Über Bande

Bei manchen „Anfragen“ in kommunalpolitischen Gremien muss manchmal durchaus die Frage erlaubt sein, ob der oder die Fragende die Auskunft nicht viel leichter mit einem kurzen Telefonat oder einem Besuch im Rathaus herausbekommen hätte. Dafür hätte es keiner Wortmeldung in öffentlicher Sitzung benötigt. Es sei denn das Ziel ist in erster Linie, politisch vorzukommen. Leider ist die Schöpfungshöhe einiger Anfragen derart niedrig, siehe Telefonat, dass viele davon keine Erwähnung in diesem Blog finden. In dem Fall, um den es hier aber gehen soll, wäre eine solche Anfrage der Betroffenen in einem Fachausschuss ein einfaches, adäquates und auch öffentlich wirksames und berichtenswertes Mittel gewesen, eine Auskunft zu erhalten oder einen Wunsch zu adressieren.

Denn der seit 2011 (!) bestehende fünfköpfige Stadtelternrat aller 18 Einbecker Kindertagesstätten, kurz StEREK, ist sogar gleich mit zwei hinzugewählten Mitgliedern im Ausschuss für Jugend, Familie und Soziales vertreten. Zwar ohne Stimmrecht, aber selbstverständlich mit Rederecht. Die nächste Sitzung des Ausschusses ist am 9. Oktober geplant, die jüngste war am 22. Mai. Das Eltern-Gremium kann also direkt selbst fragen und mitdiskutieren. Auf der jüngsten Tagesordnung des Stadtrates stand nun ein Antrag des Ratsherrn Alexander Kloss (parteilos), der sozusagen als Fürsprecher des StEREK auftrat und nach einem Gespräch mit dem Elternrat beantragte, die Satzung des StEREK zu überarbeiten, dem Elternrat ein Budget von jährlich 1500 Euro z.B. für Veranstaltungen sowie eine Internetpräsenz des Elternrates innerhalb der städtischen Website zu schaffen.

Der Antrag wurde einstimmig in genau den Fachausschuss überwiesen, in dem der StEREK selbst Sitz und Rederecht hat. „Das ist eine Schleife, die überflüssig ist“, meinte dann auch Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) im Stadtrat. Der Weg über Kloss sei „ungewöhnlich“, vielleicht sollten sich Fachausschussvorsitzende (Eunice Schenitzki, SPD), StEREK und Verwaltung einfach mal zusammensetzen und die Dinge besprechen, die zu besprechen sind, regte Tappe-Rostalski an. In der Ratssitzung übrigens ergriff kein Vertreter des StEREK kurz das Wort, obwohl der Ratsvorsitzende das sicherlich zugelassen hätte, stattdessen gab es wenige Stunden vor der Sitzung eine durchaus in Teilen irritierende schriftliche Erklärung, die mit den Worten beginnt: „Obwohl wir heute leider nicht persönlich hier vor Ort sein können, möchten wir trotzdem die Gelegenheit nutzen uns Ihnen kurz vorzustellen.“ Wie gesagt, den StEREK gibt es seit zwölf Jahren…

Alexander Kloss nahm die durchaus verständliche Kritik gleich wieder persönlich, kommentierte in seinem aktuellen Newsletter: „Ganz ohne einen Kommentar seitens der Großen Gruppe aus SPD und CDU ging es dann aber doch nicht über die Bühne. Gekränkte Eitelkeiten spielen ja oft in der Politik eine Rolle – in Einbeck bei einigen Protagonist:innen ganz besonders. So wurde in dem Wortbeitrag der GroGru-Sprecherin mehr als deutlich, dass man sich darüber ärgerte, dass der StEREK-Vorstand den Antrag über mich hat stellen lassen, statt ihn selbst im Ausschuss vorzubringen. Da scheint es die Einbeck aktuell ‚regierenden‘ Personen auch nicht zu interessieren, dass sich der StEREK-Vorstand genau diese Vorgehensweise gewünscht hatte und natürlich der Antrag und sogar mein Wortbeitrag komplett mit dem Vorstand des StEREK abgestimmt waren.“

Das nun lässt mich ratlos zurück. Ein Elterngremium, das sich nicht traut, selbst das Wort zu ergreifen? Oder ist das ganze Manöver nur der erste Schritt dazu, dass sich Kloss selbst in den StEREK wählen lässt? Immerhin, so schreibt er selbst in seinem Facebook-Post zu dem Thema, komme ja seine Tochter im Sommer in den Kindergarten.

