Abschied vom „Wissensquartier“ – zunächst

Mit dem am Ende vom Stadtrat einstimmig verabschiedeten Etat 2021 verabschiedet sich Einbeck vom Millionenprojekt „Wissensquartier“ – zumindest zunächst. In der Haushaltsdebatte drückte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek ihr Bedauern und ihr Unverständnis über diese Entscheidung aus, nicht wenigstens bis zu einer Fördermittelentscheidung zu warten, sondern bereits jetzt nach langen Planungen die Bremse zu ziehen. „Das ist eine verpasste Chance, Einbeck fit für die Zukunft zu machen“, sagte Michalek. Die Bürgermeisterin kündigte an, das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt erneut in die politische Diskussion einzubringen, sie glaube fest an die Sinnhaftigkeit und an die Umsetzung. „Kommt Zeit, kommt Rat – ein neuer Stadtrat jedenfalls kommt bestimmt“, sagte Michalek.

Auch CDU-Fraktionschef Dirk Ebrecht bedauerte, dass das „Wissensquartier“ (Archiv, Bibliothek und Museum an einem Standort) im Haushalt 2021 und in der mittelfristigen Finanzplanung „politisch für den Moment ins Stolpern geraten“ sei. In der Krise gelte es, mutig zu investieren. Die Christdemokraten stimmten dem Etat dennoch zu, weil sie das Projekt nicht „auf dem Altar der Ratspolitik“ kurz vor einer Kommunalwahl opfern wollten, wie Ebrecht sagte. Deshalb verzichte man auf eine Abstimmung zum „Wissensquartier“, die würde knapp ausgehen, meinte Ebrecht: „Ein nächster Rat wird sich weiter damit beschäftigen müssen, die Themen dazu bleiben auf dem Tisch.“

Die weiteren Redner der Haushaltsdebatte machten deutlich, dass sie keine Unterstützer des „Wissensquartiers“ in der aktuellen Lage seien. „Gut, dass es nicht mehr drin ist“, brachte Dr. Reinhard Binder (FDP) die Haltung seiner Fraktion auf einen Nenner. Auch Frank-Dieter Pfefferkorn (Bürgerliste/GfE) verteidigte die Entscheidung, das Projekt zu stoppen. „Wir brauchen eine sparsame Haushaltspolitik, fahren in der von Corona-Rahmenbedingungen geprägten Zeit auf Sicht.“ Rolf Hojnatzki (SPD) sagte, beim Haushalt 2021 sei es angesichts der Lage darum gegangen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. „Dieser Haushalt zeigt, dass die wichtigsten Bedarfe der Menschen in unserer Stadt abgedeckt sind.“ Zum Thema „Wissensquartier“ sagte Hojnatzki in seinem mit vielen Zahlen gespickten Redebeitrag nichts.

Aus dem „Wissensquartier“ wird erstmal nichts, das Projekt steht nicht mehr in der Finanzplanung. (Modell Architektenwettbewerb)

SPD: „Wissensquartier“ sofort stoppen

Die SPD will das Millionen-Projekt „Wissensquartier“ sofort stoppen. Für den Finanzausschuss kommende Woche hat die Fraktion einen Antrag gestellt, die Bauabschnitte 2 und 3 des Projektes nicht weiter zu verfolgen und aus dem Haushalt 2021 sowie der weiteren Finanzplanung zu streichen. Im Kulturausschuss war die SPD kürzlich noch knapp mit ihrem Vorstoß gescheitert. SPD-Fraktionschef Rolf Hojnatzki glaubt jedoch, dass es für einen Stopp eine kritische Mehrheit spätestens im Stadtrat gibt, andere hätten sich ja bereits positioniert. Jetzt sei der richtige und letzte Zeitpunkt, um noch mit vertretbarem Aufwand das „Wissensquartier“ nach dem ersten Bauabschnitt (Kita-Neubau Münstermauer) zu beenden, schreiben die Sozialdemokraten in einem Positionspapier zu dem Thema.

Es sind die Kosten für die räumliche und inhaltliche Vereinigung von Stadtmuseum, Stadtarchiv und Stadtbibliothek mit Neu- und Anbauten am Standort zwischen Steinweg und Münstermauer, die die SPD erschrecken. Von insgesamt rund 20 Millionen Euro ist die Rede, der städtische Anteil ohne Fördermittel würde bis ins Jahr 2025 netto bei insgesamt mehr als 13,5 Millionen Euro liegen. Eine dafür notwendige Verschuldung sei in der aktuellen Wirtschaftslage mit noch ungewisser Aussicht durch die Corona-Pandemie unverantwortlich. „Damit wäre der vielzitierte Zukunftsvertrag rückwirkend gebrochen“, schreiben die Sozialdemokraten in ihrem Positionspapier. Ein solches Millionenprojekt „nimmt uns jedweden Spielraum im Haushalt und blockiert anderes auf lange Zeit“, sagt der stellvertretende SPD-Fraktionsschef Marcus Seidel. „Das Projekt ist finanziell zu groß geworden.“

Warum der Stopp erst jetzt, nach viel Planung, Architektenwettbewerb und Förderanträgen? Erst mit dem Haushaltsentwurf 2021 habe man einen Überblick der Gesamtkosten mit allen Details erhalten, begründet Hojnatzki. Außerdem sei auch erst kürzlich klar geworden, dass die Fördermittel-Finanzierung des neuen Kindergartens nicht unbedingt mit den Bauabschnitten 2 und 3 des „Wissensquartiers“ verknüpft sein müsse. Was den Ausstieg jetzt erleichtere. Man habe nicht bereits vor weiteren Planungskosten im Herbst die Reißleine gezogen, weil es erst belastbare Zahlen gebraucht habe. „Wir wollten nicht Nein sagen, weil wir glauben, dass wir es nicht finanzieren können“, erläutert Hojnatzki. „So leicht wollen wir es uns auch nicht machen. Wir wollten es wissen.“ Jetzt habe man dieses gesamte Bild des Projekts. Und angesichts der finanziellen Gesamtdimension seien 100.000 Euro an Planungskosten durchaus vertretbar gewesen.

Möglicherweise habe die Bürgermeisterin ihren Haushaltsentwurf 2021 ja auch erst deshalb im Dezember und nicht bereits im September im Stadtrat eingebracht, damit das Projekt „Wissensquartier“ nicht mehr politisch im Bürgermeisterwahlkampf thematisiert werden konnte, vermutet Dirk Heitmüller (SPD), der damals ihr Gegenkandidat war. Dem Nein zu dem Projekt sei in der SPD-Fraktion ein schweres Abwägen voraus gegangen, berichtet er. Einbeck könne sich aber eine so große finanzielle Anstrengung einfach zurzeit nicht leisten.

Grundsätzlich stehe die SPD dem Konzept „Wissensquartier“ positiv gegenüber. Jedoch habe es die Verwaltung versäumt, die Idee, die hinter dem Projekt stecke, richtig nach außen zu transportieren. Viele Bürger wüssten gar nicht oder erst seit wenigen Tagen ein wenig durch die nach dem Kulturausschuss entstandene öffentliche Debatte, was mit dem „Wissensquartier“ überhaupt inhaltlich gemeint sei, sagt Eunice Schenitzki (SPD). Es gehöre zu Großprojekten allerdings dazu, Nutzen und Kosten vollumfänglich und objektiv darzustellen, damit eine Meinungsbildung in der Bevölkerung möglich sei, meint Hojnatzki. Doch dazu fehlten den Menschen die Informationen, oder sie seien gefärbt gewesen. Die Strahlkraft, die von einem so konzipierten „Wissensquartier“ ausgehen könne, sei nicht so groß, dass sich diese enorme finanzielle Anstrengung lohne, findet der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Ein Projektstopp wäre nicht das Ende jeglicher Investion in diesem Bereich, das ist der SPD wichtig. Denn ein Umbau/Ausbau/Neubau des Stadtarchivs sei zweifellos unumgänglich, die räumlichen Kapazitäten seien erschöpft, unwiderbringliche Dokumente müssten besser geschützt werden. Dafür solle eine geeignete Immobilie gefunden oder neu gebaut werden – in jedem Fall als Zweckbau mit deutlich niedrigeren Kosten. Die Stadtbibliothek liegt nach Auffassung der SPD an der Dr.-Friedrich-Uhde-Straße am Stukenbrokpark unweit von Bahnhof und ZOB ohnehin an der optimaleren Stelle für die Nutzer. Für ohne Zweifel notwendige Baumaßnahmen (barrierefreies WC, energetische Sanierung von Dach und Fassade) will die SPD jetzt die Kosten ermitteln lassen und diese ebenso wie für das Archiv in einem Nachtragshaushalt später im Jahr verankern.

So könnte das „Wissensquartier“ aussehen: weiß die neuen Bauten, links daneben das heutige Stadtmuseum Auf dem Steinwege mit der Stichgasse, die zum Kindergarten führt. (c) Mosaik Architekten bda, Hannover

Nachtrag 17.02.2021: Mit 6:5-Stimmen-Mehrheit ist der Finanzausschuss dem Antrag der SPD gefolgt, die Baubschnitte 2 und 3 des „Wissensquartiers“ nicht weiter zu verfolgen. Ob diese Mehrheit im März auch im Stadtrat so stehen wird, bleibt abzuwarten. Während die SPD noch einmal erläuterte, dass es unverantwortlich viel Geld in der aktuellen Wirtschaftslage wäre, 20 Millionen Euro auszugeben, freute sich Dr. Reinhard Binder (FDP) überrascht über den Sinneswandel der Sozialdemokraten. „Es ist ja nicht zu spät.“ Die Freidemokraten hätten sich schon länger gegen das „Wissensquartier“ gewandt, und möglicherweise lasse sich dafür jetzt eine Mehrheit finden. Vertreter der CDU warnten vor dem Projekt-Stopp, er sei „ein Fehler“ (Ulrich Vollmer) und „ein falsches Signal“ (Albert Eggers). Leider folge die SPD „hasenfüßig“ ihrer Maxime, die sie schon bei anderen Projekten wie dem Neustädter Kirchplatz gezeigt habe, sagte Dirk Ebrecht (CDU). In der Krise gelte es besonders, strategisch nach vorn zu schauen, die SPD stehe aber lieber dauerhaft auf der Bremse. Man müsse ohnehin in die drei Institutionen investieren, „und wir sollten es lieber geschickt tun“, sagte Ebrecht. Die SPD habe damals vor überzogenen ZOB-Plänen gewarnt, „und da waren sie noch einsichtig“, sagte Rolf Hojnatzki (SPD), inzwischen liege eine für die Stadt deutlich günstigere Planung vor. Auch beim Neustädter Kirchplatz werde es nur immer teurer. Hojnatzki: „Und jetzt kommt die nächste Nummer, noch schöner, noch teurer.“ Das Projekt „Wissensquartier“ sei aber nicht diesen Umfang wert. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek warb noch einmal für das Projekt und die Idee und Konzeption, die dahinter steht. Für die Fördermittel habe man viele Unterstützer in Bund und Land angesprochen und um Unterstützung gebeten, diese würde man jetzt mit einem Stopp vor den Kopf stoßen. Die Rathauschefin versuchte als Brücke zu bauen, die Mittel unter Vorbehalt ausreichender Fördergelder im Haushalt stehen zu lassen. Das fand ebenso wenig Konsens wie der Antrag der GfE/Bürgerliste, das Projekt um ein Jahr zu verschieben, eventuelle Förderbescheide abzuwarten und die eigentlich für 2021 vorgesehenen Kosten ins folgende Jahr 2022 zu schieben. Mit den in diesem Jahr eingeplanten Kosten von rund 843.000 Euro würde ohnehin zunächst nur die Planung vorangetrieben bis zur Ausschreibungsreife und noch nicht gebaut, sagte Baudirektor Joachim Mertens. Die GfE/BL möchte trotzdem bis zum Stadtrat geklärt haben, ob man die Summe mit einem Sperrvermerk für 2021 versehen kann und ob es eventuell nur oberflächlich kalkulierte Planungskosten sind, das gehe nicht.  

