Einbecker Kernstadt-SPD ehrt Mitglieder in ernsten Zeiten

(c) Foto: Frank Bertram

Zur traditionellen Mitgliederehrung beim Grünkohlessen haben sich die Mitglieder der Einbecker Kernstadt-SPD getroffen. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) nahm die Auszeichnung gemeinsam mit der Abteilungsvorsitzenden Rita Moos und dem gerade neu gewählten Ortsvereinsvorsitzenden René Kopka vor. In diesen ernsten Zeiten sei es gut zu wissen, dass sich Sozialdemokraten um die innere und soziale Sicherheit kümmern, sagte Behrens. Sie animierte die Geehrten nach dem Überreichen von Urkunde, Blumen und Ehrennadel zu sagen, welches ihre Beweggründe damals gewesen seien, in die SPD einzutreten.

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Ehrungen für jahrzehntelange Mitgliedschaft in der SPD (v.l.): Martin Wehner, Silke Kuhlmann, René Kopka, Daniel Altmann, Dennie Klose, Susanne Hornung, Hans-Dieter Loycke, Liesa Mattysek, Daniela Behrens, Rita Moos, Egbert Meyer.

Für zehnjährige Mitgliedschaft in der SPD und „treue Mitarbeit bei der Verwirklichung unserer gesellschaftlichen Ziele“, wie es in den Ehrungsurkunden heißt, ausgezeichnet wurden Daniel Altmann und Dennie Klose. 2013 im Bundestagswahlkampf mit Peer Steinbrück sei es auch schon um die Politik der Schuldenbremse gegangen, das sei damals letztlich Impuls gewesen, in die SPD einzutreten, sagte Daniel Altmann, der sich auch im Vorstand engagiert und aktuell Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten René Kopka in Hannover ist. Dennie Klose, Ratsherr in Einbeck, sagte zu seiner Motivation, er sei damals nach Einbeck zurückgekehrt, habe nicht nur meckern wollen und habe alle Parteiprogramme nebeneinander gelegt und verglichen – und da sei es die SPD geworden.

Für 25 Jahre Mitgliedschaft wurde Silke Kuhlmann geehrt. Die Tochter des langjährigen Einbecker Bürgermeisters Martin Wehner gab die familiäre Prägung als Grund an, 1998 in die SPD eingetreten zu sein. Sie habe nicht mehr nur nebenher laufen wollen, wie sie sagte, sondern selbst aktiv werden. Seit 40 Jahren SPD-Mitglied ist Susanne Hornung, die über die Arbeit bei den Jusos in die Partei gekommen ist, wie sie sagte. Ebenfalls 1983 eingetreten ist Hans-Dieter Loycke, „wegen Helmut Kohl“, der CDU-Mann wurde damals Bundeskanzler, das habe ihn geärgert. Bereits sein Großvater sei SPD-Mitglied gewesen und Ratsherr, erzählte Loycke. Einen Tag nach der Bundestagswahl 1983 habe er den damaligen Vorsitzenden Paul Traupe angerufen, und am nächsten Tag war er SPD-Mitglied.

Liesa Mattysek ist 1973 in die SPD eingetreten, weil ihr damaliger Arbeitsplatz privatisiert werden sollte. Das habe auch verhindert werden können, erzählte sie. Ebenfalls seit 50 Jahren in der SPD ist Dieter Hässner, der nicht anwesend war.

Für 60-jährige Mitgliedschaft geehrt wurde Egbert Meyer. Aufgewachsen im „roten Dorf“, der Eigenheimsiedlung in Einbeck, „unter Sozialdemokraten in guten Händen“, wie Meyer sagte, trat der gelernte Formstecher erst in die Gewerkschaft, dann auch in die SPD ein. Paul Traupe und dessen Einsatz für schwächere Menschen seien immer sein Vorbild gewesen, er habe ihn letztlich 1963 in die Sozialdemokratie geholt. Auch Martin Wehner wurde von seiner SPD-Abteilung noch einmal für sechs Jahrzehnte in der SPD gewürdigt, die Ehrennadel und Urkunde hat der langjährige Bürgermeister bereits aus den Händen von Unterbezirksvorsitzender Frauke Heiligenstadt MdB erhalten.

Vor der Ehrung hatte SPD-Abteilungsvorsitzende Rita Moos unverblümt an ihre eigene Partei appelliert: Manchmal möchte sie „alle im Bundestag mal durchschütteln“. Denn der Blick für die kleinen Leute mit wenig Geld scheine abhanden zu kommen, auch in ihrer Partei. „Mein Eindruck ist, dass man in Berlin jeglichen Bezug zur Realität verloren hat.“ Wie man für Menschen mit kleiner Rente das „Heizungsgesetz“ habe diskutieren können, „da fehlen mir manchmal wirklich die Worte“. Oder wie man eine Führerscheinprüfung für über 70-Jährige erwägen könne, auf dem Land sei der Führerschein Selbstständigkeit. „Man sollte sich lieber um die Raser kümmern.“ Bundeskanzler Olaf Scholz wünschten sich viele gerade ältere Menschen als erklärenden Politiker zum Anfassen, und nicht nur digital. Und mit Blick auf das Erstarken der AfD sei man leider offenbar wieder in einer Situation wie 1933 und müsse endlich aufwachen, viele AfD-Wähler seien enttäuschte Frustwähler.

Innenministerin Daniela Behrens hatte mit Blick auf die AfD gefordert, die „munteren Debatten in der Bevölkerung“ nicht dieser Partei zu überlassen, wenn es um Migrationspolitik gehe. Sondern es gelte, als Sozialdemokraten klare Kante zu zeigen. Wieviele Flüchtlinge Deutschland, Niedersachsen und die Städte und Gemeinden aufnehmen könnten, die Fragen von Steuerung und Begrenzung, treibe sie wirklich um. Und diese Fragen dürfe man durchaus auch kritisch diskutieren, es sei auch okay, dass viele Menschen Angst hätten. „Wir merken, dass uns das langsam überfordert“, sagte Behrens, „und das darf man auch sagen“. Es zu verschweigen, nutze nur der AfD, deren Debatten immer eklig seien, weil am Ende immer die Ausländer an allem Schuld seien.

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Innenministerin Daniela Behrens und SPD-Abteilungsvorsitzende Rita Moos (l.).