Mertens sagt Tschüss im Stadtrat: Abschied nach vier Jahren in Einbeck

„Das waren vier turbulente und abwechslungsreiche Jahre, die mich haben wachsen lassen und für die ich auch sehr dankbar bin“: Mit diesen Worten hat sich Baudirektor Joachim Mertens im Stadtrat aus Einbeck verabschiedet. Der bisherige Fachbereichsleiter für Bauen und Stadtentwicklung, der im Januar 2019 zur Stadtverwaltung gekommen war, wechselt zur TU Clausthal. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek verabschiedete Mertens im Stadtrat jetzt offiziell.

Sie erinnerte an zahlreiche Projekte aus den vergangenen Jahren, die der Bauamtschef mit angeschoben und vorangebracht habe – neben dem Tagesgeschäft einer Bauverwaltung. Aus den Bereichen der Zukunftsthemen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und dem Erhalt des kulturellen Erbe nannte Michalek unter anderem die energetische Sanierung von Gebäuden (beispielsweise an Schulen oder im Bürgerhaus Kreiensen), das Solardachprogramm für denkmalgeschützte Häuser, der Neubau der Kita Münstermauer und den Abschluss der Bauarbeiten der Multifunktionshalle oder die Prioritätenliste Hochwasserschutz in Zusammenarbeit mit den Ortschaften. „Sie haben ihre Beiträge geleistet, um die Stadt Einbeck in diesen Themenfeldern gut aufzustellen und weiterzubringen.“

Einige Projekte müsse Mertens an seinen Nachfolger übergeben, weil sie noch nicht zuende geführt worden seien, etwa der Neustädter Kirchplatz oder die Saline Salzderhelden, aber auch die Machbarkeitsstudie Domäne Greene. Einige Projekte wie der Umbau des ZOB, der Ausbau von Marktstraße oder Tiedexer Straße, mit denen sich Mertens in den vergangenen Jahren beschäftigt habe, seien der Wirtschaftskrise nach Corona und dem Ukraine-Krieg zum Opfer gefallen und seien in der Priorität nach hinten geschoben worden, sagte Michalek.

In den vier Jahren seien viele Dinge bewegt worden, mit der Politik sei es nicht immer einfach gewesen, Mertens sei aber bei allen hektischen Themen und Diskrepanzen in Diskussionen immer sachlich geblieben, sagte CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht, der gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Dirk Heitmüller für die SPD/CDU-Gruppe ein weiteres Präsent überreichte: „Wir lassen Sie durchaus mit zwei weinenden Augen gehen.“

Nachfolger von Joachim Mertens wird zum 1. Februar Jens Ellinghaus. Der 31-Jährige war online zur Hybrid-Sitzung des Stadtrates zugeschaltet. „Ich bin gespannt auf die neue Tätigkeit in Einbeck“, sagte er. Eine neue Stadt und ein neues Umfeld kennenlernen zu dürfen sei für einen Planer immer etwas Besonderes. Ellinghaus freut sich auf seinen Start in Einbeck und die Rückkehr in den Norden, in Niedersachsen sei er aufgewachsen, habe schon vom Ratsvorsitzenden Frank Doods (in dessen Beruf als Staatssekretär) seine Ernennungsurkunde überreicht bekommen. „Ich habe einen Faible für historische Altstädte“, sagte der künftige Fachbereichsleiter, das sehe man auch schon an seinem Studium an der Bauhaus-Universität in Weimar oder zuletzt seiner beruflichen Station im fränkischen Kulmbach.

Kleines Wellness-Paket: Alkoholfreies Clausthaler Bier, ein Buch über 38 vergessene Pfade im Harz und von der SPD/CDU-Gruppe regionale Lebensmittel für den scheidenden Baudirektor Joachim Mertens (2.v.l.) von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek sowie den Fraktionschefs Dirk Heitmüller (SPD) und Dirk Ebrecht (CDU).

Mertens-Nachfolge steht fest: Jens Ellinghaus wechselt aus Kulmbach nach Einbeck

Hinter vorgehaltener Hand war die Rathaus-Personalie bereits seit einigen Tagen bekannt, heute hat die Stadt Einbeck offiziell mitgeteilt: Jens Ellinghaus wird neuer Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen in Einbeck. Der 31-Jährige löst Baudirektor Joachim Mertens ab, der zur Technischen Universität Clausthal wechselt. Die „Frankenpost“ Kulmbach hatte bereits vor einer Woche über das Versetzungsgesuch von Ellinghaus berichtet, da jedoch noch mit Hinweis auf „eine Stadt in Niedersachsen“. Diese steht mit Einbeck nun fest.

Jens Ellinghaus absolvierte von 2012 bis 2015 das Bachelorstudium Freiraumplanung an der Hochschule Osnabrück und von 2015 bis 2018 den Masterstudiengang Urbanistik an der Bauhaus-Universität Weimar. Nach Durchlaufen des technischen Referendariats beim Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz ist er seit Januar 2021 als Stadtbaurat Leiter des Bauamtes bei der Großen Kreisstadt Kulmbach in Bayern. Zum 1. Februar 2023 wird Jens Ellinghaus nach Einbeck versetzt. Nach dem Beschluss des Verwaltungsausschusses Anfang November, sich aus fünf Bewerbungen für den 31-Jährigen zu entscheiden, war der Zeitpunkt der Versetzung noch zu besprechen. Auch in Kulmbach waren entsprechende Beschlüsse erst noch zu fassen.

Der neue Fachbereichsleiter soll sich in der nächsten hybriden Sitzung des Rates der Stadt Einbeck am 7. Dezember, an der er digital teilnehmen werde, kurz der Öffentlichkeit vorstellen, heißt es heute aus dem Rathaus. Der scheidende Baudirektor Joachim Mertens wird an dieser Ratssitzung ebenfalls teilnehmen und in diesem Rahmen von Rat und Verwaltung verabschiedet. Seinen Schreibtisch hat er bereits geräumt.

Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek lässt sich heute mit folgenden Worten zitieren: „Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, auf dem hart umkämpften Markt hochqualifizierten technischen Personals mit Herr Ellinghaus einen neuen Bau-Fachbereichsleiter zu gewinnen. Kulmbach ist mit Einbeck strukturell vergleichbar. Somit sind die Voraussetzungen sehr gut, dass Herr Ellinghaus seine in Bayern gewonnene berufliche Erfahrung für einen nahtlosen Übergang nutzen kann, der glücklicherweise auch zeitnah erfolgen wird.“ Im Januar wird der Fachbereich interimistisch geleitet.

Foto: Stadt Kulmbach
Jens Ellinghaus (31). Foto: Stadt Kulmbach

Mertens‘ Handschrift

Baudirektor Joachim Mertens in seinem Büro. Am Stehpult erledigt er gerne die Post.

Erst langsam, noch eher dünn wird eine eigene Handschrift sichtbar. Er sei kein Mann großer, markiger Worte, sagt Joachim Mertens über sich selbst. Seit fast einem Jahr ist er der Chef für Stadtentwicklung und Bauen im Einbecker Rathaus, einer von drei Fachbereichsleitern im Leitungsteam der Verwaltung. Und langsam, in der Öffentlichkeit noch kaum merklich, drückt Joachim Mertens ersten Themen seinen Stempel auf, verändert bisherige Praxis, falls es ihm angezeigt scheint – wenn auch eher zentimeterweise, und nahezu geräuschlos. Selbst nach zwölf intensiven Monaten stelle er noch viele Fragen, versuche sich in die zahlreichen Themen seiner fünf Sachgebiete einzuarbeiten, erzählt der Baudirektor. Arbeitsreich und lehrreich sei es gewesen, das erste Jahr in Einbeck. Mit Komplexität habe er gerechnet, sagt der 54-Jährige, der zuvor beim Landkreis Peine als Leiter der Bau- und Raumordnung eher monothematisch gearbeitet hat. Aber es sei noch komplexer als gedacht. Alles zu durchdringen, da brauche es noch Zeit.

Joachim Mertens setzt auf das persönliche Gespräch, drei Viertel seiner Arbeitszeit verbringe er mit Besprechungen, schätzt der Fachbereichsleiter. Miteinander sprechen, mehrere Optionen anbieten – das ist sein Credo beispielsweise beim Thema Baugebiete. Der Fokus müsse weiterhin auf der Innenentwicklung liegen. Aber Mertens begibt sich in die Diskussion mit den Ortsbürgermeistern, versucht mit ihnen gemeinsam etwaige Baulücken zu identifizieren. In Dassensen sei das bereits nach Gesprächen gelungen, erzählt der Bauamtschef. Möglicherweise könnten sich mehrere Ortschaften auch ein neues Baugebiet teilen. Mertens wird mit den vor Ort kundigen Ortsbürgermeistern in einem länger dauernden Prozess zum Ziel kommen. Und wenn dabei ein externer Moderator hilfreich ist, scheut der Bauamtsleiter auch den nicht. Die Kernstadt jedoch habe mit ihren Baugebieten Weinberg II und in Kürze auch Deinerlindenweg mittelfristig ausreichend Bauplätze, um Bedarf und Nachfrage zu decken. Am Weinberg, der lange als schon gleich ausgeschöpft galt, sind wieder Plätze frei, erste Interessenten abgesprungen.

Seinen kooperativen Stil, der seinen Mitarbeitern viel Freiraum lässt, praktiziert Joachim Mertens auch beim Thema Denkmalschutz, in Einbeck gerne ein heikles Thema. Ziel müsse immer das genutzte Baudenkmal sein, Leerstand nutze nichts. Deshalb sei sein Fachbereich auch gesprächsbereit und wolle Kompromisse finden, wenn Bauherren ihr denkmalgeschütztes Haus umbauen wollten. Was zweifelsfrei gar nicht gehe seien beispielsweise Kunststofffenster in Fachwerkhäusern, da bleibe man dann auch hart.

Manche der Themen, die in seinem ersten Jahr häufig und intensiv auf seiner Agenda gestanden haben, hat sich Joachim Mertens auf ein dicht beschriebenes Blatt Papier auch für das kommende Jahr 2020 notiert. Der Fortgang auf dem Neustädter Kirchplatz wird den Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Bauen selbstverständlich intensiv beschäftigen. Ende Februar geht das Thema für die letzten Ausführungsdetails in den Bauausschuss, zuvor werden die Veränderungen in der Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) mit der Politik zu diskutieren sein. Überhaupt, die Politik: Im Gegensatz beispielsweise zum Kindergarten-Neubau in Vogelbeck, bei dem sich alle einig gewesen seien, gebe es beim Neustädter Kirchplatz bekanntlich politische Kontroversen. Die politische Grundsatzentscheidung sei aber nun einmal demokratisch getroffen worden, dann müsse man sie auch umsetzen, findet Mertens. „Ich freue mich auf den neuen Platz.“

Beim „Wissensquartier“ wird in den nächsten Tagen das starten, was beim Neustädter Kirchplatz schon abgeschlossen ist: für die Zusammenfassung von Museum, Archiv und Bibliothek am Steinweg beginnt ein Architektenwettbewerb. Im Juni soll der Sieger des Preisgerichts feststehen, kündigt Mertens an. Möglichst zeitgleich zum Baubeginn für den neuen Kindergarten Münstermauer, den ersten Bauabschnitt des Millionen-Projektes.

Und wenn im zweiten Stockwerk des Neuen Rathauses im Büro mit Blick auf die Ostertor-Kreuzung alle Arbeit des Tages am neuen Schreibtisch mit seinen zwei Computer-Bildschirmen getan ist, wenn alle Post am Stehpult bearbeitet ist? Dann genießt Joachim Mertens die in wenigen Minuten zu Fuß erreichbare Wohnung, in der der Goslarer während der Woche in Einbeck lebt, und auch manchmal ein Feierabendbier in der Innenstadt. Und er lernt Spanisch. Ein Wortspiel liegt da nahe. In Zeiten eines heraufziehenden Bürgermeisterwahlkampfes werden die kommenden Monate bei den Stadtentwicklung-Großprojekten zeigen, wem etwas Spanisch vorkommt.

Freie Fahrt auf der Hullerser Landstraße

Scherenschnitt mit Bürgermeisterin, Bauoberrat, Bauarbeitern, Bewässerungsexperten, Behördenvertretern und Beigeordneten. Das Band in den Stadtfarben gelb-rot wird übrigens mehrmals verwendet.

Zwei Monate früher als geplant ist die Umleitung passé, sind alle Absperrungen abgeräumt, ist wieder freie Durchfahrt auf der Hullerser Landstraße, einer der wichtigsten Straßen nach Einbeck. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, die mit Bauamtsleiter Joachim Mertens zu den Scheren griff und das gelb-rote Band durchschnitt, dankte allen Planern und Bauausführenden für die Rekordzeit. Die nur möglich gewesen sei, weil alle Gewerke gut ineinander gegriffen hätten. Die Rathauschefin dankte auch den Anliegern für die Geduld und die gute Zusammenarbeit während der Bauarbeiten. In jedem anliegenden Unternehmen habe es einen Ansprechpartner gegeben, um die Dinge zu regeln, lobten auch die beauftragten Bauunternehmer (A. Koch Straßen- und Tiefbau GmbH und Negenborner Baugesellschaft mbH) die gute Kommunikation.

Auf der gesamten Länge ist für Radfahrer beidseitig ein 1,50 Meter breiter Schutzstreifen angelegt.

Der Ausbau der 8,50 Meter breiten Hullerser Landstraße, der im Juni 2016 mit dem Kreisverkehr an der Insterburger Straße begonnen hatte, erfolgte in vier Bauabschnitten. Insgesamt entstanden Kosten in Höhe von rund 2,1 Millionen Euro, die zu 60 Prozent gefördert wurden. Mit dem Straßenbau und dem Kanalbau der Stadtentwässerung wurden auch für die Deutsche Telekom Leerlohre verlegt. Die Straßenbeleuchtung der Stadtwerke wurde auf LED-Technik umgerüstet. Auf einer Seite der Straße gibt es einen zwei Meter breiten durchgehenden Gehweg. Fußgänger und Radfahrer haben durch eine Querungshilfe im Bereich der Kreuzung mit der Hansestraße die Möglichkeit, die Fahrbahn sicher zu überqueren. Auf der gesamten 860 Meter langen Strecke gibt es beidseitig einen 1,50 Meter breiten Schutzstreifen für Fahrradfahrer. Auf diesem darf nicht geparkt werden, betonten die Beteiligten. Bislang war es auf der Straße durchaus üblich, dass dort Autos am Fahrbahnrand parkten.

Der letzte Bauabschnitt reichte von der Einmündung Hansestraße bis zur Allensteiner Straße. Eine Querungshilfe wurde auch geschaffen.

Auf der schnurgeraden Hullerser Landstraße gilt Tempo 50. Da sie zum schneller fahren durchaus verleitet, dürfte sicherlich bald „Alice“ hier ein Gastspiel geben, um die Verkehrsteilnehmer blitzend an die Geschwindigkeit zu gewöhnen. Die Anlieger der Hullerser Landstraße, freilich überwiegend große Industriebetriebe, werden zu Ausbaubeiträgen gemäß der geltenden Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) herangezogen. Ob es hier auch Protest geben wird wie andernorts in Einbeck, bleibt abzuwarten, ist jedenfalls bis dato nicht bekannt geworden.

Die Hullerser Landstraße ist auf einer Gesamtlänge von 860 Metern ausgebaut worden.

