
Der Zeitplan eines Ministers ist eng getaktet, sei dieser grün, rot, schwarz oder gelb. Da gilt es, Rücksichten zu nehmen. Noch dazu, wenn es um Termine mitten im Wald geht, die schnelle An- und Abfahrt zum Ereignis per Auto also nicht selbstverständlich sein kann. Aber wenn ein Forstminister der Grünen einen ökologischen Märchenwald besucht, der wirtschaftlich nicht mehr genutzt wird, muss die Besuchsdelegation vielleicht nicht gerade mit mehreren Kleinbussen durch den Wald rauschen. Sondern einfach mal mehr Zeit einplanen. Sich aufs Wesentliche konzentrieren.
Und ob – bei allem lobenswerten Engagement der verschiedenen am Einbecker Märchenwald Beteiligten – der thematische, rund 90-minütige Parforce-Ritt durchs Unterholz tatsächlich mit einer etwa 30-köpfigen großen Gruppe notwendig war, bleibt auch zumindest fraglich. Aber so ist das, wenn jeder zu Wort kommen soll. Wenn ich noch einen Satz sagen darf…
Wie dem auch sei: Christian Meyer (Grüne), hat sich auf der Hube über die 23,5 Hektar große Fläche eines alten Laubwaldes im Einbecker Stadtforst informiert. Ein lobenswertes Projekt: Der Märchenwald ist mit 20 verschiedenen Baumarten auf dem Weg zum Urwald. Hier wird eine natürliche Waldentwicklung zugelassen, kein Holz mehr entnommen, erfuhr der aus Holzminden stammende, sollingwaldaffine Ressortchef. Das Totholz stecke voller Leben, informierten die Waldökologen Gert Habermann und Henning Städtler den Minister: Im Märchenwald seien 265 Pilz-, 68 Moos- und 30 Flechtenarten sowie sechs Specht- und 383 Käferarten nachgewiesen, der älteste Baum 260 Jahre alt.
„Ich kann Einbeck nur loben“, sagte Christian Meyer nach einem Rundgang, „es ist eine Seltenheit und eine Besonderheit, dass eine Stadt hier voran geht“. Ihn freue, dass sich die Kommune zur Artenvielfalt bekenne und alte Wälder erhalten wolle, diese aus der Bewirtschaftung nehme. „Das kostet zwar auch Geld, ist aber für die Allgemeinheit ein Gewinn.“ Der Märchenwald habe Vorbildcharakter. Die Bitte, das Einbecker Waldstück auf der Hube besonders auszuzeichnen, will der Minister wohlwollend prüfen.
Das Land Niedersachsen verfolgt nach den Worten des Forstministers das Ziel, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Waldflächen aus der Nutzung herauszunehmen. Im Herbst starte das Beteiligungsverfahren für die Öffentlichkeit. Auch das Landeswaldgesetz wolle die Regierung so verändern, dass auch Privatwaldbesitzer einen Anreiz bekommen, nicht mehr auf allen Flächen Holz einzuschlagen. Dann könnten noch viel besser vernetzte ökologische Waldlebensräume entstehen, so Meyer.
