Wähler werbende Websites

Drei Menschen möchten am 28. Februar im Landkreis Northeim neuer Landrat werden, die eine Kandidatin und die zwei Kandidaten, deren Namen auf den Wahlzetteln zu finden sind, stehen fest. Wahrscheinlich wird es einer von ihnen ohnehin erst am 13. März bei der Stichwahl schaffen, die meisten Stimmen auf sich zu vereinigen, denn ein Sieg eines Kandidaten gleich im ersten Durchgang wäre (schon rein mathematisch) eine ganz große Überraschung. Nun sind die drei in diesen Tagen landauf landab in der Region unermüdlich unterwegs, stellen sich auf verschiedenen Veranstaltungen und bei Terminen persönlich den Menschen, kommen in den Printmedien vor. Wie werben aber die drei Kandidaten im Internet um Wähler, um Wählerstimmen? Ich habe mir das mal angesehen. Übrigens sind alle drei (natürlich) auch auf Facebook präsent und kommunzieren dort mit ihrem Wahlvolk. Hier ist das Rennen zurzeit äußerst knapp, liegt Jörg Richert mit 409 Fans vor Dr. Bernd von Garmissen (404 Fans „Gefällt das“) und Astrid Klinkert-Kittel (377); Stand heute (08.02.2016, 18 Uhr). Auf anderen Social-Media-Kanälen wie Twitter sind die Kandidaten nicht zu finden. Alle drei Seiten sind auch auf mobilen Endgeräten angenehm zu lesen, das sollte freilich heute auch selbstverständlicher Standard sein.

Screen AKK 080216Astrid Klinkert-Kittel, 52, ist die Kandidatin der SPD. Die Bürgermeisterin des Fleckens Nörten-Hardenberg präsentiert sich unter www.astrid-kann-das.de als Kandidatin mit Herz und Verwaltungskompetenz, das zeigt schon optisch gleich das „Herzlich willkommen“ in Herz-Schriftform. Die Website setzt unübersehbar auf (textlichen) Inhalt, Fotos findet der Besucher außer im Seiten-Header ausschließlich bei den unter „Aktuell“ aufgelisteten Aktivitäten der Kandidatin im Wahlkampf. Dafür gibt sie neben Angaben zu ihrer Vita ausführlich Auskunft über ihre inhaltichen Ziele und wofür sie sich einsetzt. „Sozial, weltoffen, familienfreundlich, zukunftsorientiert, solide, generationenfreundlich, Vertrauen“ heißt das dann bei Astrid Klinkert-Kittel. Unter „Weltoffen“ begegnet einem wieder die Kandidatin als „Zusammenarbeiterin„, wie ich das nach ihrer Nominierung mal genannt habe: „Ich bin ein absoluter Teamplayer und möchte diese Stärke auch im Kreishaus ausspielen“, schreibt Klinkert-Kittel. „Verschiedene Ansichten und Gedanken im Team abwägen, strukturiertes Denken und Handeln sowie  ein respektvolles Miteinander  bestimmen mein Handeln.“ Wer möchte, kann sich auf der Website als Unterstützer der SPD-Kandidatin outen und seinen Namen in eine Liste eintragen, 107 Unterstützer (Stand: 08.02.2016, 18 Uhr) haben das bereits getan. Auf Facebook, aber auch auf ihrer Internetseite in der rechten Spalte hat Astrid Klinkert-Kittel eine „Tagesbotschaft“ platziert, die je mit einem Zitat garniert den jeweiligen Wahlkampftag umreißt.

Screen BvG 080216Dr. Bernd von Garmissen, 49, ist der Kandidat der CDU. Der Rechtsanwalt und Landwirt aus Dassel-Friedrichshausen hat seine bereits bei der Landratswahl 2013 eingesetzte Internetseite www.garmissen.de aktualisiert und angepasst. Im Design ist sie dem CDU-Style angelehnt, arbeitet auf der Startseite mit großen, verschiedenen durchwechselnden Fotos im Seitenkopf, die den Kandidaten in verschiedenen Situationen zeigen (unter anderem mit einem Baby, übrigens der zehn Monate junge Ludwig, das ist auch eines der großflächigen Plakatmotive, die im gesamten Landkreis zu sehen sind). „Unser Landrat für Northeim“, verkündet die Internetseite selbstbewusstes Ziel. Als einziger der Kandidaten hat von Garmissen auch ein Video im Angebot, ein (nach meinem Geschmack etwas zu ehrerbietig geführtes) Interview, das sowohl über Themen und Amt, aber auch über Mensch und Person Auskunft geben will (und das mal mehr und mal weniger gut schafft). Auf seiner Website informiert Bernd von Garmissen über seine Person und auch über einige Themen/Antworten auf Fragen, ein starker Fokus liegt aber auf den aktuellen Wahlkampfaktivitäten, die den Kandidaten unterwegs bei den Menschen zeigen. Er umschreibt sich als „eine echte Alternative zu den anderen, rein aus der Kommunalverwaltung stammenden Kandidaten“, der sich mit Zuverzicht und ganzem Herzen für den Landkreis einsetzen möchte, in dem seine Familie seit 800 Jahren zuhause ist.

Screen JR 080216Jörg Richert, 48, ist parteiloser Einzelbewerber. Der Leitende Kreisverwaltungsdirektor und Jurist beim Landkreis Northeim aus Salzderhelden ist unter www.wahl-joerg-richert.de zu finden. Dass er von der FDP unterstützt wird, ist auf der Website nicht zu erkennen. „Ich gehöre keiner Partei an“, schreibt Richert auf der Startseite. „Die Überparteilichkeit ist mir deshalb so wichtig, um in schwierigen und umstrittenen Fragen die Fraktionen des Kreistages zusammenführen zu können.“ Richert präsentiert sich als „Der Unabhängige“, der seine Unterstützungsunterschriften noch sammeln musste (und dabei deutlich mehr zusammen bekam als er benötigte), als die anderen beiden Kandidaten über ihre Parteitickets bereits den Weg auf den Wahlzettel gelöst hatten. Die Website von Jörg Richert arbeitet stark mit Bildelementen und -motiven, Jörg Richert zeigt sich mit aufgekrempelten Hemdärmeln, will zuhören, entscheiden und anpacken, wie er schreibt. Wie die anderen beiden Kandidaten auf ihren Websites auch um Spenden und finanzielle Unterstützung (über ihre jeweiligen Parteien) bitten, wirbt auch Richert mit einem „Button“ darum, ihn finanziell zu unterstützen. Schließlich ist der Wahlkampf des Einzelbewerbers vor allem sozusagen ein „Familienunternehmen“, Ehefrau Silke managet beispielsweise die Termine. Inhaltlich bietet der Einzelbewerber Informationen über seine Person, zu aktuellen Themen und seinen Besuchen/Terminen im Wahlkampf sowie Antworten auf Themen.

(Aktualisiert: 09.02.2016) In einer ersten Version dieses Beitrages war fälschlicherweise die Rede davon, dass der Kandidat Jörg Richert nicht wie die anderen beiden auch um Spenden wirbt. Ich hatte seinen „Spenden-Button“ auf der Website leider übersehen. Entschuldigung.