
Es legte sich schon kurzzeitig ein wenig auf seine Stimme: Mit am Ende hörbarer Bewegung im Timbre hat Superintendent Heinz Behrends beim Gildentag in Einbeck sein letztes geistliches Wort vor den Handwerkern gesprochen. Der evangelische Pastor geht im September in den Ruhestand. Behrends sprach sich für den Erhalt des Religionsunterrichts an Berufsbildenden Schulen aus. „Wir wollen nicht nur Fachleute haben“, sagte der scheidende Superintendent und bekam dafür Beifall. Überhaupt sei neben der Wissensbildung auch eine Herzensbildung notwendig.
Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek recycelte beim Gildentag ein wenig ihr Grußwort – und nutzte die Gelegenheit, wenn schon einmal die Kultusministerin in der zweitgrößten Stadt Südniedersachsens vor Ort war. Bereits beim Neujahrsempfang der Einbeck Marketing GmbH hatte Michalek in nahezu identischer Wortwahl 350.000 Euro genannt, die die Stadt Einbeck für Ganztagsschulen in die Hand nehme, „richtig viel Geld“, so die Rathauschefin. „Ich erwarte, dass von der Landesregierung die Versprechen eingehalten werden und keine Lippenbekenntnisse bleiben.“
Eine direkte Antwort darauf bekam Michalek von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt in der Festrede zwar nicht. Die SPD-Ministerin breitete aber unter anderem vor der CDU-Bürgermeisterin das Bildungs-Regierungsprogramm der Landesregierung aus und nannte Zahlen, Zahlen, Zahlen: 420 Millionen Euro mehr für den Bildungsetat, 260 Millionen für einen „ordentlichen“ Ganztag in Schulen, alles in allem in den nächsten vier Jahren insgesamt eine Milliarde Euro in Bildung. Und die dürfe nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, sagte Heiligenstadt. Sie selbst sei als Jugendliche mit dem Fahrrad vom heimischen Gillersheim nach Northeim zum Corvinianum gefahren, um das Geld für die Busfahrkarte zu sparen und sich Bücher leisten zu können, erzählte sie.
Kreishandwerksmeister Hermann-Josef Hupe hatte beim Gildentag für die Politiker noch einen guten Tipp parat, den ich unterschreiben kann. Der oberste Handwerker empfahl den politischen Gremien der Region, häufiger mal ein Projekt mit nur 80-prozentiger Sicherheit zu genehmigen, als es immer bis zur hundertprozentigen Perfektion auszudiskutieren. Wichtig sei, dass die Richtung stimme. Die imaginären 100 Prozent führten häufig zu einer Verschleppung des Projekts und verhindere Wachstum und Wohlstand. So ganz unrecht hat er nicht.
