SPD feiert ihren Uwe

Er war 36 Jahre Mitglied im Landtag und ist seit 50 Jahren Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Die SPD im Landkreis Northeim feierte jetzt Uwe Schwarz (66) – an der Stelle, an der er erst im Dezember zum Ehrenbürger ernannt worden war. Im Rosencafé des Klosters Brunshausen kamen Freunde, Weggefährten und Begleiter zusammen, würdigten das politische Leben eines Mannes, für den seine Heimatstadt Bad Gandersheim und seine Familie immer an erster Stelle stehen. Das bisherige politische Leben, denn Schwarz ist aktuell ja Kreistagsfraktionschef und damit aktiv. „Hin zu wieder habt ihr bei den Lobeshymnen extrem übertrieben“, sagte der Geehrte in seinen Dankesworten. „Das Negative habt ihr weggelassen, es hat auch mal geknallt.“ Legendär ist der Auftritt eines gewissen Gerhard Schröder im Bad Gandersheimer Kurhaus vor der Landtagskandidatur 1986. Schwarz und Schröder haben sich lautstark die Meinung gesagt, am Ende hat Schröder Schwarz die Landtagskandidatur angeboten.

René Kopka (l.) überreichte Uwe Schwarz ein Foto des jungen MdL Uwe Schwarz.

Olaf Lies, stellvertretender SPD-Landesvorsitzender und Wirtschaftsminister, zählt Uwe Schwarz zu seinen Vorbildern, von denen er viel gelernt habe, wie er sagte. „Uns Uwe“, das sei keine billige Kopie der Hamburger Fußball-Legende, nach der Uwe Schwarz seinen Vornamen erhalten hat. Sondern ein Gefühl, es kümmere sich jemand, habe ein offenes Ohr für die Probleme, sagte Lies. Uwe Schwarz habe Verantwortung übernommen, über den richtigen Weg gestritten – und zwar immer mit einer „tiefen Argumentationsqualität“, wie Lies es formulierte. „Streitbarkeit prägt die SPD, sonst wären wir bei einer Tupperparty“, meinte Lies launig. Solidarität und Streit – das sei beides wichtig, genauso wie neue Wege und Schöpfen aus Erfahrungen dies sei. In der politischen Auseinandersetzung sei nicht wichtig, lauter und böser zu sein, sondern klüger und besser.

Dass Uwe Schwarz keiner politischen Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen ist, berichtete auch Frauke Heiligenstadt. Dessen „engagierte Wortbeiträge“ in der Landtagsfraktion seien bekannt gewesen, Schwarz habe nie ein Blatt vor den Mund genommen, erst recht nicht innerhalb der Partei und Fraktion, nicht hinter verschlossenen Türen, aber auch nicht auf öffentlicher Bühne. Die heutige Bundestagsabgeordnete und ehemalige MdL, die als SPD-Chefin im Landkreis seine Nachfolgerin ist, wurde von Uwe Schwarz einst für eine Landtagskandidatur gewonnen. Wie hartnäckig der Bad Gandersheimer damals am Telefon gewesen sein muss, können die Zuhörer der Veranstaltung im Rosencafé jetzt ahnen.

Uwe Schwarz ist wegen Willy Brandt mit 16 in die SPD eingetreten, wegen des damals propagierten Wandel durch Annäherung mit dem Osten. Die SPD habe heute keinen Grund, sich für ihre Ostpolitik zu entschuldigen, habe diese Politik doch über Jahrzehnte Frieden geschaffen. Wer heute, unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges sage, „wie konntet ihr nur mit den Russen“, der habe nichts verstanden. „Ich bin stolz darauf und lasse mir das nicht kaputtreden“, sagte Schwarz. Damals sei die Politik von der Kriegsgeneration geprägt gewesen, der „Nie wieder“-Generation. Diese Erfahrungsgeneration eines Willy Brandt fehle heute.

Und als Uwe Schwarz vor 50 Jahren Mitglied geworden war, „wollte ich auch mitmachen, wollte keine Karteileiche sein, dafür war der Mitgliedsbeitrag zu teuer“, erzählte er. Er habe gelernt, zu seiner Position zu stehen, bei besseren Argumenten diese auch durchaus mal zu korrigieren. Mit Rechtspopulisten könne es keine Dialog geben. Aber deren Aussagen, deren Hass und Hetze, dürften nicht unkommentiert bleiben, appellierte Schwarz an seine Sozialdemokraten. Die Plattheit der Populisten verfange oftmals, auch die der angeblich „Unabhängigen“, die doch vor allem Egoisten seien. „Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir es laufen lassen.“

Olaf Lies sprach die Laudatio auf Uwe Schwarz (l.).

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