
Viele Ideen, aus denen eine Strategie werden soll. Rund 100 Teilnehmer arbeiten am Integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEK).
IEK, ILEK, Städtebauförderung, für kleine Städte, für soziale Städte – der finanziellen Unterstützungs-Programme gibt es ebenso viele wie findige Abkürzungen. Ohne (zusätzliches) Geld aus Hannover, Berlin oder Brüssel ginge vor Ort oftmals auch nicht mehr viel voran. Jeder, der ein Projekt realisieren will, freut sich über eine helfende Überweisung. Das ist völlig legitim. Wobei allerdings immer wieder kurios zu beobachten ist, wenn bedeutungsschwer auf die unterschiedliche Verteilung der Geldflüsse verwiesen wird (Stichwort: Drittelfinanzierung). Als sei der eine Geldschein mehr wert als der andere. Merke: Auch das Geld aus Brüssel stammt nicht von einer reichen belgischen Erbtante. Eine EU-Förderung ist europäisches Steuergeld, unser aller Geld also.
Eine Stadt ist niemals fertig, eine Stadt entwickelt sich ständig weiter. Hier wird neu gebaut, dort umgestaltet, vorher abgerissen. Die kommunale Politik hat daher sogar einen Ausschuss geschaffen, der genau so heißt: Stadtentwicklungsausschuss. In diesem Gremium werden die Dinge beraten, die sich im weitesten Sinne um die Veränderung unserer Stadt drehen.
Damit, mit der Veränderung Einbecks, haben sich am Freitagnachmittag vier Stunden lang auch gut 100 Menschen aus Einbeck beschäftigt. Das Stadtgebiet ist seit einem Jahr größer. Nach der Fusion mit Kreiensen stellt sich mehr denn je die Frage, ob alle Strukturen, die in guten Zeiten einst aufgebaut worden sind, auch in Zukunft in der Fläche noch erhalten werden können. Und ob sie überhaupt notwendig sind. Und wo neue Strukturen wichtig werden, weil in unserer Region in Zukunft zwar weniger Menschen leben werden, dafür aber mehr ältere. Mobile, aktive ältere, aber eben leider auch das Gegenteil.
Ich habe mich gefreut, dass so viele engagierte Menschen sich einen ganzen Freitagnachmittag Zeit nehmen und über die Zukunft unserer Stadt intensiv nachdenken. Und ich kann mich der von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek am Ende der Veranstaltung gezollten Hochachtung nur anschließen. Einiges war nicht neu. Aber viele überlegenswerte Ideen sind entstanden, die freilich nicht alle umgesetzt werden können, schon gar nicht alle sofort (siehe oben, es sei denn, es kennt jemand die reiche Erbtante aus Belgien). Jedoch kann aus den Überlegungen eine Strategie entstehen, wie in den unterschiedlichen Themenfeldern die Stadtstruktur der Zukunft aussehen kann, soll und muss. Ich wünsche mir, dass viele der 100 dranbleiben am Thema, im März wieder mit dabei sind, bei der Umsetzungskonferenz.
Unweit des Tagungsortes BBS ist tagtäglich lebhaft zu beobachten, wie sich eine Stadt entwickelt und verändert. Selbst hier ist übrigens nicht allein privates Geld im Einsatz, sondern auch öffentliche Förderung, weswegen übrigens gerne mal der eine oder andere Minister vorbei schaut. Im ehemaligen Kornhaus entsteht für viele faszierende Oldtimer vergangener Mobilitätstage die Aussstellungsfläche des PS-Speichers, der noch vor dem nächsten Winter eröffnen will. Da ist dann auch mit einem Mal eine ganze Straße gesperrt und wird zum Privatgelände. Da wird ein Baudenkmal liebevoll saniert und um moderne Gebäude erweitert. Da wird neue, wichtige Gastronomiefläche geschaffen. Da entsteht ein neues, für Einbeck ebenso wichtiges Hotel in Innenstadtlage.
Und da wird seit Monaten diskutiert, wohin das benachbarte Haus der Jugend ausweichen kann. Längst hat diese Debatte die normative Kraft des Faktischen erreicht, das Tempo die Akteure hat manche überrascht und überrollt. Bevor nach aktualisiertem Zeitplan der Jugendausschuss nicht im März, sondern am 1. April (kein Scherz) seine Beschlussempfehlung für einen neuen Standort abgeben wird, sollen die harten Fakten (Umbau-/Baukosten) dann auch endlich vorliegen. Der Stadtrat freilich, der die Ausschussentscheidung absegnen muss, hat seine nächste Sitzung nach dem Ausschuss-Termin momentan erst für den 25. Juni terminiert… Die weichen Standortfaktoren der drei möglichen Alternativen hat der Arbeitskreis intensiv diskutiert, nachdem er alle Objekte in Augenschein genommen hat.
Der Bauzaun steht, der Abriss eines Großteils des Jugendzentrums steht unmittelbar bevor. Und alles wurde zuvor, das sei hier nochmal betont, nicht in Hinterzimmern heimlich ausgemacht, sondern durch Bebauungspläne in öffentlicher Sitzung, die zuvor wochenlang im Rathaus und im Internet öffentlich auslagen, demokratisch beschlossen. Einige Außenstehende wundern sich allerdings schon, wie denn offenbar jetzt problemlos alte Bäume gefällt werden können, die in den Jahren zuvor nur unter großem Aufwand allenfalls ein wenig zurück geschnitten werden durften.
Die Kulturstiftung Kornhaus hat für Montag eine Stellungnahme zum Stand der Dinge bei den Bauarbeiten zwischen PS-Speicher, Haus der Jugend und bisherigem Jugendgästehaus angekündigt. Seien wir gespannt.