Wie das „Wissensquartier“ aussehen könnte

Wenn die Länge der Diskussion der Gradmesser für die Qualität der eingereichten Konzeptionen ist, dann können die Einbecker einen oder gar mehrere große Architekturentwürfe für den zweiten Bauabschnitt des „Wissensquartiers“ durchaus erwarten. Denn das Preisgericht des Architektenwettbewerbs hatte vergangenen Donnerstag so viel Gesprächsbedarf, dass ein bereits anberaumter Vorstellungstermin am Abend platzte – weil die nicht-öffentliche Debatte noch lief. Die Presse und mit ihr die Öffentlichkeit musste sich noch gedulden. Interessierte, die vor der Tür standen, wurden wieder weggeschickt. Dafür hat Baudirektor Joachim Mertens mittlerweile um Entschuldigung gebeten. Erste Details werden mittlerweile bekannt, weil die Arbeiten seit heute im Alten Rathaus öffentlich zu sehen sind. Die Mitglieder des Stadtrates und die Medien werden jetzt am morgigen Dienstag informiert.

Ausstellung der eingereichten Entwürfe in der Rathaushalle.

Die Entwürfe mit ihren Erläuterungen sind im Alten Rathaus bis zum 30. Juli ausgestellt. Sie können jeweils montags von 8.30 bis 16 Uhr und donnerstags von 8.30 bis 18 Uhr angesehen werden. Die Stadtverwaltung lädt zudem alle interessierten Bürger für den 23. Juli (Donnerstag) um 11 Uhr ins Alte Rathaus zu einer öffentlichen Präsentation der Siegerentwürfe ein. Die Preisträger werden dabei von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek ihre Urkunden erhalten und stellen anschließend ihre Planungen vor. Weil durch coronabedingte Einschränkungen die Teilnehmerzahl auf 40 limitiert ist, müssen sich Interessierte im Neuen Rathaus bei Elena Küchemann unter 05561 916 202 anmelden.

Mit dem zweiten Bauabschnitt „Wissensquartier“ sollen Stadtbibliothek und Stadtarchiv in einem Neubau, der unmittelbar an das Stadtmuseum angegliedert werden soll, untergebracht werden. Dadurch soll ein zentraler Ort der Bildung, der Kultur und der Begegnung in Einbeck entstehen, lautet das Ziel. Für die Bauaufgabe hat die Stadt Einbeck zu Beginn dieses Jahres mit Unterstützung des Architekturbüros Kleine + Assoziierte (Hannover) einen Architektenwettbewerb ausgelobt. 13 von 15 eingeladene Büros haben Entwürfe abgegeben. Die besten davon wurden in einer nicht öffentlichen Preisgerichtssitzung am 16. Juli prämiert. Es wurden 1. bis 3. Preise vergeben. Zwei Arbeiten erhielten eine Anerkennung, teilte die Verwaltung per Pressemitteilung mit.

Das „Wissensquartier“ besteht aus zwei Bauabschnitten: Die Bauarbeiten für den Neubau des Kindergartens Münstermauer haben im Juni begonnen.

Ausstellung der eingereichten Entwürfe in der Rathaushalle, hier der 1. Preis.

Nachtrag 21.07.2020: Heute hatten Mitglieder des Stadtrates und der Medien bei einem kurzfristig terminierten (Nachhol-)Termin die Möglichkeit, die Entwürfe erläutert zu bekommen. Baudirektor Joachim Mertens zitierte dabei die Begründungen des Preisgerichts und nannte die Siegerentwürfe, die am Donnerstag prämiert werden. Das Rennen zwischen den Entwürfen auf Platz 1 und 2 sei eng gewesen, die Diskussion intensiv, sagte Mertens. Abgestimmt wurde über anonymisierte Entwürfe, die Namen der Architektenbüros waren der Jury also nicht vorher bekannt. Gewonnen haben „MOSAIK architekten bda, Hannover“ (1. Preis, 8000 Euro), „Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH, Dresden“ (2. Preis, 6000 Euro), „W&V Architekten GmbH, Leipzig“ (3. Preis, 4000 Euro). Anerkennungen mit je 1000 Euro Preisgeld gehen an „pape + pape architekten, Kassel/Hannover“ und „Simone Boldrin Architettura, Berlin, mit Verwoorts & Schindler Architekten BDA, Bochum“. Eine Kostenermittlung für den Siegerentwurf ist noch im Budget enthalten und folgt jetzt. Danach wird sich die Politik mit dem Projekt weiter beschäftigen und die Frage zu klären haben, ob und welche Abstriche bzw. Veränderungen sie wünscht und ob das Millionen-Projekt überhaupt finanziell umgesetzt werden kann.

Nur wenige Teilnehmer aus dem Stadtrat waren bei der kurzfristig terminierten ersten Präsentation der Entwürfe in der Rathaushalle dabei. Rechts Baudirektor Joachim Mertens.

Nachtrag 24.07.2020: Feierlich und dennoch mit Abstand sind jetzt in der Rathaushalle die Preise an die Vertreter der siegreichen Architekturbüros vergeben worden. „Der Siegerentwurf überzeugt durch seine städtebauliche Setzung, er bietet durch seine Transparenz für Besucher eine leichte Orientierung, die Wege sind klar“, sagte Ursula Pasche, die Vorsitzende des neunköpfigen Preisgerichts. Die Architektin aus Bielefeld lobte die insgesamt hohe Qualität aller eingereichten Entwürfe. Zuletzt habe die Jury gut eineinhalb Stunden lang intensiv über die Reihenfolge zwischen dem ersten und dem zweiten Preis diskutiert, so eng sei das Rennen gewesen, berichtete sie aus der nicht-öffentlichen Sitzung. „Ein Haus, das Platz macht und das sich benimmt“, so kommentierten Tev Wilhelmsen und Jan Uetzmann von „MOSAIK architekten bda, Hannover“ ihren Siegerentwurf mit den charakteristischen, transparenten zwei Dachgiebeln aus weißem Douglasienholz. Das Gebäude passe sich in die Jahrhunderte alte Architektur der Umgebung ein und schaffe durch seine Grundriss-Form einen neuen Platz vor dem transparenten Foyer, welches als Bühne und Wohnzimmer öffentlich genutzt werden könne. Conrad Lohmann von „Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH, Dresden“ erläuterte den zweiten Preis-Entwurf seines Büros als eher kleinteiliges Gebäude im Stile eines Gartenhauses. Vom Untergeschoss (für das Stadtarchiv) wolle man so viel wie möglich eingraben. Dieser Entwurf nutzte als einziger der eingereichten eine südliche Erschließung, durch den heutigen Durchgang zum ehemaligen Kinderhort.

Siegerentwurf von MOSAIK Architekten bda, Hannover (c).
Ursula Pasch, Dr. Sabine Michalek, Tev Wilhelmsen und Jan Uetzmann (v.l.) bei der Urkundenübergabe in der Rathaushalle.
Von Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (l.) und der Vorsitzenden des Preisgerichts, Ursula Pasch (hinten), erhielten die Sieger des Architektenwettbewerbs „Wissensquartier“ Einbeck ihre Preise (v.l.): Tev Wilhelmsen und Jan Uetzmann von MOSAIK Architekten aus Hannover (1. Preis) mit den Landschaftsplanern Thomas Schulz und Walter Jördis sowie Claudia Herrmann (3. Preis) und Conrad Lohmann (2. Preis).