Neustädter Kirchplatz: Abriss erst ab Oktober

Wird abgerissen: das einstige Sparkassen- und Gemeindehaus auf dem Neustädter Kirchplatz. Archivfoto März 2019

Die Bauarbeiten auf dem Neustädter Kirchplatz werden erst ab Oktober starten. Zeitweilig war bei dem bis heute politisch hoch umstrittenen Projekt einmal von einem Abrissbeginn ab Mai die Rede gewesen. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek erklärte gestern im Stadtrat, dass im Rathaus der Bauablauf derzeit so geplant sei, dass die Trafostation auf Straßenniveau in den Bereich des geplanten Pavillons verlegt werden soll, dann das ehemalige Gemeindehaus abgerissen werden könne, ebenso die Toilettenanlage sowie die Waschbetonteile und die Treppen in der Parkanlage. Auch die archäologischen Arbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. Durch diesen Ablauf blieben alle Parkplätze zunächst weiter erhalten. Noch 2019 wolle man außerdem die Entwurfsplanung abschließen, um dann 2020 die Straßenzüge Hullerser Straße, Benser Straße und Papenstraße auszubauen. 2021 soll der Platz neu gebaut werden, erklärte die Bürgermeisterin.

Bauamtsleiter Joachim Mertens hatte bereits in der jüngsten Finanzausschuss-Sitzung angedeutet, dass es Probleme bei der Verlegung der derzeitig unterirdischen Trafostation gebe, es gebe Lieferschwierigkeiten bei Trafostationen. Beginnen könne man erst im vierten Quartal dieses Jahres.

Noch in diesem Jahr indes soll es eine öffentliche Veranstaltung für alle Anlieger rund um den Neustädter Kirchplatz geben, bei der die bereits in der Tiedexer Straße heftig umstrittene Frage der Straßenausbaubeiträge auch für dieses Projekt besprochen werden soll. Einen Fachanwalt hat die Stadt Einbeck bereits hinzu gezogen.

Er ist da

Froh und glücklich, jetzt wieder tatkräftige Unterstützung in der Fachbereichsleiterrunde zu haben: Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek begrüßt den neuen Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen, Joachim Mertens.

Er ist da. Das ist eigentlich keine Nachricht. Zu gewöhnlich. Normal halt für jemanden, der einen neuen Job antritt. Aber dass Joachim Mertens am 2. Januar um 8 Uhr im Neuen Rathaus startete und inzwischen die ersten Tage in Zimmer 200 gearbeitet hat, ist angesichts der Vorgeschichte bei der Neubesetzung der Fachbereichsleiterstelle für Stadtentwicklung und Bauen durchaus eine Nachricht. Die überhaupt nicht an seiner Person liegt. Der Diplom-Architekt hatte im Oktober seinen Wechsel nach Einbeck spontan zugesagt, nachdem der Stadt Einbeck die ursprünglich vorgesehene Bewerberin kurzfristig abhanden gekommen war. Die eben nicht da war, als sie es sollte. Wobei die Zusage ohne Umschweife auch daran liegen mag, dass Mertens sich bereits einmal in Einbeck beworben hatte und Bauamtschef werden wollte, wie er heute freimütig erzählte: vor vier Jahren, nachdem Gerald Strohmeier in den Ruhestand getreten und die viel Gestaltungsspielraum bietende Fachbereichsleiter-Position ausgeschrieben war. Damals aber hatte Frithjof Look die Nase vorn. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek ist froh und glücklich, nun wieder tatkräftige Unterstützung im Leitungsteam der Stadtverwaltung zu haben, dankte Joachim Mertens noch einmal für die kurzfristige Zusage und freut sich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Aufgaben und Projekte im Bereich Stadtentwicklung gibt es ja genug.

Der in Hannover geborene und in Bielefeld aufgewachsene 53-Jährige ist nun Nachfolger von Frithjof Look, der zum 1. August vergangenen Jahres nach Wuppertal gewechselt war. Joachim Mertens hat in den vergangenen vier Jahren beim Landkreis Peine als Leiter der Bau- und Raumordnung gearbeitet und war davor 16 Jahre lang in verschiedenen Orten beim Staatlichen Baumanagement des Landes Niedersachsen tätig.

Die spannende Vielfalt seiner Aufgaben in Einbeck haben Joachim Mertens an der Stelle gereizt, erzählt der neue Baudirektor. „Ich liebe Kleinstädte.“ Sein neuer, großer Fachbereich kümmert sich um Baugenehmigungen und Denkmalpflege ebenso wie um Stadtplanung und Wirtschaftsförderung, neuerdings auch um die Stadtforst. In den nächsten Wochen will sich der 53-Jährige vor Ort bekannt machen und in die vielen Themen einarbeiten, sich von seinen Kollegen im Rathaus über die anstehenden Projekte informieren lassen. Dabei sind Joachim Mertens persönliche Gespräche wichtig, um die Themen und Aufgaben möglichst umfassend und in allen Facetten kennenzulernen. Protokolle zu lesen reiche da nicht aus, sagt er. Bis zu ersten inhaltlichen Aussagen zu Projekten wie Tiedexer Straße, Weinberg, Windenergie oder Wissensquartier gilt auch für Mertens die übliche 100-Tage-Frist.

Joachim Mertens.

Joachim Mertens hat nach seinem an der Technischen Universität Braunschweig abgelegten Diplom zwei Jahre als Architekt in der freien Wirtschaft gearbeitet, bevor er nach seinem Referendariat bei der Oberfinanzdirektion Niedersachsen verbeamtet wurde. Als Baugruppenleiter des Landes Niedersachsen hat Mertens mehrere Jahre den Raum Clausthal-Zellerfeld im Harz mit der Technischen Universität und dem Oberbergamt betreut und später zweieinhalb Jahre die Uniklinik Göttingen, in Osnabrück kümmerte er sich anschließend um „militärisches Bauen“, beispielsweise von Schießständen, in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Zuletzt war Mertens vier Jahre lang beim Landkreis Peine beschäftigt. Sich dort fast ausschließlich um Baugenehmigungen und die Bauaufsicht zu kümmern, war dem 53-Jährigen auf Dauer jedoch zu einseitig, erzählt er. Eine Kollegin habe ihm den Tipp gegeben, dass die Stelle in Einbeck (wieder) ausgeschrieben war.

Zurzeit lebt Joachim Mertens noch in Goslar, hat dort seit Jahren schon Eigentum, auch nach Peine pendelte er für die Woche. Der 53-Jährige ist ledig, kann sich einen Umzug nach Einbeck durchaus vorstellen, wie er heute sagte. Bevor diese Frage aber aktuell wird, stehen die ersten Monate in Einbeck an.

Der neue Bauamtsleiter besucht in seiner Freizeit gerne Kunstausstellungen, mag die Alte Malerei, malt auch selbst in Acryl, vor allem Landschaftsbilder. Und er spielt Didgeridoo, das traditionelle Musikinstrument der nordaustralischen Aborigines. Das hat er mal in einer Fußgängerzone jemand spielen sehen und hören, war davon so fasziniert, dass er einen Kursus besuchte, um das Instrument zu erlernen. Wenn das mal nicht der Beginn einer musikalischen ungewöhnlichen Fachbereichsleiter-Formation ist, spielen doch mindestens die Bürgermeisterin und ihr Stellvertreter ebenfalls Instrumente. Über die Stilrichtung wird man sich dann sicherlich auch einig.

Der Rückzieher

Mechthild Neumann und Dr. Sabine Michalek beim Sommerempfang im August in der Einbecker Rathaushalle.

Wie haben das Kollegen in der Oberpfalz so treffend geschrieben: Die Neue war noch gar nicht da, da war sie auch schon wieder weg. Denn wie heute Nachmittag die Stadtverwaltung Einbeck per Pressemitteilung erklärte, wird Joachim Mertens zum 1. Januar 2019 neuer Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauen – und nicht Mechthild Neumann, die eigentlich heute in Einbeck starten sollte; „die ursprünglich vorgesehene Kandidatin, die im Rahmen des Sommerempfangs der Stadt bereits der Öffentlichkeit vorgestellt worden war, stand wenige Tage vor Amtsantritt überraschend nicht mehr zur Verfügung“, heißt es zur Begründung in der Mitteilung. Mechthild Neumann, die eigentlich heute ihr Büro im Neuen Rathaus beziehen sollte, hat also einen Rückzieher gemacht und die Stadt Einbeck daher die Reißleine gezogen. Neumann soll überhaupt kein Versetzungsgesuch gestellt haben, heißt es. Man könnte nach kurzer Internet-Recherche auf den Gedanken kommen, dass Neumann mit dem Rückzieher in Einbeck an vorherige ähnliche Situationen anknüpft; sie hatte sich offenbar in den vergangenen Jahren um diverse Führungsposten beworben, zog dabei jedoch mehrmals kurzfristig zurück.

Joachim Mertens. Foto: Stadt Einbeck/privat

Die Stadt Einbeck verzichtete nach kurzer Überlegung auf eine Neuausschreibung der Stelle, sondern greift auf einen anderen Kandidaten zurück, der sich ebenfalls um die Nachfolge von Frithjof Look beworben hatte. „So bleiben die Folgen der Absage überschaubar“, heißt es in der Presseinformation. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek: „Es ist zwar unglücklich, dass sich die Stellenvakanz, die eigentlich am 15. Oktober enden sollte, nun bis Ende des Jahres verlängert. Mit Joachim Mertens haben wir allerdings einen ebenso hoch qualifizierten und hoch motivierten Experten für Einbeck gewinnen können. Ich freue mich außerordentlich über die kurzfristige Zusage von Herrn Mertens und auf die künftige vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Nach seinem Studium der Architektur und der Ableistung des Referendariats in der Oberfinanzdirektion Hannover mit dem Abschluss der Großen Staatsprüfung war Joachim Mertens als Baugruppenleiter im Staatlichen Baumanagement Niedersachsen tätig. Im Oktober 2014 übernahm er die Leitung des Fachdienstes Bau- und Raumordnung beim Landkreis Peine, wo er im April dieses Jahres zum Baudirektor ernannt worden ist.

Wie konnte das alles so passieren? Sobald mir der Name der damals künftigen Bauamtschefin bekannt war, habe ich ihn selbstverständlich gegoogelt. Die minimalste Recherche von allen, eigentlich verdient es diesen Namen nicht, denn Recherche ist viel mehr. Was ich aber dort las, machte mich stutzig. Aber jeder hat schließlich eine neue Chance verdient, jeder kann sich ändern, sagte ich mir. Außerdem haben Stadtrat-Mitglieder und Bürgermeisterin die Frau schließlich im Bewerbungsgespräch erlebt, vielleicht hat sie dort diese Vorgeschichten schlüssig erklären können, sagte ich mir. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmt, was ich bei dieser ersten Internet-Suche gefunden hatte, meist in Zeitungsartikeln, dann hätte jeder bei dem Bewerbungsgespräch hellhörig werden müssen. Haben andere nicht wenigstens auch mal gegoogelt? Wie verhielt es sich mit nachfragenden Telefonaten von Einbeckern in den verschiedenen Orten mit den dortigen Parteien- und Rathaus-Kollegen? Oder war die Kandidatin in dem Bewerbungsauftritt so dermaßen überzeugend und blendend, dass Bedenken schnell fahren gelassen wurden? Nun reiht sich Einbeck nahtlos ein in die Reihe der kurzfristigen Rückzieher, die jemand findet, der im Internet sucht.

Und, um das auch deutlich und ehrlich zu sagen: Ich ärgere mich sehr, dass ich nach ersten Hinweisen nicht hartnäckiger nachgefragt habe, als mir die Kandidatin beim Sommerempfang beispielsweise in einem ersten kurzen Gespräch zu verstehen gegeben hat, sie habe ja die Verwaltung gebeten, die Presse erstmal klein zu halten, wie sie sich ausdrückte, und sie wolle sich erst im Oktober beim Amtsantritt äußern. Ich habe mich im August damit zufrieden gegeben. Aus Fehlern sollte man ja lernen. Das wird mir jedenfalls kein zweites Mal passieren.

Mechthild Neumann folgt Frithjof Look

Mechthild Neumann. Foto: Stadt Einbeck

Mechthild Neumann wird zum 15. Oktober neue Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bauen in Einbeck. Das teilte die Stadtverwaltung in einer Presseinformation mit. Die 57-jährige Bauoberrätin, die zuletzt beim Staatlichen Baumanagement Südniedersachsen gearbeitet hat, folgt Frithjof Look (31), der zum 1. August zur Stadt Wuppertal gewechselt war. Der Verwaltungsausschuss hatte sich Mitte Juli einstimmig für Mechthild Neumann ausgesprochen, ebenso wie zuvor der Personalausschuss des Stadtrates. Die Stelle war im Mai ausgeschrieben. Mechthild Neumann studierte nach einer Ausbildung zur Bauzeichnerin an der Universität Kassel Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek lässt sich zu der Spitzenpersonalie in der Mitteilung so zitieren: „Ich freue mich sehr, dass es gelungen ist, mit Frau Neumann eine hochqualifizierte und sehr erfahrene Leiterin für den Fachbereich III zu finden. Frau Neumann hat mit ihrer Bewerbung und im Vorstellungsgespräch nicht nur die Auswahlkommission der Stadtverwaltung, sondern auch die Mitglieder des Personalausschusses überzeugt. Mit dem fast nahtlosen Übergang in dieser Schlüsselfunktion der Stadtverwaltung wird sichergestellt, dass die diversen Projekte, die der Bau-Fachbereich bearbeitet, weiter vorangebracht werden können.“ Angekündigt ist, dass Mechthild Neumann als künftige Bau-Fachbereichsleiterin in Einbeck beim Sommerempfang der Stadtverwaltung im Alten Rathaus heute Abend zu Gast ist.

Looks Einbeck-Bilanz

Frithjof Look in der Tiedexer Straße.

Der Schreibtisch ist aufgeräumt, die Ordner stehen sortiert und sorgfältig beschriftet im Regal, das bei seinem Start nahezu leer war. Das Feld in Zimmer 201 ist bestellt für die Nachfolgerin oder den Nachfolger. Die letzte öffentliche Ausschuss-Sitzung in Einbeck ist abgehakt. Die letzten Termine sind erledigt. Frithjof Look hat seinen letzten Arbeitstag im Einbecker Rathaus fast erreicht. Der 31-Jährige verlässt Ende des Monats die Stadtverwaltung, gut drei Jahre lang war er Fachbereichsleiter für die Themen Bauen, Planen, Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. Eine kurze Zeit? Eine zu kurze Zeit, vor allem angesichts langwieriger Planungsprozesse? Die Zeiten, in denen Positionen wie die des Verantwortlichen für Bauen für lange Zeit besetzt werden, hält Frithjof Look ohnehin für passé. Look kam unmittelbar nach dem Hochschulabschluss nach Einbeck, es war seine erste Stelle. Jetzt zieht es den 31-Jährigen weiter. Nach Wuppertal.

Bei einem Spaziergang mit dem scheidenden Bauamtsleiter durch Einbecks Altstadt wird schnell deutlich, dass im Rückblick durchaus Einiges passiert ist seit Mai 2015. Viel mehr, als einem aus dem Gedächtnis einfallen würde. Wir gehen durch den Stukenbrokpark, über den Möncheplatz an der (Noch-)Baulücke in der Langen Brücke über die Altendorfer Straße vorbei zur Baustraße mit der Baustelle Waisenhaus, das – wenn auch teurer im Ergebnis – Ende des Jahres bezogen werden kann. Über Neustädter Kirchplatz und Tiedexer Straße zum Alten Rathaus bis in den Sitzungssaal. Der ein wirkliches Schmuckstück geworden ist. An der Wand fehlen noch Bilder oder beispielsweise die Wappen der 46 Ortschaften der Stadt Einbeck. Der Saal muss für Look unvollendet bleiben.

