Kandidaten bringen sich in Stellung

Musterstimmzettel für die Stichwahl am 6. Oktober.
Musterstimmzettel für die Stichwahl am 6. Oktober.

Eine Woche vor der Stichwahl bei der Landratswahl im Landkreis Northeim bringen sich die verbliebenen zwei Kandidaten in Stellung. Amtsinhaber Michael Wickmann (SPD) interpretiert auf seiner Website die knapp 50 Prozent der Stimmen im ersten Durchgang so, dass fast jeder zweite Wähler seine Arbeit positiv bewertet habe. Das mag so sein, aber eben nur fast jeder zweite Wähler. Mit ein paar Stimmen mehr (Wickmann schreibt wenig mehr als 200, die ihm an 50 Prozent fehlen), beispielsweise von klassischen Grünen-Wählern, wenn es keinen dritten Kandidaten am 22. September gegeben hätte, hätten es gleich mehr als 50 Prozent für Wickmann sein können.

Und er stichelt gegen seinen Herausforderer Dr. Bernd von Garmissen (CDU): „Es gilt die Menschen in unserem liebens- und lebenswerten Landkreis davon zu überzeugen, dass konkrete Ideen wichtiger sind und uns eher voranbringen als die allgemeinen Schönwetteraussagen meines Mitbewerbers“, schreibt SPD-Mann Wickmann auf seiner Internetpräsenz.

Die CDU ist stolz auf das gute Abschneiden ihres Kandidaten, der als Neueinstieger in der Politik vor einigen Wochen noch so gut wie unbekannt war. Aus dem Stand heraus hat Dr. Bernd von Garmissen über 40 Prozent erreicht. Bei der Stichwahl am 6. Oktober werden die Karten komplett neu gemischt, schreibt die Einbecker CDU. Und hat damit Recht. Wobei die Christdemokraten das natürlich so meinen, dass ihr Kandidat nach oben noch Luft hat, es durchaus am nächsten Sonntag mehr als 40 Prozent sein könnten. Komplett neu mischen bedeutet aber ebenso das Risiko, dass es für von Garmissen jetzt im zweiten Durchgang auch unter 40 Prozent sein können.

Die Einbecker CDU stänkert wahlkämpfend gegen Amtsinhaber Michael Wickmann, der sich mit dem Wahltermin  „verzockt“ habe, schreibt Partei- und Fraktionschef Dirk Ebrecht in einer Pressemitteilung: „Erst nötigt uns Herr Wickmann eine Phantom-Debatte um irgendwelche Kreisfusionen auf, die nebenbei dazu führte, dass die SPD-Kreistagsmehrheit seine Amtszeit per Beschluss und ohne Wahl auf 12 Jahre verlängert hat. Nun wartet er bis zum letzten Augenblick, um eine Wahl nötig zu machen und setzt darauf, dass wir es nicht schaffen, einen Kandidaten überhaupt aufzubauen. Das ist wenig redlich, und Herr Wickmann hat die Quittung dafür bekommen.“

Das zeigt ein wenig auch schon eine Exit-Strategie, die Begründung für eine eventuelle Niederlage des CDU-Kandidaten: die Christdemokraten hätten zu wenig Zeit bekommen, ihren Kandidaten aufzubauen. Niemand indes hat sie gezwungen, einen Neuling zu nehmen.

Die CDU rührt außerdem in diesen Tagen in einem wunden Punkt des Landrats: Von Garmissen setze sich nachdrücklich für das Einbecker Krankenhaus ein. Mehrfach war der CDU-Mann vor Ort. „Das vermissen wir bei Herrn Wickmann, der es bis heute nicht geschafft hat, seinen Fuß über die Schwelle des Einbecker Bürgerspitals zu setzen“, schreibt Dirk Ebrecht in seiner Pressemitteilung. Ob das Land die Landkreis-Bürgschaft für die Klinik noch vor der Stichwahl freigibt, ist offen, Wickmann jedenfalls könnte das einen Schub geben.

Von Garmissen ackert ohne Pause weiter. Nicht nur im direkten Kontakt mit den Bürgern auf den Marktplätzen. Sogar mit bundespolitischer CDU-Unterstützung – was sonst vor lokalen Stichwahlen schon einigermaßen selten ist. Bundesbildungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU), einst Wissenschaftsministerin in Niedersachsen, sieht sich am 1. Oktober in Moringen das Ausbildungszentrum der Firma Piller an – auf seinen Wunsch hin, wie Landratskandidat Bernd von Garmissen betont. Ob sie allerdings dem nächsten Kabinett Merkel angehören wird, ist noch offen, werden doch die bundespolitischen Karten derzeit neu gemischt.