Service-Bahnhof?

CDU-Fraktion auf Gleis 2: Was passiert, wenn das Service-Personal abgezogen wird?
CDU-Fraktion auf Gleis 2: Was passiert, wenn das Service-Personal abgezogen wird?

Vielleicht bekommt ja auch Einbeck City bald wieder einen Bahnhof mit Verkehr. Jedenfalls hat die Stadt seit der Fusion mit Kreiensen schon heute eine Verkehrsstation, wie das die Deutsche Bahn AG nennt, mehr erhalten, ist ein Mittelzentrum mit zwei Bahnhöfen. Kreiensen ist dabei mit täglich 88 haltenden Personenzügen (knapp 3000 Aus- und Umsteiger) auch der Bahnhof mit deutlich mehr Verkehr und Frequenz als der in Salzderhelden (54 haltende Personenzüge, davon 38 Metronom-Züge, insgesamt rund 1000 Ein- und Aussteiger täglich).

Beide Bahnhöfe werden seit Monaten umgebaut. Was nicht nur bei Fahrgästen für Unmut sorgt, weil die Bauarbeiten für Beobachter undurchschaubar zögerlich schleppend voran kommen. Die Einbecker CDU-Stadtratsfraktion hat sich jetzt am Bahnhof Kreiensen umgesehen, geführt vom Bahnhofskenner Jochen Prochnow, in Salzderhelden habe man das vor einiger Zeit bereits getan, sagte Fraktionschef Dirk Ebrecht an Gleis 2. Die Bahn AG hat die Inbetriebnahme des Bahnhofs Kreiensen für den 9. Mai angekündigt. Das scheint ein sportliches Ziel, wie sich die Christdemokraten bei fehlenden Dachelementen und noch nicht gefliesten Treppen am Freitag Nachmittag überzeugen konnten. Zuletzt hatte die Bahn die Fertigstellung auch für Anfang Juli angegeben.

Was aber die CDU-Fraktion besonders ärgert, ist der offenbar bevorstehende Abzug des Personals aus dem Bahnhof in Kreiensen – und auch die Informationspolitik der Bahn. Eine entsprechende Anfrage nach dem Personal in Kreiensen hatte Fraktionsmitglied Beatrix Tappe-Rostalski in der Ratssitzung Mitte März gestellt. Während Bahnhofsmanager Detlef Krusche (Göttingen) bereits Ende März auf meine Anfrage hier und hier bestätigte, dass es ab 2015 kein Personal mehr in Kreiensen geben werde, hätten die Ratsmitglieder immer noch keine offizielle Auskunft von der Verwaltung bzw. der Bahn, erklärte Beatrix Tappe-Rostalski bei Bahnhofs-Ortstermin.

Und ohne Service-Personal werde die Situation für Umsteiger schwieriger, wie sich die Fraktionsmitglieder live informieren konnten. Da helfen auch gerade für Ältere oder in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen keine digitalen Anzeigetafeln oder Handy-Apps. Während ein Nord-Süd-Zug mehrere Minuten verspätet eintraf, war der Ost-West-Zug schon abgefahren, der sonst von den Umsteigern zügigen Schrittes von der hannoverschen auf die braunschweigische Bahnhofsseite erreicht werden kann. Die Folge: Eine Stunde warten. Der Service-Mitarbeiter vor Ort konnte hier informieren und individuell Auskünfte geben. Und wie Fraktionsgeschäftsführer Andreas Büssenschütt mitteilte, kam direkt nach dem Besuch der CDU-Fraktion am Bahnhof erneut ein Zug aus Göttingen verspätet an, hier hätten die Umsteiger gar mehr als zwei Stunden auf den Anschlusszug warten müssen. Der vor Ort tätige Mitarbeiter der Bahn habe es organisiert, dass die 25 Umsteiger in Richtung Holzminden von einem Bus abgeholt und weiter transportiert wurden, erklärte Büssenschütt und fragt: „Wer regelt so etwas, wenn auf dem Bahnhof mit täglich fast 3000 Umsteigern kein Personal mehr vor Ort ist?“