„Wissensquartier“ auf der Kippe?

Die SPD ist mit ihrem Vorstoß, das Millionen-Projekt „Wissensquartier“ aus dem Haushalt zu kippen, im Kulturausschuss nur knapp gescheitert. Vor einigen Tagen hatte auch bereits die FDP die nächsten Bauabschnitte zur Vereinigung von Museum, Bibliothek und Archiv an einem Standort in Frage gestellt, die Stadt könne sich das aktuell in der Corona-Wirtschaftskrise nicht leisten, hieß es zur Begründung. Die FDP hat keinen Sitz im Kulturausschuss. Ob es nun im Finanzausschuss und abschließend im Stadtrat eine Mehrheit für die weitere Planung gibt, bleibt zunächst offen. Zumal der SPD-Antrag nur knapp durch ein 4:4-Patt scheiterte und die SPD bei dieser Abstimmung durch eine Panne noch nicht – wie bei den folgenden anderen Abstimmungen – ihr aus der Videokonferenz gegangenes Ausschussmitglied Dennie Klose durch SPD-Fraktionschef Rolf Hojnatzki ersetzt hatte.

„Wissensquartier“: Wie soll diese Lücke soll gefüllt werden (Modell). Symbolbild

Für die Sozialdemokraten hatte Dirk Heitmüller im Ausschuss für Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung den Antrag seiner Fraktion begründet, den zweiten und dritten Bauabschnitt des „Wissensquartiers“ mit geplanten Kosten von rund 19 Millionen Euro aus dem Haushalt und der mittelfristigen Finanzplanung zu nehmen. Seine Fraktion habe bei diesen hohen Ausgaben in der aktuellen Lage Bauchschmerzen. „Wir können es uns einfach nicht leisten“, sagte Heitmüller. Wenn der Geldbeutel leer sei, könne man ja in einem Autohaus auch nicht den teuersten Porsche kaufen. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt, die der Stadt noch zur Verfügung stehenden Finanzmittel lieber in den Brandschutz und die Feuerwehr sowie die Schulen zu stecken. Das „Wissensquartier“ sei ein Traum, die Konzeption durchaus gut, und Träume dürfe man haben. So bitter es auch sei: „Lasst uns diesen Traum beerdigen“, sagte Heitmüller.

Dagegen wehrte sich Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek vehement, unterstützt vor allem durch mehrere Mitarbeiter ihrer Verwaltung. Sich von dem „Wissensquartier“ jetzt zu verabschieden bedeute, jahrelange Vorbereitungsarbeit zunichte zu machen, auch die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem noch gar nicht klar sei, ob es nicht vielleicht doch eine umfangreiche Förderung gebe. „Das wäre ein Hundertmeterlauf, den wir nach 70 Metern beenden“, sagte Michalek. Sie bat darum, das „Projekt mit Strahlkraft für Jahrzehnte für die Einbecker“ im Haushalt zu belassen. „Wir sollten durch Corona nicht zu kurzfristig denken.“ Das „Wissensquartier“ blockiere auch nicht andere notwendige Ausgaben, die Stadt investiere in Feuerwehren und Schulen, verwahrte sich die Bürgermeisterin.

Yvonne Bädermann, Fördermittel-Expertin im Rathaus, erläuterte, dass erst wahrscheinlich im April bekannt sei, ob die Stadt Einbeck eine 9,5-Millionen-Euro-Förderung erhalten könnte. „Das wären Gelder, die wir liegen lassen würden“, sagte sie zu einem Ausstieg jetzt. Nachdem der Bauausschuss erst im Oktober per Eilentscheidung den Auftrag gegeben habe, Förderanträge zu stellen, würde sie ungerne nun diese schon wieder zurück ziehen, damit mache sich die Stadt auch unglaubwürdig gegenüber Fördermittelgebern. Zweiter und dritter Bauabschnitt hängen voneinander ab, sie sind jeder für sich nicht förderfähig und auch baulich nicht modular, sondern nur so wie geplant umsetzbar.

Auch Kämmerer Christian Rohner war von der beantragten Streichung aus dem Haushalt „ein bisschen überrascht“, wie er sagte. Er bat darum, doch vielleicht lieber jetzt Prüfaufträge an die Verwaltung zu geben und noch einmal nachzudenken, aber nicht gleich zu streichen. „Wir könnten viele Probleme auf Jahre lösen“, warb Finanz-Fachbereichsleiter Dr. Florian Schröder für das Projekt; seit Jahresbeginn ist er auch für das Stadtarchiv zuständig. Das „Wissensquartier“ sei viel mehr als die Summe seiner Einzelteile, die Stadt erhalte mit diesem Zukunftsprojekt am Ende mehr als sie Geld zahle. Die städtische (Kredit-)Finanzierung sei zudem aktuell eine gut zu stemmende Aufgabe. Der neue Museumsleiter Marco Heckhoff nannte das „Wissensquartier“ ein innovatives Projekt, das einen neuen Ort für die Einbecker schaffen könne. Die Synergien, die Museum, Bibliothek und Archiv durch gemeinsame Nutzung von Räumen gewinnen würden, seien nicht zu verachten.

Heidrun Hoffmann-Taufall (CDU) bekannte, auch Bauchschmerzen bei dem zweifelsfrei guten „Wissensquartier“ zu haben, weil aktuell die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie noch unbekannt seien. Man solle das Projekt aber deshalb nicht komplett streichen.

Auch Alexander Kloss (parteilos) warnte davor, das „Wissensquartier“ schnell mit einem Federstrich aus dem Etat zu streichen. Es könne eine Perspektive für die Kultur in Einbeck sein, noch zu wenige wüssten um die Verzahnungen des Projekts, bedauerte er.

Außer um das „Wissensquartier“ ging es im Kulturausschuss bei den Haushaltsberatungen um zwei andere Positionen. Zum einen scheiterte die SPD durch ein weiteres Patt mit ihrem Antrag, die Erhöhung des Budgets für die Mendelssohn-Musikschule (MMS) um 40.000 Euro wieder aus dem Etat zu nehmen und erst in einem Nachtragshaushalt zu verankern, sobald ein ordentlicher Antrag der Schule gestellt wurde. Dirk Heitmüller (SPD) fragte sich und die Musikschule, warum der Zuschuss für die MMS aufgestockt worden und woher die Initiative dazu gekommen sei. Der hinzu geschaltete Vorsitzende des Trägervereins, Stefan Neumann, nutzte seine Antwort zu einem Sachstandsbericht der Schule in der Pandemie und erklärte die erhöhte Zuschuss-Summe mit den Gehältern für eine Dreiviertel-Schulleiterstelle und einer halben Verwaltungsleiter-Stelle. Die Aufstockung sei in den Haushalt gelangt, klärte Fachbereichsleiter Arnd Severidt auf, weil die Stadt Mitglied im MMS-Verein sei und in der dortigen Vorstandssitzung diese Summe formuliert und dann wohl gleich direkt in den Haushaltsentwurf eingepflegt worden sei. Dirk Heitmüller warnte auch davor, eine in der vergangenen Woche vom Verein Stadtpartie offiziell beantragte 50-Prozent-Stelle für das Festival abzusegnen. „Wir würden ein riesen Fass aufmachen, weil dann alle Vereine rufen würden.“ Wenn, wie in der Begründung dargelegt, die Festival-Vorbereitung ehrenamtlich kaum mehr zu leisten sei, müsse die Stadtpartie eben so gestaltet werden, dass es ehrenamtlich noch zu leisten sei. Er selbst wisse als ehrenamtlicher Vereinsvorsitzender, welche Arbeit man in seiner Freizeit zu leisten habe und tue das ja auch gerne. Heidrun Hoffmann-Taufall (CDU) konnte den Antrag von Stadtpartie verstehen und schlug vor, den Verein von Seiten der Stadt bei der Fördergelder-Aquise zu unterstützen.

Durchsetzen konnte die SPD den Antrag, der Einbeck Marketing GmbH für 2021 zusätzliche 35.000 Euro, für 2022 und 2023 dann jeweils weitere 25.000 Euro zu zahlen. Bei sieben Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung stimmte der Ausschuss für den Vorschlag von Dennie Klose (SPD). Er ging über den von Dr. Reinhard Binder (FDP) bereits im Stadtentwicklungsausschuss gemachten Vorschlag hinaus, im Wirtschaftsförderung-Etat zusätzliche 25.000 Euro für Einbeck Marketing vorzusehen. Dietmar Bartels (Grüne) erneuerte im für Wirtschaftsförderung zuständigen Ausschuss nun diesen Antrag und ergänzte, dass die 25.000-Euro-Spritze der Stadt unter den Vorbehalt gezahlt werden solle, wenn auch der andere Gesellschafter der GmbH eine gleiche Summe aufbringe. Einbeck-Marketing-Geschäftsführerin Anja Barlen-Herbig, selbst hinzugewähltes Ausschuss-Mitglied, gab bei diesem letztlich abgelehnten Ansinnen zu bedenken, dass der andere (Mehrheits-)Gesellschafter, der Verein Einbeck Marketing InitiativGemeinschaft, aus Unternehmen aus Einbeck bestehe – und die wären in der aktuellen Corona-Wirtschaftskrise bestimmt nicht begeistert darüber. Barlen-Herbig kündigte an, sich weiterhin um zusätzliche Sponsoren und Förderer des Stadtmarketing kümmern zu wollen. Spontan erläuterte sie in der Sitzung mit einer ausführlichen Präsentation die Veränderungen in der GmbH seit ihrem Amtsantritt Anfang 2020.

