anderen Mitglieder dieses Gremiums kurzzeitig in den Zuschauerreihen Platz nahmen (hinten), weil sie formal nicht an den Beratungen des Kreistages teilnehmen dürfen.

Brisantes oder Strittiges stand nicht auf der Tagesordnung der sommerlichen Kreistagssitzung, nach einer knappen Stunde waren die Themen bereits abgearbeitet. Warum der Kreistag heute nicht wie üblich im Sitzungssaal des Kreistages in Northeim tagte, sondern im Forum der Berufsbildenden Schulen Einbeck, erläuterte Landrätin Astrid Klinkert-Kittel (SPD): An der Decke des Saales habe es Wasserschäden gegeben, von denen man noch nicht wisse, wie sie entstanden seien, eine punktuelle Sanierung scheide damit aus. Außerdem sei die Klimaanlage seit Anfang des Monats defekt, eine Belüftung des fensterlosen Raumes nicht möglich. Die Landrätin kündigte umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an, bis Ende 2020 werde der Saal nicht genutzt werden können. Ziel der Sanierung müsse nicht nur die Reparatur, sondern auch sein, dass der Sitzungssaal barrierefrei werde und mehr Licht in den Raum gelange. Dafür werden jetzt Ideen für ein Konzept entwickelt und den entscheidenden Kreisgremien vorgelegt. Es ist damit wahrscheinlich, dass der Kreistag in nächster Zeit noch einmal wieder in Einbeck in der kreiseigenen Liegenschaft BBS tagt. Die nächste Sitzung am 20. September jedenfalls ist im Roswitha-Gymnasium in Bad Gandersheim vorgesehen. Ein durchaus attaktiver Nebeneffekt des Kreistagstourismus könnte sein, dass interessierte Bürger nicht immer nach Northeim fahren müssen, um an einer Sitzung teilzunehmen, sondern unter Umständen kürzere Wege haben. Das freilich hatte sich heute noch nicht herum gesprochen (oder lag’s an den Themen der Tagesordnung?): Kein einziger Zuhörer nahm an der Sitzung teil, die zwei Einwohnerfragerunden rief Kreistagsvorsitzende Frauke Heiligenstadt (SPD) daher ohne Resonanz auf.

Keine Zuschauer: Komplett leer blieben während der Sitzung die für Besucher vorgesehenen Stühle im Forum der Berufsbildenden Schulen Einbeck.