Krankenhaus-Kuh nähert sich dem Ufer…

Hans-Martin Kuhlmann (56), seit 1. Januar neuer kaufmännischer Geschäftsführer der Einbecker Bürgerspital GmbH.
Hans-Martin Kuhlmann (56), seit 1. Januar neuer kaufmännischer Geschäftsführer der Einbecker Bürgerspital GmbH.

In den jüngsten Wochen und Monaten war es ruhig geworden um das Einbecker Krankenhaus, das in der Vergangenheit so intensiv die Politik beschäftigt hat, so oft in den Schlagzeilen war und mit seinem „Einbecker Modell“ zuletzt bundesweit ebensolche machte, und diese Ruhe scheint offenbar wirklich ein gutes Zeichen zu sein. „Die Kuh ist noch nicht vom Eis, aber sie nähert sich dem Ufer“, wählte der ärztliche Chef des Einbecker Bürgerspitals, Dr. Olaf Städtler, eine Metapher mit optimistischem Unterton. Und auch wenn es der neue kaufmännische Geschäftsführer Hans-Martin Kuhlmann weniger prosaisch ausdrückte, so ist er sich mit seinem Arzt-Kollegen einig. Mit fast 5000 Fällen hat das Einbecker Krankenhaus im Jahr 2013 das mit den Kostenträgern ausgehandelte Budget eingehalten. Punktlandung nennen das die Geschäftsführer der Klinik. Planmäßig soll im aktuellen Jahr aus der hellroten Null eine schwarze Null in den Bilanzen werden. Und, das sagt Kuhlmann nach wenigen Wochen im Amt und Einblick in die Zahlen, die Parameter seien so, dass sich das Einbecker Bürgerspital gut entwickeln wird.

Der 56-jährige diplomierte Volkswirt hat die kaufmännische Geschäftsführung zum Jahreswechsel von Norbert Mischer übernommen, der nach der Insolvenz des Krankenhauses für eine Übergangsphase im Amt und als selbstständiger Krankenhausberater bereits im November vergangenen Jahres zusätzlich in einem anderen Krankenhaus als Krisenmanager eingestiegen war: bei den Neckar-Odenwald-Kliniken. Hans-Martin Kuhlmann, Vater von zwei erwachsenen Töchtern und einem Sohn, lebt mit Ehefrau Dagmar und Mischlingshund in der Nähe von Flensburg, von Montag bis Freitag aber lebt er seit vier Wochen in Einbeck. „Der Virus dieses Hauses hat mich angesteckt“, sagt der neue Geschäftsführer über das Modell Bürgerspital. Seine in den vergangenen zehn Jahren gewonnenen Erkenntnisse aus in ähnlicher Lage steckenden Kliniken in Mölln und Ratzeburg will Kuhlmann jetzt in Einbeck anwenden.

Dr. Olaf Städtler.
Dr. Olaf Städtler.

Auf die im Landratswahlkampf angekündigte Landkreis-Million muss das Einbecker Krankenhaus noch immer warten. Das sei in Hannover noch nicht entschieden, sagte Dr. Olaf Städtler. Im Gespräch ist entweder eine vom Kreistag beschlossene Bürgschaft oder eine Zahlung aus Erlösen, die durch den Verkauf der Kreiskrankenhäuser an die Helios-Kliniken noch an den Landkreis fließen.

Bei allem Optimismus weiß der neue kaufmännische Klinik-Geschäftsführer, dass noch eine Strecke des Weges vor dem Einbecker Krankenhaus liegt. Dass weitere Umstrukturierungen anstehen, dass es Rückschläge geben wird – damit rechnen medizinische und kaufmännische Geschäftsführung. In dem 43 Jahre alten Gebäude hat sich ein millionenschwerer Investitionsstau aufgebaut. Schritt für Schritt werben die Geschäftsführer gemeinsam mit ihren Gesellschaftern aus der Einbecker Bürgerschaft um (neues) Vertrauen bei Politik und Patienten. Krankenhaus-Versorgung sei keine Frage der Größe, sondern der Nähe und des funktionierenden Netzwerks.

Woran die Krankenhaus-Chefs glauben, ist eine stärkere Vernetzung von ambulanten und stationären Strukturen. „Es geht nur zusammen“, sagt Städtler, der Chefarzt der Inneren Medizin, „Grabenkämpfe sind Schnee von gestern“. Das Einbecker Bürgerspital streckt die Hand schon länger zur Zusammenarbeit aus. Und für die Herren „auf dem Berge“ ist es auch keine neue, aber eine dankbare Erkenntnis, dass in der schwierigen Phase der vergangenen Monate die Klinik auch deshalb überlebt hat, weil die niedergelassenen Mediziner weiterhin ins Einbecker Krankenhaus Patienten überwiesen haben.

Und an der Renaissance habe es gelegen, wie es Städtler ausdrückt: Das sei der Moment gewesen, als Bürger, Kommune und Politik sowie das Krankenhaus sich einig gewesen seien.