Der Vorschlag der Grünen hat durchaus Charme. Er verdient genauere Betrachtung. Die Grünen fordern, das Stadtarchiv in der Innenstadt zu belassen und in der Baulücke an der Langen Brücke zu etablieren (Wortlaut der Pressemitteilung dazu: PM Grüne Stadtarchiv 120914). Nächsten Dienstag tagt der Kulturausschuss des Einbecker Stadtrates (im Stadtmuseum, Beginn 17 Uhr) und hat unter anderem darüber zu befinden, ob das räumlich aus allen Nähten platzende Stadtarchiv vom Steinweg in den Otto-Hahn-Park (ehemals Feierabend) umziehen soll. Auch die Stadtarchäologie soll umziehen, vom an die Ilmebahn verkauften Einbecker Bahnhof unter anderem in eben jene Räume im Otto-Hahn-Park, die dereinst einmal die Küche und Kantine der Firma Feierabend waren.
In der Tat erscheint eine Umsiedlung der Archivalien an den Stadtrand auf den ersten Blick wirtschaftlich und auch räumlich vernünftig zu sein. Dort ist genügend Platz für das Gedächtnis unserer Stadt. Allerdings: Ist es auch benutzerfreundlich, das Archiv in ein Industriegebiet zu verlegen, das nur noch mit dem Auto oder einer wenig frequenten Buslinie erreichbar ist? Wie kann man sich die (heute vorhandenen) personellen und inhaltlichen Synergieeffekte zwischen Stadtmuseum und Stadtarchiv in einem fernen Depot vorstellen?
Auf der anderen Seite: So sehr ich den Vorschlag der Grünen auch mag, die Baulücke in der Langen Brücke ist 2005 bekanntlich durch einen der größten Brände in der Geschichte der Stadt entstanden. Kann der Brandschutz in einem (auf dem dort jetzt leeren Grundstück) neu zu errichtenden Gebäude ausreichend sichergestellt werden? Freilich: Schon heute befinden sich die Archivalien am Steinweg in dichter Bebauung. Aber macht es Sinn, die Archiv-Güter auf mehreren Etagen zu verteilen? Ist das barrierefrei? Wohl kaum. Und gibt es von der Grundfläche in der Baulücke überhaupt genügend Platz für die Zukunft des Stadtarchivs?
Die Diskussion könnte inhaltlich spannend werden. Freuen würde ich mich, wenn sich die Überlegungen nicht allein auf die Kosten konzentrieren würden. Und weil das Thema erstmals die politischen Gremien erreicht, ist auch noch genügend Zeit, die Grünen-Alternative in allen Aspekten sorgsam zu prüfen. Da drehen ganz andere Themen, die schnell zu beschließen wären, schon so manche Beratungsschleife…