Natürlich fehlt immer was. Selbstverständlich könnte es mehr sein. Es kann ja immer mehr sein. Und schneller, oft habe ich das in diesem Blog kritisiert. Die Umgestaltung des Neustädter Kirchplatzes hätte Frithjof Look gerne noch im Amt erlebt und nicht nur angeschoben, sagt er. Dieses Projekt, das aus Kostengründen von der Politik zunächst auf Eis gelegt worden ist, lag dem Stadtplaner Look ebenso besonders am Herzen wie der Umbau der Tiedexer Straße. Eine Kommune könne dafür sorgen, den öffentlichen Raum optimal zu gestalten und den passenden Rahmen zu geben, sagt er. Soll auch heißen: Eine Stadt kann ja nie alle Häuser aufkaufen und diese sanieren, das müssen schon die Bürger tun.

Die Änderung des Flächennutzungsplanes für die Windenergie war das Projekt, das am meisten Zeit verschlungen hat. Es ist noch nicht beschlossen. Auch wenn hier externe Fachplaner viel zugearbeitet haben und man kein Aktenfresser sein muss: Den Vorgang und die Akten zu kennen, ist hilfreich. Diesem Grundsatz hatte sich Look seit Beginn verpflichtet gesehen und dabei Beachtliches geleistet. Bemerkenswert schnell hatte er sich in Einbeck orientiert und seine Unterlagen stets griffbereit, jederzeit ansprechbar, mit schnellen Reaktionen. Viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sein, lautet sein Tipp, um rasch Ortskenntnisse zu erlangen. Die Stadt mit ihren 46 Ortsteilen hat Frithjof Look auf diesem Weg schnell kennengelernt. In allen Ortschaften war er mindestens einmal, außer in einer. Welche das ist, verrät er auch zum Abschied nicht.

Die Kernstadt hat Frithjof Look immer am Herzen gelegen; das Beispiel von dem Donut hat der Stadtplaner oft bemüht und gemahnt, die Altstadt nicht aus dem Auge zu verlieren und nicht nur die Ränder zu stärken. Look konnte die Probleme der Innenstadt immer aus eigener Anschauung auch nach der Bürozeit beurteilen, lebte er doch mitten in der City.

Look wirkt zufrieden mit seinen drei Jahren in Einbeck. Würde er etwas heute anders machen? Rückblickend hätte er in den Ausschüssen lauter sprechen sollen, sagt er. Das darf man ruhig mehrdeutig verstehen.

Zwei Mal in den vergangenen Jahren hat der scheidende Bauamtsleiter die Verantwortung konkret gespürt, selbst wenn am Ende alles noch mal glimpflich ausgegangen ist: Als die Stützmauer der Heldenburg-Zufahrt in Salzderhelden abrutschte und als in der Altendorfer Straße die Geschossdecke eines Fachwerkhauses nachgab, auf die Straße durchschlug und das Haus letztlich abgerissen werden musste. Das seien damals auch mal unruhigere Nächte gewesen, räumt er ein.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zu gehen? Immer werden in einer Stadt schließlich neue Projekte geplant, nie ist sie „fertig“. Jetzt war die Position in Wuppertal ausgeschrieben, die Look reizte. In der dortigen Stadtverwaltung verantwortet er ab August die strategische Stadtplanung, eine Abteilung mit acht Mitarbeitern. Unter seinem überraschenden und verhältnismäßig kurzfristigen Wechsel hat der frisch ernannte Beamte auf Lebenszeit die Stadt Einbeck nicht leiden lassen. Einige hatten die Hoffnung, dass Look noch ein oder zwei Jahre bleiben würde. Dass ein Berufsanfänger noch zehn Jahre das Bauamt leiten würde, hat wohl niemand realistischerweise erwartet. Bis ganz zuletzt war Frithjof Look präsent bei den anstehenden Aufgaben. Im Juni warb er noch voller Überzeugung beim Hansetag in Rostock für Einbeck. Im August wird Look, dann schon in Wuppertal beschäftigt, noch einmal zurückkehren zu den Workshops und der Bürgerbeteiligung für die strategische Gesamtplanung der Stadt Einbeck. Das ist ihm wichtig, hier keine Baustelle auf den letzten Metern zu verlassen, soweit ihm das möglich ist. „Fertig“ ist man ja nie. Siehe oben.

Und dass nichts umgesetzt, sondern immer nur geplant wurde, ist nicht richtig: Der Stukenbrokpark ist umgestaltet worden, der Bäckerwall wird ebenfalls aus laufenden Budget-Mitteln Schritt für Schritt aufgefrischt. Unabhängig davon war immer das Schwarzbrot-Geschäft der Bauverwaltung und der Wirtschaftsförderung, wie das Look gerne nannte, die Beratung von (Um-)Bauwilligen, Planern und Unternehmen. Davon jedoch bekommt die Öffentlichkeit nichts oder nicht viel mit – oder erst dann, wenn etwas spruchreif wird. Bei den großen Projekten jedoch, beim ZOB, beim Neustädter Kirchplatz, bei der Tiedexer Straße oder beim Alten Rathaus und der Marktstraße – immer hat Politik erst während der Planungsphase gemerkt, dass das Geld nicht für alles reichen wird. Auch dabei soll in Zukunft die strategische Gesamtplanung helfen, die im Stadtrat im September beschlossen wird. Prioritäten zu setzen. Damit man nicht immer wieder aufs Neue losläuft und einem dann auf halber Strecke die Puste ausgeht. Planungsressourcen könnten dann auch sinnvoller eingesetzt werden.

Nichts bewegt? Ein Ja wäre hier vielleicht populär, aber falsch. Insgesamt wird man das ohnehin erst nach einiger Zeit und mit ein wenig Abstand seriös beurteilen können. Die Strukturen im Rathaus haben sich in den vergangenen drei Jahren verändert. Look hat dort dabei Grundlagen geschaffen und Weichen gestellt. Nur ein Beispiel: Für Baugenehmigungen tauschen sich die Fachleute in Einbeck im komplexen Genehmigungsverfahren digital aus (in Wuppertal wird noch ausschließlich Papier bewegt). Er hat hier nicht nur für frisches Design, für Farbe und frischen Wind gesorgt. Daran lässt sich von Nachfolger oder Nachfolgerin gut anknüpfen. Mit neuen Akzenten.

Im Sitzungssaal des Alten Rathauses: der scheidende Fachbereichsleiter Frithjof Look. „Rückblickend hätte ich in den Ausschüssen lauter sprechen müssen“, sagt er selbstkritisch.

Look-Nachfolge ausgeschrieben

Die Stadt Einbeck möchte die Nachfolge des zum 1. August zur Stadt Wuppertal wechselnden Bauamtsleiters Frithjof Look so schnell wie möglich besetzen – möglichst nahtlos. Der Verwaltungsausschuss ist nach Mitteilung von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek gestern „schweren Herzens“ dem Versetzungsantrag Looks gefolgt und hat den Text der heute bereits veröffentlichten Stellenanzeige (BauenPlanen Einbeck Stellensuche_Detailinformationen_17_5_2018) für eine neue Fachbereichsleitung Stadtentwicklung und Bauen einstimmig beschlossen. „Wir hoffen auf einen qualifizierten Nachfolger oder Nachfolgerin“, sagte die Rathauschefin heute. Die Bewerbungsfrist endet bereits am 14. Juni, in der 28. Kalenderwoche (also Mitte Juli) sollen die Bewerbungsgespräche geführt werden. Die Stelle ist nicht mehr nach A14 dotiert ausgeschrieben, sondern – unter anderem weil der Bereich Forst zum Jahresanfang neu hinzu gekommen war – jetzt nach A15. Die Höherdotierung hatte unter anderem die SPD jüngst gefordert. Der ausgeschriebene Aufgabenbereich zählt jedoch unverändert das Sachgebiet Wirtschaftsförderung zu den verantworteten Themen der Position; das hatte sich die SPD ursprünglich anders vorgestellt. Die Stadt Einbeck wünscht sich Bewerberinnen und Bewerber mit mehrjähriger Berufserfahrung und nachweisbaren Erfahrungen in der Mitarbeiterführung. „In dieser herausgehobenen Position gestalten Sie die Zukunft der Stadt Einbeck mit und übernehmen für diesen Weg die Verantwortung“, heißt es in der Ausschreibung. „Sie sind eine fachlich und menschlich überzeugende und umsichtige Führungspersönlichkeit, die vertrauensvoll mit den politischen Gremien, der Bürgermeisterin und den 38 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammenarbeiten kann.“ Gefordert wird von den Bewerbern und Bewerberinnen ein erfolgreich abgeschlossenes Hochschulstudium, vorzugsweise in der Fachrichtung Stadtplanung oder Architektur, mit der Laufbahnbefähigung für den höheren technischen Verwaltungsdienst (Referendariat) bzw. Laufbahngruppe 2. „Sie schaffen es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen und die Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Partizipation zu beteiligen“, heißt es im Text der Stellenausschreibung. „Die unterschiedlichen Akteure der Stadtentwicklung können Sie zielgruppenspezifisch ansprechen.“

Look geht

Frithjof Look.

Frithjof Look verlässt die Einbecker Stadtverwaltung. Der 31-jährige Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen hat einen Versetzungsantrag gestellt. Das bestätigte der Allgemeine Vertreter der Bürgermeisterin, Dr. Florian Schröder, heute auf meine Anfrage. Look möchte zum 1. August dieses Jahr zur Stadt Wuppertal wechseln. Vorbehaltlich der notwendigen Gremienbeschlüsse müsse dem Versetzungsantrag zugestimmt werden, erläuterte Schröder. Die Ausschreibung für die Look-Nachfolge wird derzeit im Rathaus erarbeitet und soll nach Freigabe durch den Personalausschuss veröffentlicht werden. Die Ratshausspitze bedauert den Weggang von Frithjof Look, heißt es in einer ersten Reaktion. Der Bauoberrat ist seit 1. Mai dieses Jahres Beamter auf Lebenszeit, das hatte der Verwaltungsausschuss vergangene Woche bestätigt. Frithjof Look war seit 1. Mai 2015 Leiter der Bauverwaltung im Einbecker Rathaus.

Grundschulanbau fast fertig

Noch steht das Gerüst: Der Anbau der Grundschule in Kreiensen soll im November fertig sein.

Der Anbau der Grundschule Kreiensen soll Mitte November baulich fertiggestellt sein. Und er wird nach den Worten von Einbecks Bauamtsleiter Frithjof Look auch keine weiteren Mehrkosten verursachen. Geplant ist, bis Ende Oktober die Außenanlagen zu vollenden, spätestens nach Weihnachten soll dann Unterricht im Anbau möglich sein. „Wir warten schon händeringend darauf“, sagte Schulleiterin Bettina Ackermann im Schulausschuss diese Woche. An der Stelle der 20 Jahre alten Klassenzimmer-Container, die in den Sommerferien abgerissen worden waren, sind für knapp eine Million Euro in modularer Systembauweise vier Klassen- und zwei Gruppenräume gebaut worden, außerdem eine barrierefreie, integrationsgerechte Unisex-Toilette. Die Grundschule Kreiensen plagen seit langer Zeit Raumnöte, die durch den Anbau gelöst werden sollen. Weil es Probleme bei der Handwerker-Ausschreibung gab und der Anbau 30 Quadratmeter größer wird als zunächst gedacht, wird der Anbau rund 140.000 Euro als geplant, ursprünglich war auch einmal ein Termin nach den Sommerferien zu Beginn des neuen Schuljahres 2017/18 angepeilt worden, um die neuen Räume nutzen zu können. In der Offenen Ganztagsschule Kreiensen lernen zur Zeit 226 Grundschüler. Davon besuchen 149 Kinder die Grundschule in Kreiensen und 77 Mädchen und Jungen die Außenstelle in Greene.

Der eingeschossige Anbau zwischen Grundschule (links) und dem Sportplatz in Kreiensen.

Quadratur des Geld-Kreises

Marktstraße-Sanierung: Das Projekt wird zunächst nicht weiter geplant. Archivfoto

Was würden Sie mit einer Million Euro machen? An diese beliebte Fragebogen-Frage fühlten sich Beobachter ein wenig erinnert, die am Dienstag die Diskussion im Finanzausschuss des Stadtrates verfolgt haben.Weil sich die Politik von den im Haushalt viel Geld bindenden Großprojekten ZOB-Umbau und Marktstraße-Sanierung auf Jahre verabschiedet hat, kann sie mit einem Mal über die frei werdenden, unverhofft aufgetauchten Mittel verfügen: 476.000 Euro aus der Marktstraße, 150.000 Euro aus dem ZOB. Das geht freilich nur, weil eine Realisierung der Vorhaben ZOB und Marktstraße auf Jahre ungewiss ist, ebenso wie die Fördermittel-Zuschüsse es sind. „Bei der Marktstraße hat uns der Fördermittelgeber ziemlich allein gelassen“, bedauerte Bauamtsleiter Frithjof Look. Da wollte die Ausschussmehrheit dann auch nicht mehr weiter planen und das Planungsgeld lieber in Konkretes geben. Und wohin nun mit dem Geld? Die SPD, schon seit langem eine Gegnerin von Konzeptionitis im Rathaus, hat sich prompt an die Spitze der Bewegung gesetzt. Nicht nur, dass sie innerhalb der Fraktion die Sache zur Chefsache erklärt hat und mit Fraktionschef Rolf Hojnatzki ihr oberster Finanzexperte statt des eigentlich dort zuständigen Finanzausschuss-Mitgliedes Marcus Seidel (der freilich gerade eher bundestagswahlkämpft) das Heft in die Hand genommen hat. Hojnatzki war es auch, der kaum vier Stunden nach Ende der Finanzauschuss-Sitzung per Pressemitteilung (Pressemitteilung SPD 17-08-08) gleich öffentlich machte, wie die Sozialdemokraten denn das Geld auszugeben gedenken: Investitionsstau beseitigen statt Planungen auf Vorrat. Der Löwenanteil geht nach dem Willen der SPD in den Feuerwehrhaushalt. Damit macht man sich immer beliebt. Und für einen Zuschuss an den Aussichtsturm-Förderverein soll dann auch noch Geld sein. Die CDU ging die Sache im Wesentlichen mit, wollte aber noch mal in der Fraktion befinden, welche Projekte denn jetzt das frei gewordene Haushaltsgeld bekommen sollen. Das auch hier die Feuerwehr wieder einmal das meiste Geld abgreifen wird, halte ich für wahrscheinlich. Die prompte Pressemeldung des Obergenossen aber zeigt: Fraktion? Die bin ich. Ein Freund der von Kämmerin Brigitte Hankel in der Ausschusssitzung noch einmal erläuterten (zugegeben komplizierten) „Prioritätenliste Investitionen“ war die SPD nie. Mir persönlich ist diese Liste auch zu politisch undurchschaubar (wer ermittelt denn den „Nutzwert“, wer legt die „Dringlichkeit“ in den Stufen 3 (besonders dringlich) bis 1 fest, das kann doch bitte nur die Haushaltshoheit habende Politik, und nicht eine Finanzsoftware, die erst bemüht werden muss, damit die Summen hinter den aufgelisteten Projekten überhaupt ermittelt werden können).

