Schlauplätze

Zur Müllhalde verkommen: der Eingang zur früheren WC-Anlage.
Zur Müllhalde verkommen: der Eingang zur früheren WC-Anlage auf dem Neustädter Kirchplatz.
Betreten auf eigene Gefahr.
Betreten auf eigene Gefahr. Die Sichtachse zur Brauerei ist zugewuchert.

Der Charme des Waschbetons mag ja vielleicht den einen oder anderen Architektur-Liebhaber noch begeistern. Die überwiegende Zahl der Betrachter und Besucher des Neustädter Kirchplatzes jedenfalls dürfte weniger erfreut sein, in welchem Zustand sich dieser Einbecker Innenstadt-Platz aktuell präsentiert. Die einst super-moderne, unterirdische Toilettenanlage ist längst geschlossen, der Eingang zur Müllhalde verkommen, den Platz darf man ausweislich eines Schildes nur noch auf eigene Gefahr betreten. Nachdem der Investor SEPA von seinem Projekt, hier ein Haus, von ihm gerne als Palais bezeichnet,  für den Handel mit Drogerie-Waren und Bekleidung zu bauen, kürzlich Abstand genommen hat, sind wieder alle Optionen offen, was mit dem City-Filetstück passieren soll. Dass etwas geschehen muss, ist unstrittig.

Was jedoch passieren soll, darüber wird die Politik zu befinden haben. Hoffentlich taucht sie nich vorher erstmal in die Sommerpause ab… Ob sie einen Ideen- bzw. Architekturwettbewerb möchte, nachdem nun kein konkreter Interessent mehr auf dem Tapet steht, wird sich bald entscheiden müssen. Da wird sicherlich von einigen auch die alte Parkplatz-Idee wiederbelebt, das gesamte Areal auf einer Ebene vor allem für Pkw-Stellplätze zu nutzen. Rund 200.000 Euro sollte das einst kosten. Eine Mehrheit fand sich für diese CDU-Idee nicht.

Mitten in der Stadt und doch verlassen, vergessen? Der Neustädter Kirchplatz mit Löwenkreuzung im Hintergrund.
Mitten in der Stadt und doch verlassen, vergessen? Der Neustädter Kirchplatz mit Löwenkreuzung im Hintergrund.
Waschbeton, wuchernder Efeu: der Möncheplatz.
Waschbeton, wuchernder Efeu: der Möncheplatz.

Imgrunde ist eine handfeste, tatkräftige, nicht nur wohlfeile Pläne machende Initiative notwendig, vergleichbar vielleicht mit der lobenswerten Bürgerinitiative Sch(l)aufenster. Es gibt schließlich ebenso manche Grauplätze, die darauf warten, sozusagen Schlauplätze zu werden. Der Neustädter Kirchplatz, über den in den vergangenen Monaten viel geredet wurde, auf dem aber nichts passiert ist, ist ja nur ein Beispiel. Ein weiteres ist der andere große Innenstadt-Platz am östlichen Ende der City: der Möncheplatz. Hier hört man von einstigen Ideen und Bestrebungen seit langer Zeit rein gar nichts mehr, jedenfalls nicht Substanzielles, auch hier regiert nach wie vor der Charme des Waschbetons. Wer im Bürgerinformationssystem Allris einmal heute als Stichwort „Möncheplatz“ eingibt, erhält zwar manche Treffer, wirklich aktuelle Infos mit konkretem Planungsstand sind allerdings nicht darunter. Was schade ist, gehört der Platz doch auch zum Fördergebiet Städtebaulicher Denkmalschutz, über das in den vergangenen Monaten sich Planer und auch manche Bürger einige Gedanken gemacht haben.

Neue Pflaster-Furt.
Neue Pflaster-Furt.
Am Rande neu gepflastert: der Hallenplan.
Am Rande neu gepflastert: der Hallenplan.

Aber wahrscheinlich ist es viel wichtiger, für 30.000 Euro neues Pflaster auf Marktplatz und Hallenplan zu verlegen. Sinnvoll würde ich das ja noch finden, wenn durch die Neupflasterung wie an mancher Stelle geschehen das Gehen oder das Begehen mit Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen verbessert wird. Da aber einige der neuen Pflaster-Furten vor Gastronomie-Bestuhlung enden, will ich nicht hoffen, dass das dadurch sinnvoll wird, indem die Restaurants ihre Außenbestuhlung reduzieren müssen. Dann ist es nämlich bei allem Verständnis für Barrierefreiheit nicht sinnvoll, sondern wirtschaftsunfreundlich.