„Wissensquartier“: Planungsbüro beauftragt

Das „Wissensquartier“ wird weiter geplant. Der Bauausschuss hat einstimmig grünes Licht dafür gegeben, das Architekturbüro Mosaik (Hannover) mit den weiteren Planungen zu beauftragen. Seinen Siegerentwurf im Architektenwettbewerb hatte das Büro in der Sitzung noch einmal vorgestellt und mehrere Detailfragen der Ausschussmitglieder beantwortet. Gleichzeitig bedeutet der Bauauschuss-Beschluss, dass erste Fördermittel beantragt werden sollen. Weil es hier Fristen gibt, die einzuhalten sind, um an Fördermittel zur Finanzierung des Projektes zu kommen, kann nicht die nächste Stadtrat-Sitzung im Dezember abgewartet werden und war eine Eilentscheidung des Verwaltungsausschusses herbei zu führen.

Denn für den barrierefreien Umbau des Stadtmuseums soll das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ genutzt werden, das aber Projektskizzen nur bis zum Stichtag 30. Oktober 2020 annimmt. Für einen Antrag auf Bundesförderung aus möglichen Haushaltsresten des Bundes für den Neubau des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek sollen die Büros der regionalen Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne (CDU), Konstantin Kuhle (FDP) und Thomas Oppermann (SPD) genutzt werden. Auch hier war Eile geboten. Für die Anträge sind fundierte Kostenschätzungen von Nöten, die beim Architekturbüro Mosaik beauftragt werden.

Im „Wissensquartier“ sollen Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Stadtmuseum an einem Standort Auf dem Steinwege mit teilweisen Neubauten zusammen geführt werden und ein zentraler Ort der Bildung, der Kultur und der Begegnung entstehen. Der erste Bauabschnitt dieses Millionen-Projektes ist der Neubau der Kita Münstermauer.

Die Kosten für die jetzt erfolgte Beauftragung des Architekturbüros für den zweiten Bauabschnitt in Höhe von rund 93.000 Euro stammen haushalterisch aus verschiedenen Quellen: Zum einen wird das Preisgeld in Höhe von 8000 Euro gegengerechnet, dann gibt es noch 20.000 Euro verfügbare Restmittel im Haushalt, hinzu kommen 23.000 Euro aus Grundstücksverkaufserlösen, 38.600 Euro aus verfügbaren Restmitteln, die ursprünglich für den Kauf von neuen Parkscheinautomaten gedacht waren, sowie 3.387,49 Euro aus verfügbaren Mitteln der Baumaßnahme „Ausbau Haltestelle Möncheplatz„, heißt es in der beschlossenen Verwaltungsvorlage.

Mit dem Auftrag für Kostenschätzungen und für die Förderanträge ist noch keine Entscheidung getroffen worden, ob das „Wissensquartier“ tatsächlich entstehen soll. Diese Entscheidung trifft der Stadtrat erst, wenn Kosten und Finanzierung feststehen.

Siegerentwurf von MOSAIK Architekten bda, Hannover (c).

Nachtrag 08.10.2020: Der Verwaltungsausschuss ist gestern nach Angaben von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek der Beschlusslage des Fachausschusses gefolgt und hat die Auftragsvergabe an das Architekturbüro Mosaik bestätigt und bestätigt, die genannten Förderantrag zu stellen.

Wie das „Wissensquartier“ aussehen könnte

Wenn die Länge der Diskussion der Gradmesser für die Qualität der eingereichten Konzeptionen ist, dann können die Einbecker einen oder gar mehrere große Architekturentwürfe für den zweiten Bauabschnitt des „Wissensquartiers“ durchaus erwarten. Denn das Preisgericht des Architektenwettbewerbs hatte vergangenen Donnerstag so viel Gesprächsbedarf, dass ein bereits anberaumter Vorstellungstermin am Abend platzte – weil die nicht-öffentliche Debatte noch lief. Die Presse und mit ihr die Öffentlichkeit musste sich noch gedulden. Interessierte, die vor der Tür standen, wurden wieder weggeschickt. Dafür hat Baudirektor Joachim Mertens mittlerweile um Entschuldigung gebeten. Erste Details werden mittlerweile bekannt, weil die Arbeiten seit heute im Alten Rathaus öffentlich zu sehen sind. Die Mitglieder des Stadtrates und die Medien werden jetzt am morgigen Dienstag informiert.

Ausstellung der eingereichten Entwürfe in der Rathaushalle.

Die Entwürfe mit ihren Erläuterungen sind im Alten Rathaus bis zum 30. Juli ausgestellt. Sie können jeweils montags von 8.30 bis 16 Uhr und donnerstags von 8.30 bis 18 Uhr angesehen werden. Die Stadtverwaltung lädt zudem alle interessierten Bürger für den 23. Juli (Donnerstag) um 11 Uhr ins Alte Rathaus zu einer öffentlichen Präsentation der Siegerentwürfe ein. Die Preisträger werden dabei von Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek ihre Urkunden erhalten und stellen anschließend ihre Planungen vor. Weil durch coronabedingte Einschränkungen die Teilnehmerzahl auf 40 limitiert ist, müssen sich Interessierte im Neuen Rathaus bei Elena Küchemann unter 05561 916 202 anmelden.

Mit dem zweiten Bauabschnitt „Wissensquartier“ sollen Stadtbibliothek und Stadtarchiv in einem Neubau, der unmittelbar an das Stadtmuseum angegliedert werden soll, untergebracht werden. Dadurch soll ein zentraler Ort der Bildung, der Kultur und der Begegnung in Einbeck entstehen, lautet das Ziel. Für die Bauaufgabe hat die Stadt Einbeck zu Beginn dieses Jahres mit Unterstützung des Architekturbüros Kleine + Assoziierte (Hannover) einen Architektenwettbewerb ausgelobt. 13 von 15 eingeladene Büros haben Entwürfe abgegeben. Die besten davon wurden in einer nicht öffentlichen Preisgerichtssitzung am 16. Juli prämiert. Es wurden 1. bis 3. Preise vergeben. Zwei Arbeiten erhielten eine Anerkennung, teilte die Verwaltung per Pressemitteilung mit.

Das „Wissensquartier“ besteht aus zwei Bauabschnitten: Die Bauarbeiten für den Neubau des Kindergartens Münstermauer haben im Juni begonnen.

Ausstellung der eingereichten Entwürfe in der Rathaushalle, hier der 1. Preis.

Nachtrag 21.07.2020: Heute hatten Mitglieder des Stadtrates und der Medien bei einem kurzfristig terminierten (Nachhol-)Termin die Möglichkeit, die Entwürfe erläutert zu bekommen. Baudirektor Joachim Mertens zitierte dabei die Begründungen des Preisgerichts und nannte die Siegerentwürfe, die am Donnerstag prämiert werden. Das Rennen zwischen den Entwürfen auf Platz 1 und 2 sei eng gewesen, die Diskussion intensiv, sagte Mertens. Abgestimmt wurde über anonymisierte Entwürfe, die Namen der Architektenbüros waren der Jury also nicht vorher bekannt. Gewonnen haben „MOSAIK architekten bda, Hannover“ (1. Preis, 8000 Euro), „Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH, Dresden“ (2. Preis, 6000 Euro), „W&V Architekten GmbH, Leipzig“ (3. Preis, 4000 Euro). Anerkennungen mit je 1000 Euro Preisgeld gehen an „pape + pape architekten, Kassel/Hannover“ und „Simone Boldrin Architettura, Berlin, mit Verwoorts & Schindler Architekten BDA, Bochum“. Eine Kostenermittlung für den Siegerentwurf ist noch im Budget enthalten und folgt jetzt. Danach wird sich die Politik mit dem Projekt weiter beschäftigen und die Frage zu klären haben, ob und welche Abstriche bzw. Veränderungen sie wünscht und ob das Millionen-Projekt überhaupt finanziell umgesetzt werden kann.

Nur wenige Teilnehmer aus dem Stadtrat waren bei der kurzfristig terminierten ersten Präsentation der Entwürfe in der Rathaushalle dabei. Rechts Baudirektor Joachim Mertens.

Nachtrag 24.07.2020: Feierlich und dennoch mit Abstand sind jetzt in der Rathaushalle die Preise an die Vertreter der siegreichen Architekturbüros vergeben worden. „Der Siegerentwurf überzeugt durch seine städtebauliche Setzung, er bietet durch seine Transparenz für Besucher eine leichte Orientierung, die Wege sind klar“, sagte Ursula Pasche, die Vorsitzende des neunköpfigen Preisgerichts. Die Architektin aus Bielefeld lobte die insgesamt hohe Qualität aller eingereichten Entwürfe. Zuletzt habe die Jury gut eineinhalb Stunden lang intensiv über die Reihenfolge zwischen dem ersten und dem zweiten Preis diskutiert, so eng sei das Rennen gewesen, berichtete sie aus der nicht-öffentlichen Sitzung. „Ein Haus, das Platz macht und das sich benimmt“, so kommentierten Tev Wilhelmsen und Jan Uetzmann von „MOSAIK architekten bda, Hannover“ ihren Siegerentwurf mit den charakteristischen, transparenten zwei Dachgiebeln aus weißem Douglasienholz. Das Gebäude passe sich in die Jahrhunderte alte Architektur der Umgebung ein und schaffe durch seine Grundriss-Form einen neuen Platz vor dem transparenten Foyer, welches als Bühne und Wohnzimmer öffentlich genutzt werden könne. Conrad Lohmann von „Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten mbH, Dresden“ erläuterte den zweiten Preis-Entwurf seines Büros als eher kleinteiliges Gebäude im Stile eines Gartenhauses. Vom Untergeschoss (für das Stadtarchiv) wolle man so viel wie möglich eingraben. Dieser Entwurf nutzte als einziger der eingereichten eine südliche Erschließung, durch den heutigen Durchgang zum ehemaligen Kinderhort.

Siegerentwurf von MOSAIK Architekten bda, Hannover (c).
Ursula Pasch, Dr. Sabine Michalek, Tev Wilhelmsen und Jan Uetzmann (v.l.) bei der Urkundenübergabe in der Rathaushalle.
Von Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek (l.) und der Vorsitzenden des Preisgerichts, Ursula Pasch (hinten), erhielten die Sieger des Architektenwettbewerbs „Wissensquartier“ Einbeck ihre Preise (v.l.): Tev Wilhelmsen und Jan Uetzmann von MOSAIK Architekten aus Hannover (1. Preis) mit den Landschaftsplanern Thomas Schulz und Walter Jördis sowie Claudia Herrmann (3. Preis) und Conrad Lohmann (2. Preis).