11 Kommentare zu „Über Bande

  1. … also, ein eigenes Budget für den Stadtelternrat der Schulen wäre auch toll 🤩. Aber, Hand aufs Herz, dann soll das Geld lieber in die Kindergärten/ Schulen fließen, damit es den Kindern zu Gute kommt… siehe Dauerthema Erneuerung der Spielgeräte. Es gibt regelmäßig tolle Angebote für uns Eltern an Vorträgen und Workshops… nur die Beteiligung ist manchmal sehr mager.
    Liebe Grüße an die Kollegen vom Stadtelternrat der Kindergärten hier in Einbeck: ihr schafft es auch alleine, Euch zu positionieren, ohne die politische Bühne so zu bespielen 😉

    1. Sehr geehrter Herr Strohmeyer,
      Als Mitglied des StEREK möchte ich darauf hinweisen, dass der Sachverhalt keineswegs so ist, wie er hier ausgelegt wird. Deutlich betonen möchte ich unbedingt, dass wir das Geld nicht für uns sondern für unsere Arbeit beantragt haben. Damit wir den Kindern auch weiterhin Mitmachkonzerte und andere Veranstaltungen ermöglichen können.
      Über den restlichen Sachverhalt können wir uns gerne im privaten Rahmen austauschen.
      Freundlich grüßend,
      Annemarie Weber

  2. Sehr geehrter Herr Bertram,
    vielen Dank für Ihre konstruktive Kritik, welche wir gerne annehmen! Unser seit 2011 bestehender StEREK ist, zu meiner persönlichen Begeisterung, derzeit mit fünf äußerst motivierten und engagierten Mitgliedern besetzt. Wir haben einige Punkte auf unserer Agenda, um die ehrenamtliche Arbeit des StEREK langfristig deutlich zu verbessern und sichtbarer zu machen, um damit allen Eltern der in Einbecker Kindertagesstätten betreuten Kinder mehr Benefits in verschiedenen Formen zu ermöglichen! Politisch stehen wir damit erst am Anfang unserer Arbeit. Wir sind gerne bereit Seitenhiebe, welche uns eine qualitative Verbesserung unserer Arbeit aufzeigen können, anzunehmen. Diesbezüglich freuen wir uns zukünftig über eine persönliche Kontaktaufnahme, um Unklarheiten, warum wir welchen Weg gegangen sind und warum wir nicht anwesend waren, für Sie oder auch andere Interessierte zu beseitigen.
    Hierzu können Sie uns gerne unter unserer neuen, offiziellen Mailadresse StEREK.Einbeck@gmail.com kontaktieren und damit könnten Sie dann künftig Ihrer Berichterstattung ohne Fehlinformationen und journalistisch korrekt recherchiert weiter nachkommen. So können wir dann in Zukunft in gewisser Weise gemeinsam voneinander partizipieren.
    Wir freuen uns ggf. auf einen gemeinsamen Austausch, zur Verbesserung unserer Arbeit, von der dann zukünftig alle Eltern der in Einbecker Kindertagesstätten betreuten Kinder profitieren können.
    Im Namen des StEREK-Vorstandes, herzlichst
    Cordula Sauerbrei

  3. … ich schätze es sehr, in einem Land zu leben, in dem jeder frei, ehrlich und offen seine Meinung äussern kann. Umso größer ist mein Interesse am Zeitgeschehen, im „KLEINEN als auch großem“.
    Herr Bertram, ich habe erstmalig diesen, Ihren „politblog“ besucht.
    Den ersten Satz verstehe ich tatsächlich Wort für Wort.
    Doch dann wird es schwierig.
    Ich lese daraus, dass Sie der Meinung sind, dass der Stadtelternrat – StEREK, alles falsch gemacht hat. Das kann und will ich nicht beurteilen. Sie scheinbar können es.
    WICHTIG ist mir etwas andere.
    In Deutschland sind fast 40% (fast 23 Millionen) Menschen ehrenamtlich „unterwegs“.
    Wie heisst es so schön, am Gemeinwohl orientiert!
    Und dann lese ich Ihren Bericht.
    Mein Eindruck ist, dass es in diesem Bericht nicht um die Sache geht, sondern unter der Gürtellinie auszuteilen.
    Selbst Provinzjournalismus darf nicht derartig despektierlich sein!
    Namen wie Peter Mossleitner (P.M) oder Irina Ludewig Mettmann werden Ihnen, Herr Bertram, vermutlich nichts sagen. Herrn Mossleitner durfte ich Ende der 70er kennenlernen. Irina war meine Freundin. Von daher sind mir die Grundregeln des Journalismus durchaus bekannt.
    Vor allem die Wahrung der Menschenwürde!
    @Herr Strohmeyer … wenn ein eigenes Budget für den Stadtelternrat toll wäre, nicht Hand aufs Herz, sondern AUCH … Natürlich schafft es der Stadtelternrat, doch Bühne, auch politisch kann nie schaden, denn, wer nicht groß träumt, bleibt ewig klein.
    @Frau Sauerbrei … Woody Allen sagte mal: Ich denke viel an die Zukunft, weil es der Ort meines Lebens ist, wo ich den Rest meines Lebens zubringen werde.
    Tolle Arbeit, die Sie und alle Beteiligten, im Sinne aller Kinder, machen!
    @Herr Bertram, ich finde … die Schöpfungshöhe für eine Entschuldigung ist erreicht …
    Danke für ihre Aufmerksamkeit
    Christiane Busch

