Stadtwald macht der Politik wieder mehr Spaß

(c) Foto: Frank Bertram

Der Stadtwald hat bekanntlich mehrere Funktionen: Erholung, Sport, Ruhe, Märchen – aber er ist eben auch Wirtschaftswald, in dem Bäume gefällt werden und dieses Holz vermarktet wird. Wenn im Fachausschuss für Klimaschutz und Nachhaltigkeit wie in dieser Woche beim Blick auf die Forstwirtschaftsjahre 2022 und 2023 von Kalamitäten, Vorratsaufbau, Zukunftsbäumen und Bedrängern oder von Naturverjüngung die Rede ist, sind oftmals die Experten von Hiebsatz und Einschlagsmengen unter sich. Früher ein deutlicher Verlustbringer, macht der insgesamt 565 Hektar große Einbecker Stadtwald auf der Hube, seit 2020 vom Forstamt Moringen und Stadtförster Jonas Fürchtenicht und seinem Team bewirtschaftet, nach meinem Eindruck in der Ausschusssitzung der lokalen Politik wieder deutlich mehr Spaß. Zwar steht noch immer ein Minus in den Bilanzen, aber dieses ist deutlich geringer geworden. Und die Richtung der Entwicklung stimme, wie Vertreter der großen Fraktionen einig waren.

Im Jahr 2022 sind im Einbecker Stadtwald 2488 Festmeter Holz eingeschlagen worden, vor allem (2140 Fm) Buchenholz. 16 Prozent des Einschlags sind auf Dürre zurückzuführen. Das solle aber nicht irritieren, sagte Stadtförster Jonas Fürchtenicht im Fachausschuss, er kenne andere Wälder, in denen dieser Anteil bei über 70 Prozent liege. Im aktuellen Forstjahr sind insgesamt 3440 Festmeter vorgesehen, bis dato sind bereits 1320 Fm eingeschlagen, berichtete der Förster. Damit komme man auch wieder deutlich näher an den seit 2018 geltenden so genannten jährlichen Hiebsatz von 3900 Fm heran. Nicht immer könne aber soviel Holz eingeschlagen werden wie geplant oder gefordert, beispielsweise warte er für den Einbecker Wald seit November auf den Einsatz eines Harvesters, diese Spezialgeräte seien momentan sehr schlecht zu bekommen, weil diese Dienste sehr gefragt seien, sagte Fürchtenicht.

2022 hat die Stadt Einbeck mit dem Stadtwald rund 160.000 Euro eingenommen, vor allem durch Holzverkauf (126.000 Euro), dieser ist übrigens auch online möglich (hier über das Forstamt Moringen). Dem stehen Ausgaben von rund 105.000 Euro gegenüber, wodurch sich ein rechnerisches Plus von 55.000 Euro ergibt. Berücksichtigt in dieser Rechnung sind zwar schon die 35.000 Euro, die das Forstamt Moringen für die Bewirtschaftung erhält, allerdings nicht die Personalkosten. Wenn alles jenes berücksichtigt wird (also z.B. auch die Reparaturen von Schutzhütten, die Personalausgaben beim städtischen Personal), bleibt unterm Strich für den städtischen Haushalt ein Minus von rund 50.000 Euro übrig. Im aktuellen Forstjahr 2023 rechnet der Stadtförster mit Einnahmen von 237.000 Euro und Ausgaben von 135.000, wodurch sich bereits ein rechnerisches Plus von rund 102.000 Euro ergibt, am Ende (in der Haushaltsbilanz) dürfte zumindest eine rote Null nahe sein.

Die Stadt Einbeck wird per Ratsbeschluss voraussichtlich im März eine Förderung nach dem so genannten klimaangepassten Waldmanagement beantragen. Die Empfehlung hat der Ausschuss einstimmig gegeben. Stadtförster Jonas Fürchtenicht sieht die geforderten Bedingungen als erfüllbar an, wie er ausführlich erläuterte. Der Förderantrag sei zwar „bürokratisch, aber machbar“, wie er sagte, er habe für andere Wälder bereits solche Anträge gestellt. Wenn der Stadtwald Einbeck sämtliche zwölf aufgestellten Kriterien erfüllt, und das tue er, können im ersten Jahrzehnt bis zu 52.000 Euro pro Jahr beantragt werden. Im zweiten Jahrzehnt, sobald „nur“ noch Kriterium 12 zu erfüllen ist und gefördert wird, könnten immer noch bis zu 2644 Euro pro Jahr geltend gemacht werden, berichtete die Förster. Insgesamt kommen in 20 Jahren damit rund 550.000 Euro an Förderung zusammen. Das Kriterium 12 sieht vor, dass auf fünf Prozent der Waldfläche eine für 20 Jahre aus der Nutzung genommene natürliche Waldentwicklung stattfinde. Der bereits vorhandene und ausgewiesene „Märchenwald“ ist mit 37,7 Hektar sogar bereits heute größer als die in dem Förderprogramm für das zweite Jahrzehnt geforderten 26,4 Hektar.

Seit November können Waldbesitzer die Förderung „Klimaangepasstes Waldmanagement“ beantragen. Ziel sind Klimaschutz und Anpassung der Wälder an den Klimawandel. Nur klimaresiliente Wälder seien dauerhaft in der Lage, neben CO2-Bindung auch die anderen Ökosystemleistungen (z. B. Schutz der Biodiversität, Erholung der Bevölkerung, Erbringung von weiteren Gemeinwohlleistungen sowie die Rohholzbereitstellung) zu erfüllen, erläuterte Fürchtenicht.

Weitere Kriterien, die bei der Förderung zu berücksichtigen sind, ist unter anderem ein Vorrang für die Naturverjüngung, sofern klimaresiliente, überwiegend standortheimische Hauptbaumarten in der Fläche auf natürlichem Wege eingetragen werden und anwachsen. Außerdem sollen Stadien der natürlichen Waldentwicklung und Wälder insbesondere aus Pionierbaumarten bei kleinflächigen Störungen zugelassen werden. Die Buche wachse im Schatten der Birke beispielsweise besser. Ein weiteres Kriterium ist der Verzicht auf Kahlschläge. Die Vielfalt an Totholz sowohl stehend als auch liegend und in unterschiedlichen Dimensionen und Zersetzungsgraden soll erhöht werden. Weiteres Kriterium der Förderung ist Kennzeichnung und Erhalt von mindestens fünf Habitatbäumen oder Habitatbaumanwärtern pro Hektar, welche zur Zersetzung auf der Fläche verbleiben. Auf Düngung und Pflanzenschutzmittel soll verzichtet werden, fordert das Förderprogramm. Das alles erfülle man bereits.

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Holzstapel im Einbecker Stadtwald auf der Hube.

Nachtrag 16.03.2023: Der Stadtrat hat den Antrag für Klimaangepasstes Waldmanagement einstimmig beschlossen.