Arbeitgeber Stadtverwaltung

Anatoli Schatz, Nic Hackländer, Melanie Schade, Dustin Lenz, Ida Mechmershausen, Finn Ziwitza, Anna Heinrichs, Niklas Schrader, Holger Rother, Magnus Kehlbacher, Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek, Celina Lüning, Katharina Meyer, Roy Zimara und Personalchef Dr. Florian Schröder (v.l.).

Sechs neue Auszubildende haben bei der Stadtverwaltung Einbeck ihre Berufslaufbahn begonnen. Vier junge Frauen und Männer, die ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, hat die Stadt Einbeck übernommen, zwei davon in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Die Befristung hat vor allem etwas mit dem Notendurchschnitt zu tun. Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek begrüßte und beglückwünschte nicht nur, die Verwaltungschefin betonte auch, wie wichtig es für eine Stadtverwaltung wie die Einbecker mit ihren insgesamt rund 360 Mitarbeitern sei, eigenen Nachwuchs auszubilden. Die Beschäftigten bei der Stadt haben nicht nur einen hohen Altersdurchschnitt von 48 Jahren in der Kernverwaltung und gar 49 Jahren bei Bauhof und Stadtentwässerung, 97 von ihnen könnten auch nach aktuellen Zahlen des jüngsten Personalberichts in den nächsten drei Jahren in den Ruhestand gehen. „Das werden nicht alle tun, der Fachkräftemangel ist aber auch in der kommunalen Verwaltung eine Herausforderung“, sagte Personal-Fachbereichsleiter Dr. Florian Schröder. Die Chancen auf freie Stellen stehen nicht schlecht. Gleichzeitig bemüht sich die Stadt auf verschiedenen Wegen, als Arbeitgeber für Menschen in verschiedenen Lebensphasen und Lebenshintergründen attraktiver zu werden.

Ihre Ausbildung beendet und übernommen wurden Celina Lüning aus Kreiensen als Verwaltungsfachangestellte, Ida Mechmershausen aus Niemetal und Roy Zimara aus Northeim als Gärtner (Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau) und Anatoli Schatz aus Einbeck als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Bibliothek). Celina Lüning, die jetzt im Bürgerbüro Kreiensen arbeitet, war auch Auszubildenden-Vertreterin.

Neu ihre Ausbildung begonnen haben Finn Ziwitza aus Ahlshausen als Verwaltungsfachangestellter, Nic Hackländer aus Bad Gandersheim und Niklas Schrader aus Orxhausen als Gärtner (Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau), Magnus Kehlbacher als Fachangestellter für Medien- und Informationsdienste (Fachrichtung Bibliothek), Katharina Meyer aus Einbeck als Kauffrau für Tourismus und Freizeit und Dustin Lenz aus Dassel als Fachkraft für Abwassertechnik. Mit Katharina Meyer bilden Tourist-Info und Kulturring erstmals seit vielen Jahren wieder aus. Magnus Kehlbacher ist mit 26 Jahren der älteste Azubi. Der Nordhäuser ist bereits gelernter Erzieher und hat sich von der Ausschreibung der Auszubildenden-Stelle persönlich angesprochen gefühlt und sich daher gleich beworben, möchte sein Hobby zum Beruf machen. Einzig für den Bereich EDV/IT gibt es in diesem Jahr keine neuen Auszubildenden, weil aktuell alle Stellen besetzt sind.

Beste Wünsche für die Neuen kamen von Ausbildungsleiterin Anna Heinrichs und dem stellvertretenden Personalratsvorsitzenden Holger Rother. „Ich wünsche Ihnen mehr schöne als schlechte Momente in der Ausbildung“, sagte Rother. Am 5. August gibt es einen Kennenlerntag für alle Auszubildenden der Stadtverwaltung.

„Wissensquartier“ soll mit Kita beginnen

Der alte Kindergarten Münstermauer, im Hintergrund die „Münsterminis“-Krippe der Lebenshilfe Einbeck.

Das geplante „Wissensquartier“ zwischen Stadtgrabenstraße und Auf dem Steinwege in Einbeck soll mit einer neuen Kindertagesstätte starten. Die beiden Fachausschüsse für Kultur und Jugend/Soziales haben in einer gemeinsamen Sitzung gestern Abend jeweils grünes Licht gegeben für die weitere Planung eines Kita-Neubaus anstelle des bestehenden, maroden Kindergartens Münstermauer. Im Frühjahr 2020 könnte Baubeginn sein, wenn im Herbst mit dem Bauantrag und der folgenden Ausschreibung der Gewerke alles rund läuft. Für die Übergangs(bau-)zeit von zwei Jahren sollen die Kinder des derzeitigen Kindergartens Münstermauer im heute leer stehenden Gebäude des nahe liegenden ehemaligen Kinderhorts Auf dem Steinwege unterkommen, das für diesen Zweck und rund 36.000 Euro ertüchtigt wird.

Steht leer: der ehemalige Kinderhort im Innenhof des Museums.

Im Jahr 2022 könnte der Neubau für rund 90 Kinder (drei Kindergartengruppen sowie eine Krippen-Gruppe) stehen und in Betrieb gehen. Träger der Einrichtung werde die Stadt Einbeck sein, andere mögliche Träger habe man aber zuvor abgefragt, sagte Fachbereichsleiter Arndt Severidt. Insgesamt kostet das Projekt rund 3,2 Millionen Euro. Hinzu kommen noch Architektenleistungen im Wert von rund 240.000 Euro, die aber im eigenen Planungsamt der Stadt erbracht werden sollen. Das Projekt wird mit rund 2,2 Millionen Euro aus dem Bund-Länder-Förderprogramm „Investitionspakt Soziale Integration im Quartier“ wesentlich gefördert, freute sich Fachbereichsleiter Joachim Mertens. Die übrigen Kosten muss die Stadt Einbeck aus dem eigenen Haushalt aufbringen.

So soll die neue Kindertagesstätte Münstermauer ausstehen. Grafik: Stadt Einbeck

Dass der Neubau bautechnisch kein einfaches Unterfangen werden wird, deutete Projektleiter Christian Fricke aus dem Sachgebiet Gebäude- und Liegenschaftsmanagement der Stadt Einbeck an. Wegen der schwierigen Bodenverhältnisse in dem Areal müsse ein umfangreicher, tiefer Bodenaustausch auf einer Fläche von etwa 1000 Quadratmetern vorgenommen werden, müsse außerdem die Böschung in Richtung Stadtgrabenstraße gesichert werden. Der Bodenausgleich habe aber den Nebeneffekt, dass damit eine gute Barrierefreiheit des Gebäudes erreicht werden könne.

Lageplan des „Wissensquartiers“ mit Kita (links). Grafik: Stadt Einbeck

Wie das Groß-Projekt „Wissensquartier“ dann nach dem Kita-Neubau weitergehen könnte, deutete Kultur-Sachgebietsleiterin Dr. Elke Heege in der Doppel-Ausschuss-Sitzung an. Vorsichtig auf 11 Millionen Euro schätzte sie die Kosten, wenn Museum, Archiv und Stadtbibliothek mit einem Neubau zwischen Museum und der neuen Kita an einem Ort vereinigt werden. Dass diese Summe erheblich gefördert werden müsse, sei klar, sagte Heege. Erstmals werde das Projekt „Wissensquartier“ jetzt mit einem eigenen Tagesordnungspunkt in einer Sitzung und in der Öffentlichkeit thematisiert, räumt sie ein – und versprach den Kommunalpolitikern augenzwinkernd: „Das werden Sie in den nächsten Jahren regelmäßig auf den Tisch bekommen, das kann ich Ihnen versprechen“. Vor einem Jahr sei der Begriff erstmals gefallen, „seitdem rätseln viele“, sagte Heege. Klar sei, dass der zweite Bauabschnitt „Wissensquartier“ erst frühestens in zwei Jahren starten könne, sobald die neue Kita stehe. Die Zeit bis dahin könne man aber gut für Planungsprozesse nutzen, noch in diesem Jahr möglichst soll ein Architektenwettbewerb dazu starten, wünschte sich Heege. Der könne auch eine gute Idee bringen, wie das Stadtarchiv eventuell unter der Erde gebaut werden könnte, damit der Neubau neben dem historischen Museumsbau nicht zu hoch und wuchtig werde. Außerdem solle die Zeit für die Fördermittelaquise verwendet werden. Im Bauministerium in Hannover sei der „große Entwurf mit einem vielfachen Mehrwert“ auf positive Resonanz gestoßen, sagte Heege. Nun gelte es, weitere Geber zu begeistern, die neue EU-Leader-Förderperiode beginne, davon könnte man eventuell profitieren, hofft Heege. Die Idee eines „Wissensquartiers“, das die Kultureinrichtungen stärker vernetzt, sei erstmals im Masterplan Museum genannt worden, daraus sei die Vision entwickelt worden. Eine Vergrößerung des Stadtarchivs werde seit 2013 diskutiert, bislang habe man keine tragfähigen Konzepte gewonnen, da könne das „Wissensquartier“ eine Lösung sein. Das sei „zugegeben ein ehrgeiziges Projekt“, sagte Dr. Elke Heege. Es könnte aber der viel debattierte „dritte Ort“ (neben Zuhause und Arbeitsplatz) in Einbeck werden, an dem gesellschaftliche Teilhabe für alle schwellenlos möglich würde.

Im jüngsten Finanzausschuss wäre der zweite Bauabschnitt des „Wissensquartiers“ beinahe auf unbestimmte Zeit vertagt worden. In der Diskussion über den so genannten Projektierungsbeschluss zum Haushalt 2020 („Prioritätenliste“) hätte Frank-Dieter Pfefferkorn (Bürgerliste) das Millionen-Projekt am Liebsten in die Warteliste geschoben. Davor warnte die Bürgermeisterin, mit dem Projekt sei man jetzt so als Kombination inhaltlich an den Start gegangen, dahinter wieder zurück zu fallen könne förderschädlich ausgelegt werden. 2020 würden ohnehin nur Planungskosten in den Haushalt eingestellt, beruhigte Kämmerin Brigitte Hankel. Planerisch müsse man aber nach dem Kita-Neubau am Ball bleiben, um aus der „Vision“ eine konkrete Planung zu machen.