    1. Den Begriff Provinzjournalismus sollten Sie noch einmal überdenken und zurückziehen. Im Jahr 2022 sind 52 Journalistinnen und Journalisten in Ausübung ihres Berufes getötet worden. Hier in Deutschland ist Berichterstattung ohne Repression möglich, wenngleich auch hier Journalisten bedroht und beleidigt werden.
      Ich bin froh, dass wir hier in Einbeck eine breite Medienlandschaft haben, die sich auch der kommunalpolitischen Themen annimmt. Das ist im ländlichen Raum nicht überall in der Qualität und Quantität so der Fall.
      Und in dem Text wird nur die Gefahr zum Ausdruck zum Ausdruck gebracht worden, dass ein Einzelner die Arbeit des StEREK für seine eigenen Zwecke okkupiert. Das muss man nicht teilen, aber trotzdem ist die von Ihnen benutzte Schmähung nicht hinnehmbar.
      Mit freundlichen Grüßen
      Peter Traupe

  4. Über den journalistischen Anspruch, Stil und Inhalt der Einbecker Medien gibt es bekanntermaßen sehr unterschiedliche Ansichten; die Einen sagen Hofberichterstattung, die Anderen sagen deskriptiv oder gar konstruktiv kritisch.
    In dem obigen Artikel finde ich allerdings die Schlussbemerkungen zu bzw. über Herrn Kloss vollkommen fehl am Platz, tendenziös, unpassend und aus dem Kontext gerissen (der StEREK wurde doch erst kürzlich neu gewählt). Überlassen Sie doch bitte die Polemik, persönliche Spitzen und unsachliche Attacken den politischen Haudrauf-Spezialisten im Einbecker Stadtrat und deren Fürsprechern.
    Danke, Ralf Rybarczyk

    1. Wo sind wir bloß hingekommen? Da werden öffentlich Journalisten geschmäht und Menschen, die sich ehrenamtlich politisch engagieren, gleich mit. Kein Wunder, wenn die Ränder immer mehr Zulauf haben.

  5. Biedermann und die Brandstifter! In der Familie Traupe gibt es mit Ihnen nun also schon zwei politische Berserker, die riesige Probleme damit haben, ihre Ansichten sachlich richtig und zugleich in einer angemessen kultivierten Weise zu präsentieren. Dass Sie (und damit auch die SPD) sich mit jedem regelwidrigen Tiefschlag gegen Alexander Kloss politisch selbst ins Knie schießen, hat sich Ihnen und der Führungsriege der Einbecker Sozialdemokratie offensichtlich immer noch nicht erschlossen. Da hilft es auch nicht, dass eine mit der SPD in der Groko verbandelte CDU-Ratsfrau sich darüber ereifert, dass freche Bürger und Bürgerinnen sich gleich an Alexander Kloss wenden statt sich sozusagen auf dem Dienstwege zunächst an sie als zuständige Ausschussvorsitzende zu wenden! Woran – in aller Welt – könnte das bloß liegen? Und vergessen Sie nicht: Diejenigen, die sich verbal nicht so gut gegen überforderte Politiker und deren unsinnige Entscheidungen wehren können, wählen zu meinem großen Bedauern inzwischen die Krawallnicks von der AfD. Mit Heulen, Zähneklappern und abenteuerlichen Schuldzuweisungen an unschuldige Dritte werden die etablierten Parteien dieser Herausforderung nicht begegnen können.

    1. Herr Koch, wenigstens meinen Vater, der aufgrund seines hohen Alters das politische Geschehen nicht mehr erfassen kann, nehmen Sie bitte von Ihren Beleidigungen und Unverschämtheiten aus.
      Ich selbst halte es hinsichtlich Ihrer Person mit dem Sprichwort von der Eiche und der Wildsau.

  6. Herr Traupe, dass wir in sehr unterschiedlichen Ligen spielen, dürfte wohl inzwischen allen Leserinnen und Lesern mehr als deutlich geworden sein. Ich frage mich allerdings, wieso Sie die publizistische Verantwortung für das unter dem Namen Ihres Vaters veröffentlichte Pamphlet gegen Alexander Kloss („noch nie solchen Schwachsinn gelesen“) nicht selbst übernommen haben. Und da Sie so gerne unschuldige Sprichworte für Ihre Zwecke missbrauchen, möchte ich zu bedenken geben, dass zwar selbst ein blindes Huhn gelegentlich ein Korn findet. Auf Ihre Person angewendet, muss das allerdings als eine viel zu optimistische individuelle Beurteilung angesehen werden. Bei Bedarf erkläre ich Ihnen gern, wie das zu verstehen ist.

    1. Sehr geehrter Herr Koch,
      ich habe bewusst ein wenig gewartet in der Hoffnung, dass Sie Ihren Fehler selbst bemerken würden. Da das aber offenbar nicht der Fall ist: Können Sie uns in einer anderen Liga spielenden Lesern bitte mal zeigen und belegen, wo denn ein „Pamphlet“ unter dem Namen von Peter Traupes Vater veröffentlicht sein soll? Ich habe das jedenfalls nicht gefunden, die Anmerkungen stammen von Peter Traupe selbst, und er steht dazu ja unverändert mit seinem Namen. Ihre Anmerkung ist also nicht nur falsch, sondern eine Unverschämtheit.

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