Gemeindehaus als Chance?

Die Sache ist entschieden. Der Drops gelutscht. Dass der Fachausschuss für Jugend des Einbecker Stadtrates in seiner nächsten Sitzung am 1. April ohne Scherze mit Mehrheit die Zukunft des dem PS-Speicher weichenden Jugendzentrums Haus der Jugend im bisherigen Gemeindezentrum der Neustädter Kirchengemeinde St. Marien am Sülbecksweg suchen wird, ist klar, weil nach der ewig langen Debatte inzwischen längst die normative Kraft des Faktischen zugeschlagen hat. Über ein Jahr lang quälte sich die Standortsuche durch den Fach-Fachbereich im Rathaus, dann durften drei Monate die Bauexperten rechnen, und am Ende hatte die Politik nur noch drei Wochen Zeit, über etwas zu entscheiden, was imgrunde durch die vorgelegten Zahlen und Fakten entschieden war. Darüber ist hier schon ausreichend geschrieben worden. Im Bürgerinformationssystem der Stadt sind für die April-Fachausschuss-Sitzung (17 Uhr, Rathaushalle) jetzt alle Unterlagen hinterlegt worden, die im Rathaus entstandenen Überlegungen mit Zahlen, Plänen und Kosten können von jedem eingesehen werden.

Interessant wird nun am 1. April nur noch sein, wie sich die Fraktionen zu dem Thema positionieren werden. Und ob über alle Diskussionen der vergangenen Monate der politische Mantel des Schweigens gelegt wird. Oder ob das Haus der Jugend doch noch als Thema genutzt wird, politische Gefechte zu führen. Zwischen den Fraktionen und auch zwischen Politik und Rathaus(-Spitze).

Die SPD hat zwar bereits einmal aufgemuckt, aber im grunde nur zaghaft die Standortsuche kommentiert und das Handeln der Akteure im Rathaus kritisiert. Die CDU hatte sich früh auf einen Standort im Herzen der Stadt, an der Stadtbibliothek festgelegt, war dann offenbar (und ohne große öffentliche Kommentierung) zuletzt auf eine Variante am Baudenkmal Walkemühle umgeschwenkt, die aber nicht finanzierbar scheint. Ich bleibe auch dabei: Die Stadtbibliothek mit einem Anbau wäre die optimalste Lösung gewesen. Bücherei und Haus der Jugend hätten gemeinsam das Jugendzentrum in Einbeck werden können. Die für eine solche Lösung notwendigen Steine, die vorher aus dem Weg geräumt hätten werden müssen, wären nicht unüberwindbar, wenn es dafür Zeit gegeben hätte. Davon bin ich fest überzeugt.

Wenn es denn nun das Gemeindehaus der Neustädter Kirchengemeinde St. Marien wird, dann sollten alle Beteiligten sich langsam, aber sicher damit anfreunden, diese Variante als Chance zu begreifen. Als inhaltliche Möglichkeit, Jugendarbeit ganz neu zu denken, vielleicht Vorreiter zu sein. Kirchliche (Jugendkirche Marie) und kommunale (Haus der Jugend) Jugend wären dort nicht nur räumliche Nachbarn, sondern Partner bei der sinnvollen Freizeitgestaltung für junge Menschen in Einbeck. Dass darauf die Kirche großen Wert legt und sogar ihren Kaufpreis für das Gemeindezentrum spürbar senkt, ist abseits aller pädagogischer Lyrik (AngebotKirchenkreisLeine-Solling) ein unmissverständliches Zeichen, dass die Hand der Einbecker Kirchengemeinde und des Kirchenkreises Leine-Solling ausgestreckt ist.

Was in jedem Falle aber bleibt, ist ein fader Nachgeschmack, dass diese (und nur diese) Lösung am Sülbecksweg mit 100.000 Euro von interessierten Dritten bezuschusst wird.