Der Zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Einbeck heute, im Hintergrund der Bahnhof Einbeck-Mitte. Archivfoto

Zum heftigen Wortwechsel kam es im Finanzausschuss zwischen SPD-Fraktionschef Rolf Hojnatzki und Bauamtsleiter Frithjof Look. Im Grunde sollte der Ausschuss nur eine Haushaltssperre aufheben und der Verwaltung 15.000 Euro mehr spendieren für die weitere, intensivere Planung der „Magistrale der Baukultur“, den um das Tiedexer Tor erweitererte Planungsbereich Tiedexer Straße. Was er am Ende auch einstimmig tat. Hojnatzki aber kritisierte, dass mit dem Finanzausschuss-Beschluss bereits das Konzept verändert werde, statt Natursteine sollten Betonsteine gepflastert werden, stehe in der Vorlage, über solche Fragen zu befinden sei doch wohl aber Aufgabe des Fachausschusses, des Bauausschusses. Wobei in der Vorlage nur steht, dass mit dem preiswerteren Betonpflaster eine größere Fläche gepflastern werden kann. Nicht, dass dieses auch genommen werden muss. Mit der Erweiterung um das Tiedexer Tor würden außerdem mehr Anlieger zu Beiträgen herangezogen als bislang gedacht, so Hojnatzki, das müsse man den Bürgern sagen, deshalb habe die SPD auf einem Beschluss im Finanzausschuss bestanden statt im nicht-öffentlichen Verwaltungsausschuss. „Sie ändern das Konzept“, warf Hojnatzki Look vor. „Nein.“ „Doch.“ So ging das ein wenig hin und her. Er solle sich mal entscheiden, sagte Look in Richtung Hojnatzki, mal kritisiere er, dass keine Planungen da seien, um zu wissen was etwas koste, dann wieder, dass es zu viele Konzepte seien. „Dann höre ich mir das Genöle nicht mehr an.“ Hier gehe es lediglich darum, so Look, der Verwaltung und dem Planungsbüro Geld frei zu geben, damit diese ihre Detailplanungen vorantreiben und natürlich die Anlieger mitnehmen können, damit dann mal gesagt werden kann: Das Projekt kostet Summe X in der Ausführung. Henne oder Ei: Erst das Geld-Budget, dann die inhaltliche Fachplanung? Manchmal ist eine Schleife weniger drehen im politischen Geschäft durchaus hilfreich, damit es mal vorwärts geht. Nicht, dass am Ende auch noch immer der Kernstadtausschuss beteiligt werden will. „Es ist ein verrücktes Spiel“, kommentierte der Bauamtsleiter trocken.

Geld kann bekanntlich nur einmal ausgegeben werden. Und eine Entscheidung, ob die Euro-Beträge für konkret umsetzbare Projekte oder für Planungen verwendet werden sollen, ist nicht immer leicht. Ich bin ja bekanntlich auch eher ein Anhänger von sichtbaren Dingen als von in Schubladen liegenden Plänen. Aber natürlich geht es nicht ohne Planungen im Vorfeld. Und manchmal muss man auch mal den Mut haben, zu planen ohne zu wissen, wann und ob das Projekt Realtität wird. Muss einen Plan parat haben, wenn mit einem Mal ein Förderprogramm um die Ecke kommt. „Planung ist immer ein Spiel mit Ungewissheiten“, wirbt Bauamtschef Frithjof Look um Verständnis. „Und erst bei der Abrechnung wissen wir, wie teuer es wird.“ Eine Mischung macht’s: Zu viele Planungen (für die Schublade) sind nicht gut, ganz ohne geht’s aber auch nicht, vor allem wegen langer und lange ungewisser Förderwege.

Das Problem sind am Ende oftmals nicht die Konzepte und Planungen an sich. Die sind zweifellos notwendig. Es sind am Ende oftmals die mit viel Verve und Dynamik vorgetragenen Präsentationen, die den Anschein erwecken, dass das dort vorgestellte Projekt schon bald Wirklichkeit wird. (Aber wahrscheinlich sind an dem vermittelten Eindruck ohnehin nur die Journalisten schuld). Vielleicht genügt es einfach in Zukunft, bei jeder Projektpräsentation einen halbwegs realistischen Zeit- und Finanzrahmen unmissverständlich öffentlich zu nennen und zu sagen, dass es sich lediglich um Pläne und Schätzungen handelt. Ohne Gewähr, dass sie so real werden. Ich weiß, das ist ein verrücktes Spiel.

Grabungen am Weinberg

Baugebiet am Weinberg. Archivfoto

Dies ist erst die Vorstufe zur Vorstufe: Ein neuer Bebauungsplan ist noch keine aktuelle Beschlusslage, er muss erst noch aufgestellt werden. Und ob vor all diesem eventuell noch ausführliche archäologische Grabungen stattfinden müssen, das sollen jetzt Voruntersuchungen des Stadtarchäologen Markus Wehmer ergeben, die kommende Woche geplant sind. Erinnert sei in diesem Zusammenhang noch einmal an die erschreckend entlarvenden Debatten in den politischen Gremien Ende 2015, als es um neue Baugebiete in und für Einbeck ging. Vor 2020 dürfte am Weinberg ohnehin kein weiteres Haus gebaut werden, weil die Ausweisung von neuem Bauland an allen möglichen Standorten im Stadtgebiet viel Arbeitskraft im städtischen Planungsamt bindet, war damals die Ansage. Die SPD drängte trotzdem darauf, auch am Weinberg weiteres Bauland zu erschließen. Und dann war da ja mal was mit Erschließungsbeiträgen in dem bereits bestehenden Baugebiet am Weinberg…

Kommenden Montag (13. März) jedenfalls beginnen die archäologischen Voruntersuchungen am Weinberg in Einbeck. Die Stadt Einbeck beabsichtige gemeinsam mit einem Erschließungsträger die Schaffung von neuem Bauland für Einfamilienhäuser, teilte Bauamtsleiter Frithjof Look mit. Um im Vorfeld des aufzustellenden Bebauungsplanes den Untersuchungsaufwand einschätzen zu können, eventuell weiter graben zu müssen, soll mit zunächst vier
Suchschnitten der Erhaltungszustand und die Besiedelungsdichte von hier vermuteten Siedlungsgruben und Hausgrundrissen untersucht werden. Die notwendigen Baggerarbeiten werden voraussichtlich eine Woche dauern, im direkten Anschluss daran erfolgt die Dokumentation und Ausgrabung der dabei entdeckten archäologischen Hinterlassenschaften, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Unmittelbar nördlich des zu erschließenden Baugebietes, am Negenborner Weg, fanden bereits zwischen 1990 und 1993 Ausgrabungen statt („Kugenhusen“). Dabei konnte eine hochmittelalterliche Töpferei aus dem Zeitraum 1140 bis 1220 mit insgesamt elf Töpferöfen großflächig untersucht werden. Die überregional bedeutsamen Grabungsergebnisse wurden vom damaligen Einbecker Stadtarchäologen Dr. Andreas Heege veröffentlicht. Eine Auswahl der hier hergestellten, zeittypischen Töpfereierzeugnisse – Kugelbodentöpfe, Kannen und Schalen – kann im Einbecker Stadtmuseum besichtigt werden. Neben der mittelalterlichen Töpferei wurde vor 25 Jahren auch der Randbereich einer Siedlung aus der älteren Eisenzeit (800 bis 400 vor Zeitrechnung) entdeckt, welche sich in das geplante Baugebiet am Weinberg erstrecken dürfte, so die Vermutung der Experten.

Nachtrag 13.03.2017: Die Grabungen haben heute wie geplant begonnen.

Grabungsbeginn am Weinberg.

Konzept für Rathaus-Immobilie

Neue Pläne für das Alte Rathaus, so könnte die Rathaushalle im Erdgeschoss aussehen. Abbildung: SHH Architekten Hildesheim

Neue Pläne für das Alte Rathaus, so könnte die Rathaushalle im Erdgeschoss aussehen. Abbildung: SHH Architekten Hildesheim

Ein bisschen ist es ein Dornröschenschlaf, in dem das Rathaus am Marktplatz dämmert. 1962 ist die Rathaushalle zuletzt modernisiert worden, 1970 die obere Rathaushalle im Obergeschoss. Seitdem ist nicht mehr viel passiert. Was sichtbar wird an vielen Stellen, an denen der Putz bröckelt oder es durch die Fenster zieht. In den vergangenen Jahren wurde es zudem immer leerer im ersten Haus am Platze. Wer weckt das Alte Rathaus aus seinem Schlaf? Frische Ideen jedenfalls hat die Stadt Einbeck jetzt zusammen mit dem Architekturbüro SHH vorgestellt; am 7. März denkt darüber der Bauausschuss der Stadtrates weiter nach – auch, was das Ganze kosten wird und wer es bezahlen kann. Die Politik berät nicht zum ersten Mal über eine Nutzung des Alten Rathauses. Mehr zu den neuen Ideen habe ich hier geschrieben, bequem auch zu lesen in der EinbeckApp, die jeder auf seinem Handy haben sollte. In meiner heutigen Freitagskolumne habe ich mich zu den vorgelegten Plänen geäußert. Einzelheiten zu den Plänen sind auch hier bei der Stadt Einbeck zu finden. Ich bin jedenfalls gespannt, ob die Pläne für das Alte Rathaus nur Pläne auf Papier bleiben. Davon gibt es schon genug. Es muss endlich einmal etwas sichtbar umgesetzt werden. Ein wenig Mut ist gefragt. Einbeck hat die komplexeste der Konzeptimmobilien im gesamten Fachwerk-Fünfeck, sagt Bauamtsleiter Frithjof Look. Das stimmt. Es ist eben nicht irgendein Fachwerkhaus, bei dem Planungen beispielhaft zeigen sollen, wie eine Sanierung und zeitgemäße Modernisierung und Nutzung gelingen kann. Darin aber liegt eine große Chance. Für Einbeck. Denn einfach kann jeder.

Nachtrag 03.02.2017: Laut aktueller Kosten- und Finanzierungsübersicht (KOFI) des Städtebauförderungsprogramms Kleinere Städte und Gemeinden (KSG) sind die Kosten für den vorgestellten Umbau/Sanierung des Alten Rathauses vom beauftragten Büro SHH auf rund zwei Millionen Euro geschätzt worden. Nach Aussage des zuständigen Sozialministeriums können kommunale Nutzungen und ein Gästehaus nicht gefördert werden, damit reduziert sich der förderfähige Anteil auf rund 1,15 Euro.

Über Verantwortung

Die Zeiten werden hektischer. Früher gab es Redaktionsschlüsse, für gedruckte Zeitungen und Zeitschriften gibt es sie immer noch. Aber im Online-Journalismus existiert offenbar keine Pause. Immer schneller, immer schneller werden Nachrichten verbreitet. Immer öfter. Eilmeldungen erreichen uns auf unseren Smartphones, sie laufen über die TV-Bildschirme, während wir den spannenden Krimi sehen. Immer schneller. Immer öfter. Wir wollen ja informiert sein. Immer. Jederzeit. Überall.

Die Zeiten werden hektischer. In dieser Woche blamierten sich renommierte Online-Portale noch ehrwürdigerer Medienmarken mit vorschnellen Eilmeldungen zu einem Urteilsspruch des Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Jeder wollte der erste sein, der die Nachricht verkündet. Doch dafür muss die Nachricht erst einmal auf dem Markt sein, muss das Urteil erst einmal gesprochen werden. Und ein Urteil in Karlsruhe beginnt, wenn die Richter in ihren roten Roben stehen, ihre Mützen auf dem Kopf haben und der Vorsitzende Richter mit den Worten beginnt: „Im Namen des Volkes.“ Was er vorher sagt, ist kein Urteil, es sind Formalien. Das sollten Journalisten wissen. Vor allem jene, die aus Karlsruhe berichten.

Was damit die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die Einbecker Bürgermeisterin und den Bauamtsleiter zu tun haben? Imgrunde nichts. Und doch eine ganze Menge. Es geht um Verantwortung. Und zwar auch um journalistische Verantwortung. Pressemitteilungen unbearbeitet per Copy-and-paste in die Redaktionssysteme kopieren können viele. Das aber ist kein Journalismus. Der zeigt sich erst, wenn es darum geht, wie er mit Verantwortung bei Vorwürfen umgeht, die – wie in diesem Fall – gegen eine Bürgermeisterin und Verantwortliche in ihrem Rathaus erhoben werden. Es gilt, einen Moment zu überlegen und zu prüfen: Wann berichten? Auf Grundlage einer, noch dazu, anonymen Anzeige? Nein! Berichten dann, sobald die Staatsanwaltschaft schon mal vorermittelt und noch recherchiert? Nein! Erst dann berichten, wenn die Behörde ein formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. Ja! Denn dann sieht sie einen Anfangsverdacht. Der freilich, wie im Fall der Ermittlungen gegen Bürgermeisterin und Bauamtsleiter, auch schnell wieder ausgeräumt werden kann. Journalisten haben die Aufgabe zu berichten, was ist und keine Nachrichten zu unterdrücken. Es müssen allerdings erstmal Nachrichten sein.

Es ist legitim, während eines Ermittlungsverfahrens zu berichten. Noch dazu, wenn es um mutmaßliche Versäumnisse einer Behörde, der Stadtverwaltung, geht. Bei allem gilt die Unschuldsvermutung. Die gilt übrigens bis zu einem Urteil. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil.

Be first, but first be right. So lautet eine alte Journalistenregel. Sie besagt nicht, dass man nur das Richtige berichten dürfte. Jeder kann sich schließlich einmal irren und Fehler machen. Auch Journalisten. Aber sie müssen sich nach menschlichem Ermessen und allen Regeln des Journalistenhandwerks sicher sein, dass sie richtig liegen, wenn sie etwas veröffentlichen.

Altendorfer Straße: Verfahren eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat mit Verfügung von heute ihr Ermittlungsverfahren gegen Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Fachbereichsleiter Frithjof Look wegen angeblichen Verstoßes gegen das Denkmalschutzgesetz eingestellt. Das teilte der Rathaus-Justiziar und Allgemeine Vertreter der Bürgermeisterin, Dr. Florian Schröder, am Nachmittag in einer Presseinformation mit. Eine Bestätigung der Staatsanwaltschaft steht noch aus, sie ist angefragt. Die Behörde hatte nach einer anonymen Anzeige wegen mutmaßlichen Versäumnissen ermittelt, die zum Einsturz des brandgeschädigten Gebäudes auf dem Grundstück Altendorfer Straße 26 am 11. Juni 2016 geführt haben könnten. Das Ermittlungsverfahren sei nach § 170 Abs. 2 StPO eingestellt worden, teilte Dr. Schröder mit; nach Akteneinsicht beim Grundbuchamt stehe eindeutig fest, dass die beiden Betroffenen keine Straftat begangen haben. Wie die Staatsanwaltschaft erklärt hatte, war es zu klären, ob die Stadt zum Zeitpunkt des Einsturzes Eigentümerin des Grundstücks war, weil dies Voraussetzung für eine Strafbarkeit der Beschuldigten sei.

Aktualisiert 18.01.2017, 17:40 Uhr: Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen, Oberstaatsanwalt Andreas Buick, hat die Einstellung des Ermittlungsverfahren soeben bestätigt. Die Behörde habe das Verfahren eingestellt, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Stadt zum Zeitpunkt des Einsturzes des Hauses nicht Eigentümerin des Grundstücks war. Eigentümerin sei eine 55-jährige Frau aus Einbeck gewesen.

Staatsanwalt ermittelt: Haus verfallen lassen?

Am Sonnabend waren Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (links) und Tanja Fesser (Bauaufsicht Stadt Einbeck) vor Ort.

