
Der Sieger sagte, dass es ein hartes Stück Arbeit gewesen sei. In der Tat, das war es wohl, der Wahlkampf war vor allem in den vergangenen Tagen noch einmal zwischen den beiden nach dem ersten Wahlgang verbliebenen Kontrahenten intensivst geführt worden. Sieger und Verlierer trennen nach der heutigen Stichwahl am Ende nur 1667 Stimmen. Aber, und das sagte der Sieger am heutigen Abend, Landrat Michael Wickmann, ebenfalls, auch im Fußball sei es ja so: Selbst wenn das 1:0 in der 90. Minute falle, am Ende seien es doch drei Punkte und der Sieg. Wie knapp es war, wie ausgeglichen die Spielanteile zwischen Michael Wickmann und seinem Herausforderer Bernd von Garmissen waren, zeigt ein genauer Blick auf die einzelnen Ergebnisse. Dass der Sievershäuser von Garmissen in Dassel mehr Stimmen als Wickmann holte, in seinem Heimatdorf immerhin stolze 77 Prozent (Wickmann in seinem Heimatdorf Hevensen 70 Prozent), war nicht völlig überraschend und vor zwei Wochen auch schon so. Dass der CDU-Mann aber auch in Einbeck gegen den Amtsinhaber mehr Stimmen holte (51:49 Prozent), ist dann doch bemerkenswert. Und doch ist es alles nur für die Galerie.
Der alte und neue Landrat Michael Wickmann hat ein schönes, ein treffendes sprachliches Bild gewählt. Denn auch wenn es knapp war, wenn von Garmissen in Dassel und Einbeck vorne liegt – am Ende, beim Schlusspfiff der Wählerinnen und Wähler, hatte der Amtsinhaber die Nase vorn. Das allein zählt. Und wieviele Stimmen Vorsprung es waren, interessiert in den nächsten acht Jahren niemanden. Gewonnen ist gewonnen.

Und doch sollte dem Sieger, vielleicht auch erst mit einem ruhigen Blick in ein paar Tagen zurück auf Ergebnis und Wahlkampf, ein Gedanke im Kopf bleiben, den ihm eine NDR-Reporterin am Wahlabend in der Live-Schaltung entgegen schleuderte: Ob das nicht ein Denkzettel sei? Nein, nein, das sei keiner, die 51,87 Prozent seien für ihn eine Ermutigung, acht Jahre weiterzumachen, entgegnete ein frisch gekürter, siegestrunkener Wahlgewinner, der mit ein wenig Abstand die Frage vielleicht durchaus nachdenklicher beantworten würde. Denn ein Gewinn mit wenig mehr als 50 Prozent ist für einen Amtsinhaber mit rund zwölf Jahren Erfahrung im Amt schließlich keinesfalls ein triumphaler Sieg, eher schon ein dürftiger Arbeitssieg gegen einen Neueinsteiger, der vor vier Monaten politisch noch überhaupt keine Rolle spielte, weder im Landkreis noch irgendwo.
Ein Video zum Wahlabend mit Stellungnahme von Michael Wickmann hier.