Goetheschule: Kompletter Neubau auf ehemaliger Kleingartenanlage am Hubeweg?

(c) Foto: Frank Bertram

Bei den seit Monaten diskutierten Alternativen für eine geplante Erweiterung der Goetheschule Einbeck ist heute erstmals das Gelände der ehemaligen Kleingartenanlage am Hubeweg als möglicher Standort aufgetaucht. Bekannt wurde außerdem, dass das Kreishaus bereits seit November tiefergehende Verhandlungen über genau diesen Standort führt, unter anderem mit der Eigentümerin des Areals, der Klosterkammer Hannover, die von sich aus das Grundstück angeboten habe. In den vergangenen Monaten wurden für die Fläche am Hubeweg nördlich des dortigen Schulzentrums außerdem eine Baugrunderkundung sowie eine Verkehrs-Machbarkeitsstudie erstellt. Bei seiner nächsten Sitzung am 30. Mai hat der Kreistag-Bauausschuss damit eine breite Grundlage für eine Entscheidung zwischen zwei Varianten, die die Kreisverwaltung vorschlägt: den Raumbedarf der Goetheschule durch den Abbruch und den Neubau des Anbaus an der Schützenstraße zu decken (Baukosten circa 24,6 Millionen Euro) oder durch einen Neubau des gesamten Schulkomplexes am Standort „ehemalige Kleingartensiedlung am Hubeweg“ (Baukosten circa 25,7 Millionen Euro). In den Kostenschätzungen sind laut Kreisverwaltung Preissteigerungen bis 2025/26 berücksichtigt. Laut Landkreis sind die Schülerzahlen des Einbecker Gymnasiums von aktuell 658 Schülern rückläufig mit prognostizierten Zahlen von 633 im Jahr 2027. Früher wird ohnehin keine der Varianten Realität.

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Nördlich der aktuell in Bau befindlichen Erweiterung der Löns-Realschule am Hubeweg liegt die ehemalige Kleingartenanlage.

Denn egal, für welche Variante sich die Politik entscheidet: Schnell wird es in keinem Falle gehen. Mindestens fünf Jahre werden nach einer Entscheidung noch ins Land gehen, bevor neue Räume bezugsfertig sein können – mit mehr oder weniger großer Beinträchtigung des Schulalltags.

Für die Variante „Abbruch und Neubau des Anbaus Schützenstraße“ ist eine Interimsschule (Containerbau) für die Flächen des Anbaus für die gesamte Bauzeit erforderlich; geplant sind diese Container auf einer Fläche des Schulzentrums am Hubeweg, eine zwischenzeitliche Variante Festplatz Kohnser Weg wurde verworfen, durch die Container für 21 Monate entstehen rund 2,5 Millionen Euro Zusatzkosten. Eine offene Lernlandschaft ist bei dieser Variante zumindest in dem neu errichteten Anbau möglich, wenn die Fachunterrichtsräume im Altbau untergebracht werden. Für Architektenwettbewerb und konkretisierende Fachplanungen kalkuliert das Kreishaus rund drei Jahre, die anschließende Abbruch- und Neubauzeit wird auf rund zwei Jahre geschätzt. Anschließend erfolgt die etagenweise Sanierung des Altbaus. Hierzu wird der Standort Seminarstraße/Langer Wall als Interimsstandort für den Altbau genutzt. Die Sanierungszeit des Altbaus bedarf zusätzlich mindestens zwei Jahre. Damit wären wir im Jahr 2030.

Mit der Variante „Neubau am Standort ehemalige Kleingartensiedlung am Hubeweg“ würde der Standort Schützenstraße aufgegeben und ein neuer Schulkomplex auf dem Erbpacht-Grundstück der Klosterkammer errichtet. Mit dem Neubau können auf der gleichen Fläche (analog der Flächen von Alt- und Anbau zzgl. Aufstockung) mehr pädagogische Räume geschaffen werden. Auch können Barrierefreiheit und Brandschutz bereits in der anfänglichen Planung berücksichtigt werden. Für diese Variante wird keine Interimsschule erforderlich, ein störungsfreier Umzug in den Ferien ist gewährleistet. Mit dieser Variante kann zudem eine offene Lernlandschaft für ein zukunftsfähiges Schulkonzept umgesetzt werden. Unter Einsatz regenerativer Energien wird der Neubau im Passivhausstandard errichtet und werden Folgekosten minimiert. Für Architektenwettbewerb und weitere Planungen kalkuliert das Kreishaus auch hier drei Jahre ein. Die Errichtung des Neubaus wird auf circa zwei Jahre geschätzt. Vor 2028 wäre keine Fertigstellung zu erwarten.