Am 11. Juni 2016 waren Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (links) und Tanja Fesser (Bauaufsicht Stadt Einbeck) kurz nach der Teileinsturz persönlich vor Ort. Archivfoto

Der teilweise Einsturz des Fachwerkhauses an der Altendorfer Straße 26 am 11. Juni vergangenen Jahres hat ein juristisches Nachspiel, Ausgang offen: Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gegen Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und den Leiter des städtischen Bauamtes, Frithjof Look, wegen des Verdachts, gegen Paragraph 34 des Denkmalschutzgesetzes verstoßen zu haben. „Es besteht der Anfangsverdacht, dass die beiden Beschuldigten als Verantwortliche ein denkmalgeschütztes Haus, welches der Stadt Einbeck gehörte, dem Verfall anheimgegeben haben, sodass dieses schließlich einstürzte“, sagte Oberstaatsanwalt Andreas Buick. Die Staatsanwaltschaft wurde nach einer ihr vorliegenden Anzeige tätig. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und Bauamtsleiter Frithjof Look wollten sich auf Anfrage zunächst nicht zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen äußern, von denen sie nach eigenen Angaben bislang keine Kenntnis hatten.

Für die Behörde gelte es zu klären, ob die Stadt zum Zeitpunkt des Einsturzes noch Eigentümerin des Grundstücks war, weil dies Voraussetzung für eine Strafbarkeit sei, erklärte Buick. Im Juni 2016 hatte es Bauamtsleiter Frithjof Look auf Nachfrage des Ratsherrn Dietmar Bartels (Grüne) im Bauausschuss des Stadtrates bejaht, dass die Stadt Einbeck Eigentümerin sei. Das belegt auch das Sitzungsprotokoll.

Am Nachmittag des 11. Juni 2016 hatte eine Zwischendecke in dem leer stehenden, maroden Gebäude nachgegeben, Fachwerkbalken hatten eine Schaufensterscheibe im Erdgeschoss durchschlagen, Holz und Scherben waren auf dem Gehweg verstreut. Verletzt wurde dabei niemand. Das Gebäude war bei einem Großbrand im August 2012 in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Nachbarhaus Nummer 24 war bei dem Feuer vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Bei einer behördlichen Begehung im September 2015 war das Gebäude Altendorfer Straße 26 als einsturzgefährdet eingeschätzt worden, die Bausubstanz zeige irreperable Schäden, hieß es damals.

Die Stadt Einbeck hatte im vergangenen Jahr nach Investoren für die zwei, insgesamt rund 500 Quadratmeter großen Grundstücke gesucht. Gemeldet hatte sich niemand. Aktuell ist nun vorgesehen, dass die Hospitalstiftung der Stadt Einbeck die Grundstücke übernehmen und dort seniorengerechtes Wohnen realisieren soll. Das hatte der Verwaltungsausschuss am 9. November beschlossen.

Nachtrag 18.01.2017: Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat das Ermittlungsverfahren eingestellt.

Salzderheldener Stützmauer: Sanierung startet

Die Ampel steht, die Bauarbeiten haben begonnen.

Die Ampel steht, die Bauarbeiten zu Füßen der Heldenburg haben begonnen.

Die Baustelle ist eingerichtet, es kann losgehen, zu Füßen der Heldenburg und der „Burgschänke“ in Salzderhelden regelt jetzt auf der Einbecker Straße eine Ampel den Verkehr für eine Fahrspur. Bis Ende November soll nach einer Mitteilung der Stadt Einbeck der erste Teil der Stützmauer-Sanierung erledigt werden; der Rest folgt im nächsten Jahr. Ein Teil der Mauer für die Zufahrt war im Oktober vergangenen Jahres unvermittelt eingestürzt (warum ist bislang noch nicht kommuniziert worden, zumindest nicht öffentlich), seitdem stützen Gabionen die Zuwegung zu Burg und „Burgschänke“. Über die Art und Weise, wie die Sanierung erfolgen soll, wurde ausführlich diskutiert. Als künftige Stützkonstruktion ist nun eine Stahlbetonwand mit Rückverankerung vorgesehen.

Laut Bauamtsleiter Frithjof Look sind bislang Kosten in Höhe von rund 330.000 Euro entstanden. Dazu zählen die Sicherungs- und Aufräumarbeiten beim Einsturz, das Bodengutachten nebst Laboruntersuchungen des Erdbefundes, die Ingenieurleistungen und die aktuellen Baumaßnahmen. Die Kosten werden je zur Hälfte vom Land Niedersachsen (Eigentümerin der Burg) und von der Stadt Einbeck getragen.

Beim ersten Bauabschnitt werden die an der Einsturzstelle provisorisch eingebauten Gabionen schrittweise zurück gebaut. Die Böschung wird zwischenzeitlich durch Verpresspfähle sowie mit bewehrtem Spritzbeton gesichert. Der dadurch entstehende Baugruben- und Böschungsbereich wird anschließend mit unbewehrtem Beton aufgefüllt und ebenfalls an die
Verpresspfähle angehängt. Die eigentliche Stahlbetonwand folgt im zweiten Bauabschnitt (Mai/Juni bis Juli/August 2017). Zwischen den Bauabschnitten werden die Arbeiten an der Heldenburg durch das Land Niedersachsen weitergeführt, teilt die Stadt Einbeck mit. Diese Arbeiten mussten zwischenzeitlich ruhen.

Pkw können die Zufahrt zur Burg und zur “Burgschänke“ während des ersten Bauabschnitts weitestgehend nutzen. Danach kann auch wieder der Schwerverkehr die Zufahrt befahren. In der Ortsdurchfahrt Einbecker Straße (K 524) wird der Verkehr im Baustellenabschnitt unter halbseitiger Sperrung mit einer Ampel geführt. Die Salinen- und Bäckerstraße wird durch eine Absperrung getrennt und jeweils zur Sackgasse gemacht, sodass Schleichverkehre verhindert werden. Diese waren von Anliegern bei den Sicherungsbauarbeiten im vergangenen Herbst kritisiert worden.

Gabionen sichern bislang die Zufahrt, nachdem ein Teil der Stützmauer aus bislang ungeklärter Ursache im Oktober 2015 eingestürzt war.

Eine Gabionen-Mauer sichert bislang die Zufahrt, nachdem ein Teil der Stützmauer für die Zufahrt zur Heldenburg in Salzderhelden aus bislang ungeklärter Ursache im Oktober 2015 eingestürzt war.

Alternativloser Abriss

Am Sonnabend waren Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (links) und Tanja Fesser (Bauaufsicht Stadt Einbeck) vor Ort.

Am Sonnabend waren Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (links) und Tanja Fesser (Bauaufsicht Stadt Einbeck) vor Ort.

Seit dem Durchbruch einer Zwischendecke am Sonnabend und durch ein Schaufenster geschlagene Fachwerkbalken war es zu erwarten, seit heute Abend ist es Fakt: Das marode Fachwerkhaus in der Altendorfer Straße 26 neben der mit Containern gefüllten Brandlücke wird abgebrochen. „Ein Abriss ist unumgänglich“, sagte Bauamtsleiter Frithjof Look am Abend im Bauausschuss des Stadtrates. Heute fiel nach mehreren Begutachtungen durch Experten der Denkmalpflege, Bauaufsicht und des Gebäudemanagements der Stadtverwaltung die Entscheidung, im Rathaus liegen bereits zwei Angebote für einen Abbruch vor. Morgen werden die Anlieger informiert, die Straße bleibt bis Ende Juni gesperrt. Und bei aller Wertschätzung von Denkmalschutz mit Augenmaß: Der Abriss des schon lange leer stehenden Hauses, das bei dem Großbrand vor vier Jahren massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde und seitdem kein Dach mehr hat, war imgrunde schon längere Zeit alternativlos. Wer hätte das Grundstück bei der kürzlich gestarteten (und seit gestern aufgehobenen) Interessenabfrage erworben mit der Auflage, dass die Fassade aber erhalten werden muss, obwohl das Gebäude als einsturzgefährdet klassifiziert war? Das hätte nicht nur die Kosten nach oben getrieben, sondern auch die baulichen Möglichkeiten, beide Grundstücke gemeinsam zu überplanen, unangemessen eingeschränkt. Eine Frage bleibt indes spannend: Wie hat es so weit überhaupt kommen können, dass vermutlich eingedrungenes Wasser den Lehm und die Balkenkonstruktion so feucht hat werden lassen und das Gebäude immer morscher wurde – letztlich durch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen. Detlef Martin (SPD) stellte heute im Bauausschuss die entscheidende Frage: wer denn für die Überwachung der Dachfolie zuständig gewesen sei? Die ist, das hat die Feuerwehr am Sonnabend bei ihrer Sondierung von der Drehleiter bestens sehen können, nicht mehr überall dicht, zurückhaltend formuliert. Die Zuständigkeit obliege dem Eigentümer, die Bauaufsicht habe da nur begrenzte Möglichkeiten einzuschreiten, antwortete Frithjof Look auf die Frage des SPD-Ratsherrn. Dietmar Bartels (Grüne) hakte noch mal nach: Wer denn Eigentümer sei? Seit dem vergangenen Herbst ist das die Stadt Einbeck, so die Antwort. Spätestens bei der Übergabe des Gebäudes hätte es doch also auffallen müssen, dass die Folie nur noch begrenzt schützt, oder? Eigentum verpflichtet.

Die Altendorfer Straße in Einbeck in Höhe von Haus Nummer 26 ist voll gesperrt. Umleitungen sind eingerichtet.

Die Altendorfer Straße in Einbeck in Höhe von Haus Nummer 26 ist voll gesperrt. Umleitungen sind eingerichtet.

Nachtrag 14.06.2016, 22.10 Uhr: Der Abriss beginnt laut Bauamtsleiter Frithjof Look am Mittwoch (15. Juni 2016) und wird voraussichtlich bis Monatsende dauern. Der Auftrag wurde am Dienstag erteilt. Das Fachwerkgebäude abzureißen sei insbesondere durch die starken Regenfälle der vergangenen Wochen unumgänglich, erklärte Look in einer Presseinformation am Dienstag Abend. Am Montag haben die Untere Denkmalschutzbehörde und das Gebäudemanagement das Objekt mehrfach besichtigt und begutachtet – das alles in Rücksprache mit dem Landesamt für Denkmalschutz.

Nachtrag 17.06.2016: Der Abriss schreitet gut voran, laut Bauamtsleiter Frithjof Look liegt er im Zeitplan. Der kontrollierte
Abbruch des Gebäudes werde regelmäßig durch Mitarbeiter der im Rathaus zuständigen Sachgebiete (Untere Bauaufsichtsbehörde, Untere Denkmalbehörde, Gebäudemanagement) begleitet, um die Maßnahmen zu überwachen und auch etwaige Schäden an den Nachbargebäuden zu begutachten, heißt es in einer neuen Presseinformation. Bereits seit Sonnabend (11. Juni 2016) werde kontinuierlich das direkte Nachbargebäude Altendorfer Straße 28 durch die zuständigen Mitarbeiter der Stadt Einbeck in Augenschein genommen, die Außenwand von Innen und vom Dachboden aus begutachtet. Look: „Dabei sind keine Mängel aufgefallen, die die Standsicherheit der Außenwand beeinflussen würden.“ Die Bewohner wurden und werden über die aktuellen Maßnahmen am Nachbarhaus regelmäßig informiert, Mitarbeiter der Stadt stehen den Bewohnern darüber hinaus für Fragen zur Verfügung, erklärte der Bauamtsleiter.

Kaum 24 Stunden nach Beginn des Abrisses ist das Gebäude bereits fast Geschichte.

Kaum 24 Stunden nach Beginn des Abrisses ist das Gebäude bereits fast Geschichte.

 

Nachtrag 30.06.2016: Die Altendorfer Straße ist seit dem späten Nachmittag des 28. Juni wieder für den Verkehr freigegeben, der Abriss abgeschlossen. Zuletzt war die Giebelwand zum Nachbargebäude Nummer 28 mit Folie versehen worden.

Abriss abgeschlossen: die Brand- und Baulücke Altendorfer Straße 26 und 24 in Einbeck.

Abriss abgeschlossen: die Brand- und Baulücke Altendorfer Straße 26 und 24 in Einbeck.

Interesse am Lückenschluss?

Die zwei Grundstücke der Brandlücke Altendorfer Straße möchte die Stadt Einbeck verkaufen.

Die zwei Grundstücke der Brandlücke Altendorfer Straße möchte die Stadt Einbeck an Interessierte verkaufen.

Wer möchte die Lücke schließen? Wer hat Interesse? Eine Antwort erhofft sich die Stadt Einbeck für die Brandlücke in der Altendorfer Straße, zurzeit provisorisch durch einen Container mit Oldtimern gefüllt. Bis zum 30. September bittet die Verwaltung potenzielle Investoren, ihr Interesse zu bekunden; am 27. Juni um 10 Uhr findet eine Ortsbesichtigung statt. Die beiden, insgesamt rund 500 Quadratmeter großen Grundstücke Altendorfer Straße 24 und 26 befinden sich im Eigentum des Sanierungstreuhänders DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG der Stadt Einbeck und sollen zum Verkehrswert in Höhe von 37.500 Euro verkauft werden. Durch die Interessenabfrage erhoffen sich die Verantwortlichen im Rathaus, mögliche Investoren anzusprechen und unterschiedliche Ideen zu generieren, wie diese prominent sichtbare und sensible Stelle im Stadtbild und im städtebaulichen Gefüge des Sanierungsgebietes Neustadt-Möncheplatz wieder bebaut werden kann. Ausführliche Unterlagen hat die Stadtverwaltung hier zur Verfügung gestellt. Das Gebäude Altendorfer Straße 26, auf das beim Brand im August 2012 die Flammen übergeschlagen sind, gilt als einsturzgefährdet, die Bausubstanz zeigt laut Experten irreperable Schäden. Auflage an Interessierte ist jedoch, ebenso wie die denkmalgeschützten Keller und Nebengebäude des Grundstückes Altendorfer Straße 24, die Fachwerkfassade grundsätzlich zu erhalten; statisch sei das machbar. Der Neubau auf dem Grundstück Altendorfer Straße 24 soll in sich seiner Kubatur und äußeren Gestalt in die historische Gestalt einpassen, darf aber durchaus auch zeitgemäße architektonische Akzente setzen. Gefragt ist ein überzeugendes architektonisches und städtebauliches Konzept, heißt es in den Unterlagen. Das Verfahren soll letztlich auch klären, ob und unter welchen Bedingungen privatwirtschaftliche Investoren an der Planung, Modernisierung, Finanzierung und der Nutzung der bestehenden Gebäude interessiert sind. Die eingereichten Unterlagen werden nach Abgabefrist von der Stadt Einbeck geprüft und Anfang Oktober mit Vertretern aller Stadtrat-Fraktionen gemeinsam beraten. Entsprechende Beschlüsse sollen dann im Stadtentwicklungausschuss und abschließend im Verwaltungsausschuss getroffen werden.

Ich bin gespannt, ob sich unter den gestellten Prämissen mögliche Investoren finden, die nicht nur Geld, sondern auch Planungs- und Nutzungsideen investieren. Interessant scheint mir die Kombination mit Nachbargrundstücken im Sanierungsgebiet, beispielsweise dem so genannten ehemaligen Brennerei-Komplex Backofenstraße. Hoffentlich erweisen sich die Auflagen (Fassadenerhalt, Keller-Denkmale) nicht als conditio sine qua non. Denn gefragt ist hier wie andernorts Denkmalschutz mit Augenmaß: Nicht jeder Plan sollte um jeden Preis umgesetzt werden, aber besser es wird überhaupt etwas umgesetzt. Am Keller ist bereits die Nutzung einer anderen Brandlücke in Einbeck bislang gescheitert.