Das „Wissensquartier“ taucht aus dem Nebel auf

Grundriss-Pläne für das „Wissensquartier“ zwischen Auf dem Steinwege und Stadtgrabenstraße in Einbeck mit Neubauten von Kita und mit Museum verbundenem Neubau Bibliothek/Archiv. Abbildung: Stadt Einbeck, aus den Beratungsunterlagen

Der Nebel um das „Wissensquartier“ genannte Millionen-Projekt, von dem bislang öffentlich nicht viel mehr als erste Stichworte und Skizzen (aus dem neuen Masterplan Museum) und Lobeshymnen bekannt sind, beginnt sich langsam zu lichten. Man muss allerdings schon ganz genau hinsehen, um das „Wissensquartier“ auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses (20. November, 17 Uhr, Rathaushalle) überhaupt zu erkennen. Denn dort versteckt sich das Projekt, das einmal Kindertagesstätte, Museum, Archiv und Bibliothek auf dem Areal westlich des heutigen Stadtmuseums vereinigen will, im einzigen thematischen Tagesordnungspunkt der Sitzung mit dem sperrigen Titel „Kommunales integriertes Entwicklungs-und Handlungskonzept (IEK), hier: 1. Fortschreibung IEK und Anpassung der Kosten-und Finanzierungsübersicht“. Bei diesem IEK wurden 2013/14 insgesamt mehr als 70 Projekte und Maßnahmen formuliert, die weiter zu entwickeln sind (eine aktuelle Übersicht ist übrigens eine interessante Lektüre, die tabellarisch zeigt, was in den vergangenen rund fünf Jahren passiert ist – und was nicht). Nun soll das „Wissensquartier“ in das IEK aufgenommen werden, um die Voraussetzungen für eine finanzielle Förderung zu schaffen, wie es in der Beratungsvorlage heißt.

Die Beratungsunterlagen verraten erste deutlichere Umrisse des „Wissensquartiers“, für das ingesamt 11,2 Millionen plus 3 Millionen Euro, insgesamt also 14,2 Millionen Euro kalkuliert werden. Das ist keine kleine Summe, selbst wenn diese nicht mit einem Mal, sondern je nach Projektfortschritt fällig wird. Und auch, wenn viele Millionen der Gesamtsumme aus Hannover oder anderen Fördertöpfen kommen mögen (die ja mit dem gleichen Steuergeld der Bürger wie der Einbecker Haushalt gefüllt sind): Nur zum Vergleich sei einmal die Zahl 8,5 Millionen Euro genannt, mit dieser Summe ist vor ein paar Jahren das Neue Rathaus erworben worden, kreditfinanziert bekanntlich. Die heftige Diskussion und politische Auseinandersetzung, die damals zum Thema Rathauskauf geführt worden ist, habe ich bislang in Einbeck beim „Wissensquartier“ noch nicht beobachten können. Denkmäler kann man irgendwo bauen lassen und am Tag der Einweihung einfach nur noch enthüllen. Über Projekte wie das viele Menschen betreffende „Wissensquartier“ jedoch muss man ausführlich debattieren vor einer Umsetzung, es eignet sich nicht als Denkmal, das man im stillen Kämmerlein bis zur Beschlussreife plant und dann nur noch präsentiert. Hoffentlich ist das Treffen des Stadtentwicklungsausschusses der Einstieg in eine solche öffentliche, engagierte politische Debatte.

Was nun ist eigentlich dieses „Wissensquartier“? In der Beschlussvorlage heißt es: „Die Stadt Einbeck plant, (…) Kindertagesstätte Münstermauer, Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Stadtmuseum räumlich und inhaltlich zu bündeln und einen offenen Ort der Begegnung und der kulturellen Vielfalt entstehen zu lassen“. Das „Wissensquartier“ soll in mehreren Bauabschnitten realisiert werden: zunächst ein Neubau für den 1973 errichteten und inzwischen maroden, aber wegen seiner Lage beliebten Kindergarten Münstermauer mit Erweiterung von 75 auf 100 Kinder (vier Gruppen), später ein Neubau für ein gemeinsames Gebäude Bibliothek/Archiv, das so geschickt mit den vorhandenen denkmalgeschützten Gebäuden des Museums verbunden werden soll, dass es auch dessen barrierefreie Erschließung ermöglicht.

Das „Wissensquartier“ will vorhandene Bildungsangebote, Ressourcen und Kompetenzen vernetzen und bündeln, eine themenübergreifende Arbeit an einem Ort ohne Barrieren ermöglichen. Reichlich blumig heißt es dazu in den Beratungsunterlagen für den Stadtentwicklungsausschuss: „Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Stadtmuseum verstehen sich als Schnittpunkte aktueller und historischer Wahrnehmung und können sich in ihrer jeweils spezifischen Arbeitsweise ergänzen: Sie können ein Forum für Begegnung und Veranstaltungen bilden, in dem auch unerwartete Beiträge von außen (durch Besucher oder Leser) aufgenommen werden. Darstellung und Bewertung von Dingen, Umständen und Situationen können ins Wissensquartier getragen und moderiert als Ergebnisse für andere sichtbar gemacht werden. Das
Wissensquartier kann sich selbst als Konstrukteur von Öffentlichkeit begreifen.“

Das alles soll in einem dreigeschossigen Neubau mit Kellergeschoss auf der rückwärtigen Seite des Stadtmuseums (Auf dem Steinwege 11 und 13) passieren. Die Gebäudeteile des sanierungsbedürftigen ehemaligen Kinderhortes und des vorhandenen Stadtarchivs sollen abgerissen werden, an dieser Stelle der Neubau mit einer Grundfläche von 700 Quadratmetern entstehen. Das Gebäude der Stadtbibliothek (an der Dr. Friedrich-Uhde-Straße) entspreche energetisch sowie baulich nicht mehr den heutigen Notwendigkeiten, sei stark sanierungsbedürftig. Es soll für rund 100.000 Euro verkauft werden, wie die mittelfristige Finanzplanung bereits vorsieht.

Das Stadtarchiv soll im Kellergeschoss des Neubaus seinen Platz finden, der nicht zuletzt seit der Fusion mit Kreiensen 2013 größer sein muss als es bisher möglich ist. Im Erdgeschoss sind neben einem Foyer/ Veranstaltungsraum die Medienausleihe für die Bibliothek und der Museumsshop vorgesehen sowie weitere Fläche für die Bibliothek, die auch das gesamte erste Obergeschoss belegt. Das zweite Obergeschoss soll vollständig für erforderliche Büro- und Sozialräume für Bibliothek, Museum und Stadtarchiv genutzt werden. Eine barrierefreie Erschließung ist über einen innenliegenden Aufzug vorgesehen, über den alle Ebenen erreicht werden können. Über zwei Anbindungen wird eine barrierefreie Erreichbarkeit eines Großteils der Räume im Stadtmuseum ermöglicht, heißt es in den Planungen.

Nachtrag 21.11.2018: Der Stadtentwicklungsausschuss hat gestern einstimmig empfohlen, das „Wissensquartier“ in das IEK aufzunehmen – ohne eine wesentliche Debatte und bei nur wenigen Verständnisnachfragen. Für den ersten Bauabschnitt (Kindergarten) soll nach einem Ratsbeschluss im Dezember dann im Januar 2019 das „Wissensquartier“ mit den aktualisierten IEK-Unterlagen im Förderprogramm angemeldet werden. Bei einem Besuch aus dem Bauministerium in Hannover im August in Einbeck sei man zu einem Antrag ermutigt worden, berichtete Jürgen Höper vom Fachbereich Stadtentwicklung und Bauen. Inzwischen gebe es jedoch die Aussage, das Förderprogramm sei überzeichnet. Geplant werde aktuell so, dass die Stadt Einbeck Bauherrin und auch Trägerin des Kindergartens bleibe, sagte Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek. Grundsätzlich könnte jedoch auch ein freier Kita-Träger übernehmen, beispielsweise könnte die Lebenshilfe wegen der benachbarten Krippe eine Option sein, um Synergien nutzen zu können, antwortete die Rathauschefin auf eine Frage von Heidrun Hoffmann-Taufall (CDU). „Das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen.“ Dass der zweite Bauabschnitt „Wissensquartier“ (Zusammenfassung Museum/Archiv/Bibliothek) zunächst Zukunftsmusik ist, wurde bei den Erläuterungen von Jürgen Höper deutlich. Kurzfristig sei das so wie aktuell vorlegt nicht umsetzbar, perspektivisch werde es aber ins IEK aufgenommen. Wegen des großen Gebäudevolumens auf dem Hinterhof des Museums und ungelöster Planungs- und Gestaltungsfragen sei die Maßnahme Neubau für Museum/Archiv/Bibliothek  derzeit nicht genehmigungsfähig. Es sei zunächst noch eine weitere Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege notwendig, weil man ja am und in Umgebung des Baudenkmals Stadtmuseum bauen wolle. Planungsrecht könne man auch über einen Bebauungsplan schaffen, das sei aber aufwändig.

Im Jahre 2020

Ob’s an der Stadtbibliothek mit ihren Gedichtbänden liegt? Ich musste spontan an Rilke denken, als ich mir die Unterlagen für die nächste Sitzung des Kernstadtausschusses (16. Juli, 17 Uhr, Altes Rathaus) angeschaut habe. „Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß“, schreibt der Dichter in seinen berühmten Zeilen. Irgendwie hatte ich ja die Hoffnung, noch in diesem Sommer in den Genuss von Liegestühlen und ersten Baumaßnahmen im Stukenbrokpark zu kommen. Doch das war wahrscheinlich hemmungslos naiv, so zu denken. Der Blick in die Sitzungs-Unterlagen verrät nüchtern, dass mit einer „Bücherei-Öffnung“, also dem geplanten Durchgang von der Bibliothek direkt in den Stukenbrokpark, im Jahr 2017 zu rechnen ist. Und sieht einen Zeitplan bis 2020 vor! Da ist ja schon fast die nächste Legislaturperiode des nächsten Stadtrates wieder vorbei! Ich tröste mich mit Rilke: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.“ Die ersten Gehölzrodungen sind immerhin für Herbst vorgesehen. Für Herbst 2015!

Ideen für Stukenbroks Park

Der Stukenbrokpark ist in die Jahre gekommen. Er soll neu gestaltet werden.

Der Stukenbrokpark ist in die Jahre gekommen. Er soll neu gestaltet werden.

