
Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek hat auch in diesem Jahr die Chance genutzt, ein paar unbequeme Wahrheiten auszusprechen, für die sie zu anderen Zeiten von der Politk sicherlich so manche verbale Prügel einstecken müsste. Aber es ist Karneval, Aschermittwoch noch weit, da ist so manches mehr erlaubt als sonst, und die Rathauschefin hat heute Mittag vor dem Alten Rathaus die Stadtschlüssel an die Narren abgegeben. Das Prinzenpaar Aileen I. und Maurice I. schwingt jetzt das Karnevalszepter. „Nehmt den Schlüssel als Zeichen der Macht, ich bitt‘ Euch diesmal wieder, gebt gut auf ihn Acht!“, reimte die Bürgermeisterin in ihrer Entmachtungsrede auf dem Rathausbalkon. Bei klirrender Kälte hatten sich zahlreiche Zuschauer auf dem Marktplatz versammelt, um der närrischen Schlüsselübergabe beizuwohnen.

„Im Neuen Rathaus geht es voran, hier ziehen wir alle an einem Strang“, lobte die Bürgermeisterin ihre Mannschaft – und ein bisschen auch die Ratspolitik. Zahlreiche Ratsmitglieder waren bei der Schlüsselübergabe dabei. „Zurück gezahlt sind die alten Schulden, übrig bleiben sogar ein paar Gulden, zu planen den Umbau von Straßen und Plätzen, oder um in den Schulen so manches Fenster zu ersetzen.“ Eigentlich müsse sie rundum zufrieden sein, dichtete die Rathauschefin, „bereitete mir da nicht unsere Politik so manche Pein.“ Mit großen Worten habe die Politik in der ersten Ratssitzung des neu gewählten Stadtrates angekündigt, gemeinsam zum Wohle der Stadt zu agieren – doch schon in der ersten Sitzung hätten sich manche nicht mehr daran gehalten. „Was vereinbart war in einmütiger Runde, es galt nun nicht mehr. Das Vertrauen war verspielt bereits zu früher Stunde, das erschüttert das Miteinander nun sehr.“ Die Bürgermeisterin nahm sich vor allem Sozialdemokraten und Wählergemeinschaft in ihren närrischen Reimen vor: „An die Frauen und Männer von SPD und GfE hier mein Rat, so macht man keine Politik zum Wohle dieser Stadt. Was abgesprochen ist, muss gehalten werden, oder wollt Ihr das Klima auf Dauer verderben?“
Die Bürgermeisterin setzt nun in den nächsten Wochen auf die Jecken, dass diese in der fünften Jahreszeit mit Freude und Humor das erreichen können, was in vielen Stunden und so mancher Sitzung mit Überlänge diskutiert und dann doch wieder verschoben worden sei. Ein Ende ohne Beschluss bereite schon ziemlich Verdruss, sagte Dr. Sabine Michalek. „Ihr Ratsleute gebt nun bitte Acht, verschieben auf den St. Nimmerleinstag hat noch nie was gebracht. Habt den Mut zur Entscheidung und packt die Dinge an. Nur so kommt Einbeck voran!“ Die schlüssellose Bürgermeisterin setzt auf die Karnevalisten „zu regieren die Stadt mit närrischem Plan, und ich am Aschermittwoch – ausgeruht und beschwingt – eine entscheidungsfreudige und geeinte Politik vorfinden kann.“