Diese weitere Brandlücke in der Einbecker Innenstadt wartet ebenfalls noch auf einen Interessierten, der die 2005 (!) durch einen Großbrand entstandene Lücke schließen will. In der Langen Brücke tut sich hinter dem Bauzaun seit langer Zeit nichts. Von Ideen, auf dem Grundstück einen Spielplatz einzurichten, hört man öffentlich ebenso wenig mehr wie von dem einstigen Vorschlag, dort einen Biergarten (provisorisch) anzulegen. CDU-Ratsherr Joachim Dörge hat auf seine jüngste Anfrage, doch wenigstens den Bauzaun zurück zu setzen, um eine Sitzgruppe an der Langen Brücke aufstellen zu können, aus dem Rathaus erfahren, dass dafür bauliche Maßnahmen erforderlich seien (Verfüllung Kellerschacht, Auskofferung und Einbau von Schottertragschicht, Herstellung der Anschlussflächen an die Nachbarhäuser). Haushaltsmittel seien dafür nicht vorhanden und auch bislang nicht beantragt, die nötigen Ausführungsplanungen nicht veranlasst worden.

Nachtrag 12.06.2016: Gestern gegen 15 Uhr ist eine Zwischendecke im Haus Altendorfer Straße 26 eingestürzt, Fachwerkbalken haben die Schaufensterscheibe durchschlagen. Polizei, Feuerwehr und Bauaufsicht der Stadt Einbeck waren vor Ort, auch Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek verschaffte sich einen Überblick. Das Gebäude wurde weiträumig abgesperrt. Wie es weiter geht, soll sich am Montag entscheiden.

Agenda 2016

Auf diesen Stühlen wird in Einbeck Politik gemacht.

Auf diesen Stühlen wird in Einbeck Politik gemacht.

Bevor sich die kommunale Politik in die Weihnachtstage verabschiedet und auch die Verwaltung im Rathaus „zwischen den Jahren“ ihre Pforten schließt, bevor an den Festtagen im Kreise der Familien Kraft tankende Erholung und Entspannung im Vordergrund stehen, vielleicht sogar die eine oder andere politische Diskussion, lege ich hier schon einmal die Agenda 2016 der Einbecker Politik vor, meine Tagesordnung für das nächste Politik-Jahr in Einbeck. Gleichzeitig die Bilanz zur Agenda 2015 und zum sommerlichen Zwischenfazit. Damit Sie etwas zum Diskutieren haben, wenn die Gans gegessen ist. Kommentieren Sie gerne.

Dieser Blog wird in den nächsten Tagen mit Sicherheit ein wenig ruhiger sein… bevor dann ziemlich zügig im neuen Jahr, einem kommunalen Wahljahr, die Taktzahl der Termine wie der Blogbeiträge wieder dichter sein wird. Schließlich wird am 28. Februar ein neuer Landrat im Landkreis Northeim gewählt. Die drei Kandidaten haben sich vor Weihnachten stets bemüht, die Balance zwischen Präsenz und Penetranz zu wahren, schließlich wollen sie den hektisch Geschenke suchenden Wählern von morgen ja nicht auf die Nerven gehen, dennoch aber müssen sie jeden der noch verbleibenden Tage nutzen, um sich bekannt zu machen und vielen Menschen überhaupt erst einmal erzählen, dass es am 28. Februar diese Landratswahl gibt. Nach der Wahl ist dann auch gleich wieder vor der Wahl: Kaum ist der neue Chef (oder erstmals eine Chefin?) ins Kreishaus gewählt, dürften die ersten auch personellen Vorentscheidungen getroffen werden für die Kreistags-, Stadtrats- und Ortsräte-Wahl, die am 11. September stattfindet. Einige aktive und langjährige Kommunalpolitiker werden die jetzt beginnende kurze Weihnachtspause auch dafür nutzen, im Kreise der Familie in sich zu gehen und zu entscheiden, ob sie noch einmal auf den manchmal ziemlich harten Stühlen des Stadtrates Platz nehmen wollen, sprich: ob sie wieder kandidieren.

Nun aber zur Einbecker Politik-Agenda 2016:

Neues Rathaus: Ja, das Thema wird im nächsten Jahr auf der Tagesordnung bleiben – auch wenn der Stadtrat entschieden hat. Natürlich ist es richtig, dass die getroffene, deutliche Ratsentscheidung demokratisch zu akzeptieren ist. Auch oder vor allem von denen, die das Rathaus nicht kaufen wollten. Aber, und das hat nichts mit Nachtreten zu tun, nur mit Fakten: Zum einen ist der Kauf formal noch nicht abgewickelt. Der Stadtrat hat lediglich entschieden, die Bürgermeisterin zu beauftragen die Kaufverhandlungen abzuschließen. Und hat das Geld in den Haushalt 2016 eingeplant. Verträge sind aber bekanntlich erst dann bindend geschlossen, wenn beim Notar von beiden Seiten die Unterschrift geleistet und die Tinte trocken ist. Diese Vollzugsmeldung gab es bislang nicht. Zum anderen wird das Thema Rathauskauf wie gesagt im Kommunalwahlkampf eine politisch prägende Rolle spielen. Ich bin schon gespannt, welche interpretativen Winkelzüge einige vollziehen werden, um sich die Angelegenheit für ihre Zwecke passend zu machen. Eine nachträgliche Abstimmung der Bürger über den Rathauskauf wird die Stadtratswahl sowieso.

Rathaus 2020: Unter diesem Stichwort läuft die Umstrukturierung der Stadtverwaltung. Aus fünf werden im nächsten Jahr drei Fachbereiche, das Rathaus wird neu organisiert. Nach Mitteilung der Verwaltungschefin haben die ersten drei aus Mitarbeitern bestehenden Arbeitsgruppen Ideen und Vorschläge ausgearbeitet, wie interne und externe Kommunikation in Zukunft aussehen sollen. Und wie die „Wegweisung, Flure und Wartezonen im Neuen Rathaus“. Das alles ist bitter notwendig und überfällig, bei einem Gang durch die Rathausflure fällt jedem einigermaßen aufmerksamen Zeitgenossen ein derartiger Wildwuchs an den Bürotüren auf, dass es einen schaudern lässt. Personalrat und Mitarbeiter mögen von Beginn an eng in das Projekt „Rathaus 2020“ eingebunden sein, wie die Bürgermeisterin betont. Die SPD jedenfalls fühlt sich außen vor gelassen. Und hat einen ersten Vorgeschmack gegeben, wie sie in der politischen Auseinandersetzung vor der nächsten Stadtratswahl agiert, wenn sie sich die CDU-Bürgermeisterin frontal zur Brust nimmt.

Magistrale der Baukultur: Am 9. Februar soll eine planerische Gestaltungsleitlinie öffentlich vorgestellt, bis Mitte April sollen dann die fertigen Pläne dem Stadtentwicklungsausschuss vorgelegt werden. So lautet der aktuelle Stand der Dinge bei diesem Projekt im Rahmen des Fachwerk-Fünfecks; die Sanierung und künftige Nutzung des Alten Rathauses könnte im Rahmen einer so genannten Konzept-Immobilie geplant werden. Im Fokus steht vor allem die Tiedexer Straße, Einbecks Fachwerk-Boulevard, der dringend eine Frischzellenkur benötigt. Das Denkmal-Ensemble kann zurzeit von Passanten wie Touristen gar nicht in seiner ganzen Bedeutung erfasst werden. Weil sich auf den engen Gehwegen niemand lange aufhalten mag, von Außengastronomie mit Aufenthaltscharakter wollen wir gar nicht reden. Nach einer ersten öffentlichen Veranstaltung zur geplanten Neugestaltung der Straßenzüge zwischen PS-Speicher und ZOB mit rund 80 Teilnehmern gab es vor ein paar Tagen ein internes Treffen von Planungsbüro, Stadt und den Hauseigentümern und Anliegern. Das ist gut und richtig so, solche Treffen nicht öffentlich zu veranstalten. Nur so können Anwohner und Stadt im kleinen Kreis miteinander diskutieren ohne immer darauf achten zu müssen, jedes Wort auf die Goldwage zu legen. Eigentümer durften schon erste Skizzen möglicher Veränderungen sehen, um ihre Meinungen und Bewertungen dazu früh und praxisbezogen in die Planungsphase einzubeziehen. Eine schmalere Fahrbahn und längs der Fahrbahn angelegte Parkbuchten sind überlegenswerte Empfehlungen des beauftragten Planungsbüros. Aber allzu viele Parkplätze, wenn überhaupt welche, dürfen dabei nicht verloren gehen. Die Menschen möchten die Tiedexer Straße besser nutzen als heute. Das haben den Planern auch Interessengruppen aus den Bereichen Stadtmarketing, Politik, Kirchengemeinde, Denkmalpflege, Jugend- und Seniorenverbänden und Kulturschaffenden mit auf den weiteren Weg gegeben. Auf erste für die Öffentlichkeit bestimmte Planungsskizzen dürfen wir gespannt sein.

Neustädter Kirchplatz: Hier muss 2016 endlich einmal Entscheidendes passieren. Vor dem Herbst ist damit freilich nicht zu rechnen, denn für März ist zunächst die Vorstellung der prämierten Entwürfe des zurzeit laufenden Architektur-Wettbewerbs geplant. Und danach braucht es ja noch die entsprechenden politischen Beschlüsse, bevor ein Bagger mal baggert… Insgesamt elf gesetzte und geloste Büros nehmen an dem Wettbewerb teil (40 Landschaftsarchitekten hatten sich beworben), im Januar geben die Planer ihre Vorschläge bei einer Preisjury ab, die dann im März entscheiden will. Das Ganze darf keinesfalls so ausgehen wie andernplatzes in Einbeck: Vom Möncheplatz ist mir letztmalig eine Galerie bunter Zeichnungen mit Ideen im Gedächtnis geblieben, datiert Ende Oktober 2013. Passiert ist seitdem: nahezu nichts!

City: Alle schönen Architekten-Zeichnungen dürfen nicht darüber hinweg täuschen, dass die Einbecker Innenstadt als Einkaufsort attraktiver werden muss. Man muss Magneten schaffen, um Kunden anzulocken, heißt es dann immer. Im Physik-Unterricht habe ich mal gelernt, dass Magneten nicht immer anziehend sein müssen (so ist das ja gemeint), sondern sich auch unter bestimmten Voraussetzungen abstoßen können. Das wäre das Schlimmste, das der City passieren könnte! Einkaufswillige Kunden müssen aber erst einmal einen Impuls haben, ausgerechnet in Einbeck einkaufen zu wollen – in der Innenstadt. Das funktioniert mit attraktiven Firmen und ihrem Angebot, das die Kunden nirgendwo sonst bekommen können, mit einer gut geölten Gastronomie und der Kombination von allem. Die Grüne Wiese ist in Einbeck genügend gemäht, das Handelsherz City schlägt auch noch. Aber niemand ist gezwungen, bis zum ersten schweren Herzinfarkt zu warten, um tätig zu werden. Lobenswert ist es in diesem Zusammenhang, dass die Stadt die Marktstraße umgestalten, beleben und aufwerten will. Die 1A-Lage hat es nötig, das Pflaster und die Möblierung sind in die Jahre gekommen. Erste Überlegungen dazu soll es im Januar im Stadtentwicklungsausschuss geben, die Planungen im April starten.

Stukenbrokpark: Nach bunten Zeichnungen, Skizzen und Ortsterminen wäre es zu schön, wenn sich hier 2016 mal etwas Sichtbares tun würde. Vielleicht kann ich ja wenigstens im Sommer 2016 mal gemütlich in einem Buch aus Stadtbiliothek im Liegestuhl im Stukenbrokpark lesen… Der Zeitplan sieht allerdings nicht danach aus. Die bis Ende 2017 in unmittelbarer Nähe vorgesehene Umgestaltung des ZOB könnte dem Ganzen allerdings ein bisschen Drive geben. Das wäre gut.

Wirtschaftsförderung: Durch die veränderte Verwaltungsorganisation („Rathaus 2020“) wandert die Zuständigkeit im Rathaus für das Thema Wirtschaftsförderung vom Allgemeinen Bürgermeisterin-Vertreter Dr. Florian Schröder zum Bauamtsleiter. Frithjof Look kann das durchaus als Kompetenz-Zugewinn und Vertrauensvorschuss werten – und Schröder nicht als Degradierung, schließlich bekommt er in seinen Fachbereich die wichtigen Finanzen. Der 29-jährige Frithjof Look hat sich seit seinem Start im Mai in Einbeck intensiv, strukturiert und gut eingearbeitet (und bei der Inventur und beim Aktenstudium auch so manches entdeckt, was viele gar nicht mehr auf dem Schirm hatten, zum Beispiel die „vergessene“ Fußgängerzone und Verkehrssituation in der Oleburg). Allmählich wird seine Arbeitsstruktur sichtbar, die er transparent (beispielsweise auf der Website der Stadt) öffentlich abbildet. Ob er meine Forderung (und nicht nur meine), einen Denkmalschutz mit Augenmaß und keinen Maximalismus zu betreiben, wird umsetzen können, bleibt abzuwarten und kann man nur an ersten konkreten Projekten sehen. Zu wünschen ist Look jedenfalls, dass er bei (politischem) Gegenwind standhaft bleibt und diesen Gegenwind argumentativ erklärend zu entkräften sucht. Bei der Einbeck Marketing GmbH hat Look mit Florian Geldmacher (30) einen ebenso jungen Mitspieler im Bereich Wirtschaftsförderung an seiner Seite, mit dem er sich inhaltlich abstimmen muss. Ob und wie das junge Duo harmoniert, werden wir im neuen Jahr sehen. Ich bleibe dabei: Junge Führungskräfte brauchen erfahrene Menschen an ihrer Seite, die ungestümes Verhalten sanft, aber bestimmt drosseln, wenn dies notwendig sein sollte. Trotzdem darf jugendlicher Elan durchaus spürbar werden. Denn davon kann Einbeck nie genug haben. Es wird Zeit, dass sich was bewegt.

Und wäre das alles noch nicht genug, darf ich nur noch mal an ein paar nervige Warteschleifen erinnern, an Themen, von denen man lange nichts mehr gehört hat, die aber immer noch entschieden werden müssen (und sei es nur, das Projekt endgültig zu beerdigen). Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Leerstandsimmobilien-Kataster, freies WLAN in der City, Runder Tisch Ärzte, Interessenvertretung für Jugendliche… wobei mir gerade beim letzten Punkt im Zusammenhang mit dem neuen Haus der Jugend angesichts einer jungen Linde die Frage durch den Kopf geht, warum eigentlich nach langen Irrungen und Wirrungen für viel (Steuer-)Geld ein neues Jugendzentrum gebaut wird, während andere jetzt ihre eigene Freizeithütte für Jugendliche in einer Jugendstil-Villa gestalten – und das auch noch in Sichtweite des Rathauses… Können die nur nicht abwarten, bis das neue Haus der Jugend am Kohnser Weg fertig ist? Laut Bürgermeisterin sollen im Januar im neuen Haus der Jugend die Fenster und Außentüren eingebaut werden, so dass der Innenausbau dann im Winter folgen kann, geplante Eröffnung Mai 2016. Oder wollen die jungen Linden nur mal zeigen, dass es auch schneller gehen kann? Das neue Jahr wird die Antwort geben.