Der Kommerzienrat war ein cleverer Mann. August Stukenbrok, als Fahrrad-Versandkönig der damals vermutlich vermögendste Einbecker, ließ einen Park unweit der Post im Stil der damaligen Zeit anlegen und überließ ihn 1913 per Schenkungsvertrag der Stadt. Die ebenso einfache wie schlaue, dahinter steckende Idee fiel jedem offenkundig ins Auge. Der später als Dichter bekannt werdende Hermann Löns hat während seiner Zeit als Journalist in Hannover nach einem Besuch in Einbeck im Jahr 1910 unter anderem geschrieben: „Die Bedeutung der Firma springt jedem Reisenden in die Augen, der vom Bahnhof Einbeck kommend der Stadt zugeht.“ Das war es, was Stukenbrok im Sinn hatte: Eine freie, unverbaubare Sicht auf sein Fahrrad-Versandhaus, das jetzige Neue Rathaus! Heute freilich ist die Sichtachse auf den Glockenturm des Neuen Rathauses durch Bäume und Büsche zugewuchert und nur noch an wenigen Stellen erkennbar. Die Stukenbrok’sche Schenkung ist mit der Bedingung verknüpft, dass das 6800 Quadratmeter große Areal nicht bebaut werden darf. Heute schmerzt das ein wenig, gehört die Fläche doch ganz zweifellos zu den Filetgrundstücken in der Stadt Einbeck. Zwischenzeitlich war die Verpflichtung, hier nicht groß bauen zu dürfen, während der quälend langen Suche nach einem neuen Jugendzentrum-Standort mal in Zweifel stehend, weshalb überhaupt erst die Idee hatte entstehen können, das Haus der Jugend an den zentralen Ort der Stadtbibliothek zu verlegen – und nicht an den Rand der Stadt, wie es aktuelle Beschlusslage ist.

Der Stukenbrokpark, seit gut 100 Jahren in Obhut der Stadt, ist zweifellos in die Jahre gekommen. Wenige Rosen ranken an einsamen Spalieren, Treppen führen ins Nichts, Schotterwege sind ausgewaschen. Die Anlage hat wichtige Funktionen, ist beispielsweise alltäglicher Fußweg vieler Schüler vom ZOB zur Goetheschule, wird von vielen Menschen genutzt, wenn sie zu Fuß die Post, die Stadtbücherei, das Neue Rathaus, die Volksbank oder den Bahnhof erreichen wollen. Der weithin einsehbare Stukenbrokpark wäre auch der bessere Standort für den „Garten der Generationen“ mit seinen Geräten und Boule- und Schachspielflächen, der seit Jahren im Stiftsgarten ein weitgehend unbekanntes und versteckt liegendes Dasein fristet. Der Stukenbrokpark ist es wert, als Veranstaltungsort mit seiner großen Rasenfläche für beispielsweise Konzerte oder andere Kulturevents endlich entdeckt zu werden.

Leer und trist: das Becken des Springbrunnens.

Leer und trist: das Becken des Springbrunnens.

Nun sind Vorschläge gefragt, der Fachbereich Bauen und Planen der Stadtverwaltung hat erste Ideen-Skizzen und weitere Planungsunterlagen vorbildlich auf der Website veröffentlicht und bittet um Mithilfe. Jeder kann sich ein Bild machen, die Grundrisse und Möglichkeiten ansehen, erste eigene Ideen entwickeln. Klar ist dabei, dass nicht viel öffentliches Geld vorhanden sein wird, um kostspielige Pläne umzusetzen. Da wird spannend zu beobachten sein, wie bürgerschaftliches Engagement (so es denn vorhanden ist) hier mit eingebaut werden kann. Besonders wichtig ist der Stadtverwaltung, den nun schon seit mehreren Jahren stillgelegten Springbrunnen durch ein zeitgemäßes Wasserspiel mit mehreren bis zu 1,20 Meter hohen Fontänen zu ersetzen. In der Tat wirkt das leere Becken des Springbrunnens seit Jahren schäbig. Verständlich ist, dass angesichts leerer öffentlicher Kassen eine wenig pflege- und damit kostenintensive Bepflanzung des gesamten Parks ein Ziel der Stadt ist. Das sollte aber bitte nicht zu der seit Jahren üblich gewordenen Alibibepflanzung der Blumenbeete führen. Entweder sollten dann die Beete komplett verschwinden, oder aber zugunsten anderer Dinge wenigstens flächenfüllend auch mit Blumen versehen werden können.

Die Bürgerinformation-Veranstaltung am 28. Mai (17 Uhr, Stadtbibliothek) ist übrigens gleichzeitig eine öffentliche Sitzung des Ausschusses für Kernstadtfragen, für mich ein weiterer Beleg für seine Überflüssigkeit. Warum muss man eine Bürgerinformation in das formale Korsett einer Ausschusssitzung pressen (oder tut man dies, bürgerfreundlich wie man ist, am Ende gar nicht? Dann wäre auch keine Ausschuss-Sitzung als Form notwendig)? Vielleicht geht es ja aber auch nur darum, wer die Bürgerinformation leitet, der Kernstadtausschuss-Vorsitzende Rolf Hojnatzki (SPD) oder die Bürgermeisterin mit ihrer Verwaltung? In dem, wie ich unverändert der Meinung bin und begründet habe, überflüssigsten Ausschuss des Einbecker Stadtrates war der Stukenbrokpark schon mehrfach Thema, auch erste Ideen sind hier bereits einmal vorgestellt worden. Hoffentlich verschätzt sich die Verwaltung mit der Wahl des Sitzungsortes nicht beim Interesse der Bürger – der Lesesaal hat nur eine begrenzte Größe. Inhaltlich Sinn macht der Ort Stadtbibliothek ohnehin eigentlich nur, wenn es zuvor einen Ortstermin im nahen Park gibt. Und den sieht die Tagesordnung der Ausschuss-Sitzung nicht vor, in der Ankündigung der Bürgerinfo-Veranstaltung auf der Stadtwebsite hingegen ist ein gemeinsamer Rundgang genannt…

Rundgang im Stukenbrokpark - an der Treppe, die keinen Weg mehr hat.

Rundgang im Stukenbrokpark – an der Treppe, die keinen Weg mehr hat.

Nachtrag 29.05.2015: Die Bürgerinfo-Veranstaltung war letztlich formal doch eine Kernstadtausschuss-Sitzung, aber dennoch ertragreich mit vielen Ideen und Anregungen und sehr gut durch die Fachleute der Stadtverwaltung vorbereitet. Nach einer kurzen Status-Analyse der Planung gab’s einen Rundgang durch den Stukenbrokpark. Ein paar Anlieger und interessierte Bürger waren dabei, es hätten freilich gerne noch ein paar mehr sein dürfen. Ein erstes Fazit habe ich in meiner Freitags-Kolumne heute gezogen. Und fairerweise muss gesagt werden, dass sich in der Tat schon ein bisschen was getan hat im Park, seitdem das Thema vor rund einem Jahr wieder ins Bewusstsein gerückt worden war.

Die Wege sind ausgewaschen.

Die Wege sind ausgewaschen.

Manche Ideen werden einfach und schnell zu realisieren sein, andere komplizierter und vielleicht auch niemals, aber als Auswahl von Ideen sei hier einmal festgehalten:

  • Rückschnitt der Bepflanzung, zur Ball-Ricco-Straße hin, aber auch direkt vor der Stadtbibliothek. Zum Schallschutz vor der Straße ist eine andere Art der Bepflanzung möglich. Am Eingangsbereich des Parks vom Bürgermeisterwall ist zur Ball-Ricco-Straße dringendster Handlungsbedarf, dort ist der Weg selbst bei strahlendem Sonnenschein sehr dunkel vor allem durch zu dichte Bepflanzung.
  • Flächen- bzw. bodendeckende Bepflanzung einsetzen, pflegeleichte Stauden.
  • Das Brunnenbecken zuschütten oder die himmelblaue Bassinfarbe verändern. Später dann eine andere Form des Wasserspiels dort installieren, mit Bodendüsen auf einer eingefassten Fläche, oder von einem Quellhügel hinunterfließendes Wasser. Für Kinder könnten kleine Bassins geschaffen werden, um Boote fahren zu lassen.
  • Ein Sonnensegel kann verschiedene Sitzgruppen (mit und ohne Lehne) vor Sonne und Regen schützen, trotzdem ist alles offen und einsehbar.
  • Die Wege mit einem anderem Belag, einer wassergebundenen Decke, versehen, barrierefreie Wege und eine an die heutigen Bedürfnisse angepasste Struktur der Wege schaffen, keine „Treppe ins Nichts“.
  • Ideen von anderen einholen, beispielsweise aus der Partnerstadt Thiais, die nicht nur gärtnerisch schon immer weit vorn ist. Im dortigen neuen „Parc de cluny“ könnten beispielgebende Versionen auch von Wasserspielen die Ideen in Einbeck anregen.
  • Den Gedenkstein an August Stukenbrok sanieren, die verwitterte Schrift sichtbarer machen, den Stein prominenter erkennbarer im Park werden lassen, eventuell um ein Ergänzungsschild versehen, wer der Kommerzienrat eigentlich war.
  • Lichtinstallationen und Kunst-Skulpturen könnten den Stukenbrokpark zu jeder Tageszeit attraktiver machen
  • Die Bücherei zu ihrem „Vorgarten“ hin öffnen, direkter Durchgang in den Stukenbrokpark.

Und dann finde ich eine Idee so charmant, dass ich mich über eine Umsetzung noch in diesem Sommer sehr freuen würde: Lese-Liegestühle vor der Stadtbibliothek. Ich musste gestern immer direkt an den Hansetag in Lübeck vor einem Jahr denken, bei dem es neben der vielen in Erinnerung gebliebenen Beteiligung Einbecks (Mein Blog „Hansetagblogger“ dokumentiert das) auch vor dem Holstentor eine Wiese mit Liegestühlen, Sitzsäcken, Luftmatratzen und Hockern gab, gesponsert vom örtlichen Kreditinstitut und sehr gut angenommen. Auch, wenn man eine temporäre Veranstaltung nicht mit einem dauerhaften Angebot vergleichen kann: Ein Versuch wäre es wert!

Liegewiese beim Hansetag 2014 in Lübeck vor dem Holstentor mit Liegestühlen und Sitzsäcken.

Liegewiese beim Hansetag 2014 in Lübeck vor dem Holstentor mit Liegestühlen und Sitzsäcken.

 

Vergeudet, verzögert, vorgeprescht

Bald kommen die Bagger und reißen diese Häuser ab.

Bald kommen die Bagger und reißen diese Häuser des Hauses der Jugend in Einbeck ab.

Nach dem ersten Treffen der Arbeitsgruppe „Zukunftsstandort Haus der Jugend“ hat sich heute die Einbecker SPD zu dem Thema zu Wort gemeldet (Wortlaut: SPD_Presse HdJ 13.01.2014) und deutlich mehr Tempo bei der Standortentscheidung gefordert. Vertreter der sozialdemokratischen Ratsfraktion waren bei dem Ortstermin im Gemeindezentrum der Neustädter Gemeinde St. Marien am Sülbecksweg und im ehemaligen Flüchtlingswohnheim am Kohnser Weg vergangenen Sonnabend dabei – genauso wie Vertreter der GfE und der Grünen.

„Leider hat von Seiten der CDU und der FDP niemand an den Gesprächen teilgenommen“, bedauert SPD-Fraktionschefin Margrit Cludius-Brandt: „Diese Auseinandersetzung mit den Standorten ist zumindest für die CDU vermutlich auch nicht nötig, da von dort bereits vor Weihnachten ein Standort favorisiert wurde, ohne Konzepte, Maßnahmen und Kosten zu kennen. Das ist unverantwortlich und wenig hilfreich.“ Anstatt mit Presseartikeln vorzupreschen, wünscht sich die SPD-Fraktion vom politischen Wettbewerber eine zügige gemeinsame Arbeit, um schnell zu akzeptablen und umsetzbaren Ergebnissen zu kommen. Ich denke, dass wünschen sich auch die Jugendlichen, denn es wird ja in wenigen Tagen so sein, dass nach dem unmittelbar bevorstehenden Abriss der Nebengebäude vom jetzigen Haus der Jugend „nur noch der Rumpf übrig bleiben“ werde, wie die SPD in ihrer Mitteilung schreibt. Ein den Fortschritt bei der Suche blockierender politischer Streit wäre im Sinne der Sache nicht das, was aktuell notwendig ist.

Die SPD hätte sich im Vorfeld mehr Unterstützung (von Bürgermeisterin und Verwaltung) gewünscht, Politik und Beteiligte früher einzubinden. „Oder sind der CDU-Fraktion vielleicht schon Fakten bekannt, die den anderen Fraktionen noch vorenthalten werden?“, fragt Margrit Cludius-Brandt, die auch Vorsitzende des Jugendausschusses im Einbecker Stadtrat ist. „Auf meine wiederholten Anfragen im gesamten Jahr 2013 bekam ich jedenfalls nur vage Auskünfte.“

Die SPD-Fraktion hat in diesem Punkte recht: „Im letzten Jahr ist viel Zeit unnötig und sinnlos vergeudet worden, da verwaltungsinterne Abstimmungen zu lange gedauert haben. Das dann vorgelegte Ergebnis im Ausschuss ohne Kostenermittlungen konnte nur zu dem Ergebnis führen, dass zunächst Kosten ermittelt werden müssen. Das hätte aber auch schon weit früher geschehen können und auch müssen.“ Da muss jetzt wirklich mehr sorgfältige Eile ins Spiel kommen. Denn das entstehende Provisorium wird in der Tat vernünftige Jugendarbeit sehr schwer machen. Und auch, wenn die Mitarbeiter des Jugendzentrums engagiert und motiviert weitermachen werden: Wie lange kann man das durchhalten? Diese Frage, die der Einbecker SPD-Vorsitzende René Kopka in der heutigen Mitteilung stellt, ist durchaus berechtigt.

Die Zeit wird knapp.

Von der normativen Kraft des Faktischen

Bevor die Bagger zum Abriss kommen: das Haus der Jugend mit Sperrmüll.

Bevor die Bagger zum Abriss kommen: das Haus der Jugend mit Sperrmüll.

Einen Monat nach der jüngsten Fachausschuss-Sitzung zum Thema Zukunft des Hauses der Jugend hat sich gestern der Arbeitskreis „Rettung der Einbecker Jugend“ getroffen und dabei die drei als künftige Standorte für ein neues Jugendzentrum in Einbeck in Frage kommenden Immobilien genauer unter die Lupe genommen, sich im Gemeindehaus der Neustädter Gemeinde St. Marie am Sülbecksweg und im ehemaligen Flüchtlingswohnheim am Kohnser Weg auch vor Ort über die Objekte kundig gemacht (ein Ortstermin der Stadtbibliothek folgt am Freitag um 17 Uhr). Dabei waren Jugendliche, Stadtjugendpflege und Mitarbeiter des Jugendzentrums ebenso wie diejenigen, die es letztlich zu entscheiden haben: Ratsmitglieder von SPD, Grünen und GfE. Vertreter von FDP und CDU konnten es gestern offenbar nicht einrichten, durch ein Ratsmitglied vertreten zu sein, die CDU hatte sich ja auch bereits öffentlich für einen Favoritenstandort ausgesprochen. Vielleicht genügt ihnen das.

Dass mir das zu langsam mit diesem nächsten Arbeitskreis-Termin ging, habe ich hier schon erwähnt.

Jetzt kommt Tempo in die Sache, nächste Arbeitskreis-Sitzung im Haus der Jugend ist bereits am kommenden Sonnabend um 17 Uhr. Bis dahin sollen die räumlichen Anforderungen für ein Jugendzentrum in die vorhandenen Grundriss-Pläne der infrage kommenden Objekte eingezeichnet werden: als ein Teil für die Entscheidungsgrundlage der Politik, wohin das Haus der Jugend umziehen kann und soll. Eine zweiter, nicht ganz unwichtiger Teil werden die entstehenden Kosten sein, die derzeit ermittelt werden.

Die Entscheidung über den Zukunftsstandort wollen die Politiker in ihrer Fachausschuss-Sitzung am 25. März treffen. Damit ist kundigen Beobachtern klar, dass imgrunde nur noch Zeit bleibt bis Anfang März, um die Entscheidung vorzubereiten bzw. zu beeinflussen. Denn im Vorfeld der Ausschuss-Entscheidung läuft wie immer das normale Politik-Procedere: Diskussionen in den Fraktionen, Fristen für Vorlagen sind einzuhalten. Auch das bedarf Zeit.

Dass es dabei zu einem großen Teil nur noch um eine Auswahl unter dem Eindruck der normativen Kraft des Faktischen gehen wird, dürfte allen klar sein, die eine Antwort auf die Frage finden: Wie schnell kann die neue Immobilie bezugsfertig sein? In wenigen Tagen schon werden die Bagger am alten Haus der Jugend anrollen und die leer stehenden Nebengebäude abreißen, um Platz zu schaffen für den Parkplatz des PS-Speichers. Dann spätestens ist das Jugendzentrum eine Großbaustelle mit begrenzten Möglichkeiten, die möglichst schnell eine neue Bleibe finden muss, um den Jugendlichen weiterhin ein gutes, attraktives Freizeit-Angebot machen zu können.

Stadtjugendpfleger Henrik Probst räumte ein, bei der Zukunftsplanung für das Haus der Jugend habe man sich lange auf den ursprünglich angekündigten Zeitraum von fünf Jahren verlassen, erst im vergangenen Oktober – als die Kornhaus-Stiftung ihre Pläne verändert habe – habe man an Tempo zulegen müssen und auch zugelegt.

Alle drei zur Diskussion stehenden Standorte haben Vor- und Nachteile. Unter dem Eindruck der anrollenden Bagger wird man freilich nicht mehr völlig frei, offen und unbeschwert die drei Objekte diskutieren können. Wollte man beispielsweise meinen Favoriten Stadtbibliothek auswählen, müsste man eigentlich sofort eine Lösung aus dem Ärmel ziehen, wohin denn die Bücherei ausweichen soll  – oder diese Lösung zumindest in kurzer Frist erzielen. Die Zeit hat man aber imgrunde nicht mehr. Das Gemeindezentrum am Sülbecksweg hätte Charme – auch in vielfältiger inhaltlicher Hinsicht mit Blick auf die dort bereits fest verankerte Jugendkirche Marie. Allerdings würden hier die Entscheidungswege komplexer (und damit zeitlich sehr sportlich), da bei einer Auswahl dieses Standortes die evangelisch-lutherische (Landes-)Kirche ein Wörtchen mitzureden hätte, inklusive des kirchlichen Bauamtes, ist doch das Ende der 1960-er Jahre erbaute Gemeindezentrum ein Ensemble unter architektonischem Schutz. Denn schließlich könnte das Haus der Jugend nicht einfach in vorhandene Räume einziehen, sondern müsste ein Teil-Neubau an die vorhandenen Gebäude angegliedert werden.

In der Ferne der PS-Speicher: das ehemalige Flüchtlingswohnheim am Kohnser Wegf.

In der Ferne der PS-Speicher: das ehemalige Flüchtlingswohnheim am Kohnser Weg.

Definitiv kürzer ist der Entscheidungsweg beim ehemaligen Flüchtlingswohnheim: Die zwei Gebäude am Kohnser Weg stehen leer, sie müssten saniert und umgebaut werden, aber das wäre bautechnisch möglich – das wurde gestern bekannt – soviel Substanz haben die Häuser noch. Dass die Gebäude sehr flexibel nutzbar wären für die räumlichen Anforderungen des Jugendzentrums, dass hier ein großer Außenbereich vorhanden ist und auch zusätzlich der Festplatz unmittelbar anliegt, käme noch hinzu.

Sorgfältige Eile

Trotz der von der Politik geforderten Beschleunigung bei der Suche nach einem neuen Standort für das Haus der Jugend setzt Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek auf „Sorgfalt vor Eile“, wie sie heute sagte. Laut Rathauschefin hat die Bauverwaltung durch den Verwaltungsausschuss in dieser Woche den Auftrag bekommen, einen Zeitplan aufzustellen, bis wann Kosten und Bauzustand ermittelt und vorgelegt werden können. In der Diskussion für ein neues Haus der Jugend sind die drei Alternativen Stadtbibliothek/Stukenbrokpark, Kohnser Weg/Flüchtlingswohnheim und Gemeindezentrum Sülbecksweg/Jugendkirche Marie. Da das Bauamt und seine Mitarbeiter zurzeit und für 2014 auch durch andere Projekte stark beansprucht sind, sei ein Projektplan mit Prioritäten notwendig, so die Bürgermeisterin.

Der Arbeitskreis unter Beteiligung der Jugendlichen will sich offenbar das nächste Mal am 11. Januar treffen. Die Weihnachtspause führt zu dieser weiteren Verzögerung. Ob es an diesem Sonnabend auch bereits Ortstermine in den drei zur Auswahl stehenden Objekte geben wird, ist bislang nicht bekannt. Solche Termine vor Ort sind jedoch unabdingbar, wollen die Diskutierenden einen eigenen Eindruck vom Zustand der Immobilien bekommen.

Haus der Jugend im Zentrum

Stadtbibliothek mit Flachdach.

Die 1960 erbaute Stadtbibliothek am Stukenbrokpark, rund 600 Quadratmeter groß.

Natürlich wollen und sollen alle „mitgenommen“ werden, wie das immer so schön heißt. Natürlich ist die Jugend unsere Zukunft. Fehlt eigentlich nur noch das „Kinderlärm ist Zukunftsmusik“ aus dem Stehsatz der politischen Lyrik. In der Debatte über einen neuen Standort des Hauses des Jugend hat sich heute die Einbecker CDU mit einer umfangreichen Stellungnahme zu Wort gemeldet (Wortlaut: PM Haus der Jugend 12-2013).

Die Jugend gehört ins Zentrum – nicht nur in das der Überlegungen, sondern auch räumlich gesehen, meint die CDU. Bereits in der jüngsten Sitzung des Jugendausschusses hatte sich CDU-Ratsfrau Heidrun Hoffmann-Taufall entsprechend positioniert. Wenn die Jugendlichen zustimmen, sollte konzentriert und zielorientiert an Möglichkeiten der Verwirklichung auf dem Platz gearbeitet werden, wünschen sich die Christdemokraten. Da kann man neugierig sein, wie sich der jüngst gebildete Arbeitskreis positioniert – und wann er sich erstmals treffen wird.

In der Tat ist der Stukenbrokpark in unmittelbarer Nähe zum ZOB, zur Innenstadt, zu Schulwegen und zum Parkplatz am Bahnhof bzw. Neuen Rathaus eine optimale Lage und bietet beste Voraussetzungen, wie CDU-Chef Dirk Ebrecht in der Pressemitteilung richtig schreibt. Gespannt bin ich, was die Christdemokraten mit „Denkhürden“ meinen, über die man sich hinweg setzen solle. Möglicherweise lassen sich Kooperationen verwirklichen, die Synergieeffekte hervorrufen, schreibt die CDU. Wer sagt eigentlich, dass Haus der Jugend und Stadtbibliothek nicht in einem (natürlich zu erweitertenden) Gebäude untergebracht werden können? Lesekompetenz den Jugendlichen – allen jungen Einbeckern, unabhängig von Geldbeutel und Elternhaus – zu vermitteln, ist eines der Kernthemen einer kommunalen Bücherei.

„Warum nicht neu bauen, wenn es auch finanziell sinnvoll erscheint?“, fragt die CDU. Die 50 Jahre alte Bausubstanz der heutigen Stadtbibliothek mit ihren energetischen Gegebenheiten (Flachdach) gehöre auf den Prüfstand.

Ich würde mich freuen, wenn offenbar doch noch nicht alle Zeit vertan ist, wie ich jüngst befürchtet hatte. Wenn über den neuen Standort eines Hauses der Jugend am Stukenbrokpark in akzeptabler Zeitspanne so entschieden werden könnte, dass nicht weitere Monate ziellos ins Land gehen. Sondern produktiv an dem Projekt gearbeitet werden könnte, mit allen Beteiligten. Für mich ist, wie gesagt, dieser Standort der optimalste der drei zur Wahl stehenden Varianten. Die Alternative am Kohnser Weg nur die zweitbeste.

Auch hier am Stukenbrokpark könnte man übrigens, sollte man zu der Erkenntnis kommen, dass nur ein Neubau sinnvoll infrage kommt, in mehreren Bauabschnitten bauen und Schritt für Schritt ein neues Jugendzentrum im Herzen der Stadt entstehen lassen. Vielleicht kann man in diesem Zusammenhang auch noch den vor Jahren gemachten Fehler korrigieren und den „Garten der Generationen“ aus dem Schatten des Stiftgartens dorthin verlegen, wo die Sportgeräte für alle Generationen auch sichtbar genutzt werden.

Zu sehr wie Weihnachten klingt mir der Startpunkt der Debatte, zumindest nach Lesart der CDU: Der Wunsch der Kulturstiftung Kornhaus, die 2014 den PS-Speicher gegenüber des heutigen Standorts des Hauses der Jugend eröffnen will, das Areal des Jugendzentrums zu erwerben, habe der Stadt „ein weiteres zukunftsweisendes Projekt beschert“, gemeint ist die Diskussion, wohin das Haus der Jugend ausweicht. Diese Bescherung haben manche sicherlich in anderer Erinnerung.

Haus der Jugend: Drei Standorte als Optionen

Diskussion: Drei Standorte kristallisieren sich als mögliche Orte für das neue Haus der Jugend heraus.

Diskussion: Drei Standorte kristallisieren sich als mögliche Orte für das neue Haus der Jugend heraus.

Jetzt wird’s konkreter: Die Standortsuche für ein neues Jugendzentrum in Einbeck tritt nach langen und intensiven Gesprächen hinter den Kulissen während der vergangenen Monate jetzt in eine entscheidende Phase. Bei einem Treffen des Kreises „Rettung der Einbecker Jugend“ wurden am Sonnabend die aktuellen Infos erstmals diskutiert, mit dabei waren neben Interessierten an der Jugendarbeit auch die Beschäftigten des Hauses der Jugend sowie Vertreter der SPD-, der CDU- und der Grünen-Ratsfraktionen. Der Fachausschuss für Jugend des Einbecker Stadtrates beschäftigt sich am 10. Dezember (17 Uhr, Haus der Jugend) in seiner nächsten öffentlichen Sitzung mit einer umfangreichen Vorlage zu dem Thema, das seit Ende 2012 auf der Tagesordnung steht. Denn damals hatte die Kulturstiftung Kornhaus angekündigt, für ihren 2014 öffnenden benachbarten PS-Speicher einen Hotelneubau zu planen. Zunächst war hierfür das Gelände des heutigen Jugendzentrums vorgesehen, mittlerweile ist das Hotel laut abgeschlossener Planung auf der anderen Seite des PS-Speichers positioniert. Das Areal des Hauses der Jugend soll allerdings Parkfläche für die Ausstellungsbesucher werden. Das Grundstück hat die Kornhaus-Stiftung auch bereits von der Stadt gekauft und ihr noch bis zur Umsiedlung des Jugendzentrums an einen neuen Standort mietfrei überlassen.

Die Stadtjugendpflege und die Mitarbeiter des Hauses der Jugend haben ein Konzept für die inhaltliche Ausrichtung der künftigen offenen kommunalen Jugendarbeit und eine Bedarfsanalyse in Verbindung mit einem Konzept für die Wahl eines neuen Standortes ausgearbeitet und vorgelegt (Wortlaut: AnlageBedarfsanalyseundKonzept).

Insgesamt wurden 28 Objekte als mögliche Haus-der-Jugend-Orte geprüft. Im Fokus stehen nun drei konkrete Standorte für ein neues Jugendzentrum:

Für alle drei Standorte gibt es noch keine bauamtliche Begutachtung und keine Kostenschätzungen. Diese wird der Jugendausschuss voraussichtlich am 10. Dezember in Auftrag geben. Alle drei Standorte haben Vor- und Nachteile, das Haus-der-Jugend-Team möchte zurzeit auch noch keinen Favoritenstandort nennen, sondern in einem Arbeitskreis mit Jugendlichen, Politik und Verwaltung gemeinsam alle drei genauer unter die Lupe nehmen, in Möglichkeiten denken. Heißt im Umkehrschluss auch: Es gibt nicht den einen, den optimalen Ersatzort.

Allein Größe und Lage lassen einen direkten Vergleich zwischen den drei Optionen ohnehin hinken. Das heutige Haus der Jugend hat 1200 Quadratmeter Nutzfläche, die Stadtbibliothek mit Außenfläche am Stukenbrokpark hat 650 Quadratmeter Nutzfläche, das Gemeindehaus der Neustädter Kirchengemeinde am Sülbecksweg hat 400 Quadratmeter Nutzfläche mit großem Außenbereich in direktem Wohnumfeld, das Flüchtlingswohnheim am Kohnser Weg hat 800 Quadratmeter Nutzfläche auf einem 2700 Quadratmeter großen Grundstück am Rande der Stadt. Das Flüchtlingswohnheim steht leer, die Stadtbibliothek müsste zunächst einen anderen Standort in der Stadt finden und das Gebäude-Ensemble Gemeindezentrum am Sülbecksweg würde dann von der Jugendkirche „Marie“ (zieht 2014 vom Gemeindehaus ins durch die Kirchengemeinden-Fusionen frei werdende Pfarrhaus) und dem neuen Haus der Jugend gemeinsam genutzt, was für die Jugendarbeit in Einbeck einen besonderen Charme hätte.

Die Debatte ist eröffnet.

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Wo soll das neue Haus der Jugend entstehen? Der Kreis „Rettung der Einbecker Jugend“ hat darüber diskutiert.

Kampf ums Geld

Stadtbibliothek mit Flachdach.

Stadtbibliothek mit Flachdach, für die GfE ein energetisch bedenkliches Gebäude.

Der Hinweis kam pflichtschuldig von Kämmerin Christa Dammes: Bei den so genannten freiwilligen Leistungen des städtischen Haushalts 2014 dürften keine zusätzlichen beschlossen werden, ohne an anderer Stelle zu sparen, wolle man einen genehmigungsfähigen Etatplan am Ende nicht gefährden.

Im Kulturausschuss hatte Bibliotheksleiterin Antje Bach gerade eine Mediathek für Jugendliche vorgestellt, die zur Medienkompetenz von jungen Menschen beitragen soll. Der Gesamt-Medienetat der Bibliothek ist in den vergangenen fünf Jahren mehr als halbiert worden. Mit der neuen Mediathek für 14.000 Euro wolle man einen modernen Kontrapunkt setzen, um die Zielgruppe Jugendliche auch über digitale Medien zu gewinnen.

„Um diese Investition werde ich kämpfen“, sagte Rainer Koch (GfE). Bei zusätzlichem Geld für Dach oder Fenster der Bücherei „wäre ich hartleibiger“ – sprich würde es Widerstand von ihm geben, sagte Koch, der für den Finanzausschuss eine Vielzahl von zusätzlichen Anmeldungen erwartet, die dann gewichtet werden müssten.

Das passt zu einem von der GfE/Bürgerliste in der jüngsten Ratssitzung eingebrachten, von der breiten Mehrheit bei einer Gegenstimme (Dr. Reinhard Binder, FDP) beschlossenen Antrag, die Verwaltung möge bitte ein umfassendes Konzept zur Nutzung aller städtischen Liegenschaften erarbeiten. Durch Schulentwicklungsplan und Energiebericht sei deutlich geworden, welches Investitionspotenzial die Gebäude im Besitz der Stadt in Zukunft haben können. Auf der Agenda stehe das neu zu planende Haus der Jugend, eine Stadtbibliothek „in einem energetisch bedenklichen Gebäude“, so die GfE, das Mietverhältnis mit der Mendelssohn-Musikschule, der eventuelle Ankauf der Neuen Rathauses. Ziel der GfE/BL ist es, Projekte eventuell zu verbinden und „quer zu denken“, wie es Fraktionssprecher Frank-Dieter Pfefferkorn formulierte. So könne das vorhandene wenige Geld zielgerichteter ausgegeben werden. Vielleicht ergebe das Konzept ja, dass nicht alles saniert werden könne oder müsse, sondern teilweise abgerissen werden müsse, sagte SPD-Fraktionschefin Margrit Cludius-Brandt. Auch das gehöre dann zu den Wahrheiten.