Laut Landkreis Northeim steht die Klosterkammer einer Nutzung und somit Verpachtung zu Schulzwecken „offen und positiv gegenüber“, wie es in den Beratungsunterlagen heißt. Das Kreishaus hat für den möglichen Neubaustandort „ehemalige Kleingartensiedlung am Hubeweg“ ein Bodengutachten sowie eine verkehrliche Machbarkeitsstudie erarbeiten lassen. Fazit: Das Gelände ist nicht belastet und für einen Neubau geeignet. Auch aus verkehrlicher Sicht ist der Standort am Hubeweg für den Neubau des Gymnasiums ideal, zumal die neu ausgebaute Bushaltestelle an der Löns-Realschule mitgenutzt werden könne. Die Experten empfehlen einen weiteren Radweg entlang des Hubwegs und eine zusätzliche Ampel. Die berechneten zusätzlichen 500 Autofahrten pro Tag könne die vorhandene Infrastruktur aufnehmen, schreiben die Gutachter. Der Hubeweg nimmt heute zwischen 3.800 Kfz in 24 Stunden nördlich der Straße Am Weidenfeld und 7.500 Kfz in 24 Stunden südlich der Friedrich-Ebert-Straße auf.

Bedenken, ein Neubau nördlich des Schulzentrums am Hubeweg könnte negative Auswirkungen auf die Frischluftschneise entlang des Hubeweges haben, wie das ein siedlungsklimatisches Gutachten von 1991 nahelegte, zerstreut der Landkreis nach Rücksprache mit dem damals beauftragten Büro. Die abfließende Kalt-/Frischluft könne den neuen Baukörper der Goetheschule beidseitig umströmen, ein Luftmassenzustrom entlang der Frischluftleitbahn des Borntals in Richtung der Ventilationsbahn entlang des Hubeweges sei weiterhin im bisherigen Umfang möglich.

Schnell verworfen, weil ungeeignet als Neubaustandort wurde eine Fläche westlich der Ivenstraße in Einbeck. Genutzt werden müssten Auslaufflächen für die untergestellten Pferde des Reit- und Fahrvereins Einbeck. Eine Kündigung des bestehenden Pachtverhältnisses der Flächen würde aus Sicht der Stadt Einbeck den Fortbestand des Vereins gefährden. Der Landkreis hat deshalb für dieses Areal keine weitergehenden Untersuchungen durchgeführt.

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Das Gelände westlich der Ivenstraße wurde von der Verwaltung als möglicher neuer Goetheschulstandort verworfen.

Mit Spannung erwarten Beobachter die Diskussion und eine mögliche Entscheidung zwischen den beiden vorliegenden Varianten. Laut Fahrplan soll am 9. Juni bereits der Kreistag entscheiden. Ob es so schnell kommen wird, bleibt abzuwarten. Entgegen der Darstellung in der umfangreichen, 128-seitigen Verwaltungsvorlage für den Bauauschuss hat sich die Stadt Einbeck gegen eine Rücknahme der Goetheschulgebäude ausgesprochen. Der Landkreis schreibt allerdings auch etwas von Überlegungen, nach dem Schulauszug in dem Altbau an der Schützenstraße bisherige Landkreis-Angebote aus Drüber (Kreisvolkshochschule) und Hullerser Straße (KfZ-Zulassungsstelle) im heutigen Altbau der Goetheschule zu konzentrieren, damit man die anderen Immobilien gut veräußern könnte.

Lesenswert ist auch das aktuelle Meinungsbild des Kollegiums der Goetheschule, das der Politik heute ebenfalls vorgelegt wurde. Eine knappe Mehrheit spricht sich für einen Neubau am alten Standort aus.