Projekte im Überblick

Wer wissen will, welche Projekte im Bereich Stadtplanung zurzeit im Einbecker Rathaus behandelt werden, kann auf einer stetig sich erweiternden und aktualisierten Übersicht auf der Website der Stadt Einbeck fündig werden. Bauamtsleiter Frithjof Look präsentierte gestern im Stadtentwicklungsausschuss eine der Möglichkeiten, sich über die aktuellen Projekte geografisch im Stadtgebiet zu orientieren: auf einer Google-Maps-Karte. Aber auch anhand einer Textübersicht kann jeder sich informieren, womit sich der Fachbereich gerade beschäftigt. Fachwerk-Fünfeck, Magistrale der Baukultur, Umgestaltung ZOB, Flächennutzungsplan für Windenergieanlagen und der Wettbewerb Neustädter Kirchplatz waren auch Themen in der Stadtentwicklungsausschuss-Sitzung. Wie der aktuelle Stand der Dinge ist, kann sich jeder interessierte auf der Internetseite ansehen. Das ist vorbildlich.

Zum Fachwerk-Fünfeck führte Frithjof Look gestern aus, dass hier derzeit von den beteiligten Kommunen Einbeck, Northeim, Hann.Münden, Duderstadt und Osterode die Stategie bestimmt wird, die Bauamtsleiter treffen sich alle zwei Wochen, um mehr Schwung in die Angelegenheit zu bringen, die Geschäftsstelle des mit 800.000 Euro geförderten Regionsprojekts in Northeim ist nach Querelen nun auch personell besetzt: Anna Lena Ulrichs ist die Fachwerkmanagerin, die ihren ersten Rundgang durch die Einbecker Innenstadt schon absolviert hat. Einbeck kümmert sich im Fünfeck um die Thematik „Fachwerk-Stadt“, und eine von sieben beauftragten Projektstudien ist die „Magistrale der Baukultur“ zwischen PS-Speicher und ZOB, dessen erste Ideen der Fachbereichsleiter gestern vorstellte. Im Frühjahr 2016 soll es hierzu eine Bürgerbeteiligung geben.

Einstimmig auf den weiteren Weg gebracht hat der Stadtentwicklungsausschuss gestern den Architekten-Wettbewerb für den Neustädter Kirchplatz. Er startet mit der Ausgabe der Unterlagen am 6. November an die insgesamt 15 teilnehmenden Planungsbüros. Bis 18. Januar 2016 sollen die Planungen eingereicht werden, voraussichtlich tagt am 10. März 2016 das Preisgericht, anschließend werden die Ergebnisse öffentlich ausgestellt. Die Planer haben als Bedingung unter anderem, das bestehende Gemeindehaus zu berücksichtigen und dessen Fassade neu zu gestalten, aber auch die Möglichkeit, dieses abzureißen. Zurzeit laufen noch die Kaufverhandlungen zwischen Stadt und Kirchengemeinde.

Mit deutlicher Mehrheit einzig gegen die Stimme von Dietmar Bartels (Grüne) hat der Stadtentwicklungsausschuss in einem ersten Schritt die Änderung des Flächennutzungsplanes für Windenergieanlagen empfohlen, in dem vier Potenzialflächen für Windräder ausgewiesen werden. Für den 10. November und 12. November ist jetzt die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Ortsräte geplant. Die aktuelle Planung trage allen Interessen nach sorgfältiger Abwägung Rechnung, sagte Klaus-Rainer Schütte (SPD), diese habe so wenig wie möglich Streitpotenzial, sagte Walter Schmalzried (CDU). „Ich sehe das weiterhin anders“, begründete Dietmar Bartels (Grüne) seine Ablehnung, nannte die Änderung des F-Plans eine „Verhinderungsplanung“. Das windstärkste Gebiet zwischen Stroit und Brunsen werde nicht berücksichtigt, bemängelte er.

Schöne Ferien!

Auf diesen Stühlen wird in Einbeck Politik gemacht.

Auf diesen Stühlen im Sitzungssaal des Alten Rathauses wird in Einbeck Politik gemacht.

Die kommunale Politik ist beinahe zeitgleich mit Beginn der Schulferien in eine sommerliche Ruhepause gestartet. Jedem sei Erholung und Entspannung gegönnt, auch dieser Blog wird in den nächsten Wochen mit Sicherheit ein wenig ruhiger sein… Außer wenigen Sommerreisen und Ortsbesichtigungen steht nicht viel im Kalender der ehrenamtlichen Politiker. Zeit zum Durchschnaufen muss auch mal sein. In genau einem Jahr, kurz vor der nächsten Stadtratswahl, wird das ganz anders sein, da bin ich mir ziemlich sicher.

Doch bevor es in die Ferien geht, gibt es Zeugnisse… Nein, keine Angst. Ich ziehe hier nur mal Halbzeitbilanz für die ersten Monate, schaue nach, welche Haken ich an meine im Januar hier aufgestellte Agenda 2015 schon machen kann:

  • Die Bauamtsleiter-Position ist nach langer Vakanz endlich besetzt: Seit 1. Mai ist Frithjof Look, ein 28-jähriger Berufsanfänger, Baurat im Einbecker Rathaus und Nachfolger von Gerald Strohmeier. Der war übrigens auch Berufsanfänger, als er einst im Einbecker Bauamt anfing! Da Look noch nicht die berühmten 100 Tage im neuen Amt ist, muss eine erste umfassende Einschätzung einstweilen warten. Eine erste Feuertaufe war sicher die Bürgerbeteiligung-Veranstaltung zum Neustädter Kirchplatz. Ob es clever war, dort komplett zu schweigen und das Feld der Bürgermeisterin zu überlassen, wird sich noch zeigen. Gerade beim Projekt Neustädter Kirchplatz vermisse ich unverändert mehr Tempo. „Planung braucht Zeit – gut Planung vor allem“, hatte Look zum Einstand gesagt. Das mag ja alles so sein. Ein wenig mehr jugendliche Ungeduld kann aber auch nicht schaden.
  • Mit dem vor ein paar Tagen eröffneten PS-Pfad hat sicherlich die Bedeutung der Tiedexer Straße gewonnen. Nicht jedoch automatisch deren Aussehen. Und mehr Ladengeschäfte sind auch (noch) nicht belebt, sondern weiterhin lediglich (mehr oder minder aktuell gehaltene) schlaue Schaufenster. Der Politik-Fokus auf der Innenstadt-Entwicklung ist in ersten Ansätzen durchaus erkennbar (und schon meckern bei der Leitbild-Diskussion die Dörfer in mehreren Ortsratssitzungen, dass sie im Leitbild-Entwurf zu wenig berücksichtigt werden). Indes: Von großen Gemeindehaus-Plänen am Stiftplatz hat man ebenso wenig wieder etwas gehört wie vom Möncheplatz. Dort sind lediglich der Taxi-Stand auf die andere Straße verlegt und die Parkplätze mit neuen weißen Linien versehen worden. Die Galerie bunter Zeichnungen mit Ideen für die Zukunft dieses Platzes stammt von Ende Oktober 2013. Passiert ist seitdem: Nichts, was nennenswert erkennbar wäre. Das muss sich ändern!

Eineinhalb von drei Haken kann ich aber machen, das sollte jetzt Kommunalpolitiker freilich nicht in Jubelstürme ausbrechen lassen. Denn während einige Baustellen abgearbeitet sind, müssen neue bearbeitet werden. Eine war über Monate im Eicke’schen Haus entstanden, das von außen immer so propper aussieht. Nach monatelanger Übergangsphase bei der Einbeck Marketing GmbH ist jetzt die Geschäftsführer-Position zum 1. September wieder besetzt. Florian Geldmacher (29) hat die schwere Aufgabe, mit begrenztem Budget eine lange Wunschliste abzuarbeiten. Bis man hier eine erste Einschätzung wagen kann, werden noch ein paar Monate vergehen. Immerhin ist die Stelle wieder besetzt – und bleibt es hoffentlich auf lange Zeit. Eine erste Kandidatin für eine Neubesetzung hatte kurz vor Vertragsabschluss abgesagt und die Entscheider eine weitere Vorstellungsrunde drehen lassen.

Die Grünen haben aufgeregt irgendwelche negativen Bilanz-Zahlen über die Einbeck Marketing GmbH in die Welt geblasen. Damit haben sie viele aufgescheucht und mit der Art und Weise ihrer Kritik irritiert, außerdem mit Formulierungen wie „demagogisch“ völlig unnötig einige gegen sich aufgebracht. Der Sache hat das alles einen Bärendienst erwiesen. Denn im Kern haben die Grünen ja in manchem Recht, und einige Fragen haben sie gestellt, die längst überfällig waren. Sie sind auch noch nicht beantwortet. Bei Transparenz, Offenheit und Kommunikation ist im Eicke’schen Haus Nachhilfe notwendig. Nur zur Erinnerung: Diese GmbH hat zwei Gesellschafter, der größere ist die Stadt Einbeck, sind wir also imgrunde alle. Wir Steuerzahler. Der zweite Gesellschafter ist die InitiativGemeinschaft – ein Verein mit Mitgliedern, die ein ebenso großes Interesse wie Recht haben zu erfahren, wo ihr Geld, wo ihr Mitgliedsbeitrag bleibt. Die Mitgliederversammlung am 3. September könnte spannend werden.

Einiges von meiner Agenda 2015 hängt weiterhin in Warteschleifen. Und von denen ist bekanntlich jeder genervt. Noch nicht abgeschlossen sind beispielsweise die Projekte (ohne Anspruch auf Vollständigkeit): Leerstandsimmobilien-Kataster, Kulturtafel für Bedürftige (immerhin ist ein Förderantrag bewilligt), freies WLAN in der City (immerhin sind die Planungen abgeschlossen und ist klar, wie es funktionieren soll), Interessenvertretung für Jugendliche…

Apropos Jugendliche: War da nicht mal was mit Haus der Jugend? Das scheint ja überhaupt auf keiner Agenda mehr zu stehen. Selbst die vor Monaten noch so lebendige Facebook-Gruppe ist tot, wenn auf die Frage eines Mitglieds, ob man nicht mal im Rathaus einen Besuch abstatten und um eine Sachstandsmeldung bitten solle, keine einzige Reaktion von Jugendlichen kommt…

Schöne Ferien!

Bürger beteiligen

Bei der Info- und Diskussionsveranstaltung notierte Bauamtsleiter Frithjof Look die Ideen auf dem Grundriss-Plan.

Bei der Info- und Diskussionsveranstaltung notierte Bauamtsleiter Frithjof Look die Ideen auf dem Grundriss-Plan.

Solche Abende sollte es öfter geben: In gut 60 Minuten hatten gut 60 Bürger einige gute Ideen vorgebracht, wie nach ihrer Auffassung der Neustädter Kirchplatz in Zukunft aussehen soll. Vor dem im Herbst startenden Architektenwettbewerb für das 6500 Quadratmeter große Innenstadt-Areal hatte die Stadt Einbeck zu einer Info- und Diskussionsveranstaltung ins Alte Rathaus eingeladen. Um für die Wettbewerbs-Vorgaben von den Bürgern Wünsche zu sammeln, die die Kommunalpolitik im Fachausschuss am 22. September beschließen wird. Deutlich wurde an dem Abend, dass Bürgerbeteiligung in Einbeck einfach noch öfter geübt werden muss (beim Möncheplatz gäbe es die nächste Gelegenheit, denn auch dort ist Handlungsbedarf, seit viel zu langer Zeit hört man nichts mehr von Veränderungsplänen, die sind aber notwendig). Denn es gab zwar Vorschläge und Anregungen für den Platz unweit der Einbecker Brauerei, auf der einst eine Kirche stand: Einige möchten den Platz komplett überdachen wie bei einem Zelt nur ohne Wände, anderen sind vor allem ausreichend Parkplätze wichtig, mancher wünscht sich einen Kräutergarten, mehrere könnten sich eine gläserne Brauhaus-Gastronomie mit Sudkessel vorstellen. „Platz ist für den verrücktesten Gedanken“, sagte Wettbewerbsmanager Klaus von Ohlen von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) aus Bremen, die die Stadt als Sanierungsträger für das Gebiet beauftragt hat. Aber oftmals waren es keine Ideen, sondern eher Fragen, Forderungen oder Bitten, die vorgetragen wurden. Und an diesem Abend waren ausnahmsweise mal keine Fragen gefragt (wie bei Einwohnerfragestunden in Ausschüssen oder im Stadtrat), sondern Aussagen. Welche Ideen ich für den Neustädter Kirchplatz zu Protokoll gebe, habe ich hier schon geschrieben.

Deutlich wurde an dem Bürgerbeteiligung-Abend auch, welchen Stellenwert das Projekt im Einbecker Rathaus genießt: Die Angelegenheit ist Chefinnensache. Ob bewusst oder nicht: Allein dadurch, dass die Verwaltungschefin sprach und der Fachbereichsleiter schwieg, steht die Zukunft des Platzes ganz ganz oben auf der Agenda. Gut so. Während sich Bauamtsleiter Frithjof Look zurück hielt, nichts sagte, aber eifrig die Ideen der Bürger notierte (und die Stadt auf ihrer Website mit Look’scher Handschrift vorbildlich eine eigene Unterseite zum Projekt mit vielen Infos transparent einrichtete), verabschiedete Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek die erschienenen Bürger mit dem Versprechen nach Hause: „Der Platz soll ein Schmuckstück werden.“

Der Zeitplan macht mir Sorgen. Natürlich habe ich wie gesagt Verständnis dafür, dass den teilnehmenden Architekturbüros ein paar Wochen Zeit gelassen werden muss, um nach den Vorgaben dann eigene Planungen zu entwickeln. Aber wenn im April 2016 der Sieger-Entwurf nach einem sehr formal strukturierten, anonymen Wettbewerb feststehen wird, fängt die politische Arbeit in der Stadt Einbeck erst wieder an. Die Kommunalpolitik bleibt der Souverän und muss letztlich entscheiden, was mit dem Siegerentwurf städtebaulich geschehen soll: Unverändert umsetzen oder aber mit Änderungen? Einen Automatismus gibt es da nicht. Bis die ersten Bagger anrollen, werden noch viele Monate vergehen.

Und weil im nächsten Jahr spätestens vor der Sommerpause der Wahlkampf für die nächsten Stadtrats- und Ortsratswahlen am 11. September 2016 beginnen wird, habe ich die Befürchtung, dass der Neustädter Kirchplatz in die Profilierungsauseinandersetzungen zwischen den Parteien gerät. Einen ersten Vorgeschmack gab in diesen Tagen eine kurze Wortmeldung in sozialen Medien, bei der CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht erklärte, es hätte alles schon in Richtung Multifunktionsplatz entschieden sein können, wenn andere nicht mit einmal andere Ideen gehabt hätten… Schön wäre, wenn das Projekt noch unbeeinflusst von und vor dem Wahlkampf entschieden würde. Das ist wünschenswert, aber unrealistisch. Oder?

Parkplatz mit 28 Stellplätzen und einer kaum erkennbaren Zufahrt zum Parkhaus (rechts): der Neustädter Kirchplatz heute.

Vor allem Parkplatz mit 28 Stellplätzen auf dem Platz und einer leider kaum erkennbaren Zufahrt zum Parkhaus (rechts): das ist der Neustädter Kirchplatz heute.

Atmosphärische Störungen

Altes Rathaus am Abend.

Altes Rathaus am Abend.

Während sich draußen ein heftiges Sommer-Gewitter mit Blitz und Donner entlud, waren auch im Ratssaal atmosphärische Störungen zu beobachten, als der Bauausschuss des Stadtrates tagte. Wobei das eine mit dem anderen selbstverständlich nichts zu tun hatte. Es ging um das Gebäude, in dem die Kommunalpolitiker saßen: das Alte Rathaus. Die Fassade des Dreitürmehauses soll, nein muss renoviert, sämtliche Fenster (außer im Turm) sollen erneuert, alle Sandsteinelemente einschließlich der Haupteingangstreppe aufgearbeitet werden. Der Gewölbekeller soll, so die Pläne, für allein 290.000 Euro unter anderem archäologisch untersucht, der Fußboden saniert, der Eingangsbereich tiefergelegt werden. Ein wenig mogeln sich die Politiker in der Diskussion darum herum, wie das Alte Rathaus denn künftig überhaupt genutzt werden soll, wenn die Fassade wieder propper aussieht. Denn die obere Etage steht fast komplett leer, die untere Etage wird außer dem Standesamt nur sporadisch für Veranstaltungen genutzt – oder aber für Sitzunge der politischen Gremien. Einig waren sich im Bauausschuss die Ratsmitglieder imgrunde nur, dass sie für den Gewölbekeller kein Geld ausgeben möchten, weil eine Nutzung sehr unsicher sei. Und das sei schon seit Jahren bekannt, renommierte Gastronomen hätten abgewunken.

Das Nein zum Keller war gewissermaßen der symbolische Donnerschlag: Als Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek den Politikern eröffnete („Wir drehen uns im Kreis“), dass der Verwaltungsausschuss ja sowieso schon den Förderantrag für die Kosten der Sanierung von Rathaus inklusive Gewölbekeller (680.000 Euro) im Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden Netzwerk Einbeck“ für 2016 beschlossen habe und eine Änderung des Antrages in Hannover schwierig zu erläutern sei, waren einige Ratsmitglieder wie vom Donner gerührt. „Ich fühle mich als Ausschuss-Vorsitzender übergangen“, gab Willi Teutsch (CDU) zu Protokoll.

Es ist in der Tat ungewöhnlich, dass ein Fachausschuss inhaltlich debattiert, nachdem der VA bereits die Finanzierung (und damit auch inhaltliche Vorgaben) beschlossen hat. Die Reihenfolge ist eigentlich anders – und sollte es auch sein. Selbst dann, wenn für Förderprogramme Antrags-Fristen einzuhalten sind. Warum der Bauausschuss seit Dezember 2014 nicht getagt hat, ist die eigentliche Frage. Das Gremium hätte locker vor dem Ende Mai getroffenen VA-Beschluss inhaltlich darüber sprechen können, wie denn das Alte Rathaus saniert werden soll. Und die Ausrede, die Bauamtsleitung sei ja vakant gewesen, taugt nicht; Frithjof Look ist seit Anfang Mai im Dienst.

Es ist ja wahrlich den Bürgern kaum zu erklären, wie Marcus Seidel (SPD) richtig sagte, warum man 300.000 Euro in einen Keller steckt, der einzig für einige wenige Stadtführungen bislang sinnvoll genutzt wird. Während an anderer Stelle keine 30.000 Euro für verschiedene Projekte im städtischen Etat übrig sind. Selbst wenn man in aller Gewitterstimmung berücksichtigt, dass ein Förderantrag noch längst keine Überweisung von Geld ist. Niemand kann vor Mai nächsten Jahres sagen, ob und wenn ja wieviel Geld aus diesem Fördertopf die Stadt Einbeck bekommt. Sagen lässt sich jedoch eindeutig, dass hier mehrere gepennt haben, wie es Reinhard Brinckmann (GfE/Bürgerliste) so emotional wie treffend sagte. Der VA hat geschlafen, weil er offenkundig Finanzierungen beschließt, die inhaltlich noch gar nicht beraten und beschlossen sind; der Bauausschuss schlummert dahin, weil er nicht von sich aus auf eine Sitzung dringt. Wenn ein Ausschuss wie der für Bauen, Umwelt und Energie letztmals im vergangenen Jahr im Dezember (!) und dann erst wieder gestern im Juli tagte, darf man ruhig mal die Frage stellen, ob man diesen Ausschuss nach der nächsten Kommunalwahl überhaupt noch benötigt.

Am Ende hat das Gremium mit Mehrheit beschlossen, vorrangig die Fassade zu sanieren und erst später den Keller. Falls das Fördergeld nach Einbeck in voller Höhe fließen sollte, werde man eben nochmal politisch „nacharbeiten“ müssen.

Marode Fassade des ehemaligen Waisenhauses in der Baustraße.

Marode Fassade des ehemaligen Waisenhauses in der Baustraße.

Zustimmend zur Kenntnis genommen hat der Bauausschuss die Sanierung des ehemaligen Waisenhauses in der Baustraße 23. Das aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts stammende Baudenkmal mit seinem seltenen Leiter-Fachwerk, das den Einbecker Hospitalstiftungen gehört, muss dringend modernisiert werden, wie jeder Laie erkennt. Architekt Matthias Jung (Hildesheim) stellte den Politikern die Planungen vor, barrierefreie große und kleine Wohnungen sollen nach dem Willen der Politik entstehen. Die Pläne sehen den Abriss des in den 1930-er Jahren angebauten zweiten Treppenhauses vor. Die drei Wohnungen im Erdgeschoss sollen direkt von außen erschlossen werden. Im Obergeschoss (erreichbar durch das zentrale Treppenhaus) dient ein vorgesetzter Laubengang, die Wohnungen zu erschließen. Der Laubengang in einer leichten Stahlbaukonstruktion soll gleichzeitig als Balkon-Möglichkeit für die Bewohner des Obergeschosses dienen. Die Dachgauben sollen entfernt, das Dach neu eingedeckt werden.

Während der noch nicht terminierten Bauphase sollen den Mietern Ersatzwohnungen zur Verfügung gestellt werden. Marcus Seidel (SPD) bat zu prüfen, wie juristisch zu verfahren sei, falls sich langjährige Mieter weigern sollten, übergangsweise auszuziehen.

Die Kosten von fast einer Million Euro sollen zu großen Teilen (654.000 Euro) aus dem Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz finanziert werden; die Baustraße liegt im Fördergebiet Neustadt-Möncheplatz. Die Gegenfinanzierung der Restsumme aus dem Haushalt der Hospitalstiftungen sei gesichert, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek gestern. Die Einbecker Hospitalstiftungen haben ihre Wurzeln im 13. Jahrhundert, sie verwalten das Vermögen des Hospitals St. Spiritus sowie der vereinigten Hospitäler St. Bartholomäi und St. Gertrud und fördern mit dem auf rund fünf Millionen Euro bezifferten Stiftungsvermögen ältere, behinderte und sozial bedürftige Menschen vornehmlich aus Einbeck.

1712 wurde das Baudenkmal als Waisenhaus errichtet und bis 1801 als solches genutzt, heute gehört das Gebäude den Einbecker Hospitalstiftungen.

1712 wurde das Baudenkmal als Waisenhaus errichtet und bis 1801 als solches genutzt, heute gehört das Gebäude an der Baustraße im Süden der Einbecker Altstadt den Einbecker Hospitalstiftungen.

Neustädter Kirchplatz: Wie soll die Zukunft aussehen?

Möchte die Menschen zum Mitmachen animieren: Bauamtsleiter Frithjof Look.

Möchte die Menschen zum Mitmachen animieren: Bauamtsleiter Frithjof Look.

Die monatelange Verzögerung seit dem Rückzug der Investoren haben andere zu verantworten, Einbecks neuer Bauamtsleiter tritt beim Neustädter Kirchplatz jetzt das Gaspedal durch, macht Tempo, gut so: Im Vorfeld eines Architektenwettbewerbs ruft er die Bürger dazu auf, bei einer Informations- und Diskussionsveranstaltung am Mittwoch, 22. Juli, um 19 Uhr im Alten Rathaus (NSKP_Plakat_Bürgerbeteiligung_Druck_Mail) ihre Vorstellungen für die künftige Gestaltung und Nutzung des Neustädter Kirchplatzes einzubringen. Da darf man gespannt sein, welche Ideen die Einbecker für diese zentrale Fläche haben, die der wichtige Eingang zur Fußgängerzone, zum City-Handelszentrum der Stadt ist. „Die Bürger Einbecks sollen ihre Anregungen und Bedenken für diesen wichtigen Innenstadtplatz äußern“, wünscht sich Bauamtsleiter Frithjof Look eine breite Beteiligung der Bevölkerung. In der Tat kann hinterher nur derjenige mit Berechtigung meckern, der an den Möglichkeiten der Beteiligung auch teilnimmt. Es sei das Ziel, gemeinsam mit den Bürgern Gestaltungsvorgaben zu formulieren. Diese sollen neben den fachlichen und technischen Anforderungen an den Platz in die Bedingungen einfließen, mit denen ab September ein rund sechs Monate dauernder Architektenwettbewerb ausgelobt werden soll.

Neustädter Kirchplatz am 25. Juni 2015, links das Gemeindehaus.

Neustädter Kirchplatz am 25. Juni 2015, links das Gemeindehaus der Kirche.

Aktuelle Beschlusslage der Einbecker Politik ist nach wie vor, dass der Neustädter Kirchplatz als multifunktionale freie Fläche neu gestaltet werden soll, wobei eine teilweise Bebauung möglich ist. Die interessante Frage wird sein, was „teilweise“ heißt. Heute steht auf dem Platz einzig ein Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde. Für das Kirchengrundstück liegt der Stadt inzwischen auch ein neues Verkehrswertgutachten vor, die Kirche sei auch nach wie vor verkaufsbereit, sagte Look.

Bei der Bürgerbeteiligung-Veranstaltung am 22. Juli (klug gewählt, kurz vor Beginn der Sommerferien) soll das von der Architektenkammer Niedersachsen vorgegebene Verfahren für den so genannten freiraumplanerischen Architektenwettbewerb vorgestellt werden, der durch das Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ finanziert wird. Auf der Grundlage eines so genannten Auslobungsberichtes treten dann zehn bis 15 Planungsbüros in den Wettstreit um das beste Ergebnis für den Neustädter Kirchplatz ein. Eine Jury, nicht noch nicht personell benannt ist und aus Fachleuten und Politikern bestehen soll, wird die ersten Preise küren. Frithjof Look wünscht sich einen konstruktiven Dialog mit allen Interessierten über das zukünftige Erscheinungsbild des Neustädter Kirchplatzes. Planung mag Zeit benötigen, und Gute erst recht, aber je schneller greifbare Ergebnisse für die Bürger sichtbar werden, dass und was sich auf dem City-Platz tut, desto beruhigter werden manche Akteure sein. Vielleicht kann der für den Winter 2015/16 angesetzte Architektenwettbewerb ja doch schon vor dem ersten Frühjahrsblühen mit konkreten Ergebnissen enden. Und vor allem: dann muss schnell umgesetzt werden. Je schneller, desto besser für Einbeck.

(Aktualisiert: 27.06.2015)

Baurat begrüßt

Herzlich willkommen in Einbeck: Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek begrüßt Frithjof Look in seinem neuen Büro im Einbecker Rathaus. Noch sind die Regale leer...

Herzlich willkommen in Einbeck: Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek begrüßt Frithjof Look in seinem neuen Büro im Einbecker Rathaus. Noch sind die Regale leer…

Er war in den vergangenen Wochen bereits häufiger mal in Einbeck und zu Gesprächen auch im Neuen Rathaus. Seit heute ist der Mann regelmäßig dort im zweiten Stockwerk, Zimmer 200, anzutreffen: In der Stadtverwaltung in Einbeck gibt es mit Frithjof Look wieder einen Bauamtsleiter. Seit November war die Position seit der Pensionierung von Gerald Strohmeier unbesetzt. Als neuer städtischer Baurat hat der 28-Jährige am Montag die Stelle des Fachbereichsleiters für Bauen, Planen und Umwelt im Rathaus angetreten. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek freute sich, Frithjof Look in der Runde ihrer Fachbereichsleiter begrüßen zu können. „Er hat uns fachlich und durch seine Persönlichkeit überzeugt“, erinnerte die Rathauschefin an die einstimmige Entscheidung des Verwaltungsausschusses für den Berufsanfänger. Look, vor wenigen Tagen 28 Jahre alt geworden, hat erst am 30. April seine letzte Prüfung bestanden. Dann kam sozusagen die Blitzbeförderung: Vom frisch examinierten Bauassessor zum Baurat innerhalb eines Tages. Am 1. Mai hat Look seine Ernennungsurkunde erhalten, obwohl Feiertag war. Und heute ging’s dann richtig los, am Dienstag folgt die erste Sitzung „seines“ Stadtratsgremiums, des Stadtentwicklungsausschusses, am Mittwoch eine Sitzung des Verwaltungsausschusses.

Auf den 28-Jährigen warten einige offene Baustellen. Die Liste ist lang und durchaus länger als die folgenden vier prominenten, seit Jahren diskutierten Beispiele: Neustädter Kirchplatz, Möncheplatz, Kulturmagistrale, Wohnen am Walkemühlenweg. Bei vielen Projekten seien aber schon wesentliche Vorarbeiten geleistet worden, weiß Frithjof Look: „Da braucht es jetzt nur noch eines kleinen Anstoßes oder einer Nachjustierung.“ Das wäre wirklich schön, wenn der aufgelaufenen Entscheidungsstau zügig sukzessive abgebaut werden könnte. Niemand verlangt Heilsbringer-Taten. Jedem in neuen Positionen werden 100 Tage eingeräumt, um sich einzufuchsen. Bei aktuellen städtebaulichen Projekten ist der neue Baurat nach eigener Einschätzung aber schon gut im Thema, seit der Stellenzusage im Januar hat sich Look einlesen und viele Gespräche führen können. Wenn es also keine 100 Tage braucht, bis Look erste Signale sendet, wäre das sehr gut. Gefühlte 100 E-Mails schlummern schon in seinem städtischen Mailaccount, erzählte er heute. Die ersten Tage im Rathaus will Look nun dazu nutzen, seine vorhandenen Informationen über planerisch zu entwickelnde Projekte zu vertiefen: „Planung braucht Zeit – gut Planung vor allem.“ Außerdem möchte der neue Bauamtschef die Mitarbeiter in seinem Fachbereich durch persönliche Gespräche rasch kennenlernen. Und dann sind da ja auch noch organisatorische Dinge zu klären, der PC und das Büro einzurichten.

Geboren auf Rügen und aufgewachsen im ostwestfälischen Bünde, hat Frithjof Look 2012 in Hamburg seinen Master of Science im Fach Stadtplanung an der HafenCity-Universität absolviert. Während des Verwaltungsreferendariats mit der abschließenden großen Staatsprüfung zum Bauassessor hat er bei der Stadt Frankfurt/Main ebenso gearbeitet wie beim Landkreis Harburg und bei der Hansestadt Hamburg – in vielfältigen Themengebieten, vom Denkmalschutz über die Bauaufsicht bis zur Stadtplanung und Bürgerbeteiligung. Mit seiner Bewerbung um die Stelle habe er sich bewusst gegen die anonyme Großstadt entschieden, sagt er. St. Pauli ist jetzt passé. Privat wohnt Look mitten in der Einbecker City. Ein Auto hat er (noch) nicht. In einer Stadt vergleichbarer Größe sei er aufgewachsen, die kurzen Wege seien Lebensqualität für ihn. Er sei selbstverständlich ansprechbar für die Bürger: „Aber ich habe natürlich nicht für alles sofort eine Lösung.“

Und was sagt er dazu, dass einige ihn für sehr jung für die Position des Bauamtsleiters halten? Auch mit erst 28 Jahren habe er in Studium und Referendariat schon einige Erfahrungen sammeln können, findet Look. Und er sei schließlich für diese Leitungsposition ausgebildet worden.

Dr. Florian Schröder, der jüngste Neuzugang im Einbecker Rathaus vor Look, hat seinen neuen Fachbereichsleiter-Kollegen jedenfalls schon mal gleich via Twitter willkommen geheißen: